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lehre:sose2016:sozialwissmeth:analysen:tandem12

Hinweis: Bitte ändern Sie die Nummer ihres Tandems und ergänzen ihre Namen.

  • Tandempartner 1: Esra Ates
  • Tandempartner 2: Hikmet Denizli

Erster Text: Entwurfsfassung

Einleitung: Die folgende Analyse beruht auf der Dissertation „Verschenkte Chancen- Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren?“, die im Jahr 2005 von Burkhard Leimbach verfasst und an der Carl von Ossietzky Universität publiziert wurde. Der Focus der Studie liegt im Schulerfolg von SchülerInnen mit türkischen Migrationshintergrund durch eine schüler_innenorientierte Elternarbeit. Die SchülerInnen besuchen das Gymnasium und befinden sich im Alter von 13- bis 14 Jahren. Das Ziel der Studie liegt in der besseren Gestaltung der Zusammenarbeit von Schule und Eltern durch verstärkte Einbeziehung von SchülerInnen (vgl. Leimbach, 2015, S. 28)

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Nach Flick konstruiert der Wissenschaftler vor dem Eintritt in das zu untersuchende Feld ein Modell, welches auf der Literatur oder auf den empirisch belegten Zusammenhängen beruht (vgl. Flick, 1995, S. 150). Leimbach verfolgt mit seiner Dissertation das Ziel seine Erkenntnisse in Bezug auf Migration und Bildung zu erweitern. Zu Beginn der Studie lässt sich keine Theorie erkennen, wohl aber ein Konzept. (vgl. Leimbach, 2015, S. 87) Eine weitere Verbindung zu Flick stellt Leimbach mit dem Prinzip der Offenheit dar. Nach Hoffmann Riem wird bei dem Prinzip der Offenheit die theoretische Strukturierung in den Hintergrund gerückt (vgl. Flick, 1995, S. 150). Leimbach berücksichtigt das Prinzip der Offenheit damit, in dem er die Studie und die darin verankerte Intention klassenintern vorstellt und auch die Eltern anhand eines Schreiben informiert.

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Leimbach konzentriert sich in seiner Studie auf die Frage, ob SchülerInnen mit türkischem Migrationshintergrund sich selbst als Gestalter ihrer Schulkarriere begreifen, in welchem Umfang sie dabei die Faktoren für eine erfolgreiche Schulkarriere wahrnehmen und benennen können und welchen Spielraum sie im Bezugsfeld Eltern-Schule-SchülerIn für eigenes Handeln sehen, um in Zusammenarbeit mit ihren Eltern ihren Schulerfolg steigern zu können. (vgl. Leimbach, 2015, S. 45). Leimbach hat sich bewusst für den Bildungsgang Gymnasium entschieden, um zu vermeiden, dass bereits durch die Anlage der Forschung eine einseitige Defizitorientierung unterstützt wird. (vgl. Leimbach, 2015, S.7) Ein weiterer Grund für seine Wahl liegt in der steigenden Anzahl von Kindern mit Migrationshintergrund an Gymnasien und der damit verbundenen Erwartungen von Eltern (vgl. Leimbach, 2015, S.22). Zudem erklärt er im weiteren Verlauf seiner Studie, dass die Eruierung der Erfahrungen eine wesentliche Voraussetzung für die Beantwortung der Frage bildet (vgl. Leimbach, 2015, S.45). An der Formulierung seiner Fragestellung lässt sich eine Struktur erkennen, aus der man deduktiv Kategorien ableiten kann, die zur Beantwortung der Forschungsfrage führen können. (vgl. Leimbach, 2015, S. 89).Zudem ist die Studie explorativ angelegt und zielt darauf ab, die das Handeln begründenden subjektiven Bedeutungszuschreibungen der SchülerInnen zu erfassen.(vgl. Leimbach, 2015, S.85)

