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lehre:sose2015:sozialwissmeth:analysen:schaefer:tandem01

Tandem 01

  • Tandempartner 1: Friederike Götz
  • Tandempartner 2: Tanja Heim

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Markus Schäfer beschäftigt sich in seiner Dissertation mit der Frage: „Inwieweit Handlungsorientierung im Kontext von Schule und Unterricht unter den gegebenen curricularen und institutionellen Bedingungen die intendierte Produktivitätssteigerung erzeugen kann.“ (Schäfer, 2012, S. 14) Damit entscheidet er sich für eine Forschung im Bereich der dualen Erstberufsausbildung. Schäfer betrachtet dabei konkret ob eine Handlungsorientierung an der Institution Schule, im Berufsschulunterricht, zu einer Produktivitätssteigerung führen kann. (Schäfer, 2012, S.13 - 14)

Als Basisdesign verwendet Schäfer eine Kombination aus Fallstudie und Momentaufnahme. Zu diesem Schluss kommen wir, da es sich bei seiner Forschung um „die genaue Beschreibung oder Rekonstruktion eines Falls“ (Flick, 2014, S.83), also um eine Fallstudie handelt. Ebenso bezieht er sich auf Momentaufnahmen die als Resultat „eine Zustandsbeschreibung zum Zeitpunkt der Forschung“ (Flick, 2014, S.85) bezeichnen sollen.

Annäherung ans Feld

Markus Schäfer kündigte seine Untersuchung schriftlich und in Vorgesprächen, bereits bei Auszubildenden und ihren Ausbildungsbetrieben, sowie bei Berufsbildungszentrum im Vorfeld an. Er gab dabei genaue Forschungsziele und Hypothesen nicht bekannt. Der Feldzugang von Schäfer erfolgte indem einer der Forscher sowohl als Lehrer als auch als Wissenschaftler vor den Probanden auftrat. Durch das Einnehmen dieser Doppelrolle konnte das Forschungsteam „einen erleichterten, geradezu idealen Zugriff“ (Schäfer, 2012, S. 123) auf spezifische Daten und Informationen vornehmen. Der Fremdenstatus wird in der Dissertation zwar angesprochen und seine Bedeutung für die Forschung erläutert, dennoch geht Schäfer nicht auf seine genaue Vorgehensweise ein. Er spricht lediglich von einer „pädagogische[n] wie wissenschaftliche[n] Professionalität der Forscher“ (Schäfer, 2012, S. 126). Durch das Einnehmen einer bestimmten Rolle im Forschungsfeld, entscheidet der Forscher „welche Ausschnitte des untersuchten Feldes sich ihm eröffnen und was ihm verschlossen bleibt“ (Flick, 1995, S. 155). Schäfer ist sich des besonderen Verhältnisses von Nähe und Distanz in seiner Arbeit bewusst, durch die Doppelrolle als Wissenschaftler und Lehrperson. „Operativ bedeutete dies, dass sich der forschende Lehrer als teilnehmender Beobachter immer wieder systematisch und kontrolliert aus dem Feld lösen musste, um zu einem distanzierten Beobachter zu werden. Realisiert wurde dies u.a. dadurch, dass die soziale Wirklichkeit im Rahmen der Untersuchungen videografiert wurden. Die eigentliche Analyse erfolgte dann zeitversetzt und beinhaltete immer auch eine Spiegelung der Rollenambiguität Lehrer/Forscher durch den Wissenschaftler“ (Schäfer, 2012, S. 134). Schäfer balanciert sein Verhältnis von Nähe und Distanz also durch eine spätere Auswertung der Videosequenzen und versuchte dadurch eine angemessene Distanz zwischen sich selbst und dem Subjekt zu erreichen. Er baut in seiner Forschung einen klaren Vertrauens- und Interessenschutz auf, indem er eine „[…] mündliche Vereinbarung zwischen Forschern und Beforschten […]“ einging, in der er versicherte „[…] , dass Angaben, Aussagen und Antworten vertraulich behandelt, anonymisiert und nur forschungsbezogen verwandt werden“ (Schäfer, 2012, S. 128).

