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lehre:sose2014:sozialwissmeth:analysen:tandem24

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-Die Dissertationsstudie „Subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten – Zur Innensicht des erschwerten Lernens“ wurde 2006 von Marius Andreas Metzger verfasst. Er beschäftigt sich in dieser Studie mit der Fragestellung: „Wie sind subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten von potenziell betroffenen Schülerinnen und Schülern beschaffen“ (S.52). Hierfür untersucht er die Selbstwahrnehmung von 25 Schülerinnen und Schülern aus dem zehnten Schuljahr der "Freien Evangelischen Privatschule Zürich" (FESZ) zu ihrem Lernverhalten. Anlass der Studie war, dass Lernschwierigkeiten speziell aus subjektiver Perspektive bisher nicht erforscht wurden.+Die Dissertationsstudie „Subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten – Zur Innensicht des erschwerten Lernens“ wurde 2006 von Marius Andreas Metzger verfasst. Er beschäftigt sich in dieser Studie mit der Fragestellung: „Wie sind subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten von potenziell betroffenen Schülerinnen und Schülern beschaffen“ (S.52). Hierfür untersucht er die Selbstwahrnehmung von 25 Schülerinnen und Schülern aus dem zehnten Schuljahr der "Freien Evangelischen Privatschule Zürich" (FESZ) zu ihrem Lernverhalten. Anlass der Studie war, dass Lernschwierigkeiten (LS) speziell aus subjektiver Perspektive bisher nicht erforscht wurden.
  
  
 **Verhältnis Theorie-Gegenstand** **Verhältnis Theorie-Gegenstand**
  
-Für eine erfolgreiche Behebung von Lernschwierigkeiten ist das Verständnis von den Faktoren nötig, die Lernschwierigkeiten entstehen lassen und aufrechterhalten. Dazu gilt es das Phänomen Lernschwierigkeit genau zu defininieren und herauszufinden, welche äußeren Faktoren (wie z.B.  Familie, Leistungsdruck, soziales Umfeld, pädagogische Betreuung) und innere Faktoren (wie z.B. Motivation, Selbstvertrauen, Konzentrationsfähigkeit) auf das Lernverhalten Einfluss nehmen.+Für eine erfolgreiche Behebung von LS ist das Verständnis von den Faktoren nötig, die LS entstehen lassen und aufrechterhalten. Dazu gilt es das Phänomen Lernschwierigkeit genau zu definieren und herauszufinden, welche äußeren Faktoren (wie z.B. Familie, Leistungsdruck, soziales Umfeld, pädagogische Betreuung) und innere Faktoren (wie z.B. Motivation, Selbstvertrauen, Konzentrationsfähigkeit) auf das Lernverhalten Einfluss nehmen.
  
  
-Die vorliegende Studie dient der Erforschung des subjektiven Verständnisses von Schülerinnen und Schülern über Lernschwierigkeiten im Bereich des schulischen Lernens. M.A.Metzger setzt sich hierfür ausführlich mit bestehenden Forschungsergebnissen und Theorien auseinander. Er führt an, dass die meisten Erkennnisse über LS von einem Außenstandpunkt aus ermittelt wurden. LS sind aber, so argumentiert er keine Leistungsschwierigkeiten, sondern bezögen sich auf den gesamten Menschen, was deren Messbarkeit anhand äußerer Normen unmöglich mache (S. 51). Daraus schlussfolgert er eine unbedingte Subjektorientierung in dem gesamten Forschungsprozess (ebd.) und setzt seinen Schwerpunkt somit gegen den geläufigen Trend LS über ihre "scheinbar objektive[...] Mess-und Beurteilbarkeit" zu definieren (S.193). +Die vorliegende Studie dient der Erforschung des subjektiven Verständnisses von Schülerinnen und Schülern über LS im Bereich des schulischen Lernens. M.A.Metzger setzt sich hierfür ausführlich mit bestehenden Forschungsergebnissen und Theorien auseinander. Er führt an, dass die meisten Erkenntnisse über LS von einem Außenstandpunkt aus ermittelt wurden. LS sind aber, so argumentiert erkeine Leistungsschwierigkeiten, sondern bezögen sich auf den gesamten Menschen, was deren Messbarkeit anhand äußerer Normen unmöglich mache (S. 51). Daraus schlussfolgert er eine unbedingte Subjektorientierung in dem gesamten Forschungsprozess (ebd.) und setzt seinen Schwerpunkt somit gegen den geläufigen Trend LS über ihre "scheinbar objektive[...] Mess-und Beurteilbarkeit" zu definieren (S.193).
  
