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lehre:sose2016:sozialwissmeth:analysen:tandem15

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lehre:sose2016:sozialwissmeth:analysen:tandem15 [2016/09/08 13:16]
sarah [Fixierung der Daten]
lehre:sose2016:sozialwissmeth:analysen:tandem15 [2020/11/04 21:16]
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-====== Tandem 15 ====== 
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-  * Tandempartner 1: Elisa Schneider 
-  * Tandempartner 2: Sarah Thalmann 
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-==== Einleitung ==== 
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-In der Studie von Burkhard Leimbach (2015) geht es um „Verschenkte Chancen-Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren? – Optimierung der Zusammenarbeit von Schule, Eltern und ihren Kindern – eine Befragung von Schülerinnen und Schülern mit türkischem Migrationshintergrund bezüglich der Einstellung zu „Schülerorientierter Elternarbeit“ am Gymnasium“. Bei dieser Studie handelt es sich um eine explorative Studie. Diese Ausarbeitung legt dabei den Fokus auf die Zusammenarbeit zwischen der Schule (Schulleitung, Lehrkräfte), den Eltern und den SchülerInnen mit türkischem Migrationshintergrund. 
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-==== Verhältnis Theorie-Gegenstand ==== 
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-Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Einfluss der elterlichen Unterstützung auf den Schulerfolg ihrer Kinder. Er geht davon aus, dass förderliche Lernbedingungen im Elternhaus ausschlaggebende Faktoren sind, welche von den Möglichkeiten der Eltern abhängen. Diese Faktoren sind besser, wenn die Eltern eine Bildungsbiografie aufweisen, da sie mit höherer Bildung ausgestattet sind. Leimbach setzt einen Aspekt auf Familien mit Migrationshintergrund und er erwähnt auch Unterschichtenfamilien in prekären Lebenslagen. Er sieht dabei Probleme bei den Möglichkeiten, die die Eltern, in der Schule als mitgestaltende Akteure haben und dabei erfolgreich zu sein. Besonders in gymnasialen Schulformen scheint das von besonderer Relevanz zu sein. Leimbach hält fest, dass die Erwartungen, die die Eltern an die Schule im Bezug auf Lernen und Unterstützung haben, nicht den Vorstellungen entsprechen. Dabei entsteht die Problematik, dass SchülerInnen als Objekt zwischen den zweiseitigen Bemühungen stehen und nicht als ernstgenommenes reflektierendes Subjekt. Dabei gilt es zu erwähnen, dass sich SchülerInnen als Vermitteler zwischen Elternhaus und Schule befinden und somit einen wichtigen Beitrag zu dieser Studie bieten. Den Mittelpunkt dieser Dissertation bilden der Blick auf SchülerInnen und deren Erfahrungen mit der Schule und der Zusammenarbeit mit dem Elternhaus und die Hoffnungen auf einen erfolgreichen Schulabschluss (Vgl. Leimbach S. 6-7).  
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-==== Fragestellung, Forschungsperspektiven ==== 
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-// „Die Entscheidung für eine bestimmte Fragestellung hängt häufig von lebenspraktischen Interessen des Forschers und seiner Einbindung in bestimmte soziale Kontexte ab."// (Vgl. Flick S. 152) Leimbach legt den Fokus, dieser empirischen Erhebung mit explorativen Charakter, auf schülerorientierte Elternarbeit. (Vgl. Leimbach S. 44) Er konzentriert sich dabei auf die Eruierungen der Erfahrungen, welche die SchülerInnen bisher selber erlebt haben. Darunter fallen schulische Erfolge und Misserfolge, Konflikte mit den Mitmenschen sowie allgemeine Erfahrungen, die auf den Lernenden Auswirkungen haben. Laut Flick bieten sich dem Forscher Alterantiven, die er auswählen kann. Darunter zählen die //Sicht// der //Subjekte zu verstehen//, zweitens den Schwerpunkt auf die// Deskription einer Lebenswelt// zu legen, sowie sich mit subjektiven oder objektiven Handlungsgründen und somit Erklärungen menschlichen Handelns zu befassen. (Vgl. Flick S. 152 f.) Auf Grund verschiedener und vielfältigen Erfahrungen während der Schullaufbahn kann ein Datengrundstock gelegt werden. Dieser Grundstock deckt die Beziehungskonstellation von Eltern, SchülerInnen und Schule. Dabei sollen Faktoren hervorgehoben werden, welche den Schulerfolg steigern (Vgl. Leimbach S.44-45). Diese Studie soll aufzeigen ob es möglich ist, SchülerInnen welche aus bildungsfernen Elternhäusern kommen so zu unterstützen, dass die Lernbedingungen sich verbessern und sie dadurch mehr Selbstwertgefühl und Selbstständigkeit erlangen. Eltern sollen gleichzeitig die Stütze zwischen Elternhaus und Schule sein. Weiter soll herausgefunden werden, ob sie Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess übernehmen können oder ob sie dafür Hilfestellungen benötigen. (Vgl. Leimbach S. 28-29).  
