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Tandem 35

  • Tandempartner 1: Sabrina Hofmann
  • Tandempartner 2: Yvette Bollmann

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Corinna Fischer beschäftigte sich 2001 mit ihrer Dissertation „Das gehört jetzt irgendwie zu mir.“ Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband Eine Fallstudie am Beispiel der BUNDjugend damit, was heute Jugendliche antreibt, sich in einem Umweltverband zu engagieren. Ihre Dissertation ist in zwei Teile gegliedert. Teil 1 beinhaltet Theorie und Methode und Teil 2 die Einflussfaktoren.

Frau Fischer geht auf den Seiten 10-105 auf Erkenntnisse bisheriger Forschung ein und entwickelt im Anschluss ihre endgültige Fragestellung. Auf den Seiten 111-117 erläutert sie die für ihre Untersuchung geeignete Grounded Theory und modifiziert diese. Durch die Modifikation der für Frau Fischer wichtigen Aspekte wird das Theorie-Gegenstands-Verhältnis bestimmt.

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die Dissertation von Corinna Fischer beginnt mit folgender Fragestellung: „Welche Faktoren fördern die Bereitschaft Jugendlicher, sich in einem Umweltverband zu engagieren?“ (S.1). Da sich in dieser Form die Frage nicht wissenschaftlich bearbeiten ließ, musste diese präzisiert, differenziert und operationalisiert werden (vgl. S. 1). Corinna Fischer beschäftigte sich mit einer Vielzahl von theoretischen und empirischen Zugängen zu den Phänomenen des allgemeinen Engagements und des Engagements im Bereich der Umwelt und gelang somit zur endgültigen Fragestellung, die sich wie folgt lautet: (vgl. S. 105): „Welches sind die subjektiven Gründe, Anreize und Motive ostdeutscher Jugendlicher für ihr Engagement in einem Umweltverband? Wie werden sie in Interaktionen konstruiert? In welche sozialen Kontexte sind sie eingebettet und wie gestalten die Jugendlichen diese Kontexte selber mit? Welche Entwicklungen finden dabei im Laufe der Zeit statt?“ (S. 105). Die Vorgehensweise bezüglich der Konkretisierung entspricht der Vorstellung von Flick (vgl. Flick 1995:152). Als Basisdesign verwendete Frau Fischer eine Längsschnittstudie. Es sollten Jugendumweltgruppen innerhalb eines Jahres in drei Wellen befragt werden, damit die Entwicklungen über die Zeit abgebildet werden können (vgl. S. 129). Ihre Forschungsperspektive war die Verbandsperspektive, denn sie betrachtete zunächst die Befragten ganz selbstverständlich als „Mitglieder von BUNDjugend-Gruppen“ (vgl. S. 146).

Annäherung ans Feld

Der Feldzugang zu den Gruppen wurde mit Hilfe des Projektkoordinators und über die Mitarbeit der Autorin im „NBL-Projekt“ hergestellt (vgl. S. 129). Es ist allerdings nicht ersichtlich welche Rolle Corinna Fischer im Feld einnimmt, denn zum einen lässt sich erwähnen, dass sie in Westdeutschland aufwuchs, die Befragten allerdings in der damaligen DDR (vgl. S. 146). Zum anderen wird auf S. 136 erwähnt, dass sie selbst die Interviews durchführte und bereits bei vielen Jugendlichen als Unterstützung des Projektteams bekannt ist (vgl. S. 139). Hierbei stellt sich die Frage, inwieweit hierbei Objektivität gegeben ist? Aber sie schaffte dadurch eine alltagsnahe Situation (vgl. S. 137,139) und es entstand ein Vertrauensverhältnis, das an Beispielen auf S. 146 deutlich zu erkennen ist. Allerdings ist es ersichtlich, dass Frau Fischer bei ihrer qualitativen Forschung nicht als Neutrum mit den Befragten agiert, da sie wie bereits erwähnt die Interviews selbst durchführte (vgl. Flick 1995: 154). Ein Abhängigkeitsverhältnis ist nicht entstanden, da Corinna Fischer keinen Einfluss auf wichtige Entscheidungen der Interviewten nehmen konnte (vgl. S. 146). Auf Seite 146 ist zu erkennen, dass Frau Fischer ihre Dissertation bezüglich Verständigungsschwierigkeiten nicht ausreichend reflektierte.

