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Tandem 25

  • Tandempartner 1: Hüseyin Celik
  • Tandempartner 2: Theresa Reiser

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Das Theorie-Gegenstand Verhältnis ist miteinander vereinbar und deutlich in der Dissertation von Magnus Prangenberg dargestellt. Sie knüpft an die Fragestellungen und Studie „Dann waren sie sauer auf mich, dass ich das Kind haben wollte…“ - Eine Untersuchung zur Lebenssituation geistig behinderter Menschen mit Kindern von Pixa-Kettner, Bargfrede und Blanken (1995 und 1996a) an, die durch eine Forschungsgruppe der Bremer Universität durchgeführt wurde (vgl. S.19-20). In der vorliegenden Studie sind verschiedene Theorien zu finden, die durch den Forschungsgegenstand, in dem Fall durch die Kinder deren Eltern als geistig behindert gelten, versucht werden zu lösen. Sie soll kindliche Lebens- und Entwicklungsverläufe erforschen, indem vermutete Belastungen im Entwicklungsprozess auftauchen. Sie ist als eine Fortsetzung einer behindertenpädagogischen Diskussion um die Sexualität von Menschen einer geistiger Behinderung (vgl. S.20).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die Fragestellung „zur Lebenssituationen von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten“ ist eine Hauptfrage, aus denen andere Fragen herausgehen; wie z. B. die Leitfrage, wie die Kinder geistig behinderter Ihre Kindheit erfahren bzw. erlebt haben (vgl. S.16). Die Fragen sind Zentral für die Lösung der Problematiken. Die Forschungsperspektive besteht darin sich mit der (inter-)nationalen Fachliteratur zu befassen, um sich dadurch (Vor-)kenntnisse zu schaffen, Studien/Fragen/Diskussionen zu hinterfragen und neu zu bewerten bzw. Mythen zu durchbrechen, indem auch durch Biografie- und Milieustudie neu ermittelt wird (vgl. S.19). Dabei umfasst die Studie eine qualitative Forschungslogik, denn wenn wir auf die Forschungsperspektive schauen, wird verdeutlicht, dass die Sicht der Betroffenen im Mittelpunkt des Interesses stehen, in diesem Fall die Kinder die Experten Ihrer eigenen Lebensgeschichte sind (vgl. S.57).

Bei der Betrachtung des Forschungskontextes lässt sich erkennen, dass realitätsnahe Daten durch verschiedene Methoden erfasst und der Forschungsprozess durch Interviews, Biografien jedes Individuums, dynamisch gestaltet wird (vgl. S.148-173), was einen Vorteil im qualitativen Ansatz darstellt (vgl. S.119).

Ein Theoriebezug wird durch Hypothesen und Theorien aus dem vorhandenen Material entwickelt. Die Vorgehensweise ist die Erfassung und Deutung sozialer Situationen und Bedingungen, die in einer Interaktion zwischen Informationshaber und Forscher konstruiert wird (vgl. S.118). Hierbei ist das Wichtigste das Sinnverstehen und das Interpretieren der Lebenssituation des Subjekts, durch die Methodik von Schulze (vgl. S.130).

Annäherung an das Feld

An das Feld wird sich angenähert, in dem sich strukturell mit verschiedenen Punkten befasst wird, die im Inhaltsverzeichnis näher aufsgeführt sind. Hierbei sind der wichtigsten Punkte sich mit der (inter-)nationalen Fachliteratur bzw. den vorhandenen Studien zu befassen, um sich einen Einblick in einen fremden Forschungsstand zu gewähren; dies kann als erste Berührung bezeichnet werden. Nach einer Erstellung eines Konzepts bzw. Festlegung der Vorgehensweise folgt in diesem Fall die Kontaktaufnahme die als erste Annäherung zum Forschungsgegenstand ist. Da die Schwierigkeit darin besteht, direkten Kontakt zu geeigneten (erwachsenen) Kindern für die Studie ausfindig zu machen, wurde ein Verfahren von Pixa-Ketnner angewendet, die bereits Erfolge zeigten (vgl. S.120). Dies folgt durch die Versendung eines bundesweiten Rundbriefes an 2650 Einrichtungen und Hilfsdienste für Menschen mit geistiger Behinderung, welche den Zweck hat durch die Eltern in Kontakt mit den Kindern zu treten, da die Eltern von Betreuungsdiensten und Institutionen bereits größtenteils bekannt waren (vgl. S.102, S.139). Zudem wird die „'Key Informant' method“ nach Whitman und Accardo (1990,16) angewendet, was zu einer zusätzlichen Hilfe durch eine Kontaktperson in der Kontaktaufnahme und zur Sammlung der notwendigen Vorinformationen dienen soll (vgl. S.120).

