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lehre:sose2014:sozialwissmeth:analysen:tandem19

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77.11.213.5 [Verhältnis Theorie-Gegenstand]
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-===== Dritter Text: Endfassung ===== 
  
-Verhältnis Theorie- Gegenstand+=====Dritter Text: Endfassung=====
  
-Die vorliegende Dissertation „Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten“ entstand im Jahre 2002 in Bremen. Zur Erlangung der Doktorwürde, wurde sie von Magnus Prangenberg verfasst. Die Zielsetzung bestand darin, einen Einblick in Lebensläufe von Kindern zu bekommen, deren Eltern als geistig behindert gelten. Die Studie wird nach den Stationen des qualitativen Forschungsprozesses nach Flick analysiert (Flick 1995). Der Autor bezieht sich explizit auf theoretische Vorannahmen von bisherigen Studien: „dann waren sie sauer auf mich, dass ich das Kind haben wollte…“ – Eine Untersuchung zur Lebenssituation geistig behinderter Menschen mit Kindern in der BRD von Pixa-Kettner, Bargfrede und Blanken (1995 und 1996a). 
-Fragestellung, Forschungsperspektiven 
  
-Aus Sicht des Autors ist die Lebenssituation von Kindern geistig behinderter Eltern im deutschsprachigen Raum noch nahezu unbekannt. Daraus ergibt sich ihm die Leitfrage „Wie habt ihr eure Kindheit als Kinder geistig behinderter Eltern erfahren?“ Desweiteren beschreibt er realitätsferne Vorstellungen über Familien mit geistig behinderten Eltern, wie z.B. dass sie nicht in der Lage seien, Eltern zu sein, dass sie ihre Kinder vernachlässigen, misshandeln oder dass ihre Kinder ebenfalls behindert seien. Um mit diesen Mythen und Vorurteilen aufzuräumen, stellte Prangenberg Kinder geistig behinderter Eltern als Experten ihrer eigenen Lebensgeschichte in den Mittelpunkt (vgl. Prangenberg, S. 16). +====Verhältnis Theorie- Gegenstand====
-Annäherung ans Feld+
  
-Der Autor beschreibt es als schwierig, Kontakt zu (erwachsenen) Kindern geistig behinderter Eltern aufzunehmen, da diese nicht aktenkundig seienAus diesem Grund erstellt er einen Fragebogenwelcher bundesweit Einrichtungen und Dienste für Menschen mit geistiger Behinderung erreicht (vgl. Prangenberg, S120). Zusätzlich soll der Fragebogen dem Gewinn einer Kontaktperson dienendie notwenige Vorinformationen liefertGesprächsbereitschaft und Rahmenbedingungen abklärt sowie datenschutzrechtliche Bestimmungen vermittelt (vgl. Prangenberg, S. 120 ff.) Prangenberg hebt die Entscheidun als sinnvoll hervor, dass die Kinder über ihre Eltern ausfindig gemacht werden sollen, anstatt z.B. über das Schneeballsystem Befragungungspartner zu finden (vgl. Prangenberg, S. 120). Dies bedeutet, sich von einem Untersuchungsteilnehmer zum nächsten durch zu fragen. Die Repräsentativität ist jedoch eher geringzumal dieses Verfahren häufiger in der quantitativstandardisierten Forschung angewendet wird (vgl. Flick 2009, S. 92-96). +Die vorliegende Dissertation „Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten“ entstand im Jahre 2002 in BremenZur Erlangung der Doktorwürdewurde sie von Magnus Prangenberg verfasstDie Zielsetzung bestand darineinen Einblick in Lebensläufe von Kindern zu bekommenderen Eltern als geistig behindert geltenDie Studie wird nach den Stationen des qualitativen Forschungsprozesses nach Flick analysiert (Flick 1995). Der Autor bezieht sich explizit auf theoretische Vorannahmen von bisherigen Studien: „dann waren sie sauer auf michdass ich das Kind haben wollte…“ – Eine Untersuchung zur Lebenssituation geistig behinderter Menschen mit Kindern in der BRD von Pixa-Kettner, Bargfrede und Blanken (1995 und 1996a).
-Sammlung der Daten+
  
