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lehre:sose2016:sozialwissmeth:analysen:tandem01



Tandem 01

  • Tandempartner 1: Lisa Gräff
  • Tandempartner 2: Selina Groll

Endfassung

Theoretische Vorannahmen und Untersuchungsgegenstand

Der Untersuchungsgegenstand in der Arbeit von Iris Bockermann ist der Einsatz digitaler Medien im Unterricht (vgl. Bockermann, 2012, S. III). Zu Beginn ihrer Arbeit beschreibt die Autorin anhand von Literatur ein Vorverständnis, das für ihre Untersuchungen relevant ist (vgl. Bockermann, 2012, Kapitel 2 und 3). Dieses Vorgehen schließt laut Flick das Prinzip der Offenheit und damit auch die Grounded Theory aus (vgl. Flick, 1995, S. 150). Desweiteren sind keine Merkmale für eine Hypothesenbildung sowie die Bildung eines theoretischen Modells auffindbar, womit um nach den Argumenten von Flick zu bewerten, keine Modellbildung angewendet wurde (vgl. Flick, 1995, S. 150). Somit lässt sich das Vorgehen der Autorin bezogen auf theoretische Vorannahmen nicht eindeutig einer Methode zuordnen.

Entscheidung für die Fragestellung und Forschungsperspektive/ Forschungsfeld

Bockermann geht der Frage nach, wie Lehrkräfte zu digitalen Medien stehen und wie sich diese Einstellungen in der Praxis darstellen (vgl. Bockermann, 2012, S. 73). Sie fragt nach persönlichen Einstellungen der Lehrkräfte und entscheidet sich somit für die Herangehensweise das Subjekt verstehen zu wollen (vgl. Flick, 1995, S.152). Weiter ist die Fragestellung in folgende Teilfragen gegliedert: „Worauf referenzieren Lehrkräfte, wenn sie Digitale Medien verorten und interpretieren? Welche Gründe sind für das besondere Verhältnis von Lehrer_innen zu digitalen Medien im schulischen Kontext konstitutiv? Gibt es verallgemeinerbare Orientierungs- und Deutungsmuster?“ (Bockermann, 2012, S. 74). Die Autorin hat sich für zwei Schritte der Datensammlung entschieden. Im ersten Schritt führte sie eine Blog-Erhebung mit Lehramtsstudierenden durch um eine erste Annäherung an das Feld der Haltung zu Digitalen Medien zu bekommen. Sie wertete hunderte Blogaussagen aus und schützte den Blog mit einem Passwort um die Privatsphäre der Probanden zu wahren (vgl. Bockermann, 2012, S. 74-76). Der zweite Teil, die Befragungen der Lehrer_innen, stellte den Hauptteil der Untersuchung dar. Bereits beim Vorstellen der Untersuchung merkte die Autorin an, dass bei Interviews Verzerrungen auftreten können (vgl. Bockermann, 2012, S. 76). Durch berufsbedingte Voreinahmen der Lehrer_innen können auch bei Bockermanns Methode Verzerrungen entstehen (vgl. Bockermann, 2012, S. 76). Außerdem legt die Autorin weiter offen, welche Besonderheiten ihre Befragten mit sich bringen und welche Schulen sie aus welchen Gründen gewählt hat. Die Entscheidungen für die Schulen und die Lehrkräfte hat die Autorin bewusst getroffen (vgl. Bockermann, 2012, S. 77-80). Die Entscheidung für bestimmte Lehrkräfte könne laut Flick Probleme aufzeigen, da sich Fragen nach dem ,Warum‘ offenbaren würden und zum Thema Datenschutz persönliche Rückschlüsse zu den Befragten möglich seien (vgl. Flick, 1995, S. 155). Über ihre Rolle im Feld in der Hauptstudie macht die Autorin keine Angaben und reflektiert sie nicht. Laut Flick sind von dem Umgang mit Fremdheit oder Vertrautheit weitere Zugänge abhängig (vgl. Flick, 1995, S. 155). Die Autorin beschreibt nicht wie sie mit dem Problem von Nähe und Distanz umgeht. Eine weitere Entscheidung von der die Ergebnisse abhängen, ist die Entscheidung für eine Forschungsperspektive, hierbei kann der Standpunkt des Besuchers oder der Standpunkt des Initianten eingenommen werden (vgl. Flick, 1995, S. 154). Auch hierzu gibt die Autorin keine Auskunft.