Erhebungsverfahren

Die Erhebung der Daten beginnt Prangenberg mit der direkten Befragung von Vertrauenspersonen der späteren Interviewpartner (vgl. S.120). Die Ergebnisse dieser Befragung ermöglichen Prangenberg das Erstellen eines Schemas der Fragestellungen des Interviews. Dieses Schema nutzte er als Grundmuster der Befragung, verwendete allerdings während der Befragung sich spontan ergebende Interessensgebiete zur weiteren Befragung (vgl. S175).

Die verschiedenen Lebenssituationen seiner Interviewpartner erwiesen sich als nützlich und vielfältig, da es Prangenberg so möglich ist auf viele verschiedene Themengebiete im Leben von Kindern mit behinderten Eltern einzugehen (vgl. S.179).

Im gesamten Interview war es Prangenberg wichtig eine gewisse Nähe zu seinen Interviewpartnern zu pflegen, um das sensible Feld adäquat und einfühlsam erforschen und erfragen zu können. Er möchte sich selbst nicht als „Datensammler und Datenlieferant“ (S. 146) darstellen, sondern ein „nahezu dialogisches Verhältnis zwischen Interessiertem und Wissenden“ (S.146) schaffen.

Auswertungsverfahren und Interpretation der Daten

Zunächst werden alle Interviews auf ein Tonband aufgenommen und schließlich zu schriftlichen Protokollen ausgearbeitet. Die Interpretation der Daten geschieht auf neutraler Ebene (vgl. S.176) und wird mit Hilfe eines vorher erstellten Schemas auf Einzelfallebene strukturiert, somit ähnelt es eher einer Analyse. Prangenberg nutzt vorhergehende Studien und Fachliteratur zum Stützen seiner Theorien (vgl. S.312). Zudem nutzt er den Vergleich zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Da er die Befragten zu beidem befragt hat, kann er nun herauslesen ob eine Veränderung der Situation vorliegt oder nicht, und somit ein auf Zitate gestütztes Fazit zur heutigen Situation von Kindern mit behinderten Eltern geben (vgl. S.213).

Prangenberg kommt letztlich zu dem Ergebnis, dass die Kinder behinderter Eltern keines Falls benachteiligt oder schlechteren Lebensverhältnissen unterlegen sind als die Kinder nicht behinderter Eltern. Sondern, dass nur diejenigen die in Armut, sexueller Belästigung oder Gewalt aufwachsen eine durchaus schlechtere Lebensqualität aufweisen, was jedoch auf selbiges zurückzuführen sei (vgl. S.178).

Geltungsbegründung und Gütekriterien

Prangenberg versucht zum Ende seiner Dissertation all seine Daten zusammenzufassen und mit Hilfe von Fachliteratur in zu einem abschließenden Fazit zu formulieren (vgl. S.311). Hierbei lässt sich feststellen, dass er, wie zu Anfangs beschrieben, die Mythen der kritischen internationalen Fachliteratur zu wiederlegen versucht (vgl. S.15 - 16) und behinderte Eltern von jenen schlechten Vorurteilen befreien möchte. All seine Ergebnisse betrachtet er jedoch selbst noch einmal kritisch, was ein Gütekriterium der qualitativen Forschung darstellt (vgl. S.180 Typ 3).