-Bei der Studie von Prangenberg handelt es sich um verbale Datendie in Form von narrativen und leitfadenorientierten Elementen in Interviewform erhoben wurden. Die Wahl der Befragungstechnik beschreibt der Autor sehr ausführlich, indem er die zwei gängigsten Verfahren der qualitativen Sozialforschung gegeneinander abwägt und bewertet. Die spezielle Form begründet der Autor mit der Kombination der Offenheit des narrativen Interviews und der notwenigen Orientierung an einem Leitfaden (vgl. Prangenberg, S. 124). Hier ist kritisch anzumerken, dass er andere Verfahren fast völlig außer Acht lässt. Er entscheidet sich anschließend für eine Mischform aus den zwei populärsten Methoden und begründet dies im Nachhinein mit einem dialogischen Verhältnis von Fragendem und Befragten sowie einer geringen Strukturierung des Interviewplans (Prangenberg S. 121; S. 146). Er selbst benennt seine Vorgehnsweise “leitfadenorientierte Befragung mit Freiraum für narrative Sequenzen” (vgl. Prangenberg, S. 123). Das verwendete Verfahren wird rekonstruktiv eingeordnet, da es sich um Interviews handelt und der zu untersuchende Sachverhalt re-konstruiert wird (vgl. Flick, 1995, S. 156). Prangenberg gibt den Leitfaden für das Interview selbst vor. Er strukturiert weiterhin nur durch das Subjekt, dessen zentrale Aufgabe darin besteht, zu erzählen. Störungen sollen dabei unterbunden werden (vgl. Flick 1995, S. 157). Seinen ersten Interviewleitfaden gestaltet er auf Grundlage der Themenauswahl von Pixa-Kettner et al. und geht in diesem Zusammenhang genauer auf einige Themenbereiche ein, wie beispielsweise “Deutung des Selbst”, “Eltern” oder “Institution/Betreuungspersonal” (vgl. Prangenberg,S. 125). Spezifische Verzerrungen werden nicht reflektiert. +====FragestellungForschungsperspektiven====
-Fixierung der Daten+
  
-Die Interviews wurden auf Tonband gesichert, Interviewprotokolle bzw. Feldnotizen wurden erstellt (vgl. Prangenberg, S. 126-127). Diese dienen u.a. dazu, erste Hypothesen aufzustellen, statistische Daten und eigene Empfindungen festzuhalten sowie die Lebensgeschichte der Befragten in Stichpunkten zu fixieren (vglPrangenberg, S. 127). In diesem Kontext merkt der Forscher an, dass diese Protokolle mit Bedacht in die Auswertung fließen sollten. Er bezieht sich hierbei auf Schmidt (1997, 558), die anmerkte, […]dass es sich hier meist um subjektive Eindrücke handelt, die nicht systematisch aufgezeichnet sind” (vgl. Prangenberg, S. 127). Anschließend unterzog der Autor die Tonbandaufnahmen einer vollständigen Transkription. Hierbei erwähnt er explizit, dass er diesen Schritt der Verschriftung selbstständig durchgeführt hat. Dies zog einige postive Aspekte mit sich, wie z.B. einen optimierten Kenntnisstand über die Lebensgeschichten durch intensives Anhören des Datenmaterials (vgl. PrangenbergS. 127). Prangenbergs Transkription zielt auf ein Höchstmaß an Genauigkeit ab, da sich jedes “äh” und “hm” im Skript wieder finden soll (S. 128, vgl. Flick 1995, S. 161). Hier ist allerdings auf die von Flick beschriebene “Sparsamkeitsregel” zu verweisendie besagt“[…]dass der Forscher nur so viel aufzeichnen solltewie er zur Beantwortung seiner Fragestellung unbedingt braucht” (vgl. Flick 1995, S. 161). Hier gilt es zu hinterfragen, ob der Autor seiner Zielsetzung den Text lesbar zu gestalten, durch diesen Anspruch auf Genauigkeit (parasprachliche, nonverbale Zeichen, grammatikalische Fehler, Dialekt) gerecht wird. +Aus Sicht des Autors ist die Lebenssituation von Kindern geistig behinderter Eltern im deutschsprachigen Raum noch nahezu unbekanntDaraus ergibt sich ihm die Leitfrage „Wie habt ihr eure Kindheit als Kinder geistig behinderter Eltern erfahren?“ Desweiteren beschreibt er realitätsferne Vorstellungen über Familien mit geistig behinderten Eltern, wie z.B. dass sie nicht in der Lage seienEltern zu seindass sie ihre Kinder vernachlässigenmisshandeln oder dass ihre Kinder ebenfalls behindert seien. Um mit diesen Mythen und Vorurteilen aufzuräumenstellte Prangenberg Kinder geistig behinderter Eltern als Experten ihrer eigenen Lebensgeschichte in den Mittelpunkt (vgl. Prangenberg, S. 16).
-Interpretation der Daten+
  
