Die folgende Studie befasst sich mit dem Thema, „Subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten. Zur Inneneinsicht des erschwerten Lernens“ des Autors Marius Andreas Metzger, welches 2006 in Zürich erschien. Es handlet sich um eine qualitative Forschungsanalyse, die das Ziel hat, auf die Lernschwierigkeiten mit denen Schüler konfrontiert werden aufmerksam zu machen und dessen Hintergründe mit den Schülern zusammen zu erforschen. An der Studie nahmen 25 Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassse der freien Evangelischen Privatschule Zürich (FESZ) teil. Als nächstes wird die Studienanalyse anhand der „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses“ untersucht (vgl. Flick, 2009).
Der Verfasser der Dissertation weist zunächst auf die verschiedenen Definitionsansätze bzw. theoretischen Vorannahmen, welche im Zusammenhang mit dem Thema Lernschwierigkeiten stehen. Metzger weist daraufhin, dass nur sehr wenige emirische Daten zu dem Thema vorhanden sind (Vgl. Metzger, S. 2).
Diesen Gedanken aufgreifend, setzt sich der Autor mit etablierten Definitionsversuchen / Hypothesen dieses Phänomens auseinander und erarbeitet weiter, dass das Subjekt für die fundierte Beantwortung der Fragestellung (Vgl. Zielinski, 1995) mit einbezogen werden sollte. „Der konsequente Einbezug der Subjekte stellt daher eine zentrale Forderung an die Forschung, welche den tatsächlichen Verhältnissen möglichst nahe kommen will“ (Vgl. Metzger, S. 3).
Metzgers folgender Schritt richtet sich nach den subjektiven Theorien nach Groeben (Vgl. Metzger, S. 4). Hierbei wird der Schwerpunkt auf die Lernschwierigkeiten gesetzt. Er untersucht dabei verschiedene Thesen und schafft somit eine Grundlage für sein weiteres Vorgehen.
Der Autor verdeutlicht durch das Konkretisieren der Fragestellung die Vorgehensweise in seiner Forschung. Dabei wird zunächst beschrieben, dass bei der Erforschung der subjektiven Theorien zu Lernschwierigkeiten es sich vor allem um Definitionsversuche Dritter handelt. Hier wird deutlich, dass jene Dritte den Versuch unternommen haben das Problem/die Fragestellung zunächst begreifbar, fassbar und theoretisch erklärbar zu machen. Als konsequente Weiterentwicklung der theoretischen Beschreibung ist es gemäß dem Verfasser unerlässlich das Subjekt mit einzubeziehen, um so ein vertieftes Verständnis des Phänomens zu erhalten.
Hierzu wurde folgende Frage formuliert:
„Wie sind subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten von potentiell betroffenen Schülerinnen und Schülern beschaffen?“.
Somit grenzt der Verfasser die subjektive Theoriebildung auf das schulische Lernen ein. Die statistischen Einheiten werden nach der Forschungsperspektive nach Lüders und Reichertz (1982, S. 92) gewählt, indem Schüler der 10. Klasse als Experten für die primärstatistische Erhebung herangezogen werden. Somit handelt es sich um eine Stichprobe aus der interessierenden Grundgesamtheit. Die Schüler der 10. Klasse repräsentieren zudem statistische Einheiten, welche sich im Reflexions- und Entscheidungsjahr befinden. Sie sind daher besonders geeignet um zu einem repräsentativen vertieften Verständnis über das Phänomen Lernschwierigkeiten beizutragen.
Der Autor versucht seine Entscheidungen transparent zu gestalten, indem er beispielsweise detailliert begründet, warum er die oben genannte Fragestellung gewählt hat (Vgl. Metzger, S. 51). Ebenfalls lässt er die Leser an der Entscheidung teilhaben, wieso er gerade Schüler aus der zehnten Klasse beforscht und warum diese nicht eine vorattestierte Lernschwierigkeit besitzen sollten (Vgl. Metzger, S. 51). Seine Offenheit gegenüber der Schüler und deren Eltern wird ebenfalls durch die Einverständniserklärung bestärkt. Hier werden sie über das Forschungsprojekt informiert und darauf hingewiesen, dass die Schüler das Projekt jederzeit abbrechen können.
Aus den Ausführungen wird ersichtlich, warum sich der Autor für eine qualitative Forschungsanalyse entschieden hat. Dadurch wird eine subjektorientierte Erforschung des Lernens ermöglicht. Die Schüler sollen aktiv, als Forschungspartner, an dieser Studie mitwirken und positiv von der Entwicklung der Lösungsperspektive beeinflusst werden.