Annäherung ans Feld

Leimbach bevorzugt in seiner Studie eine „natürliche“ Kommunikationssituation, die dem Befragten aus seinem Alltag vertraut ist. Eine angepasste Wahl von Interviewendem, Zeitpunkt, Ort und Umgebung, verschafft eine Vertrauensbasis (vgl. Leimbach, 2015, S. 59). Die Zielgruppe für die Studie bilden 13- 14-Jährige SchülerInnen, da Jugendliche in diesem Alter bereits in der Lage sind, über ihre Identität, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Selbsteinschätzung, Belastbarkeit und Betroffenheit zu berichten. Leimbach übernimmt in seiner Studie nicht die Rolle des Interviewenden, um der Gefahr der Vorurteilsbildung oder der vorwissenschaftlichen Einschätzung zu umgehen. Aus diesem Grund führt ein Mitarbeiter aus der Universität Oldenburg, der selbst über einen türkischen Migrationshintergrund verfügt und sich auch schon mit diesem Themenfeld auseinandergesetzt hat, das Interview. Durch seinen Migrationshintergrund können die SchülerInnen vertrauen zu ihm fassen (vgl. Leimbach, 2015, S. 79). Um die Diskriminierungen zu vermeiden ist es empfehlenswert eine stufenweise Informations- und Annäherungsverfahren durchzuführen. In der ersten Gesprächsrunde werden die SchulleiterInnen über die Studie informiert. Nach der Einverständniserklärung werden die Schulsozialarbeiter und die Lehrkräfte involviert und gleichzeitig um eine Einschätzung gebeten. Den interessierten SchülerInnen werden Informationsschriften ausgehändigt, sowie deren Eltern Formularschreiben auf Deutsch und auf Türkisch für das Einverständnis zur Verfügung gestellt (vgl. Leimbach, 2015, S. 81) Resultierend scheinen fünf InterviewpartnerInnen und zehn Interviews für eine qualitative Studie ausreichend zu sein (vgl. Leimbach, 2015, S. 80-83)

Sammlung der Daten

Um repräsentative Ergebnisse zu erhalten, muss die Fragestellung angemessen sein beziehungsweise mehrere Kriterien erfüllen. Jede subjektive Sichtweise des Schülers wird unverfälscht wahrgenommen. Daher müssen die schriftlichen und mündlichen Äußerungen, sowie das Verhalten in Ganzheit dokumentiert werden (vgl. Leimbach, 2015, S. 48). Die Studie wird ausschließlich auf Interviews durchgeführt. Reinders zufolge sind Interviews „verführerisch“ und der alltäglichen Gesprächssituation sehr nahekommen (vgl. Leimbach, 2015, S. 59). Laut Leimbach bildet das qualitative Interviews hierbei die am besten geeignete Methode, um diese Fragestellung zu beantworten und verspricht auch die höchstmöglichen Erkenntnisgewinne (vgl. Leimbach, 2015, S. 60). Voraussetzung für die Beantwortung der Fragestellung stellen die (außerschulischen) Erfahrungen beziehungsweise Einflüsse wie z.B. die erlebten Konflikte dar (vgl. Leimbach, 2015, S. 45). Dies alles in Erfahrung zu bringen gelingt laut Reinders am besten durch Interviews. Andere Erhebungsmethoden wie Beobachtungsstudien oder Experimente sind ausgeschlossen, da deren Methode keine repräsentativen Antworten auf diese Frage Stellung geben können (vgl. Leimbach, 2015, S. 60). Die gängigste Form der Interviewvariante in der Sozialforschung ist die leitfadengestützte problemzentrierte Interview, welches auch bei dieser Studie der Fall ist (vgl. Leimbach, 2015, S. 72). Bei dieser Art von Interview besteht Flick zufolge die Hauptaufgabe des Forschers darin, zwischen den Äußerungsinteressen des befragten Subjekts, der Struktur des Leitfadens sowie der begrenzten Zeit zu vermitteln (vgl. Flick, 1995, S. 158).

Fixierung der Daten

Die Studie umfasst insgesamt 10 Interviews, die jeweils ca. 20 Minuten dauern und als Audiodatei vorliegen (vgl. Leimbach, 2015, S. 84). Leimbach bevorzugt in seiner Studie eine wörtliche Transkription, um auch die dialektale und soziolektale Färbung der Sprache in der Interpretation zu berücksichtigen. Als Datenmaterialien verwendet Leimbach in seiner Studie transkribierte Audiodateien, also Interviewtexte und nicht aus Protokollen, Filmen etc. sondern aus teilnehmender Beobachtung. Nach Flick bieten Datenaufzeichnung intersubjektive Überprüfungen von Interpretationen (vgl. Flick, 1995, S. 160).