-Für die Interpretation der Daten sieht Prangenberg eine intuitive Deutung als geeignet an, hierbei geht es um die Methode des Sinnverstehens. Zentral ist das Verständnis für Gesagtes und Gemeintes sowie deckungsungleiche Aussagen zu sammeln und zu überprüfen. In den Blickwinkel der Biographien geraten für ihn einerseits das Interesse gegenüber typischer Themen, Vorkommnisse oder Personen, andererseits auch die Ausgestaltung der jeweiligen Lebensläufe. Demnach trifft Prangenberg die Entscheidung, das Material auf zwei unterschiedliche Herangehensweisen auszuwerten. Die Wahl fiel dabei auf eine themenorientierte Auswertung und die Interpretation der Einzelfälle in ihrer Gesamtheit (vgl. Prangenberg, S.130). Das Ziel der themenorientierten Auswertung liegt darin, anhand von Transkripten, Memos, Interviewprotokollen sowie Interviewleitfäden Themen und Subthemen zu entwickeln, welche anschließend die Lebensgeschichten der Kinder charakterisieren und beschreiben. Von Vorteil ist die Offeneheit qualitativer Sozialforschung gegenüber des Untersuchungsgegenstandes sowie, dass die Auswertung in keiner Abhängig zu der Qualität der narrativen Fähigkeiten der Interviewten steht. Um das Material technisch aufzuarbeiten, erstellte Prangenberg ein Auswertungsverfahren zur qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring, mit dem Ziel inhaltlich zu reduzieren, aber dennoch nichts an Qualität einzubüßen (vgl. Prangenberg, S.131) . „Gleiche und ähnliche Aussagen werden zusammengefasst, ein Deutungsmuster, eine Kernvariable wird als wesentlich herausagearbeitet“ (Flick, 1995, S.165). Hinsichtlich der zweiten methodischen Herangehensweise, die Interpretation der Einzelfälle in ihrer Gesamtheit, orientiert sich Prangenberg an Südmersen (1983), Riemann (1987) und Ehrig (1996). Das Ziel obliegt der Achtung der Gesamtgestaltung, dem Herausarbeiten eines roten Fadens und der Analyse von Handlungsmustern der Lebensgeschichten. Insgesamt interviewte er 16 Kinder, wovon 15 Interviews verwendet werden konnten (vgl. Prangenberg, S.145). +====Annäherung ans Feld====
-Geltungsbegründung+
  