Sammlung der Daten

Markus Schäfer sammelt seine Daten auf unterschiedliche Weise. Zum einen in verdeckten Beobachtungen, die durch Lehrer/Wissenschaftler durchgeführt werden und auch während der Befragungen der Beforschten andauert. Die Videografien dienen ebenfalls als Instrument der Beobachtung aus einer gewissen Distanz (Schäfer, 2012, S. 137). Desweiteren werden schriftliche und verbale Befragungen durchgeführt. Diese sind auf unterschiedliche Weise durch den Forscher beeinflusst. Zum einen wenig strukturierte (zum Beispiel Gruppendiskussionen), teilstrukturiert (zum Beispiel Intensivinterview) und stark strukturiert Befragungen (zum Beispiel Telefonische Befragung) (Schäfer, 2012, S. 136). Die genauen Einteilungen und andere Beispiele zu den Befragungen sind der Tabelle 7: „Typen der Befragung“ in Schäfers Forschungsarbeit zu entnehmen (Schäfer, 2012, S. 136).

Eine einheitliche Strukturierung der Daten ist in dieser Dissertation nicht möglich, da Schäfer unterschiedlichste Formen der Befragung anwendet. Beispielsweise die Gruppendiskussionen können anhand der Situation und dem Beforschten strukturiert werden, wohin gegen Intensivinterviews durch Forscher und Beforschten strukturiert sind. Auch das Auftreten des Forschers als Lehrperson gehört einer anderen Strukturierung an, da es sich dabei um eine teilnehmende Beobachtung handelt, sie ist also durch Beforschten, Forscher und die Situation strukturiert (Flick, 1995, S. 157-158 und Schäfer, 2012, S.136). Die Daten werden durch interpretative und rekonstruktive Verfahren gesammelt.

Alle Formen der Interviews die Schäfer verwendet zählen zu den rekonstruktiven Verfahren, da sie „nicht identisch mit der Biographie des Erzählenden, sondern von dessen aktueller Situation allgemein und von der Erzählsituation im besonderen geprägt [ist]“ (Flick, 1995, S. 156). Die Beobachtungen jedoch die über Video oder verdeckt getätigt werden gehören zu den interpretativen Verfahren, Flick spricht dabei von „[…] audiovisuelle[n] Aufzeichnung[en] […] in Alltagssituationen“ (Flick, 1995, S. 156).

Spezifischer Verzerrungen der Forschungsarbeit können laut Schäfer durch „Störgrößen (Krankheit […], Unterrichtsausfall, technische Störungen, etc.)“ passieren, werden aber in seiner Arbeit mitberücksichtigen (Schäfer, 2012, S. 132).

Fixierung der Daten

Interpretation der Daten

Markus Schäfer verwendet in seiner Auswertung eine quantitative Längsschnittanalyse als Methode. (Schäfer, 2012, S. 172) Er arbeitete dabei mit Kategoriesystemen. Die zentralen Merkmale seiner Auswertungsmethode sind dabei Offenheit, Kommunikativität und Naturalistizität. Schäfer interpretiert seine Daten also ohne „retrospektive Vorgriffe […]: Der Forscher darf keine Kenntnisse aus im zeitlichen Verlauf des Falles […] später abgelaufenen Prozesse ableiten.“ (Flick, 1995, S. 164). Er arbeitet dabei hypothesengenerierend und gliederte sein Auswertungssystem in 3 Stufen (Schäfer, 2012, S. 147 – 148). Schäfer gliedert sein Material innerhalb der Hauptstränge, seiner Analyse. Dabei reduziert er sich lediglich auf einen Ausschnitt seiner Experimente und teilt diese Merkmale, wie beispielsweise dem „Merkmal 1 Problemorientierter Situationsbezug“(Schäfer, 2012, S. 173), zu. (Schäfer, 2012, S. 173) Die Kontextualisierung findet in seiner Arbeit in sofern statt, indem die einzelnen Experimente in Einzelbelege gegliedert und dann in Strukturzusammenhänge gebracht werden. (Schäfer, 2012, S. 142) Eine konkrete Reflexion über sein Forschungsverfahren ist für uns nicht ersichtlich. Auch wer genau an der Interpretation beteiligt wird ist in seiner Auswertung nicht deutlich, dennoch ist davon auszugehen, dass Schäfer und der Wissenschaftler, der am Forschungsprozess beteiligt war, sicher auch an der Interpretation teilnimmt (Schäfer, 2012, S. 133).

