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fatihyarar
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 In der von Magnus Prangenberg verfassten Dissertation wird die Lebenssituation derjenigen Kinder untersucht, deren Eltern als geistig behindert gelten. Prangenberg veröffentlicht eine Biographie- und Milleustudie, welche an Studien von Pixa-Kettner, Bargfrede und Blanken anknüpft. Dem Vorsatz qualitativer Forschung nimmt er sich innerhalb seiner Ausführungen dahingehend an, dass eine gezielte, thematische Frage die Arbeit wie einen Roter Faden durchläuft. ,, Wie habt ihr eure Kindheit als Kinder geistig behinderter Eltern erfahren?´´ (Prangenberg, S.16) Diese Frage nimmt der Forscher zum Anlass, tiefgründigere Einblicke in die Lebensstrukturen betroffener Kinder anzubieten. Besonders in diesem Punkt erscheint es Prangenberg als beträchtlich, grundsätzliche Informationen über den zwischenmenschlichen Umgang, die Möglichkeit von Bildung und die Etablierung innerhalb eines Sozialgefüges betroffener Kinder zu liefern. Des Weiteren möchte er gleichwohl die Lebenssituation der geistig behinderten Eltern durchleuchten und daraufhin zu neuen Erkenntnissen gelangen.  Die Ausführungen dieser Arbeit sollen keine bloßen Wiederholungen von vorausgegangener Literaturrecherche implizieren, sondern viel mehr immer häufiger auftretenden Mythen inmitten der Gesellschaft entgegentreten. Ferner liegt das Augenmerk keinesfalls auf der Überprüfung einer Theorie, sondern in besonderem Maße der Erschaffung einer solchen.  In der von Magnus Prangenberg verfassten Dissertation wird die Lebenssituation derjenigen Kinder untersucht, deren Eltern als geistig behindert gelten. Prangenberg veröffentlicht eine Biographie- und Milleustudie, welche an Studien von Pixa-Kettner, Bargfrede und Blanken anknüpft. Dem Vorsatz qualitativer Forschung nimmt er sich innerhalb seiner Ausführungen dahingehend an, dass eine gezielte, thematische Frage die Arbeit wie einen Roter Faden durchläuft. ,, Wie habt ihr eure Kindheit als Kinder geistig behinderter Eltern erfahren?´´ (Prangenberg, S.16) Diese Frage nimmt der Forscher zum Anlass, tiefgründigere Einblicke in die Lebensstrukturen betroffener Kinder anzubieten. Besonders in diesem Punkt erscheint es Prangenberg als beträchtlich, grundsätzliche Informationen über den zwischenmenschlichen Umgang, die Möglichkeit von Bildung und die Etablierung innerhalb eines Sozialgefüges betroffener Kinder zu liefern. Des Weiteren möchte er gleichwohl die Lebenssituation der geistig behinderten Eltern durchleuchten und daraufhin zu neuen Erkenntnissen gelangen.  Die Ausführungen dieser Arbeit sollen keine bloßen Wiederholungen von vorausgegangener Literaturrecherche implizieren, sondern viel mehr immer häufiger auftretenden Mythen inmitten der Gesellschaft entgegentreten. Ferner liegt das Augenmerk keinesfalls auf der Überprüfung einer Theorie, sondern in besonderem Maße der Erschaffung einer solchen. 
 ==== Annäherung ans Feld==== ==== Annäherung ans Feld====
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 Für Untersuchungen und Studien bedarf es immer der Annäherung an ein bestimmtes Feld. Mit Feld  verbindet der Forscher explizit  bestimmte Institutionen oder Subkulturen, was dem Merkmal qualitativer Forschung entspricht (vgl. Flick, S. 143). Flick offenbart, dass der Forschende eine besondere Bedeutung inne hat und zum ´´Instrument´´ der Erhebung wird (vgl. Flick, S. 143). Für Untersuchungen und Studien bedarf es immer der Annäherung an ein bestimmtes Feld. Mit Feld  verbindet der Forscher explizit  bestimmte Institutionen oder Subkulturen, was dem Merkmal qualitativer Forschung entspricht (vgl. Flick, S. 143). Flick offenbart, dass der Forschende eine besondere Bedeutung inne hat und zum ´´Instrument´´ der Erhebung wird (vgl. Flick, S. 143).