-Prangenberg sieht seine Dissertation als eine Anschlussuntersuchung an die Studie von Pixa- KettnerBargfrede und Blanken (1995 und 1996a), worin erstmalig Einblicke in Familien, in denen die Eltern eine geistige Behinderung aufwiesengeschaffen wurdenDes Weiteren bietet die Diskussion über die Sexualität von Menschen mit einer geistigen Behinderung einen Bezugsrahmen hinsichtlich seiner Forschungda dort seines Erachtens nach der Ursprung einer möglichen Elternschaft liegt (vgl. Prangenberg, S. 21)Andere Anknüpfungspunkte bezieht er aus der deutschsprachigen als auch der internationalen Literaturwobei er diese als notdürftig beschreibtwas an dem bisher niedrigen Erkenntnisgewinn über dieses Forschungsfeld liegtTransparenz bringt seine Disseration vor allem im Hinblick auf die ausführlich dargestellten Interviews sowie die hierfür gewählten Methoden mit sich, welche Vorund Nachteile im Voraus angemessen erläutert und geprüft wurden. +Der Autor beschreibt es als schwierigKontakt zu (erwachsenenKindern geistig behinderter Eltern aufzunehmenda diese nicht aktenkundig seienAus diesem Grund erstellt er einen Fragebogen, welcher bundesweit Einrichtungen und Dienste für Menschen mit geistiger Behinderung erreicht (vgl. PrangenbergS. 120). Zusätzlich sollte der Fragebogen dem Gewinn einer Kontaktperson dienen, die notwenige Vorinformationen liefert, Gesprächsbereitschaft und Rahmenbedingungen abklärt sowie datenschutzrechtliche Bestimmungen vermittelt (vgl. Prangenberg, S. 120 ff.) Prangenberg hebt die Entscheidung als sinnvoll hervordass die Kinder über ihre Eltern ausfindig gemacht werden sollenanstatt z.B. über das Schneeballsystem Befragungungspartner zu finden (vglPrangenberg, S. 120). Dies bedeutet, sich von einem Untersuchungsteilnehmer zum nächsten durch zu fragen. Die Repräsentativität ist jedoch eher geringzumal dieses Verfahren häufiger in der quantitativstandardisierten Forschung angewendet wird (vgl. Flick 2009, S. 92-96).
-Forschung als Diskurs+
  
-Wie Prangenberg selbst anführt, begrenzen sich die neu gewonnenen Erkenntnisse auf nur eine kleine Zahl, davon zeichnet sich der Erfolg eher auf quantitativer Ebene ab (vgl. Prangenberg, S.328). Obwohl viele weiterführende Forschungsansätze formuliert werden, bleibt die Idee außer Acht, die von ihm erzielten Ergebnisse an die Befragten heran zu führen. +====Sammlung der Daten====
-Literatur+
  
-Prangenberg, Magnus 2002: Zur Lebenssituation von Kindernderen Eltern als geistig behindert geltenEine Exploration der Lebens- und Entwicklungsrealität anhand biografischer Interviews und Erörterung der internationalen FachliteraturBremen.+Bei der Studie von Prangenberg handelt es sich um verbale Datendie in Form von narrativen und leitfadenorientierten Elementen in Interviewform erhoben wurden. Die Wahl der Befragungstechnik beschreibt der Autor sehr ausführlichindem er die zwei gängigsten Verfahren der qualitativen Sozialforschung gegeneinander abwägt und bewertetDie spezielle Form begründet der Autor mit der Kombination der Offenheit des narrativen Interviews und der notwenigen Orientierung an einem Leitfaden (vgl. Prangenberg, S. 124). Hier ist kritisch anzumerken, dass er andere Verfahren fast völlig außer Acht lässt. Er entscheidet sich anschließend für eine Mischform aus den zwei populärsten Methoden und begründet dies im Nachhinein mit einem dialogischen Verhältnis von Fragendem und Befragten sowie einer geringen Strukturierung des Interviewplans (Prangenberg S. 121; S. 146). Er selbst benennt seine Vorgehnsweise “leitfadenorientierte Befragung mit Freiraum für narrative Sequenzen” (vgl. Prangenberg, S. 123). Das verwendete Verfahren wird rekonstruktiv eingeordnet, da es sich um Interviews handelt und der zu untersuchende Sachverhalt re-konstruiert wird (vgl. Flick, 1995, S. 156). Prangenberg gibt den Leitfaden für das Interview selbst vor. Er strukturiert weiterhin nur durch das Subjekt, dessen zentrale Aufgabe darin besteht, zu erzählen. Störungen sollen dabei unterbunden werden (vgl. Flick 1995, S. 157). Seinen ersten Interviewleitfaden gestaltet er auf Grundlage der Themenauswahl von Pixa-Kettner et al. und geht in diesem Zusammenhang genauer auf einige Themenbereiche ein, wie beispielsweise “Deutung des Selbst”, “Eltern” oder “Institution/Betreuungspersonal” (vgl. Prangenberg,S. 125)Spezifische Verzerrungen werden nicht reflektiert.
  
