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Tandem 24

Hinweis: Bitte ändern Sie die Nummer ihres Tandems und ergänzen ihre Namen.

  • Tandempartner 1: Stefanie Christina Schmidt
  • Tandempartner 2: Fatma Zehra Sener

Erster Text: Entwurfsfassung

Hinweis: Die folgende Gliederung ist orientiert an den Stationen des qualitativen Forschungsprozesses nach Flick (siehe 5. Präsenzveranstaltung) ist als Vorschlag zu verstehen. Je nach Auswahl der Studie ist es empfehlenswert, jeweils eigene Schwerpunkte zu setzen. Dieser Hinweis kann ebenfalls entfernt werden.

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Im Zuge ihrer Forschungsarbeit wurden verschiedene Theorien und Modelle von der Autorin verwendet, die darin eine wichtige Rolle spielen, da sie die Basis ihrer Forschungsarbeit darstellen. Das Forschungsziel war dabei aber keine Überprüfung schon vorhandener Modelle auf ihre Gültigkeit und ihre Anwendbarkeit hin, sondern ein Modell für ein hilfreiches Seminar für Lehramtsstudierende begleitend zum Praktikum zu entwickeln.

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die Forschungsarbeit „Professionalisierung zwischen Schule und Hochschule“ von Sabine Stein ist eine qualitative, empirische Studie der Sozialforschung. Darin wird die praktische Untersuchung über Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit von Konzepten der reflexiven Lehrerbildung thematisiert. Das Interesse der Autorin an diesem Thema und die daraus resultierende Studie haben ihren Ursprung in der Biographie der Autorin, da sie vor ihrer Zeit als Hochschuldozentin selbst auf Lehramt studierte und danach Lehrerin war. Sie formuliert in ihrer Forschungsarbeit eher ein Forschungsthema als eine konkrete Fragestellung. Mit ihrer Studie möchte sie herausfinden, ob eine qualifizierte berufliche Vorbereitung von Lehramtsstudierenden für die Schule im Rahmen der Hochschulveranstaltungen möglich ist. Dabei ist auch relevant, ob die Reflexion des beruflichen Handelns während des Schulpraktikums zur Kompetenzentwicklung verhilft. Des Weiteren geht es in der Studie um die Rolle des Praxiswissens im Übergang von der Hochschule zur Schule. Das Kernthema bildet somit die Professionalität und Professionalisierung von Lehramtsstudierenden. Das Ziel der Studie sollen Erkenntnisse über Handlungskontexte, Handlungspraxis und Handlungsreflexion der Lehramtsstudierenden sein. Die Fragestellung der Autorin ist weit gefasst und wenig präzise. Dadurch, dass kein klares Ergebnis angestrebt wird und die Stichprobe der Versuchsgruppe mit 22 teilnehmenden Personen eher klein ist, ist die Studie wenig verallgemeinerbar. Allerdings zielt sie auch nicht auf eine explizite Theoriebildung ab, sondern der Fokus liegt eher auf der Entwicklung neuer Konzepte zur Lehrerbildung.

Annäherung ans Feld

Die Autorin bot freiwilligen Teilnehmenden an ihrer Studie ein Begleitseminar zum Schulpraktikum an, welches in zwei Gruppen an je vier Terminen stattfand sowie je einem Blocktermin vor und nach dem Praktikum. Sie leitete das Seminar selbst und begab sich somit auch in das zu untersuchende Feld. Ihrer Forschung legte sie die theoretischen Konzepte des Habitus' von Bourdieu, die Wissenssoziologie und die Grounded Theory zugrunde, welches alle qualitative Ansätze sind, deren Hypothesenentwicklung während der Forschung stattfindet, weshalb sie für das Forschungsthema gut geeignet sind. Durch diese Auswahl ist auch ein großes Maß an Offenheit gegenüber der Forschung gewährleistet und die Autorin gibt dem Feld somit die Priorität. Innerhalb des Seminars schaffte sie gleich zu Beginn eine Atmosphäre von Nähe und Vertrauen zwischen sich selbst und den Studierenden, z.B. über das „Arbeits-Du“ (vgl. Stein 2007, S. 62). In der Forschungsarbeit wurden die Namen der Teilnehmenden anonymisiert und nach deren Wünschen abgeändert. Die Autorin nimmt in der Forschung die Innenperspektive ein. Innerhalb des Feldes füllt sie viele verschiedene Rollen aus; als Institutsangehörige, Hochschuldozentin, Forscherin, Supervisionsleiterin, ehemalige Lehrerin und Lehramtsstudentin sowie Seminarleiterin. Sie spricht damit selbst ihre eigene Subjektivität an, welche sie auch als potentielles Problem für die Studie erkennt (vgl. ebd., S. 54).

Sammlung der Daten

Die Sammlung der Daten erfolgt in der Studie über vorwiegend rekonstruktive Verfahren wie Interviews (bzw. im vorliegenden Fall eher Audioaufzeichnungen der Seminarsitzungen und der dortigen Gruppendiskussionen), teilnehmende Beobachtung durch eine wissenschaftliche Mitarbeiterin und die Feldforschung der Autorin. Die Daten werden sowohl von der Forscherin als auch den teilnehmenden Subjekten sowie der Situation strukturiert (vgl. Flick 1995, S. 157ff).

