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Tandem 3

  • Tandempartner*in 1: Yüsra Sena Ince
  • Tandempartner*in 2: Rabia Tuztas

Entwurfsfassung

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Fähnrich bezieht sich in seiner Dissertation auf das Problem der Jugendkriminalität und das Zustandekommen von wiederholten Straftaten bei Jugendlichen unter 21 Jahren, selbst nach einer strafrechtlichen Sanktionierung. Anders als vorherige Forschungsansätze in dem Gebiet, welche eher objektiv und empirisch sind, bezieht er sich in dieser Forschung auf die subjektiven Vorstellungen der Betroffenen (vgl. Fähnrich, 2009, S. 102, Z.1-5). „Eine qualitative Forschung setzt die Sichtweise, Perspektive und Interpretation der Teilnehmer an“ (vgl. Flick, 2009, S.60). Fähnrich leitet aus der Ausgangsthese zwei Forschungsfragen ab, die eindeutig und zielgerichtet formuliert sind und genaue Vorgaben über den Befragten und die Art und Weise der Befragung verraten (vgl. Flick,2009, S.39). Die erste Frage handelt davon, wie „Jugendliche ihre aktuellen Lebensumstände und biografischen Erfahrungen (einschließlich ihrer Straftaten) selbstdeuten“ (vgl. Fähnrich,2009, S. 103). Die zweite Frage beschäftigt sich damit, ob sich „typische Selbstdeutungsmuster der Jugendlichen bezüglich ihrer aktuellen Lebensumstände, sowie biografischen Erfahrungen (einschließlich Straftaten) feststellen lässt“ (vgl. ebd.,2009, S. 103). Ziel dieser Arbeit ist, „herauszufinden unter welchen Lebensbedingungen die Jugendlichen aufgewachsen sind und wie sie ihre aktuellen Lebensumstände deuten und ihre Straftaten rechtfertigen“ (vgl. ebd., S.104). Des Weiteren sollen Selbstdeutungsmuster herausgearbeitet werden, um eventuelle Anregungen zum Thema Jugendkriminalität zu liefern (vgl. ebd., S.104).

Annäherung ans Feld

Fähnrich verwendet in dieser Arbeit zum einen die Daten von bestehenden Studien, als auch Forschungsansätze, und zum anderem erlangt er durch das Projekt „BASU 21“ neue Erkenntnisse. Anfangs fragt Fähnrich bei dem hessischen Polizeipräsidium nach Materialien über das Projekt BASU 21 an und erhält eine Materialübergabe von 80 besonders auffälligen Straftätern unter 21 Jahren (vgl. Fähnrich, 2010, S.106). Durch eine Selektive Slampling, den Fähnrich durchführt, sinkt die Zahl auf zehn Fälle, die für die Untersuchung relevant sind. Im Nachhinein, wurde aufgrund auftretenden Umständen, statt des Selektiven Samplings eine Art Zufallsstichprobe angewendet (vgl. ebd.,2010, S.120-21). Die Untersuchten wurden in einem Büro interviewt. Damit sie ungestört blieben, kam es zu Einzelgespräche ohne Beaufsichtigung eines Familienmitglieds oder Beamten. Damit der Interviewer aktiv am Erzählprozess teilnehmen kann und der Interviewte frei/ausführlich antworten kann, wurde die Methode des Leitfadeninterviews angewendet (vgl. ebd.,2010, S.119) (vgl.Flick, 2009, S.114).

