Die vorliegende Studie „Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten“ ist eine Exploration der Lebens- und Entwicklungsrealität anhand von biografischer Interviews und Erörterungen der internationalen Fachliteratur, vorgelegt von Magnus Prangenberg, Bremen, 1. November 2002. Das Ziel dieser Arbeit bestand darin einen Einblick in einige Lebensläufe von Kindern zu bekommen, deren Eltern als geistig behindert gelten um notwendige Veränderungen zu dieser Situation anzustreben.
In dieser Studie handelt es sich um die Lebens- und Entwicklungssituation von Kindern, von denen mindestens ein Elternteil eine geistige Behinderung hat. Man liest zudem auch Diskussionen, die sich mit der Frage beschäftigen, ob Behinderte heiraten dürfen oder ob diese überhaupt Sex haben dürfen (vgl. Prangenberg 2002, S.21). Die Dissertation Prangenbergs ist dazu eine Anschlussuntersuchung. Die Studie von Pixa-Kettner, Bargfrede und Blanken, die 1995 und 1996 an einer Bremer Universität durchgeführt wurde, weist Mangelerkenntnisse auf. Und zwar war es den Autorinnen der Bremer Studie nur eingeschränkt möglich, Kenntnisse über die Lebenssituation der Kinder zu erhalten (vgl. Prangenberg 2002, S.20). An die Fragestellung knüpft der Autor nun, in der neuen Ausarbeitung, an.
Es handelt sich hierbei um eine Biografie- Milieustudie. Die Fragestellung lautet: „Wie können Menschen mit einer geistigen Behinderung die Entwicklung und das Wohlempfinden ihrer Kinder gewährleisten?“ (vgl. Prangenberg 2002, S.19). Der Forscher arbeitet zudem auch noch mit einigen Leitfragen, die sowohl die Kinder, als auch die Eltern betreffen. (vgl. Prangenberg 2002, S.19) Dazu macht der Forscher jede Menge Interviews zum einen das narrative Verfahren und zum anderen das Leitfadeninterview und liest zusätzlich Praxis- und Erfahrungsberichte von Betroffenen (vgl. Prangenberg 2002, S.121). Der Fokus liegt in den Lebensläufen der betroffenen Kinder im jungen Alter bis hin zu ihren Entwicklungsverläufen (vgl. Prangenberg 2002, S.19). Jedoch ist es schwer einen typischen Lebenslauf eines Kindes dessen Eltern als geistig behindert zählen, als Merkmal seiner besonderen Lebenssituation zu machen. Zudem kommt noch, dass die Entwicklungen der Kinder, die sich in derselben Situation befinden völlig unterschiedlich sein können (vgl. Prangenberg 2002, S.30).
In Deutschland existieren keine Nachweise über Kinder, deren Elternteil geistig behindert ist, sodass es schwer ist diese erst einmal anzutreffen. Um sich an die Forschung heranzutasten, hat der Forscher bundesweit Fragebogen an Einrichtungen und Dienste für Menschen mit Behinderung verschickt, um an die Kinder deren Eltern als geistig behindert gelten heranzukommen (vgl. Prangenberg 2002, S.120).
Prangenberg hat alle Befragungen alleine durchgeführt, zum einen wegen der Eigenfinanzierung und zum anderen um die Atmosphäre so vertraut wie möglich zu haben. Die Interviews fanden alle in den Wohnungen der Betroffenen statt. Diese Einzelgespräche hat der Forscher auf einem Tonband aufgezeichnet (Prangenberg 2002, S.145). Zum Einstieg nutzt er ein leitfadenorientiertes Interview mit Freiraum für viele Sequenzen. Das Ganze läuft wenig strukturiert ab und ähnelt einem Dialog zwischen Forscher und Betroffenen (vgl. Prangenberg 2002, S.146). Den Leitfaden hat Prangenberg vorher strukturiert und beinhaltet die wichtigsten Punkte (vgl. Prangenberg 2002, S.124) mit Vor- und Nachbereitung braucht der Forscher ca. 45 Minuten bis zu vier Stunden. Nur die Interview Zeit beträgt 25 Minuten bis zu zwei Stunden (vgl. Prangenberg 2002, S.146). Zum Abschluss des Ganzen und um den Standpunkt festzuhalten, folgt abschließend ein Protokoll (vgl. Prangenberg 2002, S.124). Diese Strukturierung hält der Autor für eine sehr günstige Verknüpfung der Offenheit (vgl. Prangenberg 2002, S.124). Die Interviewteilnehmer haben schnell ein Vertrauen zu einem Fremden aufgenommen und hatten größtenteils viel Interesse an der Befragung teilzunehmen und ihre Sicht zu äußern (vgl. Prangenberg 2002, S.146). Besonders die älteren Teilnehmer, zeigten Ernsthaftigkeit und Intention der Befragung (vgl. Prangenberg 2002, S.146). Die zentrale Aufgabe besteht im narrativen Interview darin, das Subjekt erzählen zu lassen und Störungen zu vermeiden (vgl. Flick 1995, S.157-158). Prangenberg nutzt eben genau dieses narrative Interviewverfahren und zusätzlich das Leitfadeninterview, somit macht er eine Mischung aus beidem (vgl. Prangenberg 2002, S.121).