Die Studie lässt darauf schließen, dass es sich bezüglich des Forschungsdesigns um eine Mischung aus Momentaufnahme und Fallstudie handelt. Zum einen werden die Ausprägungen der Experten (Schüler) zu einem bestimmten Zeitpunkt (10. Klasse) und innerhalb eines bestimmten Feldes (Lernschwierigkeiten) erhoben und zum anderen wird das Umfeld (Familie, Lehrer, Freunde, Persönlichkeit, etc.) der Experten innerhalb eines bestimmten Falles (Schule) analysiert.
Die Annährung an das Forschungsfeld findet in Form eines Referates statt, welches den Schülern Auskunft über die methodisch-theoretischen Hintergrund gibt (Vgl. Metzger, S. 96). Dies ist auch hinsichtlich des Erhebungsverfahren notwendig, denn der Forscher bevorzugt hierfür das Leitfandeninterview. Hierbei wird den Beforschten ein gewisses Vorverständnis des Untersuchungsgegenstsandes vorausgesetzt (Vgl. Friebertshäuser, Langer, Prengel, S. 439). Bei dem Leifandeninterview, welches als offene und halbstrukturierte Interviewform gilt, werden vorgegeben und offene Fragen kombiniert. Somit wird eine flexible Handhabung des Interviews geregelt. Des weitern wird den Schülern und Ihren Eltern eine Einverständniserklärung bezüglich des Forschungsprojektes ausgehändigt, wodurch sie über das Projekt informiert werden und auf Ihre freiwillige Teilnahme hingewiesen werden (Vgl. Metzger, S. 96).
Es fällt auf, dass der Verfasser die Beforschten des Öfteren als Forschungspartner erwähnt. Diese Erwähnung zeigt eine Vertrauens- sowie Interessensbeziehung auf. Zudem werden die beteiligten Schülerinnen und Schüler als Experten für den zu erforschenden Bereich erklärt. Dieses bestärkt das subjektorientierte Bestreben dieser Forschung. Die Rolle des Forschers ist dennoch schwer zu definieren. Es bestehst ein Spannungsverhälnis zwischen der Nähe zu den Beforschten und der gegebenen Distanz. Es besteht ein gewisses Vertrauen, weil er die Schüler als Mitwirkende gewinnt, trotzdem ist der Forscher als professionellen Fremder gekennzeichnet (Vgl. Flick, S. 154). Nach Flick ist es entscheident welche Rolle der Forscher im Feld einnimmt, da er dadurch die Informationgabe stark beeinflussen kann (Vgl. Flick, S. 154).
Metzger stell heraus, dass der Weg zu einem vertieften Verständnis über Lernschwierigkeiten sich am Subjekt orientieren muss. Das Ziel des Forschungsprozesses ist somit die Rekonstruktion von subjektiven Theorien über Lernschwierigkeiten (Metzger S. 70).
Als geeignete Methoden für die Erhebung der Daten im Forschungsfeld werden das Leitfadeninterview, Struktur-Lege-Technik und die Bildung von Modalstrukturen herangezogen. In dem Leitfadeninterview werden die Inhalte der subjektiven Theorien erhoben.
In einer 2. Sitzung werden die Ausgestaltung und die Präzisierung der subjektiven Theorien und organisierte sich als dialogisch-konsensueller Prozess (Scheele & Groeben, 1984; Scheele, Groeben & Christmann, 1992).
Im Rahmen der Dialog-Konsens-Methodik der Heidelberger Struktur-Lege-Technik wird zwischen einem monologisch-hermeneutischen Teil und einem dialogisch-hermeneutischen Teil der Untersuchung unterschieden. Eine Möglichkeit des Überganges von Aussagen zum Einzelfall hin zu verallgemeinernden Aussagen über alle erhobenen Fälle, also von einer idiographischen zu einer nomothetischen Sichtweise, stellt die Bildung von Modalstrukturen dar (Stössel & Scheele, 1992, S. 360ff).
Die Daten des Leitfadeninterview wurden auf Tonträgern fixiert. Dies ermöglicht deren Transkription entsprechend den Regeln der Ulmer Textbank (Mergenthaler, 1992).
Auf der Basis der Transkripte wurden die wichtigsten subjektiven Begriffe respektive Konzepte abgeleitet und auf Kärtchen notiert.
Anhand der Definitionen der Forschungspartner setzt Metzger eine überindividuell gültige Definition der Lernschwierigkeiten.
