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Tandem 4

  • Tandempartner*in 1: Karolin Ludwig
  • Tandempartner*in 2: Melanie Krüger

Entwurfsfassung

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die vorliegende Dissertation von Iris Bockermann (2012) betrachtet die Fragestellung „Wo verläuft der Digitale Divide im Klassenraum? Lehrerhandeln und Digitale Medien“.

Analysiert werden dazu die „Haltungen und Einstellungen von Lehrkäften zu Digitalen Medien und inwieweit diese sich in die Handlungspraxen im Bildungskontext einschreiben“ (Bockermann, 2012, S.73). Die Fragestellung bezieht sich dabei nach Flick auf die Beschreibung eines bestimmten vorfindbaren Zustandes (vgl. Flick, 2009, S. 40). Bockermann möchte „aus der Perspektive der Lehrkräfte“, der Frage der „Bildungsdienlichkeit der digitalen Medien“ nachgehen. Hinterfragt werden dazu die „Orientierungs- und Deutungsmuster von Lehrkräften zur Technologie insbesondere bezogen auf den Bildungskontext„ (Bockermann, 2012, S. 74). Bockermann nähert sich aus ihrer Perspektive der Schule als institutionelles Feld, unter dem Fokus die Lehrerkräfte als darin agierende Subjekte verstehen zu wollen (vgl. Brüsemeister, 2008, S. 44).

Als relevante Fragen dienen dabei: „Worauf referenzieren Lehrkräfte, wenn sie Digitale Medien verorten und interpretieren? Welche Gründe sind für das besondere Verhältnis von LehrerInnen zu Digitalen Medien im schulischen Kontext konstitutiv? Gibt es verallgemeinerbare Orientierungs- und Deutungsmuster?“(Bockermann, 2012, S.74). Nach Flick stellt Bockermann damit konkrete Teil- und Unterfragen und legt somit eindeutig und zielgerichtet die Fokussierung ihrer Arbeit heraus (vgl. Flick, 2009, S. 39).

Im Kontext von Sozialforschung ist es relevant, gesellschaftliche Problemstellungen aufzugreifen, bei denen nach Flick die Beantwortung der Fragestellung einen Nutzen bringt (vgl. Flick, 2009, S.38). Fokus und Zielgruppe von Bockermann sind Lehrkräfte im aktiven Schuldienst. Sie untersucht die medienbiografischen Erfahrungen der Lehrkräfte, im Hinblick auf den Einfluss der Mediensozialisation auf die private und berufliche Mediennutzung und stellt somit den Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung, die inhaltliche Aufbereitung des Unterrichtsstoffs, die Vermittlungspraxen und das LehrerInnen-SchülerInnen-Arrangement dar (vgl. Bockermann,2012, S. 69). Eine persönliche Beziehung zur Fragestellung von Bockermann ist nicht eindeutig ersichtlich.

Annäherung ans Feld

Eine Welt ohne Medien ist nicht mehr denkbar, deshalb kommen Medienkompetenz und Medienbildung eine besondere Rolle zu (vgl. Bockermann 2012, S. 5). Die Erteilung des Bildungsauftrages scheint aufgrund des seltenen Einsatzes der Digitalen Medien in den Schulen noch nicht auszureichen (vgl. Bockermann 2012, S. 6). Zur Feldannäherung bedient sich Bockermann einer Vorstudie im 5. Kapitel. Betrachtet werden dabei: „Motive für die Berufswahl, die Haltungen und Einstellungen zu Digitalen Medien allgemein, Jugendliche und ihre Medienwelten im Hinblick auf ihre Medienkompetenzen, aber auch hinsichtlich von Defiziten, dann wird der Frage nachgegangen, ob Medien aus Sicht der Studierenden in die Schule gehören, und wenn ja, warum, und zum Schluss werden Ergebnisse zu Erwartungen und schlimmsten Befürchtungen angesichts des Medieneinsatzes dargestellt“ (Bockermann 2012, S. 93).

