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lehre:sose2021:sozialwissmeth:analysen:baesler:tandem07g

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lehre:sose2021:sozialwissmeth:analysen:baesler:tandem07g [2021/09/08 12:34]
tandem07g_b [Literatur]
lehre:sose2021:sozialwissmeth:analysen:baesler:tandem07g [2021/09/13 09:03] (aktuell)
tandem07g_b [8. Forschung als Diskurs]
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 Handlungsleitend für die ihre Forschungsarbeit ist dabei das Konzept des medialen Habitus geprägt von Kommer und Biermann, das sie 2012 entwickelten (vgl. Bäsler 2019, S. 9).  Handlungsleitend für die ihre Forschungsarbeit ist dabei das Konzept des medialen Habitus geprägt von Kommer und Biermann, das sie 2012 entwickelten (vgl. Bäsler 2019, S. 9). 
  
-102 
 ==== 2. Fragestellung und Forschungsperspektive ==== ==== 2. Fragestellung und Forschungsperspektive ====
  
 In dieser Dissertation //"Lernen und Lehren mit Medien und über Medien. Der mediale Habitus und die Ausbildung medienpädagogischer Kompetenz bei angehenden Lehrkräften"// von Sue-Ann Bäsler aus dem Jahre 2019 werden zwei Fragestellungen behandelt.  In dieser Dissertation //"Lernen und Lehren mit Medien und über Medien. Der mediale Habitus und die Ausbildung medienpädagogischer Kompetenz bei angehenden Lehrkräften"// von Sue-Ann Bäsler aus dem Jahre 2019 werden zwei Fragestellungen behandelt. 
  
-Es wird zum einen untersucht ob und inwiefern sich die universitäre medienpädagogische Ausbildung und der mediale Habitus von Lehramtsstudierenden korrelieren. Zum anderen wird untersucht, ob die universitäre Ausbildung zur Entwicklung des medialen Habitus auf Lehramtstudierenden beiträgt. Wenn dies der Fall ist wird untersucht, ob dies günstige oder ungünstige Faktoren für die Entwicklung des Habitus während der Ausbildung gibt (vgl. Bäsler, S. 59). +Es wird zum einen untersuchtob und inwiefern die universitäre medienpädagogische Ausbildung und der mediale Habitus von Lehramtsstudierenden korrelieren. Zum anderen wird untersucht, ob die universitäre Ausbildung zur Entwicklung des medialen Habitus bei Lehramtstudierenden beiträgt. Wenn dies der Fall ist wird untersucht, ob dies günstige oder ungünstige Faktoren für die Entwicklung des Habitus während der Ausbildung mit sich bringt (vgl. Bäsler, S. 59).  
 + 
 +Nennenswert bei ihrer Fragestellung ist, dass Bäslers Fragestellung in sechs Unterpunkte gegliedert wurde. Dadurch ist ihre Fragestellung sehr ausführlich gestaltet, sodass es auf Leser*innen verständlich wirkt
  
-Nennenswert bei Ihrer Fragestellung ist, dass Bäslers Fragestellung in sechs Unterpunkte gegliedert wurde. Dadurch ist ihre Fragestellung sehr ausführlich gestaltet, sodass es für Leser verständlich wirkt.  
  
-122 
 ==== 3. Feldzugang und Annäherung an das Feld ==== ==== 3. Feldzugang und Annäherung an das Feld ====
  
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 Nach Flick ist es wichtig, den Vertrauens- und Interessenschutz zu wahren (vgl. Flick 1995, S. 155). Bäsler setzt dies um, indem sie ein Coding für die Probandinnen entwickelt (vgl. Bäsler 2019, S. 246). So wird zwar bekannt, ob es sich um einen männlichen Befragten, oder um eine weibliche Befragte (StudentIN) handelt und ob diese aus der Gruppe der Medienuni, oder der Vergleichsuni kommt, aber ansonsten ist die Anonymisierung der Befragten gegeben.  Nach Flick ist es wichtig, den Vertrauens- und Interessenschutz zu wahren (vgl. Flick 1995, S. 155). Bäsler setzt dies um, indem sie ein Coding für die Probandinnen entwickelt (vgl. Bäsler 2019, S. 246). So wird zwar bekannt, ob es sich um einen männlichen Befragten, oder um eine weibliche Befragte (StudentIN) handelt und ob diese aus der Gruppe der Medienuni, oder der Vergleichsuni kommt, aber ansonsten ist die Anonymisierung der Befragten gegeben. 
  