Sammlung der Daten

Bei dieser Forschung wird die Methode der qualitativen Sozialforschung verwendet, „Um komplexe soziale Wirklichkeiten erfassen und analysieren zu können“ (Fähnrich, 2009, S. 118). Von den zwei möglichen Wegen Daten zu erheben, entschied sich Fähnrich für die Methode des Leitfadeninterviews. Beim Durchführen des Interviews, bei denen die Jugendlichen über ihre Lebensumstände erzählen, ist die Formulierung und Anordnung der Fragen irrelevant (Flick, 2009, S. 113). Vielmehr kommt es darauf an, ein aktives Gespräch mit dem Befragten zu führen, bei Diesem tiefgründige Themen angesprochen werden und der Interviewpartner sich gedanklich mit den Ereignissen auseinandersetzt und weiterbeschäftigt (Flick, 2009, S.114-115). Auf diese Weise nimmt der Befrager rege und aufbauend an den Schilderungen, der Jugendlichen, teil. (vgl. Fähnrich, 2009, S. 119). Hierdurch wird auch das Erzählen der „subjektiven Wahrheit (vgl. Böttger, A. 1998, S. 108)“ gefördert (Fähnrich, 2009, S. 119). Durch die Schweigepflicht, Eigenständigkeit beim Erzählen, Anonymisierung der Daten und dem Ausschließen von äußeren Einflüssen wie z.B. die Anwesenheit von Naheliegenden, wird dafür gesorgt, dass die Interviews möglichst wahrheitsgetrau stattfinden (Fähnrich, 2009, S. 123). Nach Fähnrich „weist das Interview den Charakter eines Gespräches auf“ (Fähnrich, 2009, S. 119), da beide Parteien stets aufeinander eingehen.

Fixierung der Daten

Die Dokumentation der Daten erfolgt nach den Schritten von Flick. Erst findet die Datenerhebung statt, bei der die Antworten der Befragten als stichpunktartige Notizen festgehalten werden. Um jedoch keine Details zu überspringen, werden die Interviews auf Tonträgern festgehalten, sodass man bei bestehenden Fragen erneut auf das ganze Interview zugreifen und eventuell Ergänzungen hinzufügen kann (vgl. Flick, 2009, S. 138 ff.). Im Nachfrageteil, welches nach dem Interview folgt, wird erneut auf die noch offenen oder unklaren Fragen/Antworten, welche in den Notizen festgehalten wurden, eingegangen (vgl. Fähnrich, 2010, S. 122, S. 123) . Zum Schluss werden die aus den Interviews gewonnen Daten mit anderen Materialien zusammengeführt und ausgewertet (vgl. Fähnrich, 2010, S. 123).

Interpretation der Daten

Auswertungsverfahren und Interpretation:

Bei der Datenauswertung geht es hauptsächlich darum, eine Typenbildung zu gestalten, „in der „typische kriminelle Karriereverläufe“ der besonders auffälligen jugendlichen Straftäter eingeordnet werden sollen“ (vgl. Fähnrich 2009, S.123) (vgl. Tandem 17, SoWiMeth 2017). Fähnrich orientiert sich hierzu an einigen Punkten des „thematischen Kodierens“ von Flick (1996, 2017). Dabei wird die Datenerhebung durch die gleichzeitigen Vorgaben der Themen aber auch der Offenheit für unterschiedliche Perspektiven gewährleistet (vgl. Fähnrich 2009, S. 124). Bevor die „offene“ und „selektive“ Kodierung stattfinden kann, werden zuerst Einzelfallportraits erstellt, welche dabei behilflich werden, „fallvergleichende Aussagen“ zu formulieren (Fähnrich 2009, S. 124). Fähnrich arbeitet für die Einzelfallportraits mit zwei Ebenen. Ebene 1 stellt die Situationstypen dar, welche nochmal in zwei Subkategorien eingegliedert werden und Ebene 2 sind drei Biografietypen. Diese beiden Typisierungen werden miteinander kombiniert und bilden die „Lebenslagentypen“ (Fähnrich 2009, S. 201). Die Lebenslagentypen werden dadurch erstellt, dass gemeinsame Merkmale, durch die unterschiedlichen Kategorien wie zum Beispiel beim Selbstdeutungsmuster oder der biographischen Erfahrungen der Jugendlichen, herausgearbeitet werden (Fähnrich 2009, S. 131 ff.). Daraus ergeben sich der Lebenslagentyp I „der subkulturell verhaftete Typ“ , der Lebenslagentyp II „ der biografisch belastete und subkulturell verhaftete Typ“ und der Lebenslagentyp III „der biografisch belastete Typ mit ausstiegsorientierten Tendenzen“ (vgl. Fähnrich 2009, S. 203, S. 207, S. 209). Somit entstehen am Ende 3 Lebenslagentypen mit unterschiedlichen kriminellen Karriereverläufen (vgl. Fähnrich 2009, S. 214 ff.).

