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Tandem 11

  • Tandempartner 1: Deger Karaman-Yildirim
  • Tandempartner 2: Sabrina Laura Schulze

Einleitung

Bei der nachfolgend analysierte Studie von Magnus Prangenberg „Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten“ handelt es sich um eine Dissertation, die im Jahr 2002 an der Universität Bremen veröffentlicht wurde. Das besondere Merkmal dieser Arbeit ist, dass die Lebenssituation von (heute erwachsenen) Kindern analysiert und bewertet wird, deren Eltern als geistig behindert gelten.

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die Zielsetzung der vorliegenden Dissertation besteht darin die „Lebens- und Entwicklungssituation von Kindern kennen zu lernen, bei denen mindestens ein Elternteil eine geistige Behinderung aufweist“ (Prangenberg, 2002, S. 19). Hierdurch wird der Fokus der Studie markiert. Breits im Vorwort nähert sich Prangenberg durch die Leitfrage „Wie habt ihr eure Kindheit als Kinder geistig behinderter Eltern erfahren?“ (ebd., S. 16) sowie dem Leitsatz „Ihr seid die Experten eurer eigenen Lebensgeschichte“ (ebd., S. 16) an das Thema an und gibt einen Ausblick auf folgende Inhalte. Von zentraler Bedeutung für Prangenberg ist die retrospektive Sicht der betroffenen Kinder. Dies ist der markante Punkt der Forschungsperspektive. Durch weitere Fragestellungen, wie „Erfüllen Menschen mit einer geistigen Behinderung die Anforderung einer Elternschaft“ (ebd., S. 19), wird verdeutlicht welche Schwerpunkte von Bedeutung sind. Eine zentrale Fragestellung, welche konkret zur Zielsetzung hinführt, ist in der Studie nicht vorhanden.

Annäherung ans Feld

Zunächst verschafft Prangenberg anhand von Literatur einen Überblick zu bereits bestehenden Forschungen und bringt dem Leser den historischen Kontext näher. Er sieht diese Dissertation als Anknüpfung an das Werk „Dann waren sie sauer auf mich, dass ich das Kind haben wollte…“ der Forschungsgruppe Pixa-Kettner. Prangenberg nimmt die bestehende Literatur jedoch nicht als gegeben hin sondern hinterfragt diese kritisch. So beleuchtet er in diesem Zusammenhang die Einseitigkeit der bestehenden Arbeiten, da diese ausschließlich die Sicht der Eltern aufgreifen. Die vorliegende Studie von Prangenberg verwendet eine retrospektive Schilderung durch Kinder, die zum Zeitpunkt der Studie bereits erwachsen sind (vgl. ebd., S.19) und nachfolgend in dieser Analyse vereinfacht als „Kinder“ bezeichnet werden. Von zentraler Bedeutung hierbei ist, dass der Schwerpunkt so gelegt wurde, dass sich Forscher und Forschungsobjekt auf einer Ebene begegnen (vgl. ebd., S. 117). Als Schwierigkeit bei der Kontaktaufnahme ist zu vermerken, dass kein Verzeichnis von Betroffenen existiert (vgl. ebd., S. 120). Um dieses Hindernis zu überwinden, wurden bundesweit Fragebögen an Einrichtungen gesendet, welche die Ziele verfolgten, betroffene Kinder ausfindig zu machen, Kontaktpersonen zu gewinnen, eine Einschätzung der Institutionen zu erhalten und Befragungssituationen abzustimmen (vgl. ebd.).

Sammlung der Daten

Die Datenerhebung gliedert sich in zwei Schritte: Kontaktaufnahme und Befragung (vgl. ebd., S. 121). Prangenberg bezeichnet seine Vorgehensweise als „leitfadenorientierte Befragung mit Freiraum für narrative Sequenzen“ (ebd., S. 123). Diese Vorgehensweise ist ein Mittelweg aus Leitfadeninterview und narrativem Interview (vgl. ebd.). Er verfolgt hierbei das Ziel weitgehend offene Interviews zu führen. Ein aus unserer Sicht zentrales Merkmal hierfür ist, dass der Befragte die Strukturierung und Leitung der Erzählung übernehmen kann (vgl. ebd.). Aus der Grundlage von Pixa-Kettner konstruiert er den Interviewleitfaden (vgl. ebd., S. 125).

