Studienanalyse der Arbeit:
„Subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten - Zur Innensicht des erschwerten Lernens“ von Marius Andreas Metzger
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Dissertation, vorgelegt an der Universität Zürich, aus dem Jahre 2006. Metzger beforschte im Zeitraum 2004/2005 eine Gruppe von 25 Schülerinnen und Schülern im Alter von 15 bis 18 Jahren, der Freien Evangelischen Schule Zürich „Die FESZ ist eine nicht-gewinnorientierte und staatlich bewilligte Privatschule (…)“ (Metzger, 2006, S. 94). Die Auswahl der Schülerinnen und Schüler begründet der Autor ausführlich. (vgl. Metzger, 2006, S. 6-7) Aus dem Text geht nicht hervor, ob Metzger lediglich als Forscher tätig war, oder er bereits eine andere Rolle an der Schule eingenommen hat.
Die Fragestellung: „ Wie sind subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten von potenziell betroffenen Schülerinnen und Schülern beschaffen?“ (Metzger, 2006, S.52), untersuchte Metzger mithilfe einer nicht-standardisierten Studie. Dabei gibt es einen monolog-hermeneutischen Teil (der erste von zwei Teilen), welcher anhand eines Leitfadeninterviews durchgeführt wurde und einen dialogisch-hermeneutischen Teil, welcher durch die Struktur-Lege-Technik geprägt wurde.
Die Technik des Leitfadeninterviews ist eine gängige Methode der qualitativen Sozialforschung und in dem Kontext der Studie passend gewählt, da die beforschten Jugendlichen kaum einem Einfluss unterliegen. Mögliche Schwächen dieser Methode bestehen in der „Leitfadenbürokratie“ (vgl. Hopf 1978, S.103), welche unter Umständen Einfluss auf das Prinzip der Offenheit nehmen kann.
Das Interview wurde mithilfe eines Tonträgers aufgenommen und anschließend kommentiert transkribiert (vgl. Metzger, 2006, S.71) die Gefahr bei dem Verfahren der kommentierten Transkription, ist die Verzerrung durch subjektive Einflüsse des Forschers.
Der zweite Teil der Studie erfolgte eine Woche nach der Befragung in Form einer Struktur-Lege-Technik. Dieses Verfahren stützt sich auf das vorangegangene Interview, und erlaubt sowohl dem Rezipienten, als auch dem Forscher einen Blick aus der Metaperspektive. (vgl. Metzger, 2006, S.237 ff.) Die Schwierigkeit der Struktur- Lege- Technik in diesem Kontext besteht in der Verbildlichung von 25 subjektiven Perspektiven in einem Ganzen. Die Komplexität der gewonnenen Eindrücke lässt nur bedingt auf eine spezifische Schwerpunktsetzung schließen.
Die Basistheorie stützt Metzger auf das Forschungsprogramm Subjektive Theorien von Groeben, Wahl, Schlee & Scheele von 1988. (vgl. Metzger, 2006, S.4) Das gewählte Basisdesign, zeigt sowohl Merkmale einer Vergleichsstudie, als auch die einer Momentaufnahme. Für eine Vergleichsstudie spricht, dass die subjektiven Äußerungen zum Thema Lernschwierigkeiten miteinander verglichen werden. „Häufig wird jedoch nicht der einzelne Fall, in seiner Komplexität und als Ganzes untersucht, sondern eine Vielzahl von Fälle im Hinblick auf bestimmte Ausschnitte. So werden etwa spezifische Inhalte des Expertenwissens mehrerer Personen verglichen.“(Flick, 2009, S. 83)
Der Tenor der Momentaufnahme bezieht sich ebenfalls auf das Vergleichen der abgenommenen Interviews, andererseits fließen bei diesem Basisdesign zusätzlich retrospektive Betrachtungen mit ein. „Verschiedene Ausprägungen des Expertenwissens, das in einem Feld zum Zeitpunkt der Forschung existiert, werden in Interviews erhoben und miteinander verglichen. Auch wenn die Interviews entsprechenden Bespiele aus früheren Zeitpunkten einfließen, richtet sich die Forschung nicht primär auf die Rekonstruktion eines Prozesses in retrospektive Perspektive. Vielmehr ist eine Zustandsbeschreibung zum Zeitpunkt der Forschung das angestrebte Resultat. (Flick, 2009, S.84-85)
Die Auswahl der Methoden stützt der Autor auf unterschiedliche Theorien (vgl. Metzger, 2006, S. 4 – 6) Die Vielfältigkeit der verwendeten Theorien und Methoden unterstreichen die Komplexität des Forschungsgegenstandes und Forschungsfeldes. Im Vordergrund der Studie steht das Subjekt. Dementsprechend soll eine subjektive Theorie entwickelt werden, welche sich der impliziten und expliziten Annahmen über Lernschwierigkeiten der Schülerinnen und Schüler bedient. Die Befragten bezeichnet Metzger dabei als „selbstreflexive Experten und Expertinnen im Bereich des erschwerten Lernens“ (Metzger, 2006, S.71)
Im Verlauf der Studie achtet Metzger besonders auf Offenheit und Transparenz, dies zeigt sich im Design der Fragebögen. Die Schülerinnen und Schüler werden vorab umfangreich informiert, worum es bei der Studie geht. Die Teilnahme erfolgte freiwillig und konnte jederzeit nach eigenem Ermessen abgebrochen werden. Voraussetzung zur Teilnahme war eine unterzeichnete Einverständniserklärung.
