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Tandem 09H

  • Tandempartner*in 1: Celik, Hellin
  • Tandempartner*in 2: Dick, Laura

Entwurfsfassung Studienanalyse (freiwillig)

(1. Forschungsgegenstand und theoretische Verankerung)

In unserer folgenden Studienanalyse behandeln wir die Dissertation „Steuerungsmechanismen zur Sicherstellung der Medienbildung in Kindertagesstätten“ von Ilka Götz. Darin geht es um den Bedarf der institutionalisierten, frühen Medienpädagogik im Land Berlin. Ilka Götz beschreibt, dass die Umsetzung der Medienbildung wesentlich von der Aus- und Fortbildung der Pädagog*innen abhängt und die Medienbildung wird in diesem Kontext der Bildung als Gegenstand bezeichnet(vgl. Goetz, 2018, S.250). Zu Beginn des theoretischen Abschnitts geht sie auf die frühe Medienbildung im privaten und konstitutionellen Kontext ein, auf den Begriff der Medienkompetenzen und beschreibt den pädagogischen Bildungsauftrag in dieser Hinsicht, wonach sie gezielt auf die Aufgaben der Institution Kindertagesstätte eingeht (vgl. ebd., S.29- 80). Das Projekt untersucht die Gelingensbedingungen der frühen Medienbildung im Land Berlin (vgl. ebd., S. 27). In der Einleitung des theoretischen Abschnitts wird die Vorannahme deutlich, dass weder medienpädagogische Qualifizierungen, noch die Verankerungen in Bildungs- und Lehrplänen zu einem erfolgreichen Umgang mit der Umsetzung der Medienbildung geführt haben (vgl. ebd., S.25). Die Forscherin hat sich sehr detailliert mit dem Forschungsgegenstand und der Methode auseinandergesetzt und sich für das triangulierte Verfahren entschieden, um in ihrer Arbeit einen hohen Erkenntnisgewinn zu erzielen (vgl. ebd., S.139). „Am Anfang steht nicht die Theorie, die anschließend bewiesen werden soll. Am Anfang steht viel mehr ein Untersuchungsbereich, was in diesem Bereich relevant ist, wird sich erst im Forschungsprozeß herausstellen“ (Strauss und Corbin, 1996, S. 7). Dieses Zitat hat auch Ilka Götz in ihrer Dissertation eingebunden (vgl. Goetz, 2018, S. 125 f.). Darin kann man erkennen, dass der Fokus der Grounded Theory nicht auf der Hypothesenbildung liegt, weswegen es keine bestimmte Art der Hypothesen gibt. Sie beschreibt, dass sie die Moderation bei der Befragung nach dem Prinzip der Offenheit wählte, um die Teilnehmer*innen zu bestärken und selbstbewusst eigene Ideen und Vorschläge einbinden zu können (vgl. ebd., S. 154 f.).

2. Fragestellung und Forschungsperspektive

Die Fragestellung ist präzise, spezifisch, detailliert und verständlich formuliert worden. Die Beantwortung der gestellten Frage ist gesellschaftlich relevant, da Medien eine immer größere Rolle im Alltag der Menschen und somit auch der Kinder einnehmen (vgl. Wittpahl 2016, S. 5). Die Frage ist nicht wertend gestellt und grenzt das Thema der Arbeit ein. Zudem wurde die Frage positiv formuliert, indem gefragt wird, was zum Erfolg führt. Das bringt den Leser oder die Leserin dazu, noch mehr erfahren zu wollen (vgl. Flick, 2016, S. 38 f.).

Eine Besonderheit dieser Arbeit ist, dass es eine Menge an separierten Unterfragen gibt, welche in dem Fließtext beantwortet werden. Es gibt eine Hauptfragestellung und 15 Unterfragen. Das könnte für den/die Leser*in unübersichtlich werden (vgl. ebd., S. 43). In der Arbeit wird die Lebenswelt der Kindertagesstätten des Landes Berlin, in Bezug auf den Einfluss der digitalen Medien, untersucht (vgl. Goetz, 2018, S. 120).

