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Tandem 06

Hinweis: Bitte ändern Sie die Nummer ihres Tandems und ergänzen ihre Namen.

  • Tandempartner 1: Salihoglu, Ece
  • Tandempartner 2: Karatas, Aylin

Einleitung

Die Dissertation ,,Wie sich Schülerinnen und Schüler »Integration« vorstellen - Eine empirische Untersuchung zum Bürgerbewusstsein am Beispiel Migration„, verfasst im Jahre 2009 von Andreas Lutter an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zur Erlangung des Grades eines Doktors der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, wird nun ausgewertet. Dabei wollte Lutter verschiedene subjektive Vorstellungen über Integration von SchülerInnen erhalten und daraus neue Anregungen für didaktische Konzepte im Unterricht entwickeln.

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Die vorliegende qualitative Studie, die von Andreas Lutter durchgeführt wird, möchte anhand Schülerperspektiven das Thema „Integration und Migration“ aufgreifen, da bislang eine ,,systematische Forschung im Bereich der sozialwissenschaftlichen Fachdidaktik, die danach fragt, wie lebensweltliche Zugange mit wissenschaftlichen Erklärungskonzepten didaktisch fruchtbar vermittelt werden können und welche Lernwege dabei entdeckt werden können“ fehlt (S.8). Der Untersuchungsgegenstand handelt um subjektive Schülerperspektiven. Durch die Ergebnisse der Studie werden Leitideen zur didaktischen Strukturierung für den Unterricht entwickelt, die für den Unterricht verwendet werden können (S.8). Er benutzt das Modell der didaktischen Rekonstruktion. Dieser ,,verknüpft die Untersuchung wissenschaftlicher Theorien und die Ermittlung von Schülervorstellungen unter der Perspektive der Vermittlung. Es werden Untersuchungsaufgaben zum Verhältnis lebensweltlicher und fachlicher Reflexionsformen explizit gemacht, um die spezifische Lernlogik der Schuler/Innen mit der Sachstruktur zu vermitteln, welches insbesondere mit den Zielsetzungen der vorliegenden Studie korrespondiert„ (S.13).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

In der Studie beschäftigt sich Lutter mit dem Modell der Didaktischen Rekonstruktion, das in drei Forschungsschritte unterteilt ist: 1. Fachliche Klärung, 2. Erhebung von Schülerdaten und 3. didaktische Strukturierung (siehe Inhaltsverzeichnis). Es ist ,,ein systematisch angelegtes und interdisziplinär erprobtes Modell fachdidaktischer Lehr - und Lernforschung“ (S.13). Bei diesem Modell erkennt man, dass es zu einer Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Schritten kommt (siehe Dreiecks-Modell, S. 18). „Es wird also versucht, die Vermittlung von Wissenselementen und die damit zusammenhängenden pädagogischen Aspekte in eine Balance zu bringen, was in bisherigen Forschungsarbeiten tendenziell auf eine der beiden Seiten beschränkt bleibt“ (S.18). Lutter will herausfinden, was sich SchülerInnen unter einer ,,gelungenen Integration„ vorstellen. Dabei geht er auf die Fragestellung ,, Über welche Vorstellungen verfügen Schüler/innen zum Wort Integration im Zusammenhang mit Zuwanderung und Migration?“ ein (S.101).

Um die Fragestellung beantworten zu können, stellt er folgende Leitfragen (S.101) auf:

1. ,,Welche Vorstellungen werden mit dem Wort Integration assoziiert?„ 2. ,,Welche subjektiven Integrationsmodelle treten hervor und auf welchen Grundannahmen beruhen diese? 3. ,,Welche Gemeinsamkeiten im Denken lassen sich in der Auseinandersetzung mit dem Sachthema herausarbeiten? 4. ,,Welche Lernmöglichkeiten eröffnen sich dadurch im Lernfeld?“

Das Ziel ist es, durch die Aussagen der SchülerInnen eine Verbesserung der didaktischen Konzepte zu erreichen.

