In der vorliegenden Studie von Corinna Fischer werden die Beweggründe für Jugendliche in Ostdeutschland untersucht, sich für die Umwelt zu engagieren. Die Untersuchung entsteht im Kontext des NBL Projektes der BUNDJugend: „Umweltängste von Jugendlichen in den neuen Bundesländern“ (Fischer, S.3). Begleitend wird die Entwicklung des Verhältnisses von Engagement und Ängsten der Jugendlichen im Zeitverlauf der Studie untersucht. Die Präzisierung der Fragestellung ergibt sich aus der erkenntnistheoretischen Perspektive (vgl. Fischer, S.6). Diese lautet „Welche sind die subjektiven Gründe, Anreize und Motive ostdeutscher Jugendlicher für ihr Engagement in einem Umweltverband? Wie werden sie in Interaktion konstruiert? In welche sozialen Kontexte sind sie eingebettet und wie gestalten die Jugendlichen diese Kontexte selbst mit? Welche Entwicklungen finden dabei im Laufe der Zeit statt?“ (Fischer, S.105).
Die Entscheidung für diesen Forschungsausschnitt wird von der Forscherin sehr transparent dargestellt; sie geht auf verschiedene Perspektiven wie politische oder geschichtliche Hintergründe ein und erklärt ihren persönlichen Anreiz, die Erwartungen sowie den gesellschaftlichen Nutzen der Studie. Als Basisdesign wählt die Forscherin eine Momentaufnahme. Sie reflektiert an mehreren Stellen den begrenzten Zugang zu den relevanten Aspekten, wie beispielsweise dass „die genauen Gründe für Aufstieg und Niedergang der ostdeutschen Umweltbewegung in dieser Arbeit nicht ausführlich behandelt werden können“ (vgl. Fischer, S.29).
Der Feldzugang der Forscherin erfolgt durch eigens durchgeführte Gruppen- und Einzelinterviews. Dabei nimmt sie eine Partnerrolle ein, gibt sich jedoch als Person zu erkennen (vgl. Fischer, S.139). Beide Parteien kennen den BUNDJugend und dessen Umweltarbeit, daher nimmt die Forscherin eine „Verbandsperspektive“ und gleichzeitig auch eine Innenperspektive ein. Sie wird von den Verbandsmitgliedern als Gleichgesinnte betrachtet (vgl. Fischer, S.146). Durch ausführliche Erläuterung von Zweck und Verlauf der Studie und durch die Zuordnung zum Verband erfolgt eine sukzessive Einnahme der Innenperspektive. Dies wird durch einen zwanglosen Gesprächsaufbau bestärkt und führt zur Akzeptanz der Forscherin seitens der Gruppe. Außerdem hat sie ein überwiegend freundschaftliches Verhältnis zu den Beforschten; dies erkennt man an zahlreichen Essenseinladungen und Kinobesuchen (vgl. Fischer, S.146). Des Weiteren wird auch über vertrauliche Dinge geredet und der Interessensschutz des Einzelnen wird gewährleistet. Es bestehen keinerlei Machtverhältnisse und daher kein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Forscherin und Beforschten.
Die Rolle im Feld und die damit zusammenhängenden Probleme werden von der Forscherin reflektiert. So beschreibt sie beispielsweise den Umstand, dass sie aus Westdeutschland stammt, während die meisten Befragten in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind (vgl. Fischer, S.146), als Verständnisschwierigkeit. „Die Schwierigkeiten waren nicht gravierend, können aber dazu geführt haben, dass der Interviewerin bestimmte Bedeutungsnuancen entgangen sind.“(Fischer, S.146) So zum Beispiel die unterschiedliche Wahrnehmung von Familie und Heimatstadt oder das Verhältnis zu Studium und Ausbildung.
Die Daten werden hauptsächlich durch teilstrukturierte, problemzentrierte Einzelinterviews und Gruppendiskussionen gesammelt, welche mit einem diskursiven Interviewstil durchgeführt werden (vgl. Fischer, S.136). Die Interviews werden mit einem Tonband aufgezeichnet und während den Interviews werden Gedächtnisprotokolle geführt. Des Weiteren nahm die Forscherin an diversen Treffen der BUNDJugend teil, um Beobachtungen durchzuführen.
