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 ==== Verhältnis Theorie-Gegenstand ====  ==== Verhältnis Theorie-Gegenstand ==== 
  
-Für die Entwicklung eines Untersuchungsgegenstandes ist es von essentieller Bedeutung, sich vorab mit dem gegenwärtigen Forschungsstand und Theorien auseinanderzusetzen. Forscher*innen entwickeln mithilfe dieser Auseinandersetzungen ein Modell, womit sie Hypothesen ableiten und einen für sie relevanten Untersuchungsgegenstand manifestieren können (vgl. Flick, 1995, S. 150) Fähnrich recherchiert vorab nach vorhandenen Theorien und Modellen, welche er in seiner Arbeit präzise wiedergibt. (vgl. Fähnrich, 2010, S. 53-89) Er entwickelt seinen Forschungsgegenstand durch eine kritische Auseinandersetzung mit den von ihm näher erläuterten Theorien. Diese weisen alle „unterschiedliche Stärken, aber auch Schwächen“ (Fähnrich, 2010, S. 99) auf. Am stärksten kritisiert Fähnrich, dass bislang den subjektiven Vorstellungen der Jugendlichen zu wenige Bedeutung zugeschrieben wurde. (Fähnrich, 2010, S. 102) Mit seiner Studie möchte er diese Forschungslücke füllen. (vgl. Fähnrich, 2010, S. 6 f.) Den Gegenstand der Studie stellt die Jugendkriminalität, mit besonderem Hinblick auf die Selbstdeutungsmuster der Jugendlichen, dar. Das //Prinzip der Offenheit// bezeichnet Flick als eine Zurückstellung des Forschungsgegenstandes, „bis sich die Strukturierung des Forschungsgegenstandes durch die Forschungssubjekte herausgebildet hat“ (Flick, 1995, S. 150, zitiert nach: Hofmann-Riem, 1980, S. 343). Fähnrich benennt das Miteinbeziehen dieses Prinzips nicht explizit, jedoch ist dies in seinen flexiblen Handlungsschritten mit den Jugendlichen zu erkennen. (vgl. Fähnrich, 2010, S. 120 ff.) Als kritisch bewerten wir, dass er nicht erwähnt, mit welchen Theorien er sich näher auseinandersetzt.+Für die Entwicklung eines Untersuchungsgegenstandes ist es von essentieller Bedeutung, sich vorab mit dem gegenwärtigen Forschungsstand und Theorien auseinanderzusetzen. Forscher*innen entwickeln mithilfe dieser Auseinandersetzungen ein Modell, womit sie Hypothesen ableiten und einen für sie relevanten Untersuchungsgegenstand manifestieren können (vgl. Flick, 1995, S. 150)Fähnrich recherchiert vorab nach vorhandenen Theorien und Modellen, welche er in seiner Arbeit präzise wiedergibt. (vgl. Fähnrich, 2010, S. 53-89) Er entwickelt seinen Forschungsgegenstand durch eine kritische Auseinandersetzung mit den von ihm näher erläuterten Theorien. Diese weisen alle „unterschiedliche Stärken, aber auch Schwächen“ (Fähnrich, 2010, S. 99) auf. Am stärksten kritisiert Fähnrich, dass bislang den subjektiven Vorstellungen der Jugendlichen zu wenig Bedeutung zugeschrieben wurde. (Fähnrich, 2010, S. 102) Mit seiner Studie möchte er diese Forschungslücke füllen. (vgl. Fähnrich, 2010, S. 6 f.) Den Gegenstand der Studie stellt die Jugendkriminalität, mit besonderem Hinblick auf die Selbstdeutungsmuster der Jugendlichen, dar. Das //Prinzip der Offenheit// bezeichnet Flick als eine Zurückstellung des Forschungsgegenstandes, „bis sich die Strukturierung des Forschungsgegenstandes durch die Forschungssubjekte herausgebildet hat“ (Flick, 1995, S. 150, zitiert nach: Hofmann-Riem, 1980, S. 343). Fähnrich benennt das Miteinbeziehen dieses Prinzips nicht explizit, jedoch ist dies in seinen flexiblen Handlungsschritten mit den Jugendlichen zu erkennen. (vgl. Fähnrich, 2010, S. 120 ff.) Als kritisch bewerten wir, dass er nicht erwähnt, mit welchen Theorien er sich näher auseinandersetzt.
 ==== Fragestellung, Forschungsperspektiven ==== ==== Fragestellung, Forschungsperspektiven ====
  
