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lehre:sose2015:sozialwissmeth:analysen:fischer:tandem23

Tandem 23

  • Tandempartner 1: Ann-Katharin Jühne
  • Tandempartner 2: Antonia Sauer

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Fischer schafft einen Einblick in ihre Studie, indem sie kurz die Genese der BUND- Jugend und der damit verbundenen politischen Entwicklung beschreibt. Ihr Anreiz zu dieser Thematik entstand durch das abfallende Interesse der Jugend an politischen Themen, sowie an Themen des Umweltengagements. Fischer sieht eine Chance für die Entwicklung von Jugend und Gesellschaft, wenn diese sich an Umweltthemen beteiligen (vgl. Fischer, 2001, S.1-2).

Ihre Fragestellung „Welche Faktoren fördern die Bereitschaft Jugendlicher, sich in einem Umweltverband zu engagieren?“ bietet den Einstieg in ihre Dissertation. Fischer stellt fest, dass diese Frage nicht präzisiert ist und somit nicht wissenschaftlich bearbeitet werden kann. In neun Zwischenfolgerungen (siehe Inhaltsverzeichnis 2.1-3.7) und bezugnehmend auf bisherige Forschungsergebnisse nähert sich Fischer ihrer endgültigen Fragestellung an, präzisiert sie und gliedert diese selbst nochmals in vier weitere Teilfragen auf (vgl. Fischer, 2001, S. 3).

Annäherung ans Feld

Der Zugang zum Forschungsfeld gelingt ihr einerseits durch die politische Aktualität des Themas „Engagement im Umweltschutz“, andererseits aus dem Interesse, selbst einen Umweltverband bei seiner Arbeit zu unterstützen. Der erste Kontakt erfolgt meist über die Projektkoordinatoren der Gruppen. Zudem arbeitet Fischer in dem „NBL-Projekt“ (Neue-Bundesländer-Projekt) mit (vgl. Fischer, 2001, S. 2).

Den Kontakt zu den Gruppenmitgliedern stellt sie in Veranstaltungen, die sie selbst mitgestaltet, her (vgl. Fischer 2001, S. 129). Fischer ist den Gruppenmitgliedern durch die Mitgestaltung der Projekte bekannt und wird im Interview als Vertrauensperson und Diskussionspartner verstanden. Während den Interviews bringt sie sich mit eigenen Äußerungen ein (vgl. Fischer, 2001, S. 139). Es ist nicht klar ersichtlich, inwieweit sie ihre Einflussnahme in der Studie reflektiert. Sie bezieht sich gelegentlich auf einzelne Situationen aber eine Reflexion ihrer Rolle in der Studie ist nicht eindeutig erkennbar.

Sammlung der Daten

Fischer stellt klar Vor-und Nachteile von Einzel- und Gruppeninterviews heraus und begründet, wann sie jeweils welche Form wählt, um an die gewünschten Informationen zu gelangen (vgl. Fischer, 2001, S. 136). Bei diesen „teilnehmend beobachtenden“ Datenerhebungen (vgl. Fischer, 2001, S.139) strebt sie einen „teilstrukturiert, problemzentrierten“ Stil an. Alle Interviews und Diskussionsrunden werden auf Tonband mitgezeichnet (teilweise kommt es aber zu technischen Problemen), zusätzlich durch Gedächtnisprotokolle schriftlich festgehalten, durch Expertinneninterviews mit Multiplikatorinnen ergänzt und aufgrund all dessen später transkribiert (vgl. Fischer, 2001, S. 115).

Das unter der offenen, explorativen Grounded Theory verankerte Vorgehen des theoretical samplings (vgl. Fischer, 2001, S. 111-112), der gezielten Datenrecherche, ist allerdings nur bedingt umsetzbar. Fischer macht auf vorgenommene Modifikationen aufmerksam (vgl. Fischer, 2001, S. 115). Für die Interviews werden Ort und Zeit flexibel, nach den Vorstellungen und Wünschen der Jugendlichen, gewählt. Durch die Beschreibung dieser sich ergebenen Situationen wird auf die Verzerrung ihrer Datenerhebung eingegangen. Anfangs setzt Fischer auf offen gestellte Fragen, erweitert jedoch bald die Struktur um noch ungeklärte Themen oder missverständliche Äußerungen aus vergangenen Interviews.