Sammlung der Daten

Für das Erhebungs- und Auswertungsverfahren werden Blog-Erhebungen und leitfadengestützte Interviews mit Lehrkräften von zwei Schulen genutzt. „Die Blog-Erhebungen mit Studierenden in der Lehramtsausbildung dienten als Vorstudie, um das Feld der ‚Haltungen und Einstellungen‘ zunächst zu rahmen und eine erste Verhältnisbestimmung vorzunehmen, während die Interviews mit den Lehrkräften in der Praxis des Schulalltags die gewonnenen Erkenntnisse vertiefen, spezifizieren sollten“ (Bockermann 2012, S. 74).

Zur Vorstudie wurden 411 Blogeinträge von 147 „angehenden Lehrkräften inhaltsanalytisch ausgewertet“ (Bockermann, 2012, S. 75), welche Bockermann im Rahmen eigener Lehrveranstaltungen aggregierte. Die Blogeinträge stammten zu 62% von Frauen und zu 38% von Männern (vgl. Bockermann, 2012, S.75,76).

Im Fokus ihrer Exploration standen jedoch die in der Hauptstudie geführten leidfadengestützten ExpertInneninterviews mit Lehrkräften (vgl. Bockermann, 2012, S.76). Diese sollen laut Bockermann narrativ fundiert sein und insbesondere auf die Artikulation von Erfahrungen und Orientierungen abzielen (vgl. Bockermann, 2012, S.79). Der Leitfaden für die Interviews wurde im Vorfeld mit drei Probanden erprobt um diesen, wenn nötig zu sublimieren (vgl. Bockermann, 2012, S.80).

Die 18 befragten ExpertInnen, zehn Frauen und acht Männer, arbeiteten mit einer Ausnahme an zwei Schulen (vgl. Bockermann, 2012, S. 85), die Bockermann gezielt aussuchte, da ihr „naturwissenschaftlich-technisches Profil […] für eine grundsätzliche Technik- bzw. Medien-Orientierung und Ausrichtung der Schulen“ (Bockermann, 2012, S. 79) sprach. Die Interviews dauerten zwischen 34 und 140, im Schnitt 70 Minuten und wurden sowohl in den Schulen, bei den Lehrkräften zuhause oder auch in Bockermanns Büro geführt (vgl. Bockermann, 2012, S. 85).

Fixierung der Daten

Die Blogeinträge der Vorstudie wurden zunächst auf einer Internetplattform passwortgeschützt gesammelt und „zum Ende des Semesters archiviert und vom aktiven Blog entfernt“ (Bockermann, 2012, S.75).


Von den in der Hauptstudie geführten ExpertInneninterviews erfolgte eine Transkription, wobei nur der Inhalt, und keine paraverbalen und nonverbalen Elemente, berücksichtigt wurden (vgl. Bockermann, 2012, S.90). Letztendlich wurden 17 Interviews von den Lehrkräften autorisiert und zur Auswertung verwendet (vgl. Bockermann, 2012, S.86).

Interpretation der Daten

Zur Auswertung der Blogeinträge und Blogkommentierungen (vgl. Bockermann, 2012, S.93) wurde eine qualitative Inhaltsanalyse durchgeführt. „[…] hierbei stand die Systematisierung qualitativer Aspekte im Fokus. Für die Interpretation des Materials wurde dieses mehrfach gelesen, Kategorien gebildet und diese immer wieder überprüft und verdichtet“ (Bockermann, 2012, S.76). Festgehalten wurden die Ergebnisse in Excel-Grafiken (vgl. Bockermann, 2012, S.91).