Prangenberg wägt die unterschiedlichen Vor- und Nachteile von quantitativer und qualitativer Sozialforschung ab und trifft danach seine Entscheidung für die qualitative Sozialforschung. Allerdings ist er der Auffassung, dass es kein perfektes Verfahren gibt (vgl. ebd., S. 119). Ein aus unserer Sicht entscheidender Punkt für seine Entscheidung ist Prangenbergs Ansicht, dass sich mit der quantitativen Sozialforschung die Realität nicht abbilden lässt (vgl. ebd., S. 118).

Fixierung der Daten

Zunächst wurden die geführten Interviews mit Tonbandaufnahmen gesichert. Im Anschluss wurden Interviewprotokolle angefertigt. Um eine originalgetreue Fixierung zu gewährleisten, wurden die Protokolle umgehend erstellt (vgl. ebd., S. 125). Es wurde alles im genauen Wortlaut festgehalten, d.h. mit Dialekt und jedem „hm“, „äh“ usw. (vgl. ebd., S.128). Hierdurch wird die Gefahr einer fehlerhaften Wiedergabe minimiert. Im nächsten Schritt werden Memos erstellt, die zur weiten Dokumentation und Sicherung dienen. Danach werden Soziogramme erstellt, die einen Einblick in die Familiensituation/-struktur ermöglichen. Außerdem werden Kurzbiografien erstellt, die als Basis für die spätere Einzelfallauswertung dienen (vgl. ebd., S. 130).

Interpretation der Daten

Prangenberg strebt nach einer systematisch thematischen Analyse nach Faraday und Plummer. Es soll ein Gleichgewicht zwischen dem theoretischen Hintergrundwissen des Forschers und der Einschätzung des eigenen Lebenslaufs durch den Befragten herrschen. Die Vorgehensweise bei der Auswertung sieht wie folgt aus: - Interviewprotokolle - Transkription - Memos - Kurzbiografien - Beschreibung der Gesamtpopulation - Textinterpretation

Die Textinterpretation unterteilt sich in zwei Unterpunkte. Hierzu gehören die themenorientierte und die einzelfallorientierte Auswertung. Die themenorientierte Auswertung soll einen „Überblick über die verschiedenen am deutlichsten auftretenden Themen im Leben der Kinder geben“ (ebd., S.131). Die einzelfallorientierte Auswertung dient dazu herauszufinden, wie die Kinder ihr Leben bewältigt haben und bewältigen. In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung welche „Handlungsmuster“ sich entwickelt haben.

Aus unserer Sicht ist von Bedeutung, dass die Interpretation nicht isoliert stattfindet sondern, dass eine kontinuierliche Reflexion stattfindet (vgl. ebd., 126).

Geltungsbegründung

Prangenberg sieht seine Memos aus Sicht der Auswertung durch eine Einzelperson als Gütekriterium, „das eine ständige Sicherung und Rücküberprüfung von Analyseschritten möglich machen soll“ (ebd., S. 128). Anhand von zentralen Erkenntnissen aus der Fachliteratur erfolgt eine Gesamtwürdigung (vlg. ebd, S. 311). Aus unserer Sicht ist von hoher Bedeutung, dass Prangenberg als Fazit die Wahl seines Titels hinterfragt. Für ihn gibt es „keine Kinder geistig behinderter Eltern. Es gibt allenfalls Risikokinder, deren Eltern u.a. eine geistige Behinderung aufweisen“ (ebd., S. 330).

Trotz dieser Auffassung befürwortet Prangenberg eine Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung nicht zwangsläufig. Er warnt in diesem Zusammenhang jedoch auch gleichzeitig vor Diskriminierung (vgl. ebd., S. 332).

Eine allgemeingültige Befürwortung oder Ablehnung einer Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung möchte Prangenberg nicht treffen. Er sieht das Recht zur Bewertung dieses Themas einzig bei den betroffenen Kindern und deren Eltern (vgl. ebd., S. 333).

Forschung als Diskurs

Literatur

  • Prangenberg, Magnus 2002: „Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten“ - Eine Exploration der Entwicklungs- und Lebensrealität anhand biografischer Interviews und Erörterung der internationalen Fachliteratur. Bremen.
  • Flick, Uwe. „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses.“ Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (1995). S. 148-173

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Ranking: 1. Tandem 37; 2. Tandem 32; 3. Tandem 26; 4. Tandem 22; 5. Tandem 15

Platz 1 Tandem 37

Die Analyse des Tandems 37 ist für uns auf dem ersten Platz. Sie ist sehr ausführlich, verliert hierdurch jedoch nicht an Prägnanz. Der Text lässt sich sehr flüssig lesen und enthält viele nützliche Informationen. Wir haben nichts auszusetzen.