3. Feldzugang und Annäherung an das Feld

Zu Beginn wurden strukturelle Daten und Angaben der Kindertagesbetreuung untersucht. Die Datenbasis zu Untersuchungsbeginn bildeten Angaben zu den knapp 1.900 Einrichtungen der frühkindlichen Bildung. Es wurden insbesondere Trägerschaft und stadtbezirkliche Verteilung und die Größe der Einrichtung (Kennzahl: Anzahl der betreuten Kinder) betrachtet (vgl. Goetz, 2018, S.166). Den erforderlichen Zugang zum Forschungsfeld stellt die Leitungsperson der jeweiligen Kindertagesstätte dar. Über sie ist die direkte Ansprache der Kindertagesstätten als Organisation möglich.

Die Forscherin nimmt im Forschungsfeld die verdeckte/offene Beobachtung vor, da sie das Feld nicht betritt, sondern überwiegend Fragebögen für ihre Forschung nutzt (vgl. ebd., S.169). Hierbei steht das Prinzip des „nicht stören“ im Mittelpunkt. Das bedeutet, dass sie die Außenperspektive einnimmt. Das Problem dabei ist, dass die Bedeutungsinterpretation im Horizont des Forschers verbleibt. Im Grunde genommen gestaltet die Forscherin ihre Rolle im Feld eher distanziert (vgl. Flick, 1999, S. 154ff, zitiert nach Haller, 2021, S. 19).

Der Fremdenstatus wird mithilfe von Diagrammen und Tabellen systematisiert (vgl. Goetz, 2018, S. 174-184). Es werden keine individuellen Angaben zu den Personen gemacht, sodass es anonym bleibt.

Eine sukzessive Einnahme der Innenperspektive erfolgt dann erst durch die Umsetzung der Gruppendiskussionen der Erzieher/-innen (vgl. ebd., S. 171). Dadurch, dass zwei Fragebögen erarbeitet werden, bleiben die Teilnehmer anonym: ein Fragebogen für die Leitungskräfte sowie ein Fragebogen für die in diesen Einrichtungen tätigen Erzieher/‐innen und ein weiterer Fragebogen für die Eltern (vgl. ebd., S. 167). Es trägt zur Anonymität bei, dass die Auswahl der zu befragenden Erzieher/‐innen und Eltern über die Vorauswahl und Ansprache durch die jeweilige Kitaleitung geschieht (vgl. ebd., S.167).

4. Erhebungsverfahren

Es handelt sich hierbei um eine Dissertation, welche Elemente der quantitativen, als auch der qualitativen Studie aufweist. Bei der quantitativen Forschung wird eine standardisierte Befragung durch einen Fragebogen durchgeführt. In dem Fragebogen gab es einen großen Teil, indem die Erzieher*innen, Leiter*innen und Eltern der Kindertagesstätten die Antwort ankreuzen sollte, mit der sie am meisten übereinstimmten. Auch gab es in den Fragebögen die Möglichkeit bei einigen Fragen, eine eigene Antwort anzugeben (vgl. Goetz, 2018, S. 465- 480). Die Sammlung der Daten fanden somit schriftlich statt. Zudem gab es eine Gruppendiskussion, welche eine Methode der qualitativen Forschung ist (vgl. ebd., S.149). Während der Gruppendiskussion wurde eine Audiodatei aufgenommen, um die Ergebnisse sichern zu können. Somit handelt es sich in diesem Fall sowohl um ein retrospektives als auch ein interpretatives Verfahren. Sowohl bei den Fragebögen, als auch bei der Gruppendiskussion werden die Daten von der Forscherin fixiert, weshalb sie diese eigenständig strukturieren konnte.

Bei den Fragebögen beschreibt die Autorin das Problem, dass die Aufstellung eines solchen Fragebogens kognitionspsychologische Kenntnisse erfordert (vgl. ebd., S.142). Leider geht sie im Verlauf nicht weiter darauf ein, welche Probleme beim Erstellen eines solchen Fragebogens auftreten können. Besonders wichtig wäre gewesen zu erwähnen, dass die Weise, wie eine Frage formuliert wurde die Antwort in eine bestimmte Richtung lenken könnte und dass die Fragen so angeordnet sein sollten, dass sich die Beantwortung dieser nicht gegenseitig beeinflussen sollten (vgl. Flick, 2009, S. 106-110).