 Auch in der von Prangenberg durchgeführten Studie verbindet sich mit der Annäherung an das Feld ein erster Schritt. In diesem Fall soll durch die Kontaktaufnahme zu den Kinder der gewünschte Informationsfluss zuströmen. Jedoch erweist sich das Aufsuchen dieser Kinder, deren Eltern als geistig behindert gelten, als strapaziös. Zu Beginn der Annäherung an das Feld werden Sachinhalte  bereits verfasster Dissertationen und Stellungnahmen eingesehen, was Prangenberg zu der Erkenntnis gelangen lässt, dass diese Fachliteratur nur ein eingeschränktes Gesamtbild der Situation Kinder geistig behinderter Eltern liefert. Mit dem Versenden von Briefen, welche an Betreuungseinrichtungen adressiert sind, soll eine Brücke zur Kontaktknüpfung der Elternschaft und damit auch den Kindern geschlagen werden. Es lässt sich erkennen, dass die Kontaktaufnahme zu den Kindern als sehr mühsam anzusehen ist. Des Weiteren möchte Prangenberg inmitten dieses Feldzugangs den Kontakt zu einer Person knüpfen, welche in engem Verhältnis zu einem der betroffenen Kinder steht und wichtige Informationen und Rahmenbedingungen liefern kann. Hieran orientiert er sich an der,,Key-informant´-method´´ nach Whitman und Accardo (vgl. S.120). Auch in der von Prangenberg durchgeführten Studie verbindet sich mit der Annäherung an das Feld ein erster Schritt. In diesem Fall soll durch die Kontaktaufnahme zu den Kinder der gewünschte Informationsfluss zuströmen. Jedoch erweist sich das Aufsuchen dieser Kinder, deren Eltern als geistig behindert gelten, als strapaziös. Zu Beginn der Annäherung an das Feld werden Sachinhalte  bereits verfasster Dissertationen und Stellungnahmen eingesehen, was Prangenberg zu der Erkenntnis gelangen lässt, dass diese Fachliteratur nur ein eingeschränktes Gesamtbild der Situation Kinder geistig behinderter Eltern liefert. Mit dem Versenden von Briefen, welche an Betreuungseinrichtungen adressiert sind, soll eine Brücke zur Kontaktknüpfung der Elternschaft und damit auch den Kindern geschlagen werden. Es lässt sich erkennen, dass die Kontaktaufnahme zu den Kindern als sehr mühsam anzusehen ist. Des Weiteren möchte Prangenberg inmitten dieses Feldzugangs den Kontakt zu einer Person knüpfen, welche in engem Verhältnis zu einem der betroffenen Kinder steht und wichtige Informationen und Rahmenbedingungen liefern kann. Hieran orientiert er sich an der,,Key-informant´-method´´ nach Whitman und Accardo (vgl. S.120).
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 ==== Sammlung der Daten==== ==== Sammlung der Daten====
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 Innerhalb einer Dissertation belaufen sich die ersten Schritte des Forschenden darauf, einen Feldzugang zu erlangen . Infolgedessen ist Prangenberg verstärkt daran interessiert, entsprechende Daten zu sammeln, damit schließlich neue und aufschlussreiche Erkenntnisse gewonnen werden. Für diese Studie erwachsener Kinder, deren Eltern als geistig behindert gelten, wird mit Hilfe  verbaler Daten ein Einblick in deren Empfindungslagen und Lebenssituationen gegeben. Der Forscher entscheidet sich während der Interviews nicht für einen monotonen Stil, sondern benutzt eine leitfadenorientierte Befragung mit Freiraum für narrative Sequenzen (vgl. S.123). Die Kinder selbst fungieren nicht nur als reine Datenquelle, sondern nehmen die Position eines Experten ein. Darin zeigt sich der qualitative Forschungsansatz, der nicht durch standardisierte Methoden charakterisiert wird, sondern innerhalb des Freiraums seine Ausprägungen findet.  Innerhalb einer Dissertation belaufen sich die ersten Schritte des Forschenden darauf, einen Feldzugang zu erlangen . Infolgedessen ist Prangenberg verstärkt daran interessiert, entsprechende Daten zu sammeln, damit schließlich neue und aufschlussreiche Erkenntnisse gewonnen werden. Für diese Studie erwachsener Kinder, deren Eltern als geistig behindert gelten, wird mit Hilfe  verbaler Daten ein Einblick in deren Empfindungslagen und Lebenssituationen gegeben. Der Forscher entscheidet sich während der Interviews nicht für einen monotonen Stil, sondern benutzt eine leitfadenorientierte Befragung mit Freiraum für narrative Sequenzen (vgl. S.123). Die Kinder selbst fungieren nicht nur als reine Datenquelle, sondern nehmen die Position eines Experten ein. Darin zeigt sich der qualitative Forschungsansatz, der nicht durch standardisierte Methoden charakterisiert wird, sondern innerhalb des Freiraums seine Ausprägungen findet. 
