In der Studie „Verschenkte Chancen - Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren“ von Burkhard Leimbach geht es um das Lernverhalten von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit Migrationshintergrund, insbesondere die mit türkischer Abstammung. Die Studie soll erforschen, ob Eltern, die ihre Kinder bei den schulischen Aufgaben unterstützen und ermutigen, einen Einfluss auf die Motivation und den Lernerfolg der Kinder haben. Dabei soll die Wechselbeziehung von Eltern-Schüler-Lehrer im Vordergrund stehen. Bei der Studie handelt es sich um eine explorative Studie. SchülerInnen werden befragt, die weitgehend erfolgreich in ihrer Schulkarriere sind und ein Gymnasium besuchen. Es geht darum eine bessere Gestaltung der Zusammenarbeit von Eltern und Schule zu ermöglichen. Leimbach legt den Schwerpunkt darauf, ob die Schüler und Schülerinnen sich als Selbstgestalter ihrer eigenen Schulkarriere verstehen und welchen Einfluss Eltern auf den schulischen Erfolg haben.
Leimbach legt viel Bedeutung auf die Frage, ob SchülerInnen mit türkischem Migrationshintergrund von Bildungsbenachteiligungen betroffen sind. Bei den Interviews wurden Jugendliche im Alter von 13-14 Jahre befragt, die zwar der Problemgruppe angehören, aber in ihrer Schullaufbahn im Gymnasium relativ erfolgreich sind, um damit eine einseitige Defizitorientierung zu verhindern (Leimbach, S.7). Bei der Studie legt er den Schwerpunkt auf drei verschiedene Fragen, die erstens den „Stellenwert von Schule bei den Eltern“ behandeln, zweitens „Die Bedeutungsselbstzuschreibung von Schülerinnen und Schülern im Beziehungsfeld Schule-Eltern und Familie“ und zuletzt „Die Bedeutungsselbstzuschreibung von Schülerinnen und Schülern im Beziehungsfeld Schule-Eltern und Familie“ (Leimbach, S.46). Das explorative Studiendesign lässt offen sich jeder ethisch vertretbaren Vorgehensweise zu bedienen (Flick 2, S. 202). Im Fokus steht bei diesem Vorgehen der Erkenntnisgewinn in dem untersuchten sozialen Feld (ebd.). Aufgrund des niedrigen Forschungsstandes eignet sich die explorative Studie gut für einen ersten Einblick in das Forschungsgebiet. Leimbach bezieht sich vor allem auf die Auswahl von türkischen Migranten, was für eine explorative Studie Sinn macht, jedoch bei späteren Forschungsdesigns reflektiert werden sollte, da eine Konzentration auf eine Migrantengruppe nur eine begrenzte Generalisierung zulässt
Die subjektive Sichtweise der Befragten muss möglichst unverfälscht wahrgenommen werden, dabei ist es wichtig, schriftliche und mündliche Äußerungen, so wie auch Verhalten ganzheitlich festzuhalten, wobei auch die Methode erlauben muss, Neues zu entdecken. Dies begründet sich aus dem exlorativen Studiendesign. (vgl. Leimbach, S. 47, 48) Die Studie besteht aus zehn Interviews. Diese dauern etwa zwanzig Minuten (vgl. Leimbach, S. 84) Leimbach betont die Wichtigkeit dabei nicht nur auf das Gesprochene oder Geschriebene Wort zu achten, sondern auch Zögern, Betonungen, Tonfall und Unterbrechungen seien entscheidende Informationen, da auch die 13- bis 14 Jährigen nicht die Ausdruckskraft eines Erwachsenen haben und so diese Beobachtungen wichtig für die Interpretation am Ende sind. Wobei hier auch die Schwierigkeit auftreten könnte, dass eine Überinterpretetion stattfindet, da Sprechpausen und Zögern unterbewusst entstehen können und dies auch unabhängig von der eigentlichen Botschaft geschehen kann. Als Methode zur Erfassung der Daten wird das Protokoll gewählt, welches zwar den genauen Wortlaut festhält, jedoch Schwächen bei der ganzheitlichen Erfassung der Probanden hat. Auf diesen Kritikpunkt geht Leimbach aber explizit ein und beschreibt es als eine „Momentaufnahme“. (vgl. Leimbach, S.49) Leimbach beschreibt als theoretische Grundlage der Erhebung den symbolischen Interaktionismus, welcher die individuelle Bedeutungszuschreibung von Menschen, Dingen oder Ereignissen für die Versuchspersonen in den Fokus rückt. Hier wird klar, dass er den Forschungsgegenstand gezielt aus der Sicht der Beforschten analysieren will und muss. Dies begründet sich aus der Annahme, dass die unterschiedlichen Bedeutungen die Menschen in ihrem Handeln beeinflussen. (vgl. Leimbach, S.54) Im weiteren Verlauf geht Leimbach auf die Art und Weise der Fragen ein. So beschreibt er, dass nach dem „Wie“ und nicht dem „Warum“ gefragt werden sollte. Allerdings begründet er dies nur sehr knapp und seine Frage: „Wie kommt es, dass Du gerade mit dieser Person redest?“ (Leimbach, S.55) könnte man ohne Sinnverlust in: „Warum redest du gerade mit dieser Person“ umformulieren. Auf der anderen Seite ist dies eine Möglichkeit, um eindeutige Antworten von Schülerinnen und Schülern zu bekommen, da sich der Frage „Wie“ nicht so leicht ausweichen lässt wie dem „Warum“.
