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lehre:sose2017:sozialwissmeth:analysen:stein:tandem01

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lehre:sose2017:sozialwissmeth:analysen:stein:tandem01 [2017/09/14 13:53]
tandem01a [Interpretation der Daten]
lehre:sose2017:sozialwissmeth:analysen:stein:tandem01 [2020/11/04 21:41] (aktuell)
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 Laut Flick hängt die Annäherung ans Feld mit der Biografie und den Interessen der/des Forschenden und ihrer/seiner „Einbindung in bestimmte soziale oder historische Kontexte“ zusammen (Flick 2002, S. 78). Bei der Entwicklung ihrer Überlegungen greift Stein auf ihre langjährige Berufserfahrung als Lehrerin, sowie ihre Lehr- und Forschungstätigkeiten an der Hochschule zurück und betont ihr persönliches Interesse am Thema (vgl. Stein 2007, S. 1/S. 54).  Laut Flick hängt die Annäherung ans Feld mit der Biografie und den Interessen der/des Forschenden und ihrer/seiner „Einbindung in bestimmte soziale oder historische Kontexte“ zusammen (Flick 2002, S. 78). Bei der Entwicklung ihrer Überlegungen greift Stein auf ihre langjährige Berufserfahrung als Lehrerin, sowie ihre Lehr- und Forschungstätigkeiten an der Hochschule zurück und betont ihr persönliches Interesse am Thema (vgl. Stein 2007, S. 1/S. 54). 
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 Der Zugang zum Forschungsfeld erfolgt handlungstheoretisch und wird gerahmt von den Annahmen, dass „Alltag sozial konstruiert sei und dass im Habitus Subjekt und Struktur zusammengedacht werden könnten“ (ebd., S. 399). Für die Erhebung der Daten gestaltet Stein zwei Begleitseminare zum vierwöchigen Schulpraktikum mit insgesamt 22 Lehramtsstudierenden, wobei die Zielgruppe auf Real-, Haupt- und Förderschulstudierende begrenzt ist (vgl. ebd., S. 11). Aus den Bewerbungen werden die Teilnehmenden per Losverfahren ausgewählt. Das hält die Wahrscheinlichkeit gering, dass die Beteiligten vor der Studie in persönlichem Kontakt standen. Eine professionelle Distanz wirkt sich, wie auch die durch das Losverfahren entstandene Heterogenität der Gruppe, positiv auf die Daten aus (Flick 2016, S. 260).  Der Zugang zum Forschungsfeld erfolgt handlungstheoretisch und wird gerahmt von den Annahmen, dass „Alltag sozial konstruiert sei und dass im Habitus Subjekt und Struktur zusammengedacht werden könnten“ (ebd., S. 399). Für die Erhebung der Daten gestaltet Stein zwei Begleitseminare zum vierwöchigen Schulpraktikum mit insgesamt 22 Lehramtsstudierenden, wobei die Zielgruppe auf Real-, Haupt- und Förderschulstudierende begrenzt ist (vgl. ebd., S. 11). Aus den Bewerbungen werden die Teilnehmenden per Losverfahren ausgewählt. Das hält die Wahrscheinlichkeit gering, dass die Beteiligten vor der Studie in persönlichem Kontakt standen. Eine professionelle Distanz wirkt sich, wie auch die durch das Losverfahren entstandene Heterogenität der Gruppe, positiv auf die Daten aus (Flick 2016, S. 260). 
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 Für die „wirksame Forschungsbeziehung“ (Stein 2007, S. 52) entscheidet sich Stein mit der Leitung der Begleitseminare für eine „Innenperspektive“ (Flick 2016, S. 150). Sie bezeichnet sich selbst als „wichtigen, integrierten Teil“ (Stein 2007, S. 52). Stein ist sich des „Dilemmas zwischen Teilnahme und Beobachtung“ (Flick 2016, S. 144) durchaus bewusst: „Qualitativ forschen heißt, im zu erarbeitenden Beziehungsfeld aktiv sein, womit die Forschenden unhintergehbar ihre Spuren in den Daten hinterlassen“ (Stein 2007, S. 10). Jedoch macht diese Rolle es ihr möglich, den Verlauf der teilnehmenden Beobachtung aus der subjektiven Perspektive des Forschers zu sehen, was laut Flick eine „fruchtbare Erkenntnisquelle“ ist (Flick 2016, S. 149).  Für die „wirksame Forschungsbeziehung“ (Stein 2007, S. 52) entscheidet sich Stein mit der Leitung der Begleitseminare für eine „Innenperspektive“ (Flick 2016, S. 150). Sie bezeichnet sich selbst als „wichtigen, integrierten Teil“ (Stein 2007, S. 52). Stein ist sich des „Dilemmas zwischen Teilnahme und Beobachtung“ (Flick 2016, S. 144) durchaus bewusst: „Qualitativ forschen heißt, im zu erarbeitenden Beziehungsfeld aktiv sein, womit die Forschenden unhintergehbar ihre Spuren in den Daten hinterlassen“ (Stein 2007, S. 10). Jedoch macht diese Rolle es ihr möglich, den Verlauf der teilnehmenden Beobachtung aus der subjektiven Perspektive des Forschers zu sehen, was laut Flick eine „fruchtbare Erkenntnisquelle“ ist (Flick 2016, S. 149). 
 ==== Sammlung der Daten==== ==== Sammlung der Daten====
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 Die Gespräche aus den Gruppendiskussionen werden aufgezeichnet und im Nachhinein transkribiert. Hinzu kommen Steins Notizen („Chronoscripts“), ihr Forschungstagebuch, Feldnotizen, vielzählige Memos, sowie (transkribierte) Audioaufzeichnungen und Emailverkehr von Nachbesprechungen und „informelle Forschungsbegegnungen“ mit den Studierenden (vgl. Stein 2007, S. 399). Zudem die Aufzeichnungen einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin, die den kompletten Forschungszeitraum als teilnehmende Beobachterin („Critical Friend“) begleitet und unter anderem alle Texte, Transkripte und Kodierungen kontrolliert, korrigiert und durch „eigene“ Memos ergänzt (vgl. ebd., S. 67/S. 77). Stein unterscheidet dabei zwischen direkten Daten, also den „im Original“ vorliegenden und mittelbaren Textsorten, also „Daten, die durch Transkribieren oder Paraphrasieren bereits gewissen Auswahlentscheidungen der Forscherin unterlagen“ (ebd., S. 69). Die Gespräche aus den Gruppendiskussionen werden aufgezeichnet und im Nachhinein transkribiert. Hinzu kommen Steins Notizen („Chronoscripts“), ihr Forschungstagebuch, Feldnotizen, vielzählige Memos, sowie (transkribierte) Audioaufzeichnungen und Emailverkehr von Nachbesprechungen und „informelle Forschungsbegegnungen“ mit den Studierenden (vgl. Stein 2007, S. 399). Zudem die Aufzeichnungen einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin, die den kompletten Forschungszeitraum als teilnehmende Beobachterin („Critical Friend“) begleitet und unter anderem alle Texte, Transkripte und Kodierungen kontrolliert, korrigiert und durch „eigene“ Memos ergänzt (vgl. ebd., S. 67/S. 77). Stein unterscheidet dabei zwischen direkten Daten, also den „im Original“ vorliegenden und mittelbaren Textsorten, also „Daten, die durch Transkribieren oder Paraphrasieren bereits gewissen Auswahlentscheidungen der Forscherin unterlagen“ (ebd., S. 69).
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 Das Datenmanagement wurde von der Software „MaxQda“ (Kuckartz 1999) übernommen, welche kompatibel zur Grounded Theory ist, „indem mit dem Programm Texte kodiert, Memos angefügt und die Codes hierarchisiert dargestellt werden können“ (Stein 2007, S. 78). Das Datenmanagement wurde von der Software „MaxQda“ (Kuckartz 1999) übernommen, welche kompatibel zur Grounded Theory ist, „indem mit dem Programm Texte kodiert, Memos angefügt und die Codes hierarchisiert dargestellt werden können“ (Stein 2007, S. 78).
 ==== Interpretation der Daten==== ==== Interpretation der Daten====
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 ==== Geltungsbegründung==== ==== Geltungsbegründung====
  