Die inhaltliche Befragung wandelt sich zunehmend zu einem ausdifferenzierten, personenspezifischen Fragenspektrum. Allerdings macht sie wieder darauf aufmerksam, dass es hier zu Verzerrungen der Daten kommen kann: „die Erhebungssituation kann die Daten beeinflussen, Erinnerungen an die eigene Biographie können unzuverlässig sein, die Gruppendynamik kann es erschweren, bestimmte Arten von Informationen zu erhalten und die Methode der teilnehmenden Beobachtung ermöglicht nur unsystematische Erhebungen.“ (Fischer, 2001, S.145) Daher setzt Fischer u.a. auf gezielte Inputs, um gerade Gruppendiskussionen zu stimulieren und die Atmosphäre der Interviewsituation für alle Beteiligten aufzulockern (vgl. Fischer, 2001, S. 138-139).

Fixierung der Daten

Interpretation der Daten

Die mitgeschnittenen und geschriebenen Interviews werden mithilfe der Grounded Theory transkribiert und interpretiert. Zunächst beschreibt Fischer im vierten Kapitel die Methodik nach Glaser, Strauss und Corbin, um im folgenden Kapitel die modifizierte Anwendung dessen für ihr Vorgehen darzustellen (Weiteres in „Sammlung der Daten“). So wird das Codieren in drei Schritten vorgenommen; offenes, axiales und selektives Codieren. Für die qualitativ/quantitativ ausgeprägten Codes werden übergeordnete Kategorien, mit jeweiligen Eigenschaften, festgelegt und miteinander verknüpft (vgl. Fischer, 2001, S. 112-114). Schließlich wird eine Kernkategorie herausgebildet, die als roter Faden fungiert und zu welcher die anderen Kategorien in Bezug stehen. Dieses Vorgehen spiegelt sich ebenfalls an der Orientierung und letztlichen Schwerpunktsetzung der Thematik wider, wenn das Inhaltsverzeichnis betrachtet wird (mit bereits in „Fragestellung“ beschriebenen Zwischenfolgerungen). Aufgrund fehlender Kenntnis und Missverstehen außenstehender Transcriber, führt Fischer die Transkription selbst durch (vgl. Fischer, 2001, S. 149).

Sie betont mehrfach, dass hierbei unter den Kriterien der Codierung und Kategorisierung durch die Entscheidungskraft der auswertenden Person, also Fischer selbst, eine erste, willkürliche Interpretation vorgenommen wird. Diese Vorgänge können später nicht wiederholbar gemacht, nur weitestgehend plausibel, mit Augenmerk auf Transparenz, dargestellt werden. Die schlussendliche Interpretation und Wertung allerdings liege beim Leser der Dissertation, da dieser subjektiv entscheidet, ob die Ergebnisse ein stimmiges, „aufschlussreiches Bild“ (Fischer, 2001, S.150) vermitteln (vgl. Fischer, 2001, S. 149-150).

Geltungsbegründung

In Kapitel 4.3. beschreibt Fischer die Geltungsproblematik ihrer Studie. Dabei stellt sie zunächst die Gütekriterien (qualitativer) Forschung vor und gibt anschließend eine Einschätzung, inwieweit die Gütekriterien erfüllt werden können (vgl. Fischer, 2001, S. 117). In einer Zusammenfassung, welche nach der Vorstellung der Gütekriterien (qualitativer Forschung) folgt, gibt Fischer eine Begründung ab, warum sie sich für die qualitative Form der Datenerhebung und für die Auswertung nach dem Paradigma der Grounded Theory entschieden hat. In Orientierung an die Lofland´schen Kriterien (vgl. Fischer, 2001, S.119) zieht sie die Gütekriterien (interner) Validität, Verallgemeinerung und Relevanz zur Beurteilung heran (vgl. Fischer, 2001, S. 128).

