Untersuchungsgegenstand ist die Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen. Dazu zählen Auszubildende heterogener Herkunft und pädagogische Fachkräfte (vgl. Zöller, S.10). Die Forscherin stellt auf Seite 10 theoretische Vorannahmen dar. In Kapitel 11 wird eine Theorie gebildet und in Kapitel 12 die Umsetzung reflektiert. Hier fehlt eine kritische Hinterfragung. Den Daten und dem untersuchten Feld gegenüber Theorien räumt die Autorin Priorität ein (vgl. Flick S. 150) (vgl. Zöller, S. 156). Auf Seite 157 werden aus der zentralen Fragestellung implizite Hypothesen abgeleitet und dadurch neue Fragen geformt. Bei der ersten Frage war keine Hypothese erkennbar. Die Autorin begründet dies auf Seite 177. Zöller basiert die Forschungsarbeit auf ihrem Vorverständnis der Benachteiligtenforschung (vgl. Zöller, S. 43) und der Migrationsforschung (vgl. Zöller, S. 49) und beschreibt den Gegenstand in der Einleitung. Auf S. 161 wird das Prinzip der Offenheit nach Hoffmann-Riem dargestellt. Sie belegt anhand von Flick 1998 S. 77, dass das Prinzip der Offenheit die Hypothesenbildung nicht ausschließt. Dies widerspricht sich jedoch mit der aktuellen Flick Version, in dem die Hypothesenbildung nach dem Offenheitsprinzip ausgeschlossen wird.
Der gewählte Forschungsausschnitt ist die Migrationsforschung(vgl. Zöller, S.49) und die Benachteiligtenforschung(S.42). Die leitende Fragestellung dieser Untersuchung ist, welche interkulturellen Erfahrungen Auszubildende heterogener Herkunft und pädagogisch Handelnde im interkulturellen Zwischenraum der Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen machen und wie sich diese Erfahrungen auf das Handeln der pädagogisch Handelnden und der Auszubildenden auswirkt. Diese setzt sich aus 3 zentralen Kernfragen zusammen (vgl. Zöller, S. 67). Auf Seite 65 wird das Forschungsfeld in einer Abbildung gezeigt und die Verbindung zwischen Benachteiligtenforschung und Migrationsforschung dargestellt. Die beiden Forschungsfelder wurden bisher noch nicht miteinander verknüpft und deshalb wählt Zöller dieses neue Forschungsfeld. Zentrale Begriffe aus dem Schema sind Interkulturalität und Anerkennung. Die Forschungsarbeit ist auf dem aktuellen Stand, da zuvor Forschungsarbeiten von anderen Migrationsforschern und Benachteiligungsforschern in die Arbeit mit eingebracht wurden. In Kapitel 4.1 werden aus der Zentralen Fragestellung die restlichen Fragen entwickelt. Dies geschieht durch die Bildung von Hypothesen. Das Basisdesign wird auf S.176 beschrieben: Grounded Theory nach Strauss und Corbin. Die Autorin reflektiert den begrenzten Zugang zu relevanten Aspekten. Auf Seite 67 hat Zöller angrenzende Themenfelder aufgezählt, die nicht in die Studie mit einbezogen wurden.
Für die vorliegende Dissertation sind laut Zöller insbesondere die beruflichen Erfahrungen als Projektentwicklerin bei einem XENOS-Projekt und die Erfahrungen als Trainerin für die Entwicklung von interkulturellen Kompetenzen relevant (vgl. Zöller, S.180). Zöller hat die Möglichkeit, die Erhebungsschritte der Explorations- und Ausarbeitungsphase (vgl. Kapitel 5.1.1) ausschließlich in der Rolle als Wissenschaftlerin durchzuführen. Zöller beschreibt sich selbst als Teil des Untersuchungsfeldes. Die Thematisierung der sozialen Position und Interaktion der eigenen Person als Wissenschaftlerin und als Sozialpädagogin empfindet sie als wichtig. Sie ist sich bewusst, dass die Feldmitglieder auf ihre Präsenz reagieren. Außerdem beobachtet sie bei sich Reaktionen auf der persönlichen, emotionalen und kognitiven Ebene (vgl. Zöller, S. 170). In Zöller wurde ein kultureller Schock ausgelöst, da in der außerbetrieblichen Ausbildung sehr viel befremdlich für sie war. Sie nutzte das für sie fremde Feld der Sozialen Arbeit für eine ethnografische Ausrichtung ihrer Arbeit. Gleichzeitig sollte der eigene Fremdenstatus genutzt werden, um den Blick auf Gegebenheiten und Phänomene richten zu können, die Zöller in den beiden anderen Erhebungsphasen durch ihre persönliche Eingebundenheit entgangen sein konnten. Sie erhält durch die Nutzung ihres Fremdenstatus eine distanzierte Sichtweise, konkretisiert dies allerdings nicht weiter. Die Nähe für ihre Arbeit erreicht sie durch interkulturelle Kompetenztrainings, welche zu einer Akzeptanz Zöllers führen (vgl. Zöller, S. 182), Interviews und die teilnehmende Beobachtung. Alle Namen der Interviewpartner wurden anonymisiert.