Der Umgang mit Biografien steht im Mittelpunkt alle Interviews wurden mit einer Tonbandaufnahme aufbereitet und gesichert (Vgl. Prangenberg 2002, S. 126). Nach den Interviews hat Prangenberg Interviewprotokolle angefertigt, um die Interviewsituation kurz zu umschreiben. Die vollständige Transkription der Tonbandaufnahmen ist ein wichtiger Schritt der Verarbeitung. Für die Transkription der Tonbandaufnahmen hat sich Prangenberg an einigen Leitfaden und Vorschriften gehalten (z. B. bei Bohnsack (1991, 193 f.), Fuchs-Heinritz (2000, 276)). Zielsetzung ist es, die Erzählungen so authentisch wie möglich wiederzugeben. Neben der Wichtigkeit, dass das gesagte so authentisch wie möglich wiedergegeben wird, ist es wichtig den Text lesbar darzustellen. Der Text soll dem Leser sinnvoll erscheinen und formal geordnet sein (Vgl. Prangenberg 2002, S.127-128). Er hat den Aufwand betont und führte ihn für die Originalität durch. Prangenberg reflektiert keine neue geschaffene Realität durch den Text.
Jeder Moment der Begegnung mit dem Material ist zugleich eine interpretierende Auseinandersetzung (vgl. Prangenberg 2002, S.126). Prangenberg folgt eine „systematische thematische Analyse“ anzustreben und beschreibt diese (vgl. Prangenberg 2002, S.127). Kurzbiografien dienen als Einstieg in die Lebensgeschichte für die Leser und einer Vorbereitung der weiteren Auswertungsschritte. Sie werden auf die Richtigkeit und ihre Inhalte überprüft und ergänzt (vgl. Prangenberg 2002, S.129). „Typen“ lassen sich durch die Einzelfallauswertung charakterisieren und für eine Auswahl qualifizieren. Einfallauswertungen sind Grundlagen der Kurzbiografien. Es erfolgt eine erste Einteilung der Interviewpartner nach „Typen“, was zur Definition der Gesamtpopulation mitwirken kann. Prangenberg erläutert die methodisch gesicherte Vorgehensweise der Interpretation an den Äußerungen die schwer Verständlich sind. Als Vorteil einer methodisch gesicherten Aussage bezeichnet er, wenn das Gemeinte sich in der Aussage „versteckt“. Hier müssen Sinndeutungen gesammelt und überprüft werden. Prangenberg hat dies aus zwei Blickwinkeln angestrebt und in der weiteren Vorgehensweise der Textinterpretation für zwei unterschiedliche Herangehensweisen an das Material entschieden. Erstens zu einer themenorientierten Auswertung und zweitens zu einer Interpretation, die in dem Einzelfall in seiner Gesamtheit in den Blickpunkt rückt. (vgl. Prangenberg 2002, S.130). Prangenberg hat gemeinsame Themen mit Interviewpartnern festgestellt, damit sich allgemeine Ergebnisse bilden können (vgl. Prangenberg 2002, S.131). In der einzelfallorientierten Auswertung geht es eher um die Herausarbeitung eines „Roten Fadens“ durch die Erzählungen der Kinder. Die Vorgehensweise von Prangenberg werden wie folgt dargestellt: 1. Auswahl der Einzelfälle, 2. Sequenzierung des Textes, 3. Sequenzanalyse, 4. Analytische Abstraktion, 5. Vergleich der Einzelfälle. (vgl. Prangenberg 2002, S.133)
Für Prangenberg waren zwei Vorgehensweisen in der Darstellung der Auswertungsergebnisse denkbar. Erstens die exemplarische Darstellung einer Einzelfallauswertung und zweitens die Darstellung der Ergebnisse der themenorientierten Auswertung. Prangenberg hat sich an der Arbeit von Ehrig (1996) entschieden, …eine zusammenfassende Analyse und Interpretation der ausgewählten Lebensgeschichten“ (Ehrig 1996, 101) vorzulegen. Er Orientierte sich an folgender Grobgliederung:
(vgl. Prangenberg 2002, S.137)
Der Forscher bekam keine Rückmeldung von den beforschten Personen, weshalb man in Frage stellen kann inwiefern diese Forschung Erfolge gebracht hat. Über Veränderungen der jeweiligen Kinder erfährt der Leser leider auch nichts. Es wird nicht geschildert, wie sich die Kinder nach der Befragung fühlen. Dazu kommt noch, dass nur wenige befragt wurden und man deshalb auch nicht von einer Verbesserung der Situation ausgehen kann. Das erforschte Feld bringt nur wenig Erkenntnisse.
Bohnsack, Ralf (1991): Rekonstruktive Sozialforschung: Einführung in Methodologie und Praxis qualitativer Forschung. Opladen: Lese und Budrich (In: Prangenberg 2002)
Ehrig, Heike (1996): „Verminderte Heiratschancen“ oder Perspektivgewinn: Lebensentwürfe und Lebenswirklichkeit körperbehinderter Frauen. Bielefeld: Kleine Verlag (In: Prangenberg 2002)
Flick, Uwe: 5. Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. In: Flick, Uwe; Kardoff, Ernst von;Keupp, Heiner; Rosenstiel, Lutz von; Wolff, Stephan: Handbuch qualitative Sozialforschung : Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen.[online abrufbar unter: http://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/3730/ssoar-1991-flick-stationen_des_qualitativen_forschungsprozesses.pdf?sequence=1 (Stand 06.06.2014)]
Fuchs, Heinritz (2000): Biographische Forschung: Eine Einführung in Praxis und Methoden. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag; 2. überarb. und erw. Aufl. (In: Prangenberg 2002)
Prangenberg, Magnus (2002): Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten. Eine Exploration der Lebens- und Entwicklungsrealität anhand biografischer Interview und Erörterung der internationalen Fachliteratur.[online abrufbar unter: http://d-nb.info/975509020/34 (Stand: 06.06.2014)]
Platz 1: Tandem 20 – Bernadette Van Berk & Lisa Kämmerer:
Die Beschreibung des Theorie- Gegenstandverhältnisses wurde sehr ausführlich beschrieben, sodass diese dadurch sehr gut verständlich war. Die Strukturierung der gesamten Fassung war sehr gut, das Problem wurde gut geschildert und auch die Beispiele, die genannt wurden waren sehr plausibel. Allerdings fehlte bei der Annäherung an das Feld die Angaben der Quellen, woraus ihr dieses geschlossen habt. Insbesondere war die Interpretation der Daten sehr ausführlich und deutlich geschildert, die Herangehensweise hat uns dort am besten gefallen, weshalb wir dieser Gruppe auch den ersten Platz erteilt haben. [Version vom 5.06.14 um 14.47 Uhr]
Platz 2: Tandem 17 – Saskia Schöning & Katharina Teicke:
Diese Analyse hat eine sehr gute Einleitung, sodass man einen guten Einblick in die Studie bekommt. Das Theorie- Gegenstandverhältnis wurde gut beschrieben und man hatte keine Verständnisprobleme. Die Forschungsperspektive war in der Analyse sehr deutlich beschrieben. Trotz der guten Aufklärung der Fragestellung wurde diese etwas zu knapp gehalten. Zudem kommt noch, dass die verwendeten Zitate nicht immer transparent waren. Insbesondere bei dem Theorie-Gegenstandverhältnis und bei der Geltungsbegründung. Die Annäherung an das Feld und die Interpretation der Daten wurden im Gegensatz dazu gut zitiert und die Transparenz war vorhanden. Die Strukturierung war gut und begreiflich. [Version vom 6.06.14 um 23.53 Uhr]
