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Tandem 21

  • Tandempartner 1: Silke Stockheimer
  • Tandempartner 2: Stephanie Dilly

Erster Text: Entwurfsfassung

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die Fragestellung und Forschungsperspektive für Sabine Steins Studie wird durch die Grundlage ihrer Ausbildung und langjähriger Berufserfahrung sowie Forschungstätigkeiten an einer Hochschule gebildet. Dadurch legt sie die Forschungsperspektive auf den Widerspruch der Befürwortung von Entwicklungen neuer Technologien und der Forderung von nicht umsetzbaren Veränderungen der reflexiven Lehrerbildung. Durch ihren persönlichen Bezugsrahmen zu ihrem Forschungsfeld können eigene Gedanken entwickelt und Strukturen nachvollziehbar werden. Damit zeigt sich ihre Authentizität und Strukturierung auf diesem Forschungsbereich. (Stein: 2007. S. 1) Nach Uwe Flick besagt eine Authentizität und Strukturierung des Forschers, “dass der Forscher den Forschungsgegenstand möglichst weitgehend in dessen eigenen Strukturen in dessen Einzigartigkeit und Besonderheit versteht und erfasst” und „das der 'Leser', der das Untersuchte nicht aus eigener Erfahrung kennt, sich ein Bild auch von dessen eigenen Strukturen, seine Einzigartigkeit und Besonderheit machen kann.“ (Uwe Flick: Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. S.149) (Stein: 2007. S. 1-4)

Die Studie soll “qualitativ-empirische Einblicke in die Alltagspraxis, die Deutungsarbeit und die berufsbezogene Partizipation von Lehramtsstudenten gewähren.” (Stein: 2007. S. 12, S. 399) Sabine Stein folgert weiterhin, “dass richtiges Wissen über Unterricht nur von wissenschaftlichen Experten erzeugt und im Rahmen der Lehrerbildungsphasen vermittelt werden kann.” (Stein: 2007. S. 3)

Sabine Stein wendet für ihre Forschung die Grounded Theory an. Diese nimmt Bezug auf die Fragestellung, das Forschungsziel und die Anschlussfähigkeit des Forschungsfeld. (vgl. Stein: 2007. S. 19) Dieses Verfahren basiert auf der Theorie, die sich mit der Interaktion zwischen Menschen beschäftigt, wobei das Ziel ist, eine Theorie zu entwickeln, die für die Praxis umsetzbar ist. (vgl. Jörg Stürbing, 1998. S. 13-14)  “Grundlegendes Erkenntnisinteresse ist nicht die Rekonstruktion subjektiver Sichtweisen, sondern es sollen ihnen zugrundeliegende (soziale) Phänomene sichtbar gemacht werden.” Der Blickwinkel wird hier klar auf die Position “von werdenden Lehrerinnen und Lehrern” gelegt.  Kreativität und methodische Kontrolle hält sich bei dieser gegenstandsverankerten Interpretation die Waage. (Stein: 2007. S. 19) Bourdieus “wechselseitige Bedingtheit von Struktur und Habitus ist an die Grounded Theory anschlussfähig, die soziale Phänomene auf die Korrespondenz zwischen Handlungskontexten und den Strategien von Akteuren hin befragt (II.B.2.3.).” (Stein: 2007. S. 19)

Annäherung ans Feld

Im Fokus steht die Reformdiskussion über die Veranstaltungspraxis der Hochschulen in Relation zur Entwicklung von berufsrelevanten Kompetenzen bei Studierenden. (vgl. Cloer/Klika/Kunert 2000,Terhart 2000. S.1) Bislang erfolgt die Veranstaltungspraxis an Hochschulen und Schulen in traditioneller Hierarchie. Das heißt, Hochschulen und Schulen treten als operational geschlossene Systeme ein und haben folglich je ihre eigenen Theorie und Praxis. (vgl. Stein: 2007. S. 2-3)  “Ebenso wird aufgrund von Flexibilisierungs - und Polyvalenzdiskussion eine klare Trennung von wissenschaftlicher und schulpraktischer Ausbildung angestrebt.” (Dewe 1998, 232) (Stein: 2007. S.3) Das Reflexionsanliegen in Bezug auf erziehungswissenschaftliche und fachdidaktische Modellversuche verstärkt sich. Somit werden novellierte Lehrangebote angeboten. (vgl. Beck/Horstkemper 2001, Obolenski/Meyer 2003) (vgl. Stein: 2007. S. 5) Auch bei diesen novellierten wissenschaftlichen Theorieangeboten soll eine Reflexion der schulpraktischen Berufserfahrung erzielt werden. (vgl. Stein: 2007. S. 5) “Für die Rekonstruktion der studentischen Alltagspraxis bietet die hermeneutische Wissenssoziologie Arbeitsbegriffe an, die den theoretisch eher dichten Habitus angemessen ergänzen.” (Stein: 2007. S. 18) Studienrelevante Handlungskontexte sollen für die Studierenden nachvollziehbar sein. (vgl. Stein: 2007. S. 399)

