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lehre:sose2018:sozialwissmeth:analysen:leimbach:tandem3

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lehre:sose2018:sozialwissmeth:analysen:leimbach:tandem3 [2018/09/14 14:01]
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lehre:sose2018:sozialwissmeth:analysen:leimbach:tandem3 [2020/11/04 21:41] (aktuell)
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 ==== Sammlung der Daten ==== ==== Sammlung der Daten ====
  
-Bei dieser Forschung wird die Methode der qualitativen Sozialforschung verwendet, „Um komplexe soziale Wirklichkeiten erfassen und analysieren zu können“ (Fähnrich, 2009, S. 118). Von den zwei möglichen Wegen Daten zu erheben, entschied sich Fähnrich für die Methode des Leitfadeninterviews. Die andere Möglichkeit wäre das narrative Interview. Beim Durchführen des Interviews, bei denen die Jugendlichen über ihre Lebensumstände erzählen, ist die Formulierung und Anordnung der Fragen irrelevant. Dadurch kann einem Interview unterwartetes und nutzvolles Wissen beigetragen werden. (Flick, 2009, S. 113). Vielmehr kommt es darauf an, ein aktives Gespräch mit dem Befragten zu führen, bei Diesem tiefgründige Themen angesprochen werden und der Interviewpartner sich gedanklich mit den Ereignissen auseinandersetzt und weiterbeschäftigt (Flick, 2009, S.114-115). Auf diese Weise nimmt der Befrager rege und aufbauend an den Schilderungen, der Jugendlichen, teil. (vgl. Fähnrich, 2009, S. 119). Hierdurch wird auch das Erzählen der „subjektiven Wahrheit (vgl. Böttger, A. 1998, S. 108)“ gefördert (Fähnrich, 2009, S. 119). Durch die Schweigepflicht, Eigenständigkeit beim Erzählen, Anonymisierung der Daten und dem Ausschließen von äußeren Einflüssen wie z.B. die Anwesenheit von Naheliegenden, wird dafür gesorgt, dass die Interviews möglichst wahrheitsgetrau stattfinden (Fähnrich, 2009, S. 123). Nach Fähnrich „weist das Interview den Charakter eines Gespräches auf“ (Fähnrich, 2009, S. 119), da beide Parteien stets aufeinander eingehen.+Bei dieser Forschung wird die Methode der qualitativen Sozialforschung verwendet, „Um komplexe soziale Wirklichkeiten erfassen und analysieren zu können“ (Fähnrich, 2010, S. 118). Von den zwei möglichen Wegen Daten zu erheben, entschied sich Fähnrich für die Methode des Leitfadeninterviews. Die andere Möglichkeit wäre das narrative Interview. Beim Durchführen des Interviews, bei denen die Jugendlichen über ihre Lebensumstände erzählen, ist die Formulierung und Anordnung der Fragen irrelevant. Dadurch kann einem Interview unterwartetes und nutzvolles Wissen beigetragen werden. (Flick, 2009, S. 113). Vielmehr kommt es darauf an, ein aktives Gespräch mit dem Befragten zu führen, bei Diesem tiefgründige Themen angesprochen werden und der Interviewpartner sich gedanklich mit den Ereignissen auseinandersetzt und weiterbeschäftigt (Flick, 2009, S.114-115). Auf diese Weise nimmt der Befrager rege und aufbauend an den Schilderungen, der Jugendlichen, teil. (vgl. Fähnrich, 2009, S. 119). Hierdurch wird auch das Erzählen der „subjektiven Wahrheit (vgl. Böttger, A. 1998, S. 108)“ gefördert (Fähnrich, 2010, S. 119). Durch die Schweigepflicht, Eigenständigkeit beim Erzählen, Anonymisierung der Daten und dem Ausschließen von äußeren Einflüssen wie z.B. die Anwesenheit von Naheliegenden, wird dafür gesorgt, dass die Interviews möglichst wahrheitsgetrau stattfinden (Fähnrich, 2010, S. 123). Nach Fähnrich „weist das Interview den Charakter eines Gespräches auf“ (Fähnrich, 2010, S. 119), da beide Parteien stets aufeinander eingehen.