Interpretation der Daten

Leimbach gliedert seine Auswertung nach 4 Stufen (vgl. Leimbach, 2015, S. 111). In der ersten Stufe werden die 10 Interviews nach 4 Auswertungskategorien überprüft und geordnet, die deduktiv auf Grundlage von gegenstandsbezogener Forschungsliteratur gebildet wurden (vgl. Leimbach, 2015, S. 111). In der zweiten Stufe erfolgt dann die Zusammenfassung der Ergebnisse aus der Stufe 1 in einem Kommentar zu jedem Interview. Ziel der Kommentare ist, Auskunft über jeden einzelnen Interviewpartner zu geben (vgl. Leimbach, 2015, S. 113). In der darauffolgenden Stufe werden die Kommentare im Hinblick auf die Ziele der Untersuchung ausgewertet und mit einander verglichen. Hierbei werden die Kommentare daraufhin ausgewertet, zu welchen Kategorien alle Interviewpartner Aussagen treffen (vgl. Leimbach, 2015, S. 114). In der letzten Stufe letztendlich erfolgt der Vergleich und die Auswertung aller Zusammenfassungen. Ziel hierbei ist es, festzustellen, ob die Zusammenfassungen hinreichende Belege für generalisierende Vermutungen oder Typisierungen enthalten, wie SchülerInnen ihren Gestaltungsspielraum in der Schule und ihre Zusammenarbeit mit ihren Eltern zu Verbesserung ihrer Lernsituation sehen (vgl. Leimbach, 2015, S. 115). Das Auswertungsverfahren lässt Offenheit zu, die jedoch durch die Kategorisierung der Textpassagen reduziert wird. (vgl. Leimbach, 2015, S. 89) Das Ziel der Auswertung insgesamt liegt in der Reduktion der Inhalts- und Bedeutungsvielfalt. (vgl. Flick, 1995, S. 165). Durch die Auswertung verfolgt Leimbach somit das Ziel, bestimmte Interviewpassagen mehreren Untersuchungskategorien zuzuordnen. (vgl. Leimbach, 2015, S. 176)

Geltungsbegründung

Die Geltungsbegründung bildet sich nach Flick auf der Grundlage der folgenden drei klassischen Geltungskriterien: Reliabilität, Validität und Objektivität (Flick S.167) Die Reliabilität findet sich im ersten Intrviewzyklus, da der Interviewer die gleichen Leitfragen stellt, und diese erst im zweiten Zyklus angepasst werden, um mit den SchülerInnen frei sprechen zu können. Die Validität kommt hier zum Vorschein, da gezielt ein Fragebogen erstellt worden ist, welcher dennoch den SchülerInnen die Freiheit gab, persönliche Sichtweisen hervorzubringen. In dieser Studie ist nur bedingt eine Objektivität gegeben, da durch Sympathie mit dem Interviewer Daten verzerrt werden könnten. Flick sagt, eine gewissen Authentizität in Interviews ist gewährleistet (vgl. Flick, 1995, S. 167). Dies kann man in dieser Studie leicht erkennen, da nur Personen mit türkischem Migrationshintergrund interviewt wurden. Dadurch wird Vertrauen aufgebaut, welches dabei hilft die persönliche Sichtweise hervorzubringen.

Forschung als Diskurs

Leimbach geht es in seiner Studie nicht nur darum, neue Erkenntnisse zu erreichen, sondern auch um die Zusammenarbeit zwischen Eltern und LehrerInnen zu verbessern (vgl. Leimbach, 2015, S. 28). Um jedoch eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern zu ermöglichen, befragt Leimbach die SchülerInnen selbst nach ihrer subjektiven Sicht in Bezug auf ihre Eltern. Dabei entsteht ein kommunikativer Prozess zwischen Forscher und Beforschten. Auch mit Blick auf die Schule befragt Leimbach die Interviewten nach ihrer subjektiven Wahrnehmung, wie sie die Schule einschätzen (vgl. Leimbach, 2015, S.294). Damit lässt sich festhalten, dass Leimbach in den Interviews insbesondere auf die subjektive Sicht der Interviewten eingeht und dadurch ein direkter Austausch stattfindet.