Entscheidung für die Methode(n) der Datensammlung

In der vorliegenden Analyse wurden, zusätzlich zu der Vorstudie, leitfadengestützte Interviews durchgeführt (vgl. Bockermann, 2012, S. 76). Dieses Verfahren zählt zu den rekonstruktiven Verfahren (vgl. Flick, 1995, S. 156). Es wurden 18 Lehrkräfte befragt, ein Interview dauerte im Schnitt 70 Minuten (vgl. Flick, 1995, S. 85). Die Autorin hat sich für eine direkte Befragung entschieden, nach dem Frage-Antwort-Prinzip und nimmt so eine Verzerrung durch die „Gefahr der Lüge“ in Kauf, wenn z.B. die/der Befragte eine bewusste oder unbewusste Selbstdarstellung wählt (vgl. Flick, 1995, S. 157). Die Vorgehensweiße ist eine teilweise Strukturierung der Datensammlung durch Subjekt und Forscher, da die/der Befragte durch vorgegebene Fragen zum geleiteten Reden aufgefordert wird (vgl. Flick, 1995, S. 158). Über die Dokumentierung der Antworten des Interviews gibt Bockermann keine Auskunft.

Fixierung und Interpretation der Daten

Bei der Auswertung handelt es sich um eine qualitative Medienforschung (vgl. Bockermann, 2012, S. 89). Nach der Prüfung verschiedener Auswertungsverfahren, stellte sich heraus, dass ein inhaltsanalytisches Verfahren am sinnvollsten war. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bei der inhaltsanalytischen Auswertung eine paraphrasierende Codierung als am Überzeugendsten erachtet wird. Die Auswertung wird in drei verschiedenen Teilschritten angewendet: ‚Transkription‘, ‚Analyse‘ und ‚Systematisierung der Ergebnisse’. Bei der Transkription lag der Untersuchungsschwerpunkt ausschließlich auf dem Erzählten. Aspekte der nonverbalen oder paraverbalen Kommunikation wurden nicht berücksichtigt (vgl. Bockermann, 2012, S.89f). Flick beschreibt das Vorgehen als einen Prozess der Fixierung. Hierzu gehören das ‚Aufzeichnen der Daten‘ und die ‚Transkription‘ (vgl. Flick, 1995, S.160). Die Autorin testete zuvor das Interviewmaterial ausgiebig. Dadurch konnte sie die Grounded Theory und das thematische Codieren ausschließen. Bei der Inhaltsanalyse wird vor allem nach dem Prinzip von Mayring gearbeitet (vgl. Bockermann, 2012, S.89ff). Bockermann gibt zur Aufzeichnung des Interviews keine Angaben. Die Autorinnen Isabel Hammer und Özge Polat merken an, dass es sich um eine Tonbandaufzeichnung handeln könnte (Isabel Hammer & Özge Polat, Studie 1, http://edulog-darmstadt.de/dokuwiki/doku.php?id=lehre:sose2016:sozialwissmeth:analysen:tandem04 vom 12.07. 2016). Außerdem gibt Bockermann nicht preis , welche Informationen im endgültigen Text enthalten sind. Sie reflektiert nicht, ob eventuell wichtige Informationen verloren gegangen sind oder gar nicht berücksichtigt wurden. Dies wird laut Flick als „Realität als Text- Text als neue Realität“ bezeichnet (vgl. Flick, 1995, S. 162). Bei der Interpretation wird laut Flick zum einen der ‚Fall als Fall aufgegriffen‘ und zum anderen die Befragung möglichst gleich betrachtet, um einzelne Aspekte abstrahierend zu untersuchen (Vgl. Flick, 1995, S.163). Typologisierungen sind im Rahmen der/des Expertinnen/Experten Interviews beziehungsweise Personeninterviews möglich. So können verschiedene kontextaktualisierte Bereiche ausgewertet werden. Die Analysen sollen innerhalb thematischer Einheiten (vgl. Bockermann, 2012, S. 90) vorgenommen werden, jedoch sollen persönliche Kenntnisse und Wissen in den Bereichen mit integriert werden. Die Auswertung der verschiedenen Interviews erfolgte anhand der Software MaxQDA. Die Analyse wurde anhand eines induktiven Verfahrens ausgewählt. Somit wurden die thematischen Codes aufgrund präzisen Lesens und Prüfen entwickelt (Vgl. Bockermann, 2012, S.91). Die Autorin entwickelte vorab für den thematischen Bereich einen Fragebogen, für den Ablauf der Interviews. Dabei werden querliegende sowie übergreifende Stellungnahmen bearbeitet. Diese wurden codiert, um schließlich Kategorien daraus anzufertigen (Vgl. Bockermann, 2012, S. 90f).