Die Vielfalt der gewählten Methoden erlaubt einen umfangreichen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit. Die Technik des Leitfadeninterviews ermöglicht eine subjektorientierte Datenerhebung. Die Forschungsabsicht, einen Zugang zum Thema der individuellen Lernschwierigkeiten zu erhalten, ist erfüllt worden. Über die Auswahl der Forschungsgruppe lässt sich nur bedingt ein Bezug zur Allgemeinheit herleiten. Die Studie beschäftigt sich mit Schülerinnen und Schülern einer nicht-gewinnorientierten Privatschule in Zürich. Die ausgewählte Gruppe stellt nur einen geringen Bruchteil der im Schweizer Bildungssystem vertretenen Schulformen dar. Des Weiteren befinden sich die Befragten in einer besonder Phase (Reflexions- und Entscheidungsjahr), was zu berücksichtigen ist. Der Autor gibt keine Informationen über seine eigene Rolle im Forschungsfeld, das Verhältnis zwischen Forscher und Beforschten bleibt unklar. Die Struktur- Lege- Technik soll (laut Metzger) eine Verallgemeinerung von subjektiven Theorien anhand einer optischen Darstellung möglich machen (vgl. Metzger, 2006, S.86). Es bleibt fraglich, ob unter Berücksichtigung der genannten Faktoren ein allgemein gültiger Schluss gefunden werden kann.
Flick, Uwe: Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick über die BA- Studiengänge. Reinbek. 2009
Hopf, C.: Die Pseudo-Exploration – Überlegungen zur Technik qualitativer Interviews in der Sozialforschung. Zeitschrift für Soziologie 7, S.97-115. 1978
Metzger, Marius A.: Subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten. Zur Innensicht des erschwerten Lernens. Dissertation. Universität Zürich. 2006
Ranking
Platz 1: Tandem 14
Platz 2: Tandem 13 und Tandem 24
Platz 3: Tandem 03
Platz 4: Tandem 10
Tandem 03: Die zentralen Aussagen der Studie wurden von den Autoren erfasst und in die Rohfassung der Analyse eingearbeitet. Die Gliederung des Wikis ist übersichtlich und ansprechend. Die Autoren haben die Hinleitung zur Fragestellung ausführlich beschrieben. Der Text enthält mehrere Rechtschreibfehler. Die Quellenangaben im Text sind nicht konsistent, die Autoren kennzeichnen in einigen Fällen weder Autorenangaben, Seitenzahlen noch Erscheinungsjahr. Teilweise lässt sich den Quellenverweisen nicht entnehmen, ob es sich um einen Vergleich oder ein Zitat handelt. Des weitern sind in den Literaturangaben nicht alle Quellen aufgeführt und die vorhandenen sind nicht komplett, es fehlen die Angaben über den Erscheinungsort und den Verlag.
Version der Bearbeitung: 2014/06/20 00:06
Tandem 10: Die Entwurfsfassung ist in einem Fließtext gehalten, dessen Verlauf man trotz fehlender Überschriften sehr gut folgen kann. Der Ausdruck der beiden Autoren ist leicht verständlich und gut zu lesen. Inhaltlich wurden alle zentralen Aussagen des Textes von den Autoren erfasst und in den Fließtext eingearbeitet. Besonders hervorzuheben ist die Auseinandersetzung mit dem Prinzip der Offenheit.