Metger beschreibt Lernschwierigkeiten als „nicht wissen, wie beim Lernen vorgegangen werden soll“. Die definitorische Festlegung des Phänomens Lernschwierigkeiten beinhaltet somit den Aspekt des fehlenden Wissens, welcher auf das Vorgehen beim Lernen bezogen wird.
Die Definition der Forschungspartner impliziert darüber hinaus potentielle Veränderbarkeit von Lernschwierigkeiten, da davon ausgegangen werden kann, dass sich durch einen Entsprechenden Wissenszuwachs das Vorgehen beim Lernen in eine Erfolgsversprechende Richtung entwickeln könnte (Metzger S. 181).
Weiterhin wird festgestellt, dass das Vorhandensein von Lernschwierigkeiten von den Betroffenen selbst einfacher festgestellt werden kann als von Außenstehenden.
Die Forschungspartner sahen einen Zusammenhang zwischen Lernschwierigkeiten und Problemen in den Bereichen Person, Familie und Umfeld sowie Schule (Metzger S. 182). Ebenso wurde von Interaktion zwischen den Problembereichen ausgegangen.
Metzger stellt fest, dass die Gütebestimmung der Daten der vorliegenden Untersuchung entsprechend ihrer qualitativen Forschungsorientierung erfolgen muss (Metzger S. 90).
Qualitative Forschung muss bestimmten Gütekriterien entsprechen. Neben klassischen Gütekriterien wie Objektivität, Reliabilität und Validität schlägt Mayring (1999, S. 119ff.) sechs allgemeine Gütekriterien qualitativer Forschung vor:
Verfahrensdokumentation, argumentative Interpretationsabsicherung, Regelgeleitetheit, Nähe zum Gegenstand, kommunikative Validierung und Triangulation (Metzger S. 90).
Diesen Gütekriterien versucht Metzger in seiner Dissertation zu entsprechen. Metzger stellt fest, dass die Ausrichtung an einem Forschungsprogramm, wie an jenem der Subjektiven Theorie, (Groeben et al., 1988) gewährleistet, dass auf der Grundlage eines theoretisch und methodisch reflektierten Forschungsprogramm valide Forschungsdaten generiert werden können.
Ein solches Vorgehen vermag einen stabilen Forschungsrahmen zu gewährleisten, wodurch die gewonnen Daten im wissenschaftlichen Diskurs eher bestehen können, als wenn „eine eigene Methode sozusagen neu erfunden und nur einmalig verwendet wird“ (Ackermann und Rosenbusch, 2002, S. 50).
Metzger diskutiert die Ergebnisse aus dem Leitfadeninterview mit den Beforschten und bindet diese in die Theoriebildung mit ein. Hieraus resultieren einzelne subjektbasierende Theorien, welche nun kategorisiert und zusammengefasst (verallgemeinert) werden können. Die Selbstreflexion der Subjekte, ermöglicht Selbsterkenntnis und Hilfestellung zur Behebung der nun offengelegten Schwierigkeiten. Die Beforschten werden dabei schriftlich über das Gesamtergenis informieret.
Der Forscher folgt kosequent seiner Maxime die Subjekte in die Theoriebildung mit einzubeziehen. Interessant ist die Frage: Was nun? Führt die Selbsterkenntnis über den Ursprung der Lernschwierigeit dazu, dass die Beforschten sich aus ihrer nachteiligen Situation selbst herausmanövrieren können. Kann die/der Betroffene sein familiäres Umfeld verändern? Inwiefern benötigt das Subjekt externe Unterstützung?
Letztlich können die Erebnisse dieser Dissertation dabei helfen, die gedankliche Ausgangssituation der Lehrenden insofen zu beeinflussen, dass nicht von einer irreperabelen Behinderung des Subjekts ausgegangen werden muss. Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass durch unterstützende Maßnahmen dem Subjekt bei der Behebung von Lernschwierigkeiten geholfen werden kann.