Platz 3: Tandem 19 – Nelly Weist & Elena Häcker
Mit der Einbeziehung der Zitate von Flick und der angerissenen Zielsetzung in der Einleitung, erhielt man einen guten Einblick in die Studie. Die Beschreibung des Theorie-Gegenstandverhältnisses und die verwendeten Zitate waren etwas zu knapp.Dies führte unter anderem zu Verständnisproblemen. Es wurden sehr viele Zitate von Flick mit eingebracht, wodurch Kernaussagen verdeutlicht wurden (z. B. Sammlung der Daten und Fixierung der Daten). Die Interpretation der Daten wurde mit vielen Beispielen erläutert und dies war gut und ersichtlich. Einige Punkte waren labil und unverständlich (z. B. Geltungsbegründung „Welche Literatur?“ und Forschung als Diskurs „Welche Forschungsansätze?“). [Version vom 6.06.14 um 16.26 Uhr]
Platz 4: Tandem 11 – Katharina Butsch & Daphne Schubert:
Die Analyse ist übersichtlich und gut zu lesen, weil vor allem Kernaussagen deutlich gemacht wurden (z.B. bei der Fixierung der Daten). Es wurden viele Zitate verwendet, die sehr gut erläutert wurden und somit das Lesen erleichtert haben. Einzuwenden ist, dass die „Quasi-Nomothetik“ besser ausgeführt werden sollte, da diese zu kurz kam und dadurch unverständlich war. Manche Formulierungen bspw. „Prangenberg macht eine Rückmeldung an die Beforschten..“ sind nicht gut formuliert, sodass es beim Lesen stört. Insgesamt ist zu sagen, dass die Ausarbeitung verständlich war und kritisch beurteilt wurde. [Version vom 6.06.14 um 12.11 Uhr]
Platz 5: Tandem 25 - Amina Kaddour:
Das Ziel wurde sehr gut beschrieben und war verständlich. Die gesamte Fassung war strukturiert und klar definiert. Trotz guter Darstellung der Fragestellung, war die Forschungsperspektive sehr undeutlich. Die Analyse ist geordnet und es wurden einige Bereiche genauer vertieft (z. B. Sammlung der Daten). Bei der Interpretation der Daten sind die Methoden gut zu verstehen. Trotz gutem Einstieg und verständlicher Struktur fehlen drei Punkte (Fixierung der Daten, Geltungsbegründung und Forschung als Diskurs), was diese Analyse negativ beeinflusst hat, da inhaltliche Aspekte fehlen. [Version vom 6.06.14 um 15.41 Uhr]
Platz 6: Tandem 21 – Serpil Bicer & Süheyla Sözen
Die Einleitung dieser Analyse war relativ gut und man hat direkt einen Einblick bekommen um was es geht. Auch die Beispiele bei der Sammlung der Daten waren gut und nachvollziehbar. Leider hatte man beim Lesen teilweise Schwierigkeiten aufgrund der Umgangssprache und dem Schwanken der Zeiten (Präsenz – Vergangenheit). Im letzten Punkt „Forschung als Diskurs“ sollte die Meinung des Forschers noch zusätzlich eingebracht werden. [Version vom 6.06.14 um 10.48 Uhr]
Tandem 04
Einleitung
Die vorliegende Studie “Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten” ist eine Exploration der Lebens- und Entwicklungsrealität. Diese wurden von Magnus Prangenberg (Bremen, 1. November 2002) anhand von biografischer Interviews und Erörterungen der internationalen Fachliteratur vorgelegt. Das Ziel dieser Arbeit bestand darin einen Einblick in einige Lebensläufe von Kindern zu bekommen, deren Eltern als geistig behindert gelten um notwendige Veränderungen zu dieser Situation anzustreben.