-Fähnrich richtet seinen Fokus auf die subjektiven Beschreibungen und Erfahrungen der Jugendlichen (vgl. Fähnrich, 2010, S. 102). Er behandelt folgende Forschungsfragen: 1) „Wie deuten die Jugendlichen ihre aktuellen Lebensumstände und biografischen Erfahrungen (einschließlich ihrer Straftaten) selbst?“ (Fähnrich, 2010, S. 103), sowie 2) „Lassen sich typische Selbstdeutungsmuster der Jugendlichen bezüglich ihrer aktuellen Lebensumstände sowie biografischen Erfahrungen (einschließlich Straftaten) feststellen?“ (vgl. ebd.). Er verfolgt das Ziel aufzudecken, unter welchen Umständen die Jugendlichen aufgewachsen sind und was sie zu ihren Taten verleitet hat. Hierfür stellt ihm ein hessisches Polizeikommissariat eine Reihe von Daten zur Verfügung (vgl. Fähnrich, 2010, S. 105)Mithilfe einer //Zufallsstichprobe// (vgl. Fähnrich, 2010, S. 120) gelang ihm die Typenbildung der //Situations- und Biografietypen// , welche er in einem Vergleich gegenüberstellt und daraus die //Lebenslagentypen// bildet (vgl. Fähnrich, 2010, S. 201-212)Bei Fähnrich handelt es sich um eine //Vergleichsstudie// nach Flick. Hierbei werden unterschiedliche Fälle auf bestimmte Aspekte hin untersucht (vgl. Flick, 2015, S. 254), der Datenerhebung dienen gezielte Interviews (vgl. Flick, 2014, S. 180).+Fähnrich richtet seinen Fokus auf die subjektiven Beschreibungen und Erfahrungen der Jugendlichen (vgl. Fähnrich, 2010, S. 102). Er behandelt folgende Forschungsfragen: 1) „Wie deuten die Jugendlichen ihre aktuellen Lebensumstände und biografischen Erfahrungen (einschließlich ihrer Straftaten) selbst?“ (Fähnrich, 2010, S. 103), sowie 2) „Lassen sich typische Selbstdeutungsmuster der Jugendlichen bezüglich ihrer aktuellen Lebensumstände sowie biografischen Erfahrungen (einschließlich Straftaten) feststellen?“ (ebd.). Er verfolgt das Zielaufzudecken, unter welchen Umständen die Jugendlichen aufgewachsen sind und was sie zu ihren Taten verleitet hat. Hierfür stellt ihm ein hessisches Polizeikommissariat eine Reihe von Daten zur Verfügung(vgl. Fähnrich, 2010, S. 105) Mithilfe einer //Zufallsstichprobe// (vgl. Fähnrich, 2010, S. 120) gelang ihm die Typenbildung der //Situations- und Biografietypen// , welche er in einem Vergleich gegenüberstellt und daraus die //Lebenslagentypen// bildet(vgl. Fähnrich, 2010, S. 201-212) Bei Fähnrich handelt es sich um eine //Vergleichsstudie// nach Flick. Hierbei werden unterschiedliche Fälle auf bestimmte Aspekte hin untersucht (vgl. Flick, 2015, S. 254), der Datenerhebung dienen gezielte Interviews(vgl. Flick, 2014, S. 180)
 ==== Annäherung ans Feld ==== ==== Annäherung ans Feld ====
  