 ==== Fixierung der Daten ==== ==== Fixierung der Daten ====
  
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 ==== Interpretation der Daten ==== ==== Interpretation der Daten ====
  
-Bei der Datenauswertung geht es hauptsächlich darum, eine Typenbildung zu gestalten, „in der „typische kriminelle Karriereverläufe“ der besonders auffälligen jugendlichen Straftäter eingeordnet werden sollen“ (vgl. Fähnrich 2009, S.123) (vgl. Tandem 17, SoWiMeth 2017). Fähnrich orientiert sich hierzu an einigen Punkten des „thematischen Kodierens“ von Flick (1996, 2017). Dabei wird die Datenerhebung durch die gleichzeitigen Vorgaben der Themen aber auch der Offenheit für unterschiedliche Perspektiven gewährleistet (vgl. Fähnrich 2009, S. 124). Bevor die „offene“ und „selektive“ Kodierung stattfinden kann, werden zuerst Einzelfallportraits erstellt, welche dabei behilflich werden, „fallvergleichende Aussagen“ zu formulieren (Fähnrich 2009, S. 124). Fähnrich arbeitet für die Einzelfallportraits mit zwei Ebenen. Ebene 1 stellt die Situationstypen dar, welche nochmal in zwei Subkategorien eingegliedert werden und Ebene 2 sind drei Biografietypen. Diese beiden Typisierungen werden miteinander kombiniert und bilden die „Lebenslagentypen“ (Fähnrich 2009, S. 201). Die Lebenslagentypen werden dadurch erstellt, dass gemeinsame Merkmale, durch die unterschiedlichen Kategorien wie zum Beispiel beim Selbstdeutungsmuster oder der biographischen Erfahrungen der Jugendlichen, herausgearbeitet werden (Fähnrich 2009, S. 131 ff.). Daraus ergeben sich der Lebenslagentyp I „der subkulturell verhaftete Typ“ , der Lebenslagentyp II „ der biografisch belastete und subkulturell verhaftete Typ“ und der Lebenslagentyp III „der biografisch belastete Typ mit ausstiegsorientierten Tendenzen“ (vgl. Fähnrich 2009, S. 203, S. 207, S. 209). Somit entstehen am Ende 3 Lebenslagentypen mit unterschiedlichen kriminellen Karriereverläufen (vgl. Fähnrich 2009, S. 214 ff.). +Bei der Datenauswertung geht es hauptsächlich darum, eine Typenbildung zu gestalten, „in der „typische kriminelle Karriereverläufe“ der besonders auffälligen jugendlichen Straftäter eingeordnet werden sollen“ (vgl. Fähnrich, 2010, S.123) (vgl. Tandem 17, SoWiMeth 2017). Fähnrich orientiert sich hierzu an einigen Punkten des „thematischen Kodierens“ von Flick (1996, 2017). Dabei wird die Datenerhebung durch die gleichzeitigen Vorgaben der Themen aber auch der Offenheit für unterschiedliche Perspektiven gewährleistet (vgl. Fähnrich, 2010, S. 124). Bevor die „offene“ und „selektive“ Kodierung stattfinden kann, werden zuerst Einzelfallportraits erstellt, welche dabei behilflich werden, „fallvergleichende Aussagen“ zu formulieren (Fähnrich, 2010, S. 124). Fähnrich arbeitet für die Einzelfallportraits mit zwei Ebenen. Ebene 1 stellt die Situationstypen dar, welche nochmal in zwei Subkategorien eingegliedert werden und Ebene 2 sind drei Biografietypen. Diese beiden Typisierungen werden miteinander kombiniert und bilden die „Lebenslagentypen“ (Fähnrich, 2010, S. 201). Die Lebenslagentypen werden dadurch erstellt, dass gemeinsame Merkmale, durch die unterschiedlichen Kategorien wie zum Beispiel beim Selbstdeutungsmuster oder der biographischen Erfahrungen der Jugendlichen, herausgearbeitet werden (Fähnrich, 2010, S. 131 ff.). Daraus ergeben sich der Lebenslagentyp I „der subkulturell verhaftete Typ“ , der Lebenslagentyp II „ der biografisch belastete und subkulturell verhaftete Typ“ und der Lebenslagentyp III „der biografisch belastete Typ mit ausstiegsorientierten Tendenzen“ (vgl. Fähnrich, 2010, S. 203, S. 207, S. 209). Somit entstehen am Ende 3 Lebenslagentypen mit unterschiedlichen kriminellen Karriereverläufen (vgl. Fähnrich, 2010, S. 214 ff.). 