Der Satz: „ Ziel der Tandemarbeit ist die Entwicklung…“ ( Z.2 ff. ) ist in der Einleitung eines Wikis unangebracht. Im Text Z. 21 ff. wird behauptet, dass Metzger den Auswahlprozess der Forschungsobjekte nicht klar begründet. Diese Aussage ist nicht zutreffend (vgl. Metzger, 2006, S. 6-7) Der Begriff „Metasprache“ wird im letzten Abschnitt verwendet. Im Kontext des Satzes ist der Begriff falsch ausgewählt. Der Fokus der Entwurfsfassung orientiert sich stark an den theoretischen Abläufen qualitativer Forschung. Dadurch rückt das eigentliche Thema der Dissertation in den Hintergrund. Die Literaturangaben sind nicht vorhanden.
Version der Bearbeitung: 2014/06/06 17:54
Tandem 13: Die Entwurfsfassung ist übersichtlich und prägnant formuliert. Der Ausdruck der beiden Autoren ist leicht verständlich und gut zu lesen. Inhaltlich wurden alle zentralen Aussagen des Textes von den Autoren erfasst. Der Unterpunkt Sammlung der Daten ist gut gestatlet. Durch die Aufteilung in einen monologisch- hemeneutischen Teil und einen dialogisch- hermeneutischen Teil, wirkt der Abschnitt strukturiert und besonders ansprechend. Weniger gut gelungen sind die Quellenverweise. Hier fehlen in den meisten Fällen die Jahreszahlen und die Namen der Autoren. Im Literaturverzeichnis ist die erste Quelle ohne Erscheinungsort aufgeführt.
Version der Bearbeitung: 2014/06/13 15:39
Tandem 14: Die zentralen Aussagen der Dissertation wurden alle aufgeführt. Der Text wirkt flüssig und ist gut gegliedert. Die Quellen- und Literaturangaben sind korrekt und vollständig. Es wurde besonders gut hervorgebracht, dass Metzger auf Offenheit und Transparenz Wert legt. Die Sprache ist etwas kompliziert, aber noch gut verständlich. Die Analyse ist prägnant zusammengefasst, jedoch verfasst das Tandem keine weitere Kritik an der Dissertation, was allerdings daran liegen kann, dass es von den Verfassern keine Kritik gab.
Version der Bearbeitung: 2014/06/05 23:54
Tandem 24: Die Rohfassung der Analyse ist gut strukturiert, sehr leserfreundlich geschrieben und gut gestaltet. Die gesetzten Absätze erleichtern das lesen des Textes enorm. Die Einleitung der Analyse enthält alle prägnanten Punkte, um schnell einen ersten Eindruck über das Thema der zu analysierenden Dissertation zu erlangen. Im Punkt „Verhältnis Theorie-Gegenstand & Fragestellung, Forschungsperspektiven“, wird von den Autoren darauf eingegangen, welche inneren und äußeren Faktoren das Entstehen von Lernschwierigkeiten begünstigen bzw. erschweren. Die Platzierung dieses Absatzes ist für das gesamte Verständnis der Analyse zuträglich. Eine Verbesserung könnte erlangt werden, wenn die Autoren zusätzlich angeben würden, an welcher Stelle der Dissertation auf dieses Thema eingegangen wird. Die Autoren beschreiben ausführlich, wir Metzger im Verlauf der Studie Transparenz und Offenheit wahrt. Positiv zu bewerten ist ebenfalls, dass von den Autoren im vorletzten Abschnitt kurz darauf eingegangen wird, warum es sich aus ihrer Sicht um eine qualitative Studie handelt. Der Punkt „Sammlung der Daten“, könnte mit Hilfe von Absätzen noch genauso leserfreundlich gestaltet werden, wie die restlichen Abschnitte der Analyse. Zu bemängeln ist, dass die Quellenangaben über die für Zitate und Vergleiche verwendeten Texte nicht angeführt werden.