Platz 2 Tandem 32

Diese Analyse hat uns sehr gut gefallen. Sie ist ausführlich und prägnant formuliert sowie einfach zu lesen. Offene Fragen werden beantwortet. Eine runde und gelungene Arbeit.

Platz 3 Tandem 26

Die Analyse des Tandems 26 hat uns sehr gut gefallen. Zwar ist keine Einleitung vorhanden jedoch wird jeder Anschnitt mit einer kurzen Erklärung eingeleitet. Die Analyse ist sprachlich solide formuliert und wird mit Zitaten belegt. Negativ ist uns nur aufgefallen, dass in dem Abschnitt „Auswertungsverfahren und Interpretation“ das Thema (als sehr wichtig und unbekannt) bewertet wird.

Platz 4 Tandem 22

Für uns ist erkennbar, dass sich das Tandem 22 sehr intensiv mit der Studie beschäftigt hat. Dies erkennen wir beispielsweise an der Herausarbeitung der drei Leitfragen sowie des Leitsatzes, der Beschreibung des Aufwands vom Finden der Interviewpartner und der Darstellung der Interviewbedingungen. In der Einleitung wird darauf eingegangen, dass Prangenberg an die Studie von Kettner et al anknüpft, da er diese aufgrund von Materialmangel nicht ausreichend fand. Dies erschließt sich uns jedoch nicht. Prangenbergs Absicht ist, unserer Meinung nach, das Thema aus Sicht der Kinder zu beleuchten. Er kritisiert bei Kettner et al weniger den Materialmangel als die Sichtweise. Der hier erwähnte Materialmangel sollte ggf. deutlicher formuliert werden, um eventuelle Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Platz 5 Tandem 15

Die Analyse des Tandems 15 ist sprachlich und inhaltlich gut verständlich. Die Analyseschwerpunkte werden strukturiert und ohne Ausschweife dargelegt. Die kurze Erklärung, dass die befragten Kinder heute erwachsen sind, ermöglicht es auch Personen, die die Studie nicht gelesen haben, inhaltlich zu folgen. In der vorliegenden Analyse wird behauptet, dass der Autor der Studie nicht begründet, warum er die Perspektive der Kinder wählt (letzter Satz des Punktes Fragestellung). Dieser Behauptung können wir jedoch nicht nachvollziehen, da Prangenberg unter anderem mit dem Leitsatz „Ihr seid die Experten eurer eigenen Lebenssituation“ (Prangenberg, 2002, S. 16) die gewählte Perspektive begründet. Positiv empfunden haben wir bei der Annäherung an das Feld, dass genau und mit Zahlenangaben beschrieben wurde, wie aufwändig die Auffindung der befragten Personen war. Sehr kritisch sehen wir den Satz „Ein beachtlicher Nachteil des narrativen Interviewverfahren zeigt sich jedoch bei der Sprache, da hier eine ausreichende Sprachkompetenz Voraussetzung ist, die man jedoch von Menschen mit geistiger Behinderung nicht unbedingt erwarten kann“. Hierdurch wird unserer Meinung nach indirekt unterstellt, dass die Kinder geistig behinderter Menschen auch geistig behindert sind. Der zweite Absatz bei der Geltungsbegründung sollte ggf. umformuliert werden, um eine bessere Verständlichkeit herzustellen.

Dritter Text: Endfassung

Einleitung

Bei der nachfolgend analysierten Studie von Magnus Prangenberg „Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten“ handelt es sich um eine Dissertation, die im Jahr 2002 an der Universität Bremen veröffentlicht wurde. Das besondere Merkmal dieser Arbeit ist, dass die Lebenssituation von (heute erwachsenen) Kindern analysiert und bewertet wird, deren Eltern als geistig behindert gelten.

