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lehre:sose2018:sozialwissmeth:analysen:leimbach:tandem7 [2018/09/12 12:42] lenahauner [Sammlung der Daten] |
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Für die Erhebung der Daten wählte Fähnrich das Leitfaden-Interview. Zwar hätte sich auch die Möglichkeit geboten, die Daten mit einem narrativen Interview zu erheben, allerdings sah man dann davon ab, weil „die Jugendlichen mit hoher Wahrscheinlichkeit überfordert gewesen wären, zu einem Thema eine längere Zeit ohne Nachfragen und sonstiges Intervenieren ausführlich zu erzählen“ (Fähnrich 2009, S. 118). Daher wurde das Leitfaden-Interview gewählt, bei dem ein Fragenkatalog vorbereitet wird, der „das thematisch relevante Spektrum des Interviews und seines Gegenstandes abdecken“ soll (Flick 2009, S. 113). Der Interviewer kann bei dieser Form auch von der Reihenfolge der Fragen abweichen um das Ziel zu erreichen, „die individuelle Sicht des Interviewpartners auf das Thema zu erhalten, wozu ein Dialog zwischen Interviewer und Interviewten mit den Fragen initiiert werden soll“ (Flick 2009, S. 114). Der Interviewte kann so frei und umfangreich antworten und der Interviewer kann gegebenenfalls nachfragen, falls die Antworten nicht ergiebig genug sind (Flick 2009, S. 114). Durch die versprochene Anonymität wurden „(Not-)Lügen“ weitgehend minimiert, des Weiteren mussten die Jugendlichen auf für sie unangenehme Fragen nicht antworten (Vgl. Fähnrich 2009, S. 119). Da die Gegenwart weiterer Personen außer Interviewer und Interviewtem „die Darstellung mancher Lebensabschnitte und -bereiche“ hätte verfälschen können, fanden die Interviews in einem ungestörten Büro statt. Nachdem die Fragen und thematischen Schwerpunkte des Interviews dargelegt wurden, wurde dem Jugendlichen nahegelegt „seine persönliche Meinung, Einstellung und Erfahrungen zu allen Themenkomplexen“ zu äußern. | Für die Erhebung der Daten wählte Fähnrich das Leitfaden-Interview. Zwar hätte sich auch die Möglichkeit geboten, die Daten mit einem narrativen Interview zu erheben, allerdings sah man dann davon ab, weil „die Jugendlichen mit hoher Wahrscheinlichkeit überfordert gewesen wären, zu einem Thema eine längere Zeit ohne Nachfragen und sonstiges Intervenieren ausführlich zu erzählen“ (Fähnrich 2009, S. 118). Daher wurde das Leitfaden-Interview gewählt, bei dem ein Fragenkatalog vorbereitet wird, der „das thematisch relevante Spektrum des Interviews und seines Gegenstandes abdecken“ soll (Flick 2009, S. 113). Der Interviewer kann bei dieser Form auch von der Reihenfolge der Fragen abweichen um das Ziel zu erreichen, „die individuelle Sicht des Interviewpartners auf das Thema zu erhalten, wozu ein Dialog zwischen Interviewer und Interviewten mit den Fragen initiiert werden soll“ (Flick 2009, S. 114). Der Interviewte kann so frei und umfangreich antworten und der Interviewer kann gegebenenfalls nachfragen, falls die Antworten nicht ergiebig genug sind (Flick 2009, S. 114). Durch die versprochene Anonymität wurden „(Not-)Lügen“ weitgehend minimiert, des Weiteren mussten die Jugendlichen auf für sie unangenehme Fragen nicht antworten (Vgl. Fähnrich 2009, S. 119). Da die Gegenwart weiterer Personen außer Interviewer und Interviewtem „die Darstellung mancher Lebensabschnitte und -bereiche“ hätte verfälschen können, fanden die Interviews in einem ungestörten Büro statt. Nachdem die Fragen und thematischen Schwerpunkte des Interviews dargelegt wurden, wurde dem Jugendlichen nahegelegt „seine persönliche Meinung, Einstellung und Erfahrungen zu allen Themenkomplexen“ zu äußern. | ||
==== Fixierung der Daten ==== | ==== Fixierung der Daten ==== | ||