Dabei ist unter der Validität die stimmige Wahrheitsbegründung zu verstehen. (vgl. Fischer, 2001, S. 117). Dementsprechend trifft auch Flick die Aussage, dass die (interne) Validität „[…] kennzeichnet, inwieweit die Ergebnisse einer Untersuchung eindeutig interpretierbar sind.“ (Flick, 2014, S. 264) Fischer kritisiert die Theorie Hammersleys, dass gewählte Konzepte eine gezielte Schlussfolgerung erfassen sollen. Denn Konzepte wären nach Fischer immer interpretativ (vgl. Fischer, 2001, S. 118).

Verallgemeinerung oder externe Validität ist gegeben, „[…] wenn das in einer Stichprobenuntersuchung gefundene Ergebnis auf andere Personen, Situationen oder Zeitpunkte generalisiert werden kann.“ (Flick, 2014, S. 265). Nach Fischer ist Relevanz wichtig für die angestrebten Forschungsergebnisse. Bei diesem Punkt ist für den Leser unschlüssig, ob diese oder die praktische Anwendbarkeit der Relevanz ein Prüfkriterium für die Validität darstellt (vgl. Fischer, 2001, S.128). Insgesamt ist jedoch festzuhalten, dass Fischer transparent und somit für den Leser nachvollziehbar arbeitet, was indirekt ein viertes Gütekriterium darstellt.

Forschung als Diskurs

Literatur

  • Fischer, Corinna (2001): „Das gehört jetzt irgendwie zu mir.“ Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband. Berlin.
  • Flick, Uwe (2014): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA- Studiengänge. 2. Auflage. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Ranking: 1. Tandem 40; 2. Tandem 16; 3. Tandem 35; 4. Tandem 07; 5. Tandem 23

Tandem 40: Platz 1

Analytisch und schriftlich gut dargestellt. Bei der „Fragestellung“ wurde gut die Überleitung zwischen ursprünglicher & endgültiger Fragestellung ausgearbeitet & auf Fischers Transparenz eingegangen. Bei der „Annäherung an das Feld“ sollte zum besseren Verständnis die Abkürzung „NBL“ ausgeschrieben werden. Hier kommt es auch zur inhaltlichen Diskrepanz: die Interviewten hatten nach unserer Analyse hatten nicht alle gleichsam gute Vorkenntnisse über die BUND-Jugend. Auch ist unklar, ob in der Analyse der Kenntnisstand Fischers relevant ist bzw. ist dieser nicht Gegenstand der Studie; Fischer muss nach unserer Auffassung ihre beschriebenen Anhaltspunkte dafür (z.B ihre vorherigeTeilnahme am Programm) nicht komplett ausführen. Findet eine Reflexion ihrer Rolle tatsächlich nicht statt? Sehr gut bei der „Datensammlung“ sind die Darstellung der Vorgehensweise der Interviews und die Wahl des Interviewstils, sowie die Feststellung einer Längsschnittstudie. Dieser Punkt ist gut ausgeführt, nur sollte beim letzten Satz der „Datensammlung“ noch eine Quelle hinzugefügt werden (an dieser Stelle auch der Hinweis auf richtiges Bibliographieren- nicht nur die Seiten angeben). Ebenfalls gut herausgearbeitet, ist (bei „Auswertungsverfahren“) die Kritik an der Objektivität durch die Arbeit mit der Grounded Theory durch Fischers eigene, subjektive Codierung. Auch sehr gut ist das Eingehen auf die Gründe für Fischers Veränderung der Forschungsmethoden (Bitte auch hier Quelle hinzufügen), ebenso wie auf den Wegfall des Vergleichs mit westdeutschen Jugendlichen. In den ersten Sätzen der „Geltungsbegründung“ liegt eine inhaltliche Dopplung vor. Dieser Punkt ist von Anfang bis zum Schluss gut beschrieben und die transparente Arbeitsweise klar heraus gearbeitet. Ein besseres Verständnis würde durch die kurze Erklärung der Kriterien gegeben.