Ilka Goetz macht in der Gruppendiskussion in ihrer Arbeit den Nachteil der Reliabilität sichtbar, da diese Diskussion nicht nochmals unter den gleichen Umständen durchgeführt werden kann (vgl. Goetz, 2018, S. 150). Hierbei hätte zusätzlich erwähnt werden können, dass die Zusammenstellung der Gruppe nicht repräsentativ ist (vgl. Pfeiffer, 2021, S.1). Uns erscheinen die beiden ausgewählten Verfahren sehr angemessen, da tiefergehende Aussagen in der Diskussion getroffen werden und verschiedene Sichtweisen sehr deutlich ausformuliert wurden und trotzdem nicht auf ein repräsentatives Verfahren durch einen Fragebogen verzichtet wird. Das passt zu dem Gegenstand der Medienbildung in Berlin, da es interessant ist zu erfahren, wie viele Kindergärten sich bereits mit diesem Thema auseinandergesetzt haben und zudem ist es ein sehr umstrittenes Thema mit großem Diskussionsbedarf.

5. Fixierung der Daten

Die Daten der Fragebögen werden anhand von Diagrammen fixiert (vgl. Goetz, 2018, S. 201) und die Daten der Gruppendiskussionen werden mithilfe eines Audiomitschnitts fixiert (vgl. ebd., S. 154). Die Dokumentation des Forschungsprozesses wird anhand der Software MAXQDA unterstützt, welche zu einer nachvollziehbaren Darstellung führt (vgl. ebd., S. 128).

6. Auswertungsverfahren und Interpretation

Bei der Auswertung der Daten werden sowohl das quantitative als auch das qualitative Verfahren genutzt. Die Daten werden gezählt, gemessen und statistisch ausgewertet. Zum Beispiel wurden die Daten der Gruppendiskussionen mithilfe der Software (MAXQDA) auf Basis der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet (vgl. Goetz, 2018, S. 428). Auf der Basis der Forschungsfragen und der Beschaffenheit des Forschungsgegenstandes wurde ein qualitativer Zugang gewählt, welche sich auf die Grounded Theory (vgl. Flick, 2016, S. 167f.) und die heuristische Sozialforschung stützt (vgl. Goetz, 2018, S. 426). Es wird nah an den Daten gearbeitet, in mehreren Zyklen codiert und ausgewertet (vgl. ebd., S. 428). Im kontrastiven Verfahren wurden für das Leitungshandeln unterschiedliche Typen herausgearbeitet und wesentliche Schwerpunktthemen diskutiert. Die softwaregestützte Auswertung der MAXQDA unterstützt sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Sicht. Außerdem werden die Fragebögen und Diskussionen zusammengefasst. Die Forscherin reflektiert insofern die Grenzen des Verfahrens, indem sie darauf aufmerksam macht, dass die Auswertung des vollständigen Materials und die Erhebung des gemeinten Sinnes im vollen Umfang unmöglich ist (vgl. ebd., S. 156).

(7. Geltungsbegründung und Gütekriterien)

In der Dissertation gibt es einen eigenen Abschnitt zu dem Thema der Gütekriterien.

Ilka Goetz ist auf die folgenden Gütekriterien der qualitativen Studie eingegangen: Die Indikation der Methoden als angemessen gegenüber dem Untersuchungsgegenstand, die empirische Verankerung der Ergebnisse, die Verallgemeinerbarkeit der entwickelten Theorie und die Intersubjektive Nachvollziehbarkeit. Zudem beschreibt sie, dass die Samplingstrategien und Transkriptionsregeln richtig angewandt werden müssen, jedoch nicht, wie sie diese auf ihre Arbeit angepasst hat (vgl. Goetz, 2018, S. 164 f.). Durch die Transkriptionsverfahren erkennt man, dass die Autorin Erkenntnisse gewinnt und kann mithilfe ihrer Auswertung auf wichtige theoretische Ansätze eingehen und sich theoriegestützt überlegen, wie medienbezogene Ziele aufgestellt werden können (vgl. ebd., S. 463-574, vgl. ebd., S. 267- 273).

Grenzen sieht Ilka Goetz in der qualitativen Forschung in der Interpretation der Aussagen der Probanden durch die Forscher*innen und das Abschweifen der Teilnehmer*innen von dem Thema (vgl. ebd., S.156). Sie geht leider in diesem Abschnitt ihres Textes nicht noch einmal auf die Grenzen der quantitativen Studie ein.

Die Autorin geht zunächst auf die angewandten Methoden ein, beschreibt die Verfahren ihrer Arbeit, geht daraufhin auf Auswertungstechniken ein und interpretiert zum Schluss die erhaltenen Daten (vgl. ebd., 2018, S.10).