Amelang, Manfred; Zielinski, Werner; Psychologische Diagnostik und Intervention; Berlin; Springer; 2002
Flick, Uwe; Stationen des qualitativen Forschungsprozesses In: Handbuch qualitative Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen; Wolff, Stephan u.a. (Hrsg.); Weinheim; Beltz PVU; 1995 S. 148-173
Flick, Uwe; Methoden und Anwendungen, Ein Überblick für die BA-Studiengänge In: Soialforschung; König, Burghard (Hrsg.); Reinbek bei Hamburg; Rowohlt; 2009; S. 9-32
Friedberthäuser, Barbara; Langer, Antje; Pranger, Annelore (Hrsg.); Handbuch qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft; Weinheim; Beltz Juventa; 2013; S. 430-440
Groeben, Norbert, Wahl, Diethelm, Schlee, Jörg, Scheele, Brigitte (Hrsg.); Das Forschungsprogramm Subjektive Theorien In: Eine Einführung in die Psychologie des reflexiven Subjektes;Tübingen: Francke; 1988
Metzger, Marius A. (Diss, 2006): Subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten : Zur Innensicht des erschwerten Lernens. Online verfügbar unter: http://edudoc.ch/record/3622/files/zu07024.pdf (Letzter Zugriff 29.11.2010)
Platz 1: Tandem 10
Die Einleitung schildert kurz und prägnant die wesentlichen Inhalte der Studienanalyse. Die Bearbeitung zeigt, dass fundierte Kenntnisse in der Thematik erworben und angewandt wurden. Da die textliche Gestaltung der Analyse keine Themengliederung und wenige Absätze aufweist, wird das Lesen erschwert. Des Weiteren ist ein inhaltlicher Mangel enthalten. Das Tandem beschreibt, dass der Autor nicht die (Alters-)Klasse der zu beforschenden Schüler darstellt. Jedoch beschreibt Metzger, dass er Schüler der 10. Klasse beforscht und begründet dieses auch hinreichend. Durch die Studienanalyse wird nicht ersichtlich, welche Basistheorie Metzger bei seiner Forschung bevorzugt. Darüber hinaus ist die Annäherung an das Feld nicht dargestellt. Es ist auffällig, dass das Tandem selten zitiert und kein Literaturverzeichnis vorhanden ist. (Version vom 06.06.14)
Platz 2: Tandem 14
Die Einleitung benennt das Vorhaben und stellt das Vorgehen des Autors knapp und verständlich dar. Es entsteht ein erstes Bild von dem was folgt. Die Analyse ist zwar nicht in der vorgeschlagenen Struktur dargestellt – was nicht ein Muss ist – dennoch ist sie in den einzelnen Absätzen erkennbar. Die Analyse ist in sich schlüssig und greift von Absatz zu Absatz ineinander. Die Dissertation wurde gut analysiert und verständlich dargestellt. Die Analyse befasst sich mit dem Wesentlichen und behandelt keine komplexen Themen aus der Dissertation. (Version vom 05.06.14)
Platz 3: Tandem 24
Die Analyse der Dissertation ist ausgewogen strukturiert und es ist ein roter Faden erkennbar. Die Motivation des Autors wird angemessen verdeutlicht und belegt. Kritikpunkte werden begründet und dadurch nachvollziehbar für den Leser dargestellt. Kritik aus unserer Sicht ist zum einen, dass das Tandem nicht erläutert, auf welche Grundtheorie der Autor seine Forschung stützt und zum anderen gibt die Studienanalyse keine Information bezüglich des Forschungsdesigns wieder. Weiterhin wird kurz die Rolle des Forschers angesprochen, jedoch fehlen die dazugehörigen Textbelege. Darüber hinaus sind einige Rechtschreib- sowie Zeichensetzungsfehler vorhanden, ferner fehlt das Literaturverzeichnis. (Version vom 06.06.14)
Platz 4: Tandem 13
Leider fehlt hier die Einleitung zum Thema. Hierdurch wird das Verstehen des Gesamtkontextes erschwert. Das Verhältnis Theorie-Gegenstand ist nicht dezidiert beschrieben. Es wirkt eher wie eine Einleitung in das Thema sowie eine Bekanntmachung des Themas mit Rahmenbedingungen. Nach Flick werden Untersuchungsteilnehmer bei qualitativer Forschung gezielt ausgewählt. Dies wird in der Analyse klar und deutlich hervorgehoben. Die Annährung an das Forschungsfeld wird ausführlich dargestellt. Es benennt die Untersuchungssubjekte und stellt das Untersuchungsfeld dar. Allerdings wird von Forschungsobjekten anstatt von Forschungssubjekten gesprochen. Auch die Methoden zur Datenaufnahme und Datenfixierung sind ausführlich beschrieben. Eine Interpretation der Daten sowie die Geltungsbegründung ist nicht vorhanden. Die Quellenangaben sind nicht genau benannt. Eine durchgehende Struktur der Analyse fehlt. (Version vom 06.06.14)