Das Verfahren ist rekonstruktiv einzuordnen, hat aber wie auch im interpretativen Verfahren ein natürliches Design (vgl. Flick, S.156). Die gesammelten Daten werden durch die Forscherin, die Situation und die Subjekte strukturiert (vgl. Flick, S.158); es kann jedoch zu spezifischen Verzerrungen im rekonstruktiven Sinne kommen, wie zum Beispiel zur Gefahr der Lüge. Hier könnten Beforschte ihre Selbstdarstellung positiv beeinflussen wollen, z.B. in Bezug auf ihr Umweltengagement. Die gewählten Verfahren erscheinen dem zu untersuchenden Gegenstand angemessen, da sie einen Einblick in das Einzelengagement sowie in die Gruppeneffizienz geben.
Das Fallverständnis der Autorin ist nach dem Flick-Text an der 2. Position orientiert; die Gesprächsausschnitte werden zusammengefasst und an ihnen werden einzelne Phänomene verallgemeinernd untersucht (vgl. Flick, S. 163). Die Auswertungstechnik ist auf die „Grounded Theory“ gestützt, jedoch nimmt die Forscherin einige Modifikationen vor (vgl. Fischer, S. 115). Außerdem stützt sie sich auf das ATLAS/ti Softwareverfahren, welches die Voraussetzung für die Kodierung bildet.
Im ersten Schritt der Kodierung werden die Texte in chronologischer Reihenfolge durchgegangen und zusammenhängende Themen werden herausgearbeitet und mit Codes versehen. Hierbei können sich kodierte Textstellen auch überschneiden. Die Bildung der Codes erfolgt durch ein Wechselspiel zwischen Daten und Konzepten. Dabei werden die unterschiedlichen Dimensionen der Aussagen kodiert. Von Anfang an erfolgt eine Kodierung von Inhalt und Sprechername und die restlichen Codes werden gemäß der Fragestellung im kreativen Prozess bearbeitet. Die Anwendung der Codes stützt sich auf die Grounded Theory. Des Weiteren werden „in vivo“-Codes benutzt; dies sind Begriffe, welche die Befragten selbst während der Studie verwendeten (vgl. Fischer, S.140 f.). Im Endeffekt werden somit 750 Codes herausgearbeitet. Mit Hilfe des ATLAS/ti wird eine Beziehung zwischen Ober- und Untercodes dargestellt und Verknüpfungen mit anderen Kategorien identifiziert (vgl. Fischer, S.142). Die Oberkategorien werden anhand der Einflussfaktoren auf die Motivation zum Engagement entwickelt. Nach Überprüfung der Kategorien werden diese auf zwölf Kategorien verdichtet. Im letzten Schritt werden diese dann dimensionalisiert und in Beziehung gesetzt (vgl. ebd. S.140 f.).
Die Identifizierung der Strukturen im Material ist erkenntnistheoretisch aufgebaut. Das heißt, dass die Kategorien aus dem Datenmaterial heraus entwickelt werden. Aussagen, die von der Allgemeinheit abweichen, werden oft ausgelassen; es entsteht kein breites Erkenntnisspektrum, sondern nur die für die Forschung relevanten Aspekte werden berücksichtigt. Somit findet eine Reduktion des Materials, jedoch keine Kontextualisierung statt (vgl. Flick, S.165 f.). Die Verfahrensgrenzen werden von der Forscherin teilweise reflektiert, zum Beispiel die begrenzte Durchführung von Einzelinterviews wegen persönlichen Einschränkungsmerkmalen oder Organisationsmanagement. Die Forscherin benutzt des Öfteren die Formulierung „wir“ im Zusammenhang mit der Interviewdurchführung. Jedoch wird nicht erkennbar, welche anderen Personen mit „wir“ gemeint sind (vgl. Fischer, S. 145).
Die Autorin arbeitet drei Gütekriterien, welche sie als wichtig erachtet, heraus: die Validität, die Verallgemeinbarkeit und die Relevanz (vgl. Fischer, S.119). Allgemein wird das Thema der Gütekriterien im Rahmen der Studie sehr ausführlich behandelt. Verallgemeinerungen werden in einem historisch-strukturellen Verallgemeinerungstypus vorgenommen, welcher dabei helfen soll, die subjektiven Perspektiven der Befragten zu rekonstruieren und Bedingungen zu schaffen, unter denen Perspektiven sich entwickeln können (vgl. Fischer, S.123 f.).