Verhältnis Theorie-Gegenstand
In dieser Studie handelt es sich um die Lebens- und Entwicklungssituation von Kindern, deren Elternteil mindestens eine geistige Behinderung hat. Man liest zudem auch Diskussionen, die sich mit der Frage beschäftigen, ob Behinderte heiraten dürfen oder ob diese überhaupt Sex haben dürfen (Vgl. Prangenberg 2002, S.21). Die Dissertation Prangenbergs ist dazu eine Anschlussuntersuchung. Die Studie von Pixa-Kettner, Bargfrede und Blanken, die 1995 und 1996 an einer Bremer Universität durchgeführt wurde, weist Mangelerkenntnisse auf. Den Autorinnen der Bremer Studie war es nur eingeschränkt möglich, Kenntnisse über die Lebenssituation der Kinder zu erhalten (Vgl. Prangenberg 2002, S.20). An die Fragestellung knüpft der Autor nun, in der neuen Ausarbeitung, an.
Fragestellung, Forschungsperspektiven
Hierbei handelt es sich um eine Biografie- Milieustudie. Die Fragestellung lautet: „Wie können Menschen mit einer geistigen Behinderung die Entwicklung und das Wohlempfinden ihrer Kinder gewährleisten?“ (Vgl. Prangenberg 2002, S.19). Der Forscher arbeitet zudem auch noch mit einigen Leitfragen, die sowohl die Kinder, als auch die Eltern betreffen. (Vgl. Prangenberg 2002, S.19) Dazu macht der Forscher zwei Interviews: Zum einen das narrative Verfahren und zum anderen das Leitfadeninterview, welche im Weiterem näher beschrieben werden (Vgl. Prangenberg 2002, S.121). Zusätzlich liest er Praxis- und Erfahrungsberichte von Betroffenen (Vgl. Prangenberg 2002, S.121). Der Fokus liegt in den Lebensläufen der betroffenen Kinder, welche sich auf die Entwicklungsverläufe spezialisieren (Vgl. Prangenberg 2002, S.19). Anzumerken ist, dass es schwer ist einen typischen Lebenslauf für Kinder der geistig behinderten Eltern, als Merkmal seiner besonderen Lebenssituation zu machen. Zudem kommt noch, dass die Entwicklungen der Kinder, die sich in derselben Situation befinden völlig unterschiedlich sein können (Vgl. Prangenberg 2002, S.30).
Annäherung an das Feld
In Deutschland existieren keine Nachweise über Kinder, von denen mindestens ein Elternteil geistig behindert ist, sodass es schwer ist diese erst einmal anzutreffen. Um sich an die Forschung heranzutasten, hat der Forscher bundesweit Fragebogen an Einrichtungen und Dienste für Menschen mit Behinderung verschickt. Dadurch konnte er die Kinder geistig behinderter Eltern, schneller auffinden. (Vgl. Prangenberg 2002, S.120).
Sammlung der Daten
Prangenberg hat alle Befragungen alleine durchgeführt, zum einen wegen der Eigenfinanzierung und zum anderen um die Atmosphäre so vertraut wie möglich zu halten. Die Interviews fanden alle in den Wohnungen der Betroffenen statt. Diese Einzelgespräche hat der Forscher auf einem Tonband aufgezeichnet (Vgl.Prangenberg 2002, S.145). Zum Einstieg nutzt er ein leitfadenorientiertes Interview mit Freiraum für viele Sequenzen. Das Ganze läuft wenig strukturiert ab und ähnelt einem Dialog zwischen Forscher und Betroffenen (Vgl. Prangenberg 2002, S.146). Den Leitfaden hat Prangenberg vorher strukturiert und beinhaltet die wichtigsten Punkte, mit Vor- und Nachbereitung braucht der Forscher ca. 45 Minuten bis zu vier Stunden.(Vgl. Prangenberg 2002, S.124) Nur die Interviewzeit beträgt 25 Minuten bis zu zwei Stunden (Vgl. Prangenberg 2002, S.146). Zum Abschluss des Ganzen und um den Standpunkt festzuhalten, folgt abschließend ein Protokoll (Vgl. Prangenberg 2002, S.124). Diese Strukturierung hält der Autor für eine sehr günstige Verknüpfung der Offenheit (Vgl. Prangenberg 2002, S.124). Die Interviewteilnehmer haben schnell ein Vertrauen zu einem Fremden aufgenommen und hatten größtenteils viel Interesse an der Befragung teilzunehmen und ihre Sicht zu äußern (Vgl. Prangenberg 2002, S.146). Besonders die älteren Teilnehmer zeigten Ernsthaftigkeit und Intention an der Befragung (Vgl. Prangenberg 2002, S.146). Die zentrale Aufgabe besteht im narrativen Interview darin, das Subjekt erzählen zu lassen und Störungen zu vermeiden (Vgl. Flick 1995, S.157-158). Prangenberg nutzt eben genau dieses narrative Interviewverfahren und zusätzlich das Leitfadeninterview, um beide miteinander zu kombinieren (Vgl. Prangenberg 2002, S.121).