Geltungsbegründung

Um eine Geltungsbegründung der Daten und der Interpretation zu ermöglichen müssen folgende Gütekriterien erfüllt werden: Reliabilität, Validität und Objektivität (Flick, 1995, S. 167). Objektivität wird laut Schäfer erzielt, indem er wie bereits oben erwähnt, beispielsweise die Interpretation erst aufgrund der Videoanalyse durchführt, um seine Befangenheit als Lehrperson auszuschließen (Schäfer, 2012, S. 133). Schäfer bezieht die von Flick benannten Gütekriterien zwar ein, konkretisiert die genaue Begründung jedoch nicht (Schäfer, 2012, S. 121). Er spricht nur davon, dass „mittels kontrollierter Methoden dokumentiert“(Schäfer, 2012, S. 121) wurde.

Forschung als Diskurs

Literatur

  • Flick, Uwe. „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen Ein Überblick für die BA Studiengänge“. Hamburg. (2014).
  • Flick, Uwe. „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses.“ Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2. (1995). S. 148-173.
  • Schäfer, Markus. „Zur Effizient handlungsorientierter Unterrichtspettings - Eine empirische Studie“. (2012).

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Ranking: 1. Tandem 27; 2. Tandem 20; 3. Tandem 06

Tandem 27, Platz 1

Alle Inhalte wurden von euch bearbeitet, eure Ausführungen sind sehr ausführlich und können gut nachvollzogen werden. Allerdings könntet ihr auf die Punkte zur Fragestellung und der Interpretation der Daten (z.B. Materialreduktion, die Grenzen des Verfahrens und die an der Interpretation beteiligten Personen) noch etwas tiefer und genauer eingehen. Ein stärkerer Bezug auf Flick oder andere Literatur bzw. auf die Theorie könnte helfen eure Ausführungen noch weiter zu untermauern. Die Geltungsbegründung ist besonders gut gelungen und sehr gut belegt. Eure Einleitung ist sehr gut, gibt einen guten Überblick und verbessert den Lesefluss. Abschließend lässt sich sagen, dass eure Analyse sehr gut ist und nur noch Kleinigkeiten verbessert werden könnten.

Tandem 20, Platz 2

Gerade bei der Fragestellung habt ihr alle Inhalte gut bearbeitet und ausgeführt. Allerdings fehlt häufig ein Bezug zu Flick. Bei den Punkten 'Annäherung ans Feld', 'Sammlung der Daten' und der Interpretation sind die Hauptpunkte bearbeitet, aber nur sehr knapp behandelt. Viele Punkte fehlen komplett oder sind nur ganz kurz angeschnitten. Die fehlenden Punkte solltet ihr noch nachtragen und die vorhandenen noch weiter erläutern. Der Lesefluss in eurer Arbeit ist sehr gut und eure Ausführungen sind sehr gut verständlich. Allerdings ist euer Text oft sehr knapp und könnte noch etwas genauer beschrieben werden. Eure Einleitung ist sehr knapp und enthält nur wenige Informationen. Um sie für die Arbeit zu verbessern wäre ein kurzer Überblick über die Arbeit sinnvoller. Im Großen und Ganzen ist eure Arbeit sehr rund und lässt sich auch gut lesen.

