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lehre:sose2017:sozialwissmeth:analysen:faehnrich:tandem23

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lehre:sose2017:sozialwissmeth:analysen:faehnrich:tandem23 [2017/09/15 18:16]
tandem23b [Forschung als Diskurs]
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 wird sich aber nicht nur auf eine Methode minimieren und versucht somit den Nachteilen der Methoden auszuweichen. wird sich aber nicht nur auf eine Methode minimieren und versucht somit den Nachteilen der Methoden auszuweichen.
 Dieses Verfahren ermöglicht Vergleichbarkeit und Offenheit gegenüber andere Sichtweisen (ebd.). Dieses Verfahren ermöglicht Vergleichbarkeit und Offenheit gegenüber andere Sichtweisen (ebd.).
-Der erste Schritt erfolgt mit Einzelfallanalysen. Dadurch soll ein Kategoriensystem für den einzelnen Fall  +Der erste Schritt erfolgt mit Einzelfallanalysen. Dadurch soll ein Kategoriensystem entwickelt und ein Motto  
-entwickelt und ein Motto für jeden Fall festgelegt werden (Flick 2016, S. 403ff.). Fähnrich beschreibt +für jeden Fall festgelegt werden (Flick 2016, S. 403ff.). Fähnrich beschreibt 
 jeden Fall in ca. 4-6 Seiten, verzichtet aber darauf, ein Motto für jeden Fall festzulegen, um sich nicht von jeden Fall in ca. 4-6 Seiten, verzichtet aber darauf, ein Motto für jeden Fall festzulegen, um sich nicht von
 dem ersten Eindruck leiten zu lassen (Fähnrich 2009, S.126). dem ersten Eindruck leiten zu lassen (Fähnrich 2009, S.126).
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 es darum, dass die Daten aufgebrochen und Phänomene benannt werden (Vgl. Flick S. 388ff). Anders als  es darum, dass die Daten aufgebrochen und Phänomene benannt werden (Vgl. Flick S. 388ff). Anders als 
 bei Strauss/Corbin fasst Fähnrich die Aussage des Interviewten mit eigenen Worten zusammen (Vgl. Fähnrich, S.127). bei Strauss/Corbin fasst Fähnrich die Aussage des Interviewten mit eigenen Worten zusammen (Vgl. Fähnrich, S.127).
-Nach dem Prinzip des offenen Kodieren wird für die Benennung von Kodes die Aussagen von dem +Nach dem Prinzip des offenen Kodierenwird für die Benennung von Kodesdie Aussagen von dem 
 Interviewpartner zu übernehmen empfohlen (Vgl. Flick, S. 391). Fähnrich verwendet für die festgelegten Kategorien  Interviewpartner zu übernehmen empfohlen (Vgl. Flick, S. 391). Fähnrich verwendet für die festgelegten Kategorien 
 einen selbst formulierten Begriff (Vgl. Fähnrich 2009, S.126ff). einen selbst formulierten Begriff (Vgl. Fähnrich 2009, S.126ff).
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 Somit entsteht eine Struktur, welche auf die nächsten Fälle übertragen werden kann. Somit werden die  Somit entsteht eine Struktur, welche auf die nächsten Fälle übertragen werden kann. Somit werden die 
 Gemeinsamkeiten und Unterschiede besser herausgearbeitet. Während diesen Vorgangs soll der Autor offen  Gemeinsamkeiten und Unterschiede besser herausgearbeitet. Während diesen Vorgangs soll der Autor offen 
-für neues sei, um seine Struktur zu modifizieren (Vgl. Flick, S. 404). Dies wird auch von Fähnrich in den +für neues sein, um seine Struktur zu modifizieren (Vgl. Flick, S. 404). Dies wird auch von Fähnrich in den 
 Vordergrund gestellt (Vgl. S.129). Vordergrund gestellt (Vgl. S.129).