Sammlung der Daten

„Die wichtigsten Erhebungstechniken waren teilstrukturierte, problemzentrierte Einzelinterviews (Witzel 1985; Lamnek 1995 Bd. 2. Rubin & Rubin, 1995) und teilstrukturierte, problemzentrierte Gruppendiskussionen (Dreher & Dreher, 1982; Krüger, 1983; Behnken 1984; Steyaert & Bouwen, 1994)“ (S. 136). Die Interviews wurden von der Autorin durchgeführt (vgl. S. 136) und die Jugendlichen durften Ort und Zeitpunkt der Interviews wählen (vgl. S. 137). Es wurden auch Gedächtnisprotokolle verwendet, wegen z.B. nicht verwendbarem Interview, bezüglich Tonqualität (vgl. S. 137) und ebenso bei beobachtbaren Situationen (vgl. S. 139). Die Daten wurden von Frau Fischer strukturiert und ihre Interviewleitfäden enthielten viele gruppen-und personenspezifische Fragen (vgl. 137f.). Anfangs waren es wenige und offene Fragen. Danach wurden sie sukzessiv umfangreicher und dann folgten Fragen zur Klärung offengebliebener oder missverständlicher Themen bzw. Äußerungen und schließlich wurden die Fragen immer detaillierter (vgl. S. 137). „Der Interviewstil war diskursiv: Die Interviewerin brachte sich in die Interviews mit eigenen Stellungnahmen, Vermutungen, Vorschlägen ein, konfrontierte die Interviewpartner mit Widersprüchen in ihren Aussagen oder mit Informationen, die gegen ihre Darstellung sprachen, gab aber auch eigene Wissenslücken und Irrtümer offen zu“ (S.139). Dadurch hat sie eine alltagsähnliche Situation geschaffen (vgl. S. 139). Es werden von Frau Fischer spezifische Verzerrungen des Verfahrens (Erhebungssituation, unzuverlässige Erinnerungen an die eigene Biografie, Gruppendynamik und unsystematische Erhebungen teilnehmender Beobachtungen) thematisiert und reflektiert (vgl. S. 145 ff.), aber es wird nicht erwähnt, ob die Forscherin entsprechend qualifiziert ist.

Fixierung der Daten

Die Interviews wurden auf Tonband aufgezeichnet. Damit die Zuordnung der Sprecher erleichtert werden kann, wurden die Interviewten um eine Sprechprobe gebeten, die die Namen der Sprecher beinhaltet (vgl. S. 136f.). Zusätzlich wurde zu jedem Interview ein Gedächtnisprotokoll erstellt, dass die auf Seite 137 erwähnten Angaben enthielt.

Interpretation der Daten

Corinna Fischer verwendet die Grounded Theory und diese beruht auf dem Prinzip der Parallelität von Datenerhebung und Auswertung (vgl. S. 112). „Für die Auswertung wurden die Interviews und Gruppendiskussionen vollständig transkribiert“ (S. 139). „Die Trankskripte wurden gemeinsam mit den Protokollen der Interviewsituationen mit dem speziell für qualitative Daten designten Softwarepacket „ATLAS/ti“ ausgewertet. Wenn Abschnitte zusammenhängende Themen enthielten, wurden diese mit Codes versehen (vgl. S. 140). „Bei der Bildung der Codes fand ein Wechselspiel zwischen Daten und sensibilisierenden Konzepten statt“ (S. 140). Beim nächsten Schritt wurden die Codes bezüglich ihrer logischen Beziehungen zusammengestellt (vgl. 142). Als nächstes folgte die Auswahl von Oberkategorien, die die Einflussfaktoren auf die Motivation zum Engagement darstellen und diese wurden ebenso dimensionalisiert (vgl. S.143). Schließlich wird die Kernkategorie definiert: „Identifikation mit dem Umweltengagement“ (S. 144). Auf den Seiten 149ff. reflektiert Frau Fischer die Probleme der Codierung und der Kategorienbildung. Ob mehrere Personen an der Interpretation beteiligt waren, wird nicht erwähnt.