-Fähnrich bekommt seinen Feldzugang mithilfe eines hessischen Polizeipräsidiums, das seit längerer Zeit das Projekt BASU21 führt. Dabei werden Biografien der straftätigen Jugendlichen in Personagrammen festgehalten und weitergeführt (vgl. Fähnrich, 2010, S. 105)Aus den am Anfang 80 jugendlichen Straftäter*innen wurden mittels verschiedener Kriterien, die für die Untersuchung relevanten Jugendlichen herausgefiltert (vgl. Fähnrich, 2010, S. 110-116)Fähnrich zog die Methode des //narrativen Interviews// und des //Leitfadeninterviews// in Erwägung, entschied sich letztlich für das Leitfadeninterview (vgl. Fähnrich, 2010, S. 119) +Fähnrich bekommt seinen Feldzugang mithilfe eines hessischen Polizeipräsidiums, das seit längerer Zeit das Projekt BASU21 führt. Dabei werden Biografien der straftätigen Jugendlichen in Personagrammen festgehalten und weitergeführt(vgl. Fähnrich, 2010, S. 105) Aus den am Anfang 80 jugendlichen Straftäter*innen wurden mittels verschiedener Kriterien, die für die Untersuchung relevanten Jugendlichen herausgefiltert(vgl. Fähnrich, 2010, S. 110-116) Fähnrich zog die Methode des //narrativen Interviews// und des //Leitfadeninterviews// in Erwägung, entschied sich letztlich für das Leitfadeninterview(vgl. Fähnrich, 2010, S. 119)  
-Beim //narrativen Interview// werden die Proband*innen darum gebeten, über einen bestimmten Gegenstand frei zu erzählen. Sie bestimmen selbst, wann die Erzählphase abgeschlossen ist (vgl. Lamnek, 2010, S. 326 ff.)Diese Methode hätte womöglich zu einer Überforderung der Jugendlichen geführt (vgl. Fähnrich, 2010, S. 118) +Beim //narrativen Interview// werden die Proband*innen darum gebeten, über einen bestimmten Gegenstand frei zu erzählen. Sie bestimmen selbst, wann die Erzählphase abgeschlossen ist(vgl. Lamnek, 2010, S. 326 ff.) Diese Methode hätte womöglich zu einer Überforderung der Jugendlichen geführt(vgl. Fähnrich, 2010, S. 118)  
-Beim //Leitfadeninterview// benutzen Interviewer*innen, deren Rolle hierbei Fähnrich eingenommen hat, vorab formulierte Fragen als Orientierung. Dabei haben Interviewer*innen jedoch den Vorteil, einen gewissen Spielraum zu besitzen und selbst zu entscheiden, welche Fragen an welchem Punkt gestellt werden (vgl. Flick, 2014, S. 222 ff.) +Beim //Leitfadeninterview// benutzen Interviewer*innen, deren Rolle hierbei Fähnrich eingenommen hat, vorab formulierte Fragen als Orientierung. Dabei haben Interviewer*innen jedoch den Vorteil, einen gewissen Spielraum zu besitzen und selbst zu entscheiden, welche Fragen an welchem Punkt gestellt werden(vgl. Flick, 2014, S. 222 ff.)  
-Fähnrich entschied sich zunächst für die Methode des //Selektiven Samplings//, auch als //Purposive Sampling// bekannt (vgl. Flick, 2016, S. 95), tauschte diese später jedoch durch die //Zufallsstichprobe// aus (vgl. Fähnrich, 2010, S. 120), da es im Laufe der Durchführungen zu Problemen kam. Von den zehn ausgewählten Jugendlichen sagten nur vier der Untersuchung zu (vgl. Fähnrich, 2010, S. 121)Nun wird sein Vorgehen etwas unübersichtlich. Mithilfe anderer Institutionen, gelang Fähnrich durch eine Zufallsstichprobe an weitere sieben Jugendliche, mit denen er die Interviews durchführte (vgl. ebd)Diese wurden in einem ungestörten Büro durchgeführt und nach der Erhebungsphase ausgewertet (vgl. Fähnrich, 2010, S. 122)(vgl. Flick, 2016, S. 66)Bei diesem Schritt orientierte sich Fähnrich an dem //thematischen Kodieren// nach Flick, hierbei „wird zunächst mit Fallanalysen gearbeitet, bei denen eine thematische Struktur herausgearbeitet wird“ (Flick, 2016, S. 172) (vgl. Fähnrich, 2010, S. 124).+Fähnrich entschied sich zunächst für die Methode des //Selektiven Samplings//, auch als //Purposive Sampling// bekannt (vgl. Flick, 2016, S. 95), tauschte diese später jedoch durch die //Zufallsstichprobe// aus (vgl. Fähnrich, 2010, S. 120), da es im Laufe der Durchführungen zu Problemen kam. Von den zehn ausgewählten Jugendlichen sagten nur vier der Untersuchung zu(vgl. Fähnrich, 2010, S. 121) Nun wird sein Vorgehen etwas unübersichtlich. Mithilfe anderer Institutionen, gelang Fähnrich durch eine Zufallsstichprobe an weitere sieben Jugendliche, mit denen er die Interviews durchführte(vgl. ebd) Diese wurden in einem ungestörten Büro durchgeführt und nach der Erhebungsphase ausgewertet(vgl. Fähnrich, 2010, S. 122) (vgl. Flick, 2016, S. 66) Bei diesem Schritt orientierte sich Fähnrich an dem //thematischen Kodieren// nach Flick (vgl. Fähnrich, 2010, S. 124), hierbei „wird zunächst mit Fallanalysen gearbeitet, bei denen eine thematische Struktur herausgearbeitet wird“ (Flick, 2016, S. 172). 
  
