Die Studie „Verschenkte Chancen – Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren?“ aus dem Jahre 2015 von Burkhard Leimbach befasst sich mit der Frage, ob sich SchülerInnen mit türkischem Migrationshintergrund selbst als Akteure ihrer Schulkarriere wahrnehmen. Die Forschung berücksichtig zudem das Eltern-Schule-SchülerInn-Verhältnis. Hierzu wurden leitfandengestützte problemzentrierte Interviews mit 13 bis 14 Jährigen SchülerInnen mit türkischem Migrationshintergrund eines Gymnasiums geführt und ausgewertet.
Nach Flick liegt einer qualitativen Forschung eine Hypothesenbildung zu Anfang zugrunde (vgl. Flick, 1991, S.150). Leimbach verzichtet jedoch auf die Hypothese und verwendet stattdessen ein Konzept (vgl. Leimbach, S.87). Sein Konzept weist einige Überschneidungspunkte mit der „grounded theory“ auf, dennoch ist der Strukturierungsgrad in seiner Konzeption höher, da mit seinen Auswertungskategorien von Anfang an gearbeitet werden kann (vgl. Leimbach, S.87). Zudem besteht Leimbachs Datenmaterial aus trankribierten Audiodatein, welche einen Unterschied zur „grounded theory“ aufweisen (vgl. Leibmach, S.87). Alle Schüler dieses Gymnasiums wurden über die Interviewvorgänge informiert. Auch Eltern wurden darüber in Kenntnis gesetzt und erhielten Informationsmaterial (vgl. Leimbach, S.81). Es meldeten sich freiwillig insgesamt zwei männliche und drei weibliche Probanden mit türkischem Migrationshintergrund zur Teilnahme an den Interviews (vgl. Leimbach, S.82).
Leimbachs Studie beschäftigt sich damit, ob sich „Schülerinnen und Schüler mit türkischem Migrationshintergund als Gestalter ihrer Schulkarriere begreifen, in welchem Umfang sie dabei die Faktoren für eine erfolgreiche Schulkarriere wahrnehmen und benennen können und welchen Spielraum sie im Bezugsfeld Eltern-Schule-Schülerin/Schüler für eigenes Handeln sehen, um in Zusammenarbeit mit ihren Eltern ihren Schulerfolg steigern zu können“ (vgl. Leimbach 2015, S.6). Die Unterstützung und der Bildungsstand der Eltern stellen einen positiven Faktor für den schulischen Erfolg von SchülerInnen dar (ebd.). Leimbach selbst ist der Ansicht, dass der Erfolg in der Schule von SchülerInnen in Zusammenhang zum Elternhaus steht (ebd.). Da er selbst Schulleiter war, ist anzunehmen, dass sein persönliches Interesse die Basis bildet für seine Fragestellung (vgl. Leimbach 2015, S.65). Um seine Forschungsfrage zu beantworten, verwendet Leimbach die explorative Forschung (vgl. Leimbach 2015, S.1), da sein Forschungsfeld noch nicht umfassend erforscht wurde (ebd.). Er verwendet die qualitative Forschungsmethode, da er die „Subjektbezogenheit der Forschung, die Betonung der Deskription und Interpretation der Forschungssubjekte, Subjekte auch in ihrer natürlichen, alltäglichen Umgebung (…)“ untersucht (vgl. Mayring 2008, S.19). Die qualitative Forschung verzichtet auf Hypothesen und geht nicht von einem theoretischen Modell des Gegenstandes aus (vgl. Flick 1995, S.24). Angewendet wird das problemzentrierte Interview als Teil der qualitativen Forschung (vgl. Leimbach 2015, S.66). „Das problemzentrierte Interview {zielt} auf eine möglichst unvoreingenommene Erfassung individueller Handlungen sowie subjektiver Wahrnehmungen und Verarbeitungsweisen gesellschaftlicher Realität“ (vgl. Witzel 2000, S.17). Die Datenbasis bildet sich demnach aus zehn Interviews, bei denen jeweils zwei Interviews mit fünf Teilnehmenden geführt wurden (vgl. Leimbach 2015, S.82).
