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Tandem 16

  • Tandempartner 1: Alice Wagner
  • Tandempartner 2: Vreni Rittersberger

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Die Dissertationsarbeit bzw. qualitative Forschungsstudie „Das gehört jetzt irgendwie zu mir“ von Corinna Fischer, die im Jahr 2001 an der TU Chemnitz eingereicht wurde, befasst sich mit der Fragestellung, welche Faktoren Jugendliche in den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband antreiben bzw. daran hindern. Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil beinhaltet Ergebnisse aus der Umweltpsychologie und -soziologie, aus der Jugend-, Partizipations- und Sozialisationsforschung, aus der Forschung zur Umweltbewegung in Ostdeutschland und der Forschung zu sozialen Bewegungen und zu bürgerlichem Engagement. Der zweite Teil beinhaltet die Ergebnisse einer Fallstudie über ostdeutsche Gruppen der „Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.“ (BUNDjugend).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die Fragestellung, der Corinna Fischer in ihrer Studie nachgeht, ist zunächst: „Was treibt Jugendliche heute an, sich in einem Umweltverband zu engagieren?“ (S.1). Nach Präzisierung der Fragestellung lautet diese: „Welches sind die subjektiven Gründe, Anreize und Motive ostdeutscher Jugendlicher für ihr Engagement in einem Umweltverband? Wie werden sie in Interaktionen konstruiert? In welche sozialen Kontexte sind sie eingebettet und wie gestalten die Jugendlichen diese Kontexte selber mit? Welche Entwicklungen finden dabei im Laufe der Zeit statt?“ (S.105) Durch das Projekt „Umweltängste von Jugendlichen in den neuen Bundesländern“ der „Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.“ (BUNDjugend) wurde die Fragestellung entwickelt (vgl. S.3). Aus dem Projekt ergaben sich dreierlei Präzisierungen; erstens die Handlungsorientierung, zweitens die Konzentration auf Positivbeispiele und drittens der Fokus auf ostdeutsche Jugendliche. (vgl. S.6)

Annäherung ans Feld

Es wurden vier Jugendumweltgruppen ein bis drei Mal im Zeitraum von einem Jahr befragt. Dies geschah inform von Gruppendiskussionen und Einzelinterviews und wurde von der Autorin selbst durchgeführt. Dabei war es schwierig, aktive Gruppen zu finden, die genügend Mitglieder hatten bzw. die sich nicht dauernd umbildeten oder auflösten, außerdem stellte die Terminfindung für die Gespräche ein Problem dar. Daher wurden manche Gruppen auch seltener interviewt als andere. (vgl. S.129, 136) Die Jugendumweltgruppen sollten auf Orts-, nicht auf Landesebene agieren, da vermutet wurde, dass die auf Landesebene agierenden bereits längere Zeit im Umweltschutz aktiv seien und ihre Einstiegsphase daher kaum nachvollziehbar sei. (vgl. S.129) Die Autorin nutzte außerdem Gedächtnisprotokolle von länderübergreifenden Veranstaltungen, die sie beobachtete. (vgl. S.131)