 Für Prangenberg ist es von großer Bedeutung, dass sich die Befragten nicht unwohl fühlen und bleibt deswegen auch alleiniger Interviewer. Innerhalb des Interviews erweist es sich  Für Prangenberg ist es von großer Bedeutung, dass sich die Befragten nicht unwohl fühlen und bleibt deswegen auch alleiniger Interviewer. Innerhalb des Interviews erweist es sich 
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 Während der Milleustudie Prangenbergs wird eine erste Fixierung der Daten durch die erstellten Fragebögen erhoben. (vgl. Prangenberg, 2002, S.141) Durch Kurzbiographien wird ein Einblick in die Lebensgeschichten der betroffenen Personen gewährleistet. Für Prangenberg ist das Interview ein elementares Instrument, bei diesem Freiraum für narrative Sequenzen gelassen wird. (vgl. Prangenberg, 2002, S.119) Während dieser Interviews werden die Konversationen auf Tonbändern festgehalten, anschließend werden Feldnotizen erstellt. Empfindungen, die innerhalb der Interviews zum Ausdruck kommen, werden mit einbezogen; jedoch geht er davon aus, dass diese Eindrücke subjektiv sind und fasst folgende Aussage seitens von Schmid auf: ;;Diese subjektiven Protokolle können nicht als Belege für Interpretationen herangezogen werden." (vgl. Schmidt, 1997, S.558) Während der Milleustudie Prangenbergs wird eine erste Fixierung der Daten durch die erstellten Fragebögen erhoben. (vgl. Prangenberg, 2002, S.141) Durch Kurzbiographien wird ein Einblick in die Lebensgeschichten der betroffenen Personen gewährleistet. Für Prangenberg ist das Interview ein elementares Instrument, bei diesem Freiraum für narrative Sequenzen gelassen wird. (vgl. Prangenberg, 2002, S.119) Während dieser Interviews werden die Konversationen auf Tonbändern festgehalten, anschließend werden Feldnotizen erstellt. Empfindungen, die innerhalb der Interviews zum Ausdruck kommen, werden mit einbezogen; jedoch geht er davon aus, dass diese Eindrücke subjektiv sind und fasst folgende Aussage seitens von Schmid auf: ;;Diese subjektiven Protokolle können nicht als Belege für Interpretationen herangezogen werden." (vgl. Schmidt, 1997, S.558)
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 ==== Interpretation der Daten==== ==== Interpretation der Daten====
  
 Prangenberg wertet die Daten nach einer „systematische thematische Analyse“ (S.126.f.) aus. Diese ist eine Mischung der Methoden „hermeneutisch-interpretierend" (S. 126) und „empirisch-erklärend" (S. 126). Die Einzelgespräche dieser Studie wurden aufgenommen in Form von Tonbändern und später transkribiert zu Interviewprotokollen, um jede einzelne Aüßerung der Interviewpartner festzuhalten, die später von Bedeutung sein kann. Allerdings muss man hinzufügen, dass Prangenberg alle Interviews persönlich durchführt und interpretiert (S. 145). Durch die themenorientierte Auswertung (vgl. S.133.f.) und der Einzelfallanalyse (vgl. S.133.f.) wurden die erhobenen Daten interpretiert. Die Datenerhebung ist dem Gegenstand sehr angemessen, da es sich um ein sehr wichtiges und unbekanntes Thema handelt und somit den Aufwand dieser Studie rechtfertigt. Prangenberg kommt auch im weiteren Verlauf der Studie zu der Erkenntnis, dass es keine Kinder geistig behinderter Eltern gibt, sondern nur Risikokinder, deren Eltern verschiedene Risikofaktoren wie z.B Armut, mangelhafte Familienstruktur, Krankheit und Diskriminierungserfahrungen aufweisen. (vgl. S.330). Deswegen kann man dieses Themengebiet nicht verallgemeinern, da das Eltern-Kind Verhältnis abhängig von der Familiensituation ist (vgl. S.133). Obwohl zwei Auswertungsmethoden in dieser Studie vertreten sind, lässt die Offenheit der qualitativen Forschung es zu, dass alle Beiträge nützlich sind und in die Studie einbezogen werden können. Prangenberg wählt in dieser Studie ein interpretatives Verfahren aus, die durch Offenheit und Kommunikation geprägt ist. Prangenberg wertet die Daten