Annäherung ans Feld und Datensammlung

Lutter verwendet in seiner empirischen Untersuchung das themenorientierte Interview, wo der Interviewer ,,frei, offen und situationsangemessen„ handeln muss (S. 109). Phasenweise greift er auf Aspekte des narrativen Interviews zurück. Für die Studie werden sechs SchülerInnen an drei verschiedenen Gesamtschulen in Niedersachen und Nordrhein-Westfalen aus dem elften und zwölften Jahrgang im Alter von 17 bis 19 Jahren befragt, die von den Lehrkräften ausgewählt werden (S.112). Es wurden bewusst die Gesamtschulen ausgewählt, ,,weil die Heterogenität in Bildungsverlaufen, Bildungsbiografien und Aspekten sozialer Herkunft dort als am stärksten ausgeprägt angesehen wurden“ (S. 111). Lutter vergleicht die Thematik anhand von ,,Originalliteratur eines einzelnen Autors„ aus dem näheren Forschungsfeld (S.56). Am Anfang des Interviews geht der Forscher auf die Wünsche der SchülerInnen ein und lockert die Gesprächsatmosphäre durch alltägliche Themen auf. Damit wahrheitsgemäße Angaben entstehen, versucht der Forscher Vertrauen zu den SchülerInnen zu entwickeln. Danach bezieht er sich immer mehr auf die zentrale Fragestellung. Der Interviewer handelt während seiner Untersuchung neutral. Die Kommunikation ist ,,offen, auf Vertrauen basierende Gesprächssituation“ (S.101). ,,Der Kommunikationsstil ist auf die Herstellung von Akzeptanz und Wertschätzung bezogen„ (S.101). Es fällt auf, dass die SchülerInnen am Ende kein Feedback erhalten haben.

Fixierung und Interpretation der Daten

Im Rahmen der empirischen Untersuchung wurden die erhobenen Daten der Interviews als Tonbandaufzeichnungen fixiert. Später wurden die inhaltlich relevanten Gesprächsabschnitte in deutscher Schriftform verfasst (S.120 f.). Lutter legt Wert auf die Tonbandaufzeichnungen, da diese das Ausschlaggebende für die einzelnen Aufbereitungsschritte sind (S.120). Bei der Transkription werden Ausdrucksweisen und Wortlaute nicht verändert, da sie relevant für die Inhaltsanalyse sind (S.121). Durch die Fixierung auf Tonbandaufnahmen kann es jedoch zu Verzerrungen der Aussagen kommen, weil dadurch Mimik und Gestik der SchülerInnen verloren gehen. Die Ergebnisse der Transkriptionen erfolgt in zwei Schritten: ,,Transkripte relevanter Äußerungen der Interviewpartner“ und ,,Redigierte Aussagen„ (S.123, Tab. 9). Bei der Überführung der sprachlichen Äußerungen in eine schriftliche Form findet eine Reduktion des Materials statt (S.120). Zum Schluss ist ein Kontrollhören notwendig, damit keine eigene Interpretation des Autors mit einfließt (S.121). Die Aussagen der SchülerInnen werden nach thematischen Bezugsrahmen klassifiziert. Durch die Kategorienbildung erfolgt eine ,,Verallgemeinerung der Einzelstrukturierung und letztendlich das Zusammenstellen der Kategorien von Vorstellungen zu Denkstrukturen“ (S.126).

Geltungsbegründung

Bei der Dissertation von Lutter geht es um eine qualitative Forschung. Hierbei spielen die Gütekriterien eine wichtige Rolle, da diese die Qualität der Untersuchung ausmachen (S.29 ff.). Lutter befasst sich ein ganzes Kapitel mit dem Thema „Güterkriterien der vorliegenden Studie“, welches man im Inhaltsverzeichnis unter dem Punkt 2.4 erkennen kann. Er bezieht sich auf die Kernkriterien der qualitativen Forschung nach Steinke (2005): Intersubjektive Nachvollziehbarkeit, Indikation des Forschungsprozesses, Empirische Verankerung, Limitation, Reflektierte Subjektivität und Relevanz (Definition, siehe S. 36, Tab. 2).