Für die Auswertung der Interviews entschied sich Bockermann für ein inhaltsanalytisches Verfahren, mithilfe des Systems MaxQDA (vgl. Bockermann, 2012, S.90, 91). Die Analyse des Materials erfolgte durch ein induktives Verfahren, also die Generierung von thematischen Codes durch mehrmaliges genaues Lesen und Prüfen. Als Grundlage dafür dienten der Leitfaden und die dort abgesteckten Themenfelder (vgl. Bockermann, 2012, S.91). Im späteren Verlauf der Analyse erfolgt eine umfassende Anonymisierung, die Bockermann bewusst nach der ersten Sichtung des Materials durchführt, um sich „die Person und die jeweils besonderen Umstände des Interviews“(Bockermann, 2012, S.86) zu erhalten. Auf der einen Seite ist diese wegen des Weglassens von Daten und Informationen in der Sozialforschung umstritten, aber auch notwendig, für die Bereitschaft der Lehrkräfte sich für ein Interview bereit zu stellen (vgl. ebd.). Für die ExpertenInneninterviews hat sich Bockermann entschieden, da sie hier das Material „nicht einzelfallanalytisch, sondern entlang thematischer Einheiten“ (Bockermann, 2012, S.90) interpretieren kann. Zudem ist für sie der Einbezug individueller/persönlicher Erfahrungs- und Wissensbestände wichtig (vgl.ebd.). „Die Ergebnisse der Analyse [wurden] in Form einer konzeptuellen Matrize visualisiert“ (Bockermann, 2012, S.92).

Geltungsbegründung

Bockermann geht in ihrer Dissertation nicht explizit auf das Thema Gütekriterien ein, erfüllt jedoch die von Flick als methodenangemessene angesehenen Gütekriterien für qualitative Forschungsmethoden. Er stellt hier kommunikative Validierung, Triangulation und Vertrauenswürdigkeit bzw. Glaubwürdigkeit in den Vordergrund (vgl. Flick 2014, S. 272 f.). Durch das Vorlegen der transkribierten Interviews und die Autorisierung durch die befragten Lehrkräfte erfüllt Bockermann das Kriterium der kommunikativen Validierung (vgl. ebd., S. 271 f., vgl. Bockermann 2012, S.86). Die Datenerhebung erfolgte in zwei Schritten, der Blog-Erhebung und den ExpertenInneninterviews, wodurch die Triangulation gegeben ist (vgl. Flick 2014, S. 225; vgl. Bockermann 2012, S. 74). Das Kriterium der Glaubwürdigkeit erfüllt Bockermann zum einen durch die Erfüllung der schon genannten Gütekriterien und zum anderen durch die Transparenz und Erläuterung jeglicher Forschungsprozesse, die nachvollziehbar und logisch erscheinen (vgl. Bockermann S. 74ff.).

Forschung als Diskurs

Literatur

  • Brüsemeister, Thomas: Qualitative Forschung. Ein Überblick. 2. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008
  • Bockermann, Iris (2012): Wo verläuft der Digital Divide im Klassenraum? Lehrerhandeln und Digitale Medien. Online publiziert auf dem Server der Deutschen Nationalbibliothek:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D1071992643 (Letzter Zugriff 10.06.2018).
  • Flick, Uwe: Sozialforschung: Methoden und Anwendungen: Ein Überblick für die BA-Studiengänge. 3. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2009

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

1. Platz: Tandem 6

2. Platz: Tandem 13

3. Platz: Tandem 5

4. Platz: Tandem 9

Tandem 6, Platz 1: Inhaltlich greift die Analyse alle wichtigen Aspekte auf und ist sehr verständlich formuliert, ohne umgangssprachlich zu wirken. Es sind Ansätze eigener kritischer Hinterfragungen zu erkennen, die immer erkennbar von fremdem Gedankengut abgegrenzt sind. Positiv fällt auch der kontinuierliche Bezug zu Flick auf. Im Hinblick auf den Ausdruck, die Rechtschreibung und die Richtigkeit weißt die Analyse nur kleinere Mängel auf. Zum Beispiel ist aufgefallen, dass das Interview als leitfadengestütztes, leitfragengestütztes und leitfadengeschütztes Interview bezeichnet wurde. Diese Mängel lassen sich durch nochmaliges Korrekturlesen leicht beheben.

Tandem 13, Platz 2: Es fällt positiv auf, dass für die Analyse eine separate Einleitung formuliert wurde, die jedoch direkt im ersten Satz eine Wertung mit fehlender Begründung aufweist. Inhaltlich ist die Analyse gut und teilweise sehr präzise. Zudem weist sie sowohl einen fortlaufenden Bezug zu Flick, sowie eine kritische Sichtweise auf Bockermanns Vorgehen auf. Sprachlich bewegt sich die Analyse auf einem wissenschaftlichen Niveau. Während im Ausdruck nur Kleinigkeiten zu bemängeln sind, weisen die Literaturverweise erhebliche Fehler auf. Es wird nicht zwischen einem direkten Zitat und einer Paraphrasierung unterschieden. Hier wäre es empfehlenswert die Abkürzung „vgl.“ bei Paraphrasierungen zu verwenden.