Fixierung der Daten
Der Umgang mit den Biografien steht im Mittelpunkt. Alle Interviews wurden mit einer Tonbandaufnahme aufbereitet und gesichert (Vgl. Prangenberg 2002, S. 126). Nach den Interviews hat Prangenberg Interviewprotokolle angefertigt, um die Interviewsituation kurz zu umschreiben. Die vollständige Transkription der Tonbandaufnahmen ist ein wichtiger Schritt der Verarbeitung. Für diese hat sich Prangenberg an einigen Leitfaden und Vorschriften gehalten (z. B. bei Bohnsack (1991, 193 f.), Fuchs-Heinritz (2000, 276)). Die Zielsetzung ist es, die Erzählungen so authentisch wie möglich wiederzugeben. Neben dem Aspekt, dass das gesagte so authentisch wie möglich wiedergegeben wird, ist es wichtig den Text lesbar darzustellen. Der Text soll dem Leser sinnvoll erscheinen und formal geordnet sein (Vgl. Prangenberg 2002, S.127-128). Prangenberg hat den Aufwand betont, führte ihn für die Originalität durch und reflektiert keine neue geschaffene Realität durch den Text.
Interpretation der Daten
Jeder Moment der Begegnung mit dem Material ist zugleich eine interpretierende Auseinandersetzung (Vgl. Prangenberg 2002, S.126). Prangenberg folgt eine „systematische thematische Analyse“ anzustreben und beschreibt diese (Vgl. Prangenberg 2002, S.127). Kurzbiografien dienen als Einstieg in die Lebensgeschichte für die Leser und dienen zu einer Vorbereitung der weiteren Auswertungsschritte. Sie werden auf die Richtigkeit und ihre Inhalte überprüft und ergänzt (Vgl. Prangenberg 2002, S.129). „Typen“ lassen sich durch die Einzelfallauswertung charakterisieren und für eine Auswahl qualifizieren. Einzelfallauswertungen sind Grundlagen der Kurzbiografien. Es erfolgt eine erste Einteilung der Interviewpartner nach „Typen“, was zur Definition der Gesamtpopulation mitwirken kann. Prangenberg erläutert die methodisch gesicherte Vorgehensweise der Interpretation an den Äußerungen, die schwer verständlich sind. Als Vorteil einer methodisch gesicherten Aussage bezeichnet er, wenn das Gemeinte sich in der Aussage „versteckt“. Hier müssen Sinndeutungen gesammelt und überprüft werden. Prangenberg hat dies aus zwei Blickwinkeln in Betracht gezogen und hat sich in der weiteren Vorgehensweise der Textinterpretation für zwei Herangehensweisen des Materials entschieden. Erstens zu einer themenorientierten Auswertung. Zweitens zu einer Interpretation, die in dem Einzelfall in seiner Gesamtheit in den Blickpunkt rückt. (Vgl. Prangenberg 2002, S.130 f.). Ziel der themenorientierten Auswertung ist die Entdeckung von Themengruppen und Kernthemen, die sich in den Lebensläufen der Kinder widerspiegeln (Vgl. Prangenberg 2002, S.131). Diese dient dazu, dass man einen Einblick in die Lebenssituation der Kinder erhält (Vgl. Prangenberg 2002, S.131). Während es in der einzelfallorientierten Auswertung eher um die Herausarbeitung eines „Roten Fadens“ geht, welche die Kinder durch ihre Erzählungen unterstützen. Die Vorgehensweise von Prangenberg werden wie folgt dargestellt: 1. Auswahl der Einzelfälle, 2. Sequenzierung des Textes, 3. Sequenzanalyse, 4. Analytische Abstraktion, 5. Vergleich der Einzelfälle (Vgl. Prangenberg 2002, S.133).