Die Datenbasis dieser Studie sind zehn Interviews, die ebenfalls als Audiodatei festgehalten wurden, die jeweils zwanzig Minuten beinhalten. Da nur begrenztes Material zur Verfügung steht, sollte die Mitschriften nur noch wenig oder gar nicht mehr gekürzt werden (vgl. Leimbach, 2015, S.84, 85). Die Sprachverwendung ist in diesem Teil besonders wichtig, da das Deutsch der 13-14 Jährigen nicht einwandfrei ist und vor allem wichtige Informationen aus Zögern, Betonungen gewonnen werden können. (vgl. ebd.) Eine explorativ angelegte Studie soll, laut Leimbach, so strukturiert sein, dass am Ende Typisierungen, Vermutungen oder Hinweise auf Hypothesen stehen können (vgl. Leimbach, 2015, S.86)
Nach der Studie folgt die Auswertung der Interviews der Schülerinnen und Schüler. Dabei unterteilt Leimbach den Auswertungsprozess in vier Stufen, in denen die Interviews in verschiedene Kategorien eingeteilt und untereinander verglichen und ausgewertet werden. Nach dieser Auswertung soll eine Empfehlung stattfinden, um das Verhältnis zwischen Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrenden zu verbessern. In allen Interviews wird deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler die Unterstützung der Eltern schätzen. „Sie äußern sich wohlwollend über das Bemühen der Eltern, ihren Verpflichtungen zur Information und der Teilnahme an Elterngesprächen nachzukommen und wertschätzen deren aktive Rolle bei der Unterstützung ihres Lernprozesses.“ (Leimbach, S. 290) Auch scheinen alle Schülerinnen und Schüler die Schule zu schätzen und sind sich der Bedeutung auf ihre berufliche Qualifikation und gesellschaftlichen Anerkennung bewusst. Diese Antwort würde bei SchülerInnen mit einer nicht so erfolgreichen Schullaufbahn eventuell anders ausfallen.
Bezüglich der Geltungsbegründung lässt sich sagen, dass eine Auswahl von nur zehn Versuchspersonen eine begrenzte Generalisierung und Allgemeingültigkeit zulässt. Dies beschreibt der Autor kurz: „Die Ergebnisse dieser Untersuchung stehen unter Vorbehalt (…)“. (Leimbach, S.304) Allerdings geht er im weiteren Verlauf nicht mehr darauf ein und die Aussagen im beispielsweise im Resümee wirken als würden sie Allgemeingültigkeit besitzen. Das Gütekriterium Transparenz (Flick, S. 272)wird insgesamt von Leimbach beherzigt und hier ist besonders der Ausblick hervorzuheben in dem er schreibt: „Ruft man sich die weitgehend positive Einstellung von Schülerinnen und Schülern zu Schule und Lehrkräften und ihr Zutrauen in die eigenen Kräfte zum Aufstieg durch Bildung in Erinnerung, so kontrastiert dies mit den doch eher defizitär ausgerichteten Erwartungen des Forschenden.“ (Leimbach, S.306) In diesem Zitat reflektiert der Autor aktiv seine eigene Position, die auch schon Im Titel „verschenkte Chancen“ deutlich wird und korrigiert diese im Angesicht der Forschungsergebnisse. Auch das Gütekriterium Glaubwürdigkeit (Flick, S. 272) kommt hier in seiner persönlichen Reflexion gut zum Vorschein, jedoch leidet diese unter dem Allgemeingültigkeitsanspruch bei gleichzeitig kleinem Datensatz.
