Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


lehre:sose2019:sozialwissmeth:analysen:tandem02

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen Revision Vorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
lehre:sose2019:sozialwissmeth:analysen:tandem02 [2019/09/14 10:21]
tandem_02b [Sammlung der Daten]
lehre:sose2019:sozialwissmeth:analysen:tandem02 [2020/11/04 21:16] (aktuell)
Zeile 37: Zeile 37:
 ==== Fixierung der Daten ==== ==== Fixierung der Daten ====
  
-Zunächst wurden die so Daten aufbereitet, dass alle Interviews in mp3-Format vorlagen. Die Transkription an sich erfolgte über das f4-Programm und wurde von verschiedenen Externen vorgenommen, die nicht projektbezogen waren. Die Transkriptionsregeln wurden recht einfach gehalten. Beispielsweise mussten Sprechpausen und Überlappungen nicht aufgezeichnet werden, lautmalerische Aussagen hingegen wurden aufgezeichnet. Es entstanden pro Interview 8-13 seitenlange Worddokumente, die im rtf-Format festgehalten wurden (Bäsler 2018: S.67). +Zunächst wurden die gewonnenen Daten der Interviews im mp3-Format aufbereitet. Die Transkription erfolgte über das f4-Programm und wurde von verschiedenen, nicht projektbezogenen, Externen vorgenommen. Die Transkriptionsregeln wurden einfach gehalten – lautmalerische Aussagen wurden aufgezeichnet, Sprechpausen und Überlappungen hingegen nicht. Es entstanden pro Interview 8-13 Seiten lange RTF-Dokumente (vgl. Bäsler 2019:S.67). 
  