Genutzte Erhebungsinstrumente (vgl. Zöller, S.186) sind für das rekonstruktive Verfahren (vgl. Flick, S.156) das problemzentrierte Interview und Experteninterview, für das interpretative Verfahren der fallbezogene Praxisbericht und die Teilnehmende Beobachtung. Aufzeichnungen entstehen durch Beobachtungsprotokolle, Tonbandaufzeichnungen, Praxisbericht in Textform, Feldnotitzen und Sitzungsprotokolle. Im interpretativen Bereich werden die Daten komplett von der Forschenden dokumentiert. Im problemzentrierten Interview werden die Daten teils von der Forscherin, teils von den Befragten strukturiert. Folgende Auswertungsschritte wurden durchgeführt: eine Globalauswertung der gesamten Dokumente (vgl. Legewie, 1994), offenes Kodieren, axiales Kodieren und selektives Kodieren. Zu berücksichtigen ist die Sensibilisierung der Teilnehmer durch interkulturelle Trainings. Zöllers Einfluss als Forscherin während der teilnehmenden Beobachtung auf das Für die vorliegende Dissertation sind laut Zöller insbesondere die beruflichen Erfahrungen als Projektentwicklerin bei einem XENOS-Projekt und die Erfahrungen als Trainerin für die Entwicklung von interkulturellen Kompetenzen relevant (vgl. Zöller, S.180). Zöller hat die Möglichkeit, die Erhebungsschritte der Explorations- und Ausarbeitungsphase (vgl. Kapitel 5.1.1) ausschließlich in der Rolle als Wissenschaftlerin durchzuführen. Zöller beschreibt sich selbst als Teil des Untersuchungsfeldes. Die Thematisierung der sozialen Position und Interaktion der eigenen Person als Wissenschaftlerin und als Sozialpädagogin empfindet sie als wichtig. Sie ist sich bewusst, dass die Feldmitglieder auf ihre Präsenz reagieren. Außerdem beobachtet sie bei sich Reaktionen auf der persönlichen, emotionalen und kognitiven Ebene (vgl. Zöller, S. 170). In Zöller wurde ein kultureller Schock ausgelöst, da in der außerbetrieblichen Ausbildung sehr viel befremdlich für sie war. Sie nutzte das für sie fremde Feld der Sozialen Arbeit für eine ethnografische Ausrichtung ihrer Arbeit. Gleichzeitig sollte der eigene Fremdenstatus genutzt werden, um den Blick auf Gegebenheiten und Phänomene richten zu können, die Zöller in den beiden anderen Erhebungsphasen durch ihre persönliche Eingebundenheit entgangen sein konnten. Sie erhält durch die Nutzung ihres Fremdenstatus eine distanzierte Sichtweise, konkretisiert dies allerdings nicht weiter. Die Nähe für ihre Arbeit erreicht sie durch interkulturelle Kompetenztrainings, welche zu einer Akzeptanz Zöllers führen (vgl. Zöller, S. 182), Interviews und die teilnehmende Beobachtung. Alle Namen der Interviewpartner wurden anonymisiert.Beobachtete muss berücksichtigt werden (vgl. Flick, 2002).
