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Tandem 10

  • Tandempartner 1: Sandra Kunz
  • Tandempartner 2: Nadja Friedrich

Verhältnis Theorie-Gegenstand

In der vorliegenden Analyse über die im Jahr 2019 an der Technischen Universität Berlin veröffentlichte Forschungsarbeit „Lernen und Lehren mit Medien und über Medien: der mediale Habitus und die Ausbildung medienpädagogischer Kompetenz bei angehenden Lehrkräften“, beschäftigt sich die Autorin Sue-Ann Bäsler damit, ob und inwiefern sich die medienpädagogische Ausbildung bei universitären Lehrkräftebildung auf den medialen Habitus einwirkt (vgl. Bäsler, 2019, S.59). Es handelt sich bei der Forschungsarbeit um eine qualitative Studie, welche die Benennung von Implikationen für eine Verbesserung der Medienbildung und medienpädagogischen Ausbildung in der Lehrkräftebildung als Ziel verfolgt. Qualitativ wird untersucht, ob und inwiefern die universitäre medienpädagogische Ausbildung und der mediale Habitus von Lehramtsstudierenden einander beeinflussen (vgl. Bäsler, 2019, S.6). Außerdem bestrebt die qualitative Forschungsarbeit von Sue-Ann Bäsler eine Verbesserung der Medienbildung und der medienpädagogische Ausbildung (vgl. Bäsler, 2019, S.7). Das Ziel der qualitativen Forschung ist es, aus neu gewonnenen Erkenntnissen Hypothesen zu entwickeln und aus diesen dann wissenschaftliche Theorien zu entwickeln, denn eine qualitative Studie bestätigt sich mit hypothesengenerierenden Thesen. (vgl. Flick, 2009, S.25). Das Ziel der Sozialforschung ist es, neue Zusammenhänge zu entdecken, die Entwicklung von Theorien zu liefern und vorhandene Theorien empirisch zu überprüfen und zu dokumentieren (vgl. Flick, 2009, S.20).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

In Bäslers Studie stehen zwei Fragen im Zentrum der Betrachtung. Zum einen, ob und inwiefern die universitäre medienpädagogische Ausbildung und der mediale Habitus von Lehramtsstudierenden voneinander abhängig sind (vgl. Bäsler, 2019, S.59) und zum anderen, ob die universitäre Ausbildung zur Entwicklung des medialen Habitus der Lehramtsstudierenden beitragen kann und wenn ja, ob sich günstige und ungünstige Faktoren für die Entwicklung des medialen Habitus während der Ausbildung benennen lassen (vgl. ebd.). Nach Flick können Unterfragen bei der Beantwortung der Forschungsfrage helfen (vgl. Flick, 2009, S.39), Bäsler benutzt dies und präzisiert die Forschungsfrage mit 6 Unterfragen . Bäsler entwickelt ihren Untersuchungsgegenstand durch die Auseinandersetzung mit Studien welche sich mit dem Medienhandeln von Lehramtsstudierenden beschäftigen und zeigt so auf wie die Fragestellung aufkam (vgl. Bäsler, 2019, S.33). Das Gesellschaftlich relevante Problem wird von Bäsler in ihrer Studie aufgegriffen. Das Problem entwickelt sich aus dem bisherigen Forschungsstand und bezieht sich somit auf die Beschreibung eines bestimmten vorfindbaren Zustands (vgl. Flick, 2009, S. 40).

Nach Flick sind die Anforderungen an eine Forschungsfrage in quantitativer und qualitativer Forschung zu betrachten. Eine Forschungsfrage gilt es nach Flick so zu stellen, um sie anschließend methodisch mithilfe der Sozialwissenschaft zu beantworten. In eine bestimmte Forschungsperspektive lenkend sollte eine Fragestellung begründbar und nachvollziehbar sein (vgl. Flick, 2009, S.38). Die Forschungsperspektive ergibt sich aus dem Forschungsproblem welche sich aus gesellschaftlichen Alltagsproblemen oder Daten Überprüfungen ergeben, um sich auf den bisherigen Forschungsstand zu beziehen (vgl. Flick, 2009, S.35).