mit türkischem Migrationshintergrund bezüglich der Einstellung zu „schülerorientierter Elternarbeit“ am Gymnasium. Eine explorative Studie.“ Oldenburg. (2015).
Ranking: 1. Platz: Tandem 34, 2. Platz: Tandem 43, 3. Platz: Tandem 35, 4. Platz: Tandem 44
Für uns ist Tandem 34 eindeutig auf Platz 1 unseres Rankings, da in dieser Analyse sehr gut der Bezug zwischen der Studie und der Fachliteratur hergestellt wird. So wird einzig bei der Interpretation der Daten nicht auf die Fachliteratur zurückgegriffen. Der Text ist verständlich geschrieben und die einzelnen Schritte sind hervorragend nachvollziehbar. Einzig die Länge des Textes fällt im Vergleich zu den Anderen etwas aus dem Rahmen.
Wir haben Tandem 43 auf Platz 2 gesetzt. Der Text beginnt mit einer schönen Einleitung, die allerdings unserer Meinung auch in einem anderen Teil des Textes untergebracht werden könnte, da die Studie auch im Kapitel Fragestellung/Forschungsperspektiven ähnlich auch in einem sehr langen direkten Zitat beschrieben wird. Dieses sollte umgeschrieben werden. Außerdem fängt die Einleitung mit einem offensichtlichem Rechtschreibfehler an, was keinen ersten guten Eindruck macht. Insgesamt ist es uns aufgefallen, dass Tandem 43 eher eine Nacherzählung geschrieben hat als eine Analyse, es fehlen viele Begründungen. So wurde im Kapitel Fragestellung/Forschungsperspektiven zwar genannt, dass die SchülerInnen ein Gymnasium besuchen, doch bleibt eine Begründung dafür aus. Auch wurden wenige Verweise auf Fachliteratur verwendet. Das Kapitel Geltungsbegründung ist eher ein Abschluss und eine Zusammenfassung des schon Genannten, was allerdings wenig mit Geltungsbegründungen zu tun hat.
Tandem 35 ist unserer Meinung auf Platz 3. Sie beginnen mit einer gelungenen Einleitung, bei der leider der Titel der Studie nicht genannt wurde, was ein wichtiges Element der Analyse wäre. Das Kapitel Fragestellung/Forschungsperspektiven ist sehr nah am Originaltext von Leimbach. Insgesamt ist uns aufgefallen, dass der Text sprachlich holprig ist. Einige Sätze sind sehr schwer zu lesen und sollten verkürzt oder umgeschrieben werden. Auch wird sehr oft „ebd.“ im Zitat verwendet, bei einigen weiß man nicht, zu welchem Autor dieses gehört. Desweitern fehlt unten in der Literaturangabe der Autor Reinders in der Aufzählung.
Tandem 44 befindet sich bei uns auf dem vierten Platz, da sich in dieser Analyse einige inhaltliche Fehler befinden und somit die Aussagekraft sehr gering ist. Diese inhaltlichen Probleme tauchen vor Allem bei dem Thema Hypothese auf. So wird im Verhältnis Theorie-Gegenstand noch darauf eingegangen, dass laut Flick bei der qualitativen Forschung eine Hypothese am Anfang zugrunde liegt (vgl. Dogan, Sander, 2017, Verhältnis Theorie-Gegenstand). Im Gegensatz dazu wird im folgenden Abschnitt gesagt: „Die qualitative Forschung verzichtet auf Hypothesen […]“ (vgl. Dogan, Sander, 2017, Fragestellung, Forschungsperspektive). Die inhaltlichen Probleme bezüglich der Hypothese treten auch in „Fixierung der Daten“ auf, in dem dort davon ausgegangen wird: „[…], dass im besten Falle eine Hypothese aufgestellt werden kann“ (vgl. Dogan, Sander, 2017, Fixierung der Daten). Hier lässt sich festhalten, dass die Aussage, dass die qualitative Forschung auf Hypothesen verzichtet die Korrekte ist (vgl. Flick, 2009, S.24) Bei der Geltungsbegründung werden die Kriterien der quantitativen Forschung verwendet, welche bei der qualitativen Forschung von Leimbach nicht angewendet werden können. Hier wäre die Verwendung der Gütekriterien nach Steinke angebracht gewesen. (vgl. Steinke, 2000, S.319 ff.)