  
-Grundlegend für die weitere Gestaltung der Studie ist das epistemoglogische Menschenbild, das M.A.Metzger vorraussetzt. Somit gesteht er jedem Forschungspartner die Fährigkeit der Selbstreflexion und der (potenziellen) Rationalität zu. Daraus resultiert eine Verschiebung der Hierarchie (das Erkenntnissubjekt stellt Forschungen über das Erkenntnisbjekt an) hin zu einer Gleichberechtigung zwischen Erkenntnissubjekt und Erkenntnisobjekt in Bezug auf die Erkenntnisgenese (S.91 überprüfen). Darüber hinaus unterstellt er eine prinzipielle Ähnlichkeit in Funktion und Struktur subjektiver mit objektiven Theorien.  +Grundlegend für die weitere Gestaltung der Studie ist das epistemologische Menschenbild, das M.A.Metzger voraussetzt. Somit gesteht er jedem Forschungspartner (FP) die Fähigkeit der Selbstreflexion und der (potenziellen) Rationalität zu (Christmann u.a. (1999): S.138). Daraus resultiert eine Verschiebung der Hierarchie (das Erkenntnissubjekt stellt Forschungen über das Erkenntnissubjekt an) hin zu einer Gleichberechtigung zwischen Erkenntnissubjekt und Erkenntnisobjekt in Bezug auf die Erkenntnisgenese (S.72). Darüber hinaus unterstellt er eine prinzipielle Ähnlichkeit in Funktion und Struktur subjektiver mit objektiven Theorien (S.65).
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-M.A.Metzger entscheidet sich, aufbauend auf genannten theoretischen Vorannahmen, für die Verwendung des FST. Dieses Forschungsprogramm wurde für die Erforschung von ST entwickelt, weshalb sie automatisch geeignet für den Forschungszweck Metzgers scheint. Es erfolgt also eine sehr kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Forschungsdiskurs und Forschungsmethoden, die LS über die Einnahme einer Außenperspektive ermitteln. Eine Entscheidungsbegründung mit eventueller Auflistung von alternativen Methoden gegenüber dem FST findet jedoch nicht statt. Die Entwicklung einer eigenen Methodik lehnt M.A.Metzger gänzlich ab (S. 90). Das FST wird von M.A.Metzger mehrmals modifiziert und so den Umständen der Studie entsprechend angepasst (z.B. gemeinsame Erarbeitung der Struktur,vereinfachte Sprache und der "Verzicht auf explanative Validierung" (S.93)). Auch erfolgt eine Diskussion über Vor- und Nachteile sowie Grenzen des FST. Rückblickend evaluiert M.A.Metzger auch über Erfolge und Schwierigkeiten bei der Umsetzung des FST im Studienverlauf (S.203ff). +
  
  
 +M.A.Metzger entscheidet sich, aufbauend auf genannten theoretischen Vorannahmen, für die Verwendung des FST. Dieses Forschungsprogramm wurde für die Erforschung von ST entwickelt, weshalb es automatisch geeignet für den Forschungszweck scheint. Es erfolgt also eine sehr kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Forschungsdiskurs und Forschungsmethoden, die LS über die Einnahme einer Außenperspektive ermitteln. Eine Entscheidungsbegründung mit eventueller Auflistung von alternativen Methoden gegenüber dem FST findet jedoch nicht statt. Die Entwicklung einer eigenen Methodik lehnt M.A.Metzger gänzlich ab (S. 90). Das FST wird von M.A.Metzger mehrmals modifiziert und so den Umständen der Studie angepasst (s. Methodisches Vorgehen). Auch erfolgt eine Diskussion über Vor- und Nachteile sowie Grenzen des FST. Rückblickend evaluiert M.A.Metzger auch über Erfolge und Schwierigkeiten bei der Umsetzung des FST im Studienverlauf (S.203ff).
  
 **Forschungsausschnitt, Fragestellung** **Forschungsausschnitt, Fragestellung**
  
 +M.A.Metzger formuliert folgende Fragestellung: "Wie sind subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten von potentiell betroffenen Schülerinnen und Schülern beschaffen?" (S.52).
  
