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lehre:sose2014:sozialwissmeth:analysen:tandem19

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lehre:sose2014:sozialwissmeth:analysen:tandem19 [2014/09/25 12:22]
77.11.213.5 [Verhältnis Theorie-Gegenstand]
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77.11.213.5 [Annäherung ans Feld]
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 ====Annäherung ans Feld==== ====Annäherung ans Feld====
  
-Der Autor beschreibt es als schwierig, Kontakt zu (erwachsenen) Kindern geistig behinderter Eltern aufzunehmen, da diese nicht aktenkundig seien. Aus diesem Grund erstellt er einen Fragebogen, welcher bundesweit Einrichtungen und Dienste für Menschen mit geistiger Behinderung erreicht (vgl. Prangenberg, S. 120). Zusätzlich soll der Fragebogen dem Gewinn einer Kontaktperson dienen, die notwenige Vorinformationen liefert, Gesprächsbereitschaft und Rahmenbedingungen abklärt sowie datenschutzrechtliche Bestimmungen vermittelt (vgl. Prangenberg, S. 120 ff.) Prangenberg hebt die Entscheidun als sinnvoll hervor, dass die Kinder über ihre Eltern ausfindig gemacht werden sollen, anstatt z.B. über das Schneeballsystem Befragungungspartner zu finden (vgl. Prangenberg, S. 120). Dies bedeutet, sich von einem Untersuchungsteilnehmer zum nächsten durch zu fragen. Die Repräsentativität ist jedoch eher gering, zumal dieses Verfahren häufiger in der quantitativ- standardisierten Forschung angewendet wird (vgl. Flick 2009, S. 92-96).+Der Autor beschreibt es als schwierig, Kontakt zu (erwachsenen) Kindern geistig behinderter Eltern aufzunehmen, da diese nicht aktenkundig seien. Aus diesem Grund erstellt er einen Fragebogen, welcher bundesweit Einrichtungen und Dienste für Menschen mit geistiger Behinderung erreicht (vgl. Prangenberg, S. 120). Zusätzlich sollte der Fragebogen dem Gewinn einer Kontaktperson dienen, die notwenige Vorinformationen liefert, Gesprächsbereitschaft und Rahmenbedingungen abklärt sowie datenschutzrechtliche Bestimmungen vermittelt (vgl. Prangenberg, S. 120 ff.) Prangenberg hebt die Entscheidung als sinnvoll hervor, dass die Kinder über ihre Eltern ausfindig gemacht werden sollen, anstatt z.B. über das Schneeballsystem Befragungungspartner zu finden (vgl. Prangenberg, S. 120). Dies bedeutet, sich von einem Untersuchungsteilnehmer zum nächsten durch zu fragen. Die Repräsentativität ist jedoch eher gering, zumal dieses Verfahren häufiger in der quantitativ- standardisierten Forschung angewendet wird (vgl. Flick 2009, S. 92-96).
  
 ====Sammlung der Daten==== ====Sammlung der Daten====
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 Die Interviews wurden auf Tonband gesichert, Interviewprotokolle bzw. Feldnotizen wurden erstellt (vgl. Prangenberg, S. 126-127). Diese dienen u.a. dazu, erste Hypothesen aufzustellen, statistische Daten und eigene Empfindungen festzuhalten sowie die Lebensgeschichte der Befragten in Stichpunkten zu fixieren (vgl. Prangenberg, S. 127). In diesem Kontext merkt der Forscher an, dass diese Protokolle mit Bedacht in die Auswertung fließen sollten. Er bezieht sich hierbei auf Schmidt (1997, 558), die anmerkte, “[…]dass es sich hier meist um subjektive Eindrücke handelt, die nicht systematisch aufgezeichnet sind” (vgl. Prangenberg, S. 127). Anschließend unterzog der Autor die Tonbandaufnahmen einer vollständigen Transkription. Hierbei erwähnt er explizit, dass er diesen Schritt der Verschriftung selbstständig durchgeführt hat. Dies zog einige postive Aspekte mit sich, wie z.B. einen optimierten Kenntnisstand über die Lebensgeschichten durch intensives Anhören des Datenmaterials (vgl. Prangenberg, S. 127). Prangenbergs Transkription zielt auf ein Höchstmaß an Genauigkeit ab, da sich jedes “äh” und “hm” im Skript wieder finden soll (S. 128, vgl. Flick 1995, S. 161). Hier ist allerdings auf die von Flick beschriebene “Sparsamkeitsregel” zu verweisen, die besagt, “[…]dass der Forscher nur so viel aufzeichnen sollte, wie er zur Beantwortung seiner Fragestellung unbedingt braucht” (vgl. Flick 1995, S. 161). Hier gilt es zu hinterfragen, ob der Autor seiner Zielsetzung den Text lesbar zu gestalten, durch diesen Anspruch auf Genauigkeit (parasprachliche, nonverbale Zeichen, grammatikalische Fehler, Dialekt) gerecht wird. Die Interviews wurden auf Tonband gesichert, Interviewprotokolle bzw. Feldnotizen wurden erstellt (vgl. Prangenberg, S. 126-127). Diese dienen u.a. dazu, erste Hypothesen aufzustellen, statistische Daten und eigene Empfindungen festzuhalten sowie die Lebensgeschichte der Befragten in Stichpunkten zu fixieren (vgl. Prangenberg, S. 127). In diesem Kontext merkt der Forscher an, dass diese Protokolle mit Bedacht in die Auswertung fließen sollten. Er bezieht sich hierbei auf Schmidt (1997, 558), die anmerkte, “[…]dass es sich hier meist um subjektive Eindrücke handelt, die nicht systematisch aufgezeichnet sind” (vgl. Prangenberg, S. 127). Anschließend unterzog der Autor die Tonbandaufnahmen einer vollständigen Transkription. Hierbei erwähnt er explizit, dass er diesen Schritt der Verschriftung selbstständig durchgeführt hat. Dies zog einige postive Aspekte mit sich, wie z.B. einen optimierten Kenntnisstand über die Lebensgeschichten durch intensives Anhören des Datenmaterials (vgl. Prangenberg, S. 127). Prangenbergs Transkription zielt auf ein Höchstmaß an Genauigkeit ab, da sich jedes “äh” und “hm” im Skript wieder finden soll (S. 128, vgl. Flick 1995, S. 161). Hier ist allerdings auf die von Flick beschriebene “Sparsamkeitsregel” zu verweisen, die besagt, “[…]dass der Forscher nur so viel aufzeichnen sollte, wie er zur Beantwortung seiner Fragestellung unbedingt braucht” (vgl. Flick 1995, S. 161). Hier gilt es zu hinterfragen, ob der Autor seiner Zielsetzung den Text lesbar zu gestalten, durch diesen Anspruch auf Genauigkeit (parasprachliche, nonverbale Zeichen, grammatikalische Fehler, Dialekt) gerecht wird.
  
