Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.
Beide Seiten der vorigen Revision Vorhergehende Überarbeitung Nächste Überarbeitung | Vorhergehende Überarbeitung | ||
lehre:sose2017:sozialwissmeth:analysen:leimbach:tandem25 [2017/09/15 12:05] tandem25b [Fixierung der Daten] |
lehre:sose2017:sozialwissmeth:analysen:leimbach:tandem25 [2020/11/04 21:41] (aktuell) |
||
---|---|---|---|
Zeile 67: | Zeile 67: | ||
==== Verhältnis Theorie-Gegenstand==== | ==== Verhältnis Theorie-Gegenstand==== | ||
- | Burkhard Leimbach erforscht die Zusammenarbeit von Schule, Eltern und Schüler_innen, | + | Burkhard Leimbach erforscht die Zusammenarbeit von Schule, Eltern und Schüler_innen, |
- | + | In seiner Dissertation geht Leimbach auf den aktuellen Forschungsstand ein und kommt zu den Ergebnis, dass durch die unterschiedlich ausgeführten Studien und der Uneinigkeit über den Begriff der Elternarbeit, | |
- | In seiner Dissertation geht Leimbach auf den aktuellen Forschungsstand ein und kommt zu den Ergebnis, dass durch die unterschiedlich ausgeführten Studien und der Uneinigkeit über den Begriff der Elternarbeit, | + | Es liegt keine Theorie vor, sondern ein Konzept, welches " |
- | In Leimbach Dissertation | + | |
Aufgrund der mangelnden Untersuchungen in diesem speziellen Forschungsfeld, | Aufgrund der mangelnden Untersuchungen in diesem speziellen Forschungsfeld, | ||
Zeile 76: | Zeile 75: | ||
==== Fragestellung, | ==== Fragestellung, | ||
- | Eine Fragestellung wird mit dem Ziel formuliert, dass die Beantwortung einen Nutzen erbringen kann, neue Erkenntnisse sowie neue Lösungsvorschläge für das untersuchte Problem erlangt werden können. | + | Die Fragestellung dieser Studie lautet, ob Schüler_innen mit türkischem Migrationshintergrund sich selbst als Gestaltende ihrer Schulkarriere begreifen, in welchem Umfang sie dabei die Faktoren für eine erfolgreiche Schulkarriere wahrnehmen und benennen können und welchen Spielraum sie im Bezugsfeld Eltern-Schule-Schüler_in für eigenes Handeln sehen, um in Zusammenarbeit mit ihren Eltern ihren Schulerfolg steigern zu können“ (Leimbach, 2015, S.45).Die Wahl, die Zusammenarbeit von Schüler_innen mit türkischen Abstammung zu untersuchen, |
- | + | ||
- | Die Wahl, die Zusammenarbeit von Schüler_innen mit türkischen Abstammung zu untersuchen, | + | |
In dem speziellen Forschungsfeld von Leimbach, sind keine Studien vorhanden (ebd., S.63). Deshalb nennt Leimbach seine Studie eine explorative, | In dem speziellen Forschungsfeld von Leimbach, sind keine Studien vorhanden (ebd., S.63). Deshalb nennt Leimbach seine Studie eine explorative, | ||
- | Ebenso muss die Fragestellung so formuliert sein, dass „[…] die Fragestellungen mit den Methoden der Sozialforschung bearbeitbar […]“ sind (Flick, 2009, S.39).Leimbach legt sich auf ein qualitatives Forschungsdesign fest (Leimbach, 2015, S.49). Im Folgenden nimmt der Autor die fünf handlungsorientierten Postulate zur Grundlage qualitativen Forschens von Mayring und knüpft an die Bestimmungsmerkmale qualitative Forschung, die von Reinders formuliert worden sind, an (ebd.,S.48 ff.). | + | Ebenso muss die Fragestellung so formuliert sein, dass „[…] die Fragestellungen mit den Methoden der Sozialforschung bearbeitbar […]“ sind (Flick, 2009, S.39). Leimbach legt sich auf ein qualitatives Forschungsdesign fest (Leimbach, 2015, S.49). Im Folgenden nimmt der Autor die fünf handlungsorientierten Postulate zur Grundlage qualitativen Forschens von Mayring und knüpft an die Bestimmungsmerkmale qualitative Forschung, die von Reinders formuliert worden sind, an (ebd., S.48 ff.). |
- | Mit der Begründung, | + | Mit der Begründung, |