  
-M.A.Metzger formuliert folgende Fragestellung: "Wie sind subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten von potentiell betroffenen Schülerinnen und Schülern beschaffen?" (S.52). +Als Forschungsausschnitt wählt M.A.Metzger hierfür den Bereich des schulischen Lernens. Unausgesprochen bleibt, was unter schulischem Lernen verstanden wird, sodass die Vermutung der impliziten Gleichsetzung schulischen Lernens mit formalem Lernen nahe liegt. Den Fokus auf das schulische Lernen begründet er mit der hohen Wahrscheinlichkeit in der Schule "Expertenfür LS anzutreffen (S.51). Der Verzicht auf andere Forschungsfelder wie z.B. der "außerschulischen" Bildung, Prozesse des non-formalen und informellen Lernens oder LS in anderen Altersgruppen wird von M.A.Metzger nur verkürzt angesprochen. Gerade weil in den einleitenden Kapiteln argumentiert wird, Lernschwierigkeiten seien von Leistungsschwierigkeiten zu trennen und beeinflussten den Menschen ganzheitlich, ist die einfache Begründung "Experten" in Schulen antreffen zu können, jedoch nicht vollständig überzeugend.
  
  
-Als Forschungsausschnitt wählt M.A.Metzger hierfür den Bereich des schulischen Lernens. Unausgesprochen bleibt, was unter schulischem Lernen verstanden wird, sodass die Vermutung  der impliziten Gleichsetzung schulischen Lernens mit formalem Lernen nahe liegtDen Fokus auf das schulische Lernen begründet M.A.Metzger mit der hohen Wahrscheinlichkeit in der Schule "Experten" für Lernschwierigkeit anzutreffen (S.51). Der Verzicht auf andere Forschungsfelder wie z.B. der "außerschulischen" BildungProzesse des non-formalen und informellen Lernens oder Bereiche der Lernschwierigkeiten in anderen Altersgruppen wird von M.A.Metzger nur verkürzt angesprochen (Quelle). Gerade weil in den einleitenden Kapiteln argumentiert wird, Lernschwierigkeiten seien von Leistungsschwierigkeiten zu trennen und beeinflussten den Menschen ganzheitlich, ist die einfache Begründung "Experten" in Schulen antreffen zu können, jedoch nicht vollständig überzeugend.  +Als Forschungsdesign ist sowohl eine Vergleichsstudie als auch eine Momentaufnahme zu erkennenEine Vergleichsstudie wird deutlichda die ST miteinander verglichen werden. „Häufig wird jedoch nicht der einzelne Fall [...] untersucht, sondern eine Vielzahl von Fällen in Hinblick auf bestimmte Ausschnitte. So werden etwa spezifische Inhalte des Expertenwissens mehrerer Personen verglichen“ (Flick (2009): S.83). Für eine Momentaufnahme deutet auch das Vergleichen der erhobenen Interviews hin. 
 +„Verschiedene Ausprägungen des Expertenwissens, das in einem Feld zum Zeitpunkt der Forschung existiertwerden in Interviews erhoben und miteinander verglichen" (ebdS.84f).
  
-Als Forschungsdesign ist sowohl eine Vergleichstudie als auch eine Momentaufnahme zu erkennen. Eine Vergleichsstudie wird deutlich, da die Interviews miteinander verglichen werden. „Häufig wird jedoch nicht der einzelne Fall, in seiner Komplexität und als Ganzes untersucht, sondern eine Vielzahl von Fällen in Hinblick auf bestimmte AusschnitteSo werden etwa spezifische Inhalte des Expertenwissens mehrerer Personen verglichen“ (Flick  2009: S.83). Für eine Momentaufnahme deutet auch das Vergleichen der erhobenen Interviews hin. +Es handelt sich bei dieser Studie um eine qualitative Studie, da das Verständnis der subjektiven Verhältnisse im Mittelpunkt stehtEs kann also nur ein Ergebnis erzielt werden, wenn „Experten“ über LS einbezogen werden (S.56).
- „Verschiedene Ausprägungen des Expertenwissens, das in einem Feld zum Zeitpunkt der Forschung existiert, werden in Interviews erhoben und miteinander verglichen'' (Flick2009: S.84f).+
  