Geltungsbegründung

Forschung als Diskurs

Literatur

  • Flick, Uwe (2016): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. 3 Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
  • Fähnrich, Oliver (2009): Jugendkriminalität - Biografische Kontexte straffälliger Jugendlicher - Merkmale und Selbstdeutungsmuster jugendlicher Wiederholungstäter

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Ranking: (jeweils Tandem-Nummer eintragen)

Tandem 7 stufen wir auf Platz 3 ein:

Tandem 7 weist eine sehr gute und ausführliche Einleitung in das Thema auf. Die Ausführlichkeit bleibt im Verlauf der weiteren Stichpunkte erhalten und beitet einen klaren Überblick. Es wäre eventuell noch zu kritisieren, dass sehr vieles wortwörtlich übernommen wurde, teilweise Begriffe, die man hätte umschreiben können. Die Zitationen sind einwandfrei und deutlich nachvollziehbar, was eine große Sorgfalt bei der Ausarbeitung darstellt. Wortwiederholungen wie „Kategoriegerüst“ und „Kategorie“ die in einem Satz aufeinander folgen, hätten vermieden werden können. Es wäre zu empfehlen, an mehreren Stellen, Synonyme zu verwenden. Besonders positiv erschien die auführliche Erklärung der Interpretation der Daten, so wie die Erläuterung vom BASU 21.

Tandem 11 platz 2

Tandem 11 hat es geschafft eine sehr verständliche und ausführliche Einleitung in das Thema zu verfassen, sodass der Leser über die Forschungsperspektiven und den Sinn und Zweck der Forschung sehr gut informiert ist. Die „Annäherung an das Feld“ wird auch klar und deutlich erklärt und insbesondere den Grund für das Problem, warum Fähnrich doch nicht das selektive Sampling für seine Forschung anwenden konnte. Was auch positiv auffällt ist, dass die Begriffe wie thematisches Kodieren, Leitfadeninterview, narrative Interview verständlich erläutert werden, wobei man vielleicht mehr Bezug auf das thematische Kodieren nehmen kann, dies wird vor allem bei der „Fixierung der Daten“ auffällig. Das Tandem hat auch mehrere Literaturen für die Ausarbeitung verwendet, was durchaus dem Leser einen positiven Eindruck verschafft. Im Allgemeinem ist die Ausarbeitung dem Tandem gut gelungen.

Tandem 12 kommt bei uns auf den ersten Platz:

Tandem 12 beginnt schon bei dem Stichpunkt „Fragestellung, Forschungsperspektive“ mit einer durchaus qualitativ reichhaltigen Beschreibung. In kompakten und aussagekräftigen Sätzen wird die Fragestellung vorgestellt und bearbeitet. Besonders bemerksam ist, dass im Allgemeinen vieles paraphrasiert wurde, also nicht wortwörtlich zitiert, sondern mit eigenen Worten wiedergegeben. Dies weist einen hohen Aufwand und eine intensive Auseinandersetzung mit der Dissertation auf. Anzumerken ist, dass „BASU 21“ zwar angesprochen wird, aber noch unklare fragen aufwirft wie z.B: „Wie sieht das Profil von 'BASU 21' eigentlich aus?“. Durch alle Stichpunkte hindurch erkennt man einen guten Bezug zu Flick und Fähnrich. Außerdem findet eine klare Abgrenzung zwischen Flick und Fähnrich statt, sodass man nicht in Verwirrtheit gerät, wessen Gedankengang das Beschriebene nun ist. Die Sammlung der Daten wird gut strukturiert vermittelt und klärt alle auftretenden Fragen, durch die einwandfreie Ausformulierung der Methode. Ebenso ist im Literaturverzeichnis zu erkennen, dass Tandem 12 zu mehr Literatur von Flick griff, als die restlichem Tandems und sich somit am intensivsten mit der Studie beschäftigt hat.

