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Tandem 11

Hinweis: Bitte ändern Sie die Nummer ihres Tandems und ergänzen ihre Namen.

  • Tandempartner 1: Katharina Butsch
  • Tandempartner 2: Daphne Schubert

Erster Text: Entwurfsfassung

Die folgende Analyse bezieht sich auf die Dissertation „Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten“, vorgelegt von Magnus Prangenberg, an der Universität Bremen im Jahr 2002. Die hier vorliegende Untersuchung nimmt sich mittels biografischer Interviews der Perspektive der Kinder an, um sich darüber an deren Lebens- und Entwicklungsrealität anzunähern.

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Prangenberg steigt theoretisch anhand international vorhandener Forschungsliteratur in seinen Untersuchungsgegenstand ein und leitet hieraus Hypothesen ab, welche er als vier Mythen zusammenfasst. Hierbei gelingt es ihm nicht, Forschungsgegenstand und Theorie losgelöst voneinander zu betrachten, wodurch er sich selbst im Prinzip der Offenheit eingeschränkt, da „zumindest eine Suspendierung des theoretischen Vorwissens“ (Hoffmann-Riem: 1980, S.343; nach Flick 2009, S. 150) von Nöten ist. Zwar leitet sich die Durchführung der Untersuchung aus enger Anlehnung an die schon vorhandene Theorie ab, jedoch ist ihm in der Gestaltung und Durchführung der Interviews eine größtmögliche Offenheit wichtig.

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Eine konkrete Fragestellung im engen Sinne ist in der Untersuchung nicht zu finden, im Vorwort (vgl.Prangenberg 2002,S.16) werden eine Leitfrage und ein Leitsatz formuliert, jedoch tauchen im Verlauf, zusätzliche Leitfragen (vgl. bspw. Prangenberg 2002, S. 19) sowie weitere Fragen auf , die keine Kategorisierung erfahren. Aus dem zu Beginn genannten Leitsatz „Ihr seid die Experten eurer eigenen Lebensgeschichte“ (vgl. Prangenberg 2002, S. 16) erschließt sich die Forschungsperspektive des subjektiven Sinns. Ergänzend dazu ensteht eine die weitere Perspektive der Deskription der Lebenswelten durch eine themenbasierte Auswertung, welche gemeinsame Merkmale der Untersuchungspopulation festhält. Über die Kombination beider Perspektiven kann eine breitere Auseinandersetzung mit den erhaltenen Informationen stattfinden. Die Untersuchung schließt an eine aus der Studie „Dann waren sie sauer auf mich, dass ich das Kind haben wollte“ der Forschungsgruppe um Pixa-Kettner der Universität Bremen (1995/96) an, die Elternschaft geistig Behinderter aus Perspektive der Eltern betrachtet, identifizierte Forschungslücke an. Als Basisdesign wählt Prangenberg eine „Milieu- und Biografiestudie“ (Prangenberg 2002, S.19) mit retrospektivem Ansatz und explorativem Charakter. Eine explizite Reflexion der Grenzen des Untersuchungsausschnittes findet, analog zur nicht konkret fassbaren Fragestellung, nicht statt.

Annäherung ans Feld

Um zunächst Personen identifizieren zu können, die eine Untersuchungspopulation bilden können, entwickelte Prangenberg einen Fragebogen, den er bundesweit an Einrichtungen schickte, in denen potenzielle Eltern der zu suchenden Kinder betreut werden. Die Mitarbeiter der Einrichtungen nahmen im Prozess die Rolle der key-informants (vgl.Prangenberg 2002, S. 120f), als Vertrauensperson für die Befragten und als Schnittstelle für sowohl für den Untersucher als auch für die Untersuchten ein. Diese klärten vorab die Gesprächsbereitschaft der (erwachsenen) Kinder ab, stellten den Kontakt her und blieben im Verlauf der Untersuchung Ansprechpartner für beide Seiten. Die Befragten werden in der Studie als Experten des Inhaltes festgelegt, Prangenbergs Rolle gestaltet sich quasi als Katalysator. Er sieht sich hauptsächlich in der Rolle des Zuhörers mit der Kompetenz, wenn nötig, Erzählanstöße zu generieren (vgl.Prangenberg 2002, S.123, 124f). Die Sukzessive Einnahme der Innenperspektive strebt er mit der bewussten Entscheidung an, die Transkripte, genau wie die Durchführung der Interviews, selbst zu übernehmen (vgl.Prangenberg 2002, S.127).

