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Tandem 21

  • Tandempartner*in 1: Seegel; Lavinia
  • Tandempartner*in 2: Sulzmann; Lisa

Entwurfsfassung

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Fragestellung, Forschungsperspektiven

In der Dissertation „Konstruktionstätigkeit mit Digitalen Medien - Eine qualitative Studie als Beitrag zur Medienbildung“ führt Isabel Zorn eine Studie durch, bei der es um die Konstruktionstätigkeit mit Digitalen Medien als neue Form der Mediengestaltung geht. Ziel ist es, dass durch diese Studie der Erkenntnishorizont erweitert wird, damit Bildungspotenziale entdeckte werden, die relevant für die Medienbildungstheorie sind (vgl. Zorn 2010, S.5). Dies will Zorn erreichen, indem sie untersucht, wie Laien die Konstruktionstätigkeit mit digitalen Medien wahrnehmen und welche Sinndimensionen die KonstrukteurInnen formulieren (ebd.). Durch die individuell erfolgenden Prozesse innerhalb der Studie, kann ein „Erklärungsmodell der Sinndimensionen von Konstruktionstätigkeit aus Sicht der Laien entwickelt werden“ (ebd. S.6), wodurch neue Aufgaben für die Medienpädagogik entstehen können.

Demnach lauteten die endgültigen Fragestellungen für die Studienarbeit: „Welche Sinndimensionen von Konstruktionstätigkeit artikulieren KonstrukteurInnen?“ Und: „Welche Bildungspotenziale bietet die eigene Konstruktionstätigkeit mit Digitalen Medien?“ (ebd.)

Annäherung ans Feld

Das Interesse an diesem Forschungsthema entstand bei Zorn durch das Mitwirken in einer Forschungsgruppe über Digitale Medien, in der sie bei der Durchführung von Projekten und Workshops beteiligt war. Durch das dort beobachtete positive Erleben von Konstruktionstätigkeit, wollte sie sich näher mit dem Thema beschäftigen (vgl. Zorn 2010, S.3). In ihrer qualitativen Studie hat sie die Perspektiven von Laien, die an Konstruktionstätigkeiten mitgewirkt haben, erforscht (vgl. ebd. S.5). Sie wählte Kinder sowie Erwachsene aus, ohne eine „Ausrichtung auf Generation, Geschlecht oder spezifische Milieus vorzunehmen“ (ebd. S.6), damit keine bestimmte Zielgruppe bei der Studie in den Vordergrund rückt.

Sammlung der Daten

Zorn wählt zur Erhebung und Auswertung der Daten ihrer Studie die Grounded Theory Methodology. Dies ist ein Forschungsstil der unterschiedliche Methoden, die ineinander über gehen, beinhaltet. Die Grounded Theory Methodology wird oftmals in Bereichen verwendet, die noch nicht besonders weit erforscht sind, da es keine festgelegte Hypothese von Beginn an gibt, sondern die Theorieentwicklung erst im Forschungsprozess stattfindet (vgl. Zorn 2010, S.96f.).

Zuerst wählt Zorn das Leitfragen-Interview, damit sie konkrete Fragen stellen kann, wodurch die wichtigsten Punkte des Themenbereiches abgedeckt sind. Jedoch wird durch diese Art von Interview ein flüssiges Gespräch verhindert, da es wie eine Abfrage wirkt (vgl. Zorn 2010, S.109). Deshalb erweitert Zorn das Leitfragen-Interview durch das narrative Interview, welches dem Interviewten viel mehr Raum zur Entfaltung, durch einen am Anfang gesetzten Erzählimpuls, gibt. Dadurch entsteht ein Redefluss mit einem individuellen Relevanzsystem des Interviewten (ebd.). Dieses Vorgehen ist jedoch für die Befragung von Kindern auch nicht einwandfrei, da diese oftmals eine Schwierigkeit damit haben, ohne verschiedene Leitfragen frei zu sprechen.

Am Ende verwendet Zorn eine Mischform, die „methodisch erweitertes problemzentriertes Interview“ genannt wird (ebd. S.111). Die Gespräche beginnen mit einem Erzählimpuls wie bei einem narrativen Interview, gefolgt von Nachfragen nach spezifischen Erlebnissen, angelehnt an das Episodische Interview nach Flick (1996). Im dritten Schritt werden spezifische Sondierungsfragen (Witzel 2000 S.17) zum besseren Verständnis gestellt und abschließend nach Zukunftsvorstellungen und einem Fazit gefragt. Im Interview mit einigen Kindern arbeitete Zorn außerdem mit Materialien wie Fotos um ein stockendes Gespräch wieder zum Laufen zu bringen. Dieses Vorgehen stammt aus der Methode des fokussierten Interviews (Merton 1956). Zorn verwendetet bei den Interviews keinen konkreten Leitfaden, sondern lediglich eine Frageskizze, um das Gespräch möglichst offen zu halten (vgl. Zorn 2010, S.113ff.).