Geltungsbegründung

Auf den Seiten 117ff werden verschiedene Gütekriterien beschrieben und Corinna Fischer verwendete für Ihre Forschung folgende: Validität, Verallgemeinbarkeit und Relevanz. Diese werden auch in ihrer Dissertation im Anschluss erläutert (vgl. S. 119ff.). Strategien sind auch wichtig, denn mit ihnen wird die Erfüllung von Gütekriterien sichergestellt (vgl. S. 125). „Um diese Kriterien zu erfüllen, werden im Forschungsprozess Strategien der Multiperspektivität, Selbstreflexion, argumentativen Geltungsbegründung und in Grenzen auch der kommunikativen Validierung und des Praxistests angewandt“ (S.128). Diese werden von Frau Fischer erläutert, reflektiert und somit auch transparent gemacht (vgl. S. 125ff.). Es treten Geltungsprobleme bei gewählten Methoden auf. Diese werden vorgestellt und der Umgang wird dabei transparent gemacht (vgl. S. 145ff.).

Forschung als Diskurs

Die Autorin gibt den Beforschten keine Rückmeldung über die Ergebnisse der Dissertation. In der Dissertation von Corinna Fischer wird aber eine Veränderung der momentanen Situationen angestrebt, da in den letzten Jahren das Engagement Jugendlicher in Umweltverbänden stetig zurück geht und Frau Fischer versucht dieser Problematik entgegenzuwirken, indem sie herauszufinden möchte, wie das Engagement der Jugendlichen bezüglich der Umwelt gesteigert werden kann (vgl. S. 1).

Literatur

  • Behnken, Imbke (1984):Jugendbiographie und Handlungsforschung. Gruppendiskussion als Methode zur Rekonstruktion der Lebenswelt von Lehrlingen. Bd. 2. Frankfurt/M: Extrabuch.
  • Dreher, Michael & Dreher, Eva (1982): Gruppendiskussion. In: Günter L. Huber & Heinz Mandl (Hrsg.):Verbale Daten. Eine Einführung in Grundlagen und Methoden der Erhebung und Auswertung (S.179-196). Weinheim: Beltz.
  • Fischer, Corinna (2001):Das gehört jetzt irgendwie zu mir. Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement einem Umweltband. Eine Fallstudie am Beispiel der BUNDjugend, Berlin.
  • Flick, Uwe. Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (1995). S. 148-173.
  • Krüger, Heidi (1983): Gruppendiskussionen. Überlegungen zur Rekonstruktion sozialer Wirklichkeit aus der Sicht der Betroffenen. In: Soziale Welt, Jg. 34/1983, H. 1, S. 90-109.
  • Lamnek, Siegfried (1995):Qualitative Sozialforschung. Bd.2: Methoden und Techniken. Weinheim: Psychologie Verlags Union.
  • Rubin, Herbert J. & Rubin, Irene S. (1995):Qualitative Interviewing: The art of hearing data. Thousand Oaks et al.: Sage.
  • Steyaert, Chris & Bouwen, René (1994):Group methods of organizational analysis. In: Catherine Cassell & Gillian Symon (Hrsg.): „Qualitative methods in organizational research: A practical guide (pp. 123-146). London et al.: Sage.
  • Witzel, Andreas (1985):Das problemzentrierte Interview. In: Gerd Jüttemann (Hrsg.):Qualitative Forschung in der Psychologie (S.227-253). Weinheim: Beltz.

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Ranking: 1. Tandem 23; 2. Tandem 40; 3. Tandem 16; 4. Tandem 07;

Tandem Platz 1: Die Analyse von Tandem 23 ist für uns auf Platz 1, da es aus unserer Sicht sehr wenig zu bemängeln gibt. Die Analyse ist gut strukturiert, leicht verständlich, enthält eine schöne kurze Einleitung und ausreichend Belege zum Nachvollziehen. Schwerpunkte dieser Analyse sind: Sammlung der Daten, Interpretation der Daten und Geltungsbegründung, da sie detailliert beschrieben wurden.

