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Tandem 09

  • Tandempartner 09a: Magdalena Sturm
  • Tandempartner 09b: Sara Cuny

Endfassung

Einleitung

Die Studie von Iris Bockermann wurde im Jahr 2012 geschrieben, um die Erlangung des Doktorgrades durch den Promotionsausschuss Dr. phil. der Universität Bremen zu erhalten. Die genannte Dissertation beschäftigt sich mit der Frage: „Wo verläuft der Digitale Divide im Klassenraum? - Lehrerhandeln und Digitale Medien“. In der Arbeit von Iris Bockermann geht es um Haltungen und Einstellungen der Lehrkräfte in Bezug auf Digitale Medien. Schon in der Einleitung lässt sich erkennen, dass der Hauptfokus ihrer Arbeit auf die digitale Mediennutzung im Unterricht gelegt wird (vgl. Iris Bockermann, S.5).

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Den Hauptpunkt, der in Bockermanns Studie untersucht wird, bilden die LehrerInnen als ExpertInnen und deren Einstellung zu digitalen Medien (vgl. Bockermann 2012, S. 76). Bockermann eröffnet durch diese Untersuchungen ein neues Forschungsfeld, da bisher zwar Hypothesen und Einstellungen vom Einsatz digitaler Medien existieren, jedoch nicht aus der Sicht aktiver LehrerInnen vorliegen (vgl. Bockermann 2012, S.69f). Dadurch, dass zu Beginn der Studie keine konkreten Hypothesen genannt werden, lässt sich sagen, dass es sich bei der Forschungsarbeit um eine qualitative Forschung handelt (vgl. Flick 2009, S. 41f). Bockermann bringt sich vorab mithilfe themenverwandter Studien (u.a. von Middendorf, Ulich, Kammerl, Tichenor, Bonfadelli und Tulodziecki) auf einen aktuellen Forschungsstand (vgl. Bockermann 2012:23f,67ff).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Es lässt sich herauslesen, dass Iris Bockermann auf die Bedeutsamkeit der heutigen Mediennutzung aufmerksam machen möchte und darauf, wie man diese sinnvoll einsetzen kann. Der Punkt hierbei sei jedoch, dass viele Lehrkräfte das Bewusstsein über die Wichtigkeit der Mediennutzung ignorieren, beziehungsweise nicht genug würdigen (vgl. Bockermann 2012, S.10). Iris Bockermann untersucht den „Digital Divide“, der sich mit den Ursachen und Erklärungsmodellen hinsichtlich dem Zugang und der Nutzung digitaler Medien befasst und sich dabei stark auf soziale und bildungsrelevante Faktoren fokussiert (vgl. Iris Bockermann, S.73).

Dabei relevante Forschungsfragen waren:

☛Gibt es verallgemeinerbare Orientierungs- und Deutungsmuster?

☛Welche Gründe sind für das besondere Verhältnis von LehrerInnen zu digitalen Medien im schulischen Kontext konstitutiv?

☛Worauf referenzieren Lehrkräfte, wenn sie Digitale Medien verorten und interpretieren? (Iris Bockermann, S.74)

Durch diese drei konkreten Fragen legt sie sich auf ein bestimmtes Vorgehensmuster fest, welches durch ihre Dissertation verständlich werden soll (vgl. Flick 2016, S. 149).

Annäherung ans Feld

„Nur sehr wenige Pädagogen und Lehrkräfte setzen Medien breit und vertieft ein. Zudem wird in der Regel auf klassische, frontale Formen der Vermittlung zurückgegriffen.“ (Bockermann 2012, S.5). Um den Tatsachen auf den Grund zu gehen, warum dem im obigen Zitat genannten Problem so wenige Pädagogen und Lehrkräfte nachgehen, erfolgt die Annäherung an das Feld durch Analysen und Betrachtung vorheriger Studien. Dieser Zugang erfolgt exemplarisch an der Stadt Bremen. Die Vorstudie dient der präziseren Forschung der Hauptstudie. Bei der Vorstudie, die in Kapitel fünf erwähnt wird, handelt es sich um eine Blogbefragung, die Iris Bockermann im Rahmen ihrer Tätigkeit als Lektorin an der Universität Bremen entworfen hat. Studierenden haben in einem passwortgeschützten Blog Stellungnahmen zu ihrer Haltung zu Digitalen Medien und zur Bedeutung dieser im Bildungskontext gegeben. Diese einige hundert Blogaussagen umfassende Arbeit hat Bockermann als Vorstudie für die Arbeit ausgewertet (vgl. Bockermann 2012, S.93). Durch die Auswertung der Vorstudie entstand die Idee der Hauptstudie, welche sich mit den Lehrkräften befasst. Wichtig hierbei ist die Bedeutung digitaler Medien, denen Lehrkräfte in ihrem Alltag begegnen (vgl. ebd. S.108). Hierbei fanden Interviews mit 18 Lehrer*innen statt (vgl. ebd. S.85). Die Interviews sind narrativ fundiert und zielen insbesondere auf die Artikulation von Erfahrungen und Orientierungen ab (vgl. Bockermann 2012, S.79).