Fixierung der Daten

Interpretation der Daten

Bei der Interpretation der Daten orientiert sich Zorn am Kodierungsparadigma der Grounded Theory Methodology nach Corbin/Strauss (1996). Sie verwendet alle drei Arten des Kodierens, die im Rahmen der Theorie unterschieden werden: Offenes Kodieren, Axiales Kodieren und Selektives Kodieren (vgl. Przyborski, Wohlrab-Sahr 2014, S.201 f.).Im Zuge der Offenen Kodierung schließt sich bei Zorn an ein erstes Lesen eine Zeile-für-Zeile-Kodierung einer als wichtig markierten Stelle an. Anschließend folgt eine extensive Kodierung des Interviewanfangs, da hier bereits viele relevante Informationen vermutet wurden. Zorn verwendete außerdem die W-Fragen nach Böhm,Legewie et al. (1992), um den Text im Rahmen des Offenen Kodierens „aufzubrechen“ (vgl. Zorn 2010, S. 124).

Für die anschließende Phase des Axialen Kodierens wurden bereits gefundene Konzepte sortiert und versucht, die wichtigsten Hauptkategorien herauszufiltern. Anhand dieser „Achsenkategorien“ wurden dann weitere Interviews kodiert. Fanden sich weitere scheinbar wichtige Konzepte, die sich nicht diesen Hauptkategorien zuordnen ließen, folgte wieder eine Phase des Offenen Kodierens (vgl. ebd. S.126). Für das Selektive Kodieren schließlich versuchte die Forscherin, eine Kernkategorie aus den Achsenkategorien herauszuarbeiten, welche später zentral für die Bildung einer Theorie sein soll. Dieser Schritt erfolgte nach der Auswertung von 9 Interviews. Die folgenden Interviews wurden dann nicht mehr komplett kodiert, sondern nur noch deren Textstellen, die etwas Neues hinzuzufügen schienen, oder zur Überprüfung oder Änderung der bereits bestehenden Konzepte herangezogen werden sollten (vgl. ebd. S.127).

Während des gesamten Forschungsprozesses wurden Memos mit Ideen und Hypothesen erstellt, die regelmäßigt wieder angeschaut, überprüft und ggf. verändert oder verworfen werden konnten. Dies ist zentral für die Methode der Grounded Theory. Außerdem wurde von Zorn ein Forschungstagebuch geführt und das Computerprogramm MaxQDA als Hilfe verwendet (vgl. ebd. S.129).

Geltungsbegründung

Wichtig im Bereich der qualitativen Forschung als Gütekriterium ist nach Flick vor allem die Validität. Dies meint, inwieweit die Beobachtungen der Realität entsprechen oder durch die Forschungssituation oder die Forschenden erst konstruiert wurden (vgl. Flick 1995, S.492f.). Zorn betont in diesem Zusammenhang die Relevanz der „transparenten[n] Darstellung des Forschungsprozesses und die Offenlegung der forschungsleitenden Prämissen“ (Zorn 2010, S.90).

Außerdem wird das „Prinzip der Offenheit“ zum bestmöglichen Erreichen von Validität herangezogen. So gibt es zwar bereits theoretische Vorannahmen, diese sollen jedoch nur als Ausgangspunkt verwendet werden und nicht dazu führen, dass bestimmte Informationen, die die Interviews liefern, von Anfang an als unwichtig betrachtet und bei der Analyse ausgelassen werden (vgl. ebd.). Dieser Umgang mit Theorien ist generell immanent wichtig bei der verwendeten Grounded Theory Methodology (vgl. Przyborski, Wohlrab-Sahr 2014, S.195). Im gleichen Zug wird zudem das „Prinzip der Kommunikation“ genannt, dass die Interviewsituation als grundlegenden Teil des Forschungsprozesses und als Interaktion zweier Subjekte begreift. Die vollkommen neutrale und objektive Forscherinnen-Rolle sowie die Vorstellung einer Möglichkeit zur Standardisierung der Situation werden negiert und zur Illusion erklärt. Eine Reflexion der Gesprächssituation und der Rolle des Forschers erübrigt sich nach Zorn dadurch aber auf keinen Fall (vgl. ebd. S.90f.).