Unsere Verbesserungsvorschläge sind folgende: • Nennung der endgültigen Fragestellung wäre wünschenswert, damit ein Unterschied zur vorherigen, nicht präzisierten Fragestellung erkennbar ist (siehe Fischer: S. 105). • Ebenso wäre die Nennung des Basisdesigns (siehe Fischer: S. 129) und der Forschungsperspektive (siehe Fischer: S. 146) wünschenswert. (Fragestellung, Forschungsperspektive) • Mit was wurden die Transkripte (Interpretation der Daten) ausgewertet? (siehe Fischer: S. 140)

Tandem Platz 2:Tandem 40 schrieb eine schöne Einleitung und verfasste alle Kapitel sehr detailliert und gut strukturiert. Sehr schön sind die Verweise auf Flick. Diese Analyse belegt bei uns den 2. Platz, da manchmal Verweise fehlen oder vielleicht nicht deutlich zu erkennen sind, um die Studienanalyse nachvollziehen zu können.

Beispiele: Kapitel Geltungsbegründung und Gütekriterien „Auf jegliche Probleme während der Studie wurde explizit eingegangen und alle Vorgehensweisen sind nachvollziehbar.“ (Erhebungsverfahren)

„Interviews und Gruppendiskussionen wurden vollständig transkribiert […]. Aufgrund der Zwischenauswertungen der Interviews etc., die während der Studie getätigt wurden, kann man auf einen zirkulären Ablauf der Studie schließen.“ (Auswertungsverfahren und Interpretation)

„Bezüglich der Grounded Theory geht Frau Fischer auch darauf ein, […]. Die Gründe für das verzerrte Anwenden wurden dabei erläutert.“ (Auswertungsverfahren und Interpretation)

Weitere Vebesserungsvorschläge: Wünschenswert wäre die Nennung des Basisdesigns (siehe Fischer S. 129), der Forschungsperspektive (siehe Fischer: S. 146) (Fragstellung, Forschungsperspektive) und wo bzw. wann die Datensammlung stattfand (Erhebungsverfahren). Ebenso wäre es wünschenswert, wenn in der Analyse kurz auf die Gedächtnisprotokolle eingegangen wird (siehe Fischer S. 139) (Erhebungsverfahren).

Tandem Platz 3: Tandem 16 hat ebenfalls ausreichend Belege und die Fragestellung, Forschungsperspektive und die Sammlung der Daten sind sehr schön und detailliert formuliert worden, aber die Studienanalyse belegt für uns Platz 3, da zwei Kapitel nicht verständlich sind.

Unsere Verbesserungsvorschläge sind folgende: • Nennung des Basisdesigns (siehe Fischer S. 129) und der Forschungsperspektive (siehe Fischer S. 146) bei Fragestellung und Forschungsperspektive wäre wünschenswert. • Annäherung ans Feld überarbeiten, da der Zugang zum Feld nicht ersichtlich ist. Die Annäherung ans Feld ähnelt eher einer Erläuterung von Datensammlung. • Geltungsbegründung überarbeiten, da diese schwer verständlich geschrieben wurde. Es wird nicht ganz deutlich, welche Gütekriterien (siehe Fischer: S. 117ff) und Strategien (siehe Fischer: S. 125) Frau Fischer verwendet.

Tandem Platz 4: Die Analyse von Tandem 07 erhält von uns Platz 4. Sie ist zumeist gut strukturiert und leicht verständlich verfasst. Annäherung ans Feld, Sammlung der Daten und Interpretation der Daten wurden detailliert und verständlich beschrieben. Zusätzlich gibt es ausreichend nachvollziehbare Belege.