Sammlung der Daten

Die Sammlung der Daten beginnt mit einer Fragebogenerhebung zur Erfassung der Untersuchungspopulation. Mit der Durchführung einer „Leitfadenorientierte(n) Befragung mit Freiraum für narrative Sequenzen“ (Prangenberg 2002, S.121) wählt er eine Mischung aus leitfadenorientiertem und narrativen Interview. Im einleitenden Teil des Interviews strukturiert hierbei der Forscher maßgeblich die Daten (Erhebung biografischer Stammdaten). Im Hauptteil soll der Befragte die Möglichkeit erhalten eine eigene Strukturierung vorzunehmen. Im Nachgang der Interviews fertigt er Feldnotizen und Memos an. Prangenberg entscheidet sich, nach dem Grundsatz von Faraday und Plummer, eine „„systematische thematische Analyse“ anzustreben, in der eine Ausgewogenheit zwischen theoretischer Explikation des Forschers und autobiografischer Berichterstattung des Befragten herrschen soll.“ (Prangenberg 2002, S. 127). Er geht also sowohl hermeneutisch interpretierend als auch empirisch erklärend vor (vgl. Prangenberg 2002, S. 126). Durch die Kombination von rekonstruktivem Verfahren (Interview) und interpretativem Verfahren (Transkript aus Tonbandaufnahme) erhält er laut Flick (vgl. Flick 1989 nach Flick 1995, S. 157) die Möglichkeit potenzielle Verzerrungen zu verringern. Der Autor führt dies aber nicht für den Leser transparent aus, die Vor- und Nachteile des Interviews zeigt er durchaus auf (vgl. Prangenberg 2002, S. 121 ff). Aufgrund der Tatsache, dass zum Forschungsfeld bisher wenig Ergebnisse vorliegen, erscheint eine breitgefächerte und ineinander greifende Datensammlung angemessen.

Fixierung der Daten

Die Datenfixierung geschieht im Vorfeld der eigentlichen Untersuchung über die versendeten Fragebögen zur Identifikation der Untersuchungspopulation. Diese bilden eine ergänzende Informationsquelle zur Auswertung der später erhobenen Daten. Den Kern der eigentlichen Untersuchungsdaten bilden die Tonbandaufnahmen und die dazu angefertigten Transkripte. Diese erstellt er in Anlehnung an Schütze und Bohnsack (vgl.Prangenberg 2002, S.396), erweitert durch eigene Zeichen. Ergänzend fertigt Prangenberg im direkten Anschluss an jedes Interview Feldnotizen an, in welchen er seine subjektiven Eindrücke zur Situation festhält. Zusätzlich arbeitet er mit Memos, welche er in Anlehnung an - aber bewusst entgegen einiger Regeln - der Grounded Theory erstellt. Eine explizite Auseinandersetzung mit der Tatsache neu geschaffener Realitäten durch den Text findet nicht statt.