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-Der Grundsatz der Grounded theory wurde vom Autor nicht verwendet. Dennoch gibt es Berührungspunkte mit dieser. Am Anfang liegt eher ein Konzept anstatt einer Theorie, dass schrittweise überprüft wird und weiterentwickelt werden kann, vor (Vgl. Leimbach S. 87). Ebenso findet man in der Studie das Prinzip der Offenheit (Vgl. Flick S. 150). Bei diesem wird auf das Formulieren von Hypothesen verzichtet. Hier werden Fragen offen formuliert, dies dient dazu, den Sichtweisen der interviewten Personen näher zu kommen. (Vgl. Flick S. 312) 
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-==== Annäherung ans Feld ==== 
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-Leimbach führt die Methode der leitfadengestützten problemorientierten Interviews durch (Vgl. Leimbach S. 72) und präzisiert sich dabei auf die Fragestellung, die Methode der Befragung (Interview), die Auswahl von Institution, auf den Leiter des Interviews und das Auswertungsverfahren (Vgl. Leimbach S. 44). Es soll geklärt werden, ob SchülerInnen mit türkischem Migrationshintergrund in der Lage sind, eigenständig zu begreifen, dass sie selber die Gestalter ihrer Schulkarriere sind. Dabei sollen sie Erkenntnis darüber erlangen, welchen Faktor sie selber für eine erfolgreiche Schulkarriere darstellen und diesen auch benennen können. Ein weiteres Anliegen ist, den SchülerInnen die Dimension, welche sie im Kontext von Eltern-Schule-SchülerInnen haben, bewusst zu machen. Dabei stellt sich die Frage, ob die Zusammenarbeit mit den eigenen Eltern den Schulerfolg steigern kann (Vgl. Leimbach S. 45). Leimbach befasst sich mit drei thematisch abgrenzbaren Bereichen, welche den Fragehorizont formen. Diese lauten: I Der Stellenwert von Schule bei den Eltern, II Der Einfluss von Eltern bzw. der Familie auf die Schule, III Die Bedeutungsselbstzuschreibung von SchülerInnen im Beziehungsfeld Schule-Eltern und Familie (Vgl. Leimbach S. 45-46). Diese abgrenzbaren Bereiche bieten eine Annährung an das Feld und präzisieren die Rollen der Forschenden die angemessen ausgewählt werden sollten. (Vgl. Flick S. 154) 
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-==== Sammlung der Daten ==== 
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-Die Studie ist gekennzeichnet durch das qualitative Forschungsdesign, dessen Herangehensweise die subjektive Sichtweise ist. Das heißt, die Daten sollen möglichst unverfälscht dargestellt werden. Das Verhalten und ihre schriftlichen sowie mündlichen Äußerungen müssen vollständig dokumentiert werden. Diese Protokolle dienen als eine Annährung und sind nicht als unwiderrufliche Datenbasis zu verstehen. Die Methode bei der Sammlung der Daten muss erlauben neues zu entdecken, auch wenn es nicht im Fokus des Forschenden stand (Vgl. Leimbach S. 48-49). Dabei stellt das leitfadengestützten problemorientierten Interview die geeignetste Variante zu sein. //„Das problemzentrierte Interview zielt auf die Forschung von Prozessen und Auswirkungen der Individualisierung im Verlauf von Sozialisation, denn die Konstruktionsprinzipien des problemzentrierten Interviews (…) zielen auf eine möglichst unvoreingenommene Erfassung individueller Handlungen sowie subjektiver Wahrnehmungen und Verarbeitungsweisen gesellschaftlicher Realität.“// (Vgl. Leimbach S. 66, bezüglich Witzel 2000, keine Seitenangabe). Die Entscheidung für eine konkrete Fragestellung lassen bestimmte Aspekte in den Vordergrund rücken. (Vgl. Flick S. 152) Durch eine wiederholte Präzisierung der Fragestellung und einem zirkulären Interviewverlauf werden Daten zur Entwicklung einer Theorie erfasst. Weitere Sammlungen der Daten des problemzentrierten Interviews stellen die methodischen Charakteristika dar, die es erlauben, Eindrücke der Interviews durch einen Kurzfragebogen festzuhalten (Vgl. Leimbach S. 66-67).  