 +Die Geltungsbegründung von Daten und Interpretationen beschäftigt sich mit der Transparenz von Erkenntnis und Verallgemeinerung bei der Darstellung bzw. bei der Vermittlung an Dritte (vgl. Flick 1995, S. 167). In der qualitativen Forschung ist die/der Forschende aktiv und hat Einfluss auf die erhobenen Daten (vgl. Stein 2007, S. 10). Flick schreibt, dass „Glaubwürdigkeit, Übertragbarkeit, Zuverlässigkeit und Bestätigbarkeit“ Kriterien der qualitativen Forschung sind. Vertrauenswürdigkeit steht dabei im Vordergrund (vgl. Flick 2016 nach Lincoln und Guba 1985, S. 500). Auch Stein baut auf ein Vertrauensverhältnis zwischen Forscher*in und zu Beforschenden, Glaubwürdigkeit, Fairness und die daraus resultierende Authentizität (vgl. Stein, 2007, S.53). 
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 +Stein nimmt Stellung zur Generalisierbarkeit ihrer Forschung. Sie räumt ein, dass individuelles menschliches Handeln nicht verallgemeinert werden kann und soll (vgl. Stein 2007 nach Sanger/Kroath 1998, S. 75). Allerdings sind die Ergebnisse generalisierbar, nämlich insofern, dass sich bestimmte Handlungs- und Sinnmuster erkennen lassen, aus denen einen Orientierungsrahmen entsteht, „der nicht im Sinne statistischer Repräsentativität, sondern einer theoretischen Plausibilität generalisiert“ (Stein 2007 nach Brüsemeister 2000, S. 75). Der Grad der Generalisierbarkeit qualitativer Arbeiten ist von der Vergleichbarkeit der Kontexte abhängig. Daher sieht Stein „deren sorgfältige Darlegung und eine nachvollziehbare Verfahrensdokumentation“ als wichtige Gütekriterien (Stein 2007, S. 52).
  