Geltungsbegründung

Bockermann konzentriert sich seit Beginn der Studie mit dem Digitalen Divide im Klassenraum und verliert das Ziel nicht aus den Augen. Um möglichst präzise ein Ergebnis zu erhalten, wurde eine Vorstudie, die Blog- Erhebung durchgeführt und anschließend die Interviews. Sie begründet ihr Vorgehen damit, dass sie vorerst einen Eindruck aus Sicht der Studierenden zum Thema Medieneinsatz erhalten möchte. Die Vorstudie dient somit der Orientierung. Die Interviews werden von ihr hingegen als Hauptuntersuchung betrachtet (Vgl. Bockermann, 2012, S. 75). Die Aussagen von Lehrkräften, welche aus ihrem Alltag und aus Erfahrungen berichten weiß sie stärker zu bewerten. Aus diesem Grund wurde das Augenmerk auf die Interviews gelegt (Vgl. Bockermann, 2012, S. 90f). Wie bereits erwähnt wurden für das Interview 18 Lehrpersonen ausgewählt. Diese Lehrpersonen unterrichten an zwei speziell ausgesuchten Schulen. Eine weißt ein Medienprofil auf, die andere ein naturwissenschaftliches/technisches Profil (Vgl. Bockermann, 2012, S.77). Die Lehrer_innen wurden explizit ausgewählt (Vgl. Bockermann, 2012, S.85). Die Autorin begründet ihre Wahl, anhand der Aussagen, dass die Lehrkräfte die Eigenschaft besitzen, den Medienumbruch miterlebt zu haben (Vgl. Bockermann, 2012, S. 77). Außerdem begründet Bockermann ihre Wahl wie folgt: „Sie sind in der Lage, aufgrund ihres professionellen Hintergrunds Zusammenhänge zu erkennen und zu erläutern, sich immer auch hierzu in ein Verhältnis zu setzen und ihr Selbstverständnis und ihre Rolle im Bildungskontext zu erläutern und zu reflektieren. Ihr Wissen geht aufgrund einer hoffentlich systematisch-fundierten Ausbildung über implizite Handlungen hinaus“ (Bockermann, 2012, S.77). Bockermann führt sogenannte Expertinnen/Experten Interviews durch und erläutert die Vorteile anhand wissenschaftlicher Literatur (Vgl. Bockermann, 2012, S. 76-79). Laut Flick werden aus gesammelten Daten zunächst Theorien gebildet und anschließend Verallgemeinerungen gebildet (vgl. Flick, 1995, S. 168). Im Kapitel ,Fazit und Ausblick‘ fasst Bockermann ihre Ergebnisse aus ihrer Datensammlung zusammen und trifft dabei verschiedene Verallgemeinerungen. Laut Flick ist es wichtig, dass die Forscherin mit ihrer empirischen Untersuchung zufrieden ist und ihr Material begründet bzw. überzeugend dargestellt wird. Um möglichst das Ziel vor Augen nicht zu verlieren, geht es um Gütekriterien, die auf qualitativer Ebene anzuwenden sind(Vgl. Flick, 1995, S. 167). Bockermann beachtet Aspekte die verdeutlichen, dass sie empirisch arbeitet. Sie hinterfragt verschiedene Abläufe und beschäftigt sich intensiv und strukturiert mit verschiedenen Analysekriterien. Durch die spezifischen Auswahlkriterien und die detaillierte Abfolge der Auswertung ist die Annahme einer präzisen und beachtlichen Arbeit nicht anzuzweifeln.

Aufbereitung der Erkenntnisse

Die Daten wurden gemeinsam anhand Excel- Grafiken visualisiert und ausgewertet. Dabei wurden nicht nur die Angaben der Probanden analysiert, sondern ebenso markante Aspekte, welche aufgrund von Widersprüchen oder Ähnlichem entstanden sind. Die Ergebnisse werden anhand ‚konzeptueller Matrizen‘ ausgewertet (vgl. Bockermann, 2012, S.91f). Bockermann erläutert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung innerhalb der letzten 12 Seiten. Präzise gibt sie Aufschluss über die analysierten Aspekte. Die Autorin legte die Ergebnisse der Interviews den Befragten zur Autorisierung vor. Eine Probandin stimmte der Verwendung ihrer Aussagen nicht zu, diese Daten wurden im Weiteren nicht verwendet (vgl. Bockermann, 2012, S.86). Ob es bezüglich der Auswertung eine individuelle Rückmeldung an die Probanden gab, wurde innerhalb des Textes nicht erwähnt. Den Prozess der Erkenntnisgewinnung dokumentiert die Autorin nicht. Lediglich Endergebnisse werden dargelegt.

Literatur

Flick, U. (1995): Handbuch Qualitative Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. 2. Auflage Beltz / Psychologie Verlags Union. Weinheim: S. 148-173.

Wo verläuft der Digital Divide im Klassenraum? Lehrerhandeln und Digitale Medien [Elektronische Ressource] / Iris Bockermann - 219 Seiten: http://elib.suub.uni-bremen.de/edocs/00102499-1.pdf

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