In Interviews und bei der Beobachtung wurden schriftlich und per Tonband fixiert. Die Tonbandaufzeichnungen wurden vollständig und originalgetreu transkribiert und ausgewertet. Stottern, Wortabbrüche und Dialekte wurden ebenso verschriftet wie Redepausen, Sprecherwechsel, Satzabbrüche oder das Kenntlichmachen von nichtsprachlichem Verhalten (vgl. Flick 2002; Kowal und Connell 2005). Weiter existiert ein ausführliches Protokoll der teilnehmenden Beobachtung. Aus Datenschutzgründen wird das empirische Material auf einer CD gespeichert und ist für Realanalysen bei der Autorin einsehbar. Dieses Vorgehen zeigt uns, dass der Autorin bewusst ist, dass der Text eine neue Realität erzeugt.
Im Rahmen des theoretischen Samplings wird eine Globalauswertung der gesamten Dokumente (vgl. Legewie 1994) durch offenes Kodieren, axiales Kodieren und selektives Kodieren und die Integration der Ergebnisse zu einer Theorie durchgeführt. (vgl. Zöller, S.205). Zöller verwendet in der globalen Auswertung die „theoretische Sättigung“ (Glaser und Strauss 1998). Weiterhin wir das Verfahren der Gegenstandsnahen Theoriebildung (Flick, S. 165) verwendet. (vgl. Zöller, S. 178f). Durch die Codierung der Fälle in Kategorien wird das Material reduziert. Bei den für die Autorin interessanten Subkategorien interpretiert sie die Zusammenhänge und stellt sie in einem Schaubild dar (vgl. Zöller, S. 241).
Im Gegensatz zu Flick S. 167 belegt Zöller in ihrer Studie, dass Gütekriterien qualitativer Forschung (zuvor Objektivität, Reliabilität und Validität) neu definiert und mit neuen Inhalten gefüllt werden müssen (vgl. Flick 2002; Mayring 2002; Steinke 2005) (vgl. Zöller, S.164). Angelehnt an Flick (S.169) arbeitet die Forscherin nach Interviews mit den Auszubildenden die Kernvariable heraus und verallgemeinert sie. (vgl. Zöller, S. 227). Zöller hält sich an Steinke (2005) der Ergebnisse nach der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit bewertet (vgl. Zöller, S. 165). Die Dokumentation des Forschungsprozesses kann aufgrund einer ausführlichen Erläuterung der Ergebnisse transparent gehalten werden. Zöller prüft die empirische Verankerung, anhand der Grounded Theory.
Flick beschreibt die Arten von Rückmeldeprozessen(vgl. Flick, S. 170). Von Zöller fokussiert wird die Veränderung von Lebenspraxis als Ziel der Forschung. Eine Rückmeldung nach der Interpretation der Daten oder gar nach Abschluss der Forschung gibt es nicht. So werden laut Flick Situationen vermieden, in denen die Betroffenen die Interpretation und das Ergebnis nicht mehr nachvollziehen können und eine Abwehrhaltung/Desinteresse entwickeln. Zöller stellt den Projektteilnehmern zu Ende des Projekts Fragen, inwieweit sie das Projekt in Zukunft bereichert. (12. Kapitel S. 374) Folglich schlussfolgert sie durch ihre eigenen Ergebnisse und zieht auch Schlussfolgerungen aus den Erkenntnissen der Sozialpädagogen und Auszubildenden.
Zöller benutzt die Strategien der Fallanalyse (vgl. Flick, S. 169) und zieht anhand von Einzelfällen Schlussfolgerungen (vgl. Zöller, S.227). In Kapitel 6 stellt sie die Grundlage ihres Ergebnisses dar und stützt dieses mit der selektiven Plausibilisierung in den folgenden Kapiteln (7-10), indem sie einzelne Abschnitte aus den Beobachtungsprotokollen herausnimmt und diese mit der Ambivalenz der Anerkennung in Verbindung bringt. Weiterhin werden die Ergebnisse jeder Unterkategorie in Schemata aufbereitet. Die Interpretation der Textabschnitte und die Erkenntnisgewinnung sind dokumentiert. In Kapitel 11 werden die Ergebnisse zu einer Theorie/Erkenntnissen geformt. (vgl. Zöller, S. 371f).