Tandem 16: Platz 2

Unsere Betrachtung liegt nur auf den Punkten, die der Kurs im ersten Arbeitsschritt bearbeiten sollte. Bei „Fragesetllung“ wäre eine Präzisierung/Ausarbeitung des letzten Satzes wünschenswert (Erklärung Positivbeispiele, Begründung Fokus auf ostdeutsche Jugendliche). Zu „Annäherung an das Feld“: Befragungszeitraum war länger, Erklärung zu Fischers Rolle fehlt. Bei „Sammlung der Daten“ eher auf inhaltliche Zusammenfassung verzichten, besser schreiben, weshalb Gruppen/Einzelinterviews/diskussionen gewählt wurden & begründen, weshalb die teilnehmenden Beobachtungen, eine „unsystematische Erhebung“ ergeben. Bei „Interpretation der Daten“ & „Geltungsbegründung“ wird auf ATLAS/ti eingegangen, was jedoch eher zu der Datensammlung bzw. -fixierung gehört. Bei der Dateninterpretation wird sehr knapp und lediglich auf die Vorgehensweise der Software eingegangen; gut hierbei ist die Erklärung der Funktion der Codes für die Textstellen. Nur der letzte Satz geht auf die Bedeutung der Interpretation ein, dass es eine „gegenstandsnahe Theoriebildung“ sei (dies wird aber nicht analysiert). Zudem wird bei der Geltungsbegründung die Relevanz nicht erwähnt.

Tandem 35: Platz 3

Sprachlich verständlich formuliert; auch für Außenstehende nachvollziehbar. Darauf achten, dass keine inhaltliche Doping auftritt (z.B. bei Sammlung der Daten: Ort & Zeit). Vermehrt Analysieren, als Zusammenfassen. Die Rolle der Forscherin ist unserer Meinung nach ersichtlich. Was ist mit den „wichtigen Entscheidungen der Befragten“ (bei Annäherung an das Feld) gemeint? Zur Datensammlung: Was wird unter „entsprechender Qualifikation der Forscherin“ verstanden? Nach unserer Analyse gehen folgende Personen bei der Dateninterpretation hervor: (natürlich) Fischer selbst, die Interviewten und der/die Leser. Bitte vollständig Bibliographieren (nicht nur Seitenangabe). Die von der Forscherin verwendete Literatur wird nicht im Literaturverzeichnis angegeben, sondern nur eigen verwendete(!) Materialien.

Tandem 07: Platz 4

Grundaufgabenstellung erfüllt, inhaltlich die wichtigsten Punkte erkannt. Wünschenswert/Verbesserungsvorschlag: eigene, kritische Auseinandersetzung (Analyse anstatt inhaltlicher Zusammenfassung). Dringend erforderlich; Arbeit an Grammatik (u.a. Zeichensetzung, Zeit,..) & Stil/Ausdruck. Siehe auch: Quellenangabe (→ richtig Bibliographieren! ) und Überarbeitung des Literaturverzeichnises.

(Eigenes) Tandem 23 Platz 5; da nicht von uns selbst bewertet.

Dritter Text: Endfassung

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Den Beginn der Analyse stellt die Klärung des Untersuchungsgegenstandes dar. Fischer stellt fünf Themenfelder auf; „Engagement, Jugend, Umweltschutz, Gruppen, Ostdeutschland“ (Fischer, 2001, S.10), mit welchen sie sich aus verschiedenen Perspektiven auseinandersetzt. Über die Definition des Umweltbewusstseins, der skizzierten Darstellung verschiedener Lebensstile (v.a. im Osten lebender junger Menschen), geht Fischer über in die soziale Interaktion und eigenständige Partizipation, welche eng verknüpft mit der Entwicklung Jugendlicher ist (vgl. Fischer, 2001, S.10-11 & S.172-173). Zudem stellt sie 12 Kernkategorien bezüglich Erfahrungen, die von den Zielpersonen in dem Kontext „Das gehört jetzt irgendwie zu mir“ gemacht werden können, heraus (vgl. Fischer, 2001, S. 173 ff.).