Da vor allem SchülerInnen mit türkischem Migrationshintergrund als Bildungsbenachteiligt gelten (vgl. Bildungsberichterstattung 2014, S.76), befasst sich Leimbachs Studie mit eben diesen SchülerInnen eines Gymnasiums, die jedoch gute Erfolge in der Schullaufbahn aufweisen können (vgl. Leimbach, S.7). Es soll in der Arbeit geprüft werden, ob mithilfe von Elternarbeit, das Selbstwertgefühl und die Selbstständigkeit von oben genannten SchülerInnen verbessert werden können (vgl. Leimbach S. 8). Interviews eigenen sich laut Leimbach in diesem Falle am besten zur Datenerhebung, da diese besonders Alltagsnahe sind, nicht den Eindruck einer Expertise vermitteln (vgl. Leimbach, S.59) und „in besonderem Maße, Meinungen, Werte, Einstellungen, Erlebnisse, subjektive Bedeutungszuschreibungen und Wissen erfragen“ (vgl. Reinders, S.83).
Zur Datenerhebung verwendet Leimbach ein leitfadengestütztes problemzentriertes Interview (vgl. Leimbach, S.66). Diese Interviewform lässt den Befragten Offenheit für ihre subjektive Meinung. Um zu verstehen, was SchülerInnen denken, muss man die subjektive Sichtweise möglichst unverfälscht wahrnehmen (vgl. Leimbach, S. 48). Aufgrund der alltagsnahen Befragung kann eine Pilotphase/Leitfadenerprobung bei dieser Befragung recht kurz ausfallen ( vgl. Leimbach, S. 69). Um die Befragungssituationen möglichst Authentisch und vertraut zu gestalten, engagiert Leimbach einen Interviewer, der ebenfalls einen türkischen Migrationshintergund hat (vgl. Leimbach, S.69). Um die Interviews besser auswerten zu können, stellt Leimbach den Befragten vor dem Interview einen Kurzfragebogen aus. Hierbei soll das Interview entlastet und persönliche Fragen zum Status geklärt werden (vgl. Leimbach, S.69). In der Phase der Aufzeichnung werden die Tonbandaufnahmen transkribiert (vgl. Sacher, 69f.). Um ernsthafte Interviewpartner zu gewinnen und somit ein möglichst genaues Ergebnis zu erzielen, hat Leimbach sich für die Befragung von Freiwilligen, die sich selbst als SchülerInnen mit türkischen Migrationshintergrund identifizierten, entschieden. Somit ergab sich zuzüglich eine erhöhte Mitarbeitsbereitschaft (vgl. Leimbach, S. 81). Es erklärten sich drei Schüler und zwei Schülerinnen dazu bereit, freiwillig an der Studie bzw. den Interviews teilzunehmen (vgl. Leimbach, S.82). Die Interviews wurden in zwei Interviewzyklen durchgeführt, wobei der erste Zyklus zur Vertrauensschaffung und zum Kennlernen diente (vgl. Leimbach, S.82). Die geringe Anzahl an Probanden waren kein Grund, das Feld zu erweitern, denn die Qualität der Interviews steht im Vordergrund (vgl. Leimbach, S.82). Die Datenbasis bildet sich demnach aus zehn Interviews, bei denen jeweils zwei Interviews mit fünf Teilnehmenden geführt wurden (vgl. Leimbach, S.82).
Vor Beginn der Interviews händigte man den SchülerInnen eine Einverständniserklärung für die Eltern, ein Informationsblatt und eine Teilnahmebereitschaftserklärung für die SchülerInnen aus (vgl. Leimbach, S. 81). Nach Leimbach verlangt eine explorative Studie, eine Auswertungsmethode, die die gesammelten Daten so organisiert, dass im besten Falle eine Hypothese aufgestellt werden kann (vgl. Leimbach, S.87). Flicks Prozess der Fixierung ermöglicht dies mithilfe von drei Arbeitsschritten: Die Aufzeichnung der Daten, die Aufbereitung bzw. Transkription der Daten und der Konstitution einer neuen Realität (vgl. Flick, 1995, S.160). Die Interviews werden aufgezeichnet, nachdem die Kurzfragebögen der Entlastung und der Interpretation positiv beitrugen(vgl. Leimbach, S. 69). Die Subjektivität ist bei diesem Verfahren berücksichtigt und trägt wesentlich zum Erfolg der Interpretation der Daten bei (vgl. Leimbach S.48).