Interpretation der Daten

Um die erhobenen Daten auch über gemeinsame Themen und Merkmale verallgemeinerbar machen zu können, verknüpft der Forscher die idiographische Position mit der der „Quasi-Nomothetik“ und wendet daher ein zweistufiges Fallverständnis an, in dem sowohl die Fälle einzeln betrachtet, als auch über eine thematische Auswertung miteinander verglichen werden (vgl. Prangenberg 2002, S. 163). Er entscheidet sich für die Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring, in der Kategorien nach einem dreistufigem Verfahren entwickelt werden (vgl. Prangenberg 2002, S. 131-133 und vgl. Mayring 2002, S. 114 ff.) Grenzen des Verfahrens reflektiert der Autor an verschiedenen Stellen, so zum Bsp. Seite 30: „Zu genau und knapp sind auch die vorhandenen Quellen, um eindeutige Zusammenhänge zwischen den Rahmenbedingungen und der kindlichen Entwicklung zu zeichnen.“ (Prangenberg 2002, S.30) Die Grenzen der Bildung objektiver Interpretationen durch die alleinige Durchführung des Arbeitsschrittes thematisiert Prangenberg nicht.

Geltungsbegründung

Prangenberg legt zur Geltungsbegründung seiner Erkenntnisse keine expliziten Gütekriterien fest, jedoch sollen zum einen die erstellten Memos als Gütekriterium zur „ständige(n) Sicherung und Rücküberprüfung von Analyseschritten“ (Prangenberg 2002, S. 128) dienen. Zum anderen formuliert er, dass die Transkription laut Bortz und Döring „eine Möglichkeit zur Überprüfung der Qualität des erhobenen Materials“ (Prangenberg 2002, S. 128) bietet, was er aufgrund der heterogenen Erzählkompetenzen der Interviewpartner für unerlässlich hält. (vgl. Prangenberg 2002, S. 128) Eine erste Verallgemeinerung nimmt der Autor durch eine themenorientierte Auswertung vor. Im Kapitel „Schlussbetrachtung und Ausblick“ findet eine Einbettung und Auseinandersetzung der erworbenen Erkenntnisse mit der vorhandenen Forschungsliteratur statt. Hier erkennt er die Grenzen der Geltungsbegründung aufgrund der sehr kleinen Untersuchungspopulation an.

Forschung als Diskurs

Prangenberg macht eine Rückmeldung an die Beforschten über die Ergebnisse nicht transparent. Insofern muss man zunächst davon ausgehen, dass diese nicht stattfindet. Eine konkrete Veränderung der Lebenssituation der befragten Personen ist nicht das Ziel der Untersuchung, vielmehr strebt er ein Umdenken sowohl in Forschungskreisen als auch in der Gesellschaft an.

Literatur

  • Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten: Eine Exploration der Lebens- und Entwicklungsrealität anhand biografischer Interviews und Erörterung der internationalen Fachliteratur, Magnus Prangenberg, Bremen 2002.
  • Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen, hrsg. Uwe Flick et al., Weinheim, 2. Auflage 1995.
  • Einführung in die qualitative Sozialforschung, Philipp Mayring, Weinheim und Basel, 5. Auflage 2002.

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Ranking: 1. Tandem 19; 2. Tandem 20; 3. Tandem 17; 4. Tandem 21; 5. Tandem 4; 6. Tandem 25

Tandem 19 (Version 6.6.14; 16:26 Uhr): Die Analyse ist flüssig und verständlich zu lesen. In der Einleitung bekommt man eine gute Übersicht darüber, wie die Analyse vorgenommen wird. Die Art der Studie wird nicht genannt. Die Forschungsperspektive wird nicht genauer erläutert. Hier wird die Perspektive genannt, ohne eine genauere Differenzierung vorzunehmen (Retrospektive, Subjektiver Sinn, Deskription der Lebenswelt). Insgesamt erfasst die Analyse viele wesentliche Aspekte des Forschungsdesigns. Positiv hervorzuheben ist die stellenweise vorgenommene Reflexion der Forschungsmethoden (bspw. Hinweis auf Sparsamkeitsregel), wodurch sich eine freie Beweglichkeit in der Thematik zeigt. Allerdings ist die Behauptung, dass die Erzählkompetenz der Interviewpartner nicht in Abhängigkeit zur Auswertung steht, in Frage zu stellen. Festzuhalten ist, dass die vorgegebene Textlänge um ein Drittel überschritten wurde.