 ==== Interpretation der Daten ==== ==== Interpretation der Daten ====
-Für die Interpretation der Daten hat die Autorin die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayering verwendet. Diese Methode ist insbesondere dann geeignet, wenn große Datenmengen systematisch und intersubjektiv nachvollziehbar bearbeitet werden müssen (Mayring/Hurst 2005: S. 436). Da insgesamt über hundert Seiten Textmaterial entstanden sind, scheint diese Methode angemessen zu sein. +Für die Interpretation der Daten hat die Autorin die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayering verwendet. Diese ist insbesondere geeignet, wenn große Datenmengen systematisch und intersubjektiv nachvollziehbar bearbeitet werden müssen (vgl. Mayring/Hurst 2005: S.436). Bei insgesamt über hundert Seiten Textmaterial scheint diese Methode angemessen zu sein. Bäsler hat die induktive Kategoriegewinnung angewandt (vgl. Bäsler 2019:S.68). Hierbei werden Forschungsfragen an das Material herangetragen und induktiv abgeleitete Hauptkategorien gebildet. Dann werden die Hauptkategorien in Subkategorien ausdifferenziert und schließlich die Interviewtexte den Kategorien zugeordnet. Der Kodierleitfaden dieser Methode formuliert, wann eine Textpassage welcher Kategorie zugeordnet wird (vgl. Mayering 2010:S.69). Bäsler hat die Auswertung der Studienergebnisse transparent gemacht, indem sie den gesamten Kodierleitfaden zur Kategorienbildung in den Anhang gestellt hat (siehe Bäsler 2019: S.222 ff.). Ziel der qualitativen Inhaltsanalyse ist, das Material zu reduzieren und dabei eine überschaubare Zusammenfassung als Abbild des Grundmaterials zu bilden (vgl. Mayering 2016:S.115). Dies ist Bäsler gut gelungen: Sie konnte die Aussagen von 16 Studenten mit einem Umfang von mehr als hundert Seiten auf drei Seiten reduzieren. Die Forscherin hat die qualitative Inhaltsanalyse computergestützt mithilfe des Programms MAXQDA durchgeführt (vgl. Bäsler 2019:S. 69). 
-Bäsler hat die induktive Kategoriegewinnung angewandt (Bäsler 2018: S.68). Hierbei werden Forschungsfragen an das Material herangetragen und induktiv abgeleitete Hauptkategorien gebildet. Dann werden die Hauptkategorien in Subkategorien ausdifferenziert und schließlich die Interviewtexte den Kategorien zugeordnet. Hierbei gibt es einen Kodierleitfaden, der formuliert, wann eine Textpassage welcher Kategorie zugeordnet wird (Mayering 2010: S.69ff.). Bäsler hat die Auswertung der Studienergebnisse transparent gemacht, indem sie den gesamten Kodierleitfaden zur Kategorienbildung in den Anhang gestellt hat (siehe Bäsler 2018: S.222 ff.). +
-Das Ziel der qualitativen Inhaltsanalyse ist, das Material zu reduzieren und dabei eine überschaubare Zusammenfassung zu bilden, die immer noch Abbild des Grundmaterials ist (Mayering 2016: S.115). +
-Dies ist Bäsler gut gelungen, da sie die Aussagen von 16 Studenten, die einen Umfang von mehr als hundert Seiten hatten anhand der sechs Unterfragen auf einen Umfang von drei Seiten reduzieren konnte. Die Forscherin hat die qualitative Inhaltsanalyse computergestützt mithilfe des Programms MAXQDA durchgeführt (Bäsler 2018: S. 69).+
 ==== Geltungsbegründung ==== ==== Geltungsbegründung ====
- +Sue-Ann Bäsler spricht das Thema Gütekriterien in ihrer Studie explizit an (vgl. Bäsler 2019:S.76) und geht hierbei auf die Reliabilität und die Validität ein. Um sicher zu stellen, dass die Studie zuverlässig ist, hat sie als Methode die Interkodierreliabilität gewählt (ebd.). Dabei wird die Kategorienbildung von zwei oder mehreren Personen durchgeführt, um sicherzugehen, dass die Kategorien nicht aufgrund von subjektiven Empfindungen zustande gekommen sind (vgl. Mayering 2010:S.117). Zu kritisieren ist, dass die Kategorisierung nur von einer weiteren Person durchgeführt wurde, obwohl das Kategorisieren durch noch mehr Personen zu einer höheren Reliabilität führen würde. Die Forscherin hat dies auch als einen Schwachpunkt ihrer Studie identifiziert (vgl. Bäsler 2019:S.186). Allerdings ist die Interkodierreliabilität an sich problematisch, da es nur bei einfachen Analysen hohe Übereinstimmungen im Kodierverhalten gibt. Damit weist die Interkodierreliabilität keine hohe Zuverlässigkeit auf (vgl. Mayering 2010:S.117). Um Validität zu gewähren, wurde das Außenkriterium angewandt. Hierbei werden der eigenen Studie vergleichbare Untersuchungen herangezogen. Bäsler hat insgesamt fünf ihrer Untersuchung thematisch sehr ähnliche Studien herangezogen (vgl. Bäsler 2019: S. 165). „Wenn Material von außerhalb der eigenen Untersuchung als Gütemaßstab herangezogen wird [], so muss deren Gültigkeit bereits feststehen.“ (Mayering S.118 2010). Bäsler geht allerdings nicht darauf ein, ob die Gültigkeit der anderen Studien feststeht. Die Grenzen der Studie thematisiert Sue-Ann Bäsler ab Seite 186. Hier betont sie abschließend noch die Notwendigkeit, die Befragungen in einem längsschnittlichem statt einem querschnittlichen Design durchzuführen, um die Forschungsfrage eindeutig zu beantworten. 
-Sue-Ann Bäsler spricht das Thema Gütekriterien in ihrer Studie explizit an (Bäsler 2018: S.76) und geht +
-hierbei auf die Reliabilität und die Validität ein. Um sicher zu stellen, dass die Studie zuverlässig +
-ist, hat sie als Methode die Interkodierreliabilität gewählt (ebd.). Dabei wird die +
-Kategorienbildung von zwei oder mehreren Personen durchgeführt, um sicherzugehen, dass die +
-Kategorien nicht aufgrund von subjektiven Empfindungen zustande gekommen sind (Mayering +
-2010: S.117). +
-Zu kritisieren ist, dass die Kategorisierung nur von einer weiteren Person +
-durchgeführt wurde, obwohl das Kategorisieren durch noch mehr Personen zu einer höheren +
-Reliabilität führen würde. Die Forscherin hat dies auch als einen Schwachpunkt ihrer Studie identifiziert +
-(Bäsler 2018: S.186). Allerdings muss beachtet werden, dass die Interkodierraliabilität an sich +
-problematisch ist, da es nur dann hohe Übereinstimmungen im Kodierverhalten gibt, wenn die +
-Analysen sehr einfach sind. Damit weist die Interkodierreliabilität keine hohe Zuverlässigkeit auf +
-(Mayering 2010: S.117). +
-Um Validität zu gewähren, wurde das Außenkriterium angewandt. Hierbei werden andere +
-Untersuchungen, die einen engen Zusammenhang zur eigenen Studie haben herangezogen. +
-Bäsler hat insgesamt 5 weitere Studien herangezogen, die ihrer Untersuchung thematisch sehr +
-ähnlich sind (Bäsler 2018: S. 165). „Wenn Material von außerhalb der eigenen Untersuchung als +
-Gütemaßstab herangezogen wird [...], so muss deren Gültigkeit bereits feststehen.“ (Mayering +
-S.118 2010). Bäsler geht allerdings nicht darauf ein, ob die Gütigkeit der anderen Studien +
-feststeht. +
-Die Grenzen der Studie thematisiert Sue-Ann Bäsler ab Seite 186. Hier sagt sie zum Schluss noch einmal deutlich, dass es notwendig wäre, die Befragungen in einem längsschnittlichem statt einem +
-querschnittlichen Design durchzuführen, wenn man die Forschungsfrage eindeutig beantworten +
-möchte.+
 ==== Forschung als Diskurs ==== ==== Forschung als Diskurs ====
  