Ranking: 1. Tandem 30; 2. Tandem 03; 3. Tandem 17; 4. Tandem 05; 5. Tandem 12
Tandem Platz 1 - Ilaria Kosubski, Moritz ter Meer
Bei Tandem 30 verschaffte die Einleitung einen kurzen Überblick über den Ansatz der Studie und diente gut zur Orientierung. Im Themenbereich Feldzugang wurden die Quellen belegt, man erlangte dadurch Transparenz und der Text des Feldzugangs war sehr gut analysiert. Angaben zu expliziten oder impliziten Hypothesen wurden nicht gemacht. Die Gliederung von Theorie-Gegenstands-Verhältnis und Fragestellung/Forschungsperspektiven wurde nicht abgegrenzt und erschwert dadurch das Verständnis. Das Feld Fixierung der Daten wurde zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht erarbeitet, einige Aspekte wurden in die Gliederung Erhebungsverfahren eingebracht, z.B. „Vorgenommen wurde die Datensammlung in Form von verschrifteten Interviews, Feldnotizen […]“. Das Themenfeld Forschung als Diskurs wurde noch nicht analysiert. (Stand 2.07.2015)
Tandem Platz 2 - Sevil Mutlu, Franziska Lauer
Sehr gut hat uns bei Tandem 03 die Datensammlung und die Interpretation gefallen. Ein Verbesserungsvorschlag ist Text kürzen, um dem Leser das Lesen zu erleichtern. Der Punkt Verhältnis Theorie Gegenstand fehlt. Bei der Fragestellung/Forschungsperspektiven fehlen Forschungsausschnitt, Basisdesign und die Reflexion über den begrenzten Zugang. Bei Annäherung an das Feld geht es bei der Rolle im Feld nicht um die beruflichen Erfahrungen der Autorin bei dem Xenos Projekt, sondern um die Rolle als Wissenschaftlerin und Trainerin von interkulturellen Trainings. Der Fremdenstatus und die Reflexion der Rolle im Feld wurde nicht behandelt. Bei der Datensammlung fehlen die Interviewtypen. Forschung im Diskurs und Form der Dokumentation fehlt. (Stand 2.07.2015)
Tandem Platz 3 - Benedikt Pielenz, Lars Greber
Das Themenfeld Fragestellung, Forschungsperspektiven war sehr gut nachvollziehbar und durch Belege leicht lesbar. Das Basisdesign der Grounded Theory wurde hier aber nicht erwähnt und erst im Erhebungsverfahren angesprochen. Um Vertrauens- und Interessenschutz zu gewährleisten, fehlt der Aspekt, dass die Namen der Interviewpartner anonymisiert wurden. Die spezifischen Verzerrungen wurden nicht berücksichtigt, die durch ihren Einfluss als Forscherin während der teilnehmenden Beobachtung auftreten. Die Gliederung von Fixierung der Daten und Interpretation der Daten wurde vertauscht, so gehört z.B. die Globalauswertung, Kodierung und das Theoretical Sampling in die Interpretation der Daten. Hier wurden auch zu viele Textabschnitte gemacht, diese erschweren das Verständnis und der Zusammenhang fehlt dadurch. (Stand 2.07.2015)
Tandem Platz 4 - Zoi Sapountzi, Viviane Maria Barreiro Caldas
Tandem 05 arbeitet sich strukturiert durch den Fragenkatalog und beantwortet einzelne Punkte prägnant und ohne Ausschweifungen. Verbesserungswürdig ist der fehlende Punkt „Verhältnis Theorie Gegenstand“ sowie „Fragestellung/Forschungsperspektiven“, in dem Forschungsausschnitt , Fragestellung und Basisdesign erwähnt werden sollten. Der Punkt der Sensibilisierung durch die kulturellen Trainings gehört inhaltlich zur Feldannäherung. Diese wurde unserer Meinung nach von diesem Team am besten gelöst, da inhaltlich viele Fragen aus dem Fragekatalog beantwortet wurden. Eine Reflexion der Autorin über die Rolle im Feld kann noch hinzugefügt werden. Bei der Datensammlung stimmt die Einordnung der Interviewtypen in rekonstruktive und interpretative Verfahren nicht, dies kann man bei Flick nachlesen. Der Punkt Datenfixierung fehlt. Bei der Interpretation der Daten wird das Auswertungsverfahren detailliert beschrieben. Zusätzlich kann man noch etwas zum Fallverständnis, der Reduktion und der Grenzen des Verfahrens hinzufügen. Bei der Geltungsbegründung wurden alle wichtigen Punkte genannt. Der Punkt Forschung im Diskurs und Form der Dokumentation fehlt. (Stand 2.07.2015)