 ==== Sammlung der Daten ==== ==== Sammlung der Daten ====
  
  
-Für die Datenerhebung verwendet Fähnrich zunächst die //Materialanalyse//, indem er bereits vorhandenes Material, Informationen aus „BASU 21“ und Personagramme der Jugendlichen,  hinzuzieht und analysiert (vgl. Fähnrich, 2010, S. 105-109)Eine //spezifische Dokumentenanalyse// ermöglicht nähere Aussagen über Geschlecht, Herkunft, Anzahl und Art der Delikte, sowie die resultierenden Sanktionen. Um die individuellen Gründe der Straftaten erfassen zu können, ist es sinnvoll, ein zusätzliches Interview zu führen (vgl. ebd., S. 117)Fähnrich entscheidet sich in seiner Studie für das //Leitfadeninterview//. Für die Dokumentation des Interviews verwendet er die Tonbandaufzeichnung (vgl. Fähnrich, 2010, S. 122) und wie auch Flick es vorgibt, folgt daraufhin die //Transkription// (vgl. Flick, 2009, S. 73)Nachdem das Interview verschriftlicht wurde, gelangt Fähnrich durch das Rekonstruieren „zu verallgemeinernden Aussagen“ (Flick, 2009, S. 139). Deshalb ordnet er die Jugendlichen unterschiedlichen //Situations- und Biografietypen// zu (vgl. Fähnrich, 2010, S. 168-172 und S. 189-200), um diese anschließend miteinander zu kombinieren und die Zusammenhänge auszuwerten (vgl. ebd., S. 201 ff.)Aus dieser erneuten Typenbildung leitet Fähnrich drei sogenannte //Lebenslagentypen// ab, anhand derer er dann Antworten und Rückschlüsse zu seinen Fragestellungen gibt (vgl. ebd., S. 215-219)+Für die Datenerhebung verwendet Fähnrich zunächst die //Materialanalyse//, indem er bereits vorhandenes Material, Informationen aus „BASU 21“ und Personagramme der Jugendlichen,  hinzuzieht und analysiert(vgl. Fähnrich, 2010, S. 105-109) Eine //spezifische Dokumentenanalyse// ermöglicht nähere Aussagen über Geschlecht, Herkunft, Anzahl und Art der Delikte, sowie die resultierenden Sanktionen. Um die individuellen Gründe der Straftaten erfassen zu können, ist es sinnvoll, ein zusätzliches Interview zu führen(vgl. ebd., S. 117) Fähnrich entscheidet sich in seiner Studie für das //Leitfadeninterview//. Für die Dokumentation des Interviews verwendet er die Tonbandaufzeichnung (vgl. Fähnrich, 2010, S. 122) und wie auch Flick es vorgibt, folgt daraufhin die //Transkription// .(vgl. Flick, 2009, S. 73) Nachdem das Interview verschriftlicht wurde, gelangt Fähnrich durch das Rekonstruieren „zu verallgemeinernden Aussagen“ (Flick, 2009, S. 139). Deshalb ordnet er die Jugendlichen unterschiedlichen //Situations- und Biografietypen// zu (vgl. Fähnrich, 2010, S. 168-172 und S. 189-200), um diese anschließend miteinander zu kombinieren und die Zusammenhänge auszuwerten(vgl. ebd., S. 201 ff.) Aus dieser erneuten Typenbildung leitet Fähnrich drei sogenannte //Lebenslagentypen// ab, anhand derer er dann Antworten und Rückschlüsse zu seinen Fragestellungen gibt(vgl. ebd., S. 215-219) 
  