Die einzelnen Schritte werden im Vorhinein detailliert erläutert und es erfolgt eine genaue Festlegung der einzelnen Forschungsprozesse im Voraus. „Das Ziel war, einen Prozess nachvollziehbar darzustellen. Dabei ist das Ergebnis als vorläufiges zu verstehen.“ (Fischer, S.151)
Ranking: 1. Tandem 18; 2. Tandem 38; 3. Tandem 9;
Tandem Platz 1
Die Fragestellung und der Forschungszugang werden hier ausreichend erläutert. Die „Annäherung an das Feld“ ist gut gelungen, jedoch könnte hier die Rolle genannt werden, welche die Forscherin einnimmt. Unter dem Punkt „Datensammlung“ sollte die eigene Bewertung ausgelassen werden, da sie nicht Teil einer Analyse ist. Der Punkt „Interpretation der Daten“ müsste ergänzt werden, da dies Teil der Aufgabenstellung war. Zu beachten wäre weiterhin, die Zeitform des Präsens beizubehalten.
Tandem Platz 2
Der verfasste Text sollte klarer den Überschriften zugeordnet sein. So wären die angesprochenen Gedanken besser nachvollziehbar und besser einzuordnen. Des Weiteren fehlt ein genaues Literaturverzeichnis, dies sollte noch ergänzt werden. Die Textbelege könnten überarbeitet werden, da sie an vielen Stellen fehlen oder nicht korrekt ausgeführt sind („vgl“ fehlt). Zu beachten wäre weiterhin, die Zeitform des Präsens beizubehalten.
Tandem Platz 3
Unter dem Punkt „Fragestellung und Forschungszugang“ könnte die Fragestellung überarbeitet werden, da Teile der endgültigen Fragestellung fehlen. Außerdem sind in diesem Abschnitt Elemente enthalten, die nicht zur jeweiligen Überschrift gehören, wie z.B. „Ein weiterer Aspekt dieser Arbeit ist die Erkenntnis, das Jugendliche durch das Engagement in Umweltverbänden sowohl in ihrer persönlichen Entwicklung als auch in der Entwicklung einer beruflichen Perspektive gefördert werden“(Z.5-7). Des Weiteren könnten weniger eigene Einschätzungen eingebracht werden, da diese nicht Teil einer Studie sind. Allgemein sollte versucht werden, enger am Material zu arbeiten. Unter dem Punkt „Annäherung an das Feld“ wird die Rolle der Forscherin sowie die Perspektive, wie sie den Feldzugang gestaltet, nicht angesprochen. Dies könnte noch einmal überarbeitet werden. Bei „Sammlung der Daten“ sollten die Interviewtypen genauer benannt werden und die Strukturierung der Daten mit in die Analyse eingebracht werden. Unter dem Punkt „Interpretation der Daten“ wäre es ratsam, noch einmal die Einführung der Studie zu lesen, da es keine Vergleichsstudie zwischen Jugendlichen in Ost- und Westdeutschland ist, die die Forscherin beschreibt, sondern eine Momentaufnahme. Eine genaue Beschreibung der Codes und Kategorien sollte eingefügt werden, um die Interpretation verständlicher zu machen. Die Gütekriterien wurden gut herausgearbeitet, jedoch sollte der formale Aufbau, wie z.B. die Textbelege und die indirekten Zitate überarbeitet werden. Allgemein sind gravierende Rechtschreibungs,- Grammatik- und Zeichensetzungsfehler vorhanden, die zu korrigieren sind.
Das Theorie-Gegenstands-Verhältnis ist im Kontext der BUNDJugend entstanden. Hierbei steht das Umweltengagement der ostdeutschen Jugendlichen im Vordergrund. Die Grundlage ist das epistemologische Subjektmodell, mit welchem sich die Forscherin kritisch auseinandersetzt. Somit ergeben sich als Gegenstand der Forschung die Kognitionen und Handlungen des Subjekts (vgl. Fischer, S.7), also die Kognitionen und Handlungen der ostdeutschen Jugendlichen. Da die Forscherin selbst Mitglied im BUND ist, gibt es ein offengelegtes Vorwissen über den Gegenstand. Das Ziel hierbei ist die Bildung einer Theorie/Hypothese.