Tandem 5, Platz 3: Zunächst fällt auf, dass die Analyse ohne den Text „Verhältnis-Theorie-Gegenstadt“, der eigentlich noch nicht zu bewerten ist, einen sehr abrupten Einstieg hat. Es wird direkt im ersten Satz von „ihrer Abhandlung“ geschrieben, bevor Bockermann überhaupt als Autorin erwähnt wurde. Alle wesentlichen Inhalte der Studie wurden erfasst und gut verständlich wieder gegeben, wobei der Ausdruck teilweise zu umgangssprachlich ist und leichte Mängel in Formulierungen aufweist. Eigenständig strukturierte Überlegungen und ein Bezug zu Flick fehlen weitgehend. Die Literaturverweise sind teilweise nicht korrekt. So wurde zum Beispiel bei der Interpretation der Daten, ab dem zweiten Literaturverweis, kein „vgl.“ mehr verwendet, obwohl nicht zitiert wurde. Die kursive Schrift der Verweise stört den Lesefluss und wurde nicht einheitlich verwendet.

Tandem 9, Platz 4: Grundlegend deckt die Analyse alle Themenbereiche ab. Bockermanns angewendete Verfahren werden teilweise richtig beschrieben und es wird betont worauf ihr Fokus liegt. Ansätze von eigenständigen strukturierten Überlegungen sind zu erkennen, jedoch nicht klar von fremdem Gedankengut abgegrenzt. Die Struktur der Analyse ist partiell unklar. Unter dem Punkt „Annährung ans Feld“ werden zum Beispiel „vier Bereiche“ angesprochen, die dann nicht weiter erklärt werden. Inhaltlich, formal und in Bezug auf Ausdruck und Rechtschreibung weist die Analyse signifikante Mängel auf. Ein Bespielsatz dafür ist: „In der Vorstudie wurden Blogerhebungen von Lehrkräften ausgewertet, die als „Experten“ Interviewt wurden, von unterschiedlichen Schulen mit unterschiedlichen Schulformen (Bockermann, S.75-76)“. In der Vorstudie wurden weder Blogerhebungen von Lehrkräften ausgewertet, noch diese als Experten interviewt. Auch die Satzstellung und die Rechtschreibung sind zu bemängeln. Zudem ist nicht erkennbar ob zitiert oder paraphrasiert wurde, da entweder die Anführungszeichen fehlen oder der Literaturverweis fehlerhaft ist. Im weiteren Verlauf der Analyse werden einmalig sogar vier Literaturverweise hinter einem Satz angegeben. Das Textverständnis wird durch unvollständige oder nicht sinnergebende Sätze gestört. Das Sprachniveau ist sehr umgangssprachlich, es fehlen Satzzeichen und es sollte besser auf Groß- und Kleinschreibung geachtet werden.

Dritter Text: Endfassung

Einleitung

In der im Jahr 2012 an der Universität Bremen veröffentlichen Dissertation „Wo verläuft der Digitale Divide im Klassenraum? Lehrerhandeln und Digitale Medien“, geht Iris Bockermann der Frage nach, „welche Orientierungs- und Deutungsmuster für das besondere Verhältnis von Lehrkräften zu Digitalen Medien im Bildungskontext konstitutiv sind“ (Bockermann 2012, S. III).