Dritter Text: Endfassung

Einleitung

In der Dissertation „Jugendkriminalität - Biografische Kontexte straffälliger Jugendliche “ aus dem Jahr 2010, von Dr. Oliver Fähnrich, geht es um die Gründe für die steigende Anzahl an Jugendkriminalitäten. Da bisher in dem Gebiet der Jugendkriminalität eher empirische Forschungen durchgeführt wurden, berücksichtigt Fähnrich für seine Forschung vor allem die subjektiven Aspekte. Dazu werden die biografischen Hintergründe, familiäre Umstände und die Selbstdeutungsmuster der Jugendlichen in Betracht gezogen und die individuelle Meinung zu den Geschehnissen hinterfragt. So können Jugendliche, welche Wiederholungstäter sind, in bestimmte Kategorien eingeteilt und die Ursache für ihr Handeln besser nachvollzogen werden. (vgl. Fähnrich 2010, S. 102)

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Die gegenstandsbegründete Theoriebildung erfolgt, in dieser Dissertation, durch die klassische Variante der Modellbildung. In dieser Variante wird Zuerst vom Forscher ein Modell aufgestellt und durch theoretische Wissensbestände, wie Statistiken, Bücher etc., wird versucht ein Zusammenhang zu erkennen, um im nächsten Schritt Hypothesen ableiten zu können (vgl. Flick/Kardorff, 1995, S.150). Bei dieser Variante werden auch Kategorien gebildet, die nach und nach miteinander verbindet werden, um auf eine Theorie oder ein Ergebnis zu gelangen. Der Forschungsgegenstand für diese Dissertation ist die Jugendkriminalität mit Bezug auf Wiederholungstäter und deren Deutungsmuster. Die klassische Variante setzt das Prinzip der Offenheit voraus (vgl. Flick/Kardorff,1995, S.150), welche jedoch von Dr. Fähnrich nicht eingehalten wird, weil er sich von seinem Vorwissen nicht befreit und aus diesem Grund keine neutrale Forschung durchführt (vgl. Fähnrich, 2010, S.7).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Fähnrich bezieht sich in seiner Dissertation auf das Problem der Jugendkriminalität und das Zustandekommen von wiederholten Straftaten bei Jugendlichen unter 21 Jahren, selbst nach einer strafrechtlichen Sanktionierung. Anders als vorherige Forschungsansätze in dem Gebiet, welche eher objektiv und empirisch sind, bezieht er sich in dieser Forschung auf die subjektiven Vorstellungen der Betroffenen (vgl. Fähnrich, 2010, S. 102, Z.1-5). „Eine qualitative Forschung setzt die Sichtweise, Perspektive und Interpretation der Teilnehmer an“ (vgl. Flick, 2009, S.60). Fähnrich leitet aus der Ausgangsthese zwei Forschungsfragen ab, die eindeutig und zielgerichtet formuliert sind und genaue Vorgaben über den Befragten und die Art und Weise der Befragung verraten, so wie es Prof.Dr. Flick auch formuliert wurde (vgl. Flick, 2009, S.39). Die erste Frage handelt davon, wie „Jugendliche ihre aktuellen Lebensumstände und biografischen Erfahrungen (einschließlich ihrer Straftaten) selbstdeuten“ (vgl. Fähnrich, 2010, S. 103). Die zweite Frage beschäftigt sich damit, ob sich „typische Selbstdeutungsmuster der Jugendlichen bezüglich ihrer aktuellen Lebensumstände, sowie biografischen Erfahrungen (einschließlich Straftaten) feststellen lässt“ (vgl. ebd.,2010, S. 103). Ziel dieser Arbeit ist, „herauszufinden unter welchen Lebensbedingungen die Jugendlichen aufgewachsen sind und wie sie ihre aktuellen Lebensumstände deuten und ihre Straftaten rechtfertigen“ (vgl. ebd., 2010, S.104). Des Weiteren sollen Selbstdeutungsmuster herausgearbeitet werden, um eventuelle Anregungen zum Thema Jugendkriminalität zu liefern (vgl. ebd., 2010, S.104).