Tandem 06, Platz 3

Bei der Fragestellung wurden fast alle Inhalte bearbeitet, jedoch könnte der Forschungsausschnitt und die Entscheidungstransparenz des Forschers noch weiter ausgeführt werden. Ihr erwähnt zwar das Basisdesign aber geht nicht genauer darauf ein. Ein Bezug auf den begrenzten Zugang sollte noch hinzugefügt werden. Der Textfluss ist gerade in diesem Punkt etwas beeinträchtigt, da viele Zitate von euch verwendet wurden, die aber nicht richtig in den Text eingebunden sind. Diese könnten vielleicht noch genauer erläutert werden. Grundsätzlich habt ihr viele Zitate verwendet, die aber nur wenig von euch erläutert oder eingebunden wurden. Dies erschwert den Lesefluss etwas. Euer Aufbau wirkt eher stichpunkthaft und nicht wie ein Fließtext. Wobei euere Ergebnisse inhaltlich gut sind, aber noch deutlicher von euch ausgeführt werden sollten. Bei der Interpretation der Daten fehlen einige Punkte, wie Strukturen, die Kontextualisierung und die Grenzen des Verfahrens. Eine Einleitung war bei euch nicht vorhanden, was wir für den Erstentwurf auch nicht schlimm finden. Eine Einleitung sollte aber in der Endfassung vorhanden sein, um dem Leser einen kurzen Überblick zu geben. Sie könnte auch helfen den Lesern einen Einstieg in das Themenfeld zu geben. Die Punkte Annäherung an das Feld und Sammlung der Daten sind sehr gut bearbeitet. Eure Analyse ist inhaltlich gut, oft aber nur schwer verständlich, aufgrund der sehr knappen Formulierungen.

Dritter Text: Endfassung

Einleitung

Die folgend bearbeitete Analyse bezieht sich auf eine empirische Studie bezüglich der Dissertation zur Erlangung eines Doktors der Philosophie von Markus Schäfer. Diese wurde 2012 an der Universität Siegen veröffentlicht und bezieht sich auf die Effizienz handlungsorientierter Unterrichtssettings.

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Da Schäfer eine quantitatives Verfahren anwendet, beginnt die Untersuchung mit einer „…Gegenstandsbezogenen Referenztheorie die ein Erkenntnisinteresse respektive Forschungsfragen entwickelt“ (Schäfer, 2012, S.114). Darauf folgend entwickeln sich weitere Hypothesen die anschließend operationalisiert und empirisch geprüft werden (Schäfer, 2012, S.114). Das ‚Prinzip der Offenheit’ hat Schäfer nach Flick angewendet (Flick, 2007, S.150). Der Untersuchungsgegenstand ist der lernfeldorientierte Unterricht an beruflichen Schulen, der eine bessere Handlungsorientierung am jeweiligen Ausbildungsberuf versprechen soll (Schäfer, 2012, S. 13-14). Schäfer beobachtete abschließende Prüfungsgespräche mit Auszubildenden, die in einer Lehre zur/zum Kraftfahrzeugmechatroniker/in machten. In diesen Fachgesprächen, fiel ihm auf, dass den Schülern vermehrt die Verknüpfungen von Theorie und Praxis schwer fiel, Er schreibt desweiteren: „Die Beobachtungen ließen den Schluss zu, dass es offensichtlich in der 3,5-jährigen Ausbildung nur teilweise, eher zufällig und keinesfalls systematisch gelungen war, Theoriewissen und Praxiserfahrungen zu verknüpfen“ (Schäfer, 2012, S.15-16). Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgegenstandes erfolgt durch den Einbezug des AOEX-Systems und der KMK-Handreichung (Schäfer, 2012, S. 16 – 21).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Markus Schäfer beschäftigt sich in seiner Dissertation mit der Frage: „Inwieweit Handlungsorientierung im Kontext von Schule und Unterricht unter den gegebenen curricularen und institutionellen Bedingungen die intendierte Produktivitätssteigerung erzeugen kann“ (Schäfer, 2012, S. 14). Damit entscheidet er sich für eine Forschung im Bereich der dualen Erstberufsausbildung. Schäfer betrachtet dabei konkret ob eine Handlungsorientierung an der Institution Schule, im Berufsschulunterricht, zu einer Produktivitätssteigerung führen kann. Die Forschungsperspektive ist dabei so gewählt, dass sie Schüler/innen in eine Lehr-Lern-Situation versetzt werden (Schäfer, 2012, S.13 - 16). Als Basisdesign verwendet Schäfer eine Kombination aus Fallstudie und Momentaufnahme. Daraus lässt sich schlussfolgern, da es sich bei seiner Forschung um „die genaue Beschreibung oder Rekonstruktion eines Falls“ (Flick, 2014, S.83), also um eine Fallstudie handelt. Ebenso bezieht er sich auf Momentaufnahmen die als Resultat „eine Zustandsbeschreibung zum Zeitpunkt der Forschung“ (Flick, 2014, S.85) bezeichnen sollen.