(8. Forschung als Diskurs)

Die Forscherin deutet keineswegs darauf hin, dass die Beforschten eine Rückmeldung über die Ergebnisse erhalten haben. Hingegen sollte es selbstverständlich sein, dass im Anschluss des Prozesses die Beforschten eine Rückmeldung erhalten (vgl. Flick, 1995, S. 170). Dadurch gewinnen die Forschungsergebnisse an höhere Validität (vgl. Miethe, 2003, S. 227).

(9. Sonstiges)

Literatur


Flick, U. (1995). Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. In Flick, U (Hrsg.). Handbuch qualitativer Sozialforschung (S.148-173). Weinheim. Belz.

Flick, U. (2009). Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Hamburg Rowohlt Taschenbuch Verlag.

Flick, U. (2016). Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt Taschenbuch Verlag.

Goetz, Ilka (2018). Steuerungsmechanismen zur Sicherstellung der Medienbildung in Kindertagesstätten. Eine empirische Studie zur Kindertagesbetreuung im Land Berlin. (Dissertation) Online publiziert auf dem Server der Deutschen Nationalbibliothek: http://d-nb.info/116800960X (Letzter Zugriff 14.09.2021).

Haller, M. (2021). Sozialwissenschaftliche Methoden. # 6 Forschungsfeld. Sitzung 6.

Miethe, I. (2003). Das Problem der Rückmeldung: forschungsethische und -praktische Erfahrungen und Konsequenzen in der Arbeit mit hermeneutischen Fallrekonstruktionen. Zeitschrift für qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung. 4(2), 223-240. Abgerufen am 11.09.21. Verfügbar unter: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-279488

Pfeiffer. F. (29. Juli 2020). Gruppendiskussion als Methode für die wissenschaftliche Arbeit + Beispiele. Scribbr. Zuletzt abgerufen am 14.09.2021. Verfügbar unter: https://www.scribbr.de/methodik/gruppendiskussion/

Strauss, A., & Corbin, J. (1996). Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung. Weinheim. Psychologie Verlags Union.

Wittpahl, V. (2016). DIGITALISIERUNG. Bildung I Technik I Innovation. Berlin. Springer Verlag.

Endfassung Studienanalyse (verpflichtend)

1. Forschungsgegenstand und theoretische Verankerung

In unserer folgenden Studienanalyse behandeln wir die Dissertation „Steuerungsmechanismen zur Sicherstellung der Medienbildung in Kindertagesstätten“ von Ilka Götz. Darin geht es um den Bedarf der institutionalisierten, frühen Medienpädagogik im Land Berlin. Ilka Götz beschreibt, dass die Umsetzung der Medienbildung wesentlich von der Aus- und Fortbildung der Pädagog*innen abhängt und die Medienbildung wird in diesem Kontext der Bildung als Gegenstand bezeichnet(vgl. Goetz, 2018, S.250). Zu Beginn des theoretischen Abschnitts geht sie auf die frühe Medienbildung im privaten und konstitutionellen Kontext ein, auf den Begriff der Medienkompetenzen und beschreibt den pädagogischen Bildungsauftrag in dieser Hinsicht, wonach sie gezielt auf die Aufgaben der Institution Kindertagesstätte eingeht (vgl. ebd., S.29- 80). Das Projekt untersucht die Gelingensbedingungen der frühen Medienbildung im Land Berlin (vgl. ebd., S. 27). In der Einleitung des theoretischen Abschnitts wird die Vorannahme deutlich, dass weder medienpädagogische Qualifizierungen, noch die Verankerungen in Bildungs- und Lehrplänen zu einem erfolgreichen Umgang mit der Umsetzung der Medienbildung geführt haben (vgl. ebd., S.25). Die Forscherin hat sich sehr detailliert mit dem Forschungsgegenstand und der Methode auseinandergesetzt und sich für das triangulierte Verfahren entschieden, um in ihrer Arbeit einen hohen Erkenntnisgewinn zu erzielen (vgl. ebd., S.139). „Am Anfang steht nicht die Theorie, die anschließend bewiesen werden soll. Am Anfang steht viel mehr ein Untersuchungsbereich, was in diesem Bereich relevant ist, wird sich erst im Forschungsprozeß herausstellen“ (Strauss und Corbin, 1996, S. 7). Dieses Zitat hat auch Ilka Götz in ihrer Dissertation eingebunden (vgl. Goetz, 2018, S. 125 f.). Darin kann man erkennen, dass der Fokus der Grounded Theory nicht auf der Hypothesenbildung liegt, weswegen es keine bestimmte Art der Hypothesen gibt. Sie beschreibt, dass sie die Moderation bei der Befragung nach dem Prinzip der Offenheit wählte, um die Teilnehmer*innen zu bestärken und selbstbewusst eigene Ideen und Vorschläge einbinden zu können (vgl. ebd., S. 154 f.).