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Die vorliegende Dissertation ist eine „Biografie- und Milieustudie“ (Prangenberg, 2002, S. 19). Bereits in der Einleitung werden bestehende Hypothesen thematisiert, wie die „Vorstellung, dass Menschen mit einer geistigen Behinderung den anstehenden Aufgaben einer Elternschaft nicht gewachsen sind“ (ebd.). Anhand der Betrachtung von internationaler Forschungsliteratur fasst Prangenberg hieraus vier/fünf Mythen zusammen, welche er in seiner Studie aufgreifen und überprüfen möchte (ebd., S. 31 - 32). Des Weiteren wird auf historische Aspekte, wie Sterilisation, eingegangen (vgl. ebd., S.23). Prangenberg versteht seine „Dissertation als konsequente Fortsetzung einer knapp dreißigjährigen behindertenpädagogischen Diskussion um die Sexualität von Menschen mit einer geistigen Behinderung“ (ebd., S. 20), mit welcher er an die Studie „Dann waren sie sauer auf mich, dass ich das Kind haben wollte…“ von Pixa-Kettner, Bargfrede und Blanken von 1995 und 1996a anknüpft (vgl. ebd., S. 19 - 20). Diese Studie wurde analysiert (vgl. Flick, 2009, S. 150 - 151) und daraufhin fertigte Prangenberg seine Arbeit als „Anschlussuntersuchung“ (Prangenberg, 2002, S. 20) an.

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die Zielsetzung der vorliegenden Dissertation besteht darin die „Lebens- und Entwicklungssituation von Kindern kennen zu lernen, bei denen mindestens ein Elternteil eine geistige Behinderung aufweist“ (ebd., S. 19). Hierdurch wird der Fokus der Studie markiert. Bereits im Vorwort nähert sich Prangenberg durch die Leitfrage „Wie habt ihr eure Kindheit als Kinder geistig behinderter Eltern erfahren?“ (ebd., S. 16) sowie dem Leitsatz „Ihr seid die Experten eurer eigenen Lebensgeschichte“ (ebd., S. 16) an das Thema an und gibt einen Ausblick auf folgende Inhalte. Von zentraler Bedeutung für Prangenberg ist die retrospektive Sicht der betroffenen Kinder. Dies ist der markante Punkt der Forschungsperspektive. Durch weitere Fragestellungen, wie „Erfüllen Menschen mit einer geistigen Behinderung die Anforderung einer Elternschaft“ (ebd., S. 19), wird verdeutlicht welche Schwerpunkte von Bedeutung sind. Eine zentrale Fragestellung, welche konkret zur Zielsetzung hinführt, ist in der Studie nicht vorhanden (vgl. Flick, 2009, S.38).

Annäherung ans Feld

Zunächst verschafft Prangenberg anhand von Literatur einen Überblick zu bereits bestehenden Forschungen und bringt dem Leser den historischen Kontext näher. Er sieht diese Dissertation als Anknüpfung an das Werk „Dann waren sie sauer auf mich, dass ich das Kind haben wollte…“ der Forschungsgruppe Pixa-Kettner. Prangenberg nimmt die bestehende Literatur jedoch nicht als gegeben hin sondern hinterfragt diese kritisch. So beleuchtet er die Einseitigkeit der bestehenden Arbeiten, da diese ausschließlich die Sicht der Eltern aufgreifen. Die vorliegende Studie von Prangenberg verwendet eine retrospektive Schilderung durch Kinder, die zum Zeitpunkt der Studie bereits erwachsen sind (vgl. Prangenberg, 2002, S.19) und nachfolgend in dieser Analyse vereinfacht als „Kinder“ bezeichnet werden. Von zentraler Bedeutung hierbei ist, dass der Schwerpunkt so gelegt wurde, dass sich Forscher und Forschungsobjekt auf einer Ebene begegnen (vgl. ebd., S. 117). Als Schwierigkeit bei der Kontaktaufnahme ist zu vermerken, dass kein Verzeichnis von Betroffenen existiert (vgl. ebd., S. 120). Um dieses Hindernis zu überwinden, wurden bundesweit Fragebögen (vgl. Flick, 2009, S. 105) an Einrichtungen gesendet, welche die Ziele verfolgten, betroffene Kinder ausfindig zu machen, Kontaktpersonen zu gewinnen, eine Einschätzung der Institutionen zu erhalten und Befragungssituationen abzustimmen (vgl. Prangenberg, 2002, S. 120). Daraufhin wurden 368 Kinder zurück gemeldet (vgl. ebd., S. 141). Schließlich konnten „15 Interviews verwendet werden“ (ebd., S. 145).