Platz 5: Tandem 7
Die Studienanalyse des Tandems 7 ist grundsätzlich gelungen. Es wurde darauf geachtet den einzelnen Schritten des qualitativen Forschungsprozesses nach Flick zu folgen. Als Beispiel seien hier das Erkennen und die Begründung des Forschungsdesigns genannt. Jedoch gibt es einige Kritikpunkte, die wir im Folgenden näher erläutern. Die Einleitung der Studienanalyse des Tandems 7 enthält zu viele inhaltliche Informationen, sowie eine kritische Äußerung in der Einleitung: „Aus dem Text geht nicht hervor, ob Metzger lediglich als Forscher tätig war, oder bereits eine andere Rolle an der Schule eingenommen hat.“ Eine Einleitung soll dem Leser einen kompakten Eindruck von dem verschaffen, was ihn auf den folgenden Seiten erwartet und in das Thema einführen. Es wird nicht darauf eingegangen, warum Metzger die qualitative Forschung bevorzugt und wie die Annäherung an das Feld erfolgt. Zudem wird nicht darauf Bezug genommen, wie das Leitfadeninterview gestaltet wurde. Dieses beinhaltet nämlich eine Kombination aus vorgegebenen und offenen Fragen. Auf die Diskrepanz zwischen Forscher und Beforschten wird nicht Bezug genommen. Sowie auf die Rückmeldung der Ergebnisse, die durch den Autor an die Schüler weitergeleitet wurden. Positiv zu erwähnen wäre der Punkt „Kritische Denkanstöße“. Hier setzt sich das Tandem mit dem Text auseinander und stellt kritische Fragen. (Version vom 05.06.14)
Die folgende Studie befasst sich mit dem Thema, „Subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten. Zur Inneneinsicht des erschwerten Lernens“ des Autors Marius Andreas Metzger, welches 2006 in Zürich erschien. Es handlet sich um eine qualitative Forschungsanalyse, die das Ziel hat, auf die Lernschwierigkeiten mit denen Schüler konfrontiert werden aufmerksam zu machen und dessen Hintergründe mit den Schülern zusammen zu erforschen. An der Studie nahmen 25 Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassse der freien Evangelischen Privatschule Zürich (FESZ) teil. Als nächstes wird die Studienanalyse anhand der „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses“ untersucht (vgl. Flick, 2009).
Der Verfasser der Dissertation weist zunächst auf die verschiedenen Definitionsansätze bzw. theoretischen Vorannahmen, welche im Zusammenhang mit dem Thema Lernschwierigkeiten stehen. Metzger weist daraufhin, dass nur sehr wenige emirische Daten zu dem Thema vorhanden sind (Vgl. Metzger, S. 2).
Diesen Gedanken aufgreifend, setzt sich der Autor mit etablierten Definitionsversuchen / Hypothesen dieses Phänomens auseinander und erarbeitet weiter, dass das Subjekt für die fundierte Beantwortung der Fragestellung (Vgl. Zielinski, 1995) mit einbezogen werden sollte. „Der konsequente Einbezug der Subjekte stellt daher eine zentrale Forderung an die Forschung, welche den tatsächlichen Verhältnissen möglichst nahe kommen will“ (Vgl. Metzger, S. 3).
Metzgers folgender Schritt richtet sich nach den subjektiven Theorien nach Groeben (Vgl. Metzger, S. 4). Hierbei wird der Schwerpunkt auf die Lernschwierigkeiten gesetzt. Er untersucht dabei verschiedene Thesen und schafft somit eine Grundlage für sein weiteres Vorgehen.
Der Autor verdeutlicht durch das Konkretisieren der Fragestellung die Vorgehensweise in seiner Forschung. Dabei wird zunächst beschrieben, dass bei der Erforschung der subjektiven Theorien zu Lernschwierigkeiten es sich vor allem um Definitionsversuche Dritter handelt. Hier wird deutlich, dass jene Dritte den Versuch unternommen haben das Problem/die Fragestellung zunächst begreifbar, fassbar und theoretisch erklärbar zu machen. Als konsequente Weiterentwicklung der theoretischen Beschreibung ist es gemäß dem Verfasser unerlässlich das Subjekt mit einzubeziehen, um so ein vertieftes Verständnis des Phänomens zu erhalten.
Hierzu wurde folgende Frage formuliert:
„Wie sind subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten von potentiell betroffenen Schülerinnen und Schülern beschaffen?“.