2. Fragestellung und Forschungsperspektive

Die Fragestellung ist präzise, spezifisch, detailliert und verständlich formuliert worden. Die Beantwortung der gestellten Frage ist gesellschaftlich relevant, da Medien eine immer größere Rolle im Alltag der Menschen und somit auch der Kinder einnehmen (vgl. Wittpahl 2016, S. 5). Die Frage ist nicht wertend gestellt und grenzt das Thema der Arbeit ein. Zudem wurde die Frage positiv formuliert, indem gefragt wird, was zum Erfolg führt. Das bringt den Leser oder die Leserin dazu, noch mehr erfahren zu wollen (vgl. Flick, 2016, S. 38 f.).

Eine Besonderheit dieser Arbeit ist, dass es eine Menge an separierten Unterfragen gibt, welche in dem Fließtext beantwortet werden. Es gibt eine Hauptfragestellung und 15 Unterfragen. Das könnte für den/die Leser*in unübersichtlich werden (vgl. ebd., S. 43). In der Arbeit wird die Lebenswelt der Kindertagesstätten des Landes Berlin, in Bezug auf den Einfluss der digitalen Medien, untersucht (vgl. Goetz, 2018, S. 120).

3. Feldzugang und Annäherung an das Feld

Zu Beginn wurden strukturelle Daten und Angaben der Kindertagesbetreuung untersucht. Die Datenbasis zu Untersuchungsbeginn bildeten Angaben zu den knapp 1.900 Einrichtungen der frühkindlichen Bildung. Es wurden insbesondere Trägerschaft und stadtbezirkliche Verteilung und die Größe der Einrichtung (Kennzahl: Anzahl der betreuten Kinder) betrachtet (vgl. Goetz, 2018, S.166). Den erforderlichen Zugang zum Forschungsfeld stellt die Leitungsperson der jeweiligen Kindertagesstätte dar. Über sie ist die direkte Ansprache der Kindertagesstätten als Organisation möglich.

Die Forscherin nimmt im Forschungsfeld die verdeckte/offene Beobachtung vor, da sie das Feld nicht betritt, sondern überwiegend Fragebögen für ihre Forschung nutzt (vgl. ebd., S.169). Hierbei steht das Prinzip des „nicht stören“ im Mittelpunkt. Das bedeutet, dass sie die Außenperspektive einnimmt. Das Problem dabei ist, dass die Bedeutungsinterpretation im Horizont des Forschers verbleibt. Im Grunde genommen gestaltet die Forscherin ihre Rolle im Feld eher distanziert (vgl. Flick, 1999, S. 154ff, zitiert nach Haller, 2021, S. 19).

Der Fremdenstatus wird mithilfe von Diagrammen und Tabellen systematisiert (vgl. Goetz, 2018, S. 174-184). Es werden keine individuellen Angaben zu den Personen gemacht, sodass es anonym bleibt.

Eine sukzessive Einnahme der Innenperspektive erfolgt dann erst durch die Umsetzung der Gruppendiskussionen der Erzieher/-innen (vgl. ebd., S. 171). Dadurch, dass zwei Fragebögen erarbeitet werden, bleiben die Teilnehmer anonym: ein Fragebogen für die Leitungskräfte sowie ein Fragebogen für die in diesen Einrichtungen tätigen Erzieher/‐innen und ein weiterer Fragebogen für die Eltern (vgl. ebd., S. 167). Es trägt zur Anonymität bei, dass die Auswahl der zu befragenden Erzieher/‐innen und Eltern über die Vorauswahl und Ansprache durch die jeweilige Kitaleitung geschieht (vgl. ebd., S.167).