Literatur

- Flick, Uwe (1995): „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses.“ Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (S.148-173)

- Leimbach, Burkhard.(2015) Verschenkte Chancen – Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren? Optimierung der Zusammenarbeit von Schule, Eltern und ihren Kindern – eine Befragung von Schülerinnen und Schülern mit türkischem Migrationshintergrund bezüglich der Einstellung zu „schülerorientierter Elternarbeit“ am Gymnasium. Eine explorative Studie. Universität Oldenburg.

Bewertung der anderen Tandems

Platz 1: Tandem 11, Platz 2: Tandem 13, Platz 3: Tandem 15 , Platz 4: Tandem 14

Erster Platz: Tandem 11

Die Analyse der Tandemgruppe 11 steht bei uns auf Platz 1, da es aus unserer Sicht nur marginale Fehler aufweist. Die Analyse hat eine klare Struktur und lässt sich leicht lesen. Durch die ausführliche Einleitung gelingt es dem naiven Leser einen ersten Eindruck von der Studie zu gewinnen. Der Ausdruck ist angemessen, aber an einigen Stellen noch zu verbessern. Begriffe wie „schlüpfen“ sollten in einer wissenschaftlichen Ausarbeitung vermieden werden. Auch in Bezug auf die Rechtschreibung gibt es noch verbesserungsbedarf, wie z.B. die Abkürzung d.h. Inhaltlich weist die Analyse jedoch keine bzw. nur marginale Fehler auf. Komplexe Begriffe wurden ausführlich und präzise erklärt, sodass der Leser keine Schwierigkeiten hat, diese zu verstehen.

Zweiter Platz: Tandem 13

Die Analyse ist gut strukturiert, sprachlich angemessen formuliert und inhaltlich gut gelungen. Die Einleitung ist jedoch sehr knapp. Diese hätte man ggf. ausführlicher gestalten können. Bei dem Punkt „Sammlung der Daten“ hätte man zum näheren Verständnis eventuell noch erwähnen können, wie sich die Interviewanzahl bei 5 Schülern auf zehn erweitert hat. So hätte die Tandemgruppe noch erwähnen können, dass die Schüler zweimal gefragt wurden, dies könnte bei dem Leser, der diese Studie noch nicht kennt, zur Verwirrung führen. Insgesamt bewerten wir die Analyse jedoch als sehr gelungen.

Dritter Platz: Tandem 15

In der Ausarbeitung sind keine bemängelnden Rechtschreibfehler zu erkennen. Alle Aspekte wurden ausführlich und detailliert dargestellt. Die Ausdrucksform haben wir als sehr schlüssig empfunden. In der Fragestellung hätte die Tandemgruppe auf das Prinzip der Offenheit näher eingehen können, um den naiven Leser einen Eindruck davon zu schaffen.

Vierter Platz: Tandem 14

Die Analyse der Tandemgruppe 14 nimmt für uns den vierten Platz ein. In der Rechtschreibung sind erhebliche Fehler zu erkennen. Einige davon sind unter anderem: - „Analysiert“ ist ein Verb und wird klein geschrieben - „Das Geschehen“ statt „Das geschehen“ - „Hierfür“ statt „hier für“ - „Schwieriger“ statt „schwerer“. Auch im Ausdruck ist noch verbesserungsbedarf zu erkennen. So sind einige Sätze teilweise zu lang und vom Sinn her unschlüssig. In der Kommasetzung sind ebenfalls marginale Fehler zu erkennen, wie z.B. verschiedener Autoren, geklärt werden. Der inhaltliche Aufbau der Studie ist sehr strukturiert und leicht verständlich. Was uns jedoch überflüssig erschienen ist, ist die kurze Gliederung in der Einleitung. Da die Analyse bereits in separate Abschnitte gegliedert ist, haben wir diesen Teil als überflüssig wahrgenommen. Ansonsten bewerten wir die Analyse als sehr detailliert und gut ausgearbeitet.

lehre/sose2016/sozialwissmeth/analysen/tandem12.txt · Zuletzt geändert: 2020/11/04 21:16 (Externe Bearbeitung)