Somit grenzt der Verfasser die subjektive Theoriebildung auf das schulische Lernen ein. Die statistischen Einheiten werden nach der Forschungsperspektive nach Lüders und Reichertz (1982, S. 92) gewählt, indem Schüler der 10. Klasse als Experten für die primärstatistische Erhebung herangezogen werden. Somit handelt es sich um eine Stichprobe aus der interessierenden Grundgesamtheit. Die Schüler der 10. Klasse repräsentieren zudem statistische Einheiten, welche sich im Reflexions- und Entscheidungsjahr befinden. Sie sind daher besonders geeignet um zu einem repräsentativen vertieften Verständnis über das Phänomen Lernschwierigkeiten beizutragen.
Der Autor versucht seine Entscheidungen transparent zu gestalten, indem er beispielsweise detailliert begründet, warum er die oben genannte Fragestellung gewählt hat (Vgl. Metzger, S. 51). Ebenfalls lässt er die Leser an der Entscheidung teilhaben, wieso er gerade Schüler aus der zehnten Klasse beforscht und warum diese nicht eine vorattestierte Lernschwierigkeit besitzen sollten (Vgl. Metzger, S. 51). Seine Offenheit gegenüber der Schüler und deren Eltern wird ebenfalls durch die Einverständniserklärung bestärkt. Hier werden sie über das Forschungsprojekt informiert und darauf hingewiesen, dass die Schüler das Projekt jederzeit abbrechen können.
Aus den Ausführungen wird ersichtlich, warum sich der Autor für eine qualitative Forschungsanalyse entschieden hat. Dadurch wird eine subjektorientierte Erforschung des Lernens ermöglicht. Die Schüler sollen aktiv, als Forschungspartner, an dieser Studie mitwirken und positiv von der Entwicklung der Lösungsperspektive beeinflusst werden.
Die Studie lässt darauf schließen, dass es sich bezüglich des Forschungsdesigns um eine Mischung aus Momentaufnahme und Fallstudie handelt. Zum einen werden die Ausprägungen der Experten (Schüler) zu einem bestimmten Zeitpunkt (10. Klasse) und innerhalb eines bestimmten Feldes (Lernschwierigkeiten) erhoben und zum anderen wird das Umfeld (Familie, Lehrer, Freunde, Persönlichkeit, etc.) der Experten innerhalb eines bestimmten Falles (Schule) analysiert.
Die Annährung an das Forschungsfeld findet in Form eines Referates statt, welches den Schülern Auskunft über die methodisch-theoretischen Hintergrund gibt (Vgl. Metzger, S. 96). Dies ist auch hinsichtlich des Erhebungsverfahren notwendig, denn der Forscher bevorzugt hierfür das Leitfandeninterview. Hierbei wird den Beforschten ein gewisses Vorverständnis des Untersuchungsgegenstsandes vorausgesetzt (Vgl. Friebertshäuser, Langer, Prengel, S. 439). Bei dem Leifandeninterview, welches als offene und halbstrukturierte Interviewform gilt, werden vorgegeben und offene Fragen kombiniert. Somit wird eine flexible Handhabung des Interviews geregelt. Des weitern wird den Schülern und Ihren Eltern eine Einverständniserklärung bezüglich des Forschungsprojektes ausgehändigt, wodurch sie über das Projekt informiert werden und auf Ihre freiwillige Teilnahme hingewiesen werden (Vgl. Metzger, S. 96).
Es fällt auf, dass der Verfasser die Beforschten des Öfteren als Forschungspartner erwähnt. Diese Erwähnung zeigt eine Vertrauens- sowie Interessensbeziehung auf. Zudem werden die beteiligten Schülerinnen und Schüler als Experten für den zu erforschenden Bereich erklärt. Dieses bestärkt das subjektorientierte Bestreben dieser Forschung. Die Rolle des Forschers ist dennoch schwer zu definieren. Es besteht ein Spannungsverhälnis zwischen der Nähe zu den Beforschten und der gegebenen Distanz. Dadurch entsteht ein gewisses Vertrauen, weil er die Schüler als Mitwirkende gewinnt, trotzdem ist der Forscher als professionellen Fremder gekennzeichnet (Vgl. Flick, S. 154). Nach Flick ist es entscheident welche Rolle der Forscher im Feld einnimmt, da er dadurch die Informationgabe stark beeinflussen kann (Vgl. Flick, S. 154).