Sammlung der Daten

Mit Hilfe des Content Management Systems „wordPress“ versuchte Iris Bockermann in ihrer ersten Vorstudie die Aussagen von angehenden LehrerInnen mit Hilfe einer Blogerhebung zu analysieren. Um die verschiedenen Daten der zu befragenden Personen zu schützen, wählte Bockermann einen passwortgeschützten Zugang, sowie einen Schutz der verschiedenen Interviewergebnisse durch Archivierungen der Einträge nach dem Ende eines Semesters (vgl. Bockermann 2012, S.75). Um mit den bereits erhobenen Daten eine Hauptstudie zu erstellen, nutzte Bockermann dann letztlich sogenannte leitfadengeschützte ExpertInneninterviews. Bei leitfadengeschützten ExpertInneninterviews handelt es sich um Interviews, bei denen bereits Fragen vorbereitet wurden, die die inhaltlich relevante Bandbreite des Interviews bereits im Vorfeld abdecken sollen (vgl. Flick 2009, S. 113). Zunächst hielt Bockermann ihre Befragungen eher allgemein und testete ihre Fragen zunächst mit sogenannten Pretests an drei InterviewteilnehmerInnen, danach passte sie diese dann jeweils für ihre Hauptinterviews an (vgl. Bockermann 2012, S. 80). Nachdem Bockermann die Fragen an einer geringen Anzahl an Probanden testete und anpasste, begann sie damit insgesamt 18 Lehrkräfte zu interviewen. Die verschiedenen Interviews des Hauptinterviews wurden an verschiedenen Orten durchgeführt, betrugen im Durchschnitt in etwa eine Zeitspanne von 70 Minuten und setzten sich aus acht unterschiedlichen Bereichen (ebd.) (persönliches Verhältnis zu Digitalen Medien/ Welt- und Selbstverhältnis/ Digitale Medien, Computer und Internet in der Schule/ Medienwelten der Kinder/ Veränderungen der Schul-, Lehr-, Lernkultur/ Medien in der Kindheit – Umgang der Eltern mit Medien/ Bildungsweg – Schulischer Werdegang – Berufswahl/ persönlicher Ausblick (Bockermann 2012, S. 80)) zusammen.

Fixierung der Daten

Dieser Punkt beschäftigt sich damit, wie Bockermann die verschiedenen zuvor gewonnenen Daten ihrer Interviews auswertet. Dabei unterteilt sie die Auswertung der Interviews in insgesamt drei verschiedene Schritte. Der erste Schritt beschäftigt sich damit, inwiefern die jeweiligen Daten aufgearbeitet werden sollen. Dieser Schritt wird auch als „Transkription“ bezeichnet. Darauffolgend beschäftigt sich der zweite Schritt mit der „Analyse“ der Daten und im letzten Schritt erfolgt dann die „Systematisierung“ der zu analysierenden Ergebnisse ihrer Studie (vgl. Bockermann 2012, S. 89). Zur Auswertung der gewonnenen Daten nutzte Bockermann das Computerprogramm MaxQDA, dass ihr dabei half, die verschiedenen Kategoriensysteme mit Hilfe der jeweiligen Daten zu erstellen (Vgl. Bockermann, 2012, S. 86). Als ein wichtiges Anliegen ihrer Analysen sieht Bockermann es an, dass die Auswertung des ihr vorliegenden Materiales nicht im Einzelfall auszuwerten, sondern sich an den bereits oben genannten thematischen Einheiten zu orientieren, des Weiteren legte sie auch Wert auf die Auswertungen und die Einbindung der persönlichen Erfahrungen und Kenntnisstände der Probanden (Bockermann 2012, S.90).