- | Abgeleitet aus den methodischen Konsequenzen des Symbolischen Interaktionismus und für die Beantwortung der bisherigen Erfahrungen ihres Lebens, beschließt der Autor die Befragung in Form von Interviews durchzuführen (ebd., S.59) und anhand seiner herausgearbeiteten Kriterien für das Interview, legt er sich auf ein leitfadengestütztes problemzentriertes Interview fest (ebd., S.62ff.). | + | Abgeleitet aus den methodischen Konsequenzen des Symbolischen Interaktionismus und für die Beantwortung der bisherigen Erfahrungen ihres Lebens, beschließt der Autor die Befragung in Form von Interviews durchzuführen (ebd., S.59) und anhand seiner herausgearbeiteten Kriterien für das Interview, legt er sich auf ein leitfadengestütztes problemzentriertes Interview fest (ebd., S.62 ff.). |
==== Annäherung ans Feld==== | ==== Annäherung ans Feld==== | ||
- | Nachdem der Autor sich intensiv mit dem Forschungsgegenstand und dem Verfahren der Studie beschäftigt hat, muss nun die Annäherung an das Feld erfolgen. Mayring gibt seinen Grundgedanken zur Feldforschung wieder: „Feldforschung will ihren Gegenstand in möglichst natürlichen Umfeld untersuchen, | + | Nachdem der Autor sich intensiv mit dem Forschungsgegenstand und dem Verfahren der Studie beschäftigt hat, muss nun die Annäherung an das Feld erfolgen. Mayring gibt seinen Grundgedanken zur Feldforschung wieder: „Feldforschung will ihren Gegenstand in möglichst natürlichen Umfeld untersuchen, |
- | Das Sample soll aus 13-14-Jährigen bestehen, die fähig sind zu reflektieren. | + | Das Sample soll aus 13-14-Jährigen bestehen, die fähig sind zu reflektieren. Leimbachs stufenweise Informationsvermittlung und Annäherung an die Schule, gewährleistet Transparenz und die Bedeutung der Studie sowie die Akzeptanz des Vorhabens wird durch die Schule verdeutlicht. So können Schüler_innen ohne Fremdbeeinflussung entscheiden und dadurch werden ernsthafte Interviewpartner gewonnen (ebd., S.78). |
- | Aus den Gründen, dass Leimbach selbst ehemaliger Schulleiter der Schule war und die Möglichkeit besteht durch sein Vorwissen gewisse Aussagen nicht genügend zu würdigen und Schüler_innen in ihrer Sprechmotivation zu hemmen, tritt er nicht selbst als Interviewer auf (ebd., S.65, 78f). Die Stelle des Interviewers wird ein promovierter Mitarbeiter der Universität Oldenburg einnehmen, der mit diesem Themenfeld schon vertraut ist. Dieser kann durch seine türkischen Herkunft und seinen Kenntnisse z.B. in Sprache, Werten oder Milieu eine ganz andere Vertrautheit und Verhältnis zu den Befragten aufbauen (ebd., S.65). Die Bedingung ist, „(…) den Interviewer mit Ziel und Verfahren der Studie intensiv vertraut zu machen und die Orientierung am Leitfaden vorzubereiten“ (ebd., S.79). | + | Aus den Gründen, dass Leimbach selbst ehemaliger Schulleiter der Schule war und die Möglichkeit besteht durch sein Vorwissen gewisse Aussagen nicht genügend zu würdigen und Schüler_innen in ihrer Sprechmotivation zu hemmen, tritt er nicht selbst als Interviewer auf (ebd., S.65, 78f). Die Stelle des Interviewers wird ein promovierter Mitarbeiter der Universität Oldenburg einnehmen, der mit diesem Themenfeld schon vertraut ist. Dieser kann durch seine türkischen Herkunft und seinen Kenntnisse z.B. in Sprache, Werten oder Milieu eine ganz andere Vertrautheit und Verhältnis zu den Befragten aufbauen (ebd., S.65). Die Bedingung ist, „[…] den Interviewer mit Ziel und Verfahren der Studie intensiv vertraut zu machen und die Orientierung am Leitfaden vorzubereiten“ (ebd., S.79). |
==== Sammlung der Daten==== | ==== Sammlung der Daten==== | ||
Zeile 102: | Zeile 98: | ||