Tandem Platz 5 - Claudia Cecilia Castillo, Amelie von Dziembowski
Tandem 12 hat unserer Meinung inhaltlich einige Fragen aus dem Fragekatalog ausgelassen. Auf eine einheitliche Zeitform ist zu achten. Der Punkt Verhältnis Theorie-Gegenstand fehlt. Bei Fragestellung/Forschungsperspektiven sollten der Forschungsausschnitt und das Basisdesign nicht fehlen. Die Feldannäherung ist mit der Beschreibung des Feldzugangs und des Fremdenstatus gut gelöst, hinzufügen kann man noch einen Beleg oder Erklärung für Nähe/Distanz sowie den Punkt Vertrauens-/Interessensschutz und Reflexion der Rolle im Feld. Bei den kulturellen Trainings wurden laut der Studie die Jugendlichen Sensibilisiert, nicht die Autorin wie in der Analyse dieses Tandems beschrieben wurde. Bei der Datensammlung wurden Interviewtypen erwähnt, allerdings nicht alle und es fehlt die Einordnung in rekonstruktive und interpretative Verfahren. Verzerrungen wurden nicht beachtet. Verbesserungswürdig wäre hier, den Inhalt auf den Punkt zu bringen und den Text zu kürzen. Die Datenfixierung fehlt. Bei der Interpretation der Daten sind das Verfahren und das Codieren, sowie die Reduktion erklärt. Hier können noch die Interpretation der Daten und die Grenzen des Verfahrens aufgezeigt werden. Bei der Geltungsbegründung werden die Gütekriterien und die empirischen Punkte behandelt. Die begrenzte Aussagekraft des Ergebnisses sowie die Transparenz können noch erwähnt werden. (Stand 2.07.2015)
Die 2007 in Wuppertal erschienene Studie von Ulrike Zöller mit dem Titel „Anerkennung- noch ein langer Weg - Interkulturelle Erfahrungen von Auszubildenden heterogener Herkunft und Pädagogischen Fachkräften“ bezieht sich auf die Auswirkung der Erfahrungen im interkulturellen Kontext auf das Handeln der Autorin (Vgl. Zöller, S. 67). Das Ziel der qualitativen Studie ist die Entwicklung von Konsequenzen für Soziale Arbeit in außerbetrieblichen Einrichtungen und in der Migrationsgesellschaft (Vgl. Zöller, S. 157).
Zöller basiert die Forschungsarbeit auf ihrem Vorverständnis der Benachteiligtenforschung (Vgl. Zöller, S. 43) und der Migrationsforschung (Vgl. Zöller, S. 49) und konzentriert sich hierbei auf Auszubildende heterogener Herkunft und pädagogische Fachkräfte in außerbetrieblichen Einrichtungen als Untersuchungsgegenstand(Vgl. Zöller, S.10). Zu diesem Gegenstand wird eine zentrale Fragestellung gebildet, implizite Hypothesen werden abgeleitet und dadurch neue Fragen geformt (Vgl. Zöller, S. 157). „Dabei wird nicht mit vorgefertigten Hypothesen gearbeitet, sondern herauskristallisiert werden Leitideen, die eine Feinfühligkeit bzw. Sensibilität für den Forschungsgegenstand beinhalten und ein bestimmtes Maß an Offenheit bewahren“ (vgl Zöller S. 177). Dieses Prinzip der Offenheit wird nach Hoffmann-Riem dargestellt und belegt, dass das Prinzip der Offenheit die Hypothesenbildung nicht ausschließt, was sich jedoch mit der aktuellen Flick Version widerspricht, in der die Hypothesenbildung nach dem Offenheitsprinzip ausgeschlossen wird (Flick 1998 S. 77). In Kapitel 11 wird anschließend an die Auswertung der Forschungsergebnisse eine Theorie gebildet und in Kapitel 12 die Umsetzung reflektiert. Hier fehlt eine kritische Hinterfragung. Den Daten und dem untersuchten Feld gegenüber Theorien räumt die Autorin Priorität ein (Vgl. Flick, S. 150) (Vgl. Zöller, S. 156).