  
-Es  handelt sich bei dieser Studie um eine qualitative Studie, da das  Verständnis der subjektiven Verhältnisse im Mittelpunkt steht. Es kann  also nur ein Ergebnis erziehlt werden, wenn von  Lernschwierigkeiten betroffene Schüler(innen) einbezogen werden (vgl.S.  56). +**Annäherung an das Feld**
  
 +M.A.Metzger begründet zu Beginn, dass er die 25 Schüler der FESZ ausgewählt hat, aufgrund der „vielfältigen Erfahrungen mit dem schulischen Lernen und dessen Erschwernissen'', die sie schon besitzen (S.94). Außerdem spezifiziert er, es müssten Forschungspartner ohne diagnostische LS herangezogen werden, da solche mit attestierten LS Gefahr liefen "von Dritten erarbeitete und in der Zwischenzeit internalisierte Erklärungsmuster [zu] reproduzieren" (S.51). Dennoch kann im Umkehrschluss nicht davon ausgegangen werden, dass die Schülerinnen und Schüler mit "unauffälligem" Lernverhalten unbeeinflusst von solchen Erklärungsmustern sind.
  
  
 +Das Annähern an das Forschungsfeld fand mit Hilfe eines Referats statt. Hierbei wurden die Untersuchung und der methodisch-theoretische Hintergrund erläutert. Das zeigt, dass Metzger versucht sein Vorgehen transparent zu gestalten. Die freiwillige Teilnahme sichert, dass nur motivierte Schülerinnen und Schüler interviewt werden, was in einer Qualitativen Studie wichtig ist. Meldet sich nur eine bestimmte Gruppe von Schüler(innen) kann dies andererseits zu Verzerrungen führen. Zwar geht dadurch nicht - wie bei einer quantitativen Studie - die Repräsentativität verloren, die mögliche Selektierung sollte dennoch mehr beachtet werden.
 +Die FP und deren Eltern mussten eine Einverständniserklärung unterzeichnen, um endgültig in die Untersuchung aufgenommen zu werden (S.96).
 +Des weiteren handelt M.A.Metzger nach dem Prinzip der Offenheit, indem er die Probanden als „selbstreflexive Experten und Expertinnen im Bereich des erschwerten Lernens“ (S.71) betrachtet und sie aktiv in den Forschungsprozess einbezieht (S.56). Die Schüler(innen) werden als „Forschungspartner“ beschrieben, was sie in ihrer Rolle mit dem Forscher auf eine Ebene stellt. Somit können sie sich in ihrer Autonomie bestärkt fühlen wodurch ein gewisses Vertrauen entsteht.
  
 +**Methodisches Vorgehen**
  
-**Sammlung der Daten**+Menschen sprechen nicht gerne – vor allem nicht mit Fremden – über Schwächen. Der offene Umgang mit LS ist gerade im Schulkontext für Schüler(innen) nicht selbstverständlich. M.A.Metzger versucht mittels des "Forschungsprogramm Subjektive Theorien" nach Groeben einen Zugang zu den Schüler(innen) zu finden.
  
-Menschen  sprechen nicht gerne – vorallem nicht mit Fremden – über ihre  Schwächen. Der offene Umgang mit Lernschwierigkeiten ist gerade im  Schulkontext für Schüler(innen) nicht selbstverständlich. M.A.Metzger  versucht mittels des "Forschungsprogramm Subjektive Theorien" nach  Groeben einen Zugang zu den Schüler(innen) zu finden. 
  
 +Die Daten zu den ST der Schüler(innen) ermittelt M.A.Metzger in zwei Schritten.
  