Annäherung ans Feld

Markus Schäfer kündigte seine Untersuchung schriftlich und in Vorgesprächen, bereits bei Auszubildenden und ihren Ausbildungsbetrieben, sowie bei Berufsbildungszentrum im Vorfeld an. Er gab dabei genaue Forschungsziele und Hypothesen nicht bekannt. Der Feldzugang von Schäfer erfolgte indem einer der Forscher sowohl als Lehrer als auch als Wissenschaftler vor den Probanden auftrat. Durch das Einnehmen dieser Doppelrolle konnte das Forschungsteam „einen erleichterten, geradezu idealen Zugriff“ (Schäfer, 2012, S. 123) auf spezifische Daten und Informationen vornehmen. Der Fremdenstatus wird in der Dissertation zwar angesprochen und seine Bedeutung für die Forschung erläutert, dennoch geht Schäfer nicht auf seine genaue Vorgehensweise ein. Er spricht lediglich von einer „pädagogische[n] wie wissenschaftliche[n] Professionalität der Forscher“ (Schäfer, 2012, S. 126). Durch das Einnehmen einer bestimmten Rolle im Forschungsfeld, entscheidet der Forscher „welche Ausschnitte des untersuchten Feldes sich ihm eröffnen und was ihm verschlossen bleibt“ (Flick, 1995, S. 155). Schäfer ist sich des besonderen Verhältnisses von Nähe und Distanz in seiner Arbeit bewusst, durch die Doppelrolle als Wissenschaftler und Lehrperson. „Operativ bedeutete dies, dass sich der forschende Lehrer als teilnehmender Beobachter immer wieder systematisch und kontrolliert aus dem Feld lösen musste, um zu einem distanzierten Beobachter zu werden. Realisiert wurde dies u.a. dadurch, dass die soziale Wirklichkeit im Rahmen der Untersuchungen videografiert wurden. Die eigentliche Analyse erfolgte dann zeitversetzt und beinhaltete immer auch eine Spiegelung der Rollenambiguität Lehrer/Forscher durch den Wissenschaftler“ (Schäfer, 2012, S. 134). Schäfer balanciert sein Verhältnis von Nähe und Distanz also durch eine spätere Auswertung der Videosequenzen und versuchte dadurch eine angemessene Distanz zwischen sich selbst und dem Subjekt zu erreichen. Er baut in seiner Forschung einen klaren Vertrauens- und Interessenschutz auf, indem er eine „[…] mündliche Vereinbarung zwischen Forschern und Beforschten […]“ einging, in der er versicherte „[…] , dass Angaben, Aussagen und Antworten vertraulich behandelt, anonymisiert und nur forschungsbezogen verwandt werden“ (Schäfer, 2012, S. 128).