Unsere Verbesserungsvorschläge sind folgende: • Fragstellung, Forschungsperspektive überarbeiten, da dieses Kapitel für Unklarheiten sorgt: Es wird nicht erst in der Studie festgestellt, dass in unserer Gesellschaft das Engagement der Jugendlichen zurückgeht. Die Autorin weiß dies schon vorher und deshalb befasst sie sich mit Lösungswegen, um dieser Problematik entgegenzuwirken. • Es wird auch nicht deutlich, dass es zuerst eine Ausgangsfrage gab, mit der nicht wissenschaftlich arbeiten konnte und sie diese deshalb präzisieren musste, damit sie zu einer endgültigen Fragestellung gelangen konnte. • Hier wäre auch eine Nennung des Basisdesigns (siehe Fischer: S. 129) und der Forschungsperspektive (diese habt ihr in Annäherung ans Feld erwähnt) wünschenswert. • Ebenso wäre es wünschenswert, wenn der Aspekt Ort und Zeit bezüglich der Interviews auch nochmals bei Sammlung der Daten aufgegriffen wird, da man auch danach fragen kann: wo und wann wurden die Daten gesammelt? • Fremdwort Limitationen bitte zur besseren Verständnis erläut

Dritter Text: Endfassung

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Corinna Fischer beschäftigte sich 2001 mit ihrer Dissertation „Das gehört jetzt irgendwie zu mir.“ Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband. Eine Fallstudie am Beispiel der BUNDjugend damit, was heute Jugendliche dazu bewegt, dass sie sich in einem Umweltverband engagieren. Ihre Dissertation ist in zwei Teile gegliedert. Teil 1 beinhaltet Theorie und Methode und Teil 2 die Einflussfaktoren.

Frau Fischer geht auf den Seiten 10-105 auf Erkenntnisse bisheriger Forschung ein und entwickelt im Anschluss ihre endgültige Fragestellung. Auf den Seiten 111-117 erläutert sie, die für ihre Untersuchung geeignete Grounded Theory und modifiziert diese. Durch die Modifikation der für Frau Fischer wichtigen Aspekte wird das Theorie-Gegenstands-Verhältnis bestimmt.

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die Dissertation von Corinna Fischer beginnt mit folgender Fragestellung: „Welche Faktoren fördern die Bereitschaft Jugendlicher, sich in einem Umweltverband zu engagieren?“ (S.1). Da sich in dieser Form die Frage nicht wissenschaftlich bearbeiten ließ, musste diese präzisiert, differenziert und operationalisiert werden, denn bei einer unkonkreten Fragestellung ist die Gefahr ziemlich groß, dass die Forscherin bei der Interpretation hilflos ist (vgl. S. 1 und Flick 1995: 152). Corinna Fischer beschäftigte sich mit einer Vielzahl von theoretischen und empirischen Zugängen zu den Phänomenen des allgemeinen Engagements und des Engagements im Bereich der Umwelt und gelang somit zur endgültigen Fragestellung, die sich wie folgt lautet: (vgl. S. 105): „Welches sind die subjektiven Gründe, Anreize und Motive ostdeutscher Jugendlicher für ihr Engagement in einem Umweltverband? Wie werden sie in Interaktionen konstruiert? In welche sozialen Kontexte sind sie eingebettet und wie gestalten die Jugendlichen diese Kontexte selber mit? Welche Entwicklungen finden dabei im Laufe der Zeit statt?“ (S. 105). Die Vorgehensweise bezüglich der Konkretisierung entspricht der Vorstellung von Flick (vgl. Flick 1995:152). Als Basisdesign verwendete Frau Fischer eine Längsschnittstudie. Es sollten Jugendumweltgruppen innerhalb eines Jahres in drei Wellen befragt werden, damit die Entwicklungen über die Zeit abgebildet werden können (vgl. S. 129). Ihre Forschungsperspektive war die Verbandsperspektive, denn sie betrachtete zunächst die Befragten ganz selbstverständlich als „Mitglieder von BUNDjugend-Gruppen“ (vgl. S. 146).