-====Fragestellung, Forschungsperspektiven==== 
  
-Aus der Sicht des Autors ist die Lebenssituation von Kindern geistig behinderter Eltern im deutschsprachigen Raum noch nahezu unbekannt. Infolgedessen ergibt sich für den Autor die Leitfrage „Wie habt ihr eure Kindheit als Kinder geistig behinderter Eltern erfahren?“, auf welche die Arbeit Prangenbergs Bezug nimmt (vgl. Prangenberg 2002, S. 15). Um mit falschen Vorstellungen, Mythen und Vorurteilen über Kinder, deren Eltern als geistig behindert gelten aufzuräumen, formulierte Prangenberg den Leitsatz: „Ihr seid die Experten eurer eigenen Lebensgeschichte.“ (vgl. Prangenberg 2002, S. 16). In der Einleitung benennt Prangenberg weitere Leitfragen, die sich einerseits auf die Kinder selbst, zum anderen aber auch auf die als geistig behinderten Eltern beziehen (vgl. Prangenberg 2002, S. 19). Aufgrund der gewählten Leitfragen und der Festlegung auf bestimme Forschungsausschnitte des zu untersuchenden Feldes, ergibt sich die Forschungsperspektive Prangenbergs. Er wählt die retrospektive Deskription sozialen Handels und sozialer Milieus beziehungsweise unterschiedlicher Lebenswelten. Da unter anderem die Lebensläufe der Kinder ergründet werden sollen, handelt es sich folglich um eine Biografie- und Milieustudie, welche als Basisdesign gewählt wird (vgl. Prangenberg 2002, S. 19). Auch der Nachvollzug des subjektiv gemeinten Sinns als Forschungsperspektive lässt sich aufgrund der bereits erwähnten wünschenswerten Wiederlegung von Mythen und Vorurteilen erkennen (vgl. Flick 1995, S. 152-153).  
  
-====Annäherung ans Feld==== 
  
-Der Autor beschreibt es als schwierig, Kontakt zu (erwachsenen) Kindern geistig behinderter Eltern aufzunehmen, da diese nicht aktenkundig seien. Aus diesem Grund beginnt er seine Annäherung an das Feld nicht direkt bei den Betroffenen, sondern mit einem Fragebogen an bundesweite Einrichtungen und Dienste für Menschen mit geistiger Behinderung (vgl. Prangenberg, S. 120). Dieser Fragebogen dient in erster Linie dem Auffinden der Kinder, sowie einer ersten Einschätzung der Mitarbeiter der Institutionen, ob eine Kontaktaufnahme überhaupt erwünscht bzw. möglich sei. Auch soll der Fragebogen dem Gewinn einer Kontaktperson dienen, die notwenige Vorinformationen liefert, Gesprächsbereitschaft und Rahmenbedingungen abklärt und datenschutzrechtliche Bestimmungen vermittelt (vgl. Prangenberg, S. 120 ff.) Prangenberg beschreibt weiterhin, dass es ihm sinnvoller erscheine, die Kinder durch die soeben beschriebene Methode ausfindig zu machen - nämlich über ihre Eltern -, als beispielsweise über das Schneeballsystem Befragungungspartner zu finden (vgl. Prangenberg, S. 120). Dies bedeutet, sich von einem Untersuchungsteilnehmer zum nächsten durch zu fragen. Hier ist die Repräsentativität jedoch eher gering, zumal dieses Verfahren eher in der quantitativ- standardisierten Forschung angewendet wird (vgl. Flick 2009, S. 92-96). 
  