Geltungsbegründung
Als Ziel hat sich Prangenberg folgendes gesetzt nämlich, „sich aus dem Machtverhältnis eines standardisierten Verfahrens zu lösen und eine Offenheit zur Erörterung möglicher Weise tabuisierter Themenkomplexe zu ermöglichen“ (Vgl. Prangenberg 2002, S.118). Somit waren für den Autor zwei Vorgehensweisen in der Darstellung der Auswertungsergebnisse denkbar. Erstens die exemplarische Darstellung einer Einzelfallauswertung und zweitens die Darstellung der Ergebnisse der themenorientierten Auswertung (s.o). Prangenberg hat sich an der Arbeit von Ehrig (1996) entschieden, …eine zusammenfassende Analyse und Interpretation der ausgewählten Lebensgeschichten“ (Ehrig 1996, 101) vorzulegen. Er Orientierte sich an folgender Grobgliederung:
(Vgl. Prangenberg 2002, S.137)
Forschung als Diskurs
Der Leser bekommt keine Information über die Forschungsergebnisse der betroffenen Personen, weshalb man in Frage stellen kann inwiefern diese Forschung Erfolge gebracht hat. Über Veränderungen der jeweiligen Kinder erfährt der Leser leider auch nichts. Es wird nicht geschildert, wie sich die Kinder nach der Befragung fühlen. Eventuell wäre denkbar den Kindern die Gelegenheit zu bieten, untereinander Kenntnisse auszutauschen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass nur wenige befragt wurden und man deshalb auch nicht von einer Verbesserung der Situation ausgehen kann. Das erforschte Feld bringt nur wenig Erkenntnisse, dennoch ist es Prangenberg gut gelungen auf dieses Thema in einer verständlichen Sprache aufmerksam zu machen.
Literatur
Bohnsack, Ralf (1991): Rekonstruktive Sozialforschung: Einführung in Methodologie und Praxis qualitativer Forschung. Opladen: Lese und Budrich (In: Prangenberg 2002)
Ehrig, Heike (1996): “Verminderte Heiratschancen” oder Perspektivgewinn: Lebensentwürfe und Lebenswirklichkeit körperbehinderter Frauen. Bielefeld: Kleine Verlag (In: Prangenberg 2002)
Flick, Uwe: 5. Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. In: Flick, Uwe; Kardoff, Ernst von;Keupp, Heiner; Rosenstiel, Lutz von; Wolff, Stephan: Handbuch qualitative Sozialforschung : Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen.[online abrufbar unter: http://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/3730/ssoar-1991-flick-stationen_des_qualitativen_forschungsprozesses.pdf?sequence=1 (Stand 06.06.2014)]
Fuchs, Heinritz (2000): Biographische Forschung: Eine Einführung in Praxis und Methoden. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag; 2. überarb. und erw. Aufl. (In: Prangenberg 2002)
Prangenberg, Magnus (2002): Zur Lebenssituation von Kindern, deren Eltern als geistig behindert gelten. Eine Exploration der Lebens- und Entwicklungsrealität anhand biografischer Interview und Erörterung der internationalen Fachliteratur.[online abrufbar unter: http://d-nb.info/975509020/34 (Stand: 06.06.2014)]
Diskussion
Tandem 04 Die Kernpunkte der Dissertation sind in der Analyse benannt worden. Dazu zählen der Forschungsgegenstand, die Fragestellung, Interviews als Methode mit der Mischung des narrativen bzw. leitfadenorientierten Verfahrens sowie die Annäherung an das Feld durch ausgefertigte Fragebögen. Die Beschreibung der Interviewsituation wurde im Vergleich zu anderen Analysen sehr präzise vorgenommen. Es wäre jedoch wünschenswert zu erwähnen, wozu die Mischform narrativ/leitfadenorientiert nützlich ist. Warum entscheidet sich Prangenberg für diese? Im Textabschnitt der „Interpretation der Daten“ werden beide Themenschwerpunkte der Auswertung im Vergleich zu anderen Analysen genannt. Die ausgearbeitete „Geltungsbegründung“ kann inhaltlich an die Interpretation der Daten angeschlossen werden. Eine Geltungsbegründung wäre eine Erklärung, welcher Nutzen aus der Studie gezogen werden kann. Dieser Teil fehlt und muss noch ausgearbeitet werden. Im Abschnitt „Forschung als Diskurs“ wird erwähnt, dass Prangenberg „…keine Rückmeldung von den beforschten Personen…“ bekommen hat. Sollte es nicht entgegengesetzt sein? Prangenberg stellt seine Ergebnisse de Beforschten vor? Abschließens sollte sehr detailliert auf Ausdruck und Grammatik geachtet werden. Bestimmte Sätze verlieren ihre bedeutung durch falsche Grammatikanwendung.