-Die Daten zu den subjektiven Theorien der Schülerinnen und Schüler ermittelt Metzger in zwei Schritten.+In der ersten Sitzung erfolgte die Erfassung der Theorie-Inhalte durch ein halb-strukturiertes Interview (Flick (2005) S.84). Ein Leitfadeninterview ist eine gängige Methode ST zu erfassen. 
 +Diese Form des Leitfadeninterviews zählt zu den rekonstruktiven Verfahren, da „der zu untersuchende Sachverhalt in der Erhebungssituation ein zweites Mal rekonstruiert wird“ (Flick (1995) S.156). 
 +Der Forscher stellt vorformulierte Fragen und richtet sich nach einem Interviewleitfaden. Die interviewte Person kann sich frei zu den Fragen äußern, durch die Vorformulierung schränkt der Forscher aber auch den Gegenstandsbereich ein. Das Leitfadeninterview bietet eine Form der Standardisierung, was den Vergleich der Interviews erleichtert (S.76).  
 +Hieran lässt sich sowohl eine Vergleichsstudie als auch eine Momentaufnahme als Forschungsdesign erkennen, da die Antworten der Interviewten miteinander verglichen werden (Flick (2005):S.83). Die Interviews wurden auf Tonträgern aufgenommen, dadurch konnte eine kommentierte Transkription nach den Vorgaben der Ulmer Textbank durchgeführt werden (S. 71). An dieser Stelle ist es jedoch möglich, dass durch subjektive Einflüsse des Forschers Verfälschungen entstehen können, indem er das Gesagte fehlerhaft interpretiert. Anschließend wurden die wichtigsten subjektiven Begriffe und Konzepte der Aufnahmen auf Kärtchen notiert
  
  
-In der ersten Sitzung erfolgte die Erfassung der Theorie-Inhalte durch ein halbstrukturiertes Interview (vglFlick  S.84). Ein Leitfadeninterview ist eine gängine Methode subjektive Theorien zu erfassen.  +In der zweiten Sitzung, dem Dialogisch-hermeneutischen Teil wird die Heidelberger Strktur-Lege-Technik beziehungsweise deren alltagssprachlische Anwendung eingesetztHierbei weicht Metzger von der eigentlichen SLT abbei der das Erkenntnisobjekt selbstständig Lösungen entwickelt und das Erkenntnissubjekt lediglich Bemerkungen einbringt (S.205). Die Modifikation der SLT zeigtdass Metzger versucht das Verfahren dem Gegenstand anzupassenDie Alltagssprache soll einer eventuellen Überforderung der Schüler(innen) durch abstrakte wissenschaftliche Sprache vorbeugen (S.204). In Zusammenarbeit - und nur wenn zwischen beiden ein Konsens besteht - wird die Theorie des Schülers/der Schülerin anhand der Kärtchen visualisiert. Die Notwendigkeit des Konsens hat zwei Vorteile: Seitens des FP führt es zu argumentativen und reflexiven Abwägen der impliziten Theorie und hilft bei der Strukturierung der eigenen GedankenSeitens des Forschers sichert es, dass dieser implizite Zusammenhänge und Strukturen des Forschungsobjektes nachvollziehen kannDurch die Veränderung der Methode können Verständinisprobleme verringert werden (vglS.72).
-Diese Form des Leitfadeninterviews zählt zu den rekonstruktiven Verfahrenda „der zu untersuchende Sachverhalt in der Erhebungssituation ein zweites Mal rekonstruiert wird“ (Flick 1995 S.156)+
-Der Forscher stellt vorformulierte Fragen und richtet sich nach einem Interviewleitfaden. Die interviewte Person kann sich frei zu den Fragen äußerndurch die Vorformulierung schränkt der Forscher aber auch den Gegenstandsbereich einDas Leitfadeninterview bietet eine Form der  Standardisierung, wodurch die  Möglichkeit entsteht die Interviews  miteinander zu vergleichen (S.76). Hieran  lässt sich sowohl eine Vergleichstudie als auf eine Momentaufnahme als Forschungsdesign erkennen, da die Antworten der  Interviews miteinander verglichen werden  (vglFlick S.83).  Die  Interviews wurden auf Tonträgern aufgenommen,  dadurch konnte eine kommentierte Transkription nach den Vorgaben der Ulmer Textbank  durchgeführt  werden  (vglS. 71). An dieser Stelle ist es jedoch möglich, dass durch subjektive Einflüsse des Forschers Verzerrungen bzw. Vefälschungen entstehen können, indem er das Gesagte fehlerhaft interpretiertAnschließend wurden die wichtigsten subjektiven Begriffe und Konzepte der Aufnahmen auf Kärtchen notiertDas zeigt eine  Reduzierung der Daten auf das Essenzielle.+
  