Eine mögliche Grenze seiner Forschung könnte eine Verdrängung sowohl guter als auch schlechter Gefühle darstellen. Da die Befragten sehr oft unter Scham der Lebenssituation so wie unter der Verdrängung der Gefühle leiden bedeutet dies für die Auswertung, dass es bei der Schilderung der Situation nur die starken Gefühle in die Erinnerung der Befragten schaffen (vgl. S.202). Die restlichen Gefühle werden verdrängt, somit nicht geschildert und unbeachtet gelassen. Dies kann unter Umständen zu einer Verfälschung der Interpretation des Schlussfazits führen.

Literatur

  • Prangenberg, Magnus 1.November 2002: Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als behindert Gelten. Eine Exploration der Lebens- und Entwicklungsrealität anhand biografischer Interviews und Erörterung der internationalen Fachliteratur. Bremen.
  • Flick, Uwe. „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses.“ Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (1995). S. 148-173

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Ranking: 1. Tandem 28; 2. Tandem 33; 3. Tandem 19; 4. Tandem 14

Tandem Platz 1

Trotz eurer sehr wissenschaftlichen Sprache ist eine gute Struktur zu erkennen und so ein gutes Verständnis möglich. Die Ausarbeitung ist sehr ausführlich und inhaltsreich, zudem wurden die wichtigsten Punkte wie Biografie- und Milieustudie, Diskussion um Sexualität, Fragestellung/Zielsetzung, die Anknüpfung an die Studie Pixa-Kettner, die Hauptfrage, sowie zwei Leitfragen, in dem Punkt „Fragestellung, Forschungsperspektiven“ erwähnt. Bei der „Annäherung ans Feld“ wurden die richtigen Ansätze – Rundbriefe und die Rückmeldungen – erkannt und mit genauer Anzahl veranschaulicht und weiter bzw. näher ausgeführt, wie z. B. die Einholung näherer Informationen durch die Kontaktperson, jedoch wurde vergessen die „Key Informant method“ zu erwähnen, welches der einzig große Mangel ist. Des Weiteren wäre ein kleiner Verbesserungsvorschlag von unserer Seite mehr Absätze einzubauen, um mehr Übersicht zu ermöglichen. Bei der Sammlung und Interpretation der Daten wurden ebenfalls alle Punkte verdeutlicht und gut beschrieben.

Tandem Platz 2

Erwähnt wurden wichtige Stellen wie der Begriff der Retroperspektive, die Biografie- und Milieustudie, die Diskussion um die Sexualität, die Fragestellung der Studie und die Einbringung der Rundbriefe und Rückmeldungen. Die Anzahl der Rückmeldungen wurden zwar eingebracht, doch die Anzahl der Rundbriefe leider nicht. Auch die Fragestellung ist zwar vorhanden, doch es sollte deutlicher erwähnt werden, um es besser zu identifizieren zu können. Die Anknüpfung an die Pixa-Kettner Studie wurde ebenfalls nicht erwähnt, sowie die „Key Informant method„ ist die auch nicht vorhanden. Gut gefallen haben uns allerdings, die genaue Darstellung des Verfahrens zur Datenerhebung und die Begründung der einzelnen Schritte. Zu bemängeln ist, dass in der Interpretation der Daten viel Auswertung und Fixierung beschrieben wurde (z. B: „Ein weiterer wichtiger Schritt“ und „Nach den Interviews fertigte er Feldnotizen an“) Hier sollte mehr darauf geachtet werden die Interpretation mehr zu beschreiben. Positiv zu bemerken ist zudem, das Auffinden der Gütekriterien und das gezielte und sehr gute Eingehen auf die qualitative Forschung.