Der gewählte Forschungsausschnitt ist eine Verknüpfung aus Migrationsforschung und Benachteiligtenforschung (Vgl. Zöller, S.42-49). Die leitende Fragestellung dieser Untersuchung ist, welche interkulturellen Erfahrungen Auszubildende heterogener Herkunft und pädagogisch Handelnde im interkulturellen Zwischenraum der Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen machen und wie sich diese Erfahrungen auf das Handeln der pädagogisch Handelnden und der Auszubildenden auswirkt. Diese setzt sich aus 3 zentralen Kernfragen zusammen:
„Welche interkulturellen Erfahrungen machen Auszubildende heterogener Herkunft und pädagogisch Handelnde im interkulturellen Kontext der Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen?“
„Wie wirken sich diese Erfahrungen auf das Handeln der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Auszubildenden im interkulturellen Kontext der Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen aus?“
„Welche Konsequenzen ergeben sich für die Soziale Arbeit in außerbetrieblichen Einrichtungen und für die Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft?“ (Vgl. Zöller, S. 67).
Das Forschungsfeld wird mit zentralen Begriffen schematisch dargestellt und die Forschungsarbeiten von Migrations- und Benachteiligtenforschern werden in die Arbeit eingebracht (Vgl. Zöller, S. 65). In Kapitel 4.1 werden durch Hypothesenbildung aus der Zentralen Fragestellung die restlichen Fragen entwickelt. Mit explorativem Vorgehen werden die Leitfragen durch den systematischen Vergleich von Fallanalysen weiter ausgearbeitet. Dies geschieht auf Basis der Grounded Theory nach Strauss und Corbin (Vgl. Zöller, S.176). Zöller hat angrenzende Themenfelder aufgezählt, die nicht in die Studie mit einbezogen werden (Vgl. Zöller, S.67).
Für den Feldzugang sind die beruflichen Vorerfahrungen relevant, ihr Studium und ihre Berufserfahrungen als Pädagogin qualifizierten sie als Forscherin und weckten ihr persönliches Interesse an dem Forschungsfeld (Vgl. Zöller, S.180). Zöller hat die Möglichkeit, die Explorations- und Ausarbeitungsphase in der Rolle der Wissenschaftlerin durchzuführen und beschreibt sich selbst als Teil des Untersuchungsfeldes (Vgl. Kapitel 5.1.1). Die Thematisierung der sozialen Position und Interaktion der eigenen Person empfindet sie als wichtig und ist sich bewusst, dass die Feldmitglieder auf ihre Präsenz reagieren. Außerdem beobachtet sie bei sich Reaktionen auf der persönlichen, emotionalen und kognitiven Ebene (Vgl. Zöller, S. 170). In außerbetrieblichen Einrichtungen sammelte sie im Vorfeld, durch soziale interkulturelle Kompetenztrainings, erste Erfahrungen im Tischler- und Friseurhandwerk (Vgl. Zöller, S. 174). Die Autorin nutzt ihren Fremdenstatus, um den Blick auf entgangene Gegebenheiten und Phänomene zu richten und erhält eine distanzierte Sichtweise. Die Nähe für ihre Arbeit erreicht sie durch interkulturelle Kompetenztrainings, Interviews und die teilnehmende Beobachtung (Vgl. Zöller, S. 182). Alle Namen der Interviewpartner werden anonymisiert.
Als Erhebungsinstrumente wurden für das rekonstruktive Verfahren das problemzentrierte Interview und Experteninterview, für das interpretative Verfahren der fallbezogene Praxisbericht und die Teilnehmende Beobachtung genutzt (Vgl. Flick, S.186, S.156). Aufzeichnungen wurden durch Beobachtungsprotokolle, Tonbandaufzeichnungen, Praxisbericht in Textform, Feldnotizen und Sitzungsprotokolle angefertigt. Während im interpretativen Bereich die Daten komplett von der Forschenden dokumentiert wurden, wurden im problemzentrierten Interview die Daten teils von der Forscherin, teils von den Befragten strukturiert. Als Auswertungsschritte wurden eine Globalauswertung der gesamten Dokumente, offenes Kodieren, axiales Kodieren und selektives Kodieren durchgeführt (Vgl. Legewie, 1994). Bei der Auswertung zu berücksichtigen ist die Sensibilisierung der Teilnehmer durch interkulturelle Trainings und Zöllers Einfluss als Forscherin während der teilnehmenden Beobachtung auf das Beobachtete (Vgl. Flick, 2002).