 Nachdem die wichtigsten Merkmale von allen Fällen herausgearbeitet und mit einander verglichen wurden,  Nachdem die wichtigsten Merkmale von allen Fällen herausgearbeitet und mit einander verglichen wurden, 
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 //Aus welchem Grund steigen die Zahlen der Jugendkriminalität in Deutschland?//  //Aus welchem Grund steigen die Zahlen der Jugendkriminalität in Deutschland?// 
  
-Diese Frage beschäftigte auch Dr. Paed. Oliver Fähnrich. Das ist einer der  +Diese Frage beschäftigte auch Dr. Paed. Oliver Fähnrich. Das ist einer der Gründe für die hermeneutisch-qualitative Studie „Jugendkriminalität Biographischer Kontexte straffälliger Jugendlicher“, welche er im Jahre 2009 veröffentlicht hat. Fähnrich interessiert sich für die Biographie und die Erfahrung der straffälligen Jugendlichen. Durch die Interviews sollen die Anhaltspunkte und die Anreize hervorgehoben werden. Anschließend werden die typischen Selbstdeutungsmuster herausgearbeitet werden, diese soll als Anregung der aktuellen Diskussion, um das Thema Jugendkriminalität, dienen (vgl. Flick 2016 S.104). 
-Gründe für die hermeneutisch-qualitative Studie „Jugendkriminalität Biographischer +
- Kontexte straffälliger Jugendlicher“, welche er im Jahre 2009 veröffentlicht hat.  +
-Fähnrich interessiert sich für die Biographie und die Erfahrung der straffälligen  +
-Jugendlichen. Durch die Interviews sollen die Anhaltspunkte und die Anreize  +
-hervorgehoben werden. Anschließend werden die typischen Selbstdeutungsmuster  +
-herausgearbeitet werden, diese soll als Anregung der aktuellen Diskussion, um das Thema  +
-Jugendkriminalität, dienen (vgl. Flick 2016 S.104).+
  
 ==== Verhältnis Theorie-Gegenstand==== ==== Verhältnis Theorie-Gegenstand====
  
-Im Ansatz der gegenstandsbegründeten Theoriebildung sind eher die Daten und das untersuchte Feld im  +Im Ansatz der gegenstandsbegründeten Theoriebildung sind  die Daten und das untersuchte Feld im Vordergrund (vgl. Flick 2016S.124). Dabei sind die Bestandteile des theoretischen Samplings zu beachten (vgl. Flick 2016S.125). Wichtig ist hierbei, dass nicht zuerst alle Interviews durchgeführt werden und anschließend mit der Interpretation der Daten angefangen wird, sondern der Untersuchungsgegenstand soll mit kritischen Theorien entwickelt werden (vgl. Flick 2016 S.126). Das Basiswissen von Fähnrich erlaubt ihm, eine Lücke in dem Forschungsbereich „Die Jugendkriminalität“ zu finden (vgl. Fähnrich 2009, S.7). Dadurch entwickelt er eine kritische Theorie, welche bisher noch nicht berücksichtigt wurde. Anschließend verschafft Fähnrich ein Überblick ausgewählter klassischer sowie aktueller Theorien zur (Jugend-)Kriminalität, aber den Lesern wird vorenthalten, ob die Bestandteile des theoretischen Samplings beachtet wurden (vgl. Fähnrich 2009, S.53). 