Tandem Platz 3

Die Leitfragen wurden ausführlich wieder gegeben, doch gefehlt hat die Hauptfrage – die Lebenssituation geistig behinderter Menschen – auch wurde Biografie- und Milieustudie, Key Informant method und Anknüpfung an Pixa-Kettner Studie erkannt. Leider hab Ihr euch in allen Punkten etwas kurz gefasst, gut wäre es das Ganze etwas auszuweiten und mehr darauf einzugehen. Zudem wird der Fragebogen erwähnt, aber nicht das Verschicken der Rundbriefe bzw. die Anzahl, sowie die Menge der Rundbriefe die sich als erfolgreich zeigten. Im Übrigen wird die „Key Informant method“ erwähnt, aber nicht genau beschrieben. Positiv aufgefallen ist dennoch, die Benutzung von vielen Zitaten und die Erwähnung der nicht ausgeführten Punkte, wie zum Beispiel bei den Gütekriterien. Zu verbessern wäre aus unserer Sicht, die genauere Beschreibung dessen, wie und warum Prangenberg die Daten erhebt und warum auf die angewandte Art und Weise anwendet.

Tandem Platz 4

Leider ist ein schwaches Gesamtergebnis zu erkennen. Einige positive Stellen sind die gute Erfassung der Fragestellung und Leitfragen der Studie, die Erkennung der Anknüpfung an die Studie von Pixa-Kettner, die Miteinschließung der Diskussion über die Sexualität und die Involvierung der Versendung der Rundbriefe die eine erste Annäherung darstellen, doch leider sind viel mehr Mängel zu erkennen. Der Theorie-Gegenstand steht da, jedoch im leeren Zustand. Leitfragen sind zwar dargestellt, doch sie als „erste“ und „zweitens“ aufzuzählen sollte vermieden werden, auf Grund dessen, dass die Studie auch andere Fragen wiedergibt die als Leitfragen zu bezeichnen werden können. Viele Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler wie z. B. anstatt „Feldannäherung“ ≠ „Feindannäherung“, anstatt „folgt“ ≠ „folgt“ oder anstatt „S. 144“ ≠ „S 144“. Diese lassen sich weiter aufzählen. Was auch negativ auffällt ist teilweise der Ausdruck z. B. wird gesagt: „In Kapitel 1.1 und 1.2. geht Prangenberg ausführlich darauf ein…“, „Auf Seite 19 beschreibt er…“. Besser wäre es jedoch den Satz ohne die Erwähnung des Kapitels oder der Seite zu verfassen und die Stelle wie in den anderen vorhandenen Sätzen in Klammern zu vermerken. An manchen Stellen sind keine Quellen bzw. keine Verweise und Seitenanzahl vorhanden, z. B. in folgendem Satz: „Außerdem knüpft er an die Studie von Pixa-Kettner, Bargfrede und Blanken an“. Was auch auffällt ist, dass der Name der Studie nicht erwähnt wird. Bei Annäherung ans Feld werden die Rundbriefe erwähnt, aber nicht die Rückmeldungen, was eine wichtige Rolle spielt. Die Art und Weise der Datensammlung- und Erhebung sind zwar gut dargestellt, doch verbessern lässt sich von unserer Seite das nähere Eingehen auf die qualitative Forschung und die ausführlichere Beschreibung, weshalb Prangenberg die verschiedenen Erhebungsverfahren überhaupt anwendet. Ein kleiner positiver Punkt der auffällt ist, dass auch Dinge genannt wurden die Prangenberg eurer Meinung nach auslässt.