Die Daten wurden in Interviews und bei der Beobachtung schriftlich und per Tonband fixiert. Die Tonbandaufzeichnungen wurden vollständig und originalgetreu transkribiert und ausgewertet. Stottern, Wortabbrüche und Dialekte wurden ebenso verschriftet wie Redepausen, Sprecherwechsel, Satzabbrüche oder das Kenntlichmachen von nichtsprachlichem Verhalten (Vgl. Flick 2002; Kowal und Connell 2005). Weiter existiert ein ausführliches Protokoll der teilnehmenden Beobachtung. Aus Datenschutzgründen wurde das empirische Material auf einer CD gespeichert und ist für Realanalysen bei der Autorin einsehbar. Dieses Vorgehen zeigt uns, dass der Autorin bewusst ist, dass der Text eine neue Realität erzeugt (Vgl. Zöller, S. 187f).
Im Rahmen des theoretischen Samplings wurde eine Globalauswertung der gesamten Dokumente durch offenes Kodieren, axiales Kodieren und selektives Kodieren und die Integration der Ergebnisse zu einer Theorie durchgeführt (Vgl. Legewie 1994) (Vgl. Zöller, S.205). Zöller verwendet in der globalen Auswertung die „theoretische Sättigung“ (Glaser und Strauss 1998). Weiterhin wurde das Verfahren der Gegenstandsnahen Theoriebildung verwendet (Vgl. Flick, S. 165) (Vgl. Zöller, S. 178f). Durch die Codierung der Fälle in Kategorien wurde das Material reduziert. Bei den für die Autorin interessanten Subkategorien interpretiert sie die Zusammenhänge und stellt sie in einem Schaubild dar (Vgl. Zöller, S. 241). Die Ergebnisse der Fallanalysen könnten durch die vorher durchgeführten kulturellen Trainings beeinflusst worden sein und zu einer Verzerrung der Daten führen.
Im Gegensatz zu Flick belegt Zöller in ihrer Studie, dass Gütekriterien qualitativer Forschung (zuvor Objektivität, Reliabilität und Validität) neu definiert und mit neuen Inhalten gefüllt werden müssen (Vgl. Flick 2002, S. 167; Mayring 2002; Steinke 2005) (Vgl. Zöller, S.164). Angelehnt an Flick arbeitet die Forscherin nach Interviews mit den Auszubildenden die Kernvariable heraus und verallgemeinert sie. (Vgl. Flick 2002, S. 169) (Vgl. Zöller, S. 227). Zöller hält sich an Steinke (2005) der Ergebnisse nach der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit bewertet (Vgl. Zöller, S. 165). Die Dokumentation des Forschungsprozesses kann aufgrund einer ausführlichen Erläuterung der Ergebnisse transparent gehalten werden. Ein weiteres Gütekriterium ist die Prüfung der empirischen Verankerung, die anhand der Grounded Theory durchgeführt wurde.
Flick beschreibt die Arten von Rückmeldeprozessen (Vgl. Flick, S. 170). Von Zöller wurde die Veränderung von Lebenspraxis als Ziel der Forschung fokussiert. Eine Rückmeldung nach der Interpretation der Daten oder gar nach Abschluss der Forschung gibt es nicht. So werden laut Flick Situationen vermieden, in denen die Betroffenen die Interpretation und das Ergebnis nicht mehr nachvollziehen können und eine Abwehrhaltung/Desinteresse entwickeln (Vgl. Flick, S.170). Zöller stellt den Projektteilnehmern zu Ende des Projekts Fragen, inwieweit sie das Projekt in Zukunft bereichert (Vgl. Zöller, 12. Kapitel S. 374). Folglich schlussfolgert sie durch ihre eigenen Ergebnisse und zieht auch Schlussfolgerungen aus den Erkenntnissen der Sozialpädagogen und Auszubildenden.