-Vordergrund (vgl. Flick 2016 S.124). Dabei sind die Bestandteile des theoretischen Samplings zu beachten +
-(vgl. Flick 2016 S.125). Wichtig ist hierbei, dass nicht zuerst alle Interviews durchgeführt werden und +
- anschließend mit der Interpretation der Daten angefangen wird, sondern der Untersuchungsgegenstand soll  +
-mit kritischen Theorien entwickelt werden (vgl. Flick 2016 S.126). Das Basiswissen von Oliver Fähnrich +
-erlaubt ihn, eine Lücke in dem Forschungsbereich „Die Jugendkriminalität“ zu finden (vgl. Fähnrich 2009, S.7).  +
-Dadurch entwickelt er eine kritische Theorie, welche bisher noch nicht berücksichtigt wurde. Anschließend  +
-verschafft Fähnrich ein Überblick ausgewählter klassischer sowie aktueller Theorien zur (Jugend-)Kriminalität, +
-aber den Lesern wird hier nicht erläutert, ob die Bestandteile des theoretischen Samplings beachtet wurden  +
-(vgl. Fähnrich 2009, S.53).  +
 ==== Fragestellung, Forschungsperspektiven==== ==== Fragestellung, Forschungsperspektiven====
  
 Einer der wichtigsten Punkte für eine erfolgreiche qualitative Forschung ist die Definition einer sinnvollen,  Einer der wichtigsten Punkte für eine erfolgreiche qualitative Forschung ist die Definition einer sinnvollen, 
 eindeutigen und leitenden Forschungsfrage (vgl. Flick 2016, S.140). Laut Flick ist die Fragestellung aus  eindeutigen und leitenden Forschungsfrage (vgl. Flick 2016, S.140). Laut Flick ist die Fragestellung aus 
-verschiedenen Gründen für eine erfolgreiche Forschung ausschlaggebend, dazu zählt die Wichtigkeit der Frage  +verschiedenen Gründen für eine erfolgreiche Forschung ausschlaggebend, dazu zählt die Wichtigkeit der Frage für  
-für das Ziel der Forschung und auch die exakte Formulierung der Fragestellung. Somit folgt der Forscher ein  +das Ziel der Forschung und auch die exakte Formulierung der Fragestellung. Somit folgt der Forscher ein eindeutiges  
-eindeutiges Ziel, ist aber trotzdem offen und interessiert für neue Erkenntnisse (vgl. Flick 2016, S.133).  +Ziel, ist aber trotzdem offen und interessiert für neue Erkenntnisse (vgl. Flick 2016, S.133). Fähnrich hat das  
-Fähnrich hat das Prinzip von Flick bei seinem Forschungstext angewendet. Die Ausgangsthese, Forschungsfrage  +Prinzip von Flick ebenfalls beachtet. Die Ausgangsthese, Forschungsfrage und das Forschungsziel  
-und das Forschungsziel wurden explizit definiert: //„Wie deuten die Jugendlichen ihre aktuellen Lebensumstände  +wurden explizit definiert: „Wie deuten die Jugendlichen ihre aktuellen Lebensumstände und biografischen Erfahrungen  
-und biografischen Erfahrungen (einschließlich ihrer Straftaten) selbst?“ und „Lassen sich typische  +(einschließlich ihrer Straftaten) selbst?“ und „Lassen sich typische Selbstdeutungsmuster der Jugendlichen bezüglich  
-Selbstdeutungsmuster der Jugendlichen bezüglich ihrer aktuellen Lebensumstände sowie biografischen  +ihrer aktuellen Lebensumstände sowie biografischen Erfahrungen (einschließlich Straftaten) feststellen?“  
-Erfahrungen (einschließlich Straftaten) feststellen?// (vgl. Fähnrich 2009, S.103ff). Der Grund seiner  +(vgl. Fähnrich 2009, S.103ff). Der Grund seiner Arbeit ist, dass die bisherigen Studien nicht berücksichtigt  
-Arbeit ist, dass die bisherigen Studien nicht berücksichtigt haben, wie die Jugendlichen selbst ihr  +haben, wie die Jugendlichen selbst ihr kriminelles Verhalten beurteilen. Somit erwähnt Fähnrich zuerst  
-kriminelles Verhalten beurteilen. Somit erwähnt Fähnrich zuerst sein Motiv und leitet dadurch seine  +sein Motiv und leitet dadurch seine Forschungsfrage ab (vgl. Fähnrich 2009, S.102ff). Fähnrich erklärt  