Annäherung ans Feld

Der Feldzugang zu den Gruppen wurde mit Hilfe des Projektkoordinators und über die Mitarbeit der Autorin im „NBL-Projekt“ hergestellt (vgl. S. 129). Es ist allerdings nicht ersichtlich welche Rolle Corinna Fischer im Feld einnimmt, denn zum einen lässt sich erwähnen, dass sie in Westdeutschland aufwuchs, die Befragten allerdings in der damaligen DDR (vgl. S. 146). Zum anderen wird auf S. 136 erwähnt, dass sie selbst die Interviews durchführte und bereits bei vielen Jugendlichen als Unterstützung des Projektteams bekannt ist (vgl. S. 139). Hierbei stellt sich die Frage, inwieweit hierbei Objektivität gegeben ist? Aber sie schaffte dadurch eine alltagsnahe Situation (vgl. S. 137,139) und es entstand ein Vertrauensverhältnis, das an Beispielen auf S. 146 deutlich zu erkennen ist. Allerdings ist es ersichtlich, dass Frau Fischer bei ihrer qualitativen Forschung nicht als Neutrum mit den Befragten agiert, da sie wie bereits erwähnt die Interviews selbst durchführte (vgl. Flick 1995: 154). Ein Abhängigkeitsverhältnis ist nicht entstanden, da Corinna Fischer keinen Einfluss auf wichtige Entscheidungen der Interviewten nehmen konnte (vgl. S. 146). Auf Seite 146 ist zu erkennen, dass Frau Fischer ihre Dissertation bezüglich Verständigungsschwierigkeiten nicht ausreichend reflektierte.

Sammlung der Daten

„Die wichtigsten Erhebungstechniken waren teilstrukturierte, problemzentrierte Einzelinterviews (Witzel 1985; Lamnek 1995 Bd. 2. Rubin & Rubin, 1995) und teilstrukturierte, problemzentrierte Gruppendiskussionen (Dreher & Dreher, 1982; Krüger, 1983; Behnken 1984; Steyaert & Bouwen, 1994)“ (S. 136). Die Interviews wurden von der Autorin durchgeführt (vgl. S. 136) und die Jugendlichen durften Ort und Zeitpunkt der Interviews wählen (vgl. S. 137). Es wurden auch Gedächtnisprotokolle verwendet, wegen z.B. nicht verwendbarem Interview, bezüglich Tonqualität (vgl. S. 137) und ebenso bei beobachtbaren Situationen (vgl. S. 139). Die Daten wurden von Frau Fischer strukturiert und ihre Interviewleitfäden enthielten viele gruppen-und personenspezifische Fragen (vgl. 137f.). Anfangs waren es wenige und offene Fragen. Danach wurden sie sukzessiv umfangreicher und dann folgten Fragen zur Klärung offengebliebener oder missverständlicher Themen bzw. Äußerungen und schließlich wurden die Fragen immer detaillierter (vgl. S. 137). „Der Interviewstil war diskursiv: Die Interviewerin brachte sich in die Interviews mit eigenen Stellungnahmen, Vermutungen, Vorschlägen ein, konfrontierte die Interviewpartner mit Widersprüchen in ihren Aussagen oder mit Informationen, die gegen ihre Darstellung sprachen, gab aber auch eigene Wissenslücken und Irrtümer offen zu“ (S.139). Dadurch hat sie eine alltagsähnliche Situation geschaffen (vgl. S. 139). Es werden von Frau Fischer spezifische Verzerrungen des Verfahrens (Erhebungssituation, unzuverlässige Erinnerungen an die eigene Biografie, Gruppendynamik und unsystematische Erhebungen teilnehmender Beobachtungen) thematisiert und reflektiert (vgl. S. 145 ff.), aber es wird nicht erwähnt, ob die Forscherin entsprechend qualifiziert ist

Fixierung der Daten

Die Interviews wurden auf Tonband aufgezeichnet und damit die Zuordnung der Sprecher erleichtert werden kann, wurden die Interviewten um eine Sprechprobe gebeten, die die Namen der Sprecher beinhaltet (vgl. S. 136f.). Zusätzlich wurde zu jedem Interview ein Gedächtnisprotokoll erstellt, dass die auf Seite 137 erwähnten Angaben enthielt