Da die Qualität des Interviews und nicht die Quantität der Probanden im Vordergrund steht, reicht Leimbach die Anzahl der Interviews zur Auswertung aus (vgl. Leimbach, S.82). Die erhobenen Daten auszuwerten, ist ein wesentlicher Schritt der Untersuchung. Dazu werden die Antworten der Interviews in vorher festgelegte Kategorien eingeteilt, diesen Prozess nennt Flick Kategorisierung (vgl. Flick, 2009, S.67f.). Diesem Prozess folgt Leimbach in seiner Auswertung. Leimbach arbeitet heraus, dass die Anzahl seiner Interviews nicht ausreichen, um Typisierungen oder Generalisierungen zu legitimieren. Es können also lediglich Vermutungen aufgestellt werden, die intensiver zu erforschen sind (vgl. Leimbach, S.304). Die Auswertung der Daten ergab, dass mehr positive als negative Einschätzungen vorhanden sind und, dass SchülerInnen die Bemühungen der Eltern positiv auffassen (vgl. Leimbach, S.305).
Es gibt drei klassische Gütekriterien der Geltungsbegründung nach Flick, diese sind die Reliabilität, die Validität und die Objektivität. Das erste Kriterium ist die Reliabilität (Verlässlichkeit), welche den Grad der Messgenauigkeit angibt (vgl. Flick, S.262). Sie wird gesichert, da das leitfadengestützte Interview wenig Raum für Fehler bei der Messung lässt und durch die Kategorisierung der Antworten ein stimmiges Gesamtergebnis entsteht (vgl. Flick, S. 167). Für die Validität (Gültigkeit) wurde im Voraus ein präziser Interviewbogen gewählt, welcher aber immer noch Raum für persönliche Gestaltung lies (vgl. Flick, S.264). Die Objektivität zeigt auf, inwieweit die Anwendung des Instruments unabhängig ist von der Person, die ihn einsetzt (vgl. Flick, S. 269). In Leimbachs Studie können Werte wie Vertrauen und Sympathie das Resultat beeinflussen, daher ist die Objektivität begrenzt gegeben. Durch die Offenheit der Befragung kann jeder Interviewte seine Ansicht beschreiben, wodurch die Authentizität ebenfalls vorliegt. Um auch kommunikative Validierung zu ermöglichen, fehlt bei Leimbachs Studie ein Termin mit den Interviewten, nachdem die Studie abgeschlossen war (vgl. Flick, S. 268). Die Verallgemeinerung lässt hierbei jedoch ein Problem entstehen: Sie gibt an, ob die Ergebnisse auch für die Grundgesamtheit geltend gemacht werden können. Da Leimbach aber nur einen geringen Datensatz in seiner Studie dokumentiert, ist es nicht möglich, die Ergebnisse auf die Grundgesamtheit zu übertragen (vgl. Flick, S.274).
Leimbachs Forschung bezieht sich überwiegend auf die Interviews, die geführt wurden (vg. Leimbach S.66f.). Die Wichtigkeit der Subjektivität und der Erfahrungswerte der SchülerInnen stehen hierbei im Vordergrund (vg. Leimbach, S.48). Auch, wenn eine Generalisierung aufgrund der wenigen Befragten nicht möglich ist, erforscht Leimbach dennoch einen bisher wenig erforschten Bereich und erstellt somit eine Art Portfolio für weitere Forschungen.Zudem lassen sich erste Tendenzen zur vollkommenen Beantwortung der Fragestellung aufstellen. Die Arbeit Leimbachs bezieht ausserdem vor allem das Schüler-Eltern-Lehrer-Verhältnis mit ein (vgl. Leimbach, S.1) und versucht somit möglicherweise einen interagierenden Prozess zu regulieren.
Ranking: 1. Platz Tandem 34, 2. Platz Tandem 36, 3. Platz Tandem 35, 4. Platz Tandem 43
Die Studienanalyse von Tandem 34 lässt sehr klar einen roten Faden erkennen. Die Forschungsperspektive wurde sehr gut herausgearbeitet. Positiv ist aufgefallen, dass die Intention des Autors erläutert wurde. Des Weiteren ist die gesamte Studienanalyse klar strukturiert. Inhaltliche Themen wurden gut herausgearbeitet. Hinzuzufügen wäre, dass Leimbach aufgrund der wenigen Befragten zu keiner Theoriebildung kommt. Der Einleitungssatz hätte etwas klarer formuliert werden können.