  
 ==== Fixierung der Daten ==== ==== Fixierung der Daten ====
  
-Neben der eigentlichen Datenerhebung, dem Interview, bedient sich Fähnrich der //Einzelfallanalyse//. Er erstellt also, unter Einbezug der Materialien, Kurzprofile der Jugendlichen und liefert Personenbeschreibungen durch Interpretieren des jeweiligen Falls (vgl. Fähnrich, 2010, S. 125)Mittels //Feinanalyse// können einzelne Textausschnitte genauer analysiert werden (vgl. ebd.)Das Interview wird mit einem Tonbandgerät aufgezeichnet, zusätzlich notiert Fähnrich seine Fragen, um die Jugendlichen nicht zu unterbrechen. Diese werden im Anschluss an das Interview gestellt und Unklarheiten geklärt (vgl. Fähnrich, 2010, S. 123)Anschließend wurden die Interviews wörtlich verschriftlicht und Fallporträts erstellt (vgl. ebd.)Wie genau dieser Vorgang ablief, beschreibt Fähnrich allerdings nicht. Um aus den einzelnen Fällen zunächst Kategorien und dann Typen bilden zu können, nutzt Fähnrich das //Kodieren// (vgl. ebd., S. 126 f.)Die Zielsetzung sowie der Fallvergleich , weisen bei Fähnrich starke Ähnlichkeiten zu Flicks beschriebenem //thematischen Kodieren// auf (vgl. ebd., S. 129) (vgl. Flick, 2009, S. 172 ff.).+Neben der eigentlichen Datenerhebung, dem Interview, bedient sich Fähnrich der //Einzelfallanalyse//. Er erstellt also, unter Einbezug der Materialien, Kurzprofile der Jugendlichen und liefert Personenbeschreibungen durch Interpretieren des jeweiligen Falls(vgl. Fähnrich, 2010, S. 125) Mittels //Feinanalyse// können einzelne Textausschnitte genauer analysiert werden(vgl. ebd.) Das Interview wird mit einem Tonbandgerät aufgezeichnet, zusätzlich notiert Fähnrich seine Fragen, um die Jugendlichen nicht zu unterbrechen. Diese werden im Anschluss an das Interview gestellt und Unklarheiten geklärt(vgl. Fähnrich, 2010, S. 123) Anschließend wurden die Interviews wörtlich verschriftlicht und Fallporträts erstellt(vgl. ebd.) Wie genau dieser Vorgang ablief, beschreibt Fähnrich allerdings nicht. Um aus den einzelnen Fällen zunächst Kategorien und dann Typen bilden zu können, nutzt Fähnrich das //Kodieren//(vgl. ebd., S. 126 f.) Die Zielsetzung sowie der Fallvergleich , weisen bei Fähnrich starke Ähnlichkeiten zu Flicks beschriebenem //thematischen Kodieren// auf(vgl. ebd., S. 129) (vgl. Flick, 2009, S. 172 ff.)
 ==== Interpretation der Daten ==== ==== Interpretation der Daten ====
  
-Das kontinuierliche Abgleichen der Daten und Erstellen von Einzelfallanalysen, die wiederum analysiert und kategorisiert werden, bezieht sich unserer Meinung nach auf das von Flick typische Kreislaufmodell des qualitativen Forschungsprozesses (vgl. Flick, 2009, S. 75)Nachdem diese Kategorisierung vorgenommen wurde, bildet Fähnrich Situations- und Biografietypen. Diese Typenbildung erfolgt aufgrund der Tendenz, wieder straffällig zu werden (Situationstyp), und der biografisch erlebten Erfahrungen in Familien- und Freundeskreis (Biografietyp) (vgl. Fähnrich, 2010, S. 165 und 187 f.) Die Erarbeitung dieser Typen führt Fähnrich sehr detailliert und differenziert durch, indem er verschiedene Aspekte miteinbezieht (vgl. ebd., z.B. S. 164 f.).+Das kontinuierliche Abgleichen der Daten und Erstellen von Einzelfallanalysen, die wiederum analysiert und kategorisiert werden, bezieht sich unserer Meinung nach auf das von Flick typische //Kreislaufmodell des qualitativen Forschungsprozesses//. (vgl. Flick, 2009, S. 75) Nachdem diese Kategorisierung vorgenommen wurde, bildet Fähnrich //Situations- und Biografietypen//. Diese Typenbildung erfolgt aufgrund der Tendenz, wieder straffällig zu werden (Situationstyp), und der biografisch erlebten Erfahrungen in Familien- und Freundeskreis (Biografietyp)(vgl. Fähnrich, 2010, S. 165 und 187 f.) Die Erarbeitung dieser Typen führt Fähnrich sehr detailliert und differenziert durch, indem er verschiedene Aspekte miteinbezieht(vgl. ebd., z.B. S. 164 f.)
  