Interpretation der Daten

Corinna Fischer verwendete die Grounded Theory und diese beruht auf dem Prinzip der Parallelität von Datenerhebung und Auswertung (vgl. S. 112). Die Interviews wurden für die Auswertung transkribiert und mit dem Softwarepaket ATLAS/ti ausgewertet, welches speziell für qualitative Daten geeignet ist (vgl. S. 139f.). Es hat sich bislang noch kein Standard durchgesetzt (Flick 1995: 161). Wenn Abschnitte zusammenhängende Themen enthielten, wurden diese mit Codes versehen (vgl. S. 140). „Bei der Bildung der Codes fand ein Wechselspiel zwischen Daten und sensibilisierenden Konzepten statt“ (S. 140). Beim nächsten Schritt wurden die Codes bezüglich ihrer logischen Beziehungen zusammengestellt (vgl. 142). Als nächstes folgte die Auswahl von Oberkategorien, die die Einflussfaktoren auf die Motivation zum Engagement darstellen und diese wurden ebenso dimensionalisiert (vgl. S.143). Schließlich wird die Kernkategorie definiert: „Identifikation mit dem Umweltengagement“ (S. 144). Auf den Seiten 149ff. reflektiert Frau Fischer die Probleme der Codierung und der Kategorienbildung. Ob mehrere Personen an der Interpretation beteiligt waren, wird nicht erwähnt.

Geltungsbegründung

Auf den Seiten 117ff. werden verschiedene Gütekriterien beschrieben und Corinna Fischer verwendete für Ihre Forschung folgende: Validität, Verallgemeinbarkeit und Relevanz. Diese werden auch in ihrer Dissertation im Anschluss erläutert (vgl. S. 119ff.). Strategien sind auch wichtig, denn mit ihnen wird die Erfüllung von Gütekriterien sichergestellt (vgl. S. 125). „Um diese Kriterien zu erfüllen, werden im Forschungsprozess Strategien der Multiperspektivität, Selbstreflexion, argumentativen Geltungsbegründung und in Grenzen auch der kommunikativen Validierung und des Praxistests angewandt“ (S.128). Diese werden von Frau Fischer erläutert, reflektiert und somit auch transparent gemacht (vgl. S. 125ff.). Es treten Geltungsprobleme bei gewählten Methoden auf. Diese werden vorgestellt und der Umgang wird dabei transparent gemacht (vgl. S. 145ff.)

Forschung als Diskurs

Die Autorin gibt den Beforschten keine Rückmeldung über die Ergebnisse der Dissertation. In der Dissertation von Corinna Fischer wird aber eine Veränderung der momentanen Situationen angestrebt. In den letzten Jahren geht das Engagement Jugendlicher in Umweltverbänden zurück und Frau Fischer versucht dieser Problematik entgegenzuwirken, indem sie herauszufinden möchte, wie das Engagement der Jugendlichen bezüglich der Umwelt gesteigert werden kann (vgl. S. 1).

Literatur

Behnken, Imbke (1984):Jugendbiographie und Handlungsforschung. Gruppendiskussion als Methode zur Rekonstruktion der Lebenswelt von Lehrlingen. Bd. 2. Frankfurt/M: Extrabuch.

Dreher, Michael & Dreher, Eva (1982): Gruppendiskussion. In: Günter L. Huber & Heinz Mandl (Hrsg.):Verbale Daten. Eine Einführung in Grundlagen und Methoden der Erhebung und Auswertung (S.179-196). Weinheim: Beltz.

Fischer, Corinna (2001):Das gehört jetzt irgendwie zu mir. Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement einem Umweltband. Eine Fallstudie am Beispiel der BUNDjugend, Berlin.

Flick, Uwe. Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (1995). S. 148-173.

Krüger, Heidi (1983): Gruppendiskussionen. Überlegungen zur Rekonstruktion sozialer Wirklichkeit aus der Sicht der Betroffenen. In: Soziale Welt, Jg. 34/1983, H. 1, S. 90-109.

Lamnek, Siegfried (1995):Qualitative Sozialforschung. Bd.2: Methoden und Techniken. Weinheim: Psychologie Verlags Union.