-Forschungsfrage ab (vgl. Fähnrich 2009, S.102ff). +sein Motiv und auch seine Forschungsperspektive, aber die Kombination zwischen der Methode und der  
- +Forschungsperspektive werden nicht erläutert
-Flick soll herausgestellt werden, dass die  +
-Forschungsperspektive und die Methoden für die Datenerhebung kombiniert werden sollten, um möglichst  +
-unterschiedliche Aspekte eines Problems zu berücksichtigen (vgl. Flick 2016, S. 136). +
- +
-Fähnrich erklärt sein Motiv und auch seine Forschungsperspektive, aber die Kombination zwischen der  +
-Methode und der Forschungsperspektive werden nicht herausgestellt+
  
 ==== Annäherung ans Feld==== ==== Annäherung ans Feld====
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 Für die Erhebung der Daten nutzt Fähnrich die Methoden der qualitativen Sozialforschung (vgl. Fähnrich 2009, S. 105). Es stehen ihm 2 Vorgehen zur Auswahl; das narrative- und das Leitfaden-Interview. Fähnrich wählt das Leitfaden-Interview, da bei dem narrativen die erforschte Person ohne Unterbrechung eine Art „Stehgreiferzählung“ durchführen muss und diese Methode wahrscheinlich eine Belastung für die Jugendlichen wäre (ebenda, S. 118). Das Leitfaden-Interview gehört zum rekonstruktiven Verfahren (vgl. Flick/ Kardorff 1995, S. 156). Hierbei soll der Interviewte durch offene Fragen zum Antworten gebracht werden, „sodass die Sichtweisen des befragten Subjekts eher zur Geltung kommen“ (vgl. Flick 2007, S. 194). Zudem muss der Forscher in der begrenzten Zeit die Äußerungsinteressen des Befragten berücksichtigen und darf auch mal von seinen Fragen abweichen, sollte aber die Struktur des Leitfadens nicht verlieren (vgl. Flick/Kardorff, S. 158). Der Forscher wird also „mit seinen kommunikativen Fähigkeiten zum zentralen Instrument der Erhebung und Erkenntnis“ (vgl. Flick 2009, S. 143). Die Interviews werden aufgezeichnet und finden in getrennten Räumlichkeiten statt. Anwesend sind nur der Interviewte und der Interviewer. Um ehrliche Antworten zu erlangen, wird dem Jugendlichen versichert, dass die Informationen außer Befugten nicht an Dritte gelangen (vgl. Fähnrich 2009, S. 123).  Für die Erhebung der Daten nutzt Fähnrich die Methoden der qualitativen Sozialforschung (vgl. Fähnrich 2009, S. 105). Es stehen ihm 2 Vorgehen zur Auswahl; das narrative- und das Leitfaden-Interview. Fähnrich wählt das Leitfaden-Interview, da bei dem narrativen die erforschte Person ohne Unterbrechung eine Art „Stehgreiferzählung“ durchführen muss und diese Methode wahrscheinlich eine Belastung für die Jugendlichen wäre (ebenda, S. 118). Das Leitfaden-Interview gehört zum rekonstruktiven Verfahren (vgl. Flick/ Kardorff 1995, S. 156). Hierbei soll der Interviewte durch offene Fragen zum Antworten gebracht werden, „sodass die Sichtweisen des befragten Subjekts eher zur Geltung kommen“ (vgl. Flick 2007, S. 194). Zudem muss der Forscher in der begrenzten Zeit die Äußerungsinteressen des Befragten berücksichtigen und darf auch mal von seinen Fragen abweichen, sollte aber die Struktur des Leitfadens nicht verlieren (vgl. Flick/Kardorff, S. 158). Der Forscher wird also „mit seinen kommunikativen Fähigkeiten zum zentralen Instrument der Erhebung und Erkenntnis“ (vgl. Flick 2009, S. 143). Die Interviews werden aufgezeichnet und finden in getrennten Räumlichkeiten statt. Anwesend sind nur der Interviewte und der Interviewer. Um ehrliche Antworten zu erlangen, wird dem Jugendlichen versichert, dass die Informationen außer Befugten nicht an Dritte gelangen (vgl. Fähnrich 2009, S. 123). 