Sammlung der Daten

Die Daten wurden mithilfe von teilstrukturierten, problemzentrierten Einzelinterviews und Gruppendiskussionen gesammelt. Durch diese beiden unterschiedlichen sozialen Situationen sollten verschiedene Motive und Überlegungen der Interviewten zum Ausdruck gebracht werden. Die Interviews wurden auf Tonband aufgezeichnet und zeitlich und örtlich nach den Wünschen der Interviewten ausgerichtet. Die gestellten Fragen wurden mit der Zeit umfangreicher. (vgl. S. 136,137) Zunächst sollten motivationsfördernde Faktoren sowohl zum Einstieg als auch zum Verbleib im Umweltschutz untersucht werden. Da die Interviewten zu ihrer Einstiegsphase in den Umweltschutz aber kaum Angaben machen konnten, verschob sich die Fragestellung in Richtung der motivationsfördernden Faktoren zum Verbleib im Umweltschutz. (vgl. S.138) Die Gruppendiskussionen wurden mithilfe von Plakaten, Graphiken und Präsentationen geführt. Für die zweiten und dritten Einzelinterviews wurden den Interviewten teilweise die Transkripte aus dem ersten Interview vorgelegt, was diese unterschiedlich aufnahmen. Der Interviewstil war diskursiv, d.h. dass die Interviewerin eigene Stellungnahmen und Vorschläge einbrachte, außerdem auf Widersprüche in den Aussagen der Jugendlichen einging und auf bekannte, den Jugendlichen widersprechende Informationen aufmerksam machte. So konnte eine alltagsnahe Situation geschaffen werden. Darüber hinaus kannten viele Jugendliche die Interviewerin bereits als Unterstützerin des Projektteams. (vgl. S.138, 139) Bei den gewählten Methoden zur Datenerhebung können Verzerrungen auftreten. Die Daten können von der Erhebungssituation beeinflusst werden, die Situation in der Gruppe kann einen Einfluss auf die erhaltenen Informationen haben und durch die teilnehmende Beobachtung können nur unsystematische Erhebungen stattfinden. Außerdem können die persönlichen Erinnerungen der Interviewten Mängel aufweisen. (vgl. S.145) Ein weiteres Problem ist das Problem des autobiographischen Gedächtnisses, weil Erinnertes sich rückblickend immer ein wenig anders verhält als es sich tatsächlich verhalten hat. Dieses Problem tritt bei den autobiographischen Erzählungen der Jugendlichen auf sowie bei den Gedächtnisprotokollen der Autorin. (vgl. S.147)

Fixierung der Daten

Die Interviews wurden mithilfe eines Tonbands aufgezeichnet. Zusätzlich wurde jeweils ein Gedächtnisprotokoll erstellt. Zu Beginn wurde jeweils eine Sprechprobe aufgenommen, um im Nachhinein bei der Transkription die Sprecher in der Gruppendiskussion besser zuordnen zu können (vgl.: Kap.5, S.136). Die Daten der Interviews wurden anschließend von der Autorin selbst transkribiert und sinngemäß interpunktiert. Persönliche Informationen wurden anonymisiert. Zusätzlich wurden nonverbale Ausdrucksformen und Situationsmerkmale (Bsp. Unsicherheit) kenntlich gemacht. Im Nachhinein wurde festgestellt, dass die meisten Merkmale und Ausdrucksformen für die inhaltliche Interpretation irrelevant waren (vgl.: Kap. 5, S.139-140).

Interpretation der Daten

Der Auswertung der Daten liegt die Grounded-Theory von Strauss & Corbin zugrunde. Zur Unterstützung wurde mit dem Softwarepaket ATLAS/ti gearbeitet (vgl.: Kap.5, S.140). Zunächst wurden die transkribierten Interviews und die Protokolle chronologisch durchgegangen und Abschnitte, die zusammenhängende Themen bildeten, markiert und mit Codes versehen. Aus diesen Codes, die der einfachen Wiederauffindung bestimmter Textstellen dienen sollen, ergaben sich nach weiteren Arbeitsschritten 12 Kategorien, die dann zueinander in Beziehung gesetzt wurden. Es ergaben sich außerdem Ober- und Unterkategorien (vgl.: Kap.5, S.140-141). Bei diesem Vorgehen handelt es sich laut Glaser & Strauss um eine gegenstandsnahe Theoriebildung.

Geltungsbegründung

Das Gütekriterium der Validität wird in Bezug auf die Durchführung der Interviews erfüllt. Die Authentizität der Jugendlichen ist in der Interviewsituation gegeben (vgl.: Kap.5, S.145). In Bezug auf die Studie werden verschieden Verzerrungsgründe aufgezeigt (vgl.: Kap.5, S.145). Ziel der Verallgemeinerung ist die strukturelle Darstellung eines Feldes durch das Herausarbeiten einer Kernvariablen. Gleichzeitig werden die anderen Kategorien in Beziehung zu dieser Kernkategorie gesetzt, sodass ein Beziehungsgeflecht entsteht. Dies wurde in Bezug auf die Studie erfüllt (vgl.: Kap.5, S.150).