Die Studienanalyse ist gut strukturiert und es ist zu erkennen, dass die Studie ausreichend gelesen wurde. Die Studienanalyse weist jedoch einige inhaltliche Schwächen auf, die vor allem durch sprachliche und grammatikalische Fehler entstehen. Die Sätze sind widersprüchlich und beinhalten zum Teil keine Aussage. („Jedoch ist es schwer einen typischen Lebenslauf eines Kindes dessen Eltern als geistig behindert zählen, als Merkmal seiner besonderen Lebenssituation zu machen.“). Die Verknüpfung mehrerer Aussagen in einem Satz gelingt oft nicht und führt zu Irritationen. Kurze aussagekräftige Sätze wären für das Verständnis der Studienanalyse hilfreich. Vor allem eine einfache Satzstellung kann dazu beitragen.
In der Analyse finden sich viele umgangssprachliche und ungenaue Formulierungen, die mitunter zu inhaltlichen Fehlern führen (siehe z.B. „ jede Menge Interviews zum einen das narrative Verfahren und zum anderen das Leitfadeninterview “. Man weiß hier nicht mit wem welches Interview geführt wird.). Wichtige Aspekte des Forschungsdesigns sind nicht genannt (bspw. Forschungsperspektive, Key Informant Method, Grounded Theory, qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring…). Dies erschwert die Nachvollziehbarkeit des Vorgehens der Untersuchung.
Die Studienanalyse ist gut strukturiert. Auch ist zu erkennen, dass sich die Gruppe gut in die Studie eingelesen und sich ausgiebig damit beschäftigt hat. Inhaltlich weist die Analyse viele sprachliche und grammatikalische Fehler auf. Formulierungsfehler und die Nutzung der Umgangssprache führen zu inhaltlichen Missverständnissen. Die Beschreibung der „Sammlung der Daten“ wurde sehr ausführlich durchgeführt. Jedoch ist nicht zu erkennen, weshalb sich Prangenberg für eine Mischform der beiden Interviewverfahren entschied. Im Abschnitt „Geltungsbegründung“ sollte beschrieben werden, was für Fazit der Autor mit dieser Studie seinen Lesern übermitteln möchte. Dies wurde von der Gruppe falsch interpretiert. Als Verbesserungsvorschlag sollten grammatikalische und sprachliche Fehler korrigiert werden.
Tandem 04 (Version vom 06.06.2014) Eine Auseinandersetzung mit dem Thema und Kernaussagen ist erkennbar. Inhaltliche Wiederholungen und Formulierungsfehler prägen die Ausarbeitung. Diesbezügliche Korrekturen könnten dem Leser dazu verhelfen, Gedankengänge besser nachvollziehen zu können. Es wäre wünschenswert die Intensionen des Autors verständlicher heraus zu arbeiten, z.B. mit Hilfe von Erklärungen, um fehlerhafte Interpretationen zu vermeiden. Die Geltungsbegründung liest sich wie eine Fortführung des Punkts „Interpretation der Daten“. Hier wäre es von Bedeutung mehr darauf einzugehen wie Prangenberg seine Arbeit rechtfertigt. Im Abschnitt Forschung als Diskurs wird erwähnt, dass „man in Frage stellen kann inwiefern diese Forschung Erfolge gebracht hat“ und „man deshalb auch nicht von einer Verbesserung der Situation ausgehen kann“. Als Überarbeitungsvorschlag könnte es dienlich sein, sich erneut mit der Dissertation auseinander zu setzen. Dies würde klären, inwieweit die Absicht des Autors bzw. dessen Fragestellung erkannt worden ist. Zudem sollte unserer Ansicht nach von Wertungen abgesehen werden (Kapitel „Forschung als Diskurs“, „erfährt der Leser leider auch nichts“). Um den Lesefluss zu verbessern sollten Rechtschreib- und Grammatikfehler korrigiert werden.