Fixierung der Daten

Die Daten (siehe nachfolgende Aufzählung) der Autorin stammen aus den vier Seminarsitzungen der beiden Gruppen und den Blocktagen vor und nach dem Praktikum. Diese liegen dabei sowohl in mündlicher als auch schriftlicher Form vor und werden von der Autorin in direkte und mittelbare Daten unterschieden (vgl. Stein 2007, S. 69ff). Die Aufzeichnung der Daten erfolgt durch Notizen des Forschenden oder durch Audio- oder Videoaufnahme (vgl. Flick 1995, S.160). Die Autorin fertigte folgende Datensätze an:

mittelbare Daten:

  • • Chronoscripts (=Notizen)
  • • Metaphern (sozusagen Überschriften zu den einzelnen Seminarsitzungen)
  • • Compacts (Zusammenfassungen der Sitzungen)
  • • vielzählige verschiedene Memos
  • • Transkripte der Sitzungen

direkte Daten:

  • • Forschungstagebuch
  • • Feldnotizen
  • • Audioaufzeichnungen der Sitzungen
  • • Nachbesprechungen mit den Lehramtsstudierenden.

Die Unabhängigkeit der Datenfixierung von Sichtweisen des Forschenden oder der Beforschten geschieht durch die Aufzeichnungen der Interviews, Alltags- oder Beratungsgespräche anhand von Audio- oder Videoaufnahmen (vgl. ebd., S.161), wobei die Autorin nur auf Audioaufzeichnung in ihrer Studie zugreift. Durch die Audioaufzeichnungen aller Termine, sowie die Nachgespräche mit den Lehramtsstudierenden zum Austausch über die Forschung und die Transkripte kann von einem ,,natürlichen„ Ablauf des Gesprächs ausgegangen werden (vgl. ebd., S.161). Anhand der Reflexionsmails der Teilnehmenden an die Autorin mit eigener freier Themenwahl sowie der Praktikumsberichte der Teilnehmenden und der Protokolle der wissenschaftlichen Mitarbeiterin sowie der Pilotphase, welche zu den direkten Daten gehören, kann die Selektivität der Aufzeichnungen reduziert werden und dadurch werden deren subjektive Sichtweisen zugänglich gemacht, die dann kontrastierend ausgewertet werden können (vgl. ebd., S. 160).

Interpretation der Daten

Die Autorin strukturiert ihre Daten, indem sie Kategorien bildet, wozu z.B. die oben erwähnten Metaphern hilfreich sind. Zudem verwendet sie offenes, axiales und selektives Kodieren, wobei die Offenheit für ihre Studie von Vorteil ist (vgl. ebd., S. 165). Die Interpretation ist in diesem Fall dazu gedacht, zu kontextualisieren. Die Autorin geht hierbei induktiv vor, indem aus dem Datenmaterial auf Zusammenhänge geschlossen wird und daraus die Interpretation entsteht. Die Autorin reflektierte ihre Daten in Gesprächen mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin, anderen Forschenden aus dem „Arbeitskreis Interpretationswerkstatt“, Externen und an der Hochschule selbst mit verschiedenen Personen sowie auch mit den Teilnehmenden (vgl. Stein 2007, S. 77f).

Geltungsbegründung

Die Erkenntnisse in der Studie von Stein entstehen durch die mittelbaren und direkten Daten (sieh dazu Punkt: Fixierung der Daten). Die Qualitätssicherung im Auswertungsprozess wird anhand der intersubjektiven Forschung (die Prozessbegleitung einer „Critical Friend“, der „Arbeitskeis Interpretationswerkstatt“, die externen Datensitzungen und der abgestuften Öffentlichkeit) und der Grounded Theory gewährleistet. Darüber hinaus bietet die Grounded Theory „eine gründliche Ausarbeitung der Interpretation und Datenanalyse“ (Stein, 2007, S.72). Die computergestützte Datenverwaltung ist eine weitere Methode, welche die Forscherin für die Qualitätssicherung benutzt. Bei dieser Methode kommt die Software „MaxQda“ zum Einsatz, welche „die Texte kodiert, Memos anfügt und die Codes hierarchisiert darstellt“ (Stein, 2007, S.72). Um die Ergebnisse transparent und lesbar darzustellen, werden die ausgewählten Daten unter bestimmten Kriterien umgestellt (vgl. Stein 2007, S.80). In der Darstellung wurden längere Transkriptpassagen, kurze Redesequenzen oder „in- vivo-Codes“ integriert, dabei kamen die Student*innen „authentisch zu Wort“ (Stein 2007, S.80). Anhand der Authentizität wird die notwendig Absicherung der Daten gewährleisten (vgl. Flick, 1995, S. 167). Das Alltagswissen der Studierenden wird in den Rekonstruktiven Interpretationen detailliert ausgeführt. Die textnahen Rekonstruktionen werden in Gliederungen unterteilt, diese werden anschließend im Auswertungsprozess von dem Kodierschema der Grounded Theory von Strauss/Corbin (II.B.2.3.2.) übernommen (vgl. Stein 2007,S.81).