Annäherung ans Feld

Die Annäherung an das Feld erfolgt durch die Orientierung an den vorher eingeführten theoretischen Rahmen über das Konzept des medialen Habitus und die bildungsbezogene Mediennutzung Lehramtsstudierender (vgl. Basler, 2019, S.9). Durch sechs Unterfragen wird an das Thema herangeführt und die Annäherung an das Feld vertieft (vgl. Bäsler, 2019, S.59). Nach Flick nimmt der/die Forscher/in im Forschungsfeld eine bestimmte Rolle ein, welche darüber entscheidet welche Informationen er in seiner Arbeit Preis gibt (vgl. Flick, 1995, S.154). Bäslers 6 benannten Unterfragen beschäftigen sich mit der Rolle der Medien und der Medienbildung im Studium der Lehramtstudierenden und die Bewertung dieser (vgl. Bäsler, 2019, S.59). Ein Interviewleitfaden wird entwickelt woraus sich 4 zentrale Fragen und eine These entwickeln, diese sollen die Studierenden beantworten, das Ziel ist die Studierenden zu motivieren und eine Gewisse Dynamik in das Interview mit Hilfe von offenen Fragen zu erhalten (vgl. Bäsler, 2019, S.64). Als Forschungsdesign wird die Querschnittsstudie gewählt, welche als Momentaufnahme gelten gemacht wird, sie beschreibt einen Zustand an einem bestimmten Zeitpunkt (vgl. Flick, 2009, S.81). Eine längstschnittliche Studie hätte eine präzisere Beantwortung der Forschungsfrage ermöglicht und am Schluss der Studie kritisiert Bäsler ihre Auswahl des Forschungsdesigns selbst (vgl. Bäsler, 2019, S.187). Das Interview wird Mithilfe eines Telefoninterviews durchgeführt wodurch eine Gewisse Distanz zwischen Forscher und Student/in gewährleistet wird, die Forscherin lernt die Befragten nicht Persönlich kennen und Übernimmt die Zuhörer Rolle (vgl. Bäsler, 2019, S.63).

Sammlung der Daten

Bäsler orientiert sich im Aspekt des medialen Habitus auf die Vorstudie von Kommer und Biermann (2012) und im Bezug auf das Modell der medienpädagogischen Kompetenz nach Blömeke (200, 2003, 2003a, 2005) (vgl. Bäsler, 2019, S.7). In der Vorstudie von Biermann wurden 1200 Lehramtsstudierende in Deutschland zu ihrem Medienverhalten und ihrer Medienerziehung befragt. Nach dem Ergebnis wurde zum einen ein Spannungsfeld der qualitäts- und bildungsorientierter Mediennutzung herausgestellt und zum anderen eines einer hedonistischen Mediennutzung und Medienaffinität (vgl. Bäsler, 2019 S.11). In der Vorstudie nach Blömeke wurden 30 verschiedene Einzelmedien aufgezählt, wobei das Fernsehen damals noch das meistgenutzte Medium war. Er befragte Studierende im ersten Semester. Ergebnis der Studie war der Wunsch, den konkreten Umgang mit Medien zu erlernen (vgl. Bäsler, 2019, S.26).

Die Hauptstudie von Bäsler wird als qualitatives Leitfadeninterview durchgeführt. Das Ziel eines Leitfadeninterviews ist es, die individuelle Sicht des Interviewpartners auf ein gewisses Thema zu erhalten, dies gelingt durch einen Dialog zwischen Interviewer und Interviewten (vgl. Flick, 2016, S.114). Bäsler erforscht die persönliche Sichtweise der Studierenden und nicht die Situation an sich, dies bringt eine subjektive Wahrnehmung des Interviewten mit sich. Die Sammlung der Daten erfolgt durch ein halb-offenes Leitfadeninterview als Erhebungsinstrument, es liegen also verbale Daten vor. Die Intention ist es eine flexible Interviewsituation zu erschaffen, welche dem/der Interviewenden ermöglichen soll auf Fragen zurückzukommen (vgl. Bäsler, 2019, S.62) und die ausgewerteten Daten später vergleichen zu können (vgl. Mayering, 2016, S.70). Die Erhebungs- und qualitative Inhaltsanalyse wird in Anlehnung an Mayring (2000, 2003, 2005, 2010) als Auswertungsinstrument eingesetzt (vgl. Bäsler, 2019, S.7). Bäsler kritisiert die Wahl der gewählten Studien Methode und sieht ein das eine längsschnittliche Studie sinnvoller an (vgl. Basler, 2019, S.186).

Fixierung der Daten

In der Hauptstudie wurden die Daten per Audiomaterial aufbereitet und das Interview wurde per Telefoninterview via Skype durchgeführt. Die Interviews wurden anschließend in mp3 und amr umformatiert. Nach Flick bedeutet dies Flexibilität einerseits und einen Verlust der Anonymität andererseits (vgl. Flick, 1995, S.160). Die Datenaufbereitung erfolgte über eine Transkription von externen Personen, also eine Verschriftlichung des Interviews. Die Texte wurden nach klaren Regeln ohne Sprechpausen und Überlappungen verschriftlicht um eine hohe Objektivität zu erlangen (vgl. Bäsler, 2019, S.67). Es ergaben sich 8-13 Seiten Datenmaterial in Worddokumenten, welche als rtf-Format gespeichert wurden (vgl. Bäsler, 2019, S.67). Die Auswertung der Daten erfolgt in drei Schritten. Nach der Verschriftlichung des gesamten Kategoriensystems mit den passenden Textbelegen, findet anschließend das Kategoriensystems im Sinne der Interpretation der Forschungsfragen statt. Der abschließende Punkt ist eine Diskussion der Ergebnisse.