+ | Zur Durchführung der Interviews wurde ein Leitfaden erstellt. Der Forscher zeichnete die Interviews mit einem Tonträger auf und machte sich Notizen „um im Nachfrageteil bestimmte Themen zu konkretisieren bzw. eventuelle Unklarheiten beseitigen zu können“ (Fähnrich 2009, S. 123). Wie Flick in Kapitel 5 auf Seite 138 schreibt, wird bei der Dokumentation der Daten „besonderer Wert auf möglichst umfassende Aufzeichnungen gelegt, weshalb Tonband oder Video der Vorzug vor dem Notieren von Antworten und Handlungen in Stichworten gegeben wird“. Nach der Erhebung der Daten begann Fähnrich damit „typische kriminelle Karriereverläufe“ herzuleiten (Vgl. Fähnrich 2009, S. 123). Um eine erste Orientierung zu erhalten wurde im Vorfeld ein Kurzprofil erstellt, welches dann im weiteren Verlauf erweitert und angepasst wurde (Vgl. Fähnrich 2009, S. 125). Als letzten Schritt werden die gesammelten Daten zusammengebracht. | ||
==== Interpretation der Daten ==== | ==== Interpretation der Daten ==== | ||
+ | Bei der Auswertung der Daten orientierte sich Fähnrich „in einigen Punkten an dem von Flick entwickelten `thematischen Kodieren´“ (Flick, 1996, 2007). Fähnrich bildet in seiner Studie Kategorien und Subkategorien aus. Sie wurden unter dem Vorwissen des Bearbeiters aus dem Transkript der thematischen Einheiten herausgearbeitet. Es wurde „geprüft, | ||
==== Geltungsbegründung ==== | ==== Geltungsbegründung ==== | ||
+ | Bei der Geltungsbegründung von Daten stehen zwei zentrale Fragen im Fokus: „Wie entstehen Evidenzen und wie lassen sie sich absichern und vermitteln? | ||
==== Forschung als Diskurs ==== | ==== Forschung als Diskurs ==== | ||
+ | Uwe Flick beschreibt die Forschung als Diskurs als „Subjektverständnis“ (Flick/ Kardorff, 1995, S. 170). Zum Thema wird dabei die „Frage nach der Einbeziehung der Erforschten“ (Flick/ Kardorff, 1995, S. 170), diese Frage kann beschränkt auf die Rolle der Datenlieferanten sein (vgl. Flick/ Kardorff, 1995, S. 170). Oliver Fähnrich holte sich die Bereiterklärung zu den Interviews ein (vgl. Fähnrich, 2009, S. 121) und sicherte den befragten Wiederholungstätern im Vorfeld zu, dass ihre Anonymität gewahrt bliebe, des Weiteren hätten sie für sie unangenehme Fragen nicht beantworten müssen (vgl. Fähnrich, 2009, S. 119). Die Einbeziehung der Beforschten und somit eine Veränderung der Rolle der Subjekte erfolgt laut Flick in drei Schritten. 1. Die „Rückmeldung nach Abschluß der Erhebung“ (Flick/ Kardorff, 1995, S. 170), holt sich der Interviewer die Zustimmung zur Verwendung der Aussagen im Interview ein, „werden diese Aussagen den Befragten natürlich auch rückgemeldet und zugänglich gemacht“ (Flick/ Kardorff, 1995, S. 171). 2. Die „Rückmeldung von Interpretationen“ (Flick/ Kardorff, 1995, S. 170), hierbei werden die Beforschten in die Dateninterpretation miteinbezogen und die Ergebnisse werden geradewegs rückgemeldet (vgl. Flick/ Kardorff, 1995, S. 170). 3. Die „Rückmeldung nach Abschluß der Forschung“ sollte laut Flick „eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein“ (Flick/ Kardorff, 1995, S. 170). | ||
+ | ==== Literatur ==== | ||
+ | Fähnrich, Oliver (2009): „Jugendkriminalität: | ||
- | ==== Literatur ==== | + | Flick, Uwe (2009): „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge“, |
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+ | Flick, Uwe (2014): „Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung“, | ||
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+ | Flick, Uwe (1995): „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses“. In: Flick, Uwe/ von Kardorff, Ernst/ Keupp, Heiner/ von Rosenstiel, Lutz/ Wolff, Stephan (Hrsg.): „Handbuch qualitative Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen“, | ||
===== Kommentare ===== | ===== Kommentare ===== | ||
~~DISCUSSION~~ | ~~DISCUSSION~~ |