-Flick, Uwe 2009: Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. Hamburg: Rowohlt. S. 62-101.+====Fixierung der Daten====
  
-FlickUwe 1995: 5Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. S. 148-173+Die Interviews wurden auf Tonband gesichertInterviewprotokolle bzwFeldnotizen wurden erstellt (vglPrangenberg, S. 126-127). Diese dienen u.a. dazu, erste Hypothesen aufzustellen, statistische Daten und eigene Empfindungen festzuhalten sowie die Lebensgeschichte der Befragten in Stichpunkten zu fixieren (vgl. Prangenberg, S. 127). In diesem Kontext merkt der Forscher an, dass diese Protokolle mit Bedacht in die Auswertung fließen sollten. Er bezieht sich hierbei auf Schmidt (1997, 558), die anmerkte, “[…]dass es sich hier meist um subjektive Eindrücke handelt, die nicht systematisch aufgezeichnet sind” (vgl. Prangenberg, S. 127). Anschließend unterzog der Autor die Tonbandaufnahmen einer vollständigen Transkription. Hierbei erwähnt er explizit, dass er diesen Schritt der Verschriftung selbstständig durchgeführt hat. Dies zog einige postive Aspekte mit sich, wie z.B. einen optimierten Kenntnisstand über die Lebensgeschichten durch intensives Anhören des Datenmaterials (vgl. Prangenberg, S. 127). Prangenbergs Transkription zielt auf ein Höchstmaß an Genauigkeit ab, da sich jedes “äh” und “hm” im Skript wieder finden soll (S. 128, vgl. Flick 1995, S. 161). Hier ist allerdings auf die von Flick beschriebene “Sparsamkeitsregel” zu verweisen, die besagt, “[…]dass der Forscher nur so viel aufzeichnen sollte, wie er zur Beantwortung seiner Fragestellung unbedingt braucht” (vgl. Flick 1995, S. 161). Hier gilt es zu hinterfragen, ob der Autor seiner Zielsetzung den Text lesbar zu gestalten, durch diesen Anspruch auf Genauigkeit (parasprachliche, nonverbale Zeichen, grammatikalische Fehler, Dialekt) gerecht wird.
  
-====Verhältnis Theorie-Gegenstand==== 
  
-Der Untersuchungsgegenstand liegt darin, die Lebens- und Entwicklungssituation von Kindern kennen zu lernen, deren Eltern als geistig behindert gelten. Der Autor bezieht sich explizit auf theoretische Vorannahmen bezogen auf die Studie „Dann waren sie sauer auf mich, dass ich das Kind haben wollte…“ – Eine Untersuchung zur Lebenssituation geistig behinderter Menschen mit Kindern in der BRD von Pixa-Kettner, Bargfrede und Blanken (1995 und 1996a). 
  
