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lehre:sose2017:sozialwissmeth:analysen:faehnrich:tandem29

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lehre:sose2017:sozialwissmeth:analysen:faehnrich:tandem29 [2017/09/12 22:36]
tandem29a [Interpretation der Daten]
lehre:sose2017:sozialwissmeth:analysen:faehnrich:tandem29 [2017/09/15 13:17]
tandem29a [Forschung als Diskurs]
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 ==== Verhältnis Theorie-Gegenstand==== ==== Verhältnis Theorie-Gegenstand====
  
 +Der erste Schritt in Fähnrichs Studie ist die Formulierung einer Ausgangsthese innerhalb seines Untersuchungsgegenstands. Dieser Gegenstand ist in Fähnrichs Studie die Sicht jugendlicher Wiederholungstäter auf ihre eigenen Straftaten (Fähnrich, 2009, S. 7). Die These dazu entwickelt er anhand vorheriger Literaturrecherche. Von dieser These werden anschließend Forschungsfragen abgeleitet, die für ihre Untersuchung, bzw. Überprüfung notwendig sind (Fähnrich, 2009, S. 7). Dieses Vorgehen erinnert an die “Modellbildung”, die Flick im Zusammenhang mit theoretischen Vorannahmen und Untersuchungsgegenständen beschreibt (Flick, 1995, S. 150). Fähnrichs Ausgangsthese “dass (...)  eine “subjektive kriminelle Karriere“ existiert”, (Fähnrich, 2009, S. 7) ist gleichzusetzen mit Flicks Vorstellungen eines Modells. Die daraus abgeleiteten Forschungsfragen sind vergleichbar mit den Hypothesen, die es laut Flick zu überprüfen gilt (Flick, 1995, S. 150). Die Jugendlichen, die für Fähnrichs Studie interviewt wurden, stehen stellvertretend für straffällige Jugendliche im Allgemeinen und könnten somit auch gegen Andere ausgetauscht werden. Sie dienen der Beantwortung der Forschungsfragen zur Überprüfung der Ausgangsthesen (Fähnrich, 2009, S. 8). Die Animation zum eigenständigen Redefluss der Interviewten durch die Interviewenden (Fähnrich, 2009, S. 123) entspricht dem Prinzip der Offenheit innerhalb des von Flick vorgestellten Ansatzes der Grounded Theory, welches die Zurückstellung theoretischen Vorwissens vorsieht, um eine eigenständige Strukturierung durch die Forschungssubjekte selbst zu ermöglichen (Flick, 1995, S. 150). 
 ==== Fragestellung, Forschungsperspektiven==== ==== Fragestellung, Forschungsperspektiven====
  
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 Um die Studie geltend zu machen, ist es notwendig, dass der Forschende sich einerseits dem Wahrheitsgehalt seiner gesammelten Daten bewusst ist und diesen zum anderen für Dritte transparent macht, sodass der Forschungsprozess für jeden nachvollziehbar ist (Flick, 1995, S.167). Fähnrich arbeitet in Bezug auf die Auswahl der zu Interviewenden mit einem hessischen Polizeipräsidium zusammen. Die Täter erklären sich freiwillig zum Interview bereit, bleiben anonym und sind nicht dazu gezwungen Fragen zu beantworten, die ihnen unangenehm sind. Dadurch wird der Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen möglichst hoch gehalten (Fähnrich, 2009, S.119). Flick kritisiert an Leitfadeninterviews, dass durch die Hinderung des uneingeschränkten Redeflusses die Authenzität verloren gehen könnte (Flick, 1995, S.168). Dieser Gefahr geht man in Fähnrichs Studie jedoch aus dem Weg, indem die Leitfragen eher offen formuliert werden und weniger der strukturierten Abarbeitung, als viel mehr einer groben Orientierung dienen.  Um die Studie geltend zu machen, ist es notwendig, dass der Forschende sich einerseits dem Wahrheitsgehalt seiner gesammelten Daten bewusst ist und diesen zum anderen für Dritte transparent macht, sodass der Forschungsprozess für jeden nachvollziehbar ist (Flick, 1995, S.167). Fähnrich arbeitet in Bezug auf die Auswahl der zu Interviewenden mit einem hessischen Polizeipräsidium zusammen. Die Täter erklären sich freiwillig zum Interview bereit, bleiben anonym und sind nicht dazu gezwungen Fragen zu beantworten, die ihnen unangenehm sind. Dadurch wird der Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen möglichst hoch gehalten (Fähnrich, 2009, S.119). Flick kritisiert an Leitfadeninterviews, dass durch die Hinderung des uneingeschränkten Redeflusses die Authenzität verloren gehen könnte (Flick, 1995, S.168). Dieser Gefahr geht man in Fähnrichs Studie jedoch aus dem Weg, indem die Leitfragen eher offen formuliert werden und weniger der strukturierten Abarbeitung, als viel mehr einer groben Orientierung dienen. 
 ==== Forschung als Diskurs==== ==== Forschung als Diskurs====
 +Nach Flick beschreibt „Forschung als Diskurs“ das Subjektverständnis der Forschung, also die Reflexion und Auswertung der erhobenen Daten im Zusammenhang mit der Thematik (Flick, 1995, S. 170). Dieser Prozess läuft laut Flick in drei Schritten ab (Flick, 1995, S. 170). Die ersten zwei Schritte werden nach  kommunikativer Validierung praktiziert (Flick, 1995, S. 170). Im ersten Schritt kann der Forscher nach der Zustimmung der Befragten deren Aussagen rückmelden und zugänglich machen. In Fähnrichs Studie wird den Befragten lediglich die Anonymität zugesichert (Fähnrich, 2009, S.123), jedoch werden die Aussagen nicht zurückgemeldet und dem Erforschten zur Verfügung gestellt. Im zweiten Schritt sollen die Erforschten mit in die „Interpretation der Daten“ einbezogen werden, beziehungsweise eine Rückmeldung bekommen (Flick, 1995, S.170). Passiert solch eine Rückmeldung nach der „Interpretation der Daten“ nicht, sollte im dritten und letzten Schritt die Rückmeldung nach Abschluss der Forschung selbstverständlich sein (Flick, 1995, S.170). Dies wird in Fähnrichs Studie nur ansatzweise erkennbar. Ausschließlich ist bekannt, dass die Forschungsergebnisse nach Beendigung der Forschung an die zuständige Stelle des Polizeipräsidiums weitergegeben und dort zugänglich gemacht werden (Fähnrich, 1995, S. 105).
  
 ==== Literatur ==== ==== Literatur ====
lehre/sose2017/sozialwissmeth/analysen/faehnrich/tandem29.txt · Zuletzt geändert: 2020/11/04 21:41 (Externe Bearbeitung)