Dritter Text: Endfassung

Verhältnis Theorie-Gegenstand

In der Dissertation von Magnus Prangenberg ist das Theorie-Gegenstand Verhältnis klar miteinander vereinbar und deutlich dargestellt. Sie knüpft an die Fragestellung und Studie „Dann waren sie sauer auf mich, dass ich das Kind haben wollte…“ - Eine Untersuchung zur Lebenssituation geistig behinderter Menschen mit Kindern von Pixa-Kettner, Bargfrede und Blanken (1995 und 1996a) an, die durch eine Forschungsgruppe der Bremer Universität durchgeführt wurde (vgl. S.19-20). Die Untersuchungen zuvor waren mit Einschränkungen gebunden, daher konnten nicht genügend Kenntnisse gesammelt werden. Für Prangenberg wiesen sich diesbezüglich Fragen auf die ihn zu einer Studie bzw. Anschlussuntersuchung bewegten (vgl. S.20). In der vorliegenden Studie sind verschiedene Theorien zu finden die durch den Forschungsgegenstand, in dem Fall durch die Kinder deren Eltern als geistig behindert gelten, versucht wird zu lösen. Sie soll kindliche Lebens- und Entwicklungsverläufe erforschen, indem vermutete Belastungen im Entwicklungsprozess auftauchen. Sie ist eine Fortsetzung einer behindertenpädagogischen Diskussion um die Sexualität von Menschen mit einer geistiger Behinderung (vgl. S.20).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die Hauptfrage bzw. das Ziel der Studie ist es die Lebens- und Entwicklungssituation von Kindern deren Eltern als geistig behindert gelten kennenzulernen. Dabei ist die Voraussetzung, dass mindestens ein Elternteil eine Behinderung besitzt (vgl. S.19). Durch diese Hauptfrage bilden sich folgende Leitfragen die ebenfalls eine wichtige Bedeutung einnehmen:

  1. Wie haben die Kinder geistig behinderter Eltern ihre Kindheit erfahren bzw. erlebt? (vgl.S.16).
  2. Erfüllen die Menschen mit einer geistiger Behinderung die Aufgaben einer Elternschaft? (vgl. S.19).
  3. Können sie das Wohlempfinden und die Entwicklung ihres Kindes garantieren? (vgl. S.19).

Die Fragen sind Zentral für die Lösung der Problematiken. Markus Prangenberg wird in diesem Zusammenhang dem Faktor einer deutlich ausgedrückten Fragestellung gerecht.

Die Forschungsperspektive besteht darin sich mit der (inter-)nationalen Fachliteratur zu befassen, um sich dadurch (Vor-)kenntnisse zu schaffen. Des Weiteren ist der Zweck hierbei Studien, Fragenstellungen sowie Diskussionen zu hinterfragen und neu zu bewerten bzw. Mythen zu durchbrechen, indem auch durch Biografie- und Milieustudie neu ermittelt wird (vgl. S.19). Die Studie umfasst hierbei eine qualitative Forschungslogik. Bei näherem Betrachten auf die Forschungsperspektive wird deutlich, dass die Sicht der Betroffenen im Mittelpunkt des Interesses steht und die Kinder die Experten Ihrer eigenen Lebensgeschichte sind (vgl. S.57). Sie sollen als erwachsene Kinder einen Einblick in ihre Erinnerung durch eine retropektive Sicht gewähren (vgl. S.16). Dabei werden sie nicht gewöhnlich nach bestimmten Themenbereichen abgefragt, sondern erzählen was sie in ihrem Leben erreicht und welche Handlunngsmuster sie dabei entwickelt haben (vgl. S.133). Das Ganze bleibt in einem offenen und lockeren Rahmen.

Im Forschungskontext ist zu erkennen, wie realitätsnahe Daten durch verschiedene Methoden erfasst und der Forschungsprozess durch Interviews, Biografien jedes Individuums, dynamisch gestaltet wurden (vgl. S.148-173). Dies stellt einen Vorteil im qualitativen Ansatz dar (vgl. S.119).

Ein Theoriebezug wird durch Hypothesen und Theorien aus dem vorhandenen Material entwickelt. Die Vorgehensweise ist die Erfassung und Deutung sozialer Situationen und Bedingungen, die in einer Interaktion zwischen Informationsinhaber und Forscher konstruiert wird (vgl. S.118). Die Informationsinhaber sind dabei alle betroffenen die mit dem Prozess auf direkte oder indirekte Weise konfrontiert werden. Die Haupdatenquelle sind dabei die Kinder deren Eltern als geistig behindert gelten. Als Nebenquelle folgen die Eltern oder Großeltern die auch wichtige Informationen liefern, sowie Dritte wie z. B. Kontaktpersonen in den jeweiligen Einrichtungen oder andere Familienangehörige bzw. Menschen die im Verhältnis zu den Kindern stehen. Das Ziel ist es die Botschaft bzw. Aussagen und Intention durch eine unmethodisch intuitive Form der Deutung zu verstehen. D. h. die Wichtigkeit liegt im Sinnverstehen und der Interpretation der Lebenssituation des Subjekts, durch die Methodik von Schulze (vgl. S.130).