-Bäsler reflektiert nicht ihre Rolle im Feld hinsichtlich der Erkenntnisse bzw. der Beeinflussung der Ergebnisse. +Bäsler reflektiert ihre Rolle im Feld hinsichtlich der Erkenntnisse bzw. der Beeinflussung der Ergebnisse nicht 
  
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 ==== 4. Erhebungsverfahren ==== ==== 4. Erhebungsverfahren ====
  
-Bäsler entschied sich bei ihrer Dissertation für ein Interviewleitfaden (vgl. Bäsler 2019, S. 60). +Bäsler entschied sich bei ihrer Dissertation für das Verfahren des Interviewleitfadens (vgl. Bäsler 2019, S. 60). 
  
-Ihre Forschungsarbeit ist in drei Phasen unterteilt: Datenerhebung, Datenauswertung und Diskussion. Bei der Datenauswertung wurde die Auswertungsmethode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring verwendet.  
  
 Bäsler unterteilt ihre Forschungsarbeit in drei Phasen: Datenerhebung, Datenauswertung und Diskussion. Bäsler unterteilt ihre Forschungsarbeit in drei Phasen: Datenerhebung, Datenauswertung und Diskussion.
-Für die Datenerhebung verwendet Bäsler halb-offene Interviewleitfaden (vgl. Bäsler 2019, S. 62). Dies ermöglicht eine flexible Interviewsituation, da der Interviewende die Möglichkeit bekommt auf gewünschte Fragen und Antworten, die zur Fragestellung der Forschungsarbeit gehören zurückzukommen. Zudem gibt es keine vorgegebene Abfolge des Interview. Dadurch, dass es in dieser Methode Grundfragen gibt, die in jedem Interview gestellt werden, kann ein Vergleich mit anderen Daten erfolgen. + 
 +Ihre Wahl der Proband*innen entstand in zwei Phasen. In der ersten Phase wurde die Lehrkräftebildung mit Medienbezug telefonisch interviewt, während in der zweiten Phase die Lehrkräftebildung ohne Bezug auf Medien interviewt wurden. Hierfür war es ausschlaggebend, ob der Medienbezug im Curriculum verankert war oder nicht. Für die Lehrkräftebildung mit Bezug auf Medien fanden sich insgesamt zehn Personen, die sich interviewen ließen, während sich bei der Lehrkräftebildung ohne Medienbezug nur sechs Personen fanden.  
 + 
 +Für die Datenerhebung verwendet Bäsler halb-offene Interviewleitfaden (vgl. Bäsler 2019, S. 62). Dies ermöglicht eine flexible Interviewsituation, da die Interviewende die Möglichkeit bekommtauf gewünschte Fragen und Antworten, die zur Fragestellung der Forschungsarbeit gehörenzurückzukommen. Zudem gibt es keine vorgegebene Abfolge des Interview. Dadurch, dass es in dieser Methode Grundfragen gibt, die in jedem Interview gestellt werden, kann ein Vergleich mit anderen Daten erfolgen.  
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 +Für die Datenerhebung und die anschließende Interviewleitfragen wurde zunächst ein Probelauf gemacht, um den Interviewleitfaden anhand der Ergebnisse zu ermitteln. Dadurch entstanden vier zentrale Fragen und eine These, worauf die Studierenden antworten bzw. reagieren sollten (vgl. Bäsler 2019, S. 63) 
 Bei der Datenauswertung wurde die Auswertungsmethode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring verwendet, da diese als Grundlage für die Auswertung großer Textmengen gilt (vgl. Bäsler 2019, S. 62). Bei der Datenauswertung wurde die Auswertungsmethode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring verwendet, da diese als Grundlage für die Auswertung großer Textmengen gilt (vgl. Bäsler 2019, S. 62).
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 ==== 5. Fixierung der Daten ==== ==== 5. Fixierung der Daten ====
  