Metzger stellt fest, dass der Weg zu einem tieferen Verständnis über Lernschwierigkeiten sich am Subjekt orientieren muss. Das Ziel des Forschungsprozesses ist somit die Rekonstruktion von subjektiven Theorien über Lernschwierigkeiten (Vgl. Metzger, S. 70). Als geeignete Methoden für die Erhebung der Daten im Forschungsfeld wird unter anderem das Leitfadeninterview, die Struktur-Lege-Technik und die Bildung von Modalstrukturen herangezogen. Durch das Leitfadeninterview werden Inhalte der subjektiven Theorien erhoben. Hier wird zwar die Frageformulierung festgelegt, aber nicht die Folge der Fragestellungen. Dies setzt beim Interviewer voraus, dass er ein Gespür dafür hat, die passenden Fragen zum geeigneten Zeitpunkt des Gespräches zu finden (Vgl. Stier, S. 189). In einer zweiten Sitzung werden die Ausgestaltung und die Präzisierung der subjektiven Theorien zwischen Forscher und Forschungspartner durchgeführt. Dies organisierte sich als „dialogisch-konsensueller Prozess“ (Vgl. Metger: S. 71). Im Rahmen der Dialog-Konsens-Methodik der Heidelberger Struktur-Lege-Technik wird zwischen einem monologisch-hermeneutischen Teil und einem dialogisch-hermeneutischen Teil der Untersuchung unterschieden. Eine Möglichkeit des Überganges von Aussagen zum Einzelfall hin zu verallgemeinernden Aussagen über alle erhobenen Fälle, also von einer idiographischen zu einer nomothetischen Sichtweise, stellt die Bildung von Modalstrukturen dar (Vgl. Stössel & Scheele, S. 360ff).
Die Daten des Leitfadeninterview wurden auf Tonträgern fixiert. Dies ermöglicht deren Transkription entsprechend den Regeln der Ulmer Textbank (Vgl. Metzger: S. 71). Auf der Basis der Transkripte wurden die wichtigsten subjektiven Begriffe respektive Konzepte abgeleitet und auf Kärtchen notiert. Eine Problemstellung der Fixierung der Daten ist, dass durch die Fixierung eine andere Version der Daten entsteht. Diesem begegnet Metzger durch eine Umfassende Datensammlung. In einer ersten Sitzung führt Metzger ein Leitfadeninterview durch. Nach der Transkribierung und Kommentierung der Daten erfolgt in einer zweiten Sitzung die Bildung der subjektiven Theorien und der Modalstruktur (Vgl. Metzger, S. 96).
Anhand der Definitionen der Forschungspartner setzt Metzger eine überindividuell gültige Definition der Lernschwierigkeiten. Metzger beschreibt Lernschwierigkeiten als “nicht wissen, wie beim Lernen vorgegangen werden soll”. Die definitorische Festlegung des Phänomens Lernschwierigkeiten beinhaltet somit den Aspekt des fehlenden Wissens, welcher auf das Vorgehen beim Lernen bezogen wird (Vgl. Metzger: S. 181). Die Definition der Forschungspartner impliziert darüber hinaus potentielle Veränderbarkeit von Lernschwierigkeiten, da davon ausgegangen werden kann, dass sich durch einen Entsprechenden Wissenszuwachs das Vorgehen beim Lernen in eine Erfolgsversprechende Richtung entwickeln könnte (Vlg. Metzger, S. 181). Weiterhin wird festgestellt, dass das Vorhandensein von Lernschwierigkeiten von den Betroffenen selbst einfacher festgestellt werden kann als von Außenstehenden (Vgl. Metzger, S. 182). Die Forschungspartner sahen einen Zusammenhang zwischen Lernschwierigkeiten und Problemen in den Bereichen Person, Familie und Umfeld sowie Schule. Ebenso wurde von Interaktion zwischen den Problembereichen ausgegangen (Vgl. Metzger, S. 182).
Metzger stellt fest, dass die Gütebestimmung der Daten der vorliegenden Untersuchung entsprechend ihrer qualitativen Forschungsorientierung erfolgen muss (Vgl. Metzger, S. 90). Qualitative Forschung muss bestimmten Gütekriterien entsprechen. Neben klassischen Gütekriterien wie Objektivität, Reliabilität und Validität schlägt Mayring (1999, S. 119ff.) sechs allgemeine Gütekriterien qualitativer Forschung vor: Verfahrensdokumentation, argumentative Interpretationsabsicherung, Regelgeleitetheit, Nähe zum Gegenstand, kommunikative Validierung und Triangulation (Vgl., Metzger S. 90). Diesen Gütekriterien versucht Metzger in seiner Dissertation zu entsprechen. Metzger stellt fest, dass die Ausrichtung an einem Forschungsprogramm, wie die der Subjektiven Theorie, (Vgl., Groeben et al., 1988) gewährleistet wird. Welches auf der Grundlage eines theoretisch und methodisch reflektierten Forschungsprogrammes und valider Forschungsdaten generiert werden kann. Ein solches Vorgehen garantiert einen stabilen Forschungsrahmen, wodurch die gewonnen Daten im wissenschaftlichen Diskurs eher bestehen können, als eine eigene Methode neu zu erfinden und nur einmal zu verwenden (Vgl., Ackermann und Rosenbusch, S. 50).