Interpretation der Daten

Lehramtsstudierende wünschen sich laut der Studie abwechslungsreicheren Medieneinsatz. Ihnen wurde durch das Interview klar, durch Medieneinsatz Unterrichte besser und vielfältiger gestalten zu können. Gesteigerte Mediennutzungskompetenz der Befragten wird der eigenen Unterrichtsvorbereitung zugeschrieben. Das Ergebnis der Forschungsarbeit sind theoretische und praktische Implikationen für die Verbesserung der Medienbildung in der Lehrkräftebildung. Das Ziel der Interpretation muss nach Flick festgelegt sein (vgl. Flick, 1995, S.163). Bäsler wählt qualitative Inhaltsanalyse nach Mayering um die Daten systematisch und nachvollziehbar zu interpretieren. Das Material wird reduziert und nur relevante Textstellen des Interviews werden verwendet verwendet (Bäsler, 2019, S.75). Das Ziel ist es ist hierbei eine qualitative Inhaltsanalyse zu erstellen indem man eine Zusammenfassung (vgl. Mayering, 2016, S.115).

Geltungsbegründung

Geltungsbegründungen nach Flick, sind Vorgehensweisen des Forschers um die Qualität der Ergebnisse der Forschung zu sichern und nachzuweisen (vgl. Flick, 1995, S.167). Bäsler geht auf Gütekriterien mit den Punkten Reliabilität und die Validität ein und stellt die Sicherheit der Studie durch die Interkodierreliabilität da (vgl. Bäsler, 2019, S.76). Bäsler beschäftigt sich mit anderen Studien welche im Zusammenhang mit Ihrer Arbeit stehen, wodurch die Validität als Außenkriterium gelten gemacht wird (vgl. Bäsler, 2019, S.76). 5 weitere Studien wurden von Bäsler miteinbezogen, welche thematisch sehr ähnlich sind zu ihrer Studie (vgl. Bäsler, 2019, S.165). Bäsler definierte als Schwachpunkt ihrer Studie, dass die Kategorisierung nur von einer weiteren Person durchgeführt wurde (vgl. Basler, 2018, S.186) nach Mayering sollte die Kategorienbildung von zwei oder mehreren Personen durchgeführt werden um sicherzustellen das es sich um kein subjektives Empfinden handelt (vgl. Mayering, 2010, S.117). Hier sagt sie zum Schluss noch einmal deutlich, dass es notwendig wäre, die Befragungen in einem längsschnittlichem statt einem querschnittlichen Design durchzuführen, wenn man die Forschungsfrage eindeutig beantworten möchte.

Forschung als Diskurs

Bäsler geht in ihrer Studie sehr auf die Art des Interviews ein, wie das Interview durchgeführt und wie die Daten erhoben worden sind. Auf Ergebnisse, Rückmeldungen, Antworten wird wenig bis garnicht eingegangen. Nach Flick kann man die Rückmeldung über die Ergebnisse über drei Wegen nachvollziehen, zum einen durch die Zustimmung zur Wiedergabe der Aussagen, zum anderen durch die Rückmeldung der Interpretation oder zum dritten nach dem Abschluss der Forschungsarbeit (vgl. Flick, 2009, S.170). Bäsler geht auf keinen der 3 gegeben Punkte nach Flick ein. Der Diskurs der Ergebnisse im Vergleich anderer Studienergebnissen ist einseitig (vgl. Bäsler, 2019, S.165). Bäsler fordert weiter Forschung an dem Gebiet um den Diskurs voranzubringen, (vgl. Bäsler, 2019, S.190). Trotz allem gelingt es Bäsler nicht den Diskurs in die Öffentlichkeit zu bringen, wodurch es sich um einen „Diskurs nach innen“ handelt (vgl. Flick, 2009, S 171).