Forschung als Diskurs

Als Ziel der Studie war die Motivation von (vor allem ostdeutschen) Jugendlichen für das (weitere) Engagement in einem Umweltverband angelegt. Dies sollte erreicht werden duch das Vorhandensein einer angenehmen und alltäglichen Atmosphäre, die zur Bildung von Vertrauen und einem Wohlgefühl beitragen sollte, sodass die Jugendlichen zum Engagement motiviert würden.

Literatur

  • Fischer, Corinna (2002): Das gehört jetzt irgendwie zu mir. Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband. Eine Fallstudie am Beispiel der BUNDjugend. Chemnitz.
  • Flick, Uwe. „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses.“ Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (1995). S. 148-173

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Ranking: 1. Tandem 23; 2. Tandem 40; 3. Tandem 18; 4. Tandem 35; 5. Tandem 07

Tandem Platz 1: Tandem 23 hat unserer Meinung nach die Studie von Fischer am besten analysiert, da alle wesentlichen Punkte präzise erfasst worden sind. Die einzelnen Abschnitte der Analyse wurden ausreichend behandelt und auf den Punkt gebracht. Allerdings sind die Abschnitte zu ausführlich, da die Vorgabe bei maximal 1000 Wörtern lag. Besonders der Abschnitt ,,Interpretation der Daten“ wurde etwas zu detailgetreu beschrieben (Bsp.: ,,offenes, axiales, selektives Codieren“). In dem Abschnitt ,,Sammlung der Daten“ wurden mehrere Aspekte aufgeführt, die zu ,,Fixierung der Daten“ gehören, wie beispielsweise ,,Aufzeichnung durch Tonband“/ ,,Gedächtnisprotokoll“. Die Analyse ist sprachlich sehr verständlich ausgeführt, die Zitationsweise ist ebenfalls gelungen.

Tandem Platz 2: Die Analyse von Tandem 40 ist sehr gelungen, da die wesentlichen Merkmale der Studie, die für die Analyse relevant sind, benannt wurden. Besonders gelungen sind die kurzen kritischen Anmerkungen, die die Grenzen der Verfahren, die bei der Studie angewandt wurden, aufzeigen. Außerdem wurden die einzelnen Abschnitte kurz und prägnant geschrieben, sodass die Analyse sehr gut verständlich und nachvollziehbar ist. Abschnitt I und Abschnitt II können aber etwas gekürzt werden, da diese sehr ausführlich beschrieben wurden.

Tandem Platz 3: Die Analyse von Tandem 18 ist im Großen und Ganzen gelungen. Jedoch sollte mehr Wert auf sprachliche Feinheiten und auf richtige Kommasetzung gelegt werden (Bsp.: ,, So soll auf die innere Motivation, wie eigenen „Urteile über Umweltschutz, Umweltengagement, ihren Verband und praktische Umweltarbeit“( Fischer, S.9), äußere Einflüsse, und Konsequenzen der Realitätswahrnehmung der Jugendlichen Rücksicht genommen werden.“). Außerdem sollten die Sätze weniger verschachtelt und präziser formuliert werden. Die wichtigsten Aspekte der Analyse wurden erfasst und benannt. Jedoch wurde im Abschnitt ,,Sammlung der Daten“ die Meinung der Autoren aufgeführt, die jedoch in der Analyse keinen Platz finden sollte, da es vor allem um die objektive Erfassung der Studie gehen sollte. Kritische Anmerkungen können unserer Meinung nach in kürzerer Form unter dem Abschnitt ,,Geltungsbegründung“ genannt werden.

Tandem Platz 4: Das Tandem 35 hat die Studie von Fischer prinzipiell gut analysiert. Einige Abschnitte, besonders der Abschnitt ,,Fragestellung und –perspektive“ wurden sehr ausführlich behandelt, sie zeigen die wesentlichen Punkte zwar auf, können aber deutlich gekürzt werden. Dadurch wäre die Analyse insgesamt übersichtlicher und nachvollziehbarer für den/die Leser_in. Der Abschnitt ,,Annäherung an das Feld“ ist sehr gelungen, da die Grenzen der Verfahren gut aufgezeigt werden. Jedoch treten im Abschnitt ,,Annäherung an das Feld“ und im darauffolgenden Abschnitt Wiederholungen auf (,,alltagsnahe Situationen schaffen“), die den Lesefluss stören. Im Abschnitt ,,Interpretation der Daten“ wurde kein Bezug zur Studie von Fischer hergestellt.