Version der Bearbeitung: 2014/06/11 13:07
Einleitung
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Dissertation, vorgelegt an der Universität Zürich, aus dem Jahre 2006. Metzger beforschte im Zeitraum 2004/2005 eine Gruppe von 25 Schülerinnen und Schülern im Alter von 15 bis 18 Jahren, der Freien Evangelischen Schule Zürich „Die FESZ ist eine nicht-gewinnorientierte und staatlich bewilligte Privatschule (…)“ (Metzger, 2006, S. 94). Die Auswahl der Schülerinnen und Schüler begründet der Autor ausführlich. (vgl. Metzger, 2006, S. 6-7) Metzger erforscht in seiner Dissertation das Thema der subjektiven Lernschwierigkeiten einzelner Schülerinnen und Schüler.
Fragestellung und Sammlung der Daten
Die Fragestellung: „ Wie sind subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten von potenziell betroffenen Schülerinnen und Schülern beschaffen?“ (Metzger, 2006, S.52), untersuchte Metzger mithilfe einer nicht-standardisierten Studie. Dabei gibt es einen monolog-hermeneutischen Teil (der erste von zwei Teilen), welcher anhand eines Leitfadeninterviews durchgeführt wurde und einen dialogisch-hermeneutischen Teil, welcher durch die Struktur-Lege-Technik geprägt wurde.
Erster Teil: monolog-hermeneutischer Teil (Leitfadeninterview)
Die Technik des Leitfadeninterviews ist eine gängige Methode der qualitativen Sozialforschung. Hierbei wird ein Interview vom Autor mithilfe eines Leitfadens an den Beforschten durchgeführt. Der Leitfaden besteht aus einer strukturierten Fragestellung, welche möglichst offen formuliert sind. Die offene Formulierung erlaubt den Beforschten den Schwerpunkt seiner Aussage selbst zu setzen. Die Methode des Leitfadeninterviews ist im Kontext der Studie passend gewählt, da die beforschten Jugendlichen kaum einem Einfluss unterliegen. Mögliche Schwächen dieser Methode bestehen in der „Leitfadenbürokratie“ (vgl. Hopf 1978, S.103), welche unter Umständen Einfluss auf das Prinzip der Offenheit nehmen kann. Die Leitfadenbürokratie beschreibt das starre Einhalten der Leitfragen. Geschieht dies, besteht die Möglichkeit, dass Informationen, die bei weniger starren Strukturen zur Sprache gekommen wären, verloren gehen. Das Interview wurde mithilfe eines Tonträgers aufgenommen und anschließend kommentiert transkribiert (vgl. Metzger, 2006, S.71). Die Gefahr bei dem Verfahren der kommentierten Transkription, ist die Verzerrung durch subjektive Einflüsse des Forschers. Beispielsweise kann die Betonung der Worte verloren gehen und die Körpersprache wird in einer Transkription außer Acht gelassen.
Zweiter Teil: Dialogisch- hermeneutischer Teil (Struktur-Lege-Technik)
Der zweite Teil der Studie erfolgte eine Woche nach der Befragung in Form einer Struktur-Lege-Technik. Dieses Verfahren stützt sich auf das vorangegangene Interview, und erlaubt sowohl dem Rezipienten, als auch dem Forscher einen Blick aus der Metaperspektive. (vgl. Metzger, 2006, S.237 ff.)
Die Struktur-Lege-Technik ist ein Verfahren, um komplexe Zusammenhänge bildhaft darzustellen. Metzger nutzte zur Visualisierung verschiedene Karten, welche teilweise festgelegte Symbole (Richtungspfeile, Verbindungsstriche, etc.) zeigen und leere Karten, welche von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern selbstständig mit Begriffen/Aussagen beschriftet werden. Die einzelnen Karten werden parallel zu einem Reflexionsgespräch sinngemäß geordnet (vgl. Metzger, 2006, S.80 ff.). Es entsteht ein umfassendes Schaubild, welches von Metzger für spätere Analysen genutzt wird. Die Schwierigkeit der Struktur- Lege- Technik in diesem Kontext besteht in der Verbildlichung von 25 subjektiven Perspektiven in einem Ganzen. Die Komplexität der gewonnenen Eindrücke lässt nur bedingt auf eine spezifische Schwerpunktsetzung schließen.