In der vorliegenden Studie von Corinna Fischer werden die Beweggründe für Jugendliche in Ostdeutschland untersucht, sich für die Umwelt zu engagieren. Die Untersuchung entsteht im Kontext des NBL Projektes der BUNDJugend: „Umweltängste von Jugendlichen in den neuen Bundesländern“ (Fischer, S.3). Begleitend wird die Entwicklung des Verhältnisses von Engagement und Ängsten der Jugendlichen im Zeitverlauf der Studie untersucht. Die Präzisierung der Fragestellung ergibt sich aus der erkenntnistheoretischen Perspektive (vgl. Fischer, S.6). Diese lautet „Welche sind die subjektiven Gründe, Anreize und Motive ostdeutscher Jugendlicher für ihr Engagement in einem Umweltverband? Wie werden sie in Interaktion konstruiert? In welche sozialen Kontexte sind sie eingebettet und wie gestalten die Jugendlichen diese Kontexte selbst mit? Welche Entwicklungen finden dabei im Laufe der Zeit statt?“ (Fischer, S.105).
Die Entscheidung für diesen Forschungsausschnitt wird von der Forscherin sehr transparent dargestellt; sie geht auf verschiedene Perspektiven wie politische oder geschichtliche Hintergründe ein und erklärt ihren persönlichen Anreiz, die Erwartungen sowie den gesellschaftlichen Nutzen der Studie. Als Basisdesign wählt die Forscherin eine Momentaufnahme. Sie reflektiert an mehreren Stellen den begrenzten Zugang zu den relevanten Aspekten, wie beispielsweise dass „die genauen Gründe für Aufstieg und Niedergang der ostdeutschen Umweltbewegung in dieser Arbeit nicht ausführlich behandelt werden können“ (vgl. Fischer, S.29).
Der Feldzugang der Forscherin erfolgt durch eigens durchgeführte Gruppen- und Einzelinterviews. Dabei nimmt sie eine Partnerrolle ein, gibt sich jedoch als Person zu erkennen (vgl. Fischer, S.139). Beide Parteien kennen den BUNDJugend und dessen Umweltarbeit, daher nimmt die Forscherin eine „Verbandsperspektive“ und gleichzeitig auch eine Innenperspektive ein. Sie wird von den Verbandsmitgliedern als Gleichgesinnte betrachtet (vgl. Fischer, S.146). Durch ausführliche Erläuterung von Zweck und Verlauf der Studie und durch die Zuordnung zum Verband erfolgt eine sukzessive Einnahme der Innenperspektive. Dies wird durch einen zwanglosen Gesprächsaufbau bestärkt und führt zur Akzeptanz der Forscherin seitens der Gruppe. Außerdem hat sie ein überwiegend freundschaftliches Verhältnis zu den Beforschten; dies erkennt man an zahlreichen Essenseinladungen und Kinobesuchen (vgl. Fischer, S.146). Des Weiteren wird auch über vertrauliche Dinge geredet und der Interessensschutz des Einzelnen wird gewährleistet. Es bestehen keinerlei Machtverhältnisse und daher kein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Forscherin und Beforschten.
Die Rolle im Feld und die damit zusammenhängenden Probleme werden von der Forscherin reflektiert. So beschreibt sie beispielsweise den Umstand, dass sie aus Westdeutschland stammt, während die meisten Befragten in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind (vgl. Fischer, S.146), als Verständnisschwierigkeit. „Die Schwierigkeiten waren nicht gravierend, können aber dazu geführt haben, dass der Interviewerin bestimmte Bedeutungsnuancen entgangen sind.“(Fischer, S.146) So zum Beispiel die unterschiedliche Wahrnehmung von Familie und Heimatstadt oder das Verhältnis zu Studium und Ausbildung.
Die Daten werden hauptsächlich durch teilstrukturierte, problemzentrierte Einzelinterviews und Gruppendiskussionen gesammelt, welche mit einem diskursiven Interviewstil durchgeführt werden (vgl. Fischer, S.136). Die Interviews werden mit einem Tonband aufgezeichnet und während den Interviews werden Gedächtnisprotokolle geführt. Des Weiteren nahm die Forscherin an diversen Treffen der BUNDJugend teil, um Beobachtungen durchzuführen.