Forschung als Diskurs

In vielen Gesprächen tauscht sich die Forscherin mit den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, anderen Forschenden aus dem „Arbeitskreis Interpretationswerkstatt“, Externen und an der Hochschule selbst mit verschiedenen Personen sowie mit den Teilnehmenden aus (vgl. Stein 2007, S. 77f). Dabei erhält sie Rückmeldungen zu ihren erhobenen Daten, zu ihren Interpretationen und ihrer Forschung nach der Fertigstellung. Rückmeldungen von der Prozessbegleitung einer „Critical Friend“: Die wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, die bei den Seminar- und Datensitzungen die Forscherin begleiten, werten, kontrollieren, korrigieren und erstellen ihre „eignen“ Memos zu allen Texten, Transkripten und Kodierungen (vgl. Stein 2007, S.77). Dabei vergleichen sie die Einträge mit denen in den Forschungstagebüchern (vgl. Stein 2007, S.77). Rückmeldungen von der „Arbeitskeis Interpretationswerkstatt“: Im „Arbeitskeis Interpretationswerkstatt“ sind Wissenschaftler*innen, die aus unterschiedlichen Institutionen und Forschungszusammenhängen zusammensetzen, und die sich unter dem gemeinsamen Nenner „Rekonstruktive Sozialforschung“ regelmäßig treffen (vgl. Stein 2007, S.77-78). Gemeinsam interpretieren sie viele Transkriptausschnitte und erhalten durch die Vielfältigkeit „der forschungspraktischen Hintergründe (…) gleichzeitig eine methodologische und methodische Fundierung der Arbeit“ (vgl. Stein 2007, S.78). Rückmeldungen von den externen Datensitzungen: In den externen Datensitzungen interpretiert eine Gruppe, die kaum einen Bezug zum Forschungsprojekt hat, „die ausgewählten Transkriptpassagen in diversen Forschungszusammenhängen“ und „vergleichen die Ergebnisse der disziplinären und methodologischen Varianten“ (vgl. Stein 2007, S.78). Rückmeldung von der abgestuften Öffentlichkeit: Die Zwischenergebnisse wurden in Hochschulkontexten und Gesprächsforen präsentiert. „Zudem fand an mehreren Punkten eine Art kommunikative Validierung mit den beforschten Studierenden statt, bei der Auswertungsthesen diskutiert und Stellungnahmen erfragt wurden“ (vgl. Stein 2007, S.78).

Durch diese Rückmeldungen erzielt die Forscherin einen größeren Gewinn aus der Forschung (vgl. Flick 1995, S.170 ), wobei bei den Interpretationen Probleme auftauchen, „wenn die Interpretation die Ebene subjektiver Intentionalität verläßt und ihre Ergebnisse für die Betroffenen nicht mehr unmittelbar nachvollziehbar sind“ (vgl. Flick 1995, S.170 ).

Dokumentation der eigenen Erkenntnisse in Rahmen der Forschung

Die Forscherin führt einen Forschungstagebuch, die als „fortwährenden Dokumentation des Forschungsprozesses und gleichzeitig als sekundäres Datenmaterial dient“ (vgl. Stein 2007, S.70). Das Forschungstagebuch wird auch zu den Vergleichen, Interpretationen und Auswertungen herangezogen. Als eine Ergänzung zu dem Forschungstagebuch finden regelmäßige Supervisionen statt, welche „ die Authentizität in der Auseinandersetzung mit den untersuchten Fällen erhöht und die Geltungsbegründung vertieft“ (vgl. Flick 1995, S.171 ). In den Supervisionssitzungen reflektieren die Lehramtstudierenden über ihre Studien- und Praktikumserfahrungen mit einer Gruppe (vgl. Stein 2007,S.10). Die Lehrersupervision und die Gruppenpädagogik entwickeln das Forschungsprogramm „zugunsten einer innovativen Methodologie- und Methodenentwicklung“ (vgl. Stein 2007, S.1). Die Fallsupervision verbindet die Forschungsinteressen mit den Ausbildungsinteressen, damit sollen die Studierenden „ihre Erfahrungen nicht nur artikulieren, sondern sich mit ihnen auseinandersetzen“ (vgl. Stein 2007, S.57).

Literatur:

Flick, Uwe (1995): Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. Handbuch Qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. 2. Auflage Beltz/ Psychologie Verlagsunion. Weinheim. S. 148-163.

Stein, Sabine (2007): Professionalisierung zwischen Schule und Hochschule. Eine empirische Studie über reflexive Lehrerbildung. Online publiziert auf dem Server der Deutschen Nationalbibliothek: http://d-nb.info/984573232 (Letzter Zugriff: 08.05.2016)

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