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-Laut Aufbau des Schemas des Leitfadens stellt eine Konstruktion zwischen Theorie und Empirie dar. Darunter ist zu verstehen, dass es wie eine Verbindung zwischen der Fragestellung der Studie und den geführten Interviews ist. Dem Interviewten muss genügend Gelegenheit gegeben werden, Die Bedeutungsstruktur der sozialen Gegebenheiten zu verstehen. Der Gesprächsverlauf und die Themen können weiter variiert und erweitert werden. Dabei besteht die Möglichkeit in eine neue Richtung zu lenken oder zu vertiefen (Vgl. Leimbach S. 94 f). 
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-==== Fixierung der Daten ==== 
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-In dieser Studie wurde zur Fixierung der Daten die Interviewvariante gewählt. Währenddessen wurde das Gespräch mit Hilfe eines Tonbandgeräts aufgezeichnet. Der Interviewer selbst besitzt ebenfalls einen türkischen Migrationshintergrund. Seine bisherigen Interviewerfahrungen ermöglichen es, dass er mit genügend Empathie und einer Art Vertrauen profitiert. Den größten Zeitraum des Interviews umfassen die zentralen Leitfragen und die Reaktion der Befragten. Es ist daher angebracht, Kurzfragebogen vorauszuschicken, der dann dazu dient Daten, die zur späteren Interpretationen der Interviews beitragen, und um das Interview zu entlasten. Darunter fallen der sozioökonomische Status, die Familienstruktur, die Sprachkompetenz und peer-group-Beziehungen. Leimbach erwähnt, dass in einer angemessenen Sprache gesprochen werden soll, um Verständlichkeit und Nähe zur Alltagssprache darzustellen. Dies soll den Probanden zu zwangsfreihen Äusserungen verfelfen. (Vgl. Leimbach S.95) Die letzte Interviewphase besteht aus der Aufzeichnung, diese Tonbandaufzeichnungen werden später zur Transkription verwendet. Ein Nachinterviewprotokoll ist ebenso sinnvoll anzufertigen um eventuell nachträglich Informationen zu behandeln (Vgl. Leimbach S. 69). Nach Flick handelt es sich hierbei um ein rekonstruktives Vefahren. Dazu zählen alle Formen von Interviews und Feldnotizen des Beobachters (Vgl. Flick S. 156). 
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-==== Interpretation der Daten ==== 
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-Die Interpretation der Daten stützt sich auf zehn Interviews, welche jeweils eine Dauer von 20 Minuten haben (Vgl. Leimbach S. 84). Grundsätzlich wird das handlungsleitende Vorwissen der Studie erklärt. Es sollte die gewählte Methode mit den erkenntnistheoretischen Grundlagen übereinstimmen. Die angewendete Interviewmethode passt zu der Befragtengruppe und passt sich den Erfahrungen und Fähigkeiten des Interviewers an. Die Offenheit des Forschungsprozesses wird garantiert, indem Problemzentrierung, Gegenstand- und Prozessorientierung gegeben sind, ohne die neue, unerwartete Ergebnisse nicht möglich sind. Laut Leimbach ist das leitfadengestützte problemzentrierte Interview für die Studie die geeignete Erhebungsform, denn er erwähnt die Problematiken der narrativen-, fokussierten-, themenzentrierten Interview, sowie dem Tiefeninterview (Vgl. Leimbach S. 69-72).  