 ==== Geltungsbegründung ==== ==== Geltungsbegründung ====
  
 Für die Geltungsbegründung einer qualitativen Sozialforschung gilt, wie der Forscher sein eingesetztes Material, die Ergebnisse, sowie auch Interpretationen erläutert und schlussfolgert (vgl.Flick/Kardorff, 1995, S. 167). Inwiefern Fähnrichs Untersuchungen von Geltung sind lässt sich vielfach diskutieren. Um es in Rahmen zu halten, betrachten wir nur bestimmte Aspekte.  Für die Geltungsbegründung einer qualitativen Sozialforschung gilt, wie der Forscher sein eingesetztes Material, die Ergebnisse, sowie auch Interpretationen erläutert und schlussfolgert (vgl.Flick/Kardorff, 1995, S. 167). Inwiefern Fähnrichs Untersuchungen von Geltung sind lässt sich vielfach diskutieren. Um es in Rahmen zu halten, betrachten wir nur bestimmte Aspekte. 
-Laut Flick wird eine Forschung durch Zufallsproben Generalisiert. (Flick 2009, S. 275). Fähnrich erfüllt dieses Kriterium durch die Auswahl der Jugendlichen durch eine „Zufallsstichprobe“ (Fähnrich 2009, S.121). Die Probanden sind lediglich nur 11 Jugendlichen. Mit einer derart kleinen Stichprobe ist es jedoch nicht möglich „allgemeine Rückschlüsse“ (vgl. Fähnrich 2010, S.119) über die Jugendkriminalitätsrate zu ziehen, welches zu Beginn die eigentliche Absicht von Fähnrich zu sein scheint. Hier ist die Generalisierbarkeit dieser Arbeit zu hinterfragen. Die Jugendlichen wurden nach dem selektiven Sampling ausgewählt, welches jedoch das Risiko mit sich bringt, dass eventuell nicht alle Fälle, welche von großer Bedeutung für die Untersuchung wären, berücksichtigt werden (vgl. Fähnrich 2009, S.120).  +Laut Flick wird eine Forschung durch Zufallsproben Generalisiert. (Flick 2009, S. 275). Fähnrich erfüllt dieses Kriterium durch die Auswahl der Jugendlichen durch eine „Zufallsstichprobe“ (Fähnrich 2009, S.121). Die Probanden sind lediglich nur 11 Jugendlichen. Mit einer derart kleinen Stichprobe ist es jedoch nicht möglich „allgemeine Rückschlüsse“ (vgl. Fähnrich 2010, S.119) über die Jugendkriminalitätsrate zu ziehen, welches zu Beginn die eigentliche Absicht von Fähnrich zu sein scheint. Hier ist die Generalisierbarkeit dieser Arbeit zu hinterfragen. Die Jugendlichen wurden nach dem selektiven Sampling ausgewählt, welches jedoch das Risiko mit sich bringt, dass eventuell nicht alle Fälle, welche von großer Bedeutung für die Untersuchung wären, berücksichtigt werden (vgl. Fähnrich 2010, S.120).  
-Die Verallgemeinerung der Forschungsergebnisse erreicht Fähnrich durch die von Flick so bezeichnete „Idealtypenbildung“ (Flick, Uwe, 2009, S.277). "Darüber hinaus erhebt Flick den Anspruch, dass die Forschung für Dritte transparent gemacht wird (Flick, Uwe, 2009, S.259). Dieses Kriterium erfüllt Fähnrich, indem er seine Ergebnisse „an die zuständige Stelle“ (Fähnrich, Oliver, 2010, S.105) weitergibt." (vgl. Tandem 42, SoWiMeth SoSe 2017). +Die Verallgemeinerung der Forschungsergebnisse erreicht Fähnrich durch die von Flick so bezeichnete „Idealtypenbildung“ (Flick, 2009, S.277). "Darüber hinaus erhebt Flick den Anspruch, dass die Forschung für Dritte transparent gemacht wird (Flick, 2009, S.259). Dieses Kriterium erfüllt Fähnrich, indem er seine Ergebnisse „an die zuständige Stelle“ (Fähnrich,2010, S.105) weitergibt." (vgl. Tandem 42, SoWiMeth SoSe 2017). 