Beim Bezugsverhältnis stützt sie sich u.a. auf theoretische Vorannahmen, aufgestellt von Swantje Eigner, Gesine Hofinger und Ulrike Schumacher, welche diese Resultate geführter Befragungen einer ähnlichen Zielgruppe mit Fischer teilten (vgl. Fischer, 2001, Vorwort). Aufgrund dieses Austausches lässt sich hier der Bezug zwischen theoretischer Vorstellung und praktisch zu untersuchendem Gegenstand und ebenso ein weiterer Einflussfaktor zur Fragestellung aufweisen.

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Fischer schafft einen Einblick in ihre Studie, indem sie kurz die Genese der BUND- Jugend und der damit verbundenen politischen Entwicklung beschreibt. Ihr Anreiz zu dieser Thematik entstand durch das abfallende Interesse der Jugend an politischen Themen, sowie an Themen des Umweltengagements. Fischer sieht eine Chance für die Entwicklung von Jugend und Gesellschaft, wenn diese sich an Umweltthemen beteiligen (vgl. Fischer, 2001, S.1-2).

Ihre Fragestellung „Welche Faktoren fördern die Bereitschaft Jugendlicher, sich in einem Umweltverband zu engagieren?“ bietet den Einstieg in ihre Dissertation. Fischer stellt fest, dass diese Frage nicht präzisiert ist und somit nicht wissenschaftlich bearbeitet werden kann.

In neun Zwischenfolgerungen (siehe Inhaltsverzeichnis 2.1-3.7) und bezugnehmend auf bisherige Forschungsergebnisse nähert sich Fischer ihrer endgültigen Fragestellung an, präzisiert sie und gliedert diese selbst nochmals in vier weitere Teilfragen auf (vgl. Fischer, 2001, S. 3), sodass sie wie folgt lautet: „Welches sind die subjektiven Gründe, Anreize und Motive ostdeutscher Jugendlicher für ihr Engagement in einem Umweltverband? Wie werden sie in Interaktionen konstruiert? In welche soziale Kontexte sind sie eingebettet und wie gestalten die Jugendlichen diese Kontexte selber mit? Welche Entwicklungen finden dabei im Laufe der Zeit statt?“ (Fischer, 2001, S.105).

Annäherung ans Feld

Der Zugang zum Forschungsfeld gelingt ihr einerseits durch die politische Aktualität des Themas „Engagement im Umweltschutz“, andererseits aus dem Interesse, selbst einen Umweltverband bei seiner Arbeit zu unterstützen. Der erste Kontakt erfolgt meist über die Projektkoordinatoren der Gruppen. Zudem arbeitet Fischer in dem „NBL-Projekt“ (Neue-Bundesländer-Projekt) mit (vgl. Fischer, 2001, S. 2).

Den Kontakt zu den Gruppenmitgliedern stellt sie in Veranstaltungen, die sie selbst mitgestaltet, her (vgl. Fischer 2001, S. 129). Fischer ist den Gruppenmitgliedern durch die Mitgestaltung der Projekte bekannt und wird im Interview als Vertrauensperson und Diskussionspartner verstanden. Während den Interviews bringt sie sich mit eigenen Äußerungen ein (vgl. Fischer, 2001, S. 139). Es ist nicht klar ersichtlich, inwieweit sie ihre Einflussnahme in der Studie reflektiert. Sie bezieht sich gelegentlich auf einzelne Situationen aber eine Reflexion ihrer Rolle in der Studie ist nicht eindeutig erkennbar.

Sammlung der Daten

Fischer stellt klar Vor-und Nachteile von Einzel- und Gruppeninterviews heraus und begründet, wann sie jeweils welche Form wählt, um an die gewünschten Informationen zu gelangen (vgl. Fischer, 2001, S. 136). Bei diesen „teilnehmend beobachtenden“ Datenerhebungen (vgl. Fischer, 2001, S.139) strebt sie einen „teilstrukturiert, problemzentrierten“ Stil an.