Da Lutter das ,,Allgemeine im Besonderen„ erforschen möchte, fragt er ,,nicht nach der Vollständigkeit, sondern nach der Bedeutung des Einzelfalls für die Fragestellung der Untersuchung“ (S.127). ,,Experten, die an ähnlichen Fragestellungen arbeiten, sollten in den Interpretationsprozess eingebunden werden„ (S.32).

Fazit

Im Großen und Ganzen ist Lutter bei seiner Dissertation strukturiert und transparent vorgegangen. Er widmet sich einer Fragestellung, die vorher in der Sozialforschung noch nicht konkret untersucht wurde. Allerdings fällt es negativ auf, dass Lutter bei seiner Arbeit nicht auf seine eigenen Interessen und persönlichen Ziele eingeht. Zudem gibt der Forscher keine Rückmeldung an die Befragten. Dank Lutter werden die didaktischen Konzepte weiterentwickelt und verbessert, wodurch die Qualität des Unterrichts steigt.

Literatur

Lutter, Andreas: Wie sich Schülerinnen und Schüler 'Integration' vorstellen. Eine empirische Untersuchung zum Bürgerbewusstsein am Beispiel Migration. Online verfügbar unter: http://oops.uni-oldenburg.de/913/1/lutwie09.pdf 2009

Flick, Uwe: Stationen des qualitativen Forschungsprozesses; In: Flick/Kardoff/Rosenstiel/Wolff 1995, Seite 148-173

Seminar, Sozialwissenschaftliche Methoden EW 2014 – „07 Sitzung moodle: Analysieren einer Studie“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Petra Grell; 28.05.2014.

http://de.wikipedia.org/wiki/Didaktische_Rekonstruktion

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Die Bewertung der anderen Tandems ist uns schwer gefallen, weil wir der Meinung sind , dass alle Tandems eine gute Studienanalyse verfasst haben.

Platz 1 - Tandem 22

(Stand 2014/06/05 20:18)

Auf Platz 1 in unserer Rankingliste haben wir die Studienanalyse des „Tandems 22“ gesetzt. Besonders gut ist es, dass viel zitiert und belegt wurde. Außerdem wurde hier nicht nur analysiert, sondern auch kritisch hinterfragt. Dies entspricht einer guten wissenschaftlichen Arbeit. Obwohl die Einleitung nicht als eigener Punkt dargestellt wurde, ist die Überleitung von der Einleitung zum Theorie- Gegenstands- Verhältnis gut verfasst worden. Die Hauptfragestellung wurde erst bei dem Teil „Die Erhebung von Schülervorstellungen“ genannt. Wir hätten uns gewünscht, dass diese schon bei “ Forschungsausschnitt und Fragestellung„ aufgegriffen wird. An manchen Stellen ist die Zitierweise nicht korrekt. Zusammenfassend kann man sagen, dass auf alle inhaltlichen Aspekte eingegangen wurde und ein roter Faden erkennbar ist.

Platz 2 - Tandem 16

(Stand 2014/06/06 09:41)

Aus unserer Sicht ist die Analyse für einen fremden Leser gut, verständlich und ausführlich gestaltet worden. Die inhaltlichen Punkte wurden detailliert ausgearbeitet und jede These wurde anhand des Textes von Lutter belegt. Desweiteren ist uns positiv aufgefallen, dass die Zitierweise fachlich richtig ist. Allerdings finden wir es schlecht, dass in der Einleitung ein Zitat verwendet wurde. Stattdessen könnte man dies in eigenen Worten fassen. Zudem fehlen im Abschnitt „Datensammlung“ die zugehörigen Seitenangaben. Im Großen und Ganzen ist die Studienanalyse gut gelungen und vorallem das Fazit mit den positiven und negativen Aspekten.