-Bäsler erläutert in ihrer Studie, wie genau die qualitative Datenaufbereitung stattfand (vgl. Bäsler 2019, S. 67). Die Interviews wurden zunächst aufgezeichnet und in bestimmte Formate zur Weiterverarbeitung konvertiert. Dann folgte die Transkription der Dateien, die von „verschiedenen externen, nicht-projektbezogenen Personen“ (ebd.) vorgenommen wurden. Diesen Personen lag ein Beispielinterview zur Orientierung vor. Kritisch ist hier anzumerken, dass so nicht garantiert werden kann, dass alle Dateien ähnlich bearbeitet (transkribiert werden), da verschiedene Personen wahrscheinlich verschieden interpretieren und somit auch transkribieren. +Bäsler erläutert in ihrer Studie, wie genau die qualitative Datenaufbereitung stattfand (vgl. Bäsler 2019, S. 67). Die Interviews wurden zunächst aufgezeichnet und in bestimmte Formate zur Weiterverarbeitung konvertiert. Dann folgte die Transkription der Dateien, die von „verschiedenen externen, nicht-projektbezogenen Personen“ (ebd.) vorgenommen wurden. Diesen Personen lag ein Beispielinterview zur Orientierung vor.  
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 +Kritisch ist hier anzumerken, dass so nicht garantiert werden kann, dass alle Dateien ähnlich bearbeitet (transkribiert werden), da verschiedene Personen wahrscheinlich verschieden interpretieren und somit auch transkribieren. 
  
 Das Transkriptionsverfahren beruht auf einfachen Transkriptionsregeln (vgl. ebd.). So wurden z.B. Sprechpausen, Überlappungen, lachende Untermalungen ausgezeichnet, da dies für die Auswertung laut Bäsler nicht von Relevanz sei (vgl. ebd.). Schwierig ist hierbei, dass der „unverstellte Blick auf die untersuchte Realität eine hohe Bedeutung“ (Flick 2009, S. 139) hat, was Bäsler in dem Moment, in dem sie selbst Kleinigkeiten wie Sprechpausen herausschneidet, missachtet. Dadurch können Kontextinformationen, die gegebenenfalls wichtig sein könnten, verloren gehen (vgl. ebd.).  Das Transkriptionsverfahren beruht auf einfachen Transkriptionsregeln (vgl. ebd.). So wurden z.B. Sprechpausen, Überlappungen, lachende Untermalungen ausgezeichnet, da dies für die Auswertung laut Bäsler nicht von Relevanz sei (vgl. ebd.). Schwierig ist hierbei, dass der „unverstellte Blick auf die untersuchte Realität eine hohe Bedeutung“ (Flick 2009, S. 139) hat, was Bäsler in dem Moment, in dem sie selbst Kleinigkeiten wie Sprechpausen herausschneidet, missachtet. Dadurch können Kontextinformationen, die gegebenenfalls wichtig sein könnten, verloren gehen (vgl. ebd.). 
-Die Autorin reflektiert im Anschluss nicht, dass durch den Prozess der Datenfixierung eine neue Realität geschaffen wird, dieser Aspekt wird in der Studie nicht berücksichtigt. 
  
-177+Die Autorin reflektiert im Anschluss nicht, dass durch den Prozess der Datenfixierung eine neue Realität geschaffen wird, dieser Aspekt wird in der Studie nicht berücksichtigt.
  
 ==== 6. Auswertungsverfahren und Interpretation ==== ==== 6. Auswertungsverfahren und Interpretation ====
  
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 +Einige Interviews wurden über Skype aufgenommen und wurden im mp3-Format aufgezeichnet. Andere Interviews wurden telefonisch über das arm-Format aufgezeichnet. Jedoch mussten die Aufzeichnungen des arm-Formats in das mp3-Format umgewandelt werden. Dafür wurde eine Onlinedienst für die Transkription mit f4 verwendet. 
 +
 +Zur Auswertung verwendetet Bäsler zum einen die Methode nach Mayring (2000,2003,2005,2010), welche dafür bekannt ist große Datenmengen nachvollziehbar systematisch und untersubjektiv auszuwerten. Positiv hierbei ist die klare Regel eines Ablaufschemas und die Ermöglichung der Interpretation ganzer Textabschnitte. 
 +Hierfür gelten vier Grundprinzipien. Außerdem steht bei Mayring (2010,2012) das Kategoriensystem im Fokus, welche bei Bäsler in einer Tabelle dargestellt wird (Bäsler 2019, S. 79f.).
 +
 +Kategorien, welche entweder deduktiv an das Material herangetragen oder induktiv aus dem Material gebildet werden, sind als das Hauptwerkzeug zu sehen. 
 +Für diese Forschungsarbeit wurde die induktive Kategoriengewinnung verwendet. Hierbei wurden die Forschungsfragen in einem ersten Schritt an das Material herangetragen. 
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 +Eine weitere Möglichkeit ist die Computergestützte Auswertung. Hierfür wurde das Programm MAXQDE verwendet.
 +Kuckartz (2012) erläuterte, dass es möglich ist, dass Datenmaterial durch die Computergestützte Auswertung qualitativ ausgewertet werden kann. 
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 +Die Auswertung erfolgte zum einen in einer grafischen Darstellung, einer kategorienbasierte Auswertung, sowie eine anschließende Auswertung der Analyse in Zusammenhang zwischen den Kategorien (Kuckartz 2012, S. 94).
 +Die Ergebnisse werden entlang der (Unter-)Forschungsfragen mit Aufteilung nach Haupt- und Unterkategorien ausgewertet. 
  