Das unter der offenen, explorativen Grounded Theory verankerte Vorgehen des theoretical samplings (vgl. Fischer, 2001, S. 111-112), der gezielten Datenrecherche, ist allerdings nur bedingt umsetzbar. Fischer macht auf vorgenommene Modifikationen aufmerksam (vgl. Fischer, 2001, S. 115). Für die Interviews werden Ort und Zeit flexibel, nach den Wünschen der Jugendlichen, gewählt. Durch die Beschreibung dieser sich ergebenen Situationen wird auf die Verzerrung ihrer Datenerhebung eingegangen (Fischer, 2001, S.137).

Anfangs setzt Fischer auf offen gestellte Fragen, erweitert jedoch bald die Struktur um noch ungeklärte Themen oder missverständliche Äußerungen aus vergangenen Interviews. Die inhaltliche Befragung wandelt sich zunehmend zu einem ausdifferenzierten, personenspezifischen Fragenspektrum. Allerdings macht sie wieder darauf aufmerksam: „die Erhebungssituation kann die Daten beeinflussen, Erinnerungen an die eigene Biographie können unzuverlässig sein, die Gruppendynamik kann es erschweren, bestimmte Arten von Informationen zu erhalten und die Methode der teilnehmenden Beobachtung ermöglicht nur unsystematische Erhebungen.“ (Fischer, 2001, S.145) Daher setzt Fischer u.a. auf gezielte Inputs, um gerade Gruppendiskussionen zu stimulieren und die Atmosphäre der Interviewsituation für alle Beteiligten aufzulockern (vgl. Fischer, 2001, S. 138-139).

Fixierung der Daten

Fischer geht in ihrer Studie intensiv auf die individuelle Realität vom Textverständnis ein.

Alle Interviews und Diskussionsrunden werden auf Tonband mitgezeichnet, zusätzlich durch Gedächtnisprotokolle schriftlich festgehalten und durch Expertinneninterviews mit Multiplikatorinnen ergänzt (vgl. Fischer, 2001, S. 115). Sie beschreibt eine Problematik, die beispielsweise bei einer undeutlichen Tonbandaufnahme entstehen kann. In diesem Fall weist Fischer darauf hin, dass einzig der Interviewer (Fischer selbst) die Tonbänder transkribiert und diese Aufgabe aufgrund fehlender Kenntnis und Missverstehen Externer nicht in Auftrag gegeben werden kann (vgl. Fischer, 2001, S.149).

In der Annahme, dass jeder Leser einen Text durch eigene Vorbildungen individuell erfasst, erstellt sich dadurch für ihn ein Bild, eine andere Realität, zur besagten Verschriftlichung. Diese ist zur ursprünglichen Entstehungssituation (bei der der Leser nicht zwingend anwesend war) mit allen Einflüssen und Bedingungen wahrscheinlich wenig kongruent (vgl. Fischer, 2001, S.145).

Ebenso geht Fischer auf ihre subjektive Auswertung der Transkripte ein: Hierbei bedient sie sich, unter der Vorgehensweise der Grounded Theory, des Softwareprogramms ATLAS/ti (vgl. Fischer, 2001, S.142), mit dessen Hilfe sie in drei Schritten codiert (vgl. Fischer, 2001, S.113). Durch diese Codierung der gesammelten Daten findet nicht nur eine anonymisierte Fixierung (vgl. Fischer, 2001, S.139), sondern zeitgleich auch eine subjektive Interpretation statt.

Interpretation der Daten

Zunächst beschreibt Fischer im vierten Kapitel die Methodik der Grounded Theory nach Glaser, Strauss und Corbin, um im Folgenden die modifizierte Anwendung dessen für ihr Vorgehen darzustellen (s. „Sammlung der Daten“). Wie bereits zuvor angerissen, wird hierbei offen, axial und selektiv codiert.