Platz 3 - Tandem 05

(Stand 2014/06/06 14:08)

Die Studienanalyse der Tandemgruppe 05 ist klar und verständlich. Positiv auffallend ist, dass auf jede inhaltliche Frage eingegangen und diese nachvollziehbar beantwortet wurde. Zudem ist der Text gut strukturiert und beinhaltet einen vollständigen, ausführlichen Quellenverzeichnis. Negativ auffallend ist, dass der Lesefluss durch manche zu lang verfassten Sätze beeinträchtigt wird. Außerdem hätte man an manchen Stellen mehr belegen können. Aber im Allgemeinen ist die Zitierweise in der Analyse einheitlich und fachlich korrekt.

Platz 4 - Tandem 01

(Stand 2014/06/06 19:06)

Diese Studienanalyse zeichnet sich durch eine klare Übersichtlichkeit aus, weil nur hier eine Gliederung erstellt wurde. Jedoch wäre es besser gewesen, wenn die Inhaltspunkte untereinander aufgelistet werden würden. Besonders hat uns die Einleitung gefallen, da sie kurz, knapp und in eigenen Worten geschrieben wurde. Allerdings erkennt man, dass manche inhaltlichen Aspekte nicht benannt wurden (Fragestellung und Bezug auf Orginalliteratur). Genauso wie bei Tandem 05 wurden zu lange Sätze verwendet, welche unverständlich für den Leser sind. Uns ist aufgefallen, dass an manchen Stellen die Zitierweise und die Kommasetzung fachlich nicht richtig sind. Im Allgemeinen ist der Text gut und verständlich verfasst worden. Auch hier ist ein roter Faden erkennbar.

Platz 5 - Tandem 18

(Stand 2014/06/06 13:17)

Dafür, dass die Tandemgruppe 18 nur aus einer Person bestand, ist die Analyse trotzdem gut gelungen. Der Text ist einfach und verständlich formuliert worden. Des Weiteren ist eine klare Linie erkennbar. Es wäre besser gewesen, wenn manche inhaltlichen Punkte detaillierter ausgeführt worden wären. Im Gegensatz zu den anderen Tandems wurde diese Studienanalyse zu kurz gefasst (zum Beispiel: die Einleitung). Zwar wurden die Leitfragen benannt, aber nicht die Hauptfragestellung. Negativ fiel uns auf, dass es kein Fazit gab. Weiterhin ist die Zitierweise fachlich falsch und an einer Stelle fehlt die Seitenangabe.

Dritter Text: Endfassung

Inhalt

1. Einleitung

2. Verhältnis Theorie-Gegenstand

3. Fragestellung, Forschungsperspektiven

4. Annäherung ans Feld und Datensammlung

5. Fixierung und Interpretation der Daten

6. Geltungsbegründung

7. Fazit

Literatur

Einleitung

Die Dissertation ,,Wie sich Schülerinnen und Schüler »Integration« vorstellen - Eine empirische Untersuchung zum Bürgerbewusstsein am Beispiel Migration“, verfasst im Jahre 2009 von Andreas Lutter an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zur Erlangung des Grades eines Doktors der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, wird nun ausgewertet. Dabei ist Lutters Ziel, verschiedene subjektive Vorstellungen über Integration von SchülerInnen zu erhalten und daraus neue Anregungen für didaktische Konzepte im Unterricht zu entwickeln.

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Die vorliegende qualitative Studie, die von Andreas Lutter durchgeführt wird, greift anhand von verschiedenen Schülerperspektiven das Thema “Integration und Migration” auf, da bislang eine ,,systematische Forschung im Bereich der sozialwissenschaftlichen Fachdidaktik, die danach fragt, wie lebensweltliche Zugange mit wissenschaftlichen Erklärungskonzepten didaktisch fruchtbar vermittelt werden können und welche Lernwege dabei entdeckt werden können”, fehlt (S.8). Zum Untersuchungsgegenstand gehören subjektive Schülerperspektiven. Durch die Ergebnisse der Studie werden Leitideen zur didaktischen Strukturierung für den Unterricht entwickelt (S.8). Lutter verwendet das Modell der didaktischen Rekonstruktion. Dieser ,,verknüpft die Untersuchung wissenschaftlicher Theorien und die Ermittlung von Schülervorstellungen unter der Perspektive der Vermittlung. Es werden Untersuchungsaufgaben zum Verhältnis lebensweltlicher und fachlicher Reflexionsformen explizit gemacht, um die spezifische Lernlogik der Schüler/Innen mit der Sachstruktur zu vermitteln, welches insbesondere mit den Zielsetzungen der vorliegenden Studie korrespondiert“ (S.13).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