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Die vorliegende Dissertation „Wo verläuft der Digitale Divide im Klassenraum? Lehrerhandeln und Digitale Medien“ thematisiert den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht, sowie die Vermittlung von Medienbildung in der Schule (vgl. Bockermann 2012, S. III). Als Hauptuntersuchungsgegenstand werden LehrerInnen als Experten leitfadengestützt interviewt (vgl. ebd., S. 76). Im Fokus der Untersuchung stehen dabei die „medienbiografischen Erfahrungen, im Hinblick auf den Einfluss der Mediensozialisation auf die private und berufliche Mediennutzung“. Des Weiteren nimmt Bockermann „die schulische Medienpraxis in den Blick, im Hinblick auf gewählte und mögliche Unterrichtsarrangements, die Rolle der Medientechnologien in diesem Set und den Einbezug der SchülerInnen in den Unterricht“ (ebd., S. 69). Bockermann verzichtet auf eine explizite Hypothesenbildung, stattdessen führt sie eine empirische Untersuchung durch, in der die Befragungen der einzelnen Lehrkräfte als ExpertInnen einen wichtigen Aspekt darstellen. Vorausgesetzt wird dabei jedoch nicht, dass alle Lehrkräfte Medien einsetzen. Wertvolle Erkenntnisse und Rückschlüsse erhofft sich Bockermann aus „der Widerständigkeit, aus der dezidierten Positionierung zu den Medien, egal in welche Richtung“ (ebd., S. 79). Auf Grund dessen ist anzunehmen, dass Bockermann dem Modell der Grounded Theory folgt. Die Daten und das Forschungsfeld haben dabei Priorität gegenüber theoretischer Annahmen, die erst durch die Studie entwickelt werden, um abschließend zur Erkenntnisgewinnung beizutragen. Durch die empirische Untersuchung bedient Bockermann laut Definition damit eine Qualitative Forschung, in der sich der Forscher die Untersuchungsteilnehmer gezielt aussucht (vgl. Flick 2009, S. 24).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die zentrale Fragestellung „Wo verläuft der Digital Divide im Klassenraum?“ ist bereits im Titel von Bockermanns Dissertation enthalten. Analysiert werden dazu die „Haltungen und Einstellungen von Lehrkräften zu Digitalen Medien und inwieweit diese sich in die Handlungspraxen im Bildungskontext einschreiben“ (Bockermann 2012, S. 73). Die Fragestellung bezieht sich dabei nach Flick auf die Beschreibung eines bestimmten vorfindbaren Zustandes (vgl. Flick 2009, S. 40). Bockermann möchte „aus der Perspektive der Lehrkräfte“, der Frage der „Bildungsdienlichkeit der digitalen Medien“ nachgehen. Hinterfragt werden dazu die „Orientierungs- und Deutungsmuster von Lehrkräften zur Technologie insbesondere bezogen auf den Bildungskontext„ (Bockermann 2012, S. 74). Nach Brüsemeier nähert sich Bockermann aus ihrer Perspektive der Schule als institutionelles Feld, unter dem Fokus die Lehrerkräfte als darin agierende Subjekte verstehen zu wollen (vgl. Brüsemeister 2008, S. 44). Als relevante Fragen dienen dabei: „Worauf referenzieren Lehrkräfte, wenn sie Digitale Medien verorten und interpretieren? Welche Gründe sind für das besondere Verhältnis von LehrerInnen zu Digitalen Medien im schulischen Kontext konstitutiv? Gibt es verallgemeinerbare Orientierungs- und Deutungsmuster?“ (Bockermann 2012, S.74). Laut Flick kann eine Studie mehrere Teil- und Unterfragen beinhalten, diese sollten eindeutig und zielgerichtet formuliert sein (vgl. Flick 2009, S. 39), was in Bockermanns Dissertation ersichtlich ist. Im Kontext von Sozialforschung ist es relevant gesellschaftliche Problemstellungen aufzugreifen, bei denen nach Flick die Beantwortung der Fragestellung einen Nutzen bringt (vgl. Flick 2009, S. 38). Fokus und Zielgruppe von Bockermann sind Lehrkräfte im aktiven Schuldienst. Sie untersucht die medienbiografischen Erfahrungen der Lehrkräfte, im Hinblick auf den Einfluss der Mediensozialisation auf die private und berufliche Mediennutzung und stellt somit den Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung, die inhaltliche Aufbereitung des Unterrichtsstoffs, die Vermittlungspraxen und das LehrerInnen-SchülerInnen-Arrangement dar (vgl. Bockermann 2012, S. 69). Eine persönliche Beziehung zur Fragestellung von Bockermann ist nicht eindeutig ersichtlich.

