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Gruppe 2 - Station 2

Namen des Tandems: Sigrid Spohr

Phänomenologische Pädagogik: Inhaltliche Grundfragen und Grundlagen aufzeigen

Trifft man auf den Begriff der phänomenologischen Pädagogik, entstehen Fragen, wie „Was bedeutet Phänomenologie?“, „Woher kommt sie?“, „Wer hat sie entwickelt?“, „Was bedeutet phänomenologische Methode?“, „Was hat sie mit der Pädagogik zu tun?“ und „Inwiefern gehört sie zu den geisteswissenschaftlichen Methoden?“ (vgl. Danner, 1979, S. 112). Im Folgenden werden die einzelnen Fragen beantwortet, um so ein Grundüberblick über die phänomenologische Pädagogik zu erhalten.

Woher kommt Phänomenologie und wer hat sie entwickelt?

Edmund Husserl (1859-1938) gilt als Begründer der Strömung und hat den Begriff der Phänomenologie geprägt. Der Begriff beschreibt Dinge, die uns als Phänomen gegeben sind (vgl. Toellner-Bauer, 2016, S. 4).

Ein Phänomen ist etwas vorfindbares bzw. gegebenes. Es ist nicht im Sinn von 'Erscheinung' zu sehen, denn hier würde die Sache selbst nicht im Blickfeld sein (Bsp. Fieber als Erscheinung von einer Krankheit). Phänomene sind jedoch gleichzeitig mehr als etwas naturwissenschaftlich beobachtbares, denn auch mit den Sinnen kann die Sache beobachtet werden. Es kann in der Wahrnehmung gegeben sein, aber auch in der Vorstellung, der Erinnerung, im Wunsch, im logischen Urteil… Daher werden Phänomene von Husserl nicht als etwas Konkretes und Anfassbares definiert, sonder mit dem Wort 'Bewusstseins-Gegebenheiten' beschrieben (vgl. Danner, 1979, S. 112-113).

Die Idee Husserls war es den wahren Wesensgehalt einer Sache zu beschreiben. Mit dem Ziel „zu den Sachen selbst“ vorzudringen wird von Vormeinungen und Vorentscheidung abgesehen. Mit einer analytische Betrachtung sollte ein neutraler Blick ermöglicht und nur das beschrieben werden, was dem Bewusstsein unmittelbar erscheint. Nach Husserl kommt man so am Ende zum reinen Wesen bzw. seiner Idee. Dabei geht es um eine phänomenologische Reduktion: Um den wahren Wesensgehalt eines Gegenstandes zu erkennen, müssen wir unsere Einstellung zu ihm ändern. Wir müssen uns jeglichen (Vor-)Urteils ihm gegenüber enthalten und uns selbst zurück nehmen (vgl. Toellner-Bauer, 2016, S. 17)

Ab den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hat sich eine phänomenologische Bewegung gebildet. Zu ihr gehören die unterschiedlichsten Vertreter mit jeweils eigenen Ansätzen und sie selbst hat sich so immer wieder verändert. In Deutschland sind Vertreter/innen einer phänomenologisch orientierten Pädagogik in der Hochschullandschaft nur eine kleine Außenseitergruppe. Anders ist dies in den Niederlande (vgl. Krüger, 2006, 121).

Was bedeutet Phänomenologie und was ist die phänomenologische Methode?

Genau wie die phänomenologische Bewegung ist auch der Begriff Phänomenologie vieldeutig und es gibt die unterschiedlichste Theoriekonzepte dazu (vgl. ebd., S. 117) So ist das phänomenologische Denken und Forschen nicht auf eine Methode reduzierbar. Gemeinsam ist jedoch ein Denkstil, der sich damit befasst, wie uns die Welt in der Vielfalt unserer Erfahrung gegeben ist. Grundeinsicht ist, dass der Sachgehalt, über den gesprochen wird, nicht von der Zugangsart, wie darüber gesprochen wird, zu trennen ist (vgl. Brinkmann, 2010, S. 7-8). Hierbei wird auf Erfahrungen zurückgegriffen und diese angemessen und behutsam besprochen, um ihnen die Bedeutung, die sie im menschlichen Zusammenleben haben, zu gegeben (vgl. Lippitz, 1993, S. 7).