In der Studie beschäftigt sich Lutter mit dem Modell der Didaktischen Rekonstruktion, das in drei Forschungsschritte unterteilt ist: 1. Fachliche Klärung, 2. Erhebung von Schülerdaten und 3. didaktische Strukturierung (siehe Inhaltsverzeichnis). Es ist ,,ein systematisch angelegtes und interdisziplinär erprobtes Modell fachdidaktischer Lehr - und Lernforschung” (S.13). Bei diesem Modell erkennt man, dass es zu einer Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Schritten kommt (siehe Dreiecks-Modell, S. 18). „Es wird also versucht, die Vermittlung von Wissenselementen und die damit zusammenhängenden pädagogischen Aspekte in eine Balance zu bringen, was in bisherigen Forschungsarbeiten tendenziell auf eine der beiden Seiten beschränkt bleibt“ (S.18). Lutter will herausfinden, was sich SchülerInnen unter einer ,,gelungenen Integration“ vorstellen. Dabei geht er auf die Fragestellung ,, Über welche Vorstellungen verfügen Schüler/innen zum Wort Integration im Zusammenhang mit Zuwanderung und Migration?” ein (S.101).

Um die Fragestellung beantworten zu können, stellt er folgende Leitfragen (S.101) auf:

1. ,,Welche Vorstellungen werden mit dem Wort Integration assoziiert?“

2. ,,Welche subjektiven Integrationsmodelle treten hervor und auf welchen Grundannahmen beruhen diese?

3. ,,Welche Gemeinsamkeiten im Denken lassen sich in der Auseinandersetzung mit dem Sachthema herausarbeiten?

4. ,,Welche Lernmöglichkeiten eröffnen sich dadurch im Lernfeld?”

Das Ziel ist es, durch die Aussagen der SchülerInnen eine Verbesserung der didaktischen Konzepte zu erreichen.

Annäherung ans Feld und Datensammlung

Lutter verwendet in seiner empirischen Untersuchung das themenorientierte Interview, wo der Interviewer ,,frei, offen und situationsangemessen“ handeln muss (S. 109). Phasenweise greift er auf Aspekte des narrativen Interviews zurück. Für die Studie werden sechs SchülerInnen an drei verschiedenen Gesamtschulen in Niedersachen und Nordrhein-Westfalen aus dem elften und zwölften Jahrgang im Alter von 17 bis 19 Jahren befragt, die von den Lehrkräften ausgewählt werden (S.112). Man wählte bewusst Gesamtschulen aus, ,,weil die Heterogenität in Bildungsverlaufen, Bildungsbiografien und Aspekten sozialer Herkunft dort als am stärksten ausgeprägt angesehen wurden” (S. 111). Lutter vergleicht die Thematik mit der Hilfe von ,,Originalliteratur eines einzelnen Autors“ aus dem näheren Forschungsfeld (S.56). Am Anfang des Interviews geht der Forscher auf die Wünsche der SchülerInnen ein und lockert die Gesprächsatmosphäre durch alltägliche Themen auf. Damit wahrheitsgemäße Angaben entstehen, versucht der Forscher Vertrauen zu den SchülerInnen zu entwickeln. Danach bezieht er sich immer mehr auf die zentrale Fragestellung. Der Interviewer handelt während seiner Untersuchung neutral. Die Kommunikation ist ,,offen, auf Vertrauen basierende Gesprächssituation” (S.101). ,,Der Kommunikationsstil ist auf die Herstellung von Akzeptanz und Wertschätzung bezogen“ (S.101). Es fällt auf, dass die SchülerInnen am Ende kein Feedback erhalten.