Tandem Platz 5: Auch das Tandem 07 hat die wesentlichen Punkte, die für die Analyse der Studie relevant sind, genannt. Hierbei wurde jedoch zum Teil zu ausführlich gearbeitet. Dies tritt besonders im Abschnitt ,,Annäherung an das Feld“ auf. Es wurden diverse Forschungsfragen genannt, die jedoch in keinen Gesamtzusammenhang eingeordnet wurden. Zusätzlich wurden Tempuswechsel zwischen Präsens und Präteritum vollzogen – eine einheitliche Verwendung ist wichtig. Zum Teil wurden Formulierungen verwendet, die verbessert werden können, wie beispielsweise statt ,,Organisierung“ - ,,Organisation“.

Dritter Text: Endfassung

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Die Dissertationsarbeit bzw. qualitative Forschungsstudie „Das gehört jetzt irgendwie zu mir“ von Corinna Fischer, die im Jahr 2001 an der TU Chemnitz eingereicht wurde, befasst sich mit der Fragestellung, welche Faktoren Jugendliche in den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband antreiben bzw. daran hindern. Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil beinhaltet Ergebnisse aus der Umweltpsychologie und -soziologie, aus der Jugend-, Partizipations- und Sozialisationsforschung, aus der Forschung zur Umweltbewegung in Ostdeutschland und der Forschung zu sozialen Bewegungen und zu bürgerlichem Engagement. Der zweite Teil beinhaltet die Ergebnisse einer Fallstudie über ostdeutsche Gruppen der „Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.“ (BUNDjugend).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Die Fragestellung, der Corinna Fischer in ihrer Studie nachgeht, ist zunächst: „Was treibt Jugendliche heute an, sich in einem Umweltverband zu engagieren?“ (S.1). Nach Präzisierung der Fragestellung lautet diese: „Welches sind die subjektiven Gründe, Anreize und Motive ostdeutscher Jugendlicher für ihr Engagement in einem Umweltverband? Wie werden sie in Interaktionen konstruiert? In welche sozialen Kontexte sind sie eingebettet und wie gestalten die Jugendlichen diese Kontexte selber mit? Welche Entwicklungen finden dabei im Laufe der Zeit statt?“ (S.105) Durch das Projekt „Umweltängste von Jugendlichen in den neuen Bundesländern“ der „Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.“ (BUNDjugend) wurde die Fragestellung entwickelt (vgl. S.3). Aus dem Projekt ergaben sich dreierlei Präzisierungen; erstens die Handlungsorientierung (die Studie sollte sich auf motivationsfördernde Faktoren konzentrieren, die von den Umwelt-Akteuren (d.h. vom Verband und den Engagierten selbst) beeinflusst werden können), zweitens die Konzentration auf Positivbeispiele (d.h. auf tatsächlich funktionierende Faktoren der Motivationsförderung anhand bereits engagierter Jugendlicher) und drittens der Fokus auf ostdeutsche Jugendliche (da die Umweltbewegung in Ostdeutschland schwächer ist als in Westdeutschland und Umweltprobleme dort als weniger wichtig angesehen werden). (vgl. S.6) Das Basisdesign der Studie ist eine Längsschnittstudie, da es insgesamt drei zu vergleichende Untersuchungswellen derselben empirischen Studie gibt (vgl. S.129).