Annäherung ans Feld

Die Annäherung ans Feld erfolgt, in dieser Arbeit, zum einen durch Daten von bestehenden Studien, sowie von Forschungsansätze und zum anderem erlangt er durch das Projekt „BASU 21“ neue Erkenntnisse. Anfangs fragt Fähnrich bei dem hessischen Polizeipräsidium nach Materialien über das Projekt BASU 21 an und erhält eine Materialübergabe von 80 besonders auffälligen Straftätern unter 21 Jahren (vgl. Fähnrich, 2010, S.106). Durch eine Selektive Slampling, den Fähnrich durchführt, sinkt die Zahl auf zehn Fälle, die für die Untersuchung relevant sind. Im Nachhinein wurde aufgrund auftretender Umstände, statt des Selektiven Samplings eine Art Zufallsstichprobe angewendet (vgl. ebd.2010, S.120-21). Nur vier der ausgewählten Jugendlichen sagten der Untersuchung zu (vgl. ebd., 2010, S. 121), sodass Fähnrich durch weitere Institutionen an sieben Jugendlichen gelangt. Bei der Auswahl von diesen Jugendlichen achtet Fähnrich ebenfalls auf die Zufallsstrichprobe (vgl. ebd., 2010, S.121). Die Untersuchten wurden in einem Büro interviewt. Damit sie ungestört blieben, kam es zu Einzelgespräche ohne Beaufsichtigung eines Familienmitglieds oder Beamten. Damit der Interviewer aktiv am Erzählprozess teilnehmen kann und der Interviewte frei/ausführlich antworten kann, wurde die Methode des Leitfadeninterviews angewendet (vgl. ebd., 2010, S.119) (vgl.Flick, 2009, S.114). Mit der Frage, ob er die Methode des narrativen Interviews verwenden sollte, beschäftigte sich Fähnrich ebenfalls, jedoch entscheidet er sich für den Leitfadeninterview (vgl. Fähnrich, 2010, S. 119), denn bei der Methode des narrativen Interviews, die verwendeten Eingangsfragen eher eine Erzählaufforderung ist. Die erhobenen Daten wurden anschließend, durch das thematische Kodieren, ausgewertet (vgl. Fähnrich, 2010, S. 122 ff.)

Sammlung der Daten

Bei dieser Forschung wird die Methode der qualitativen Sozialforschung verwendet, „Um komplexe soziale Wirklichkeiten erfassen und analysieren zu können“ (Fähnrich, 2010, S. 118). Von den zwei möglichen Wegen Daten zu erheben, entschied sich Fähnrich für die Methode des Leitfadeninterviews. Die andere Möglichkeit wäre das narrative Interview. Beim Durchführen des Interviews, bei denen die Jugendlichen über ihre Lebensumstände erzählen, ist die Formulierung und Anordnung der Fragen irrelevant. Dadurch kann einem Interview unterwartetes und nutzvolles Wissen beigetragen werden. (Flick, 2009, S. 113). Vielmehr kommt es darauf an, ein aktives Gespräch mit dem Befragten zu führen, bei Diesem tiefgründige Themen angesprochen werden und der Interviewpartner sich gedanklich mit den Ereignissen auseinandersetzt und weiterbeschäftigt (Flick, 2009, S.114-115). Auf diese Weise nimmt der Befrager rege und aufbauend an den Schilderungen, der Jugendlichen, teil. (vgl. Fähnrich, 2009, S. 119). Hierdurch wird auch das Erzählen der „subjektiven Wahrheit (vgl. Böttger, A. 1998, S. 108)“ gefördert (Fähnrich, 2010, S. 119). Durch die Schweigepflicht, Eigenständigkeit beim Erzählen, Anonymisierung der Daten und dem Ausschließen von äußeren Einflüssen wie z.B. die Anwesenheit von Naheliegenden, wird dafür gesorgt, dass die Interviews möglichst wahrheitsgetrau stattfinden (Fähnrich, 2010, S. 123). Nach Fähnrich „weist das Interview den Charakter eines Gespräches auf“ (Fähnrich, 2010, S. 119), da beide Parteien stets aufeinander eingehen.