Die Studienanalyse von Tandem 36 lässt einen guten roten Faden erkennen. Das Thema „Annäherung an das Feld“ wurde gut herausgearbeitet. Allerdings ist uns hierbei aufgefallen, dass bei den vorgestellten drei Schwerpunkten zwei identisch sind. Des Weiteren sind die Befragten nicht „vor allem“ (vgl. Altenburg, Bergerhausen, 2017, Annäherungen an das Feld), sondern ausschließlich SchülerInnen mit türkischem Migrationshintergrund. Der Punkt „Geltungsbegründungen“ stellt inhaltliche Zusammenhänge sehr gut dar. Der Analyse fehlt es teilweise an Verbindung zwischen Autor und externen Quellen. Dadurch erscheint es so, als wäre Eigeninterpretation vorhanden. Gut sichtbar ist dies in der „Interpretation der Daten“ im Satz „Diese Antwort würde bei SchülerInnen mit einer nicht so erfolgreichen Schullaufbahn eventuell anders ausfallen“. Hier ist nicht klar, von wem diese Aussage stammt und wie sich dies begründet. Weiter ist uns aufgefallen, dass des Öfteren Satzzeichen in der Analyse fehlen.
In dieser Studienanalyse ist ein roter Faden erkennbar. Besonders positiv aufgefallen ist die Darstellung der Fragestellung. Diese gleicht einer Definition und bereitet sehr gut auf den inhaltlichen Kontext vor. Im weiteren Verlauf wurden zentrale Motive gut herausgearbeitet und Bezüge zu externen Quellen hergestellt. Der Punkt „Sammlung der Daten“ stellt diese Bezüge gut dar und verdeutlich somit Leimbachs vorgehen. Leider wurde die Studie nicht vorgestellt oder kurz zusammengefasst (Einleitung). Zu ergänzen wäre, dass die Interviews in zwei Zyklen durchgeführt wurden. Auch zu erwähnen wäre, wie viele SchülerInnen an der Studie teilgenommen haben. Die „Interpretation der Daten“ hätte ausdifferenzierter dargestellt werden können. Vor allem Leimbachs Ergebnis ist nicht zu erkennen.
Inhaltlich ist diese Studienanalyse gut. Die gesamte Studienanalyse lässt einen roten Faden erkennen. Die „Annäherung an das Feld“ wurde gut dargestellt, jedoch wurde kein Bezug zu externen Quellen hergestellt. Unter dem Punkt „Sammlung der Daten“ hätte erwähnt werden können, dass für die Qualität der Interviews vorher Fragebögen verteilt wurden. Der weitere Inhalt wurde gut dargestellt. Die Interpretation der Daten stellt inhaltliche Prozesse gut dar, jedoch konnten wir nicht herauslesen, was Leimbachs Ergebnis der Studie war. Um den Inhalt klarer zu formulieren, schlagen wir vor, besser auf Rechtschreibung, Ausdruck und Grammatik zu achten. So lassen sich Missverständnisse vermeiden, wie zum Beispiel die Tatsache, wer nun das Interview führt (Leimbach selbst oder der türkische Mitarbeiter).
Die Studie „Verschenkte Chancen – Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren?“ aus dem Jahre 2015 von Burkhard Leimbach befasst sich mit der Frage, ob sich SchülerInnen mit türkischem Migrationshintergrund selbst als Akteure ihrer Schulkarriere wahrnehmen (vgl. Leimbach 2015, S.6). Die Forschung berücksichtig zudem das Eltern-Schule-SchülerInnen-Verhältnis (ebd.). Hierzu wurden leitfandengestützte problemzentrierte Interviews mit 13 bis 14 Jährigen SchülerInnen mit türkischem Migrationshintergrund eines Gymnasiums geführt und ausgewertet (vgl. Leimbach 2015, S.66).