4. Erhebungsverfahren

Es handelt sich hierbei um eine Dissertation, welche Elemente der quantitativen, als auch der qualitativen Studie aufweist. Bei der quantitativen Forschung wird eine standardisierte Befragung durch einen Fragebogen durchgeführt. In dem Fragebogen gab es einen großen Teil, indem die Erzieher*innen, Leiter*innen und Eltern der Kindertagesstätten die Antwort ankreuzen sollte, mit der sie am meisten übereinstimmten. Auch gab es in den Fragebögen die Möglichkeit bei einigen Fragen, eine eigene Antwort anzugeben (vgl. Goetz, 2018, S. 465- 480). Die Sammlung der Daten fanden somit schriftlich statt. Zudem gab es eine Gruppendiskussion, welche eine Methode der qualitativen Forschung ist (vgl. ebd., S.149). Während der Gruppendiskussion wurde eine Audiodatei aufgenommen, um die Ergebnisse sichern zu können. Somit handelt es sich in diesem Fall sowohl um ein retrospektives als auch ein interpretatives Verfahren. Sowohl bei den Fragebögen, als auch bei der Gruppendiskussion werden die Daten von der Forscherin fixiert, weshalb sie diese eigenständig strukturieren konnte.

Bei den Fragebögen beschreibt die Autorin das Problem, dass die Aufstellung eines solchen Fragebogens kognitionspsychologische Kenntnisse erfordert (vgl. ebd., S.142). Leider geht sie im Verlauf nicht weiter darauf ein, welche Probleme beim Erstellen eines solchen Fragebogens auftreten können. Besonders wichtig wäre gewesen zu erwähnen, dass die Weise, wie eine Frage formuliert wurde die Antwort in eine bestimmte Richtung lenken könnte und dass die Fragen so angeordnet sein sollten, dass sich die Beantwortung dieser nicht gegenseitig beeinflussen sollten (vgl. Flick, 2009, S. 106-110).

Ilka Goetz macht in der Gruppendiskussion in ihrer Arbeit den Nachteil der Reliabilität sichtbar, da diese Diskussion nicht nochmals unter den gleichen Umständen durchgeführt werden kann (vgl. Goetz, 2018, S. 150). Hierbei hätte zusätzlich erwähnt werden können, dass die Zusammenstellung der Gruppe nicht repräsentativ ist (vgl. Pfeiffer, 2021, S.1). Uns erscheinen die beiden ausgewählten Verfahren sehr angemessen, da tiefergehende Aussagen in der Diskussion getroffen werden und verschiedene Sichtweisen sehr deutlich ausformuliert wurden und trotzdem nicht auf ein repräsentatives Verfahren durch einen Fragebogen verzichtet wird. Das passt zu dem Gegenstand der Medienbildung in Berlin, da es interessant ist zu erfahren, wie viele Kindergärten sich bereits mit diesem Thema auseinandergesetzt haben und zudem ist es ein sehr umstrittenes Thema mit großem Diskussionsbedarf.

5. Fixierung der Daten

Die Daten der Fragebögen werden anhand von Diagrammen fixiert (vgl. Goetz, 2018, S. 201) und die Daten der Gruppendiskussionen werden mithilfe eines Audiomitschnitts fixiert (vgl. ebd., S. 154). Die Dokumentation des Forschungsprozesses wird anhand der Software MAXQDA unterstützt, welche zu einer nachvollziehbaren Darstellung führt (vgl. ebd., S. 128).

6. Auswertungsverfahren und Interpretation

Bei der Auswertung der Daten werden sowohl das quantitative als auch das qualitative Verfahren genutzt. Die Daten werden gezählt, gemessen und statistisch ausgewertet. Zum Beispiel wurden die Daten der Gruppendiskussionen mithilfe der Software (MAXQDA) auf Basis der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet (vgl. Goetz, 2018, S. 428). Auf der Basis der Forschungsfragen und der Beschaffenheit des Forschungsgegenstandes wurde ein qualitativer Zugang gewählt, welche sich auf die Grounded Theory (vgl. Flick, 2016, S. 167f.) und die heuristische Sozialforschung stützt (vgl. Goetz, 2018, S. 426). Es wird nah an den Daten gearbeitet, in mehreren Zyklen codiert und ausgewertet (vgl. ebd., S. 428). Im kontrastiven Verfahren wurden für das Leitungshandeln unterschiedliche Typen herausgearbeitet und wesentliche Schwerpunktthemen diskutiert. Die softwaregestützte Auswertung der MAXQDA unterstützt sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Sicht. Außerdem werden die Fragebögen und Diskussionen zusammengefasst. Die Forscherin reflektiert insofern die Grenzen des Verfahrens, indem sie darauf aufmerksam macht, dass die Auswertung des vollständigen Materials und die Erhebung des gemeinten Sinnes im vollen Umfang unmöglich ist (vgl. ebd., S. 156).