 ==== Geltungsbegründung ==== ==== Geltungsbegründung ====
  
-Fähnrichs Vorgehen empfinden wir allgemein als strukturiert und gut durchdacht, die kodierten Daten werden immer „weiter im Prozess des Vergleichs einbezogen“ (Flick 2009, S. 277). Dies führt zu einer hohen Vergleichbarkeit der Fälle und ist demnach wichtig, um verallgemeinerbare Aussagen treffen zu können (vgl. ebd., S. 275 f.)Wie im Kapitel "Interpretation der Daten" schon angeschnitten wurde, bildete Fähnrich verschiedene Typen, um sie anschließend miteinander vergleichen zu können. Mithilfe der drei resultierenden Lebenslagentypen gelingt es Fähnrich, Thesen dahingehend aufzustellen, welche Maßnahmen nötig sind, damit die Jugendlichen wieder ein straffreies Leben führen könnten (vgl. Fähnrich 2010, S. 216 und 218)Positiv bewerten wir hier vor allem Fähnrichs Intention, dass eine zusätzliche pädagogische Unterstützung in jedem Fall empfehlenswert ist (vgl. ebd.)Allerdings sehen wir auch eine Grenze hinsichtlich der Verallgemeinerung, da sich Fähnrich bei seiner Studie auf individuelle Personagramme der Jugendlichen bezieht, die wiederum nicht einheitliche Kriterien enthielten (vgl. Fähnrich 2010, S. 109)Die daraus entwickelten Thesen sind deshalb immer im Kontext der Materialien zu betrachten (vgl. Flick 2009, S. 275)Deshalb ist diesbezüglich, auch nach Meinung Fähnrichs, eine generelle Aussage zu allen straffälligen Jugendlichen, erst nach einer umfangreichen durchgeführten Studie möglich (vgl. Fähnrich 2010, S. 219).   +Fähnrichs Vorgehen empfinden wir allgemein als strukturiert und gut durchdacht, die kodierten Daten werden immer „weiter im Prozess des Vergleichs einbezogen“ (Flick2009, S. 277). Dies führt zu einer hohen Vergleichbarkeit der Fälle und ist demnach wichtig, um verallgemeinerbare Aussagen treffen zu können(vgl. ebd., S. 275 f.) Wie im Kapitel "Interpretation der Daten" schon angeschnitten wurde, bildete Fähnrich verschiedene Typen, um sie anschließend miteinander vergleichen zu können. Mithilfe der drei resultierenden //Lebenslagentypen// gelingt es Fähnrich, Thesen dahingehend aufzustellen, welche Maßnahmen nötig sind, damit die Jugendlichen wieder ein straffreies Leben führen könnten(vgl. Fähnrich2010, S. 216 und 218) Positiv bewerten wir hier vor allem Fähnrichs Intention, dass eine zusätzliche pädagogische Unterstützung in jedem Fall empfehlenswert ist(vgl. ebd.) Allerdings sehen wir auch eine Grenze hinsichtlich der Verallgemeinerung, da sich Fähnrich bei seiner Studie auf individuelle Personagramme der Jugendlichen bezieht, die wiederum nicht einheitliche Kriterien enthielten(vgl. Fähnrich2010, S. 109) Die daraus entwickelten Thesen sind deshalb immer im Kontext der Materialien zu betrachten(vgl. Flick2009, S. 275) Deshalb ist diesbezüglich, auch nach Meinung Fähnrichs, eine generelle Aussage zu allen straffälligen Jugendlichen, erst nach einer umfangreichen durchgeführten Studie möglich(vgl. Fähnrich2010, S. 219)  
 ==== Forschung als Diskurs ==== ==== Forschung als Diskurs ====
  