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-Die richtige Auswertungsmethode einer explorativ angelegten Studie muss ihr Datenmaterial so strukturieren, dass am Schluss Typisierungen, generalisierende Vermutungen und oder Hinweise auf Hypothesen entstehen können (Vgl. Leimbach S. 87). 
-==== Geltungsbegründung ==== 
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-Wenn Interaktion die Basis für Bedeutungszuschreibung ist, muss nach dem „Wie“ von Interaktion und nicht nach dem „Warum“ gefragt werden. Laut Leimbach sollten Fragen folgendermaßen aussehen: „Wie unterstützen dich Deine Eltern in der Schule? Wie kommt es, dass Du gerade mit dieser Person redest? Wie wirken sich diese Gespräche auf Deine schulischen Leistungen aus?“ (Vgl. Leimbach S. 55). Die Offenheit gegenüber Unerwartbarem ist eine weitere Voraussetzung, denn zu Erforschenden bringen durch ihre Aussagen in das zu erforschende Gebiet. Eine größtmögliche Offenheit gegenüber Interpretation der Befragten, soll durch die Formulierung von Fragen sichergestellt werden. Aus forschungspraktischen Gründen, darunter zählen: investierte Zeit, Umfang der Übertragung der Dateien und beteiligten Personen sollte das Eingrenzen von Fragestellungen geplant werden (Vgl. Leimbach S. 56). 
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-In der Studie wird deutlich, dass nicht alle Befragten dem gleichen oder ähnlich selbstgenerierten Erzählmuster folgen. Deswegen ist es schwierig das Gesagte zu interpretieren. Dieses Muster kommt an seine Grenzen, da Kategorienbestimmung und die Generalisierung an ihre Grenzen kommen, wenn die Erzählungen stark voneinander abweichen (Vgl. Leimbach S. 70).  
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-==== Forschung als Diskurs ==== 
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-Leimbach legt in seiner Studie fest, dass in den Analysen der Interviews, die er mit den Probanden nicht nur für den Schulerfolg ungünstige Konstellationen ermittelt, sondern auch eine günstige Sachlage. Besonders sticht dabei die Rolle der SchülerInnen als Mittler zwischen der Schule und dem Elternhaus (Vgl. Leimbach S. 7). Allerdings stützen sich seine Ergebnisse auf eine schmale Datenbasis, das heißt zehn Interviews. Das reicht nicht aus, um allgemein gültige Verallgemeinerung und Typisierungen vornehmen zu können. (Vgl. Leimbach S. 304). 
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-Betrachtet man die Ansichten der Interviewten, dann ist die Schule eine Institution, die im Wesentlichen die Erwartungen der SchülerInnen erfüllt. Dennoch gilt es zu erwähnen, dass im Bezug auf Beratung und Individualisierung von Unterricht mehr Veränderungsbereitschaft von der Schule gefordert wird. Die schülerorientierte Elternarbeit steht unter klaren Erwartungen. Der Kontakt zwischen Schule und Eltern soll die Bedürfnisse und Wünsche der Schüler in Betracht ziehen, dabei sollen individuelle Gespräche und Beratungsangebote, die die Lernbereitschaft steigern soll, angeboten und erweitert werden (Vgl. Leimbach S. 305 ff.). 
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-==== Literatur ==== 
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-Flick, Uwe (2009-Glossar): „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen.“ Rowohlt Taschenbuch Verlag Hamburg. S. 307-315 
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-Flick, Uwe (1995): „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses.“ Handbuch qualitativer Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendung 2. S. 148-173 
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-Leimbach, Burkhard (2015): „Verschenkte Chancen-Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren?“ Online publiziert auf dem Server der Universität Oldenburg. 300 Seiten. Link: http://oops.uni-oldenburg.de/2647/ (zuletzt abgerufen: 30.05.2016) 
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