Das Verfahren ist rekonstruktiv einzuordnen, hat aber wie auch im interpretativen Verfahren ein natürliches Design (vgl. Flick, S.156). Die gesammelten Daten werden durch die Forscherin, die Situation und die Subjekte strukturiert (vgl. Flick, S.158); es kann jedoch zu spezifischen Verzerrungen im rekonstruktiven Sinne kommen, wie zum Beispiel zur Gefahr der Lüge. Hier könnten Beforschte ihre Selbstdarstellung positiv beeinflussen wollen, z.B. in Bezug auf ihr Umweltengagement. Die gewählten Verfahren erscheinen dem zu untersuchenden Gegenstand angemessen, da sie einen Einblick in das Einzelengagement sowie in die Gruppeneffizienz geben.
Es erfolgt eine vollständige Transkription der Einzelinterviews und Gruppendiskussionen. „Anonymisiert wurden dabei: alle Personennamen, Namen von kleinen Institutionen (Jugendclub, Restaurant, lokale Vereine usw.), Straßen-, Stadtteil- und Gebäudebezeichnungen, Heimatstadt der Befragten und kleinere Orte, die in der Nähe liegen, Bezeichnungen kleinerer Veranstaltungen, soweit sie identifizierbar waren (…), und alle Kalenderdaten, die identifizierbaren, personenrelevanten Ereignissen zugeordnet wurden (…).“ (Fischer, S.139). Es wurde hierbei phonetisch transkribiert, aber sinngemäß interpunktiert (vgl. Fischer, S. 140). Die Interviewerin nahm die Transkription selbst vor.
Das Fallverständnis der Autorin ist nach dem Flick-Text an der 2. Position orientiert; die Gesprächsausschnitte werden zusammengefasst und an ihnen werden einzelne Phänomene verallgemeinernd untersucht (vgl. Flick, S. 163). Die Auswertungstechnik ist auf die „Grounded Theory“ gestützt, jedoch nimmt die Forscherin einige Modifikationen vor (vgl. Fischer, S. 115). Außerdem stützt sie sich auf das ATLAS/ti Softwareverfahren, welches die Voraussetzung für die Kodierung bildet.
Im ersten Schritt der Kodierung werden die Texte in chronologischer Reihenfolge durchgegangen und zusammenhängende Themen werden herausgearbeitet und mit Codes versehen. Hierbei können sich kodierte Textstellen auch überschneiden. Die Bildung der Codes erfolgt durch ein Wechselspiel zwischen Daten und Konzepten. Dabei werden die unterschiedlichen Dimensionen der Aussagen kodiert. Von Anfang an erfolgt eine Kodierung von Inhalt und Sprechername und die restlichen Codes werden gemäß der Fragestellung im kreativen Prozess bearbeitet. Die Anwendung der Codes stützt sich auf die Grounded Theory. Des Weiteren werden „in vivo“-Codes benutzt; dies sind Begriffe, welche die Befragten selbst während der Studie verwendeten (vgl. Fischer, S.140 f.). Im Endeffekt werden somit 750 Codes herausgearbeitet. Mit Hilfe des ATLAS/ti wird eine Beziehung zwischen Ober- und Untercodes dargestellt und Verknüpfungen mit anderen Kategorien identifiziert (vgl. Fischer, S.142). Die Oberkategorien werden anhand der Einflussfaktoren auf die Motivation zum Engagement entwickelt. Nach Überprüfung der Kategorien werden diese auf zwölf Kategorien verdichtet. Im letzten Schritt werden diese dann dimensionalisiert und in Beziehung gesetzt (vgl. ebd. S.140 f.).