Tandem 20 (Version 5.6.14; 14:47 Uhr): Die Analyse ist flüssig und verständlich zu lesen. Die Annäherung ans Feld ist zu knapp bearbeitet, wodurch wichtige Informationen für das Verständnis der Studie fehlen (Key-Informant-Method, Fragebögen zur Erfassung der Untersuchungspopulation etc.). Insgesamt erfasst die Analyse viele wesentliche Aspekte des Forschungsdesigns, reflektiert die Methoden jedoch nicht, weswegen sie knapp auf Platz zwei rutscht. Festzuhalten ist, dass die vorgegebene Textlänge um ein Viertel überschritten wurde.

Tandem 17 (Version 6.6.14; 23:53 Uhr): Die Analyse ist sprachlich solide formuliert, weist aber an einzelnen Stellen Formulierungen auf, die nicht eindeutig sind („Blickrichtung auf die Lebenssituation der Kinder“: welche Perspektive ist hier gemeint?). Inhaltlich wurden einige Aspekte der Studie gut und richtig erfasst. Es finden sich jedoch inhaltliche Schwachstellen, so werden beispielsweise die Interviewformen falsch wiedergegeben (narratives Interview und Leitfadeninterview anstatt narrativer Interviewleitfaden). Zudem sind die Ausführungen weniger präzise als auf den Plätzen eins und zwei. So wird die Anlehnung an unterschiedliche Leitfäden genannt, aber nicht erläutert um welche es sich handelt. Im Punkt Geltungsbegründung wird lediglich der Inhalt der Studie nochmals zusammengefasst, ohne deren Legitimation und Einbettung in den Forschungskontext zu erörtern.

Tandem 21 (Version 6.6.14; 10:48 Uhr): In der Analyse finden sich viele Umgangssprachliche Formulierungen sowie Sprünge im Tempus. Wichtige Aspekte des Forschungsdesigns werden nicht genannt (bspw. Grounded Theory, Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring), was die Nachvollziehbarkeit des Vorgehens in der Untersuchung erschwert. Zudem werden inhaltlich falsche Aussagen, wie „ob überhaupt eine Kontaktaufnahme und eine Befragung auf Grund der Institutionen möglich ist“ und „keine vergleichenden Ansichten von anderen Verfassern“, getroffen. Positiv ist zu erwähnen, dass in dieser Analyse als einzige die Gütekriterien aufgegriffen werden.

Tandem 4 (Version 6.6.14; 12:08 Uhr): In der Analyse finden sich viele umgangssprachliche und ungenaue Formulierungen, die mitunter zu inhaltlichen Fehlern führen (siehe z.B. „ jede Menge Interviews zum einen das narrative Verfahren und zum anderen das Leitfadeninterview “. Man weiß hier nicht mit wem welches Interview geführt wird.). Wichtige Aspekte des Forschungsdesigns sind nicht genannt (bspw. Forschungsperspektive, Key Informant Method, Grounded Theory, qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring…). Dies erschwert die Nachvollziehbarkeit des Vorgehens der Untersuchung.

Tandem 25 (Version 6.6.14; 15:41 Uhr): Die Analyse ist sprachlich gut ausgearbeitet. Inhaltlich ist sie zu Beginn gut, wird im Verlauf aber zunehmend lückenhafter. Ganze Abschnitte wurden nicht bearbeitet, worunter wesentliche Analysekriterien sowie die Nachvollziehbarkeit des Untersuchungsvorgehens deutlich leiden. Schade ist, dass zugunsten des Theorie-Gegenstand-Verhältnisses, welches in der Entwurfsfassung nicht verpflichtend zu bearbeiten war, andere Abschnitte ausgelassen wurden.