Quellen: Steinke, I. (2000): Gütekriterien qualitativer Forschung. In: Flick, U., von Kardorff, E. & Steinke, I. (Hrsg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch, S. 319-331. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch.
Flick (2009) : Sozialforschung. Methoden und Anwendungen Ein Überblick für die BA Studiengänge, Hamburg, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag.
Dogan, Sander (2017) : Entwurfsfassung. URL:http://edulog-darmstadt.de/dokuwiki/doku.php?id=lehre:sose2017:sozialwissmeth:analysen:leimbach:tandem44 letzter Abruf 05.07.2017
Zu diesem Punkt lässt sich zunächst grundsätzlich sagen, dass sich qualitative Forschung stets im Spannungsfeld zwischen der Offenheit für Neues und der gleichzeitigen Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes (vgl. Flick 2, S. 17). In der Theorie geht Leimbach davon aus, dass die Eltern der Jugendlichen, diese aufgrund schlechter Zusammenarbeit mit der Schule und dem geringen Bildungsniveau nicht adäquat unterstützen können (vgl. Leimbach S. 12 ff.). Diese Theorie wird innerhalb der Studie nicht bestätigt, da die meisten Jugendlichen zu dem Schluss kommen, dass ihre Eltern eine wichtige Rolle innerhalb des Bildungsprozesses spielen (vgl. Leimbach, S.300). Nichtsdestotrotz zeigt dieser Gegensatz zwischen Theorie und dem Ergebnis im Kontakt mit dem Gegenstandsfeld, dass das Studiendesign die nötige Offenheit für von der Theorie abweichende Ergebnisse hatte.
In der Studie „Verschenkte Chancen - Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren“ von Burkhard Leimbach geht es um das Lernverhalten von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit Migrationshintergrund, insbesondere die mit türkischer Abstammung. Die Studie soll erforschen, ob Eltern, die ihre Kinder bei den schulischen Aufgaben unterstützen und ermutigen, einen Einfluss auf die Motivation und den Lernerfolg der Kinder haben. Dabei soll die Wechselbeziehung von Eltern-Schüler-Lehrer im Vordergrund stehen. Bei der Studie handelt es sich um eine explorative Studie. Schülerinnen und Schüler werden befragt, die weitgehend erfolgreich in ihrer Schulkarriere sind und ein Gymnasium besuchen. Es geht darum eine bessere Gestaltung der Zusammenarbeit von Eltern und Schule zu ermöglichen. Leimbach legt den Schwerpunkt darauf, ob die Schüler und Schülerinnen sich als Selbstgestalter ihrer eigenen Schulkarriere verstehen und welchen Einfluss Eltern auf den schulischen Erfolg haben.