Für die Teilnahme an dieser Studie erklärten sich zwei männliche und drei weibliche Jugendliche bereit. Der Meinung Leimbachs nach, ist dies zwar ein sehr begrenztes Sample, doch mit einem heterogenen Sample, wie es nach Informationen der Schule der Fall ist, ist die Qualität der Daten höher und somit die Chance, für neue Erkenntnisse größer (2015, S.82). | Für die Teilnahme an dieser Studie erklärten sich zwei männliche und drei weibliche Jugendliche bereit. Der Meinung Leimbachs nach, ist dies zwar ein sehr begrenztes Sample, doch mit einem heterogenen Sample, wie es nach Informationen der Schule der Fall ist, ist die Qualität der Daten höher und somit die Chance, für neue Erkenntnisse größer (2015, S.82). | ||
- | Voraus geht ein Kurzfragebogen, | + | Voraus geht ein Kurzfragebogen, |
- | Aufgrund des Interviews ist die Datensammlung „[…] schnell und umfassend erhältlich und diese Informationen sind dauerhaft als Video-, Audio- und Transkriptdatei verfügbar, was Auswertung und Interpretation sowie intersubjektive Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse erleichtert“ (ebd., S.59). | ||
==== Fixierung der Daten==== | ==== Fixierung der Daten==== | ||
Zeile 110: | Zeile 106: | ||
==== Interpretation der Daten==== | ==== Interpretation der Daten==== | ||
- | Leimbach nimmt seine Analyse in vier Stufen vor (2015, S.111). Dabei verwendet er in abgewandelter Form die Valenz- und Intensitätsanalyse an. Im ersten Schritt wird untersucht, ob die Interviews den vorher festgelegten Auswertungskategorien Leimbachs zugeordnet werden können. Zusätzlich wird ermittelt, ob neue Kategorien hinzugefügt werden müssen (ebd.).Dies stimmt auch mit der Beschreibung Mayrings (2015, S.15) überein, dieser beschreibt den Vorgang durch die " | + | Leimbach nimmt seine Analyse in vier Stufen vor (2015, S.111). Dabei verwendet er in abgewandelter Form die Valenz- und Intensitätsanalyse an. Im ersten Schritt wird untersucht, ob die Interviews den vorher festgelegten Auswertungskategorien Leimbachs zugeordnet werden können. Zusätzlich wird ermittelt, ob neue Kategorien hinzugefügt werden müssen (ebd., S.89). Dies stimmt auch mit der Beschreibung Mayrings (2015, S.15) überein, dieser beschreibt den Vorgang durch die " |
- | Die darauffolgende Stufe bündelt die Ergebnisse | + | Die darauffolgende Stufe bündelt die Ergebnisse |
Beim dritten Schritt erfolgt ein Perspektivwechsel, | Beim dritten Schritt erfolgt ein Perspektivwechsel, | ||
Zeile 119: | Zeile 115: | ||
Die Geltungsbegründung wird von Mayring kritisiert, da laut ihm die beiden klassischen Gütekriterien Validität und Reliabilität nicht mehr nur für die qualitative Forschung ausreichen. Daher hat Mayring sechs Kriterien verfasst, um sie als allgemeine Kriterien in der qualitativen Forschung einzusetzen. Die Verfahrensdokumentation setzt eine detaillierte Dokumentation voraus, welche auf angewandte Verfahren und Methoden verweist. Laut Mayring werden die Methoden für den jeweiligen Kontext spezialisiert (2002, S.145). | Die Geltungsbegründung wird von Mayring kritisiert, da laut ihm die beiden klassischen Gütekriterien Validität und Reliabilität nicht mehr nur für die qualitative Forschung ausreichen. Daher hat Mayring sechs Kriterien verfasst, um sie als allgemeine Kriterien in der qualitativen Forschung einzusetzen. Die Verfahrensdokumentation setzt eine detaillierte Dokumentation voraus, welche auf angewandte Verfahren und Methoden verweist. Laut Mayring werden die Methoden für den jeweiligen Kontext spezialisiert (2002, S.145). | ||