Dritter Text: Endfassung

Die folgende Analyse bezieht sich auf die Dissertation “Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten”, vorgelegt von Magnus Prangenberg, an der Universität Bremen im Jahr 2002. Die hier vorliegende Untersuchung nimmt sich mittels biografischer Interviews der Perspektive der Kinder an, um sich darüber an deren Lebens- und Entwicklungsrealität anzunähern.

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Prangenberg steigt theoretisch anhand international vorhandener Forschungsliteratur in seinen Untersuchungsgegenstand ein und leitet hieraus Hypothesen ab, welche er als vier Mythen zusammenfasst. Hierbei gelingt es ihm nicht, Forschungsgegenstand und Theorie losgelöst voneinander zu betrachten, wodurch er sich selbst im Prinzip der Offenheit eingeschränkt, da “zumindest eine Suspendierung des theoretischen Vorwissens” (Hoffmann-Riem: 1980, S.343; nach Flick 2009, S. 150) von Nöten ist. Zwar leitet sich die Durchführung der Untersuchung aus enger Anlehnung an die schon vorhandene Theorie ab, jedoch ist ihm in der Gestaltung und Durchführung der Interviews eine größtmögliche Offenheit wichtig.

Fragestellung, Forschungsperspektiven

Eine konkrete Fragestellung im engen Sinne ist in der Untersuchung nicht zu finden, im Vorwort (vgl.Prangenberg 2002,S.16) werden eine Leitfrage und ein Leitsatz formuliert, jedoch tauchen im Verlauf, zusätzliche Leitfragen (vgl. bspw. Prangenberg 2002, S. 19) sowie weitere Fragen auf , die keine Kategorisierung erfahren. Aus dem zu Beginn genannten Leitsatz “Ihr seid die Experten eurer eigenen Lebensgeschichte” (vgl. Prangenberg 2002, S. 16) erschließt sich die Forschungsperspektive des subjektiven Sinns. Ergänzend dazu ensteht eine die weitere Perspektive der Deskription der Lebenswelten durch eine themenbasierte Auswertung, welche gemeinsame Merkmale der Untersuchungspopulation festhält. Über die Kombination beider Perspektiven kann eine breitere Auseinandersetzung mit den erhaltenen Informationen stattfinden. Die Untersuchung schließt an eine aus der Studie “Dann waren sie sauer auf mich, dass ich das Kind haben wollte” der Forschungsgruppe um Pixa-Kettner der Universität Bremen (1995/96) an, die Elternschaft geistig Behinderter aus Perspektive der Eltern betrachtet, identifizierte Forschungslücke an. Als Basisdesign wählt Prangenberg eine “Milieu- und Biografiestudie” (Prangenberg 2002, S.19) mit retrospektivem Ansatz und explorativem Charakter. Eine explizite Reflexion der Grenzen des Untersuchungsausschnittes findet, analog zur nicht konkret fassbaren Fragestellung, nicht statt.

Annäherung ans Feld

Um zunächst Personen identifizieren zu können, die eine Untersuchungspopulation bilden können, entwickelte Prangenberg einen Fragebogen, den er bundesweit an Einrichtungen schickte, in denen potenzielle Eltern der zu suchenden Kinder betreut werden. Die Mitarbeiter der Einrichtungen nahmen im Prozess die Rolle der key-informants (vgl.Prangenberg 2002, S. 120f), als Vertrauensperson für die Befragten und als Schnittstelle für sowohl für den Untersucher als auch für die Untersuchten ein. Diese klärten vorab die Gesprächsbereitschaft der (erwachsenen) Kinder ab, stellten den Kontakt her und blieben im Verlauf der Untersuchung Ansprechpartner für beide Seiten. Die Befragten werden in der Studie als Experten des Inhaltes festgelegt, Prangenbergs Rolle gestaltet sich quasi als Katalysator. Er sieht sich hauptsächlich in der Rolle des Zuhörers mit der Kompetenz, wenn nötig, Erzählanstöße zu generieren (vgl.Prangenberg 2002, S.123, 124f). Die Sukzessive Einnahme der Innenperspektive strebt er mit der bewussten Entscheidung an, die Transkripte, genau wie die Durchführung der Interviews, selbst zu übernehmen (vgl.Prangenberg 2002, S.127).