Annäherung ans Feld

Es wurden vier Jugendumweltgruppen ein bis drei Mal im Zeitraum von sieben bis sechzehn Monaten befragt. Dabei war es schwierig, aktive Gruppen zu finden, die genügend Mitglieder hatten bzw. die sich nicht dauernd umbildeten oder auflösten, außerdem stellte die Terminfindung für die Gespräche ein Problem dar. Daher wurden manche Gruppen auch seltener interviewt als andere. (vgl. S.129, 136) Der Kontakt zu den Gruppen entstand über den Projektkoordinator und über die Mitarbeit der Autorin im „Neue-Bundesländer-Projekt“(vgl. S.129). Es wurden alltagsnahe Situationen für die Interviews geschaffen. Darüber hinaus kannten viele Jugendliche die Interviewerin bereits als Unterstützerin des Projektteams, somit herrschte ein Vertrauensverhältnis zwischen Interviewerin und Interviewten. (vgl. S.138, 139) Eine ausführliche Reflexion der Autorin bezüglich ihrer eigenen Rolle und ihrer Einflussnahme während der Studie fehlt. Die Jugendumweltgruppen sollten auf Orts-, nicht auf Landesebene agieren, da vermutet wurde, dass die auf Landesebene agierenden bereits längere Zeit im Umweltschutz aktiv seien und ihre Einstiegsphase daher kaum nachvollziehbar sei. (vgl. S.129)

Sammlung der Daten

Die Daten wurden mithilfe von teilstrukturierten, problemzentrierten Einzelinterviews und Gruppendiskussionen (verbal) gesammelt. Die Autorin führte die Interviews selbst. Durch diese beiden unterschiedlichen sozialen Situationen sollten verschiedene Motive und Überlegungen der Interviewten zum Ausdruck gebracht werden. Die problemzentrierten Interviews grenzten die zu behandelnde Thematik ein. Die Interviews wurden auf Tonband aufgezeichnet und zeitlich und örtlich nach den Wünschen der Interviewten ausgerichtet. Die gestellten Fragen wurden mit der Zeit umfangreicher. (vgl. S. 136,137) Zunächst sollten motivationsfördernde Faktoren sowohl zum Einstieg als auch zum Verbleib im Umweltschutz untersucht werden. Da die Interviewten zu ihrer Einstiegsphase in den Umweltschutz aber kaum Angaben machen konnten, verschob sich die Fragestellung in Richtung der motivationsfördernden Faktoren zum Verbleib im Umweltschutz. (vgl. S.138) Die Gruppendiskussionen wurden mithilfe von Plakaten, Graphiken und Präsentationen geführt. Für die zweiten und dritten Einzelinterviews wurden den Interviewten teilweise die Transkripte aus dem ersten Interview vorgelegt, was diese unterschiedlich aufnahmen. Der Interviewstil war diskursiv, d.h. dass die Interviewerin eigene Stellungnahmen und Vorschläge einbrachte, außerdem auf Widersprüche in den Aussagen der Jugendlichen einging und auf bekannte, den Jugendlichen widersprechende Informationen aufmerksam machte. (vgl. S.138, 139) Die Autorin nutzte außerdem Gedächtnisprotokolle von länderübergreifenden Veranstaltungen, die sie beobachtete. (vgl. S.131) Bei den gewählten Methoden zur Datenerhebung können Verzerrungen auftreten. Die Daten können von der Erhebungssituation beeinflusst werden, die Situation in der Gruppe kann einen Einfluss auf die erhaltenen Informationen haben und durch die teilnehmende Beobachtung können nur unsystematische Erhebungen stattfinden. Ein weiteres Problem ist das Problem des autobiographischen Gedächtnisses, weil Erinnertes sich rückblickend immer ein wenig anders verhält als es sich tatsächlich verhalten hat. Dieses Problem tritt bei den autobiographischen Erzählungen der Jugendlichen auf sowie bei den Gedächtnisprotokollen der Autorin. (vgl. S.147)

Fixierung der Daten

Die Interviews wurden mithilfe eines Tonbands aufgezeichnet. Zur Ergänzung wurde jeweils ein Gedächtnisprotokoll erstellt. Zu Beginn wurde jeweils eine Sprechprobe aufgenommen, um im Nachhinein bei der Transkription die Sprecher in der Gruppendiskussion besser zuordnen zu können (vgl.: Kap.5, S.136). Die Daten der Interviews wurden anschließend von der Autorin selbst transkribiert und sinngemäß interpunktiert. Persönliche Informationen wurden anonymisiert. Zusätzlich wurden nonverbale Ausdrucksformen und Situationsmerkmale (Bsp. Unsicherheit) kenntlich gemacht. Im Nachhinein wurde festgestellt, dass die meisten Merkmale und Ausdrucksformen für die inhaltliche Interpretation irrelevant waren (vgl.: Kap. 5, S.139-140).