- | Leimbach hat die Analyse seiner Daten modifiziert (2015, 89), indem er „[…]mit Hilfe deduktiv abgeleiteter Kategorien eine bestimmt Struktur aus dem Material […] (herausfiltert) und durch Ankerbeispiele […]“ belegt hat(ebd., S.89). Dadurch deckt er das Kriterium der Regelgeleitetheit ab. Eine Struktur bewahrt er dennoch trotz der Modifizierung. Die Argumentative Interpretationsabsicherung zeigt sich, dass die Erkenntnisse aus der Datenanalyse argumentativ begründet sein sollen (Mayring, 2002, S.145). Die Nähe zum Gegenstand, behält Leimbach bei, indem er ins Forschungsfeld geht und die Interviewpartner_innen über den Sinn der Studie, dem Ablauf und dem Thema bekannt macht (2015, S.103). | + | Leimbach hat die Analyse seiner Daten modifiziert (2015, 89), indem er „[…] mit Hilfe deduktiv abgeleiteter Kategorien eine bestimmt Struktur aus dem Material […] (herausfiltert) und durch Ankerbeispiele […]“ belegt hat (ebd., S.89). Dadurch deckt er das Kriterium der Regelgeleitetheit ab. Eine Struktur bewahrt er dennoch trotz der Modifizierung. Die Argumentative Interpretationsabsicherung zeigt sich, dass die Erkenntnisse aus der Datenanalyse argumentativ begründet sein sollen (Mayring, 2002, S.145). Die Nähe zum Gegenstand, behält Leimbach bei, indem er ins Forschungsfeld geht und die Interviewpartner_innen über den Sinn der Studie, dem Ablauf und dem Thema bekannt macht (2015, S.103). |
Die kommunikative Validierung wird erbracht, indem die Schüler_innen sich mit der Thematik vertraut machten und sich eine Meinung bilden konnten. Die Triangulation wurde von Leimbach eingehalten, | Die kommunikative Validierung wird erbracht, indem die Schüler_innen sich mit der Thematik vertraut machten und sich eine Meinung bilden konnten. Die Triangulation wurde von Leimbach eingehalten, | ||
==== Forschung als Diskurs==== | ==== Forschung als Diskurs==== | ||
- | Der Diskurs mit den Schüler_innen erfolgt bei Leimbach durch einen Kurzfragebogen und einem problemzentrierten Interview. Der Fragebogen wird teilweise nur selektiv durchgeführt. In der Interpretation zeigt es sich als positiv, da sich der Interviewer individuell den Schüler_innen angepasst hat (Leimbach 2015, S.106). Die vermittelte Bedeutungszuschreibung und das entstehende Vertrauensverhältnis, | + | Der Diskurs mit den Schüler_innen erfolgt bei Leimbach durch einen Kurzfragebogen und einem problemzentrierten Interview. Der Fragebogen wird teilweise nur selektiv durchgeführt. In der Interpretation zeigt es sich als positiv, da sich der Interviewer individuell den Schüler_innen angepasst hat (Leimbach 2015, S.106). Die vermittelte Bedeutungszuschreibung und das entstehende Vertrauensverhältnis, |
==== Literatur ==== | ==== Literatur ==== | ||
- | * Flick, Uwe. „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen Ein Überblick für die BA Studiengänge“. Hamburg.(2009) | + | * Flick, Uwe. „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen Ein Überblick für die BA Studiengänge“. Hamburg. (2009) |
* Flick, Uwe. „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses“. In Flick, Uwe; von Kardorff, Ernst; Keupp, Heiner; von Rosenstiel, Lutz; Wolff, Stephan. " | * Flick, Uwe. „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses“. In Flick, Uwe; von Kardorff, Ernst; Keupp, Heiner; von Rosenstiel, Lutz; Wolff, Stephan. " | ||
* Lamnek, Siegfried. „Qualitative Sozialforschung Band 02 Methoden und Techniken“. Weinheim. (1995) 3.Auflage. | * Lamnek, Siegfried. „Qualitative Sozialforschung Band 02 Methoden und Techniken“. Weinheim. (1995) 3.Auflage. | ||
- | * Leimbach, Burkhard (2015): Verschenkte Chancen - Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren? | + | * Leimbach, Burkhard (2015): Verschenkte Chancen - Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren? |
- | * Mayring, Philipp. „Einführung in die qualitative Sozialforschung Eine Anleitung zu qualitativem Denken“. Weinheim, Basel.(2002) | + | * Mayring, Philipp. „Einführung in die qualitative Sozialforschung Eine Anleitung zu qualitativem Denken“. Weinheim, Basel. (2002) |
* Mayring, Philipp. „ Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken“. Weinheim, Basel. (2015) | * Mayring, Philipp. „ Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken“. Weinheim, Basel. (2015) | ||