Sammlung der Daten

Sabine Stein sammelt ihre Daten weitab der Statistik. Sie entscheidet sich somit für eine Analyse theoretischer Ergebnisse. (vgl. Uwe Flick: Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. S.151) Somit basiert sich ihre Forschung weitestgehend auf Interpretationen und Auseinandersetzung von Lehramtsstudierenden im Umfeld der Studien- und Praktikumspraxis. Dies wird auch als “interaktive Herstellungsleistung oder practical Accomplishment bezeichnet.”(Meusesr 1992, 30) (Stein: 2007. S. 16) Eine weitere Grundlage bildet zum Einen die Durchführung eines Begleitseminars zum Blockpraktikum. Die Studierenden können so eigenständig arbeiten und in Gruppendiskussionen erarbeitetes reflektieren. “Die Komplexität der studentischen Perspektiven wurde mit einem Datenkorpus eingefangen, der verschiedene Textsorten und Beobachtungen, mündliche und schriftliche Erhebungen, formalisierte und informelle Forschungsbegegnungen umfasste.” (Stein: 2007. S. 399) Zum Anderen durch professionstheoretische Überlegungen mit dem Fokus auf selbstverständliche Studien- und Praktikumspraxis, anhand der Interpretationen der Studierenden. (vgl. Stein: 2007. S. 16) Methodische Lehrerkompetenzen werden nachgehend mit der empirischen Interpretation verknüpft. Ebenso wird das “wissenssoziologische Konzept des Habitus” aufgegriffen. Dies ermöglicht eine unvoreingenommene Untersuchung des berufsbezogenen Praxiswissens von Lehramtsstudenten. Bourdieu versteht unter dem System “Habitus” ein “Erzeugungsprinzip von Strategien, die es ermöglichen, unvorhergesehenen und fortwährend neuartigen Situationen entgegenzutreten” (Bourdieu 19979, 165) (Stein: 2007. S. 6) Dabei können “qualitative Forschungsfelder meist aus verschwommenen und miteinander verwickelten Themen bestehen” (Sanger/Kroath 1998, 132) (Stein: 2007. S. 12) In Punkt 3. Forschungsfrage, Forschungsperspektive wurde erwähnt, dass Sabine Stein die Grounded Theory für ihre Studie verwendet. Wie aber in diesem Abschnitt der Analyse klar wird, entfernt sie sich von Daten aus Statistiken und erarbeitet ihre Studie anhand von Interpretationen der Studierenden. Die klassische Grounded Theory stellt allerdings die Daten des zu erforschenden Gegenstands in den Fokus. Erst durch die Forschung lassen sich Theorien bilden. Ebenso soll das eigene Vorwissen während der Forschung zurückgestellt werden. (vgl. Uwe Flick: Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. S. 150.)

Fixierung der Daten

Diese Studie entfernt sich von bereits erforschten Kompetenz- und Zielkatalogen. (vgl. Stein: 2007. S. 2) Frau Stein betritt ein noch bislang kaum erforschtes Gegenstandsfeld. Bei der Fixierung der Daten war es wichtig, das nicht nur eine „inhaltliche Theoriebildung, sondern auch die Weiterentwicklung methodologischer und methodischer Standards“ erreicht wird. Dies erforderte im Gegenzug „einen vergleichsweise hohen Grad an Explikation und Theoretisierung der Forschung.” (Stein: 2007. S. 12) “Jeder Forscher wird am Anfang seines Forschungsprozesses entscheiden müssen, welche Forschungsmethode er einsetzen will um sein Forschungsziel zu erreichen. Die Entscheidung für die eine Richtung ist immer mit einer spezifischen methodologischen Zugangsweise zum Forschungsgegenstand verbunden.” (Wolf, W. 1995). Durch Teil II der Studie werden die bezugstheoretischen Entscheidungen durch Methodologie- und Methodenentwicklung begründet. “Forschungskontexte machen die Untersuchungen verständlich und ermöglichen eine angemessene Nachvollziehbarkeit sowie eine seriöse Rezeption.” Durch die Unterscheidung von Theoriebildung und studentischer Handlungskontexte wird eine greifbare und aufeinander aufbauende Entwicklung zweier Kernkategorien geschaffen. (Stein: 2007. S. 400)