Für die qualitativ/quantitativ ausgeprägten Codes werden übergeordnete Kategorien, mit jeweiligen Eigenschaften, festgelegt und miteinander verknüpft (vgl. Fischer, 2001, S. 112-114). Fischer kategorisiert hier, die Aussage der Daten betreffend, den Inhalt, den Typ bzw. die Wertung, die kommunikative Funktion, Merkmale oder Zustände des Sprechers, sowie die Sprechernamen (vgl. Fischer, 2001, S.140).

Schließlich wird eine Kernkategorie herausgebildet, die als roter Faden fungiert und zu welcher die anderen Kategorien in Bezug stehen. Dieses Vorgehen spiegelt sich ebenfalls an der Orientierung und letztlichen Schwerpunktsetzung der Thematik wider, wenn das Inhaltsverzeichnis betrachtet wird (mit bereits in „Fragestellung“ beschriebenen Zwischenfolgerungen).

Mehrfach betont sie, dass durch die Transkription, unter den Kriterien der Codierung und Kategorisierung durch die Entscheidungskraft der auswertenden Person (Fischer selbst), eine erste, willkürliche Interpretation vorgenommen wird. Diese Vorgänge können später nicht wiederholbar gemacht, nur weitestgehend plausibel, mit Augenmerk auf Transparenz, dargestellt werden. Die schlussendliche Interpretation und Wertung allerdings liege beim Leser der Dissertation, da dieser subjektiv entscheidet, ob die Ergebnisse ein stimmiges, „aufschlussreiches Bild“ (Fischer, 2001, S.150) vermitteln (vgl. Fischer, 2001, S. 149-150).

Geltungsbegründung

In Kapitel 4.3. beschreibt Fischer die Geltungsproblematik ihrer Studie. Dabei stellt sie zunächst die Gütekriterien (qualitativer) Forschung vor und gibt anschließend eine Einschätzung, inwieweit die Gütekriterien erfüllt werden können (vgl. Fischer, 2001, S. 117). In einer Zusammenfassung, begründet Fischer, warum sie sich für die qualitative Form der Datenerhebung und für die Auswertung nach dem Paradigma der Grounded Theory entschieden hat. In Orientierung an die Lofland´schen Kriterien (vgl. Fischer, 2001, S.119) zieht sie die Gütekriterien (interner) Validität, Verallgemeinerung und Relevanz zur Beurteilung heran (vgl. Fischer, 2001, S. 128).

Dabei ist unter der Validität die stimmige Wahrheitsbegründung zu verstehen. (vgl. Fischer, 2001, S. 117). Dementsprechend trifft auch Flick die Aussage, dass die (interne) Validität „[…] kennzeichnet, inwieweit die Ergebnisse einer Untersuchung eindeutig interpretierbar sind.“ (Flick, 2014, S. 264) Fischer kritisiert die Theorie Hammersleys, dass gewählte Konzepte eine gezielte Schlussfolgerung erfassen sollen. Denn Konzepte wären nach Fischer immer interpretativ (vgl. Fischer, 2001, S. 118).

Verallgemeinerung oder externe Validität ist gegeben, „[…] wenn das in einer Stichprobenuntersuchung gefundene Ergebnis auf andere Personen, Situationen oder Zeitpunkte generalisiert werden kann.“ (Flick, 2014, S. 265). Nach Fischer ist Relevanz wichtig für die angestrebten Forschungsergebnisse. Bei diesem Punkt ist für den Leser unschlüssig, ob diese oder die praktische Anwendbarkeit der Relevanz ein Prüfkriterium für die Validität darstellt (vgl. Fischer, 2001, S.128). Insgesamt ist jedoch festzuhalten, dass Fischer transparent und somit für den Leser nachvollziehbar arbeitet, was indirekt ein viertes Gütekriterium darstellt.