 ==== Fixierung der Daten==== ==== Fixierung der Daten====
-Bei der Fixierung der Daten sind drei Schritte zu beachten:  
-1. Der Aufzeichnung der Daten: Fähnrich zeichnete die Interviews auf und machte während dem Interview Notizen  
-(vgl. Fähnrich 2009, S.123). Laut Flick ist das einerseits gut, weil somit alle Informationen beachtet werden  
-aber andererseits soll es zu Anonymitätsverlust für die Befragten führen (vgl. Flick/Kardorff 2012, S. 160). 
-2. Die Aufbereitung der Daten: Alle Interviews wurden vollständig und wörtlich transkribiert (Fähnrich 2009, S.123).  
-Es gibt viele Transkriptionssysteme, aber bislang keine universelle, wichtig hierbei ist in Bezug auf die Fragestellung, nur so viel und so genau zu transkribieren wie es notwendig ist (vgl. Flick/Kardorff 2012, S.161). 
-3. Konstitution einer ‚neuen‘ Realität: Nachdem die Interviews transkribiert wurden, wurde über die Jugendlichen Fallporträts erstellt, so auch Flick soll dieser Text als Basis für die Interpretation dienen (Fähnrich 2009, S.123), (vgl. Flick/Kardorff 2012, S. 162). 
  
 +Bei Fixierung der Daten sind drei Schritte zu beachten: 
 +1. Der Aufzeichnung der Daten: Fähnrich zeichnete die Interviews auf und machte währenddessen Notizen (vgl. Fähnrich 2009, S.123). Laut Flick ist das einerseits gut, weil somit alle Informationen beachtet werden aber andererseits soll es zu Anonymitätsverlust für die Befragten führen (vgl. Flick/Kardorff 2012, S. 160). 
 +2. Die Aufbereitung der Daten: Alle Interviews wurden vollständig und wörtlich transkribiert (Fähnrich 2009, S.123). Es gibt viele Transkriptionssysteme, aber bislang keine universelle, wichtig hierbei ist in Bezug auf die Fragestellung, nur so viel und so genau zu transkribieren, wie es notwendig ist (vgl. Flick/Kardorff 2012, S.161). 3. Konstitution einer ‚neuen‘ Realität: Nachdem die Interviews transkribiert wurden, wurde über die Jugendlichen Fallporträts erstellt, so auch Flick soll dieser Text als Basis für die Interpretation dienen (Fähnrich 2009, S.123), (vgl. Flick/Kardorff 2012, S. 162). 
 ==== Interpretation der Daten==== ==== Interpretation der Daten====
  
 Nach der Erhebungsphase wurde mit der Datenauswertung begonnen. Das Ziel war die Herleitung der „typischen kriminellen Karriereverläufe“ (Fähnrich 2009, S.123). Nach der Erhebungsphase wurde mit der Datenauswertung begonnen. Das Ziel war die Herleitung der „typischen kriminellen Karriereverläufe“ (Fähnrich 2009, S.123).
-Fähnrich orientiert sich bei der Auswertung an dem „thematischen Kodieren“ (Flick 2009, S. 402), aber wird sich nicht nur auf eine Methode minimieren und versucht somit den Nachteilen der Methoden auszuweichen. Dieses Verfahren ermöglicht Vergleichbarkeit und Offenheit gegenüber andere Sichtweisen (ebd.). Der erste Schritt erfolgt mit Einzelfallanalysen und dadurch soll ein Kategoriensystem für den einzelnen Fall entwickelt werden und ein Motto für jeden Fall festgelegt werden (Flick 2009, S. 403ff.). Fähnrich beschreibt jeden Fall in ca. 4-6 Seiten, verzichtet aber auf den individuellen Motto, um sich nicht von dem ersten Eindruck leiten zu lassen (Fähnrich 2009, S.126). +Fähnrich orientiert sich bei der Auswertung an dem „thematischen Kodieren“ (Flick 2009, S. 402), aber wird sich nicht nur auf eine Methode minimieren und versucht somit den Nachteilen der Methoden auszuweichen. Dieses Verfahren ermöglicht Vergleichbarkeit und Offenheit (ebd.). Der erste Schritt erfolgt mit Einzelfallanalysen und dadurch soll ein Kategoriensystem und ein Motto für jeden Fall entwickelt werden (Flick 2009, S. 403ff.). Fähnrich beschreibt jeden Fall in ca. 4-6 Seiten, verzichtet aber auf den Motto, um sich nicht von dem ersten Eindruck leiten zu lassen (Fähnrich 2009, S.126). 