-====Sammlung der Daten==== 
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-Prangenberg verwendet für seine Studie verbale Daten, die in Form von narrativen und leitfadenorientierten Elementen in Interviewform erhoben wurden. Die Wahl der Befragungstechnik beschreibt der Autor sehr ausführlich, indem er die zwei gängigsten Verfahren der qualitativen Sozialforschung gegeneinander abwägt und evaluiert. Die spezielle Form begründet der Autor mit der Kombination der Offenheit des narrativen Interviews und der notwenigen Orientierung an einem Leitfaden (vgl. Prangenberg 2002, S. 124). Hier ist kritisch anzumerken, dass er andere Verfahren fast völlig außer Acht lässt. Er entscheidet sich anschließend für eine Mischform aus den zwei populärsten Methoden und begründet dies im Nachhinein mit einem dialogischen Verhältnis von Fragendem und Befragten sowie einer geringen Strukturierung des Interviewplans (Prangenberg 2002, S. 121; S. 146). Er selbst benennt seine Vorgehensweise “leitfadenorientierte Befragung mit Freiraum für narrative Sequenzen” (vgl. Prangenberg 2002, S. 123). Das verwendete Verfahren wird rekonstruktiv eingeordnet, da es sich um Interviews handelt und der zu untersuchende Sachverhalt re-konstruiert wird (vgl. Flick 1995, S. 156). Auch das interpretative Verfahren spielt bei Prangenbergs Forschung eine wesentliche Rolle, da er die Konversationen genauestens analysiert. Auf diese Art und Weise versucht er womöglich, spezifische Verzerrungen weitgehend zu vermeiden (vgl. Flick 1995, 156-157).  
-Prangenberg strukturiert zunächst einmal durch das Subjekt, dessen zentrale Aufgabe darin besteht, zu erzählen. Störungen sollen in dieser Zeit unterbunden werden (vgl. Flick 1995, S. 157). Der Forscher selbst strukturiert insofern die Situation, indem er den Leitfaden für das Interview vorgibt. Seinen ersten Interviewleitfaden gestaltet er auf Grundlage der Themenauswahl von Pixa-Kettner et al. und geht in diesem Zusammenhang genauer auf einige Themenbereiche ein, wie beispielsweise “Deutung des Selbst”, “Eltern” oder “Institution/Betreuungspersonal” (vgl. Prangenberg 2002, S. 125).  
-Von rund 370 gemeldeten Kindern blieben nach einer vorgenommenen Selektion 20 mögliche Interviewpartner übrig. Insgesamt interviewte er davon 16 Kinder, wovon letztendlich 15 Interviews verwendet werden konnten (vgl. Prangenberg 2002, S.145).  
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-====Fixierung der Daten==== 
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-Die Interviews wurden auf Tonband gesichert, Interviewprotokolle bzw. Feldnotizen wurden erstellt (vgl. Prangenberg, S. 126-127). Diese dienen u.a. dazu, erste Hypothesen aufzustellen, statistische Daten und eigene Empfindungen festzuhalten sowie die Lebensgeschichte der Befragten in Stichpunkten zu fixieren (vgl. Prangenberg, S. 127). In diesem Kontext merkt der Forscher an, dass diese Protokolle mit Bedacht in die Auswertung fließen sollten. Er bezieht sich hierbei auf Schmidt (1997, 558), die anmerkte, “[…]dass es sich hier meist um subjektive Eindrücke handelt, die nicht systematisch aufgezeichnet sind” (vgl. Prangenberg, S. 127). Anschließend unterzog der Autor die Tonbandaufnahmen einer vollständigen Transkription. Hierbei erwähnt er explizit, dass er diesen Schritt der Verschriftung selbstständig durchgeführt hat. Dies zog einige postive Aspekte mit sich, wie z.B. einen optimierten Kenntnisstand über die Lebensgeschichten durch intensives Anhören des Datenmaterials (vgl. Prangenberg, S. 127). Prangenbergs Transkription zielt auf ein Höchstmaß an Genauigkeit ab, da sich jedes “äh” und “hm” im Skript wieder finden soll (S. 128, vgl. Flick 1995, S. 161). Hier ist allerdings auf die von Flick beschriebene “Sparsamkeitsregel” zu verweisen, die besagt, “[…]dass der Forscher nur so viel aufzeichnen sollte, wie er zur Beantwortung seiner Fragestellung unbedingt braucht” (vgl. Flick 1995, S. 161). Hier gilt es zu hinterfragen, ob der Autor seiner Zielsetzung den Text lesbar zu gestalten, durch diesen Anspruch auf Genauigkeit (parasprachliche, nonverbale Zeichen, grammatikalische Fehler, Dialekt) gerecht wird. 
  
 ====Interpretation der Daten==== ====Interpretation der Daten====
lehre/sose2014/sozialwissmeth/analysen/tandem19.txt · Zuletzt geändert: 2020/11/04 21:16 (Externe Bearbeitung)