-====Fragestellung, Forschungsperspektiven==== 
  
-Aus der Sicht des Autors ist die Lebenssituation von Kindern geistig behinderter Eltern im deutschsprachigen Raum noch nahezu unbekannt. Infolgedessen ergibt sich für den Autor die Leitfrage „Wie habt ihr eure Kindheit als Kinder geistig behinderter Eltern erfahren?“, auf welche die Arbeit Prangenbergs Bezug nimmt (vgl. Prangenberg 2002, S. 15). Um mit falschen Vorstellungen, Mythen und Vorurteilen über Kinder, deren Eltern als geistig behindert gelten aufzuräumen, formulierte Prangenberg den Leitsatz: „Ihr seid die Experten eurer eigenen Lebensgeschichte.“ (vgl. Prangenberg 2002, S. 16). In der Einleitung benennt Prangenberg weitere Leitfragen, die sich einerseits auf die Kinder selbst, zum anderen aber auch auf die als geistig behinderten Eltern beziehen (vgl. Prangenberg 2002, S. 19). Aufgrund der gewählten Leitfragen und der Festlegung auf bestimme Forschungsausschnitte des zu untersuchenden Feldes, ergibt sich die Forschungsperspektive Prangenbergs. Er wählt die retrospektive Deskription sozialen Handels und sozialer Milieus beziehungsweise unterschiedlicher Lebenswelten. Da unter anderem die Lebensläufe der Kinder ergründet werden sollen, handelt es sich folglich um eine Biografie- und Milieustudie, welche als Basisdesign gewählt wird (vgl. Prangenberg 2002, S. 19). Auch der Nachvollzug des subjektiv gemeinten Sinns als Forschungsperspektive lässt sich aufgrund der bereits erwähnten wünschenswerten Wiederlegung von Mythen und Vorurteilen erkennen (vgl. Flick 1995, S. 152-153).  
  