Es gibt laut Flick zwei verschiedene Möglichkeiten, Ergebnisse aufzubereiten: Die Selektive Plausibilisierung und die Strategien der Fallanalyse (Vgl. Flick, S. 169). Zöller benutzt die Strategien der Fallanalyse und zieht anhand von Einzelfällen Schlussfolgerungen (Vgl. Flick, S. 169) (Vgl. Zöller, S.227). In Kapitel 6 stellt sie die Grundlage ihres Ergebnisses dar und stützt dieses mit der selektiven Plausibilisierung in den folgenden Kapiteln 7-10, indem sie einzelne Abschnitte aus den Beobachtungsprotokollen herausnimmt und diese mit der Ambivalenz der Anerkennung in Verbindung bringt. Weiterhin werden die Ergebnisse jeder Unterkategorie in Schemata aufbereitet. Die Interpretation der Textabschnitte und die Erkenntnisgewinnung sind dokumentiert. In Kapitel 11 wurden die Ergebnisse zu einer Theorie/Erkenntnissen geformt (Vgl. Zöller, S. 371f).
* Flick, Uwe. „Stationen des qualitativen Forschungsprozesses.“ Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen 2 (1995). S. 148-173
Diskussion
Fragestellung, Forschungsperspektiven
Die Fragestellung wurde im Laufe des ersten Abschnitts der Analyse klar herausgearbeitet, dabei sind zusätzlich Verweise zu den zentralen Kernfragen vorhanden. Kritisieren lässt sich der auf den Leser monoton wirkende Schreibstil durch z.B. sich wiederholende Satzanfänge. Außerdem findet sich keine Nennung zur Einhaltung des Aspektes der Transparenz der Studie. Zusätzlich könnte man den Abschnitt um das Basisdesign der Studie ergänzen. Damit ist nicht die Theorie der Grounded Theory gemeint, sondern die Art der Studie.
Annäherung an das Feld
Herausgestellt werden der Feldzugang, als auch die Rolle der Autorin, die zwar einen Fremdenstatus inne hat, sich aber in die Innenperspektive der Akteure begibt. Es existiert keine tiefgehende Ausarbeitung der Feststellungen, das Verhältnis von Nähe & Distanz und der Vertrauens- & Interessenschutz sollten nähergehend betrachtet werden. Die gewählte Form der Belege stört den Lesefluss zum Teil, da diese beispielsweise mitten im Satz stehen. Ein besserer Übergang zum letzten Satz könnte noch gefunden werden.
Sammlung der Daten
Euch gelingt eine klare Darstellung der Instrumente, sowie eine Einordnung in das interpretative Verfahren. Positiv ist zudem die systematische Aufzählung der Forschungsschritte. Ihr solltet die Art der Strukturierung und die Qualifizierung der Forscherin genauer benennen. Den ersten Satz könnte man der Verständlichkeit wegen umstellen bzw. kürzen.
Interpretation der Daten
Alle Formen des Codierens, als auch das Vorgehen der Forscherin sind klar herausgearbeitet. Strukturen des Materials sollten genauer benannt werden. Nicht vorhanden ist die Reflexion der Autorin, die Auswirkung der verwendeten Vorgehen wird ebenso nicht thematisiert. Ihr könntet am Ende dieses Abschnitts die von uns vorgefundene Wiederholung des Teils „Sammlung der Daten“ (Formen des Codierens) weglassen oder vertiefen.
Geltungsbegründungen
Es gelingt eine Nennung der vorgefundenen Gütekriterien, allerdings wird auf diese nicht weiter eingegangen bzw. werden sie nicht alle benannt. Die Rolle der Transparenz in der Studie wird erwähnt. Auch sind diverse Belege für die empirische Verankerung der Erkenntnisse vorhanden. Nicht geprüft wurde, ob die Forscherin ihre sich selbst gesetzten Gütekriterien im Laufe der Studie einhält.
Anmerkungen
Ihr verwendet kurze und verständliche Sätze, die treffend die zugrundeliegende Thematik wiedergeben. An einigen Stellen finden sich jedoch Mängel im Bezug auf die Zeichensetzung, im Formalen, als auch in der Rechtschreibung. Eine kritische Reflexion mit Zöllers Studie und ihrem Vorgehen könnte außerdem hinzugezogen werden. Die Grounded Theory hat für die Autorin als zentrale Theorie der Studie einen wichtigen Charakter, dieser wird in der Analyse nicht genug Aufmerksamkeit zuteil. Die angeführten Belege stören zum Teil den Lesefluss und könnten auf das Ende der Sätze beschränkt werden.