Forschung als Diskurs

Fischer beschreibt in ihrer Studie dreizehn Kernkategorien, die wichtig sind, um die von ihr generierte Frage zu beantworten. Zu jeder Kernkategorie gibt es eine „These zur Intervention“ (vgl. Fischer, 2001, S. 165-454). Ihre Thesen sollen später dazu beitragen „Jugendliche in Hinblick auf die jeweilige Kernkategorie zu unterstützen“ (Fischer, 2001, S. 180).

Ein Diskurs mit den Beforschten liegt nicht vor. Zwar werden in späteren Interviews die Transkriptionen vorheriger Gespräche vorgelegt, jedoch gibt Fischer nicht die endgültigen Ergebnisse, welche sie im Zuge der Studie erhält, an die Befragten weiter. Fischer sieht ihre Studie aber auch als Mittel gegen derzeitige Probleme, als Anreiz des Intervenierens um zukünftige BUND-Jugendliche besser begleiten zu können (vgl. Fischer, 2001, S. 469).

Literatur

  • Fischer, Corinna (2001): „Das gehört jetzt irgendwie zu mir.“ Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband. Berlin.
  • Flick, Uwe (2014): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA- Studiengänge. 2. Auflage. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.

Kommentare

Diskussion

Hofmann, 2015/07/01 15:19

Die Analyse von Tandem 23 ist für uns auf Platz 1, da es aus unserer Sicht sehr wenig zu bemängeln gibt. Die Analyse ist gut strukturiert, leicht verständlich, enthält eine schöne kurze Einleitung und ausreichend Belege zum Nachvollziehen. Schwerpunkte dieser Analyse sind: Sammlung der Daten, Interpretation der Daten und Geltungsbegründung, da sie detailliert beschrieben wurden.

Unsere Verbesserungsvorschläge sind folgende: • Nennung der endgültigen Fragestellung wäre wünschenswert, damit ein Unterschied zur vorherigen, nicht präzisierten Fragestellung erkennbar ist (siehe Fischer: S. 105). • Ebenso wäre die Nennung des Basisdesigns (siehe Fischer: S. 129) und der Forschungsperspektive (siehe Fischer: S. 146) wünschenswert. (Fragestellung, Forschungsperspektive) • Mit was wurden die Transkripte (Interpretation der Daten) ausgewertet? (siehe Fischer: S. 140)

Areso Amin-Katilmis, 2015/07/03 01:55, 2015/07/03 02:01

Tandem 23 bekommt von uns Platz 3. Die Studienanalyse von Tandem 23 ist verständlich formuliert und fängt mit einer Einleitung an, was sehr vorteilhaft ist. Dadurch kann man sich leicht einen kurzen Einblick verschaffen. Die Grammatik und die Ausdrucksweise sind gut. Ein Verbesserungsvorschlag ist bei der ,, Fragestellung“ aufführbar. Interessant wäre eine genauere Aufführung der vier weiteren Teilfragen, in die die Fragestellungen gegliedert wurden.

Emilia Kintop, 2015/07/03 13:50

Platz 1 - Tandem 23

Die Studienanalyse ist sehr gut gelungen. Alle wichtigen Punkte wurden bearbeitet und auch belegt. Das Tandem verwendet eine sehr gute Ausdrucksweise. Zu bemängeln ist nur, dass die Analyse teilweise zu beschreibend und aufgrund dessen etwas oberflächlich wirkt. Das Tandem hat wenig aus eigener Sicht reflektiert und in Frage gestellt. Des Weiteren hätte im Abschnitt „Fragestellung und Forschungsperspektive“ die endgültige Fragestellung der Dissertation noch ausgeschrieben werden können. Diese wurde wie folgt umschrieben:

„In neun Zwischenfolgerungen (siehe Inhaltsverzeichnis 2.1-3.7) und bezugnehmend auf bisherige Forschungsergebnisse nähert sich Fischer ihrer endgültigen Fragestellung an, präzisiert sie und gliedert diese selbst nochmals in vier weitere Teilfragen auf. (vgl.Fischer,2001,S.3)

Zudem fehlt eine Einleitung, diese hätte die Analyse unserer Meinung nach noch abgerundet.

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