Metzger diskutiert die Ergebnisse aus dem Leitfadeninterview mit den Beforschten und bindet diese in die Theoriebildung mit ein. Hieraus resultieren einzelne subjektbasierende Theorien, welche nun kategorisiert und zusammengefasst (verallgemeinert) werden können. Die Selbstreflexion der Subjekte, ermöglicht Selbsterkenntnis und Hilfestellung zur Behebung der nun offengelegten Schwierigkeiten. Die Beforschten werden dabei schriftlich über das Gesamtergenis informieret.
Der Forscher folgt kosequent seiner Maxime die Subjekte in die Theoriebildung mit einzubeziehen. Interessant ist die Frage: Was nun? Führt die Selbsterkenntnis über den Ursprung der Lernschwierigeit dazu, dass die Beforschten sich aus ihrer nachteiligen Situation selbst herausmanövrieren können. Kann die/der Betroffene sein familiäres Umfeld verändern? Inwiefern benötigt das Subjekt externe Unterstützung?
Letztlich können die Erebnisse dieser Dissertation dabei helfen, die gedankliche Ausgangssituation der Lehrenden insofen zu beeinflussen, dass nicht von einer irreperabelen Behinderung des Subjekts ausgegangen werden muss. Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass durch unterstützende Maßnahmen dem Subjekt bei der Behebung von Lernschwierigkeiten geholfen werden kann.
Amelang, Manfred; Zielinski, Werner; Psychologische Diagnostik und Intervention; Berlin; Springer; 2002
Flick, Uwe; Stationen des qualitativen Forschungsprozesses In: Handbuch qualitative Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen; Wolff, Stephan u.a. (Hrsg.); Weinheim; Beltz PVU; 1995 S. 148-173
Flick, Uwe; Methoden und Anwendungen, Ein Überblick für die BA-Studiengänge In: Soialforschung; König, Burghard (Hrsg.); Reinbek bei Hamburg; Rowohlt; 2009; S. 9-32
Friedberthäuser, Barbara; Langer, Antje; Pranger, Annelore (Hrsg.); Handbuch qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft; Weinheim; Beltz Juventa; 2013; S. 430-440
Groeben, Norbert, Wahl, Diethelm, Schlee, Jörg, Scheele, Brigitte (Hrsg.); Das Forschungsprogramm Subjektive Theorien In: Eine Einführung in die Psychologie des reflexiven Subjektes;Tübingen: Francke; 1988
Metzger, Marius A. (Diss, 2006): Subjektive Theorien über Lernschwierigkeiten : Zur Innensicht des erschwerten Lernens. Online verfügbar unter: http://edudoc.ch/record/3622/files/zu07024.pdf (Letzter Zugriff 29.11.2010)
Diskussion
Die Gruppe hat einen sicheren und klaren Schreibstil. Die Studie wird korrekt wiedergegeben und alle relevanten Informationen werden genannt. Allerdings wurden verschiedene Begriffe falsch verwendet: z.B. Forschungsanalyse, statt Forschung, oder Forschungsfeld und Forschungsfall. Außerdem wurde die Einverständniserklärung nicht den Eltern ausgehändigt, sondern dem Forscher. Der Absatz: “Es fällt auf, dass der Verfasser die Beforschten des Öfteren als Forschugnspartner erwähnt. […] Nach Flick ist es entscheident welche Rolle der Forscher im Feld einnimmt, da er dadurch die Informationgabe stark beeinflussen kann (vgl. Flick, S. 154)” könnte eher zu dem Kapitel “Geltungsbegründung” passen. Schließlich sollte die Aussage „Weiterhin wird festgestellt, dass das Vorhandensein von Lernschwierigkeiten von den Betroffenen selbst einfacher festgestellt werden kann als von Außenstehenden.“ überarbeitet werden, da sie in Widerspruch zu der Aussage Metzgers auf S.50 steht: „Es ist dabei jedoch einschränkend festzuhalten, dass erschwertes Lernen erst aus der Sicht von Dritten zu eigentlichen Lernschwierigkeiten wird.“ Insgesamt macht dieses Tandem sich eigene Gedanken und geht so über eine Textwiedergabe hinaus. (Version: 30.06.14)