-Laut Flick soll „zunächst offen, dann selektiv“ kodiert werden (vgl. Flick 2009, S. 404). Die Kodierung bei Fähnrich erfolgt nicht offen oder selektiv sondern nach der Thematik. Anschließend fasst er die Bedeutung der Aussage mit wenigen Worten aussagekräftig zusammen (vgl. Fähnrich 2009, S.126). Für den ersten Analyseschritt wird die „Konzeptualisierung der Daten“ (Strauss/Corbin) verwendet. Hierbei geht es darum, dass die Daten aufgebrochen werden und Phänomene benannt werden (Vgl. Flick S. 388ff). Anders als bei Strauss/Corbin fasst Fähnrich die Aussage des Interviewten mit eigenen Worten zusammen (Vgl. Fähnrich, S.127). Nach dem Prinzip des offenen Kodieren, wird für die Benennung von Kodes empfohlen, die Aussagen von dem Interviewpartner zu übernehmen (vgl. Flick, S. 391). Fähnrich verwendet für die festgelegten Kategorien ein selbstformuliertes Begriff (vgl. Fähnrich 2009, S.126ff). Nachdem mehrere Kategorien entstanden sind, werden diese thematisch in Gruppen zugeordnet. (Vgl. Flick, S. 391). Somit entsteht eine Struktur, welche sich auf die nächsten Fälle übertragen lässt. So werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede besser herausgearbeitet. Während dieses Vorgangs soll der Autor offen für neues sein, um seine Struktur zu modifizieren (vgl. Flick, S. 404). Dies wird auch von Fähnrich in den Vordergrund gestellt (vgl. S.129). Nachdem die wichtigsten Merkmale von allen Fällen herausgearbeitet und mit einander verglichen wurden, wurde anhand Merkmalen und Selbstdeutungsmustern Charakteristika für zwei Typenbildungen erstellt:  Aktuelle Lebensumstände und Kriminalität (hier sog. „Situationstypen“) und biografische Erfahrungen und Kriminalität (hier sog. „Biografietypen“) (vgl. Fähnrich, S. 133). Zuletzt wurden die o.g. Typen miteinander verglichen und kombiniert. Dadurch entstanden neue Typen, die „Lebenslagentypen“ genannt wurden (vgl. Fähnrich, S. 134). Dies ist eine weiterführende Methode von Fähnrich.+Laut Flick soll „zunächst offen, dann selektiv“ kodiert werden (vgl. Flick 2009, S. 404). Die Kodierung bei Fähnrich erfolgt nicht offen oder selektiv sondern nach der Thematik. Anschließend fasst er die Bedeutung der Aussage mit wenigen Worten aussagekräftig zusammen (vgl. Fähnrich 2009, S.126). Für den ersten Analyseschritt wird die „Konzeptualisierung der Daten“ (Strauss/Corbin) verwendet. Hierbei geht es darum, dass die Daten aufgebrochen werden und Phänomene benannt werden (Vgl. Flick S. 388ff). Anders als bei Strauss/Corbin fasst Fähnrich die Aussage des Interviewten mit eigenen Worten zusammen (Vgl. Fähnrich, S.127). Außerdem verwendet Fähnrich für die festgelegten Kategorien ein selbstformuliertes Begriff (vgl. Fähnrich 2009, S.126ff). Nachdem mehrere Kategorien entstanden sind, werden diese thematisch in Gruppen zugeordnet. (Vgl. Flick, S. 391). Somit entsteht eine Struktur, welche sich auf die nächsten Fälle übertragen lässt. So werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede besser herausgearbeitet. Während dieses Vorgangs soll der Autor offen für neues sein, um seine Struktur zu modifizieren (vgl. Flick, S. 404). Dies wird auch von Fähnrich in den Vordergrund gestellt (vgl. Fähnrich S.129). Nachdem die wichtigsten Merkmale von allen Fällen herausgearbeitet und mit einander verglichen wurden, wurde anhand Merkmalen und Selbstdeutungsmustern Charakteristika für zwei Typenbildungen erstellt:  Aktuelle Lebensumstände und Kriminalität (hier sog. „Situationstypen“) und biografische Erfahrungen und Kriminalität (hier sog. „Biografietypen“) (vgl. Fähnrich, S. 133). Zuletzt wurden diese Typen miteinander verglichen und kombiniert. Dadurch entstand: //die „Lebenslagentypen“//, welches eine weiterführende Methode darstellt (vgl. Fähnrich, S. 134).