Nach Flick liegt einer qualitativen Forschung keine Hypothesenbildung am Anfang zugrunde (vgl. Flick 1991, S.150). Leimbach verzichtet ebenfalls auf eine Hypothese und verwendet stattdessen ein Konzept (vgl. Leimbach 2015, S.87). Sein Konzept weist einige Überschneidungspunkte mit der „grounded theory“ auf, dennoch ist der Strukturierungsgrad in seiner Konzeption höher, da mit seinen Auswertungskategorien von Anfang an gearbeitet werden kann (ebd.). Zudem besteht Leimbachs Datenmaterial aus transkribierten Audiodateien, welche einen Unterschied zur „grounded theory“ aufweisen (ebd.). Alle Schüler dieses Gymnasiums wurden über die Interviewvorgänge informiert (vgl. Leimbach 2015, S.81). Auch Eltern wurden darüber in Kenntnis gesetzt und erhielten Informationsmaterial (ebd.). Es meldeten sich freiwillig insgesamt zwei männliche und drei weibliche Probanden mit türkischem Migrationshintergrund zur Teilnahme an den Interviews (vgl. Leimbach 2015, S.82).
Leimbachs Studie beschäftigt sich damit, ob sich „Schülerinnen und Schüler mit türkischem Migrationshintergund als Gestalter ihrer Schulkarriere begreifen, in welchem Umfang sie dabei die Faktoren für eine erfolgreiche Schulkarriere wahrnehmen und benennen können und welchen Spielraum sie im Bezugsfeld Eltern-Schule-Schülerin/Schüler für eigenes Handeln sehen, um in Zusammenarbeit mit ihren Eltern ihren Schulerfolg steigern zu können“ (vgl. Leimbach 2015, S.6). Die Unterstützung und der Bildungsstand der Eltern stellen einen positiven Faktor für den schulischen Erfolg von SchülerInnen dar (ebd.). Leimbach selbst ist der Ansicht, dass der Erfolg in der Schule von SchülerInnen in Zusammenhang zum Elternhaus steht (ebd.). Da er selbst Schulleiter war, ist anzunehmen, dass sein persönliches Interesse die Basis bildet für seine Fragestellung (vgl. Leimbach 2015, S. 65). Um dies zu überprüfen verwendet Leimbach die explorative Forschung (vgl. Leimbach 2015, S.1), da sein Forschungsfeld noch nicht umfassend erforscht wurde (ebd.). Er verwendet die qualitative Forschungsmethode, da er die „Subjektbezogenheit der Forschung, die Betonung der Deskription und Interpretation der Forschungssubjekte, Subjekte auch in ihrer natürlichen, alltäglichen Umgebung (…)“ untersucht (vgl. Mayring 2008, S.19). Die qualitative Forschung verzichtet auf Hypothesen und geht nicht von einem theoretischen Modell des Gegenstandes aus (vgl. Flick 1995, S.24). Angewendet wird das problemzentrierte Interview als Teil der qualitativen Forschung (vgl. Leimbach 2015, S.66). „Das problemzentrierte Interview {zielt} auf eine möglichst unvoreingenommene Erfassung individueller Handlungen sowie subjektiver Wahrnehmungen und Verarbeitungsweisen gesellschaftlicher Realität“ (vgl. Witzel 2000, S. 17). Die Datenbasis bildet sich demnach aus zehn Interviews, bei denen jeweils zwei Interviews mit fünf Teilnehmenden geführt wurden (vgl. Leimbach 2015, S.82).
Da vor allem SchülerInnen mit türkischem Migrationshintergrund als Bildungsbenachteiligt gelten (vgl. Bildungsberichterstattung 2014, S.76), befasst sich Leimbachs Studie mit eben diesen SchülerInnen eines Gymnasiums, die jedoch gute Erfolge in der Schullaufbahn aufweisen können (vgl. Leimbach 2015, S.7). Es soll in der Arbeit geprüft werden, ob mithilfe von Elternarbeit das Selbstwertgefühl und die Selbstständigkeit von oben genannten SchülerInnen verbessert werden kann (vgl. Leimbach 2015, S.8). Interviews eignen sich laut Leimbach in diesem Falle am besten zur Datenerhebung, da diese besonders Alltagsnahe sind, nicht den Eindruck einer Expertise vermitteln (vgl. Leimbach 2015, S.59) und „in besonderem Maße Meinungen, Werte, Einstellungen, Erlebnisse, subjektive Bedeutungszuschreibungen und Wissen erfragen“ (vgl. Reinders 2012, S.83). Sein Interesse an der Forschung in diesem Bereich resultiert vermutlich aus einem beruflichen Interesse. Da Leimbach selbst Lehrer und Schulleiter war, ist die Nähe zum Feld sichtbar (vgl. Leimbach 2015, S.65).