Sammlung der Daten

Die Sammlung der Daten beginnt mit einer Fragebogenerhebung zur Erfassung der Untersuchungspopulation. Mit der Durchführung einer “Leitfadenorientierte(n) Befragung mit Freiraum für narrative Sequenzen” (Prangenberg 2002, S.121) wählt er eine Mischung aus leitfadenorientiertem und narrativen Interview. Im einleitenden Teil des Interviews strukturiert hierbei der Forscher maßgeblich die Daten (Erhebung biografischer Stammdaten). Im Hauptteil soll der Befragte die Möglichkeit erhalten eine eigene Strukturierung vorzunehmen. Im Nachgang der Interviews fertigt er Feldnotizen und Memos an. Prangenberg entscheidet sich, nach dem Grundsatz von Faraday und Plummer, eine ““systematische thematische Analyse” anzustreben, in der eine Ausgewogenheit zwischen theoretischer Explikation des Forschers und autobiografischer Berichterstattung des Befragten herrschen soll.” (Prangenberg 2002, S. 127). Er geht also sowohl hermeneutisch interpretierend als auch empirisch erklärend vor (vgl. Prangenberg 2002, S. 126). Durch die Kombination von rekonstruktivem Verfahren (Interview) und interpretativem Verfahren (Transkript aus Tonbandaufnahme) erhält er laut Flick (vgl. Flick 1989 nach Flick 1995, S. 157) die Möglichkeit potenzielle Verzerrungen zu verringern. Der Autor führt dies aber nicht für den Leser transparent aus, die Vor- und Nachteile des Interviews zeigt er durchaus auf (vgl. Prangenberg 2002, S. 121 ff). Aufgrund der Tatsache, dass zum Forschungsfeld bisher wenig Ergebnisse vorliegen, erscheint eine breitgefächerte und ineinander greifende Datensammlung angemessen.

Fixierung der Daten

Die Datenfixierung geschieht im Vorfeld der eigentlichen Untersuchung über die versendeten Fragebögen zur Identifikation der Untersuchungspopulation. Diese bilden eine ergänzende Informationsquelle zur Auswertung der später erhobenen Daten. Den Kern der eigentlichen Untersuchungsdaten bilden die Tonbandaufnahmen und die dazu angefertigten Transkripte. Diese erstellt er in Anlehnung an Schütze und Bohnsack (vgl.Prangenberg 2002, S.396), erweitert durch eigene Zeichen. Ergänzend fertigt Prangenberg im direkten Anschluss an jedes Interview Feldnotizen an, in welchen er seine subjektiven Eindrücke zur Situation festhält. Zusätzlich arbeitet er mit Memos, welche er in Anlehnung an - aber bewusst entgegen einiger Regeln - der Grounded Theory erstellt. Eine explizite Auseinandersetzung mit der Tatsache neu geschaffener Realitäten durch den Text findet nicht statt.

Interpretation der Daten

Um die erhobenen Daten auch über gemeinsame Themen und Merkmale verallgemeinerbar machen zu können, verknüpft der Forscher die idiographische Position mit der der “Quasi-Nomothetik” und wendet daher ein zweistufiges Fallverständnis an, in dem sowohl die Fälle einzeln betrachtet, als auch über eine thematische Auswertung miteinander verglichen werden (vgl. Prangenberg 2002, S. 163). Er entscheidet sich für die Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring, in der Kategorien nach einem dreistufigem Verfahren entwickelt werden (vgl. Prangenberg 2002, S. 131-133 und vgl. Mayring 2002, S. 114 ff.) Grenzen des Verfahrens reflektiert der Autor an verschiedenen Stellen, so zum Bsp. Seite 30: “Zu genau und knapp sind auch die vorhandenen Quellen, um eindeutige Zusammenhänge zwischen den Rahmenbedingungen und der kindlichen Entwicklung zu zeichnen.” (Prangenberg 2002, S.30) Die Grenzen der Bildung objektiver Interpretationen durch die alleinige Durchführung des Arbeitsschrittes thematisiert Prangenberg nicht.