7. Geltungsbegründung und Gütekriterien

In der Dissertation gibt es einen eigenen Abschnitt zu dem Thema der Gütekriterien.

Ilka Goetz ist auf die folgenden Gütekriterien der qualitativen Studie eingegangen: Die Indikation der Methoden als angemessen gegenüber dem Untersuchungsgegenstand, die empirische Verankerung der Ergebnisse, die Verallgemeinerbarkeit der entwickelten Theorie und die Intersubjektive Nachvollziehbarkeit. Zudem beschreibt sie, dass die Samplingstrategien und Transkriptionsregeln richtig angewandt werden müssen, jedoch nicht, wie sie diese auf ihre Arbeit angepasst hat (vgl. Goetz, 2018, S. 164 f.). Durch die Transkriptionsverfahren erkennt man, dass die Autorin Erkenntnisse gewinnt und kann mithilfe ihrer Auswertung auf wichtige theoretische Ansätze eingehen und sich theoriegestützt überlegen, wie medienbezogene Ziele aufgestellt werden können (vgl. ebd., S. 463-574, vgl. ebd., S. 267- 273).

Grenzen sieht Ilka Goetz in der qualitativen Forschung in der Interpretation der Aussagen der Probanden durch die Forscher*innen und das Abschweifen der Teilnehmer*innen von dem Thema (vgl. ebd., S.156). Sie geht leider in diesem Abschnitt ihres Textes nicht noch einmal auf die Grenzen der quantitativen Studie ein.

Die Autorin geht zunächst auf die angewandten Methoden ein, beschreibt die Verfahren ihrer Arbeit, geht daraufhin auf Auswertungstechniken ein und interpretiert zum Schluss die erhaltenen Daten (vgl. ebd., 2018, S.10).

8. Forschung als Diskurs

Die Forscherin deutet keineswegs darauf hin, dass die Beforschten eine Rückmeldung über die Ergebnisse erhalten haben. Hingegen sollte es selbstverständlich sein, dass im Anschluss des Prozesses die Beforschten eine Rückmeldung erhalten (vgl. Flick, 1995, S. 170). Dadurch gewinnen die Forschungsergebnisse an höhere Validität (vgl. Miethe, 2003, S. 227).

9. Sonstiges

Literatur


Flick, U. (1995). Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. In Flick, U (Hrsg.). Handbuch qualitativer Sozialforschung (S.148-173). Weinheim. Belz.

Flick, U. (2009). Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Hamburg Rowohlt Taschenbuch Verlag.

Flick, U. (2016). Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt Taschenbuch Verlag.

Goetz, Ilka (2018). Steuerungsmechanismen zur Sicherstellung der Medienbildung in Kindertagesstätten. Eine empirische Studie zur Kindertagesbetreuung im Land Berlin. (Dissertation) Online publiziert auf dem Server der Deutschen Nationalbibliothek: http://d-nb.info/116800960X (Letzter Zugriff 14.09.2021).

Haller, M. (2021). Sozialwissenschaftliche Methoden. # 6 Forschungsfeld. Sitzung 6.

Miethe, I. (2003). Das Problem der Rückmeldung: forschungsethische und -praktische Erfahrungen und Konsequenzen in der Arbeit mit hermeneutischen Fallrekonstruktionen. Zeitschrift für qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung. 4(2), 223-240. Abgerufen am 11.09.21. Verfügbar unter: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-279488

Pfeiffer. F. (29. Juli 2020). Gruppendiskussion als Methode für die wissenschaftliche Arbeit + Beispiele. Scribbr. Zuletzt abgerufen am 14.09.2021. Verfügbar unter: https://www.scribbr.de/methodik/gruppendiskussion/

Strauss, A., & Corbin, J. (1996). Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung. Weinheim. Psychologie Verlags Union.

Wittpahl, V. (2016). DIGITALISIERUNG. Bildung I Technik I Innovation. Berlin. Springer Verlag.

Feedback

Ihr habt gut mit den Quellen gearbeitet und die Studienanalyse hat eine nachvollziehbare Struktur. Und schön, dass ihr Kritikpunkte miteinbezogen habt.

Diskussion

Anke Schröer, 2021/06/22 14:31

Hallo ihr Lieben! das liest doch sehr gut =) vielleicht könnt ihr das was ihr kritisiert, noch anhand anderer Literatur belegen?

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