Interpretation der Daten

Über das Einsetzen der Methodologie- und Methodenentwicklung sollen studienrelevante Handlungskontexte nachzuvollziehbar sein. “Deutungen und Strategien der Studierenden sollen textnah interpretiert und ihre Alltagstheorien und Orientierungsrahmen über eine wissenssoziologisch-hermeneutische Rekonstruktion herausgearbeitet werden.” Ebenso besteht das Streben, dass die Theoriebildung auf Grundlage einer Datenrekonstruktion erfolgt. Sabine Stein stößt hierbei auf eine weitere forschungsleitende Frage. “Inwieweit können Studium und Schulpraktika eine vorbereitende Professionalisierung leisten?”. Einerseits lässt sich dies “mit Konzepten der reflexiven Lehrerbildung und des situierten Lernens, andererseits mit einer Innovationskompetenz beantworten. Dieses hängt nah mit Schulentwicklungsaufgaben und Kompetenzkatalogen zusammen.” Somit zieht Sabine Stein den Schluss in ihrer Studie, dass die berufliche Entwicklung von gesellschaftlichen Entwicklungen und Individualisierungen beeinflusst wird. Jedoch ist die Studie als “qualitiative Rekonstruktion des komplexen Datenpools, die Schule, Praktikum und Studium aus der Perspektive von Studierenden betrachtet.” Die Frage nach der korrekten Lehrerausbildung oder wie diese bestens strukturiert sein soll, lässt sich durch den Bezug neuer Kriterien beantworten. Vorangegangen müssen überarbeitete Begriffsrahmen und Leitdifferenzen diskutiert werden. (Stein: 2007. S. 399-400)

Abschließend kann das Fazit gezogen werden, dass durch die Studie mit ihrer Methodologieentwicklung einen qualitativen Beitrag zur Lehrerbildungsforschung beiträgt. Durch Ergebnisse von Untersuchen der möglichen Konsequenzen, Perspektiven und Fragen werden abschließend Ausblicke auf die Lehrerbildung gegeben. Auch im abschließenden Fazit zeigt sich ihre Authentizität. Ihre Studie gewährt den Einblick in verschiedene Strukturen und macht diese nachvollziehbar. Auch ohne Vorkenntnisse lässt sich diese Thematik verstehen. (vgl. Uwe Flick: Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. S.149) (vgl. Stein: 2007. S. 399-400)

Geltungsbegründung

Forschung als Diskurs

Literatur

1. Stein, S. (2007): Professionalisierung zwischen Schule und Hochschule. Eine empirische Studie über reflexive Lehrerbildung. Online publiziert auf dem Server der Deutschen Nationalbibliothek: http://d-nb.info/984573232 (Letzter Zugriff: 02.06.2017)

2. Flick, U. (1995): Handbuch Qualitative Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. 2. Auflage Beltz/Psychologie Verlags Union. Weinheim. Stationen des qualitativen Forschungsprozesses.

3. Stürbing, J. (1998). Grounded Theory: Zur sozialtheoretischen und epistemologischen Fundierung des Verfahrens der empirisch begründeten Theoriebildung. 2 über.& erw. Auflage. (S.13-14). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

4. Wolf, W. (1995). Qualitative versus quantitative Forschung. In E. König & P. Zedler (Hg.), Bilanz qualitativer Forschung. Bd. I: Grundlagen qualitativer Forschung (S. 309–329). Weinheim: Beltz.

Kommentare

Diskussion

Esra Nacak, Medine Celik, 2016/07/01 13:31

Bewertung von Tandem 25

Die Studienanalyse von Tandem 21 ist bei uns auf Platz 3.