Sammlung der Daten

Markus Schäfer sammelt seine Daten auf unterschiedliche Weise. Zum einen in verdeckten Beobachtungen, die durch Lehrer/Wissenschaftler durchgeführt werden und auch während der Befragungen der Beforschten andauert. Die Videografien dienen ebenfalls als Instrument der Beobachtung aus einer gewissen Distanz (Schäfer, 2012, S. 137). Des weiteren werden schriftliche und verbale Befragungen durchgeführt. Diese sind auf unterschiedliche Weise durch den Forscher beeinflusst. Zum einen wenig strukturierte (zum Beispiel Gruppendiskussionen), teilstrukturiert (zum Beispiel Intensivinterview) und stark strukturiert Befragungen (zum Beispiel Telefonische Befragung) (Schäfer, 2012, S. 136). Die genauen Einteilungen und andere Beispiele zu den Befragungen sind der Tabelle 7: „Typen der Befragung“ in Schäfers Forschungsarbeit zu entnehmen (Schäfer, 2012, S. 136). Eine einheitliche Strukturierung der Daten ist in dieser Dissertation nicht möglich, da Schäfer unterschiedlichste Formen der Befragung anwendet. Beispielsweise die Gruppendiskussionen können anhand der Situation und dem Beforschten strukturiert werden, wohin gegen Intensivinterviews durch Forscher und Beforschten strukturiert sind. Auch das Auftreten des Forschers als Lehrperson gehört einer anderen Strukturierung an, da es sich dabei um eine teilnehmende Beobachtung handelt, sie ist also durch Beforschten, Forscher und die Situation strukturiert (Flick, 1995, S. 157-158 und Schäfer, 2012, S.136). Die Daten werden durch interpretative und rekonstruktive Verfahren gesammelt. Alle Formen der Interviews die Schäfer verwendet zählen zu den rekonstruktiven Verfahren, da sie „nicht identisch mit der Biographie des Erzählenden, sondern von dessen aktueller Situation allgemein und von der Erzählsituation im besonderen geprägt [ist]“ (Flick, 1995, S. 156). Die Beobachtungen jedoch die über Video oder verdeckt getätigt werden gehören zu den interpretativen Verfahren, Flick spricht dabei von „[…] audiovisuelle[n] Aufzeichnung[en] […] in Alltagssituationen“ (Flick, 1995, S. 156). Der Autor baut diese Methoden noch um Analysen der Produkte und Sekundärdaten aus. Spezifischer Verzerrungen der Forschungsarbeit können laut Schäfer durch „Störgrößen (Krankheit […], Unterrichtsausfall, technische Störungen, etc.)“ passieren, werden aber in seiner Arbeit mitberücksichtigen (Schäfer, 2012, S. 131-132).

Fixierung der Daten

Zur Fixierung der Daten wurden Videoaufzeichnungen von Interviews, dem Geschehen im Klassenraum und von Gruppendiskussionen angefertigt (Schäfer, 2012, S. 145). Schäfer begründet diese Form der Fixierung mehrmals in seiner Dissertation: „So dürfte es kaum möglich sein , alle Interaktionen im Klassenraum in ihrer Breite und Tiefe simultan mittels Sehen und Hören zu erfassen“ (Schäfer, 2012, S. 145). Desweiteren sieht er Vorteile, wie den wiederholten Zugang, die Aufzeichnung von non-verbalen Verhaltensweisen, die Detailiertheit und die Einfachheit der Videoaufnahme (Schäfer, 2012, S. 145 – 147). Eine Transkription wird von Schäfer zur Fallrekonstruktion verwendet, diese erfolgt bei ihm hauptsächlich bei den Videomaterialien der Gruppendiskussionen (Schäfer, 2012, S.171). Flick weißt diesbezüglich darauf hin „…nur so viel und so genau zu transkribieren, wie […] notwendig erscheint“ (Flick, 2007, S. 161) um Aussage und Sinn nicht zu verfälschen (Flick, 2007, S. 161-162). Bei der Videographie, war es Schäfer besonders wichtig eine unbeobachtete Atmosphäre für die Schüler zu schaffen, dennoch sind ihm die Nachteile dieser Methode klar: „ Die alleinige Präsenz von Videokameras etc. kann dazu führen, dass die soziale Situation von […] Scham und Misstrauen gegenüber dem ‚überwachenden’ Element dominiert und die gewünschte Interaktion und Dynamik ausgebremst wird“ (Schäfer, 2012, S. 145). Deshalb und im besonderen im Bezug auf Flick, klärt Schäfer die Schüler über den Sinn der Videographie auf und erhält von allen Schülern ihr Einverständnis (Schäfer, 2012, S.145-146). Eine neue Realität wird dadurch erschaffen, dass die Daten aufgezeichnet, transkribiert und anschließende Erkenntnisse gewonnen werden, die als ‚neue Realität’ bezeichnet werden (Flick 2007, S.160). Dessen ist sich Schäfer bewusst und verweist deshalb gezielt auf die Literatur Flicks (Schäfer, 2012, S. 145).