Zu Datenerhebung verwendet Leimbach ein leitfadengestütztes problemzentriertes Interview (vgl. Leimbach 2015, S.66). Diese Interviewform lässt den Befragten Offenheit für ihre subjektive Meinung (ebd.). Um zu verstehen, was SchülerInnen denken, muss man die subjektive Sichtweise möglichst unverfälscht wahrnehmen (vgl. Leimbach 2015, S.48). Aufgrund der alltagsnahen Befragung kann eine Pilotphase/Leitfadenerprobung bei dieser Befragung recht kurz ausfallen (vgl. Leimbach 2015, S.69). Um die Befragungssituation möglichst authentisch und vertraut zu gestalten, engagiert Leimbach einen Interviewer, der ebenfalls einen türkischen Migrationshintergrund hat (ebd.). Um die Interviews besser auswerten zu können, stellt Leimbach den Befragten vor dem Interview einen Kurzfragebogen aus. Hierbei soll das Interview entlastet und persönliche Fragen zum Status geklärt werden (ebd.). In der Phase der Aufzeichnung werden die Tonbandaufnahmen transkribiert (vgl. Sacher 2009, 69f.). Um ernsthafte Interviewpartner zu gewinnen und somit ein möglichst genaues Ergebnis zu erzielen, hat Leimbach sich für die Befragung von Freiwilligen, die sich selbst als SchülerInnen mit türkischen Migrationshintergrund identifizierten, entschieden. Somit ergab sich zuzüglich eine erhöhte Mitarbeitsbereitschaft (vgl. Leimbach 2015, S.81). Es erklärten sich drei Schüler und zwei Schülerinnen dazu bereit, freiwillig an der Studie bzw. den Interviews teilzunehmen (vgl. Leimbach 2015, S.82). Die Interviews wurden in zwei Interviewzyklen durchgeführt, wobei der erste Zyklus zur Vertrauensschaffung und zum Kennlernen diente (ebd.). Die Daten ergeben sich demnach aus zehn Interviews, wobei nur zwei Interviews mit jeweils fünf Teilnehmenden geführt wurden (ebd.). Die geringe Anzahl an Probanden war kein Grund, das Feld zu erweitern, denn die Qualität der Interviews steht im Vordergrund (ebd.).
Vor Beginn der Interviews händigte man den SchülerInnen eine Einverständniserklärung für die Eltern, ein Informationsblatt und eine Teilnahmebereitschaftserklärung für die SchülerInnen aus (vgl. Leimbach 2015, S.81). Nach Leimbach verlangt eine explorative Studie eine Auswertungsmethode, die die gesammelten Daten so organisiert, dass im besten Falle eine Hypothese aufgestellt werden kann (vgl. Leimbach 2015, S.87). Flicks Prozess der Fixierung ermöglicht dies mithilfe von drei Arbeitsschritten: Die Aufzeichnung der Daten, die Aufbereitung bzw. Transkription der Daten und der Konstitution einer neuen Realität (vgl. Flick 1995, S.160). Die Interviews werden aufgezeichnet, nachdem die Kurzfragebögen der Entlastung und der Interpretation positiv beitrugen (vgl. Leimbach 2015, S.69). Die Subjektivität ist bei diesem Verfahren berücksichtigt und trägt wesentlich zum Erfolg der Interpretation der Daten bei (vgl. Leimbach 2015, S.48).
Da die Qualität des Interviews und nicht die Quantität der Probanden im Vordergrund steht, reicht Leimbach die Anzahl der Interviews zur Auswertung (vgl. Leimbach 2015, S.82). Die erhobenen Daten auszuwerten ist ein wesentlicher Schritt der Untersuchung. Dazu werden die Antworten der Interviews in vorher festgelegte Kategorien eingeteilt. Diesen Prozess nennt Flick Kategorisierung (vgl. Flick 2014, S.67f.). Diesem Prozess folgt Leimbach in seiner Auswertung. Leimbach arbeitet heraus, dass die Anzahl seiner Interviews nicht ausreichen, um Typisierungen oder Generalisierungen zu legitimieren. Es können also lediglich Vermutungen aufgestellt werden, die intensiver zu erforschen sind (vgl. Leimbach 2015, S.304). Die Auswertung der Daten ergab, dass mehr positive als negative Einschätzungen vorhanden sind und dass Schüler die Bemühungen der Eltern positiv auffassen (vgl. Leimbach 2015, S.305).