Geltungsbegründung

Prangenberg legt zur Geltungsbegründung seiner Erkenntnisse keine expliziten Gütekriterien fest, jedoch sollen zum einen die erstellten Memos als Gütekriterium zur “ständige(n) Sicherung und Rücküberprüfung von Analyseschritten” (Prangenberg 2002, S. 128) dienen. Zum anderen formuliert er, dass die Transkription laut Bortz und Döring “eine Möglichkeit zur Überprüfung der Qualität des erhobenen Materials” (Prangenberg 2002, S. 128) bietet, was er aufgrund der heterogenen Erzählkompetenzen der Interviewpartner für unerlässlich hält. (vgl. Prangenberg 2002, S. 128) Eine erste Verallgemeinerung nimmt der Autor durch eine themenorientierte Auswertung vor. Im Kapitel “Schlussbetrachtung und Ausblick” findet eine Einbettung und Auseinandersetzung der erworbenen Erkenntnisse mit der vorhandenen Forschungsliteratur statt. Hier erkennt er die Grenzen der Geltungsbegründung aufgrund der sehr kleinen Untersuchungspopulation an.

Forschung als Diskurs

Prangenberg macht eine Rückmeldung an die Beforschten über die Ergebnisse nicht transparent. Insofern muss man zunächst davon ausgehen, dass diese nicht stattfindet. Eine konkrete Veränderung der Lebenssituation der befragten Personen ist nicht das Ziel der Untersuchung, vielmehr strebt er ein Umdenken sowohl in Forschungskreisen als auch in der Gesellschaft an.

Literatur

  • Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten: Eine Exploration der Lebens- und Entwicklungsrealität anhand biografischer Interviews und Erörterung der internationalen Fachliteratur, Magnus Prangenberg, Bremen 2002.
  • Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen, hrsg. Uwe Flick et al., Weinheim, 2. Auflage 1995.
  • Einführung in die qualitative Sozialforschung, Philipp Mayring, Weinheim und Basel, 5. Auflage 2002.
  • Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge, Uwe Flick, Hamburg 2009

Kommentare

Diskussion

Kathy und Saskia , 2014/07/02 19:44

Tandem 11 hat sieben Kriterien zur Analyse der Studie Prangenbergs erarbeitet. Das Kriterium Verhältnis Theorie-Gegenstand ist leider nicht ausgearbeitet worden. Positiv zu erwähnen ist, dass im Vergleich zu anderen Studienanalysen hervorgehoben wurde, um welche Art von Studie es sich handelt „Milieu-und Biographiestudie“. Dies erleichtert den Einstieg in das Lesen der Analyse. Zum Textabschnitt „Geltungsbegründung“ ist zu sagen, dass im Vergleich zu anderen Analysen eine Wiederholung der Arbeitsschritte bzw. Sicherungsmethoden der Studie nach Prangenberg verschriftlicht wurde und daraufhin das Fazit gezogen wird, dass aufgrund der geringen Teilnehmerzahl an der Studie kein allgemeingültiges Ergebnis gezogen werden kann. Dies hilft sich zum Abschluss der Studienanalyse einen Überblick über die Gesamtstudie zu verschaffen und ist ein verständlich abgerundetes Ende. Insgesamt ist der Text sehr verständlich geschrieben, was zum flüssigen Lesen beiträgt. Eine geringe Anzahl an Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern ist vorhanden und wäre verbesserungswürdig.