Annäherung ans Feld

Eine Welt ohne Medien ist nicht mehr denkbar, deshalb kommen Medienkompetenz und Medienbildung eine besondere Rolle zu (vgl. Bockermann 2012, S. 5). Die Erteilung des Bildungsauftrages scheint aufgrund des seltenen Einsatzes der Digitalen Medien in den Schulen noch nicht auszureichen (vgl. ebd., S. 6). Zur Feldannäherung bedient sich Bockermann einer Vorstudie im 5. Kapitel. Betrachtet werden dabei u.a. die Haltungen und Einstellungen zu Digitalen Medien sowie die Medienkompetenz von Jugendlichen. Des Weiteren wird der Frage aus Sicht der Studierenden nachgegangen, ob Medien in die Schule gehören. Betrachtet werden dazu abschließend die Ergebnisse in Bezug auf die Erwartungen und Befürchtungen des Medieneinsatzes (vgl. ebd., S. 93 ff.).

Sammlung der Daten

Die Datenerhebung erfolgte in zwei Schritten. Als Vorstudie diente eine Blog-Erhebung, mit Lehramtsstudierenden. In der Hauptstudie wurden Interviews mit Lehrkräften geführt (vgl. Bockermann 2012, S. 74).

Zur Vorstudie wurden 411 Blogeinträge von 147 „angehenden Lehrkräften inhaltsanalytisch ausgewertet“ (ebd., S. 75), welche Bockermann im Rahmen eigener Lehrveranstaltungen aggregierte. Die Blogeinträge stammten zu 62% von Frauen und zu 38% von Männern (vgl. ebd., S.75 f.).

Im Fokus ihrer Exploration standen jedoch die in der Hauptstudie geführten leidfadengestützten ExpertInneninterviews mit Lehrkräften (vgl. ebd., S.76). Diese sollen laut Bockermann narrativ fundiert sein und insbesondere auf die Artikulation von Erfahrungen und Orientierungen abzielen (vgl. ebd., S.79). Außerdem hält sie eine „Trennung in Privatmensch und Funktionsträger [für] nicht möglich“ (ebd., S. 79). Laut Flick sollte bei einem Experteninterview jedoch nicht die befragte Person, sondern seine Expertise hinsichtlich eines bestimmten Bereiches im Vordergrund stehen. (vgl. Flick 2014, S. 115). Der Leitfaden für die Interviews wurde im Vorfeld mit drei Probanden erprobt um diesen, wenn nötig zu sublimieren (vgl. Bockermann 2012, S.80). Auch Flick sieht ein Interviewtraining für hilfreich, um in der eigentlichen Interviewsituation besser agieren zu können (vgl. Flick 2014, S. 115). Die 18 befragten ExpertInnen, zehn Frauen und acht Männer, arbeiteten mit einer Ausnahme an zwei Schulen (vgl. Bockermann 2012, S. 85), die Bockermann gezielt aussuchte, da ihr „naturwissenschaftlich-technisches Profil […] für eine grundsätzliche Technik- bzw. Medien-Orientierung und Ausrichtung der Schulen“ (ebd., S. 79) sprach. Die Interwies dauerten zwischen 34 und 140, im Schnitt 70 Minuten und wurden sowohl in den Schulen, bei den Lehrkräften zuhause oder auch in Bockermanns Büro geführt (vgl. ebd., S. 85).

Fixierung der Daten

Die Blogeinträge der Vorstudie wurden zunächst auf einer Internetplattform passwortgeschützt gesammelt und „zum Ende des Semesters archiviert und vom aktiven Blog entfernt“ (Bockermann 2012, S.75).


Von den in der Hauptstudie geführten ExpertInneninterviews erfolgte eine Transkription, wobei nur der Inhalt, und keine paraverbalen und nonverbalen Elemente, berücksichtigt wurden (vgl. ebd., S.90). Letztendlich wurden 17 Interviews von den Lehrkräften autorisiert und zur Auswertung verwendet (vgl. ebd., S.86).