-Zu guter Letzte wäre eine Untersuchung mit der gleichen Methodik, im ausgedehnteren Rahmen, empfehlenswert um die These „Auch für jugendliche Wiederholungstäter gilt, dass sie für gewöhnlich den Weg in ein straffreies Leben finden“ bestätigen zu könne. (vgl. Fähnrich 2009, S.219).+Zu guter Letzte wäre eine Untersuchung mit der gleichen Methodik, im ausgedehnteren Rahmen, empfehlenswert um die These „Auch für jugendliche Wiederholungstäter gilt, dass sie für gewöhnlich den Weg in ein straffreies Leben finden“ bestätigen zu könne. (vgl. Fähnrich, 2010, S.219).
  
 ==== Forschung als Diskurs ==== ==== Forschung als Diskurs ====
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 Uwe Flick beschreibt die Forschung als Diskurs mit den Befragten als ein Subjektverstädnis. (Flick, 1995, S.170) Nach Flick können die Befragten auf drei verschieden Arten in das Thema einbezogen werden. Erstens durch die Rückmeldung nach Abschluss der Datenerhebung, zweitens Rückmeldung von Interpretation oder drittens durch Rückmeldung nach Abschluss der Forschung.  Uwe Flick beschreibt die Forschung als Diskurs mit den Befragten als ein Subjektverstädnis. (Flick, 1995, S.170) Nach Flick können die Befragten auf drei verschieden Arten in das Thema einbezogen werden. Erstens durch die Rückmeldung nach Abschluss der Datenerhebung, zweitens Rückmeldung von Interpretation oder drittens durch Rückmeldung nach Abschluss der Forschung. 
 Bei der Rückmeldung nach Abschluss der Datenerhebung wird zu Beginn eine Zustimmung der Befragten eingeholt und im Nachhinein die Aussagen der Befragten rückgemeldet und zugänglich gemacht. (Flick, 1995, S.170) Bei der Rückmeldung nach Abschluss der Datenerhebung wird zu Beginn eine Zustimmung der Befragten eingeholt und im Nachhinein die Aussagen der Befragten rückgemeldet und zugänglich gemacht. (Flick, 1995, S.170)
-Zum Ersteren ist uns bekannt, dass Fähnrich die Einverständniserklärung der Jugendlichen eingeholt hatte (Fähnrich, 2009, S. 121), jedoch ist nicht bekannt, ob die Jugendlichen im Nachhinein Zugriff auf die erhobenen Daten hatten.+Zum Ersteren ist uns bekannt, dass Fähnrich die Einverständniserklärung der Jugendlichen eingeholt hatte (Fähnrich, 2010, S. 121), jedoch ist nicht bekannt, ob die Jugendlichen im Nachhinein Zugriff auf die erhobenen Daten hatten.
 Zweitens müssen die erhobenen Daten auf dem Sprachniveau des Interviewpartners zu äußern sein, damit diese es auch verstehen könne. (vgl. Flick, 1995, S.170). Zweitens müssen die erhobenen Daten auf dem Sprachniveau des Interviewpartners zu äußern sein, damit diese es auch verstehen könne. (vgl. Flick, 1995, S.170).
 Und die dritte Möglichkeit des Diskurses mit den Befragten ist die Rückmeldung nach Abschluss der Forschung, bei dem die Betroffenen evtl. einen Forschungsbericht bekommen sollten. Und die dritte Möglichkeit des Diskurses mit den Befragten ist die Rückmeldung nach Abschluss der Forschung, bei dem die Betroffenen evtl. einen Forschungsbericht bekommen sollten.
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