Fixierung der Daten

Die Dokumentation der Daten erfolgt nach den Schritten von Flick. Erst findet die Datenerhebung statt, bei der die Antworten der Befragten als stichpunktartige Notizen festgehalten werden. Um jedoch keine Details zu überspringen, werden die Interviews auf Tonträgern festgehalten, sodass man bei bestehenden Fragen erneut auf das ganze Interview zugreifen und eventuell Ergänzungen hinzufügen kann (vgl. Flick, 2009, S. 138 ff.). Im Nachfrageteil, welches nach dem Interview folgt, wird erneut auf die noch offenen oder unklaren Fragen/Antworten, welche in den Notizen festgehalten wurden, eingegangen (vgl. Fähnrich, 2010, S. 122, S. 123) . Zum Schluss werden die aus den Interviews gewonnen Daten mit anderen Materialien, wie z.B. die Unterlagen von der hessischen Polizei oder der teilhabenden Institutionen, zusammengeführt und ausgewertet (vgl. Fähnrich, 2010, S. 123).

Interpretation der Daten

Bei der Datenauswertung geht es hauptsächlich darum, eine Typenbildung zu gestalten, „in der „typische kriminelle Karriereverläufe“ der besonders auffälligen jugendlichen Straftäter eingeordnet werden sollen“ (vgl. Fähnrich, 2010, S.123) (vgl. Tandem 17, SoWiMeth 2017). Fähnrich orientiert sich hierzu an einigen Punkten des „thematischen Kodierens“ von Flick (1996, 2017). Dabei wird die Datenerhebung durch die gleichzeitigen Vorgaben der Themen aber auch der Offenheit für unterschiedliche Perspektiven gewährleistet (vgl. Fähnrich, 2010, S. 124). Bevor die „offene“ und „selektive“ Kodierung stattfinden kann, werden zuerst Einzelfallportraits erstellt, welche dabei behilflich werden, „fallvergleichende Aussagen“ zu formulieren (Fähnrich, 2010, S. 124). Fähnrich arbeitet für die Einzelfallportraits mit zwei Ebenen. Ebene 1 stellt die Situationstypen dar, welche nochmal in zwei Subkategorien eingegliedert werden und Ebene 2 sind drei Biografietypen. Diese beiden Typisierungen werden miteinander kombiniert und bilden die „Lebenslagentypen“ (Fähnrich, 2010, S. 201). Die Lebenslagentypen werden dadurch erstellt, dass gemeinsame Merkmale, durch die unterschiedlichen Kategorien wie zum Beispiel beim Selbstdeutungsmuster oder der biographischen Erfahrungen der Jugendlichen, herausgearbeitet werden (Fähnrich, 2010, S. 131 ff.). Daraus ergeben sich der Lebenslagentyp I „der subkulturell verhaftete Typ“ , der Lebenslagentyp II „ der biografisch belastete und subkulturell verhaftete Typ“ und der Lebenslagentyp III „der biografisch belastete Typ mit ausstiegsorientierten Tendenzen“ (vgl. Fähnrich, 2010, S. 203, S. 207, S. 209). Somit entstehen am Ende 3 Lebenslagentypen mit unterschiedlichen kriminellen Karriereverläufen (vgl. Fähnrich, 2010, S. 214 ff.).

Geltungsbegründung

Für die Geltungsbegründung einer qualitativen Sozialforschung gilt, wie der Forscher sein eingesetztes Material, die Ergebnisse, sowie auch Interpretationen erläutert und schlussfolgert (vgl.Flick/Kardorff, 1995, S. 167). Inwiefern Fähnrichs Untersuchungen von Geltung sind lässt sich vielfach diskutieren. Um es in Rahmen zu halten, betrachten wir nur bestimmte Aspekte. Laut Flick wird eine Forschung durch Zufallsproben Generalisiert. (Flick 2009, S. 275). Fähnrich erfüllt dieses Kriterium durch die Auswahl der Jugendlichen durch eine „Zufallsstichprobe“ (Fähnrich 2009, S.121). Die Probanden sind lediglich nur 11 Jugendlichen. Mit einer derart kleinen Stichprobe ist es jedoch nicht möglich „allgemeine Rückschlüsse“ (vgl. Fähnrich 2010, S.119) über die Jugendkriminalitätsrate zu ziehen, welches zu Beginn die eigentliche Absicht von Fähnrich zu sein scheint. Hier ist die Generalisierbarkeit dieser Arbeit zu hinterfragen. Die Jugendlichen wurden nach dem selektiven Sampling ausgewählt, welches jedoch das Risiko mit sich bringt, dass eventuell nicht alle Fälle, welche von großer Bedeutung für die Untersuchung wären, berücksichtigt werden (vgl. Fähnrich 2010, S.120). Die Verallgemeinerung der Forschungsergebnisse erreicht Fähnrich durch die von Flick so bezeichnete „Idealtypenbildung“ (Flick, 2009, S.277). „Darüber hinaus erhebt Flick den Anspruch, dass die Forschung für Dritte transparent gemacht wird (Flick, 2009, S.259). Dieses Kriterium erfüllt Fähnrich, indem er seine Ergebnisse „an die zuständige Stelle“ (Fähnrich,2010, S.105) weitergibt.“ (vgl. Tandem 42, SoWiMeth SoSe 2017). Zu guter Letzte wäre eine Untersuchung mit der gleichen Methodik, im ausgedehnteren Rahmen, empfehlenswert um die These „Auch für jugendliche Wiederholungstäter gilt, dass sie für gewöhnlich den Weg in ein straffreies Leben finden“ bestätigen zu könne. (vgl. Fähnrich, 2010, S.219).