Annäherung ans Feld

In der Dissertation von Markus Prangenberg wird sich strukturell mit verschiedenen Punkten die im Inhaltsverzeichnis näher ausgeführt sind befasst. Dies stellt die erste Annäherung zum Feld dar. Hierbei sind die wichtigsten Punkte sich mit der (inter-)nationalen Fachliteratur bzw. den vorhandenen Studien zu befassen. Diese dient als einen Einblick in einen fremden Forschungsstand und kann als erste Berührung bezeichnet werden.

Nach einer Erstellung eines Konzepts bzw. einer Festlegung der Vorgehensweise folgt in diesem Fall die Kontaktaufnahme die als erste Annäherung zum Forschungsgegenstand ist. Da die Schwierigkeit darin besteht direkten Kontakt zu geeigneten (erwachsenen) Kindern für die Studie ausfindig zu machen, wurde ein Verfahren von Pixa-Ketnner angewendet die bereits Erfolge zeigte (vgl. S.120). Dies folgt durch die Versendung eines bundesweiten Rundbriefes im Jahre 1997 an 2650 Einrichtungen und Hilfsdienste für Menschen mit geistiger Behinderung. Dabei wurden durch die Fragebögen, die ausserdem erste Informationen bzgl. der Behinderung der Eltern liefern soll, 368 Kinder gemeldet (vgl. S.139). Der Zweck bestand darin durch die Eltern in Kontakt mit den Kindern zu treten, da die Eltern von Betreuungsdiensten und Institutionen bereits größtenteils bekannt waren (vgl. S.102, S.139). Der Prozess erwies sich als sehr mühevoll, da einige Kinder nicht mit Ihrer Vergangenheit konfrontiert werden wollten oder nicht mehr zu ermitteln waren. Letzendlich konnte ein Interview mit 20 Menschen, über den Kontakt durch die Institution, ermöglicht werden. Jedoch wurden davon am Ende nur 15 benutzt. Der Grund für den Ausschlus der 5 Interviewer bleibt unklar (vgl. S.139). Für Prangenberg war die gleichwertige Ebene zwischen Ihm und den zu erforschenden Menschen sehr wichtig. Somit sollte das Rollenverstädnis neu definiert werden und der erforschende nicht nur als Datenlieferant angesehen werden (vgl. S.117). Um die Nähe zu gewinnen und den Personen während der Untersuchungen ein sicheres Gefühl zu ermöglichen, führte er die Interviews persönlich in bestimmten Einrichtungen oder in eigenen Wohnräumen der Teilnehmenden durch (vgl.145). Zudem wurde in dem Vorgang die „'Key Informant' method“ nach Whitman und Accardo (1990,16) angewendet, was zu einer zusätzlichen Hilfe durch eine Kontaktperson in der Kontaktaufnahme und zur Sammlung der notwendigen Vorinformationen diente (vgl. S.120).

Erhebungsverfahren

Die Erhebung der Daten beginnt Prangenberg mit der direkten Befragung von Vertrauenspersonen der späteren Interviewpartner (vgl. S.120). Diese Ergebnisse ermöglichen Prangenberg ein Schema bzgl. der Fragestellungen des Interviews anzufertigen. Er benutzt die Struktur als Grundmuster, verwendet allerdings sich spontan ergebende Interessensgebiete zur weiteren Befragung (vgl. S175).