Sammlung der Daten

Die Datenerhebung gliedert sich in zwei Schritte: Kontaktaufnahme und Befragung (vgl. ebd., S. 121). Prangenberg bezeichnet seine Vorgehensweise als „leitfadenorientierte Befragung mit Freiraum für narrative Sequenzen“ (ebd., S. 123). Diese Vorgehensweise ist ein Mittelweg aus Leitfadeninterview und narrativem (vgl. Flick, 2009, S. 174 - 176) Interview (vgl. Prangenberg, 2002, S. 123). Er verfolgt hierbei das Ziel weitgehend offene Interviews zu führen. Ein aus unserer Sicht zentrales Merkmal hierfür ist, dass der Befragte die Strukturierung und Leitung der Erzählung übernehmen kann (vgl. ebd.). Aus der Grundlage von Pixa-Kettner konstruiert er den Interviewleitfaden (vgl. ebd., S. 125).

Prangenberg wägt die unterschiedlichen Vor- und Nachteile von quantitativer und qualitativer Sozialforschung ab und trifft danach seine Entscheidung für die qualitative Sozialforschung. Allerdings ist er der Auffassung, dass es kein perfektes Verfahren gibt (vgl. ebd., S. 119). Ein aus unserer Sicht entscheidender Punkt für seine Entscheidung ist Prangenbergs Ansicht, dass sich mit der quantitativen Sozialforschung die Realität nicht abbilden lässt (vgl. ebd., S. 118).

Fixierung der Daten

Zunächst wurden die geführten Interviews mit Tonbandaufnahmen gesichert. Im Anschluss wurden Interviewprotokolle angefertigt. Um eine originalgetreue Fixierung zu gewährleisten, wurden die Protokolle umgehend erstellt (vgl. ebd., S. 125). Es wurde alles im genauen Wortlaut festgehalten, d.h. mit Dialekt und jedem „hm“, „äh“ usw. (vgl. ebd., S.128). Hierdurch wird die Gefahr einer fehlerhaften Wiedergabe minimiert. Im nächsten Schritt werden Memos verfasst, die zur weiten Dokumentation und Sicherung dienen. Danach werden Soziogramme angefertigt, die einen Einblick in die Familiensituation/-struktur ermöglichen. Außerdem werden Kurzbiografien erstellt, die als Basis für die spätere Einzelfallauswertung dienen (vgl. ebd., S. 130).

Interpretation der Daten

Prangenberg strebt nach einer systematisch thematischen Analyse nach Faraday und Plummer. Es soll ein Gleichgewicht zwischen dem theoretischen Hintergrundwissen des Forschers und der Einschätzung des eigenen Lebenslaufs durch den Befragten herrschen. Die Vorgehensweise bei der Auswertung sieht wie folgt aus: Interviewprotokolle, Transkription, Memos, Kurzbiografien, Beschreibung der Gesamtpopulation, Textinterpretation.

Die Textinterpretation unterteilt sich in zwei Unterpunkte. Hierzu gehören die themenorientierte und die einzelfallorientierte Auswertung. Die themenorientierte Auswertung soll einen „Überblick über die verschiedenen am deutlichsten auftretenden Themen im Leben der Kinder geben“ (ebd., S.131). Die einzelfallorientierte Auswertung dient dazu herauszufinden, wie die Kinder ihr Leben bewältigt haben und bewältigen. In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung welche „Handlungsmuster“ sich entwickelt haben.

Aus unserer Sicht ist von Bedeutung, dass die Interpretation nicht isoliert erfolgt sondern dass eine kontinuierliche Reflexion stattfindet (vgl. ebd., 126).

Geltungsbegründung

Prangenberg sieht seine Memos als Gütekriterium, „das eine ständige Sicherung und Rücküberprüfung von Analyseschritten möglich machen soll“ (ebd., S. 128). Diese Memos wurden von einer Einzelperson ausgewertet, was jedoch die Objektivität (vgl. Flick, 2009, S.269 - 270) in Frage stellt. Anhand von zentralen Erkenntnissen aus der Fachliteratur erfolgt eine Gesamtwürdigung (vlg. Prangenberg, 2002, S. 311). Aus unserer Sicht ist von hoher Bedeutung, dass Prangenberg als Fazit die Wahl seines Titels hinterfragt. Für ihn gibt es „keine Kinder geistig behinderter Eltern„ (ebd., S. 330). „Es gibt allenfalls Risikokinder, deren Eltern u.a. eine geistige Behinderung aufweisen“ (ebd.). Trotz dieser Auffassung befürwortet Prangenberg eine Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung nicht zwangsläufig. Er warnt in diesem Zusammenhang jedoch auch gleichzeitig vor Diskriminierung (vgl. ebd., S. 332). Eine allgemeingültige Befürwortung oder Ablehnung einer Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung möchte Prangenberg nicht treffen. Er sieht das Recht der Bewertung dieses Themas einzig bei den betroffenen Kindern und deren Eltern (vgl. ebd., S. 333).