Forschung als Diskurs

Uwe Flick beschreibt die Forschung als Diskurs mit den Befragten als ein Subjektverstädnis. (Flick, 1995, S.170) Nach Flick können die Befragten auf drei verschieden Arten in das Thema einbezogen werden. Erstens durch die Rückmeldung nach Abschluss der Datenerhebung, zweitens Rückmeldung von Interpretation oder drittens durch Rückmeldung nach Abschluss der Forschung. Bei der Rückmeldung nach Abschluss der Datenerhebung wird zu Beginn eine Zustimmung der Befragten eingeholt und im Nachhinein die Aussagen der Befragten rückgemeldet und zugänglich gemacht. (Flick, 1995, S.170) Zum Ersteren ist uns bekannt, dass Fähnrich die Einverständniserklärung der Jugendlichen eingeholt hatte (Fähnrich, 2010, S. 121), jedoch ist nicht bekannt, ob die Jugendlichen im Nachhinein Zugriff auf die erhobenen Daten hatten. Zweitens müssen die erhobenen Daten auf dem Sprachniveau des Interviewpartners zu äußern sein, damit diese es auch verstehen könne. (vgl. Flick, 1995, S.170). Und die dritte Möglichkeit des Diskurses mit den Befragten ist die Rückmeldung nach Abschluss der Forschung, bei dem die Betroffenen evtl. einen Forschungsbericht bekommen sollten. Von den letzteren zwei Möglichkeiten ist uns bei Fähnrich nichts bekannt. Weder ob die Befragten Jugendlichen eine Rückmeldung bzw. einen Zugriff auf das Interview und die Ergebnisse erhalten haben, noch ob die Befragten einen Forschungsbericht erhalten haben.

Literatur

  • Flick, Uwe (2009): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. 3 Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
  • Fähnrich, Oliver (2010): Jugendkriminalität - Biografische Kontexte straffälliger Jugendlicher - Merkmale und Selbstdeutungsmuster jugendlicher Wiederholungstäter
  • Flick, Uwe/v.Kardorff, Ernst/ Krupp,Heiner/ v.Rosenstiel, Lutz/ Wolff, Stephan (1995): „Handbuch Qualitative Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. Weinheim.3. Auflage.
  • Flick, Uwe (Ed.); Kardoff, Ernst von (Ed.); Keupp, Heiner (Ed.); Rosenstiel, Lutz von (Ed.); Wolff, Stephan(Ed.) (1991): Handbuch qualitative Sozialforschung : Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen München,