Leimbach legt viel Bedeutung auf die Frage, ob Schülerinnen und Schüler mit türkischem Migrationshintergrund von Bildungsbenachteiligungen betroffen sind. Bei den Interviews wurden Kinder im Alter von 13-14 Jahre befragt, die zwar der Problemgruppe angehören, aber in ihrer Schullaufbahn im Gymnasium relativ erfolgreich sind, um damit eine einseitige Defizitorientierung zu verhindern (Leimbach, S.7). Bei der Studie legt er den Schwerpunkt auf drei verschiedene Fragen, die erstens den „Stellenwert von Schule bei den Eltern“ behandeln, zweitens „Die Bedeutungsselbstzuschreibung von Schülerinnen und Schülern im Beziehungsfeld Schule-Eltern und Familie“ und zuletzt „Die Bedeutungsselbstzuschreibung von Schülerinnen und Schülern im Beziehungsfeld Schule-Eltern und Familie“ (Leimbach, S.46). Das explorative Studiendesign lässt offen sich jeder ethisch vertretbaren Vorgehensweise zu bedienen (Flick 2, S. 202). Im Fokus steht bei diesem Vorgehen der Erkenntnisgewinn in dem untersuchten sozialen Feld (ebd.). Aufgrund des niedrigen Forschungsstandes eignet sich die explorative Studie gut für einen ersten Einblick in das Forschungsgebiet. Leimbach bezieht sich vor allem auf die Auswahl von türkischen Migranten, was für eine explorative Studie Sinn macht, jedoch bei späteren Forschungsdesigns reflektiert werden sollte, da eine Konzentration auf eine Migrantengruppe nur eine begrenzte Generalisierung zulässt
Die subjektive Sichtweise der Befragten muss möglichst unverfälscht wahrgenommen werden, dabei ist es wichtig, schriftliche und mündliche Äußerungen, so wie auch Verhalten ganzheitlich festzuhalten, wobei auch die Methode erlauben muss, Neues zu entdecken. Dies begründet sich aus dem exlorativen Studiendesign. (vgl. Leimbach, S. 47, 48) Die Studie besteht aus zehn Interviews. Diese dauern etwa zwanzig Minuten (vgl. Leimbach, S. 84) Leimbach betont die Wichtigkeit dabei nicht nur auf das Gesprochene oder Geschriebene Wort zu achten, sondern auch Zögern, Betonungen, Tonfall und Unterbrechungen seien entscheidende Informationen, da auch die 13- bis 14 Jährigen nicht die Ausdruckskraft eines Erwachsenen haben und so diese Beobachtungen wichtig für die Interpretation am Ende sind. Wobei hier auch die Schwierigkeit auftreten könnte, dass eine Überinterpretetion stattfindet, da Sprechpausen und Zögern unterbewusst entstehen können und dies auch unabhängig von der eigentlichen Botschaft geschehen kann. Als Methode zur Erfassung der Daten wird das Protokoll gewählt, welches zwar den genauen Wortlaut festhält, jedoch Schwächen bei der ganzheitlichen Erfassung der Probanden hat. Auf diesen Kritikpunkt geht Leimbach aber explizit ein und beschreibt es als eine „Momentaufnahme“. (vgl. Leimbach, S.49) Leimbach beschreibt als theoretische Grundlage der Erhebung den symbolischen Interaktionismus, welcher die individuelle Bedeutungszuschreibung von Menschen, Dingen oder Ereignissen für die Versuchspersonen in den Fokus rückt. Hier wird klar, dass er den Forschungsgegenstand gezielt aus der Sicht der Beforschten analysieren will und muss. Dies begründet sich aus der Annahme, dass die unterschiedlichen Bedeutungen die Menschen in ihrem Handeln beeinflussen. (vgl. Leimbach, S.54) Im weiteren Verlauf geht Leimbach auf die Art und Weise der Fragen ein. So beschreibt er, dass nach dem „Wie“ und nicht dem „Warum“ gefragt werden sollte. Allerdings begründet er dies nur sehr knapp und seine Frage: „Wie kommt es, dass Du gerade mit dieser Person redest?“ (Leimbach, S.55) könnte man ohne Sinnverlust in: „Warum redest du gerade mit dieser Person“ umformulieren. Auf der anderen Seite ist dies eine Möglichkeit, um eindeutige Antworten von Schülerinnen zu Schülern zu bekommen, da sich der Frage „Wie“ nicht so leicht ausweichen lässt wie dem „Warum“.
Die Datenbasis dieser Studie sind zehn Interviews, die ebenfalls als Audiodatei festgehalten wurden, die jeweils zwanzig Minuten beinhalten. Da nur begrenztes Material zur Verfügung steht, sollte die Mitschriften nur noch wenig oder gar nicht mehr gekürzt werden (vgl. Leimbach, S. 84, 85). Die Sprachverwendung ist in diesem Teil besonders wichtig, da das Deutsch der 13-14 Jährigen nicht einwandfrei ist und vor allem wichtige Informationen aus Zögern, Betonungen gewonnen werden können. (vgl. ebd.) Eine explorativ angelegte Studie soll, laut Leimbach, so strukturiert sein, dass am Ende Typisierungen, Vermutungen oder Hinweise auf Hypothesen stehen können.