Fixierung und Interpretation der Daten

Im Rahmen der empirischen Untersuchung wurden die erhobenen Daten der Interviews als Tonbandaufzeichnungen fixiert. Später wurden die inhaltlich relevanten Gesprächsabschnitte in deutscher Schriftform verfasst (S.120 f.). Lutter legt Wert auf die Tonbandaufzeichnungen, da diese das Ausschlaggebende für die einzelnen Aufbereitungsschritte sind (S.120). Bei der Transkription werden Ausdrucksweisen und Wortlaute nicht verändert, da sie relevant für die Inhaltsanalyse sind (S.121). Durch die Fixierung auf Tonbandaufnahmen kann es jedoch zu Verzerrungen der Aussagen kommen, weil dadurch Mimik und Gestik der SchülerInnen verloren gehen. Die Ergebnisse der Transkriptionen erfolgt in zwei Schritten: ,,Transkripte relevanter Äußerungen der Interviewpartner” und ,,Redigierte Aussagen“ (S.123, Tab. 9). Bei der Überführung der sprachlichen Äußerungen in eine schriftliche Form findet eine Reduktion des Materials statt (S.120). Zum Schluss ist ein Kontrollhören notwendig, damit keine eigene Interpretation des Autors mit einfließt (S.121). Die Aussagen der SchülerInnen werden nach thematischen Bezugsrahmen klassifiziert. Durch die Kategorienbildung erfolgt eine ,,Verallgemeinerung der Einzelstrukturierung und letztendlich das Zusammenstellen der Kategorien von Vorstellungen zu Denkstrukturen” (S.126).

Geltungsbegründung

Bei der Dissertation von Lutter geht es um eine qualitative Forschung. Hierbei spielen die Gütekriterien eine wichtige Rolle, da diese die Qualität der Untersuchung ausmachen (S.29 ff.). Lutter befasst sich ein ganzes Kapitel mit dem Thema “Güterkriterien der vorliegenden Studie”, welches man im Inhaltsverzeichnis unter dem Punkt 2.4 erkennen kann. Er bezieht sich auf die Kernkriterien der qualitativen Forschung nach Steinke (2005): Intersubjektive Nachvollziehbarkeit, Indikation des Forschungsprozesses, Empirische Verankerung, Limitation, Reflektierte Subjektivität und Relevanz (Definition, siehe S. 36, Tab. 2).

Da Lutter das ,,Allgemeine im Besonderen“ erforschen möchte, fragt er ,,nicht nach der Vollständigkeit, sondern nach der Bedeutung des Einzelfalls für die Fragestellung der Untersuchung” (S.127). ,,Experten, die an ähnlichen Fragestellungen arbeiten, sollten in den Interpretationsprozess eingebunden werden“ (S.32).

Fazit

Im Großen und Ganzen ist Lutter bei seiner Dissertation strukturiert und transparent vorgegangen. Er widmet sich einer Fragestellung, die vorher in der Sozialforschung noch nicht konkret untersucht wurde. Allerdings fällt es negativ auf, dass Lutter bei seiner Arbeit nicht auf seine eigenen Interessen und persönlichen Ziele eingeht. Zudem gibt der Forscher keine Rückmeldung an die Befragten. Dank Lutter werden die didaktischen Konzepte weiterentwickelt und verbessert, wodurch die Qualität des Unterrichts steigt.

Literatur

Lutter, Andreas: Wie sich Schülerinnen und Schüler 'Integration' vorstellen. Eine empirische Untersuchung zum Bürgerbewusstsein am Beispiel Migration. Online verfügbar unter: http://oops.uni-oldenburg.de/913/1/lutwie09.pdf 2009

Flick, Uwe: Stationen des qualitativen Forschungsprozesses; In: Flick/Kardoff/Rosenstiel/Wolff 1995, Seite 148-173

Seminar, Sozialwissenschaftliche Methoden EW 2014 – „07 Sitzung moodle: Analysieren einer Studie“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Petra Grell; 28.05.2014.

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