-Forschung als Diskurs bezieht sich immer auf das Subjektverständnis, also ob und wie weit die Proband*innen in die Forschung miteinbezogen werden. Dieser Prozess kann in Schritte eingeteilt werden. Fähnrich bat die Jugendlichen vor den Interviews um ihre Zustimmung, für die Nutzung ihrer Aussagen (vgl. Fähnrich, 2010, S. 120), was unter den Begriff der kommunikativen Validierung fällt. Die kommunikative Validierung bezeichnet „die Einbeziehung der Akteure […] in den weiteren Forschungsprozess“ (Flick, 2014, S. 495) und ist in den ersten beiden Schritten des Prozesses verhaftet.   +Forschung als Diskurs bezieht sich immer auf das //Subjektverständnis//, also ob und wie weit die Proband*innen in die Forschung miteinbezogen werden. Dieser Prozess kann in drei Schritte eingeteilt werden. Fähnrich bat die Jugendlichen vor den Interviews um ihre Zustimmung, für die Nutzung ihrer Aussagen (vgl. Fähnrich, 2010, S. 120), was unter den Begriff der //kommunikativen Validierung// fällt. Diese bezeichnet „die Einbeziehung der Akteure […] in den weiteren Forschungsprozess“ (Flick, 2014, S. 495) und ist in den ersten beiden Schritten des Prozesses verhaftet.   
-Forscher*innen können die erhobenen Daten den Proband*innen rückmelden oder ihnen einen Zugang erschaffen. Der zweite Schritt beinhaltet das Einbeziehen der Erforschten in die „Interpretation der Daten“ (Flick, 1995, S. 170) Im Falle, dass die kommunikative Validierung nicht erfolgte, sollten die Erforschten nach dem Forschungsabschluss eine Rückmeldung erhalten. (vgl. ebd.)+Forscher*innen können die erhobenen Daten den Proband*innen rückmelden oder ihnen einen Zugang erschaffen. Der zweite Schritt beinhaltet das Einbeziehen der Erforschten in die „Interpretation der Daten“ (Flick, 1995, S. 170)Im Falle, dass die //kommunikative Validierung// nicht erfolgte, sollten die Erforschten nach dem Forschungsabschluss eine Rückmeldung erhalten. (vgl. ebd.)
 Wir bewerten als kritisch, dass in der Studie nicht ersichtlich ist, inwieweit Fähnrich dies umgesetzt hat. Lediglich wurde die Anonymität der Proband*innen gewährleistet und die Ergebnisse nach Vollendung der Forschung öffentlich gemacht, sowie an das hessische Polizeipräsidium weitergegeben. (vgl. Fähnrich, 2010, S. 105)  Wir bewerten als kritisch, dass in der Studie nicht ersichtlich ist, inwieweit Fähnrich dies umgesetzt hat. Lediglich wurde die Anonymität der Proband*innen gewährleistet und die Ergebnisse nach Vollendung der Forschung öffentlich gemacht, sowie an das hessische Polizeipräsidium weitergegeben. (vgl. Fähnrich, 2010, S. 105) 
  
 ==== Literatur ==== ==== Literatur ====
  
-  * Fähnrich, Oliver (2010): Jugendkriminalität. Biografische Kontexte straffälliger Jugendlicher. Merkmale und Selbstdeutungsmuster jugendlicher Wiederholungstäter. +  * **Fähnrich**, Oliver (2010): Jugendkriminalität. Biografische Kontexte straffälliger Jugendlicher. Merkmale und Selbstdeutungsmuster jugendlicher Wiederholungstäter. 
-  * Flick, Uwe/ v. Kardorff, Ernst/ Keupp, Heiner/ v. Rosenstiel, Lutz/ Wolff, Stephan (1995): Handbuch Qualitative Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. 3. Auflage. Weinheim: Psychologie Verlags Union. +  * **Flick**, Uwe/ v. Kardorff, Ernst/ Keupp, Heiner/ v. Rosenstiel, Lutz/ Wolff, Stephan (1995): Handbuch Qualitative Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. 3. Auflage. Weinheim: Psychologie Verlags Union. 
-  * Flick, Uwe (2009): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. Original-Ausgabe. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. +  * **Flick**, Uwe (2009): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. Original-Ausgabe. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. 
-  * Flick, Uwe (2014): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 6. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. +  * **Flick**, Uwe (2014): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 6. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. 
-  * Flick, Uwe/ v. Kardorff, Ernst/ Steinke, Ines (Hrsg.) (2015): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek bei Hamburg:Rowohlt Taschenbuch Verlag. +  * **Flick**, Uwe/ v. Kardorff, Ernst/ Steinke, Ines (Hrsg.) (2015): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek bei Hamburg:Rowohlt Taschenbuch Verlag. 
-  * Flick, Uwe (2016): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. 3. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. +  * **Flick**, Uwe (2016): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. 3. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. 
-  * Lamnek, Siegfried (2010): Qualitative Sozialforschung. 5. Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Verlag.+  * **Lamnek**, Siegfried (2010): Qualitative Sozialforschung. 5. Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Verlag.
  
  
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