Interpretation der Daten

Markus Schäfer verwendet in seiner Auswertung eine quantitative Längsschnittanalyse als Methode (Schäfer, 2012, S. 172). Er arbeitete dabei mit Kategoriesystemen. Die zentralen Merkmale seiner Auswertungsmethode sind dabei Offenheit, Kommunikativität und Naturalistizität. Schäfer interpretiert seine Daten also ohne „retrospektive Vorgriffe […]: Der Forscher darf keine Kenntnisse aus im zeitlichen Verlauf des Falles […] später abgelaufenen Prozesse ableiten.“ (Flick, 1995, S. 164). Er arbeitet dabei hypothesengenerierend und gliederte sein Auswertungssystem in 3 Stufen (Schäfer, 2012, S. 147 – 148). Schäfer gliedert das Material seiner Analyse innerhalb fünf Hauptstränge. Diese sind; 1 Problemorientierter Situationsbezug, 2 Zielgerichteter Einsatz, 3 Kommunikatives und Kooperatives Lernen, 4 Produktorientierung und Entwicklungsprozess. Dabei reduziert er sich lediglich auf einen Ausschnitt seiner Experimente und teilt diese Merkmale zu (Schäfer, 2012, S. 173). Die Kontextualisierung findet in seiner Arbeit in sofern statt, indem die einzelnen Experimente in Einzelbelege gegliedert und dann in Strukturzusammenhänge gebracht werden (Schäfer, 2012, S. 142). Eine konkrete Reflexion über sein Forschungsverfahren ist für uns nicht ersichtlich. Auch wer genau an der Interpretation beteiligt wird ist in seiner Auswertung nicht deutlich, dennoch ist davon auszugehen, dass Schäfer und der Wissenschaftler, der am Forschungsprozess beteiligt war, sicher auch an der Interpretation teilnimmt (Schäfer, 2012, S. 133).

Geltungsbegründung

Um eine Geltungsbegründung der Daten und der Interpretation zu ermöglichen müssen folgende Gütekriterien erfüllt werden: Reliabilität, Validität und Objektivität (Flick, 1995, S. 167). Objektivität wird laut Schäfer erzielt, indem er wie bereits oben erwähnt, beispielsweise die Interpretation erst aufgrund der Videoanalyse durchführt, um seine Befangenheit als Lehrperson auszuschließen (Schäfer, 2012, S. 133). Schäfer bezieht die von Flick benannten Gütekriterien zwar ein, auf die genaue Begründung geht er jedoch nicht konkret ein (Schäfer, 2012, S. 121). Er spricht nur davon, dass „mittels kontrollierter Methoden dokumentiert“(Schäfer, 2012, S. 121) wurde.

Forschung als Diskurs

Eine explizite, zusammenfassende Rückmeldung des Autors an die Probanden ist nicht dokumentiert. Schäfer gibt jedoch kurze Rückmeldung über die einzelnen Experimente, zum Beispiel durch Diskussionen. Flick bezeichnet diese jedoch bei qualitativer Forschung als selbstverständlich um beispielsweise Vorurteile auszuräumen. Gesteht aber ein, dass dabei Probleme auftreten können (Flick, 2007, S.170). Eine Veränderung der Situation wird zwar von Schäfer angestrebt, ist allerdings schwer umsetzbar. Er äußert sich dazu wie folgt: „Die Handlungsorientierung […] im dualen System der beruflichen Erstausbildung im Kfz-Gewerbe nicht systematisch dazu geeignet eine interindividuelle Produktivitätssteigerung in der kognitiven Entwicklung zu bewirken“ (Schäfer, 2012, S.328). Als ein Problem hierfür, führt Schäfer die Klassengröße auf und die damit verbundene Schwierigkeiten, jeden Schüler individuell zu erreichen (Schäfer, 2012, S. 328 und 335).