 ==== 7. Geltungsbegründung und Gütekriterien ==== ==== 7. Geltungsbegründung und Gütekriterien ====
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 Für die Validität wird das Außenkriterium in der Forschungsarbeit verwendet und somit andere Untersuchungen, die einen ähnlichen Inhaltsbezug haben, zum Vergleich herangezogen. Schwierig ist hierbei, dass die Kriterien des Vergleichs nicht klar definiert werden. Steinke sagt zusätzlich: "viele Formen von Objektivität, Reliabilität und Validität wurdenfür standardisierte Forschung entwickelt und sind daher nur bedingt auf qualitative Forschung übertragbar." (Steinke 2013, S. 323).  Für die Validität wird das Außenkriterium in der Forschungsarbeit verwendet und somit andere Untersuchungen, die einen ähnlichen Inhaltsbezug haben, zum Vergleich herangezogen. Schwierig ist hierbei, dass die Kriterien des Vergleichs nicht klar definiert werden. Steinke sagt zusätzlich: "viele Formen von Objektivität, Reliabilität und Validität wurdenfür standardisierte Forschung entwickelt und sind daher nur bedingt auf qualitative Forschung übertragbar." (Steinke 2013, S. 323). 
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 +Bäslers Arbeit weist einen hohen Grad an Transparenz auf. Da sie ihre Vorgehensweise und Methodik Schritt für Schritt erläutert und mit Tabellen, Abbildungen und anderen Veranschaulichungen arbeitet und diese in Zwischenschritten immer wieder auf ihre Forschungsfrage bezieht, ist die Struktur der Studie sehr klar gegliedert, gut verständlich und nachvollziehbar. Dies wird durch das Bilden von Hauptkategorie und weiteren Unterkategorien (weitere Analyseebenen) nach der QIA nach Mayring zusätzlich dargestellt. 
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 +Die Grenzen der Aussagekraft der Ergebnisse stellt Bäsler durch "günstige und ungüstige Einflüsse im Kontext der vorliegenden Forschungsarbeit" (Bäsler 2019, S. 154ff) dar und zieht daraus auch ein Fazit. 
 ==== 8. Forschung als Diskurs ==== ==== 8. Forschung als Diskurs ====
  
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 +Der Habitus bei Lehramtstudierenden wurde teilweise beantwortet. Es wurden Tendenzen gefunden, die dafür sprechen, jedoch können diese nicht eindeutig bewiesen werden. Bäsler gibt bei ihrer Dissertation eher Denkanstöße, als eine klare Antwort. 
 +Um einen eindeutigen Beweis zu finden, müsste eine längsschnittliche Forschung durchgeführt werden. Hierfür wird eine Beobachtung, sowie eine Online Befragung in Betracht gezogen. 
 +
 +Im Allgemeinen konnten Unterschiede und Gemeinsamkeiten festgemacht werden. Vor allem wurde deutlich, dass es unterschiedliche Wege zur Ermittlung des medialen Habitustypen gibt. 
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 +Negativ anzumerken ist, dass es keine Rückmeldung an die Studierenden gibt (vgl. Bäsler 2019, S. 191). 
 +Zudem wünschen sich die Studierenden einen abwechslungsreicheren und ausgewogeneren Medieneinsatz in der Lehre (vgl. Bäsler 2019, S. 192).
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 +Bäsler hält in ihrer Dissertation ihren Qualitätsstandard durch regelmäßige Reflexionen ein, jedoch reflektiert sie nicht sich selbst. 
  
 ==== 9. Sonstiges ==== ==== 9. Sonstiges ====
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 Flick, U. (2009): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Hamburg. Flick, U. (2009): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Hamburg.
  
-Steinke, FlickU. (2013): Qualitative Forschung. 10. Auflage. Hamburg:  Rowohlt. +Steinke, I. (2013). Gütekriterien qualitativer Forschung. In Flick U., von Kardoff E., Steinke I. (Hrsg.): Qualitative Forschung. 10. Auflage. Hamburg: Rowohlt. 
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