Die Maxime der Phänomenologen heißt „Zu den Sachen selbst!“. Hier wird „zunächst Misstrauen gegen verabsolutierte und universalisierte wissenschaftliche Methoden und Konzepte, ohne die Prinzipien wissenschaftlichen Arbeitens zu verlassen“ zum Ausdruck gebracht (Brinkmann, 2010, S. 9). Es wird davon ausgegangen, dass Phänomene historisch und systematisch früher als ihre wissenschaftliche Konzeptualisierung und Methodisierung auftreten (vgl. Lippitz, 1993, S. 14). Nicht das Wissen über etwas, sondern die Sache selbst kommt zur Sprache. Von Tradition, Ideologie, Lehrmeinungen etc. wird abgesehen und das Urspüngliche in den Blick gerückt. Mit diesem neuen Anfang öffnen sich neue Wege (vgl. Krüger, 2006, S. 112).

Was hat sie mit der Pädagogik zu tun?

„Phänomenologische Erziehungswissenschaft widersetzt sich einseitiger Normierung, Technisierung und Schematisierung, in der Erfahrung gegängelt und normalisiert wird“ (Brinkmann, 2010, S. 9). Nutzt beispielsweise eine Lehrkraft Begriffe wie Autorität, Disziplin oder Gehorsam erzeugen diese Begriffe unter Umständen bei den Schüler*innen Abwehrreaktionen aus. Um dies aufzubrechen, ist es hier wichtig sich über die verschiedenen Begriffsdefinitionen zu verständigen. So kann ein umfassendes Verständnis für die unterschiedlichsten Begriffe entstehen (vgl. Danner, 1979, S. 112) und damit eine Grundlage für die gemeinsame Arbeit.

Inwiefern gehört sie zu den Geisteswissenschaften?

In den Geisteswissenschaften steht der Mensch und seine Hervorbringungen im Mittelpunkt. Wilhelm Dilthey gilt als Begründer der Geisteswissenschaft und entwickelte die Hermeneutik, eine Methode des Verstehens von Lebensäußerungen. Inhalt der Hermeneutik ist es den Verstehensvorgang zu untersuchen und zu strukturieren. 'Etwas' soll zum Verstehen gebracht werden. D.h. 'etwas' muss gegeben sein damit es untersucht werden kann. Die Phänomenologie stellt dieses 'etwas' für die Hermeneutik bereit (vgl. ebd., S. 29).

Phänomenologie wird als 'vor' jeder anderen Wissenschaft liegend begriffen und will andere Wissenschaften erst ermöglichen. Dinge werden so erfasst wie sie sind und nicht wie sie durch eine bestimmte Theorie erscheinen. In der Phänomenologie werden Bereiche erfasst, die bei einseitig naturwissenschaftlicher Betrachtung verloren gehen, wie Einmaligkeit, Individualität, Ganzheit, menschlichen Beziehungen etc. und sie gehört zu den Geisteswissenschaften (vgl. ebd., S. 112-114).

Literatur:

Helmut Danner: Methoden geisteswissenschaftlicher Pädagogik. Einführung in Hermeneutik, Phänomenologie und Dialektik. Ernst Reinhardt Verlag. München 1979.

Krüger, H.-H.: Einführung in Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaften. Band II.Verlag Barbara Budrich. Opladen & Farmington Hills 2006.

Brinkmann, M. (Hrsg.): Erziehung: Phänomenologische Perspektiven. Königshausen & Neumann. Würzburg 2010. Toellner-Bauer, U.: Phänomenologie. [online] https://www.fh-muenster.de/gesundheit/downloads/personen/toellner-bauer/Phaenomenologie.pdf [05.12.2016]

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