Bernadette und Lisa, 2014/07/02 20:11

Die Studienanalyse fällt durch klare Formulierungen auf. Die Sätze sind deutlich und aussagekräftig. Es ist leicht den Gedankengängen zu folgen. Die Studie wurde umfassend analysiert und die Kerngedanken wurden klar strukturiert herausgearbeitet. Vor allem die kritische Auseinandersetzung mit Studieninhalten, wie zu Beispiel der nicht vorhandenen Fragestellung, ist bemerkenswert. Das Verkürzen der Sätze würde in manchen Fällen die Aussagen noch deutlicher herausstellen und das Lesen vereinfachen.

Dilara und Betül, 2014/07/03 14:24

Die Analyse ist übersichtlich und gut zu lesen, weil vor allem Kernaussagen deutlich gemacht wurden (z.B. bei der Fixierung der Daten). Es wurden viele Zitate verwendet, die sehr gut erläutert wurden und somit das Lesen erleichtert haben. Einzuwenden ist, dass die „Quasi-Nomothetik“ besser ausgeführt werden sollte, da diese zu kurz kam und dadurch unverständlich war. Manche Formulierungen bspw. „Prangenberg macht eine Rückmeldung an die Beforschten..“ sind nicht gut formuliert, sodass es beim Lesen stört. Insgesamt ist zu sagen, dass die Ausarbeitung verständlich war und kritisch beurteilt

Serpil und Süheyla, 2014/07/04 15:45

Die Studienanalyse ist gut strukturiert. Auch ist zu erkennen, dass sich die Gruppe gut in die Studie eingelesen und sich ausgiebig damit beschäftigt hat. Inhaltlich weist die Analyse viele sprachliche und grammatikalische Fehler auf. Formulierungsfehler und die Nutzung der Umgangssprache führen zu inhaltlichen Missverständnissen. Die Beschreibung der „Sammlung der Daten“ wurde sehr ausführlich durchgeführt. Jedoch ist nicht zu erkennen, weshalb sich Prangenberg für eine Mischform der beiden Interviewverfahren entschied. Im Abschnitt „Geltungsbegründung“ sollte beschrieben werden, was für Fazit der Autor mit dieser Studie seinen Lesern übermitteln möchte. Dies wurde von der Gruppe falsch interpretiert. Als Verbesserungsvorschlag sollten grammatikalische und sprachliche Fehler korrigiert werden.

Elena und Nelly, 2014/07/10 18:29

Tandem 11 (Version vom 05.06.2014) Die Analyse von Tandem 11 ist gut gelungen. Sie ist übersichtlich gestaltet und besticht immer wieder durch kurze, prägnante Darstellungen des Sachverhaltes. Beim Lesen entsteht der Eindruck als habe sich das Tandem intensiv mit der Dissertation Prangenbergs als auch mit entsprechender Literatur auseinandergesetzt. Die Kapitel sind hinreichend mit bibliographischen Angaben versehen, sodass ersichtlich wurde, dass nahe an Prangenbergs Dissertation gearbeitet und trotzdem eine eigene, fachkundige Wortwahl benutzt wurde. Im Kapitel der Datenfixierung werden die Begriffe „Grounded Theory“ und „Schaffung einer neuen Realität“ angesprochen, dies ist positiv zu erwähnen. Jedoch wäre es hier hilfreich zu wissen, wie Prangenberg sein Vorgehen diesbezüglich begründet bzw. nicht begründet. Das Verhältnis Theorie- Gegenstand findet in der Entwurfsfassung keine Erwähnung. Dies sollte in der Endfassung nachgeholt werden. Insgesamt fällt die Analyse durch klare, treffende Formulierungen und eine verständliche, sinngemäße Wiedergabe von Inhalten sehr positiv auf. Ein „roter Faden“ ist deutlich erkennbar.

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