-====Annäherung ans Feld==== 
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-Der Autor beschreibt es als schwierig, Kontakt zu (erwachsenen) Kindern geistig behinderter Eltern aufzunehmen, da diese nicht aktenkundig seien. Aus diesem Grund beginnt er seine Annäherung an das Feld nicht direkt bei den Betroffenen, sondern mit einem Fragebogen an bundesweite Einrichtungen und Dienste für Menschen mit geistiger Behinderung (vgl. Prangenberg, S. 120). Dieser Fragebogen dient in erster Linie dem Auffinden der Kinder, sowie einer ersten Einschätzung der Mitarbeiter der Institutionen, ob eine Kontaktaufnahme überhaupt erwünscht bzw. möglich sei. Auch soll der Fragebogen dem Gewinn einer Kontaktperson dienen, die notwenige Vorinformationen liefert, Gesprächsbereitschaft und Rahmenbedingungen abklärt und datenschutzrechtliche Bestimmungen vermittelt (vgl. Prangenberg, S. 120 ff.) Prangenberg beschreibt weiterhin, dass es ihm sinnvoller erscheine, die Kinder durch die soeben beschriebene Methode ausfindig zu machen - nämlich über ihre Eltern -, als beispielsweise über das Schneeballsystem Befragungungspartner zu finden (vgl. Prangenberg, S. 120). Dies bedeutet, sich von einem Untersuchungsteilnehmer zum nächsten durch zu fragen. Hier ist die Repräsentativität jedoch eher gering, zumal dieses Verfahren eher in der quantitativ- standardisierten Forschung angewendet wird (vgl. Flick 2009, S. 92-96). 
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-====Sammlung der Daten==== 
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-Prangenberg verwendet für seine Studie verbale Daten, die in Form von narrativen und leitfadenorientierten Elementen in Interviewform erhoben wurden. Die Wahl der Befragungstechnik beschreibt der Autor sehr ausführlich, indem er die zwei gängigsten Verfahren der qualitativen Sozialforschung gegeneinander abwägt und evaluiert. Die spezielle Form begründet der Autor mit der Kombination der Offenheit des narrativen Interviews und der notwenigen Orientierung an einem Leitfaden (vgl. Prangenberg 2002, S. 124). Hier ist kritisch anzumerken, dass er andere Verfahren fast völlig außer Acht lässt. Er entscheidet sich anschließend für eine Mischform aus den zwei populärsten Methoden und begründet dies im Nachhinein mit einem dialogischen Verhältnis von Fragendem und Befragten sowie einer geringen Strukturierung des Interviewplans (Prangenberg 2002, S. 121; S. 146). Er selbst benennt seine Vorgehensweise “leitfadenorientierte Befragung mit Freiraum für narrative Sequenzen” (vgl. Prangenberg 2002, S. 123). Das verwendete Verfahren wird rekonstruktiv eingeordnet, da es sich um Interviews handelt und der zu untersuchende Sachverhalt re-konstruiert wird (vgl. Flick 1995, S. 156). Auch das interpretative Verfahren spielt bei Prangenbergs Forschung eine wesentliche Rolle, da er die Konversationen genauestens analysiert. Auf diese Art und Weise versucht er womöglich, spezifische Verzerrungen weitgehend zu vermeiden (vgl. Flick 1995, 156-157).  
-Prangenberg strukturiert zunächst einmal durch das Subjekt, dessen zentrale Aufgabe darin besteht, zu erzählen. Störungen sollen in dieser Zeit unterbunden werden (vgl. Flick 1995, S. 157). Der Forscher selbst strukturiert insofern die Situation, indem er den Leitfaden für das Interview vorgibt. Seinen ersten Interviewleitfaden gestaltet er auf Grundlage der Themenauswahl von Pixa-Kettner et al. und geht in diesem Zusammenhang genauer auf einige Themenbereiche ein, wie beispielsweise “Deutung des Selbst”, “Eltern” oder “Institution/Betreuungspersonal” (vgl. Prangenberg 2002, S. 125).  
-Von rund 370 gemeldeten Kindern blieben nach einer vorgenommenen Selektion 20 mögliche Interviewpartner übrig. Insgesamt interviewte er davon 16 Kinder, wovon letztendlich 15 Interviews verwendet werden konnten (vgl. Prangenberg 2002, S.145).  
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-====Fixierung der Daten==== 
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-Die Interviews wurden auf Tonband gesichert, Interviewprotokolle bzw. Feldnotizen wurden erstellt (vgl. Prangenberg, S. 126-127). Diese dienen u.a. dazu, erste Hypothesen aufzustellen, statistische Daten und eigene Empfindungen festzuhalten sowie die Lebensgeschichte der Befragten in Stichpunkten zu fixieren (vgl. Prangenberg, S. 127). In diesem Kontext merkt der Forscher an, dass diese Protokolle mit Bedacht in die Auswertung fließen sollten. Er bezieht sich hierbei auf Schmidt (1997, 558), die anmerkte, “[…]dass es sich hier meist um subjektive Eindrücke handelt, die nicht systematisch aufgezeichnet sind” (vgl. Prangenberg, S. 127). Anschließend unterzog der Autor die Tonbandaufnahmen einer vollständigen Transkription. Hierbei erwähnt er explizit, dass er diesen Schritt der Verschriftung selbstständig durchgeführt hat. Dies zog einige postive Aspekte mit sich, wie z.B. einen optimierten Kenntnisstand über die Lebensgeschichten durch intensives Anhören des Datenmaterials (vgl. Prangenberg, S. 127). Prangenbergs Transkription zielt auf ein Höchstmaß an Genauigkeit ab, da sich jedes “äh” und “hm” im Skript wieder finden soll (S. 128, vgl. Flick 1995, S. 161). Hier ist allerdings auf die von Flick beschriebene “Sparsamkeitsregel” zu verweisen, die besagt, “[…]dass der Forscher nur so viel aufzeichnen sollte, wie er zur Beantwortung seiner Fragestellung unbedingt braucht” (vgl. Flick 1995, S. 161). Hier gilt es zu hinterfragen, ob der Autor seiner Zielsetzung den Text lesbar zu gestalten, durch diesen Anspruch auf Genauigkeit (parasprachliche, nonverbale Zeichen, grammatikalische Fehler, Dialekt) gerecht wird. 
  
 ====Interpretation der Daten==== ====Interpretation der Daten====
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