Interpretation der Daten

Zur Auswertung der Blogeinträge und Blogkommentierungen (vgl. Bockermann 2012, S.93) wurde eine qualitative Inhaltsanalyse durchgeführt. „[…] hierbei stand die Systematisierung qualitativer Aspekte im Fokus. Für die Interpretation des Materials wurde dieses mehrfach gelesen, Kategorien gebildet und diese immer wieder überprüft und verdichtet“ (ebd., S.76). Festgehalten wurden die Ergebnisse in Excel-Grafiken (vgl. ebd., S.91).

Für die Auswertung der Interviews entschied sich Bockermann für ein inhaltsanalytisches Verfahren, mithilfe des Systems MaxQDA (vgl. ebd., 2012, S.90, 91). Die Analyse des Materials erfolgte durch ein induktives Verfahren, also die Generierung von thematischen Codes durch mehrmaliges genaues Lesen und Prüfen. Als Grundlage dafür dienten der Leitfaden und die dort abgesteckten Themenfelder (vgl. ebd., 2012, S.91). Im späteren Verlauf der Analyse erfolgt eine umfassende Anonymisierung, die Bockermann bewusst nach der ersten Sichtung des Materials durchführt, um sich „die Person und die jeweils besonderen Umstände des Interviews“(ebd., S.86) zu erhalten. Auf der einen Seite ist diese wegen des Weglassens von Daten und Informationen in der Sozialforschung umstritten, aber auch notwendig, für die Bereitschaft der Lehrkräfte sich für ein Interview bereit zu stellen (vgl. ebd.). Für die ExpertenInneninterviews hat sich Bockermann entschieden, da sie hier das Material „nicht einzelfallanalytisch, sondern entlang thematischer Einheiten“ (ebd., S.90) interpretieren kann. Zudem ist für sie der Einbezug individueller/persönlicher Erfahrungs- und Wissensbestände wichtig (vgl. ebd., S.90). „Die Ergebnisse der Analyse [wurden] in Form einer konzeptuellen Matrize visualisiert“ (ebd., S.92).

Geltungsbegründung

Bockermann geht in ihrer Dissertation nicht explizit auf das Thema Gütekriterien ein, erfüllt jedoch die von Flick als methodenangemessene angesehenen Gütekriterien für qualitative Forschungsmethoden. Er stellt hier kommunikative Validierung, Triangulation und Vertrauenswürdigkeit bzw. Glaubwürdigkeit in den Vordergrund (vgl. Flick 2014, S. 272 f.). Durch das Vorlegen der transkribierten Interviews und die Autorisierung durch die befragten Lehrkräfte erfüllt Bockermann das Kriterium der kommunikativen Validierung (vgl. ebd., S. 271 f., vgl. Bockermann 2012, S.86). Die Datenerhebung erfolgte in zwei Schritten, der Blog-Erhebung und den ExpertenInneninterviews, wodurch die Triangulation gegeben ist (vgl. Flick 2014, S. 225; vgl. Bockermann 2012, S. 74). Das Kriterium der Glaubwürdigkeit erfüllt Bockermann zum einen durch die Erfüllung der schon genannten Gütekriterien und zum anderen durch die Transparenz und Erläuterung jeglicher Forschungsprozesse, die nachvollziehbar und logisch erscheinen (vgl. Bockermann S. 74ff.).

Forschung als Diskurs

Der Rückmeldeprozess während und nach einer Studie ist nicht nur eine Erwartung an die forschenden Personen, sondern kann auch als eine weitere Form der Datenerhebung genutzt werden, die mit in die Endergebnisse der Studie einfließen kann (vgl. Flick 2014, S.254 f.). Eine Rückmeldung seitens Bockermann fand nur in Bezug auf die ExpertInneninterviews statt. Hierbei ging es jedoch nur um die Autorisierung dieser und nicht um einen unmittelbaren Diskurs (vgl. Bockermann 2012, S.86). Zudem stellt Flick die Wichtigkeit von Anonymisierungen heraus um die befragten Personen zu schützen (vgl. Flick 2014, S. 254). Dem kam Bockermann nach indem sämtliche Angaben der Befragten, bis auf das Geschlecht, nicht aufgeführt wurden (vgl. Bockermann 2012, S. 86). Im siebten Kapitel ihrer Dissertation führt Bockermann gewissermaßen einen Diskurs mit sich selbst und legt ein umfassendes Fazit ihrer Studie ab. Dabei betrachtet sie ihr Vorgehen während der Studie kritisch und merkt weiteren Forschungsbedarf an (vgl. ebd., S. 171f.).