Anhand von Gütekriterien lässt sich die Qualität einer Studie untersuchen. Für Leimbachs Studie lassen sich drei Gütekriterien der Geltungsbegründung besonders hervorheben. Das erste Kriterium ist die Reliabilität (Verlässlichkeit), welche den Grad der Messgenauigkeit angibt (vgl. Flick 1991, S.262). Sie wird gesichert, da das leitfadengestützte Interview wenig Raum für Fehler bei der Messung lässt und durch die Kategorisierung der Antworten ein stimmiges Gesamtergebnis entsteht (vgl. Flick 1991, S.167). Die Triangulation dient der qualitativen Forschung zur Verbesserung ihrer Qualität (vgl. Mayring 2002, S.147). „Triangulation meint immer, dass man versucht, für die Fragestellung unterschiedliche Lösungswege zu finden und die Ergebnisse zu vergleichen“ (vgl. Mayring 2002, S.147). Leimbach formuliert seine Fragen für das Interview daher so, dass die Angaben der SchülerInnen im gesamten inhaltlichen Kontext betrachtet werden (vgl. Leimbach 2015, S.51). Ein weiteres Kriterium ist die Transparenz (vgl. Flick 1995, S.272). Durch sie versucht Leimbach die Zuverlässigkeit des Datenmaterials bedeutend zu machen (ebd.). Hierbei versucht er die Situation aus allen Blickwinkeln zu betrachten (vgl. Leimbach 2015, S.51).
Leimbachs Forschung bezieht sich überwiegend auf die Interviews, die geführt wurden (vgl. Leimbach 2015, S.66f.). Die Wichtigkeit der Subjektivität und der Erfahrungswerte der SchülerInnen stehen hierbei im Vordergrund (vgl. Leimbach 2015, S.48). Auch wenn eine Generalisierung nicht möglich ist, erforscht Leimbach dennoch einen bisher wenig erforschten Bereich und erstellt somit eine Art Portfolio für weitere Forschungen. Die Arbeit Leimbachs bezieht des Weiteren vor allem das Schüler-Eltern-Lehrer-Verhältnis mit ein (vgl. Leimbach 2015, S.1) und versucht somit möglicherweise einen interagierenden Prozess zu regulieren.
Flick, Uwe. „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen Ein Überblick für die BA Studiengänge“. Hamburg. (2014).
Flick, Uwe. „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses„. In: Flick, Uwe (Ed.) ; Kardoff, Ernst von (Ed.); Keupp,Heiner (Ed.) ; Rosenstiel, Lutz von (Ed.) ; Wolff, Stephan(Ed.): Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen,Konzepte, Methoden und Anwendungen. München: Beltz - Psychologie Verl. Union. (1991).
Flick, Uwe. „Handbuch Qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen“. Weinheim. (1995).
Leimbach, Burkhard. „Verschenkte Chancen - Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren. Optimierung der Zusammenarbeit von Schule,Eltern und ihren Kindern – eine Befragung von Schülerinnen und Schülern mit türkischem Migrationshintergrund bezüglich der Einstellung zu „schülerorientierter Elternarbeit“ am Gymnasium. Eine explorative Studie.“ Oldenburg. (2015).
Mayring, Philipp. „Qualitative Sozialforschung“. Weinheim: Beltz. (2002).
Mayring, Philipp. „Qualitative Inhaltsanalyse„. Weinheim: Beltz. (2008).
Reinders, Heinz. „Qualitative Interviews mit Jugendlichen führen - Ein Leitfaden“. München: Oldenbourg. (2012).
Sacher, Werner.„Elternarbeit. Gestaltungsmöglichkeiten und Grundlagen für alle Schularten“. Bad Heilbrunn: Klinkhard. (2008).
Witzel, Andreas. „Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung„.(2000).
http://qualitative-research.net/fqs;
Letzter Zugriff am 01.06.2017