-In der  zweiten Sitzung, dem Dialogisch-hermeneutischen Teil wird die  Heidelberger  Strktur-Lege-Technik beziehungsweise  deren alltagssprachliche Anwendung eingesetzt. Hierbei weicht  Metzger von der eigentlichen  SLT ab, bei der das  Erkenntnisobjekt selbstständig Lösungen entwickelt und das  Erkenntnissubjekt lediglich Bemerkungen einbringt (S.205).Das Abweichen der eigentlichen Struktur-Lege-Technik zeigt, dass Metzger vesucht das Verfahren der Datensammlung dem Gegenstand anzupassen. Die  Alltagssprache soll einer eventuellen Überforderung der Schüler/innen  durch abstrakte wissenschaftliche Sprache vorbeugen (S.204). In Zusammenarbeit - und nur wenn zwischen beiden ein Konsens besteht - wird die Theorie des Schülers/der Schülerin anhand der Kärtchen visualisiert. Die  Notwendigkeit des Konsens hat zwei Vorteile: Seitens des  Forschungspartners führt es zu argumentativen und reflexiven Abwägen der  impliziten Theorie und hilft bei der Strukturierung der eigenen  Gedanken. Seitens des Forschers sichert es, dass dieser implizite Zusammenhänge und Strukturen des Forschungsobjektes nachvollziehen kann. Durch die Veränderung der Methode können Verständinisprobleme verringert werden (vgl. S.72). +**Interpretation der Daten**
  
 +M.A.Metzger reduziert die Inhalte der Interviews indem er Kategorien erstellt. Die Aussagen bilden die Grundlage für die Kategorienbildung. Die Strukturen der ST aus der zweiten Sitzung verallgemeinert er zu einer Modalstruktur. Ziel dieser Arbeit ist die Erarbeitung einer allgemeinen Theorie über LS. M.A.Metzger konzentriert sich zu Beginn auf jeden einzelnen Fall in seiner Individualität. Da aber die Theoriegenese im Vordergrund steht, löst er durch die Reduktion die Aussagen der Individuen aus ihrem Kontext, abstrahiert sie und führt alle Aussagen zu einer allgemeinen Theorie zusammen (vgl. Flick(1991): S.163).
 +In der Studie sagt M.A.Metzger nur, dass er das Transkribtionssystem nach Mergenthaler anwendet (S.71). Zumindest die Erstellung der Kategorien für die SLT ist nicht transparent.  Auf die Beteiligung anderer Personen an dem Trankskriptionsprozess geht M.A.Metzger nicht ein, was seltsam wirkt, da mindestens der "stille Beobachter" (S.178) in irgendeiner Form in den Forschungsprozess integriert war. 
  
  
  
 +**Geltungsbegründung**
  
-**Interpretation der Daten**+Das FST gleicht die Dialektik von Authentizität und Strukturierung gut aus. Der methodische Aufbau ermöglicht M.A.Metzger sich während den Sitzung in die Gedankenwelt der FP hinein zu versetzen und LS aus deren Perspektiven zu erfassen. Durch die zeitliche Trennung der Sitzungen können die Schüler(innen) ihre Sichtweise reflektieren und zu weiteren Erkenntnissen gelangen, was die Rekonstruktion der Lerntheorien in der zweiten Sitzung noch authentischer macht. Außerdem erhält der Forscher Zeit, um die Interviews der ersten Sitzung distanziert zu betrachten und für die SLT der zweiten Sitzung zu kategorisieren. 
 +Durch die Dialog-Konsens-Methode der zweiten Sitzung und die Gruppendiskussion der dritten Sitzung wird die Auswertung der Interviews und die Erstellung der Modalstruktur kommunikativ Validiert. Auf eine vorgesehene explanative Validierung verzichtet M.A.Metzger begründet.
  
-M.A.Metzger reduziert die Inhalte der Interviews indem er Kategorien erstellt. Die Aussagen bilden die Grundlage für die Kategorienbildung. Die Strukturen der ST aus der zweiten Sitzung verallgemeinert er zu einer Modalstruktur. Ziel dieser Arbeit ist die Erarbeitung einer allgemeinen Theorie über LS. M.A.Metzger konzentriert sich zu Beginn auf jeden einzelnen Fall in seiner Individualität. Da aber die Theoriegenese im Vordergrund steht, löst er durch die Reduktion die Aussagen der Individuen aus ihrem Kontext, abstrahiert sie und führt alle Aussagen zu einer allgemeinen Theorie zusammen (vgl. Flick(1991): S.163). 
-In der Studie sagt M.A.Metzger nur, dass er das Transkribtionssystem nach Mergenthaler anwendet (S.71). Zumindest die Erstellung der Kategorien für die SLT ist nicht transparent.  Auf die Beteiligung anderer Personen an dem Trankskriptionsprozess geht M.A.Metzger nicht ein, was seltsam wirkt, da mindestens der "stille Beobachter" (S.178) in irgendeiner Form in den Forschungsprozess integriert war.  
  