Literatur

  • Flick, Uwe. „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen Ein Überblick für die BA Studiengänge“. Hamburg.(2014)
  • Flick, Uwe. „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses.“ Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (1995). S. 148-173
  • Schäfer, Markus. „Zur Effizient handlungsorientierter Unterrichtspettings - Eine empirische Studie“. (2012)

Kommentare

Diskussion

Raphaela Keskini, Jacqueline Bablich, 2015/07/02 10:01

Platz 2:

Eure Studienanalyse ist klar strukturiert und lässt sich flüssig lesen, allerdings wäre eine kurze Einleitung in die Studienanalyse schön gewesen. Diese könnte den Namen, das Jahr und den Ort der Veröffentlichung der Dissertation benennen (einfach an den 5 W-Fragen orientieren). Allerdings benennt ihr klar die Fragestellung, mit der sich Markus Schäfer in seiner Dissertation beschäftigt. Ihr führt für all eurer Aussagen die passenden Belege an, das ist sehr gut, allerdings kommt der Punkt am Satzende dann auch hinter die Zitierklammern. Unter dem Punkt „Fragestellung, Forschungsperspektiven“ schreibt ihr: „zu diesem Schluss kommen wir…“, das könntet ihr vielleicht ändern in „ daraus lässt sich schlussfolgern“, dann hört es sich wissenschaftlicher an. Besonders gelungen fanden wir auch, wie ihr das Nähe- und Distanzverhältnis beschreibt und das ihr unter dem Punkt „Interpretation der Daten“ auch schreibt, dass nicht explizit genannt werden kann, wer an der Interpretation beteiligt war. Des Weiteren führt ihr auch immer wieder Flick an, was deutlich macht, dass ihr euch gut mit der Literatur auseinandergesetzt habt.

Huemeyra Zor, 2015/07/03 11:56

Tandem 01

In eurer Analyse habt ihr in jedem Absatz Flick mit einbezogen. Dies macht eine wissenschaftliche Ausarbeitung auch aus.

Fragestellung, Forschungsperspektive

In diesem Abschnitt habt ihr die Fragestellung, den Forschungsbereich und das Forschungsdesign aufgeführt.Ihr erwähnt zwar das Basisdesign, aber eure Erläuterung dazu ist zu kurz und damit nicht verständlich. Die Forschungsperspektive bleibt unerwähnt.

Annäherung an das Feld

Ihr erwähnt, das Schäfer seine Untersuchung ankündigt, aber erklärt nicht wieso er die Vorabgespräche führt. Ihr beschreibt die Rolle der Forscher (Doppelrolle und Wissenschaftler) und den Zugriff auf das Forschungsfeld. In diesem Zusammenhang wurden die Ebenen, die den Zugang erschweren nicht aufgeführt. Ihr reflektiert Schäfers fehlende Reflexion des Fremdenstatus'. Nähe und Distanz, Forschungsausschnitt und Vertrauns-und Interessenschutz werden in eurer Analyse thematisiert.

Sammlung der Daten

Ihr schreibt, dass „verdeckte Beobachtungen“ gemacht werden, aber belegt diese Aussage nicht mit Schäfers Text. Zitationsregeln werden hier nicht beachtet in den Klammern fehlt „vergleiche“. Die Datenstrukturierung, Erhebungsmethoden und die Datenverzerrung werden thematisiert. Die Behauptung, dass „Alle Formen der Interviews [sic] die Schäfer verwendet [sic] zählen zu den rekonstruktiven Verfahren“ wurde nicht mit Schäfers Dissertation belegt.

Interpretation der Daten

Das Kategoriensystem, das dreistufige Auswertungsverfahren und die Kontextualisierung wurden thematisiert, wobei die Kontextualisierung unverständlich erklärt ist. „Schäfer gliedert sein Material innerhalb der Hauptstränge, [sic] seiner Analyse“; diese Aussage ist nicht hinreichend erklärt oder ausgeführt.

Geltungsbegründung

Ihr bezieht euch auf Flicks Gütekriterien, die ebenfalls in Schäfers Dissertation vorkommen. Ihr reflektiert seine fehlende Thematisierung der Gütekriterien.

Verbesserungsvorschlag

Wir möchten euch auf den Weg mitgeben, dass ihr beim nächsten mal auf eine wissenschaftliche Sprache zurückgreift und auf Formulierungen, die „wir“ behinhalten, verzichtet. Außerdem würden wir euch dringend empfehlen, eure Aussagen immer zu belegen und Behauptungen zu konkretisieren. Bitte achtet auf Rechtschreibfehler und eine korrekte Zitation.

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