Die verschiedenen Lebenssituationen seiner Interviewpartner erwiesen sich als nützlich und vielfältig, da es Prangenberg so möglich ist auf viele verschiedene Themengebiete im Leben von Kindern mit behinderten Eltern einzugehen (vgl. S.179). Hierbei erstellte er kurze Biografien zu jedem seiner Interviewpartner.

Im gesamten Interview war es Prangenberg wichtig eine gewisse Nähe zu seinen Interviewpartnern zu pflegen, um das sensible Feld adäquat und einfühlsam erforschen und erfragen zu können. Er möchte sich selbst nicht als „Datensammler und Datenlieferant“ (S. 146) darstellen, sondern ein „nahezu dialogisches Verhältnis zwischen Interessiertem und Wissenden“ (S.146) schaffen.

Auswertungsverfahren und Interpretation der Daten

Zunächst werden alle Interviews auf ein Tonband aufgenommen und schließlich zu schriftlichen Protokollen ausgearbeitet. Die Interpretation der Daten geschieht auf neutraler Ebene (vgl. S.176) und wird mit Hilfe eines vorher erstellten Schemas auf Einzelfallebene strukturiert wodruch es eher einer Analyse nah kommt. Prangenberg nutzt vorhergehende Studien und Fachliteratur zum Stützen seiner Theorien (vgl. S.312). Zudem nutzt er den Vergleich zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Da er die Interviepartner zu beidem befragt hat, kann er nun herauslesen ob eine Veränderung der Situation vorliegt oder nicht, und somit ein auf Zitate gestütztes Fazit zur heutigen Situation von Kindern mit behinderten Eltern geben (vgl. S.213).

Prangenberg kommt letztlich zu dem Ergebnis, dass die Kinder behinderter Eltern keines Falls benachteiligt oder schlechteren Lebensverhältnissen unterlegen sind als die Kinder nicht behinderter Eltern. Sondern, dass nur diejenigen die in Armut, sexueller Belästigung oder Gewalt aufwachsen eine durchaus schlechtere Lebensqualität aufweisen, was jedoch auf selbiges zurückzuführen sei (vgl. S.178).

Geltungsbegründung und Gütekriterien

Prangenberg versucht zum Ende seiner Dissertation all seine Daten zusammen zufassen und mit Hilfe von Fachliteratur in zu einem abschließenden Fazit zu formulieren (vgl. S.311). Hierbei lässt sich feststellen, dass er, wie zu Anfangs beschrieben, die Mythen der kritischen internationalen Fachliteratur zu wiederlegen versucht (vgl. S.15 - 16) und behinderte Eltern von jenen schlechten Vorurteilen befreien möchte. All seine Ergebnisse betrachtet er jedoch selbst noch einmal kritisch, was ein Gütekriterium der qualitativen Forschung darstellt (vgl. S.180 Typ 3).

Eine mögliche Grenze seiner Forschung könnte eine Verdrängung sowohl guter als auch schlechter Gefühle darstellen. Da die Befragten sehr oft unter Scham der Lebenssituation so wie unter der Verdrängung der Gefühle leiden bedeutet dies für die Auswertung , dass es bei der Schilderung der Situation nur die starken Gefühle in die Erinnerung der Befragten schaffen (vgl. S.202). Die restlichen Gefühle werden verdrängt, somit nicht geschildert und unbeachtet gelassen. Dies kann unter Umständen zu einer Verfälschung der Interpretation des Schlussfazits führen.