  
  
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 ==== Forschung als Diskurs==== ==== Forschung als Diskurs====
  
-„An dieser Stelle werden erneut das Subjektverständnis der Forschung und die Frage nach der Einbeziehung der Erforschten zum Thema“ (Flick/Kardorff 1995, S. 170). Dies tut Fähnrich, indem er nach ihrer Einverständnis fragt und darauf hinweist, dass die Antworten anonymisiert werden, um möglichst ehrliche Antworten zu erhalten (Fähnrich 2009, S. 123). Die Einbeziehung der Beforschten kann laut Flick in drei Schritten ablaufen: 1. Die Rückmeldung nach Abschluss der Erhebung. Die Aussagen der Befragten sollen hier rückgemeldet und zugänglich gemacht werden. Es ist unklar, ob nach der Forschung die Befragten Zugang zu den Aussagen hatten. 2. Das Einbeziehen der Beforschten in die Interpretation der Daten und als 3. erfolgt die Rückmeldung an die Betroffenen nach Abschluss des Forschungsprozesses, falls keine Rückmeldung nach Erhebung oder Interpretation stattgefunden hat. Hierbei sollen die Ergebnisse verständlich verfasst worden sein. Die Ergebnisse der Forschung wurden in der Dissertation durch Personagramme bzw. Übersichtstabellen festgehalten (Fähnrich 2009, S.109). „Natürlich werden die im Rahmen dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse an die zuständige Stelle weitergegeben“ (Fähnrich 2009, S. 105).+„An dieser Stelle werden erneut das Subjektverständnis der Forschung und die Frage nach der Einbeziehung der Erforschten zum Thema“ (Flick/Kardorff 1995, S. 170). Dies tut Fähnrich, indem er nach ihrer Einverständnis fragt und darauf hinweist, dass die Antworten anonymisiert werden, um möglichst ehrliche Antworten zu erhalten (Fähnrich 2009, S. 123). Die Einbeziehung der Beforschten kann laut Flick in drei Schritten ablaufen:  
 +1. Die Rückmeldung nach Abschluss der Erhebung. Die Aussagen der Befragten sollen hier rückgemeldet und zugänglich gemacht werden. Es ist unklar, ob nach der Forschung die Befragten Zugang zu den Aussagen hatten.  
 +2. Das Einbeziehen der Beforschten in die Interpretation der Daten und als  
 +3. erfolgt die Rückmeldung an die Betroffenen nach Abschluss des Forschungsprozesses, falls keine Rückmeldung nach Erhebung oder Interpretation vorgefallen ist. Hierbei sollen die Ergebnisse verständlich verfasst worden sein. Die Ergebnisse der Forschung wurden in der Dissertation durch Personagramme bzw. Übersichtstabellen festgehalten (Fähnrich 2009, S.109). „Natürlich werden die im Rahmen dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse an die zuständige Stelle weitergegeben“ (Fähnrich 2009, S. 105).
 ==== Literatur ==== ==== Literatur ====
 Flick, Uwe. „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen Ein Überblick für die BA Studiengänge“. Hamburg.(2014) Flick, Uwe. „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen Ein Überblick für die BA Studiengänge“. Hamburg.(2014)
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