Kommentare

Diskussion

Celina Panosch, 2018/06/30 12:34

Das Tandem 3 landet bei unserer Bewertung auf Platz 3. Wir bewerten sehr positiv, dass das Tandem es geschafft hat, durchgehend einen deutlichen Bezug zwischen Fähnrich und Flick zu erstellen, denn dadurch wird die gesamte Vorgehensweise Fähnrichs verständlicher und nachvollziehbarer. Leider treten bei diesen Vergleichen häufig Zitationsfehler auf, beispielsweise wird im Abschnitt „Fragestellung, Forschungsperspektiven“ Fähnrich beschrieben und mit Flick belegt. Des Weiteren wurde uneinheitlich zitiert, oder im Abschnitt „Sammlung der Daten“ direkte Zitate falsch wiedergegeben. Stark bemängeln müssen wir das häufige Erscheinen von Grammatikfehlern, die bei einem erneuten Korrekturlesen hätten verhindert werden können. Besonders schade finden wir, dass Begrifflichkeiten wie das Selektive Sampling, die offene und selektive Kodierung oder die genaue Formerläuterung des Leitfadeninterviews nicht näher in ihrer Bedeutung erläutert wurden. Dazu ist das Literaturverzeichnis leider unvollständig. Positiv hervorheben wollen wir jedoch die Tatsache, dass das Tandem den Aufbau der Datensammlung und den der Typenbildung sehr ausführlich und verständlich darstellt.

Lena Hauner, 2018/06/30 16:18

Tandem 3 möchte ich auf Platz drei einordnen. Das Tandem hat zu Beginn die Forschungsfragen gut herausgearbeitet und das Ziel der Dissertation von Oliver Fähnrich wurde klar dargestellt. Die Zitation ist klar und nachvollziehbar. Das Verhältnis zwischen direkten und indirekten Zitaten ist ausgewogen, wobei im Vergleich zu den anderen beiden Tandems hier mehr wörtlich zitiert wurde, was ich persönlich aber nicht für schlimm erachte. Die Sprache der Analyse ist gut zu verstehen. Aufgefallen ist mir auch der Vergleich mit Tandems aus dem Vorjahr, der zeigt, dass sich die Autorinnen mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Das Tandem hat auf eine klare Abgrenzung zwischen Fähnrich und Flick geachtet. An manchen Stellen sollte vielleicht noch darauf geachtet werden, dass nach einem Satzzeichen ein Leerzeichen eingefügt werden muss, z. B. „Flick,2009, S.39“ oder „vgl. ebd.,2009, S. 103“. Teilweise wurde nicht einheitlich zitiert, wie im Abschnitt Fragestellung, Forschungsperspektiven zu erkennen ist, z. B. „vgl. ebd.,2009, S. 103“. Hier wurde das Jahr angegeben, aber bei den nächsten beiden Nachweisen, welche sich auch wieder auf Fähnrich beziehen, wurde keine Jahreszahl angegeben „vgl. ebd., S. 104“ und „vgl. ebd., S. 104“. Grammatikalisch weist die Analyse nur sehr wenige Fehler auf, wie beispielsweise „Durch eine Selektive Slampling, den Fähnrich…“, hier hat sich auch ein kleiner Tippfehler eingeschlichen.

Anna Wolschendorf, 2018/07/01 11:15

Tandem 3 formuliert die Forschungsfragen und die Ziele, mit welchen sich Fähnrich beschäftigt hat, klar aus. Die Ausgangsthese, die zu der Formulierung der Forschungsfragen geführt hat, wird zwar erwähnt, aber nicht weiter erläutert. Zur Bearbeitung der Studie wird von dem Tandem die Fachliteratur verwendet und in dem Literaturverzeichnis aufgeführt, die Studie selbst bleibt leider aus. Es ist uns aufgefallen, dass bei der Analyse der Studie an manchen Stellen keine klare Differenzierung zwischen den Inhalten der Studie und der Fachliteratur möglich ist. Somit entsteht der Anschein, dass Flick über die Studie von Fähnrich in seinem Buch geschrieben hat. Weiter wird zwar die Selektive Sampling Methode erwähnt, aber nicht als solche gekennzeichnet und nicht weiter ausgeführt, somit bleibt es unklar, aus welchen Gründen Selektive Sampling Methode von Fähnrich nicht umgesetzt werden konnte, warum ausgerechnet die Zufallsstichprobe geeigneter erschien und welche Merkmale diese Methode auszeichnen. In Gesamten ist die Studienanalyse mehr deskriptiv gestaltet, was dazu führt, dass einige Fragen zu den Inhalten der Analyse offenbleiben.

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