Interpretation der Daten

Der Auswertung der Daten liegt die Grounded-Theory von Strauss & Corbin zugrunde. Bei diesem Vorgehen handelt es sich um eine gegenstandsnahe, theoriegenerierende Herangehensweise. Für die Studie von Fischer waren Modifikationen am Konzept von Strauss & Corbin notwendig (vgl. Kap. 4, S. 115). Zur Unterstützung wurde mit dem Softwarepaket ATLAS/ti gearbeitet (vgl.: Kap.5, S.140). Zunächst wurden die transkribierten Interviews und die Protokolle chronologisch durchgegangen und Abschnitte, die zusammenhängende Themen bildeten, markiert und mit Codes versehen. Aus diesen Codes, die der einfachen Wiederauffindung bestimmter Textstellen dienen sollen, ergaben sich nach weiteren Arbeitsschritten 12 Kategorien, die dann zueinander in Beziehung gesetzt wurden. Es ergaben sich außerdem Ober- und Unterkategorien (vgl.: Kap.5, S.140-141). Dieses mehrstufige Vorgehen bringt Offenheit im Forschungsprozess mit sich. Die Codierungen werden unter einer Kernkategorie zusammengefasst und strukturiert. Vorteil ist, dass die Daten auch unter anderen Fragestellungen theoretisch codiert werden können.

Geltungsbegründung

Fischer verwendete die Gütekriterien der ,,Validität“, der ,,Verallgemeinerbarkeit“ und der ,,Relevanz“ (vgl. Kap. 4, S. 117 ff.). Der historisch-strukturelle Verallgemeinerbarkeitstypus entsprach am meisten dem Interesse der Studie (vgl. Kap. 4, S. 124). Um die Gütekriterien zu erfüllen wurden mit Strategien der Multiperspektivität, der Selbstreflexion, der Transparenz und der argumentativen Geltungsbegründung gearbeitet (vgl. Kap. 4, S. 125-128). Durch Kommunikationsschwierigkeiten, unzuverlässige Erinnerungen, die Gesprächsstrukturen in der Gruppendiskussion, die teilnehmende Beobachtung und Probleme bei der Auswertung mithilfe der Grounded Theory konnten Verzerrungen auftreten, die die Ergebnisse der Studie verfälschten (vgl. Kap. 5, S. 145 ff.). Insgesamt wurde dem Leser viel Transparenz geboten, da die Vorgehensweise von Fischer sehr detailliert beschrieben wurde.

Forschung als Diskurs

Ziel der Studie war die Motivation von (vor allem ostdeutschen) Jugendlichen für das (weitere) Engagement in einem Umweltverband. Mithilfe der ausgewählten Methoden sollte eine angenehme und alltägliche Atmosphäre, die zur Bildung von Vertrauen und einem Wohlgefühl beitragen sollte, erreicht werden (vgl. Kap. 5, S. 139).

Literatur

  • Nachname, Vorname Jahr: Titel. Untertitel. Ort.
  • Flick, Uwe. „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses.“ Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (1995). S. 148-173

Kommentare

Diskussion

Ann-Katharin Jühne, 2015/06/27 17:47

Tandem 16: Platz 2

Unsere Betrachtung liegt nur auf den Punkten, die der Kurs im ersten Arbeitsschritt bearbeiten sollte. Bei „Fragesetllung“ wäre eine Präzisierung/Ausarbeitung des letzten Satzes wünschenswert (Erklärung Positivbeispiele, Begründung Fokus auf ostdeutsche Jugendliche). Zu „Annäherung an das Feld“: Befragungszeitraum war länger, Erklärung zu Fischers Rolle fehlt. Bei „Sammlung der Daten“ eher auf inhaltliche Zusammenfassung verzichten, besser schreiben, weshalb Gruppen/Einzelinterviews/diskussionen gewählt wurden & begründen, weshalb die teilnehmenden Beobachtungen, eine „unsystematische Erhebung“ ergeben. Bei „Interpretation der Daten“ & „Geltungsbegründung“ wird auf ATLAS/ti eingegangen, was jedoch eher zu der Datensammlung bzw. -fixierung gehört. Bei der Dateninterpretation wird sehr knapp und lediglich auf die Vorgehensweise der Software eingegangen; gut hierbei ist die Erklärung der Funktion der Codes für die Textstellen. Nur der letzte Satz geht auf die Bedeutung der Interpretation ein, dass es eine „gegenstandsnahe Theoriebildung“ sei (dies wird aber nicht analysiert). Zudem wird bei der Geltungsbegründung die Relevanz nicht erwähnt.