nach einer „systematische thematische Analyse“ (S.126.f.) aus. Diese ist eine Mischung der Methoden „hermeneutisch-interpretierend" (S. 126) und „empirisch-erklärend" (S. 126). Die Einzelgespräche dieser Studie wurden aufgenommen in Form von Tonbändern und später transkribiert zu Interviewprotokollen, um jede einzelne Aüßerung der Interviewpartner festzuhalten, die später von Bedeutung sein kann. Allerdings muss man hinzufügen, dass Prangenberg alle Interviews persönlich durchführt und interpretiert (S. 145). Durch die themenorientierte Auswertung (vgl. S.133.f.) und der Einzelfallanalyse (vgl. S.133.f.) wurden die erhobenen Daten interpretiert. Die Datenerhebung ist dem Gegenstand sehr angemessen, da es sich um ein sehr wichtiges und unbekanntes Thema handelt und somit den Aufwand dieser Studie rechtfertigt. Prangenberg kommt auch im weiteren Verlauf der Studie zu der Erkenntnis, dass es keine Kinder geistig behinderter Eltern gibt, sondern nur Risikokinder, deren Eltern verschiedene Risikofaktoren wie z.B Armut, mangelhafte Familienstruktur, Krankheit und Diskriminierungserfahrungen aufweisen. (vgl. S.330). Deswegen kann man dieses Themengebiet nicht verallgemeinern, da das Eltern-Kind Verhältnis abhängig von der Familiensituation ist (vgl. S.133). Obwohl zwei Auswertungsmethoden in dieser Studie vertreten sind, lässt die Offenheit der qualitativen Forschung es zu, dass alle Beiträge nützlich sind und in die Studie einbezogen werden können. Prangenberg wählt in dieser Studie ein interpretatives Verfahren aus, die durch Offenheit und Kommunikation geprägt ist.
-==== Geltungsbegründung und Gütekriterien ==== 
  
  
  
 ==== Gütekriterien==== ==== Gütekriterien====
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 Gütekriterien sind Kriterien, anhand derer die Qualität sozialwissenschaftlicher Forschung beurteilt werden können. Die Kernkriterien der qualitativen Forschung zur Gewährleistung eines eigenen Profils sind (nach Flick 2007): Intersubjektive Nachvollziehbarkeit, Indikation des Forschungsprozesses, Empirische Verankerung, Limitation, Kohärenz, Relevanz und reflektierte Subjektivität. In der Studie von Prangenberg ist nicht ersichtlich, ob auf die Gütekriterien Bezug genommen wird. Für Flick sind die Gütekriterien ein sehr breites und wichtiges Thema, welches er auch ausführlich anspricht und erklärt. Einzig im Falle der Memos spricht Prangenberg von der „ständigen Sicherung und Rücküberprüfung von Arbeitsschritten“ (S. 128), welches ein Güterkriterium darstellen soll. Gütekriterien sind Kriterien, anhand derer die Qualität sozialwissenschaftlicher Forschung beurteilt werden können. Die Kernkriterien der qualitativen Forschung zur Gewährleistung eines eigenen Profils sind (nach Flick 2007): Intersubjektive Nachvollziehbarkeit, Indikation des Forschungsprozesses, Empirische Verankerung, Limitation, Kohärenz, Relevanz und reflektierte Subjektivität. In der Studie von Prangenberg ist nicht ersichtlich, ob auf die Gütekriterien Bezug genommen wird. Für Flick sind die Gütekriterien ein sehr breites und wichtiges Thema, welches er auch ausführlich anspricht und erklärt. Einzig im Falle der Memos spricht Prangenberg von der „ständigen Sicherung und Rücküberprüfung von Arbeitsschritten“ (S. 128), welches ein Güterkriterium darstellen soll.
  
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 ==== Literatur ==== ==== Literatur ====
      
-Schmidt, Christiane (1997): „Am Material“: Auswertungstechniken für Leitfadeninterviews. In: Friebertshäuser, B. und A. Prengel (1997), S.544-568.+
      
   * Flick, Uwe. "Stationen des qualitativen Forschungsprozesses." Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (1995). S. 148-173   * Flick, Uwe. "Stationen des qualitativen Forschungsprozesses." Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (1995). S. 148-173
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