Literatur

  • Prangenberg, Magnus 1.November 2002: Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als behindert Gelten. Eine Exploration der Lebens- und Entwicklungsrealität anhand biografischer Interviews und Erörterung der internationalen Fachliteratur. Bremen.
  • Flick, Uwe. „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses.“ Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (1995). S. 148-173

Kommentare

Diskussion

Vanessa soukup, 2015/07/02 10:40

Für uns ist eure Studienanalyse auf dem vierten Platz, da wir Schwierigkeiten hatten, verschiedene Aspekte in eurer Analyse zu verstehen. Zwar habt ihr im Allgemeinen alle Punkte beleuchtet und die Studie gut analysiert aber aufgrund fehlender Satzenden und fehlerhafter Artikel, war es für uns sehr schwierig, eure Aussagen zu verstehen. Dennoch hat es uns gefallen wie ausführlich ihr die Geltungsbegründungen und Gütekriterien dargestellt habt. Wenn ihr eure Satzstellung überarbeitet und einen roten Faden einarbeitet, könnte es eine sehr gute Studienanalyse werden

Hüseyin Celik, 2015/07/04 00:11

„Für uns ist eure Studienanalyse auf dem vierten Platz, da wir Schwierigkeiten hatten, verschiedene Aspekte in eurer Analyse zu verstehen.“ - Welche?

„Zwar habt ihr im Allgemeinen alle Punkte beleuchtet und die Studie gut analysiert aber aufgrund fehlender Satzenden und fehlerhafter Artikel, war es für uns sehr schwierig, eure Aussagen zu verstehen.“ - In welchen Punkten genau sind fehelende Satzenden und fehlerhafte Artikel vorhanden?

Nicole Reiter, 2015/07/02 20:30

Tandem Platz 2

Tandem 25 scheint größtenteils die inhaltlichen Aspekte der Studie herausgearbeitet zu haben und dies wurde auch gut verständlich formuliert. Lediglich einige sehr lange Sätze erschweren das Lesen. An anderer Stelle hingegen erscheint die Ausführung sehr kurz gefasst (siehe zum Beispiel den Punkt Erhebungsverfahren oder Geltungsbegründung) und wichtige Punkte wie die Grenzen des Verfahrens oder auch die Transparenz der Schritte sind in der Analyse nicht zu finden. An einer Stelle bei der Erläuterung der Fragestellung solltet ihr das ,,wir“ vermeiden, denn dies gehört nicht in eine wissenschaftliche Arbeit (,,denn wenn wir auf die Forschungsperspektive schauen …“). Der Text zum Erhebungsverfahren erläutert nicht den Interviewleitfaden und somit wird eine genaue Antwort auf das „Wie die Daten erhoben wurden“ nicht thematisiert. Gut gelungen ist die Einleitung in Form des Theorie-Gegenstands Verhältnisses und die darauf folgende Ausarbeitung der Fragestellung, die in der Form auch für außenstehende gut verständlich verfasst wurde. Des Weiteren gefällt uns der Abschluss eurer Analyse, bei der ihr eigene Ideen eingebracht habt. Die Analyse ist außerdem gut strukturiert.

Tandem 28, 2015/07/05 17:10

Tandem 25 ist für uns auf Platz 2. Die wesentlichen inhaltlichen Aspekte wurden aufgeführt, doch leider ist auch hier die sprachliche Ausarbeitung im Vergleich zu Tandem 33 schlechter. Es fiel uns schwer, zwischen diesem Tandem und Tandem 14 zu unterscheiden, da sie für uns ziemlich gleich gut sind. Da der Text dieses Tandems sich jedoch besser lesen lässt, ist er für uns knapp vor der anderen Analyse.

Die Ausarbeitung der Fragestellung ist sehr gut, jedoch sind uns teilweise Wiederholungen im Inhalt aufgefallen (siehe der Bezug zur internationalen Fachliteratur, welche sich im Feldzugang wiederfindet). Im Feldzugang wird nicht auf das Nähe-Distanz-Verhältnis eingegangen, dieses ist jedoch fälschlicherweise im Text über die Sammlung der Daten enthalten. Auch wird in der Sammlung der Daten weder das Verfahren benannt, noch eine Aussage über das eigentliche Sammeln der Daten gemacht. Den Text über das Auswertungsverfahren fanden wir gut, allerdings sind wichtige Aspekte wie zum Beispiel die angewandte Analyseform und die themen- und einzelfallorientierte Auswertung nicht genannt. Die Gütekriterien wurden sehr gut analysiert.

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