Literatur

Brüsemeister, Thomas: Qualitative Forschung. Ein Überblick. 2. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008

Bockermann, Iris (2012): Wo verläuft der Digital Divide im Klassenraum? Lehrerhandeln und Digitale Medien. Online publiziert auf dem Server der Deutschen Nationalbibliothek:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D1071992643 (Letzter Zugriff 10.06.2018).

Flick, Uwe: Sozialforschung: Methoden und Anwendungen: Ein Überblick für die BA-Studiengänge. 3. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2009

Flick, Uwe: Sozialforschung: Methoden und Anwendungen: Ein Überblick für die BA-Studiengänge. 2. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2014

Kommentare

Diskussion

Annika und Miriam, 2018/06/30 11:09

Die prägnante Einleitung der Analyse fällt positiv auf, und trägt dazu bei, den Einstieg in das Thema zu erleichtern. Weiter fällt auf, dass lediglich in den ersten beiden Themenblöcken ein Bezug zu Flick hergestellt wird. Sätze wie „Nach Flick stellt Bockermann damit […] heraus.“ erwecken den falschen Eindruck, Flick hätte sich zu Bockermanns Dissertation geäußert. Diesbezüglich wirkt der darauffolgende Teil eher deskriptiv. Der Schreibstil ist eher ausschmückend und der Satzbau teilweise hypotaktisch (verschachtelt), was den Inhalt nicht immer eindeutig verständlich macht. Ein wissenschaftlicherer Schreibstil kann dem jedoch für weitere Analysen entgegenwirken. Die Zitation könnte durch das Nutzen der Abkürzung „ebd.“ vereinfacht werden, jedoch ist sie durchgehen einheitlich, was positiv auffällt. Der Punkt Annäherung ans Feld besteht zur Hälfte aus einem langen Zitat. Vielleicht könnte dies auch anders ausgedrückt werden.

Julia und Sara, 2018/07/01 16:37

Tandem 4 setzt sich durch ihre gut gesetzten Sinnabschnitte positiv ab. Ihr wissenschaftlicher Schreibstil ist klar verständlich und auf hohem Niveau, trotz vorkommender Schachtelsätze. Ihre Analyse setzt sich durch eine ausführliche Einleitung sehr gut ab und erleichtert im Gesamten durch ihren Aufbau und Gliederung dem Leser/der Leserin einen leichten Lesefluss. Die Angaben zu den Zitaten und Paraphrasen wurden korrekt angegeben. Bemerkbar ist der Versuch weitere Lektüre in ihre Analyse einzubinden, jedoch hätten sie ihre Argumente an vielen weiteren Stellen durch Flick o.ä. festigen können.

Elifcan und Gizem, 2018/07/01 20:54

Bei den Studienanalysen zur unser gewählten Studie von Iris Bockermann, bewerten wir das Tandem 4 mit dem 1. Platz. Die Analyse weist eine klare Struktur auf, ebenso wurden die formalen Kriterien sowie die korrekte Zitierweise beachtet. Durch eingefügte Absätze, innerhalb der Themenbereiche wird das Leseverständnis erhöht. Die Analyse wird dem geforderten, wissenschaftlichen Ausdruck gerecht. Empfehlenswert wäre es jedoch einige Zitate eurer Analyse, in eigenem Wortlaut wiederzugeben, bspw. wird dies im Abschnitt „Annäherung ans Feld“ deutlich, da dieser Teilbereich nicht ausführlich und nur mit einem direkten Zitat behandelt wurde. Grundsächlich ist euch die Studienanalyse sehr gut gelungen.

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