Forschung als Diskurs

Prangenberg klärt seine Interviewpartner zu Beginn über Hintergründe seiner Arbeit auf (vgl. ebd., S. 145). Ob auch eine Rückmeldung an die Beforschten erfolgt, geht aus der Dissertation nicht hervor. In der Schlussbetrachtung wird darauf hingewiesen, wie unterschiedlich die Lebensumstände von Kindern geistig behinderter Eltern sein können (vgl. ebd., S. 311). Dennoch werden in besonders hervorgehobenen Thesen (fett und umrandet) (vgl. ebd., S. 311. 312, 313, 315, 316, 319, 320, 322) Parallelen hervorgehoben. Aus unserer Sicht möchte Prangenberg auf diese Weise die bestehenden Mythen aufgreifen und widerlegen. Eine Veränderung der Situation wird insofern dadurch angestrebt, dass die Sicht auf Kinder geistig behinderter Menschen bzw. auf die Elternschaft von geistig behinderten Personen geändert werden soll.

Literatur

  • Flick, Uwe (2009): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. Hamburg: Rowohlt Verlag GmbH
  • Prangenberg, Magnus (2002): Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten. Eine Exploration der Entwicklungs- und Lebensrealität anhand biografischer Interviews und Erörterung der internationalen Fachliteratur. Bremen.

Kommentare

Diskussion

Felicitas Sorg, 2015/07/02 17:45

Es handelt sich, bei Tandem 11 um eine solide Analyse. Besonders gut gefallen haben uns die Einleitung und der Abschnitt „Fragestellung und Forschungsperspektiven“, die einen guten Überblick verschaffen und somit eine übersichtliche Einführung in die Studie bieten. Gefehlt hat uns nur, dass es sich um eine Biographie- und Milieustudie handelt. Des Weiteren fehlen uns die Erläuterung, inwiefern Prangenberg seine Rolle im Verlaufsprozess der Studie (nicht) reflektiert, sowie eine genauere Erklärung der Vorgehensweise bei der Sammlung der Daten (Feldnotizen, Tonbandaufzeichnungen). Der Abschnitt „Fixierung der Daten“ war in der ersten Entwurfsfassung noch nicht gefragt, umso schöner, dass hier ein Übergang von der Sammlung zur Interpretation geschaffen wurde (In welchem nun auch die Tonbandaufzeichnungen erwähnt sind). Bei der Geltungsbegründung wäre es eventuell hilfreich, neben den von Prangenberg erwähnten Memos als Gütekriterium, noch das Fehlen weiterer Kriterien (zum Beispiel nach Flick) anzuführen. Sprachlich ist an der Analyse nichts zu bemängeln (bis auf den Rechtschreibfehler gleich im ersten Satz), was einen guten Lesefluss und damit Verständlichkeit erzeugt.

Damaris Julia Rief, 2015/07/03 14:32

Die Einleitung der Analyse ist eine gute Einführung in den darauffolgenden Text. Es werden ausreichend Quellenangaben im Text gesetzt. Die Studie ist verständlich geschrieben. Die Fragestellung ist sehr ausführlich und der Forschungsausschnitt wird deutlich gemacht. Inwiefern der Forscher das Verhältnis von Nähe und Distanz balanciert, sollte unter ‚Annäherung ans Feld‘ noch deutlicher ausgearbeitet werden. Unter ‚Sammlung der Daten‘ könnte zusätzlich erwähnt werden, welche Daten erhoben werden (verbale Daten, Feldnotizen, …) Beim Punkt ‚Interpretation der Daten‘ wird nicht beschrieben, wie viele Personen die Interpretation durchführen und welche Grenzen die Methode mit sich bringt. Für das Verständnis der Vorgehensweise wäre es möglich diese ausführlicher zu erklären und nicht nur Stichworte aufzuzählen. Unter dem Analyseaspekt ‚Geltungsbegründung‘ wird nicht erläutert, wie transparent die Schritte im Forschungsprozess gestaltet werden. Als zusätzliche Quelle wird Uwe Flick (1995) im Literaturverzeichnis angeführt, im Fließtext jedoch nicht verwendet.

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