-Es stellt sich die Frage, inwiefern ein Diskurs mit den Beforschten erfolgte. Die Forscherin wiederholt während des offenen Leitfadeninterviews weder ihre Aussagen beziehungsweise Fragen, noch holt sie Zustimmung ein. Hier fehlt also die kommunikative Validierung bzw. sie wird in der Studie nicht erwähnt. Bäsler erläutert strikt und ausführlich, wie die Proband*innen rekrutiert wordenwie das Interview durchgeführt und wie die Daten erhoben worden sind. Anschließend wertet sie ihre Ergebnisse aus und analysiert diese. Allerdings wird nicht erwähnt, ob die Forscherin den Beforschten eine Rückmeldung über die Ergebnisse gibt. Deutlich wird auch nicht, ob eine Rückmeldung nach Abschluss der Forschung stattgefunden hat. +Es stellt sich die Frage, inwiefern ein Diskurs mit den Beforschten erfolgte. Bäsler erläutert ausführlich, wie die ProbandInnen rekrutiert, das Interview durchgeführt und die Daten erhoben worden sind. Anschließend wertet sie ihre Ergebnisse aus und analysiert diese. Allerdings wird nicht erwähnt, ob eine Rückmeldung der Ergebnisse nach Abschluss der Forschung stattgefunden hat, scheinbar findet also keine kommunikative Validierung statt
-Bäsler bringt sich in den Fachdiskurs ein, indem sie ihre ermittelten Habitustypen, die aus den Ergebnissen hervorgehen mit Habitustypen, die andere Forscher identifiziert haben tabellarisch vergleicht und analysiert (Bäsler 2018: Tabelle 8 S. 165). Trotzdem bleibt dieser Diskurs der Ergebnisse in Abgrenzung zu anderen Studienergebnissen einseitig, da dieser nur aus ihrer Perspektive beschrieben wird. Es erfolgt also kein Diskurs nach „Innen“ in die Gruppe der beteiligten Forscher.+Bäsler bringt sich in den Fachdiskurs ein, indem sie ihre ermittelten Habitustypen, die aus den Ergebnissen hervorgehen mit Habitustypen, die andere Forscher identifiziert haben tabellarisch vergleicht und analysiert (siehe Tabelle 8, Bäsler 2019: S. 165). Trotzdem bleibt dieser Diskurs der Ergebnisse in Abgrenzung zu anderen Studienergebnissen einseitig, da dieser nur aus ihrer Perspektive beschrieben wird. Es erfolgt also kein Diskurs nach „Innen“ in die Gruppe der beteiligten Forscher. 
  
  
Zeile 87: Zeile 61:
  
 ==== Literatur ==== ==== Literatur ====
-Bäsler, Sue-Ann (2018):Lernen und Lehren mit Medien und über Medien : der mediale Habitus und die Ausbildung medienpädagogischer Kompetenz bei angehenden Lehrkräften. Berlin: Technische Universität Berlin+Bäsler, Sue-Ann (2019):Lernen und Lehren mit Medien und über Medien : der mediale Habitus und die Ausbildung medienpädagogischer Kompetenz bei angehenden Lehrkräften. Berlin: Technische Universität Berlin
  
 Flick, Uwe (2016) Qualitative Sozialforschung. 7.Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag Flick, Uwe (2016) Qualitative Sozialforschung. 7.Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Zeile 99: Zeile 73:
 Mayering, Philipp (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. 11.Auflage. Weinheim: Beltz Mayering, Philipp (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. 11.Auflage. Weinheim: Beltz
  
-Mayring, Phillip/ Hurst, Alfred(2005): Qualitative Inhaltsanalyse. In: Mikos, Lothar/ Wegener, Claudia (Hrsg.): Qualitative Medienforschung. Ein Handbuch. Konstanz:UVK Verlagsgesellschaft mbH. S.436–444+Mayring, Phillip/ Hurst, Alfred (2005): Qualitative Inhaltsanalyse. In: Mikos, Lothar/ Wegener, Claudia (Hrsg.): Qualitative Medienforschung. Ein Handbuch. Konstanz:UVK Verlagsgesellschaft mbH. S.436–444
  
  
lehre/sose2019/sozialwissmeth/analysen/tandem02.1568449297.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/11/04 21:06 (Externe Bearbeitung)