  
 +**Forschung als Diskurs**
  
 +Die fertige Modalstruktur präsentiert M.A.Metzger in einer dritten Sitzung der Gruppe. Die Diskussion über das Studienergebnis wird von einer passiven Person protokolliert. Die Gruppendiskussion bietet M.A.Metzger die Möglichkeit der kommunikativen Validierung der Modalstruktur sowie der Klärung noch offener Fragen (S.206). Er räumt allerdings ein, dass die Klärung, vermutlich aufgrund von Hemmungen der FP untereinander über LS zu sprechen, scheiterte.
 +Als Nebenziel des Forschungsprozesses war eine Steigerung der Selbstreflexion sowie ein erhöhtes Bewusstsein der FP über eigene LS angesetzt, was nach M.A.Metzger auch erfüllt wurde (S.207).
  
  
 +**Fazit**
  
- **Forschung als Diskurs**+Metzger arbeitet aus der Studie heraus, dass Schüler(innen) fähig sind eigene Erklärungen und Lösungsansätze für ihre LS zu entwickeln. 
 +Es ist hierbei von enormer Bedeutung, dass außenstehende Personen – wie etwa Lehrer - auf jeden Schüler(in) individuell eingeht und auf dessen/deren subjektive Lernwirklichkeit zu verstehen versucht. Mit Hilfe dieser Voraussetzung wäre es möglich gemeinsam und konstruktiv einen Lösungsweg gegen LS zu entwickeln. Versucht die außenstehende Person die LS von Schülern eigenmächtig zu analysieren, ohne dessen / deren subjektive Perspektive einzubeziehen, so wird das - nach M.A.Metzger - nicht funktionieren, sondern eher auf die Verweigerung des Schülers/der Schülerin hinauslaufen.
  
-Die fertige Modalstruktur präsentiert M.A.Metzger der Gruppe und stellt sie zur Diskussion. Die Diskussion über das Studienergebnis wird von einer passiven Person protokolliert. Die Gruppendiskussion bietet M.A.Metzger die Möglichkeit einer zweiten kommunikativen Validierung, diesmal an der Modalstruktur sowie der Klärung noch offener Fragen (S.206). Er räumt allerdings ein, dass dies, vermutlich aufgrund von Hemmungen der FP untereinander über LS zu sprechen, scheiterte +Die Unterstützung von Schülern mit ihren LS gehört zu den wichtigsten Aufgaben von LehrpersonenDie genannten Erkenntnisse der Studie bilden somit einen wichtigen Beitrag für die pädagogische Arbeit.
-Als Nebenziel des Forschungsprozesses war eine Steigerung der Selbstreflektion sowie ein erhöhtes Bewusstsein der FP über eigene LS angesetzt, was nach M.A.Metzger auch erfüllt wurde (S.207).+
  
 +**Literatur**
  
 +Christmann, Ursula; Groeben, Norbert; Schreier, Margrit: Subjektive Theorien - Rekonstruktion und Dialog-Konsens. In: SPIEL. Siegener Periodicum zur Internationalen Empirischen Literaturwissenschaft. Jg.18 (1999) Heft1. Frankfurt a.M; Berlin; Bern; Bruxelles; New York; Wien: Peter Lang
  
-**Fazit** 
  
-Metzger arbeitet aus seiner Studie herausdass Schülerinnen und Schüler fähig sind eigene Erklärungen und Lösungsansätze für ihre Lernschwierigkeiten zu entwickeln. +FlickUwe: SozialforschungMethoden und AnwendungenEin Überblick über die BAStudiengängeReinbek2009 
-Es ist hierbei von enormer Bedeutung, dass die außenstehende Person  auf jeden Schüler individuell eingeht und somit deren subjektive Lernwirklichkeit zu verstehen versuchtMit Hilfe dieser Vorraussetzung wäre es möglich gemeinsam einen Lösungsweg gegen die Lernschwierigkeiten zu entwickeln. Versucht die ausenstehende Person -etwa ein Lehrer - die Lernschwierigkeiten eines Schülers eigenmächtig zu analysieren, ohne dessen / deren subjektive Perspektive einzubeziehen, so wird das - nach M.A.Metzger nicht funktionieren, sondern eher auf die Verweigerung des Schülers hinauslaufen.+
  