Nach Flick (1995) ist ein weiteres Gütekriterium die Objektivität, welche sich dadurch auszeichnet, dass „mehrere Forscher zu denselben Schlussfolgerungen gelangen“ (ebd. S.499). Diesem wird Zorn gerecht, indem sie sich im Laufe ihrer Forschung regelmäßig in den Austausch mit fachfremden und fachnahen KollegInnen begibt (Zorn 2010, S.452). Weiterhin beschreibt Flick (1995) als Qualitätsmerkmal jenseits von Kriterien die (Daten-) Triangulation, die Verwendung einer Kombination mehrerer Methoden (vgl. ebd. S. 519). Auch diese konnte Zorn zumindest teilweise umsetzen, da sie neben den Interviews außerdem teilnehmende Beobachtungen durchführte und entstandene technische Artefakte untersuchte. Aufgrund eines Mangels an zeitlichen Ressourcen konnten diese zwar selbst keiner systematischen Interpretation unterzogen werden, jedoch unterstützend bei der Interviewinterpretation wirken (vgl. Zorn 2010, S.452).

Forschung als Diskurs

Literatur

  • Flick, Uwe. „Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung“. Hamburg. (1995).
  • Przyborski, Aglaja; Wohlrab-Sahr, Monika. „Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch“. München. (2014).
  • Zorn, Isabel. „Konstruktionstätigkeit mit Digitalen Medien - Eine qualitative Studie als Beitrag zur Medienbildung“. (2010). http://elib.suub.uni-bremen.de/diss/docs/00011776.pdf (zuletzt aufgerufen am 08.06.2017)

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Ranking: 1. Platz, 2. Platz, 3. Platz, 4. Platz (jeweils Tandem-Nummer eintragen)

Tandem XX, Platz 1

Tandem XX, Platz 2

Tandem XX, Platz 3

Tandem XX, Platz 4

Dritter Text: Endfassung

Einleitung

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Annäherung ans Feld

Sammlung der Daten

Fixierung der Daten

Interpretation der Daten

Geltungsbegründung

Forschung als Diskurs

Literatur

  • Flick, Uwe. „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen Ein Überblick für die BA Studiengänge“. Hamburg.(2014)

Kommentare

Diskussion

Celina Escobar Jordan, 2017/06/29 12:19

Die Studienanalyse des Tandems 21 ist sehr gut strukturiert und war dementsprechend gut nachvollziehbar, was auf einen durchlaufenden roten Faden hinweist. Die Fragestellungen, „ Welche Sinndimensionen von Konstruktionstätigkeit artikulieren Konstrukteurinnen?“ und „ Welche Bildungspotenziale bietet die eigenen Konstruktionstätigkeit mit Digitalen Medien?“ wurden im Vergleich zu Tandem 11 und 40 deutlich ausformuliert und im Vorfeld durch die Forschungsperspektive näher erläutert. Bei dem Abschnitt „Sammlung der Daten“ wurde auf die wichtigsten Methoden der Datenerhebung eingegangen. Ebenso positiv zu nennen ist die Verwendung von weiterführender Literatur, welche hilfreich ist, um Bezüge deutlicher aufzuzeigen. Im letzten Abschnitt „ Geltungsbegründung“ wurde auf Gütekriterien nach Flick (1995) eingegangen und diese an die Dissertation von Isabel Zorn sehr gut angelehnt. Der Lesefluss blieb kontinuierlich erhalten, was zu einem guten Verständnis der Analyse führte.

Simon Philipp, 2017/07/19 09:47

Wir lieben den Abschnitt Geltungsbegründung von diesem Tandem! Sowohl inhaltlich als auch strukturell befindet sich der Abschnitt unserem Verständnis nach auf einem Niveau, welches wir auch gerne erreichen würden. Legen wir dieses Maß an die anderen Abschnitte an, wird schnell deutlich, dass Abstriche nur in winzigen Details gemacht werden können: So hätten wir uns bei Sammlung der Daten im 2. Textblock gewünscht, dass nicht nur die Auswahl von Leitfaden-Interviews erwähnt, sondern auch einen Satz von Flick oder anderer Literatur als Kontrast danebenstellt oder das Konzept einer „Kontrollgruppe“ in Abschnitt Annäherung ans Feld, wenn Zorns Auswahl der zu Interviewenden beschreibt. Es sind und bleiben wirklich Kleinigkeiten, da der Zweck der restlichen Aspekte der Analyse deutlich von euch verstanden wurden.

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