Analyse der verwendeten Theorie
Die Basistheorie stützt Metzger auf das Forschungsprogramm Subjektive Theorien von Groeben, Wahl, Schlee & Scheele von 1988 (vgl. Metzger, 2006, S.4). Das gewählte Basisdesign, zeigt sowohl Merkmale einer Vergleichsstudie, als auch die einer Momentaufnahme. Für eine Vergleichsstudie spricht, dass die subjektiven Äußerungen zum Thema Lernschwierigkeiten miteinander verglichen werden. „Häufig wird jedoch nicht der einzelne Fall, in seiner Komplexität und als Ganzes untersucht, sondern eine Vielzahl von Fälle im Hinblick auf bestimmte Ausschnitte. So werden etwa spezifische Inhalte des Expertenwissens mehrerer Personen verglichen.“(Flick, 2009, S. 83) Der Tenor der Momentaufnahme bezieht sich ebenfalls auf das Vergleichen der abgenommenen Interviews, andererseits fließen bei diesem Basisdesign zusätzlich retrospektive Betrachtungen mit ein. „Verschiedene Ausprägungen des Expertenwissens, das in einem Feld zum Zeitpunkt der Forschung existiert, werden in Interviews erhoben und miteinander verglichen. Auch wenn die Interviews entsprechenden Bespiele aus früheren Zeitpunkten einfließen, richtet sich die Forschung nicht primär auf die Rekonstruktion eines Prozesses in retrospektive Perspektive. Vielmehr ist eine Zustandsbeschreibung zum Zeitpunkt der Forschung das angestrebte Resultat. (Flick, 2009, S.84-85)
Die Auswahl der Methoden stützt der Autor auf unterschiedliche Theorien (vgl. Metzger, 2006, S. 4 – 6) Die Vielfältigkeit der verwendeten Theorien und Methoden unterstreichen die Komplexität des Forschungsgegenstandes und Forschungsfeldes. Im Vordergrund der Studie steht das Subjekt. Dementsprechend soll eine subjektive Theorie entwickelt werden, welche sich der impliziten und expliziten Annahmen über Lernschwierigkeiten der Schülerinnen und Schüler bedient. Die Befragten bezeichnet Metzger dabei als „selbstreflexive Experten und Expertinnen im Bereich des erschwerten Lernens“ (Metzger, 2006, S.71) Im Verlauf der Studie achtet Metzger besonders auf Offenheit und Transparenz, dies zeigt sich im Design der Fragebögen. Die Schülerinnen und Schüler werden vorab umfangreich über das Thema und den Verlauf der Studie informiert. Zusätzlich präsentierte Metzger den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Endergebnisse seiner Forschung. Die Teilnahme erfolgte freiwillig und konnte jederzeit nach eigenem Ermessen abgebrochen werden. Voraussetzung zur Teilnahme war eine unterzeichnete Einverständniserklärung. (vgl. Metzger, 2006, S.232 ff.)
Interpretation der Daten
Metzger zieht aus den Ergebnissen des Leitfadeninterviews mit der anschließenden Struktur-Lege-Technik Schlüsse, welche er in Modalstrukturen zusammenfasst (vgl. Metzger, 2006, S.97 ff.). Diese Modalstrukturen versuchen einen Konsens zu finden, Aussagen über Lernschwierigkeiten in allgemein gültige Formulierungen zu transformieren. Die Ergebnisse der Studie werden von Metzger sehr subjektorientiert und differenziert dargestellt. Er legt Wert darauf, jedem Studienteilnehmer und jeder Studienteilnehmerin den Raum für eine Definition und Wertung von subjektiven Lernschwierigkeiten zu geben. Die oben genannten Modalstrukturen versucht er durch aufkommende Dopplungen in Unter- und Oberkategorien der Struktur-Lege-Technik zu ziehen.