-Die Unterstützung von Schülern mit ihren Lernschwierigkeiten gehört zu den wichtigsten Aufgaben von LehrpersonenDie genannten Erkenntnisse der Studie bilden somit einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft in der wir leben+ 
 +Flick, Uwe: Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. In: Flick, Uwe (Ed.) ; Kardoff, Ernst von (Ed.) ; Keupp, Heiner (Ed.) ; 
 +Rosenstiel, Lutz von (Ed.) ; Wolff, Stephan(Ed.): Handbuch qualitative Sozialforschung : Grundlagen, Konzepte, Methoden und 
 +Anwendungen. München : Beltz - Psychologie Verl. Union, 1991. S.148-492. 
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 +Metzger, Marius A.: Subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten. Zur Innensicht des erschwerten Lernens. DissertationUniversität Zürich 2006  
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 +**Abkürzungen** 
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 +FP = Forschungspartner 
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 +FST = Forschungsprogramm Subjektive Theorien 
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 +LS = Lernschwierigkeit(en) 
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 +SLT = Struktur-Lege-Technik 
 + 
 +ST = Subjektive Theorie
  
  
-**Annäherung an das Feld** 
  
  
-M.A.Metzger begründet zu Beginn, dass er die 25 Schüler  der 'Freien Evangelischen Schule Zürich (FESZ)' ausgewählt hat, aufgrund der ´´vielfältigen Erfahrungen mit dem schulischen Lernen und dessen Erschwernissen'', die sie schon besitzen(vgl.S 94).Außerdem spezifiziert er, es müssten Forschungspartner ohne bekannte  Lernschwierigkeiten für die Studie herangezogen werden, da solche mit    attestierten Lernschwierigkeiten Gefahr liefen "von Dritten  erarbeitete   und in der Zwischenzeit internalisierte Erklärungsmuster  [zu]   reproduzieren" (s. S.51). Dennoch kann im Umkehrschluss nicht  davon   ausgegangen werden, dass die Schülerinnen und Schüler mit  "unauffälligem" Lernverhalten unbeeinflusst von solchen   Erklärungsmusstern sind. 
  
-Das Annähern an das Forschungsfeld fand mit Hilfe eines Referats statt . Hierbei wurden den beiden  Schulklassen die Untersuchung und der methodisch- theoretische  Hintergrund offengeleget und erläutert.Das zeigt, dass Metzger versucht sein Vorgehen transparent zu gestalten. Daraufhin konnten die Schülerinnen und Schüler  selbst entscheiden, ob sie an der Studie teilnehmen möchten (vgl.S 94).Die  freiwillige Teilnahme sichert, dass nur motivierte Schülerinnen und  Schüler interviewt werden, was in einer Qualitativen Studie wichtig ist.  Andererseits führt dies dazu , dass sich nur eine bestimmte Schülergruppe zu der Studie meldet (z.B. nur gute Schüler, weil die Schlechten Angst vor Stigmatisierung haben könnten). Zwar geht dadurch nicht - wie bei einer quantitativen Studie - die Repräsentativität verloren, die mögliche Selektierung durch die Freiwilligkeit sollte aber dennoch von Metzger stärker beachtet werden. 
- Die  potentiellen Forschungspartner und deren Eltern mussten eine  Einverständniserklärung unterzeichnen, um endgültig in die Untersuchung  aufgenommen zu werden (vgl. S.96). 
- Desweiteren handelt Metzger nach dem Prinzip der Offenheit, indem er die Probanden  als '' selbstreflexive Experten und Expertinnen im Bereich des erschwerten Lernens'' (vgl. S.71)betrachtet  und  sie aktiv in den Forschungsprozess mit einbezieht(vgl. S.56).Die Schülerinnen und Schüler werden  als''Forschungspartner'' beschrieben, was sie in ihrer Rolle mit dem  Forscher auf eine Ebene stellt.Somit können sie sich in ihrer Autonomie bestärkt fühlen wodurch ein gewisses Vertrauen entsteht . 
  
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