Insgesamt wirft uns die Analyse viele Fragen auf. Die „Fragestellung“ und die „Forschungsperspektive“ ist wenig einleuchtend, daher schwer nachvollziehbar. Die „Annährung ans Forschungsfeld“ wurde dahingegen besser ausgearbeitet. Bei der „Sammlung der Daten“ kamen uns Fragen auf, an manchen stellen eher zu verstehen als andere. Die Arbeit informiert weniger über die „Fixierung der Daten“, deshalb ebenso schwer nachvollziehbar. Die „Interpretation der Daten“ wurden sehr oberflächlich bearbeitet. Ein eindeutiges Problem ist die Zitation. Es wurden keine einheitlichen Zitationsregeln verwendet, darüber hinaus fehlen an einigen Stellen der Punkt am Satzende bzw. nach den beendeten Zitationen. Die Literaturangaben sind vorhanden, jedoch beinhalten auch diese Fehler. Es wurden nur wenige Rechtschreibfehler entdeckt. Die Sprache ist an vielen Stellen schwammig, eine wissenschaftliche Fachsprache wurde ab und an verwendet.

Fatma Sener, 2016/07/01 15:09, 2016/07/01 15:10

Platz 3

In der Analyse wird die Forschungsperspektive nachvollziehbar und umfassend dargestellt und auch die Ausgangslage der Forschung wird beschrieben, was positiv auffällt. Ebenso wird ein Überblick über die Grounded Theory gegeben und das Setting der Datenerhebung wird gut beschrieben. Die These, Stein verwende keine „klassische Grounded Theory“, da ihre Daten nicht Statistiken entspringen und auch der Verweis auf die Statistik bei „Sammlung der Daten“ erscheint uns allerdings nicht einleuchtend. Hingegen die „Kritik“ am eingebrachten Vorwissen der Forscherin erscheint uns berechtigt, auch wenn die Objektivität der Autorin noch genauer hätte untersucht werden können. Die Art der Interpretation wird genannt, dafür bleibt die „Annäherung ans Feld“ etwas unklar. Größter Kritikpunkt ist für uns die immense Verwendung direkter Zitate, wo mehr eigener Text wünschenswert gewesen wäre. Gerade der Punkt „Fixierung der Daten“ besteht fast vollständig aus Zitaten, lässt aber weitgehend offen, wie die Daten fixiert wurden. Auch die Einbindung und der Sinn der Zitate ist nicht an allen Stellen ersichtlich und bei den Texten von Flick wird leider das übliche Format für Zitationsangaben (Autor, Jahr, Seite) nicht eingehalten. Das Konzept des Habitus wird gut erklärt, würde unserer Meinung nach aber in der Ausführlichkeit eher in einen anderen Abschnitt passen. Wir halten dies für die am wenigsten gelungene Analyse.

Laura Wehr, Marius Hesse, 2016/07/01 18:32

Platz 4

Zu Beginn wird nicht kenntlich gemacht auf welche Forschungsarbeit sich die Studierenden in ihrer Erstfassung beziehen. Sowohl Name der Forschenden als auch der Titel der Dissertation werden nicht genannt. Die Sprache entwickelt sich auf hohem, wissenschaftlichen Niveau, ist allerdings oft unpassend und zu kompliziert verfasst. Es wurde mit ausreichend Literatur gearbeitet und diese in Zitaten und vielzelligen Vergleichen angeführt. Durch diese vielen „Nachreden“ ist allerdings keine eigene Transferarbeit zu erkennen. Es werden lediglich überwiegend Aussagen der Autorin übernommen. Somit liest man quasi noch einmal Stücke der Dissertation. Hier wäre es eventuell angebracht einige Aussagen selbst zu formulieren und zu vereinfachen.

Samya Ziani, Sara Ezzuba, 2016/07/01 23:42

Den zweiten Platz besetzt Tandem 21. An erster Stelle, ist der Schreibstil mit dem die Analyse verfasst positiv anzumerken. Durch die bedachte Wortwahl, ist der Text immer interessant geblieben. Außerdem macht sich anhand der Literatur bemerkbar, dass sie sich mit dem Thema gut auseinander gesetzt haben. Ein Kritikpunkt ist, dass zum Teil Informationen aus dem Kontext gegriffen wurden und es somit schwer fiel mühelos zu folgen. Es wurde versucht, viel Information in eine begrenzte Anzahl von Wörtern zu packen, wodurch der rote Faden in der Analyse etwas untergegangen ist. (Stand: 30.06.2016)

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