Interpretation der Daten

Iris Bockermann überprüfte mehrere Auswertungsverfahren wie zum Beispiel, die „Grounded Theory“, entschied sich letztlich jedoch für die Auswertung des Materials der inhaltsanalytischen Vorgehensweise. Anders, als bei der Grounded Methode, die bei einer qualitativen Studie angewendet werden kann, wird bei der Inhaltsanalyse nicht thematisch, sondern paraphrasierend codiert (vgl. Bockermann 2012, S. 90). Die erfassten Daten der Interviews wurden von einem PC- Programm durchgeführt. Durch den Einsatz der Software konnten auch querliegende Stellungnahmen berücksichtigt werden und übergreifende Stellungnahmen über alle Interviews hinweg in Beziehung zueinander gesetzt werden. Außerdem wurden diese codiert, um daraus verschiedene Kategorien zu entwickeln (vgl. Bockermann 2012, S.91). Iris Bockermann wollte, dass gemeinsame Wissensbestände und Haltungen herausgearbeitet werden, was ein durchaus zulässiges und bewährtes Verfahren beim ExpertInneninterviews sein kann (vgl. Meuser und Nagel 1991; Meuser und Nagel 2009; Meuser und Nagel 2010; Bogner 2009). Die überwiegend quantifiziert inhaltlichen Aussagen der Studierenden wurden über Excel-Grafiken gebündelt visualisiert. Die Ergebnisse daraus wurden dann wiederum hinsichtlich der gemachten Aussagen, insbesondere aber auch der Herausarbeitung von Widersprüchen und Reibungspunkten ausgeführt und interpretiert.

Geltungsbegründung

Grundlegend kann behauptet werden, dass qualitative Forschungen durch bestimmte Qualitätskriterien ausgemacht werden. Zentrale Güterkriterien sind Objektivität, Reliabilität und Validität diese Begriffe gelten als Messinstrumente (vgl. Steinke 2013, S. 319). Iris Bockermann macht in ihrer Arbeit durch das Fazit und den Ausblick deutlich, dass die erforderlichen Kriterien (laut Flick und Steinke) eingehalten worden sind. Durch ihre Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Forschungsprozesse, lässt sich Glaubwürdigkeit als Güterkriterium ablesen (vgl. Bockermann 2012, S.75). Außerdem reflektiert Bockermann ihre Forschungsarbeit kritisch, wodurch sie erkennt, dass einige entwickelte Fragen über das Medienwissen der SchülerInnen zu unspezifisch waren und somit eine Vergleichbarkeit nicht legitimierbar ist (vgl. Bockermann 2012, S.164).

Forschung als Diskurs

Die Studie von Iris Bockermann ist im Allgemeinen sehr gut strukturiert und inhaltlich nachvollziehbar aufgebaut. Bockermann reflektiert ihre Arbeit letztlich und merkt an, dass es wichtig sei, dass auch weiterhin an ihrem bearbeiteten Themengebiet geforscht wird. Dabei gibt sie an, dass sie es für wichtig hält, dass auch mit anderen Probanden (mit anderen Einstellungen zu Medien oder auch mit unterschiedlichen Professionen) Studien durchgeführt werden und geforscht wird. Dies soll letztendlich getan werden, um einen guten Vergleich und somit unterschiedliche Eindrücke gewinnen zu können (vgl. Bockermann 2012, S.171).

Literatur

Auszug aus: Flick/von Kardoff/Steinke (2013): Qualitative Forschung. 10. Auflage. Hamburg: Rowohlt. S. 319-331.

Bockermann, Iris (2012): „Wo verläuft der Digital Divide im Klassenraum? Lehrerhandeln und Digitale Medien“. Dissertation. Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. (https://elib.suub.uni-bremen.de/edocs/00102499-1.pdf zuletzt aufgerufen am 14.06.2019)

Flick, Uwe (2009): „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA Studiengänge“. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuchverlag.

Flick, Uwe (2016): „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge“. 3. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuchverlag.

Kommentare

Diskussion

Bärbel Schütz, 2019/06/19 11:16, 2019/07/03 07:35
  • Fragestellung und Forschungsperspektive

In eurer Ausarbeitung finde ich gut, dass die Fragestellung und Forschungsperspektive ausführlich besprochen wurde. Die Auflistung der Forschungsfragen ist für das Verständnis der Dissertation sehr hilfreich. Bei der Annäherung an das Feld hatte ich Frau Bockermann so verstanden, dass die Blogbefragung nicht durchgeführt wurde um daraus die Idee entstehen zu lassen eine leitfadengestützes narratives Experteninterview als Hauptteil der Dissertation auszuarbeiten sondern die Blogbefragung bewusst als Vorstufe zum Hauptteil zu nutzen.

  • Annäherung an das Feld

Das Zitat am Anfang bringt es aus den Punkt.Die Vorstudie wird erwähnt und beschrieben. Bei der Hauptstudie hätte evtl. mehr Information welche speziellen Schulen und Lehrkräfte daran teilgenommen haben und warum gerade diese ausgewählt wurden ergänzenden wirken können.