Die Identifizierung der Strukturen im Material ist erkenntnistheoretisch aufgebaut. Das heißt, dass die Kategorien aus dem Datenmaterial heraus entwickelt werden. Aussagen, die von der Allgemeinheit abweichen, werden oft ausgelassen; es entsteht kein breites Erkenntnisspektrum, sondern nur die für die Forschung relevanten Aspekte werden berücksichtigt. Somit findet eine Reduktion des Materials, jedoch keine Kontextualisierung statt (vgl. Flick, S.165 f.). Die Verfahrensgrenzen werden von der Forscherin teilweise reflektiert, zum Beispiel die begrenzte Durchführung von Einzelinterviews wegen persönlichen Einschränkungsmerkmalen oder Organisationsmanagement. Die Forscherin benutzt des Öfteren die Formulierung „wir“ im Zusammenhang mit der Interviewdurchführung. Jedoch wird nicht erkennbar, welche anderen Personen mit „wir“ gemeint sind (vgl. Fischer, S. 145).
Die Autorin arbeitet drei Gütekriterien, welche sie als wichtig erachtet, heraus: die Validität, die Verallgemeinbarkeit und die Relevanz (vgl. Fischer, S.119). Allgemein wird das Thema der Gütekriterien im Rahmen der Studie sehr ausführlich behandelt. Verallgemeinerungen werden in einem historisch-strukturellen Verallgemeinerungstypus vorgenommen, welcher dabei helfen soll, die subjektiven Perspektiven der Befragten zu rekonstruieren und Bedingungen zu schaffen, unter denen Perspektiven sich entwickeln können (vgl. Fischer, S.123 f.).
Die einzelnen Schritte werden im Vorhinein detailliert erläutert und es erfolgt eine genaue Festlegung der einzelnen Forschungsprozesse im Voraus. „Das Ziel war, einen Prozess nachvollziehbar darzustellen. Dabei ist das Ergebnis als vorläufiges zu verstehen.“ (Fischer, S.151)
Es gab im Prozess mehrere Nachfragen über die Zwischenergebnisse seitens der Teilnehmer (vgl. Fischer, S. 146); hierauf wurden für alle Beforschten verständliche Erklärungen geliefert. Nach dem Prozess gab die Forscherin den Beforschten ebenfalls eine Rückmeldung, welche die Veränderung, dass sich in Zukunft mehr Jugendliche für die Umwelt engagieren, zum Ziel hat. Der Rückmeldeprozess hat die Funktion, den Teilnehmern aufzuzeigen, dass keine (veränderten) halbwahren Aussagen der Beforschten zitiert bzw. verwendet werden, nur um die erwünschte Veränderung zu erreichen.
Für uns stellt das Tandem den Werdegang der Fragestellung gut und als Prozess dar. Auch das Interesse am Forschungsgegenstand und der Zugang werden sehr gut aufgezeigt. Auch der nächste Punkt ist gut herausgearbeitet. Erwähnenswert sind der freundschaftliche Zugang der Forscherin und der Umstand, dass die Rolle der Forscherin (auch als Person) in reflektierter Weise Erwähnung findet. Beides wurde durch Tandem 29 erkannt. In den weiteren Kapiteln bewahrheitet sich unser Eindruck. Gut gefallen hat uns auch die Verweisstruktur zur Studie und zu Flick. Tandem 29 hat für uns auch eine objektive Analyse abgeliefert und alle Einschätzungen begründet. [Tandem 38]
Super! Die Analyse ist sehr genau ausgearbeitet, gut verständlich und vermittelt den Eindruck, dass sie sich intensiv mit der Studie auseinander gesetzt haben.(Tandem 9)
Diskussion
Die Fragestellung wird klar und in sinnvollem Rahmen ausgeführt. Auf die Reflexion der Forscherin einzugehen, ist in diesem Kontext eine sinnvolle Maßnahme, da es ihre Rolle innerhalb der Untersuchung weiter eingrenzt. Insgesamt wird eine sinnvolle Hinführung zur Fragestellung aufgezeigt, die dem Leser auf einfache Weise ermöglichen, zu folgen, ohne dabei von unnötigen Details abzulenken. Die Geltungsbegründungen werden genannt, aber leider nicht ausgeführt. Eine Erklärung mit anschließender Analyse wäre in diesem Kontext produktiv gewesen. Insgesamt wird dieser Punkt zu schnell abgehandelt, was es zu ändern gilt. Sammlung der Daten ist zwar knapp wiedergegeben, aber im Grunde ausreichend. Es ist möglich wichtige Details herauszufiltern. Nur die Begründung, wie es zu solchen „spezifischen Verzerrungen“ kommen kann, sollte nachgeliefert werden.
Liebe Grüße Tandem 18