Kritische Denkanstöße
Die Vielfalt der gewählten Methoden erlaubt einen umfangreichen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit. Die Technik des Leitfadeninterviews ermöglicht eine subjektorientierte Datenerhebung. Die Forschungsabsicht, einen Zugang zum Thema der individuellen Lernschwierigkeiten zu erhalten, ist erfüllt worden. Über die Auswahl der Forschungsgruppe lässt sich nur bedingt ein Bezug zur Allgemeinheit herleiten. Die Studie beschäftigt sich mit Schülerinnen und Schülern einer nicht-gewinnorientierten Privatschule in Zürich. Die ausgewählte Gruppe stellt nur einen geringen Bruchteil der im Schweizer Bildungssystem vertretenen Schulformen dar. Des Weiteren befinden sich die Befragten in einer besonderen Phase (Reflexions- und Entscheidungsjahr), was zu berücksichtigen ist. Der Autor gibt keine Informationen über seine eigene Rolle im Forschungsfeld, das Verhältnis zwischen Forscher und Beforschten bleibt unklar. Die Struktur- Lege- Technik soll (laut Metzger) eine Verallgemeinerung von subjektiven Theorien anhand einer optischen Darstellung möglich machen (vgl. Metzger, 2006, S.86). Es bleibt fraglich, ob unter Berücksichtigung der genannten Faktoren ein allgemein gültiger Schluss gefunden werden kann. Aus dem Text geht nicht hervor, ob Metzger lediglich als Forscher tätig war, oder er bereits eine andere Rolle an der Schule eingenommen hat.
Literatur
Flick, Uwe: Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick über die BA- Studiengänge. Reinbek. 2009
Hopf, C.: Die Pseudo-Exploration – Überlegungen zur Technik qualitativer Interviews in der Sozialforschung. Zeitschrift für Soziologie 7, S.97-115. 1978
Metzger, Marius A.: Subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten. Zur Innensicht des erschwerten Lernens. Dissertation. Universität Zürich. 2006
Diskussion
Die Studienanalyse des Tandems 7 ist grundsätzlich gelungen. Es wurde darauf geachtet den einzelnen Schritten des qualitativen Forschungsprozesses nach Flick zu folgen. Als Beispiel seien hier das Erkennen und die Begründung des Forschungsdesigns genannt. Jedoch gibt es einige Kritikpunkte, die wir im Folgenden näher erläutern. Die Einleitung der Studienanalyse des Tandems 7 enthält zu viele inhaltliche Informationen, sowie eine kritische Äußerung in der Einleitung: „Aus dem Text geht nicht hervor, ob Metzger lediglich als Forscher tätig war, oder bereits eine andere Rolle an der Schule eingenommen hat.“ Eine Einleitung soll dem Leser einen kompakten Eindruck von dem verschaffen, was ihn auf den folgenden Seiten erwartet und in das Thema einführen. Es wird nicht darauf eingegangen, warum Metzger die qualitative Forschung bevorzugt und wie die Annäherung an das Feld erfolgt. Zudem wird nicht darauf Bezug genommen, wie das Leitfadeninterview gestaltet wurde. Dieses beinhaltet nämlich eine Kombination aus vorgegebenen und offenen Fragen. Auf die Diskrepanz zwischen Forscher und Beforschten wird nicht Bezug genommen. Sowie auf die Rückmeldung der Ergebnisse, die durch den Autor an die Schüler weitergeleitet wurden. Positiv zu erwähnen wäre der Punkt „Kritische Denkanstöße“. Hier setzt sich das Tandem mit dem Text auseinander und stellt kritische Fragen.
Die Entwurfsfassung ist nach einer selbst gewählten Gliederung unterteilt. Besonders gut gelungen ist hierbei der Gliederungspunkt kritische Denkanstöße. Die Überschrift „Analyse der Theorie“ ist jedoch nicht zutreffend, da hier eher das Forschungsverfahren analysiert wird. Das Tandem hat die wichtigsten Aussagen der Studie erfasst und analysiert. Es gibt an machen Stellen Rechtschreibfehler durch fehlende Buchstaben. Ein weiterer Punkt ist, dass der Satz: „Aus dem Text geht nicht hervor, ob Metzger lediglich als Forscher tätig war, oder er bereits eine andere Rolle an der Schule eingenommen hat“ eigentlich nicht in eine Einleitung gehört. Des Weiteren ist die Textstelle: „Die Schwierigkeit der Struktur- Lege- Technik in diesem Kontext besteht in der Verbildlichung von 25 subjektiven Perspektiven in einem Ganzen. Die Komplexität der gewonnenen Eindrücke lässt nur bedingt auf eine spezifische Schwerpunktsetzung schließen.” ein guter Ansatz für die Studienbewertung, der leider nicht fortgeführt wird. Es wird nicht genannt, ob er am Ende nun Schwierigkeiten hatte und wenn ja, wie er damit umgegangen ist.
(Version: 05.06.14)