  • Sammlung der Daten

Über 400 Teilnehmer haben an den Blog-Erhebungen teilgenommen und waren Studierende von Frau Bockermann. Diese Information hätte man mit aufnehmen können. Ich finde es gut, dass die unterschiedlichen Bereiche des Interviews genau aufgelistet wurden. So hat man einen exakten Überblick des Themenfeldes

  • Fixierung der Daten

Evtl. hätte hier auch benannt werden können wo die Daten gespeichert, ausgewertet und sichtbar werden. Die Hauptstudie wurde z.B. mit dem Programm der MAXQDA ausgewertet.

  • Interpretation der Daten

Wichtig und gut aufgeführt, dass auch querliegende und übergreifende Stellungnahmen in allen Interviews berücksichtigt und ausgewertet werden konnten.Evlt. hätte die Möglichkeit bestanden etwas ausführlicher auf das Ergebnis der Hauptstudie einzugehen.

Der Entwurf von euch ist gut formuliert und hat für mich einen roten Faden. Ich tut mich sehr schwer damit eure Fehler zu suchen und sie euch unter die Nase zu reiben. Ich hoffe ihr seht meinen Kommentar als positive Kritik : ) Bei einer Platzvergabe kann ich mich nicht beteiligen. Ich denke jeder Entwurf ist so unterschiedlich und jede von euch hat ihr Bestes gegeben. Für den ersten Versuch eines so umfangreichen Themas in so kurzer Zeit hat jede von euch meinen Respekt verdient. Es kann nur besser werden : )

Beste Grüße bärbel

In der letzten Sitzung hat Anna darum gebeten ein Bewertung abzugeben.

Eure Ausarbeitung ist zum Teil sehr präzise. Doch könnten verschiedene Punkte besser ausgearbeitet sein. Ich würde euch den zweiten Platz geben.

Lisa Mathis, 2019/06/25 12:22, 2019/06/27 13:14

Eure Studienanalyse hat einen roten Faden, den ihr eingehalten habt, wodurch sie sich nachvollziehbar lesen lässt. In unserem folgenden Feedback gehen wir kapitelweise vor.

Fragestellung, Forschungsperspektive: Die Einleitung und Vorstellung der Studie und der Fragestellung war sehr umfangreich, aber präzise, alle wesentlichen Daten wurden genannt, ebenso wurde die Fragestellung gut erläuert. Allerdings wurde nicht genannt, dass es sich hierbei um eine Explorative Studie handelt, ebenso wurde der genaue Forschungsausschnitt nicht ganz deutlich (in welchem Rahmen oder Kontext sich die Lehrenden befinden).

Annäherung an das Feld: Die Vorstudie wurde unseres Wissens nach hier in den falschen Kontext gesetzt. Sie dient nicht der Ideenentwicklung für die Hauptstudie. Die Annäherung an das Feld erfolgt durch Analyse und Betrachtung vorheriger Studien, der Zugang erfolgt exemplarisch an der Stadt Bremen. Die Vorstudie dient der präzieseren Forschung in der Hauptstudie.

Sammlung der Daten: Die Erläuterung der Vorstudie und die danach konzipierte Hauptstudie ist sehr nachvollziehbar und verständlich dargelegt. Allerdings handelt es sich bei „wordPress“ nicht um ein Mittel zur Datenanalyse, sondern um die Plattform, auf der die Blog-Befragung durchgefürht wurde. Zur Datenanalyse wurde das Programm „MaxQDA“ verwendet.

Fixierung der Daten: Die einzelnen Schitte sind gut aufgeführt, dadurch wird der in der Studie geschilderte Prozess verständlicher. Die Kategorienbildung durch das Programm „MaxQDA“ könnte noch zur Vervollständigung ergänzt werden.

Interpretation der Daten: Die genannten Punkte legen keine Interpretation dar, sondern sind Teilschritte der Datenanalyse. Des Weiteren wird nicht deutlich, welches „PC-Programm“ verwendet wurde, Bockermann hat in ihrer Studie mehrere diskutiert und in Erwägung gezogen. Die aufgeführten Aspekte müssten demnach durch den Punkt „Interpretation“ erweitert werden.

Schlussendlich ist die Studienanalyse sprachlich gut formuliert, nachvollziehbar zu lesen und verdeutlicht in einigen Punkten das Vorgehen Bockermanns. Aufgrund dessen bewerten wir diese Analyse mit dem ersten Platz. Allerdings müsste die Analyse in einigen Punkten genauer ausgeführt oder abgeändert werden.

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