Nach der Studie folgt die Auswertung der Interviews der Schülerinnen und Schüler. Dabei unterteilt Leimbach den Auswertungsprozess in vier Stufen, in denen die Interviews in verschiedene Kategorien eingeteilt und untereinander verglichen und ausgewertet werden. Nach dieser Auswertung soll eine Empfehlung stattfinden, um das Verhältnis zwischen Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrenden zu verbessern. In allen Interviews wird deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler die Unterstützung der Eltern schätzen. „Sie äußern sich wohlwollend über das Bemühen der Eltern, ihren Verpflichtungen zur Information und der Teilnahme an Elterngesprächen nachzukommen und wertschätzen deren aktive Rolle bei der Unterstützung ihres Lernprozesses.“ (Leimbach, S. 290) Auch scheinen alle Schülerinnen und Schüler die Schule zu schätzen und sind sich der Bedeutung auf ihre berufliche Qualifikation und gesellschaftlichen Anerkennung bewusst. Diese Antwort würde bei Schülerinnen und Schülern mit einer nicht so erfolgreichen Schullaufbahn eventuell anders ausfallen.
Bezüglich der Geltungsbegründung lässt sich sagen, dass eine Auswahl von nur zehn Versuchspersonen eine begrenzte Generalisierung und Allgemeingültigkeit zulässt. Dies beschreibt der Autor kurz: „Die Ergebnisse dieser Untersuchung stehen unter Vorbehalt (…)“. (Leimbach, S.304) Allerdings geht er im weiteren Verlauf nicht mehr darauf ein und die Aussagen im beispielsweise im Resümee wirken als würden sie Allgemeingültigkeit besitzen. Das Gütekriterium Transparenz (Flick, S. 272)wird insgesamt von Leimbach beherzigt und hier ist besonders der Ausblick hervorzuheben in dem er schreibt: „Ruft man sich die weitgehend positive Einstellung von Schülerinnen und Schülern zu Schule und Lehrkräften und ihr Zutrauen in die eigenen Kräfte zum Aufstieg durch Bildung in Erinnerung, so kontrastiert dies mit den doch eher defizitär ausgerichteten Erwartungen des Forschenden.“ (Leimbach, S.306) In diesem Zitat reflektiert der Autor aktiv seine eigene Position, die auch schon Im Titel „verschenkte Chancen“ deutlich wird und korrigiert diese im Angesicht der Forschungsergebnisse. Auch das Gütekriterium Glaubwürdigkeit (Flick, S. 272) kommt hier in seiner persönlichen Reflexion gut zum Vorschein, jedoch leidet diese unter dem Allgemeingültigkeitsanspruch bei gleichzeitig kleinem Datensatz.
Leimbach setzt sich sehr intensiv mit den eigenen Erwartungen und den Ergebnissen der Studie auseinander. So macht er beispielsweise deutlich, dass er mit einem anderen Forschungsergebnis gerechnet hat (vgl. Leimbach, S. 304). Außerdem betont er die geringe Datenmenge, woraus sich keine Generalisierungen ableiten lassen können, sondern nur Vermutungen geäußert werden können (vgl. Ebd.). Ein weiterer wichtiger Aspekt der von ihm kritisch betrachtet wird ist die Schulform der offenen Ganztagsschule (vgl. Leimbach, S.306). Diese Schule ist nicht der Regelfall und könnte somit auch Einfluss auf die Forschungsergebnisse gehabt haben, beispielsweise durch die bessere Versorgung mit Sozialpädagogen (vgl. Ebd.).
- Flick, Uwe. „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen Ein Überblick für die BA Studiengänge“. Hamburg.(2014) - Flick, Uwe. „Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung“. Berlin. (2007) Link. http://www.qualitative-forschung.de/methodentreffen/archiv/texte/texte_2007/flick.pdf zuletzt abgerufen: 15.09.2017
- * Leimbach, Burkhard. „Verschenkte Chancen - Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren. Optimierung der Zusammenarbeit von Schule,Eltern und ihren Kindern – eine Befragung von Schülerinnen und Schülern mit türkischem Migrationshintergrund bezüglich der Einstellung zu „schülerorientierter Elternarbeit“ am Gymnasium. Eine explorative Studie.“ Oldenburg. (2015).