Hofmann, 2015/07/01 15:22

Tandem 16 hat ebenfalls ausreichend Belege und die Fragestellung, Forschungsperspektive und die Sammlung der Daten sind sehr schön und detailliert formuliert worden, aber die Studienanalyse belegt für uns Platz 3, da zwei Kapitel nicht verständlich sind.

Unsere Verbesserungsvorschläge sind folgende: • Nennung des Basisdesigns (siehe Fischer S. 129) und der Forschungsperspektive (siehe Fischer S. 146) bei Fragestellung und Forschungsperspektive wäre wünschenswert. • Annäherung ans Feld überarbeiten, da der Zugang zum Feld nicht ersichtlich ist. Die Annäherung ans Feld ähnelt eher einer Erläuterung von Datensammlung. • Geltungsbegründung überarbeiten, da diese schwer verständlich geschrieben wurde. Es wird nicht ganz deutlich, welche Gütekriterien (siehe Fischer: S. 117ff) und Strategien (siehe Fischer: S. 125) Frau Fischer verwendet.

Areso Amin-Katilmis, 2015/07/03 02:04

Tandem 16: Platz 4

Die Analyse von Tandem 16 ist gut gelungen, da sie zum größten Teil die wesentlichen Aspekte, die für die Analyse von Bedeutung sind, auffasst. Der Aspekt ‚Sammlung der Daten‘ wird sehr ausführlich offengelegt und erklärt, jedoch wäre es ersichtlicher als erstes zu nennen, dass die Daten verbal gesammelt wurden bevor der Ablauf der Datenerhebung beschrieben wird. Vor allem im Abschnitt,,Annäherung an das Feld '' wurde auf die Art und Weise, wie die Forscherin den Vertrauens- und Interessenschutz gewährleistet, kein Bezug genommen. Unter anderem wird die Rolle von Frau Fischer sowie die Reflektion der Forscherin nicht ersichtlich. Zusätzlich kommen einige Wiederholungen unter dem Aspekt ,, Sammlung der Daten´´ vor ( Ein weiteres Problem ist das Problem des autobiographischen Gedächtnisses).

Emilia Kintop, 2015/07/03 13:53

Platz 3 - Tandem 16

Tandem 16 verwendet eine klare und sehr gute Formulierungsweise. Es sind gute Ansätze und Ideen vorhanden, unserer Meinung nach wurden jedoch nicht alle wichtigen Punkte bearbeitet. Negativ fällt auf, dass keine Bezüge zu Flick auftauchen. Des Weiteren wurde in dem Abschnitt „Feldzugang und Annäherung an das Feld“ das Thema verfehlt. Das Tandem hat hier die Datenerhebung analysiert und nicht die Rolle der Forscherin im Feld beschrieben. Der Abschnitt „Sammlung der Daten“ weist auch geringe Mängel auf.

Der Punkt „Geltungsbegründung und Güterkriterien“ gibt nicht die drei Güterkriterien wieder, auf welche sich die Forscherin in ihrer Studie bezieht. Das Tandem bezieht sich hier nur auf die Güterkriterien der Validität und der Verallgemeinbarkeit, jedoch nicht auf das Güterkriterium der Relevanz. Auch die Geltungsbegründungen wurden nicht analysiert.

Zudem führt das Tandem die Einleitung unter folgender Überschrift: „Verhältnis Theorie-Gegenstand“. Des Weiteren wurden folgende Punkte analysiert, welche in der Aufgabenstellung nicht gefragt waren: „Fixierung der Daten“ und „Forschung als Diskurs“. Auch im letzten Abschnitt „Forschung als Diskurs“ hat das Tandem das Thema verfehlt. Hier wurde nicht die Frage des Rückmeldeprozesses sowie dessen Funktion analysiert.

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