Literatur

  • Bäsler, Sue-Ann, Lernen und Lehren mit Medien und über Medien, der mediale Habitus und die Ausbildung medienpädagogischer Kompetenz bei angehenden Lehrkräften, 2019, Berlin. https://d-nb.info/1178524981/34 (zuletzt abgerufen am 12.09.19).
  • Flick, Uwe, Sozialforschung, Methoden und Anwendungen, ein Überblick für die BA-Studiengänge, 2009, Hamburg, Rowohlt Taschenbuch Verlag.
  • Flick, Uwe, Handbuch Qualitative Sozialforschung, Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen, 2. Auflage 1995, Weinheim, Psychologie Verlags Union.
  • Mayering, Philipp, Qualitative Inhaltsanalyse, 11.Auflage, 2019, Weinheim, Beltz.
  • Mayering, Philipp, Einführung in die qualitative Sozialforschung, 6.Auflage, 2016, Weinheim, Beltz.

Kommentare

Diskussion

Leila Kelley, 2019/07/06 13:05, 2019/07/06 13:10

Die Studienanalyse von Tandem 10 erhält von uns den dritten Platz. Hervorzuheben ist der Punkt „Verhältnis Theorie-Gegenstand“, denn dieser ist ihnen gut gelungen. Hier wird nämlich gut ins Thema eingeführt und auch darauf eingegangen, was die qualitative Forschung ist. Leider wird kein kritischer Blick auf die Studie eingenommen, sondern die Analyse stellt eine reine Beschreibung der Studie dar. Im Punkt „Annäherung an das Feld“ wird leider nur auf die Unterfragestellungen eingegangen. Hier wäre es beispielsweise interessant den Feldzugang der Forscherin zu erläutern (z.B. Verhältnis von Nähe und Distanz) und diesen zu hinterfragen. Unter der Überschrift „Sammlung der Daten“ ist positiv zu bewerten, dass auch andere Quellen herangezogen werden, leider werden diese aber nicht im Inhaltsverzeichnis angegeben. Die Texte zum Thema „Fixierung der Daten“ und „Interpretation der Daten“ enthalten keine Belege, weshalb hier unklar ist, von wem die Informationen stammen, die hier genannt werden. Leider wird auch nicht näher darauf eingegangen, welche Methode genutzt wurde, um die Daten der Studie zu interpretieren.

Nadja Silvana Schlößer, 2019/07/08 17:26

Die von Tandem 10 verfasste Studienanalyse bewerten wir mit dem dritten Platz. Der Einstieg in das Thema ist dem Tandem gut gelungen. Der inhaltliche Umfang der Studienanalyse liegt genau im Rahmen der vorgegebenen Kriterien. Besonders gelungen ist der Abschnitt „Verhältnis Theorie-Gegenstand„, da hier eine sehr genaue Herangehensweise festzustellen ist. Auch ist das korrekte Zitieren in den ersten Analysepunkten erkennbar, dies lässt sich jedoch in den letzten beiden Abschnitten der Analyse nicht erkennen. Zudem wäre es positiv weiterführende Literatur aus der Sozialforschung zu verwenden und jede verwendete Literatur auch im Verzeichnis anzugeben. Die Analyse hat eher einen beschreibenden Charakter und befasst sich nicht kritisch mit der Studie. Bei dem Punkt „Interpretation der Daten“ wird nicht deutlich, welche Methode bei der Studie genutzt wurde, um die Daten umfassend zu interpretieren. Hier wurden lediglich die Ergebnisse der Studie zusammengefasst.

Kassandra Wuttig, 2019/07/08 17:38

Bei Tandem 10 ist positiv anzumerken, dass zu Beginn die Ziele von Sozialforschung genannt werden. Des Weiteren wird auch ausführlich behandelt, wie die Fragestellung entwickelt wurde. Im Gegensatz zu den Analysen der anderen Tandems wird auch auf jede Studie eingegangen, auf welche sich Bäsler zu Beginn ihrer Arbeit bezieht. Allerdings sind viele Abschnitte weniger eine Analyse, als eine Zusammenfassung bzw. Beschreibung von Bäslers Studie. Auch sind einige Abschnitte noch etwas ungeordnet und die verschiedenen Aspekte könnten besser miteinander verknüpft werden. Beispielsweise könnte im Abschnitt „Verhältnis Theorie-Gegenstand“ noch darauf eingegangen werden, ob Bäsler Studie die benannten Kriterien erfüllt. Bezüglich der Quellenangaben ist anzumerken, dass diese noch an einigen Stellen, insbesondere am Ende, fehlen. Tandem 10 belegt bei uns Platz 3. Wir möchten dem Tandem den Tipp auf den Weg geben, die letzten beiden Absätze noch einmal im Hinblick auf die Quellen zu überarbeiten und darauf zu achten, nicht nur zu beschreiben, sondern auch zu analysieren. Falls die Endabgabe zu viele Wörter beinhaltet, empfehlen wir, auf die Aufzählung der sechs Forschungsfragen zu verzichten.

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