Rubin, Herbert J. & Rubin, Irene S. (1995):Qualitative Interviewing: The art of hearing data. Thousand Oaks et al.: Sage.

Steyaert, Chris & Bouwen, René (1994):Group methods of organizational analysis. In: Catherine Cassell & Gillian Symon (Hrsg.): „Qualitative methods in organizational research: A practical guide (pp. 123-146). London et al.: Sage.

Witzel, Andreas (1985):Das problemzentrierte Interview. In: Gerd Jüttemann (Hrsg.):Qualitative Forschung in der Psychologie (S.227-253). Weinheim: Beltz.

Kommentare

Diskussion

Ann-Katharin Jühne, 2015/06/27 17:46

Tandem 35: Platz 3

Sprachlich verständlich formuliert; auch für Außenstehende nachvollziehbar. Darauf achten, dass keine inhaltliche Doping auftritt (z.B. bei Sammlung der Daten: Ort & Zeit). Vermehrt Analysieren, als Zusammenfassen. Die Rolle der Forscherin ist unserer Meinung nach ersichtlich. Was ist mit den „wichtigen Entscheidungen der Befragten“ (bei Annäherung an das Feld) gemeint? Zur Datensammlung: Was wird unter „entsprechender Qualifikation der Forscherin“ verstanden? Nach unserer Analyse gehen folgende Personen bei der Dateninterpretation hervor: (natürlich) Fischer selbst, die Interviewten und der/die Leser. Bitte vollständig Bibliographieren (nicht nur Seitenangabe). Die von der Forscherin verwendete Literatur wird nicht im Literaturverzeichnis angegeben, sondern nur eigen verwendete(!) Materialien.

Areso Amin-Katilmis, 2015/07/03 01:58, 2015/07/03 02:00

Tandem 35: Platz 1

Die Studienanalyse von Fischer ist unserer Meinung nach Tandem 35 am besten gelungen, da sie übersichtlich strukturiert und sprachlich gut veständlich ist. Außerdem ist an dieser Arbeit kaum etwas zu bemängeln, da alle wesentlichen Aspekte erkannt worden sind. Der einzige Kritikpunkt wäre aus unserer Sicht unter ,, Fragestellung und Forschungsperspektive'' aufzuführen, das auch die Einleitung beihaltet. Hier sollten das Erscheinungsjahr und der Erscheinungsort der Disseration von Corinna Fischer ergänzt werden.

Emilia Kintop, 2015/07/03 13:52

Platz 2 - Tandem 35

Die Studienanalyse enthält viele Informationen. Sie ist gut strukturiert und verständlich formuliert. Die wichtigsten Kriterien wurden erwähnt und oftmals auch sehr gut erläutert. Ein starker Kritikpunkt wäre, dass in der Analyse sehr viel wörtlich aus der Dissertation übernommen wurde und die Reflexion aus eigener Sicht dadurch nahezu komplett verloren ging.

Die Fragestellung wurde sehr gut ausgearbeitet, es wird klar formuliert, welche die endgültige ist. Auch die Schritte zu dieser werden erwähnt. Sowohl die Forschungsperspektive als auch das Basisdesign wurden erwähnt und erläutert. Allerdings fehlen hier konkrete Aussagen bezüglich der Transparenz der Entscheidungen. Der Feldzugang wurde korrekt dargestellt. Die Rolle der Forscherin scheint allerdings nicht so klar zu sein. Die Sammlung der Daten beinhaltet alle wichtigen Informationen und der Vorgang der Datensammlung ist verständlich dargestellt. Bezüglich der Datensammlung hätte man Reflexionen aus eigener Sicht erwähnen können. Die Interpretation der Daten wurde zwar gut aufgezeigt, jedoch wurde ein Großteil des Abschnitts wörtlich aus der Dissertation übernommen wirft somit die Frage auf ob der Vorgang verstanden wurde.

Es wurde viel Literatur angegeben, auf die sich im Text nicht bezogen wird. Dafür findet man viele Verweise zu der Dissertation, was jedoch teilweise den Lesefluss stört.

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