 +Als „Absicherungsstrategie“ (Stein 2007 nach Steinke 2000; Kelle 1994, S. 77) nutzt Stein das sogenannte „Debriefing“, in dem sie selbst als Informantin betrachtet und regelmäßig interviewt wird (vgl. Stein 2007 nach Kraus 1991, S. 77). Die erwähnte Software „MaxQda“ dient als Instrument der Qualitätssicherung (vgl. Stein, 2007, S.78). 
 ==== Forschung als Diskurs==== ==== Forschung als Diskurs====
  
 +Stein reflektiert ihre Auswertungen in Gesprächen mit ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin, anderen Forschenden aus dem „Arbeitskreis Interpretationswerkstatt“ und Externen, sowie mit verschiedenen Personen an der Hochschule und den Teilnehmenden selbst (vgl. ebd., S. 77 f.), wodurch sie einen größeren Gewinn aus ihrer Forschung erhält (vgl. Flick 1995, S.170).
  
 +Ein wichtiges Merkmal ihrer Theoriebildung ist die „kommunikative Validierung“ (Stein 2007 nach Strauss/Corbin 1996, S. 62). Hier werden die Studierenden nicht als „Objekte“, sondern als Kenner*innen und Informant*innen ihrer Lebenswelt betrachtet (vgl. Stein 2007, S. 62). Stein orientiert sich bei der Datenerhebung rekonstruktiv an der Perspektive von Studierenden (vgl. ebd., S. 12), da davon auszugehen ist, dass die Interpretationen der Studierenden handlungsrelevant sind (vgl. ebd., S. 9). Zudem ist sie bemüht das Forschungshandeln aus „forschungsethische[n] und lernpraktische[n] Gesichtspunkte[n]“ möglichst transparent zu halten. Es findet eine kooperative Forschung statt, indem die Daten den Studierenden zugänglich gemacht und Hypothesen mit ihnen diskutiert werden (vgl. ebd., S. 62).
 ==== Literatur ==== ==== Literatur ====
-  * Flick, Uwe. Sozialforschung. Methoden und Anwendungen Ein Überblick für die BA Studiengänge. Hamburg.(2014)+Flick, Uwe (1995): Stationen des qualitativen ForschungsprozessesHandbuch Qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen2. Auflage. Beltz/ Psychologie Verlagsunion. Weinheim.  
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 +Flick, Uwe (2000): Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. Handbuch Qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. 2. Auflage. Beltz/ Psychologie Verlagsunion. Weinheim.  
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 +Flick, Uwe (2002): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 3. Auflage. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg. 
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 +Flick, Uwe (2009): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg. 
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 +Flick, Uwe (2016): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 7. Auflage. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg.
  
 +Stein, Sabine (2007): Professionalisierung zwischen Schule und Hochschule. Eine empirische Studie über reflexive Lehrerbildung. Online publiziert auf dem Server der Deutschen Nationalbibliothek: http://d-nb.info/984573232 (Letzter Zugriff: 06.06.2017) 
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