Inhaltsverzeichnis

Tandem 13

Erster Text: Entwurfsfassung

Hinweis: Die folgende Gliederung ist orientiert an den Stationen des qualitativen Forschungsprozesses nach Flick (siehe 5. Präsenzveranstaltung) ist als Vorschlag zu verstehen. Je nach Auswahl der Studie ist es empfehlenswert, jeweils eigene Schwerpunkte zu setzen. Dieser Hinweis kann ebenfalls entfernt werden.

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Der Untersuchungsgegenstand der Dissertation von Isabel Zorn ist das Bildungspotenzial in Konstruktionstätigkeiten mit Digitalen Medien. Bislang wurde nur selten zwischen technologieorientierten und anderen Mediengestaltungstätigkeiten unterschieden, dadurch existiert momentan nur geringe Forschung über Konstruktionstätigkeiten und deren Charakteristika sowie Relevanz. Allerdings lassen sich in der Medienpädagogik Ansäte finden, welche auf die bildungstheoretische Relevanz der Software-Technologie dieser Medien aufmerksam machen. An diese schließt sie sich an und nimmt eine dezidierte Perspektive auf die Technologie der Digitalen Medien ein ( vgl. Zorn 4-5). Zorn beschreibt, dass gegenüber dem Untersuchungsgegenstand größtmögliche Offenheit gewahrt werden sollte, um die möglichen Sichtweisen auf Konstruktionstätigkeiten nicht schon im Vorhinein durch Theorie geleitete Annahmen zu beschränken, sondern deren vielseitige Facetten entdecken zu können (vgl. Zorn 5).

Fragestellung, Forschungsperspektiven

In ihrer Dissertation beschäftigt sich die Autorin Isabel Zorn mit dem Thema Konstruktionstätigkeit mit Digitalen Medien. Sie erforscht die Frage: Welche Sinndimensionen von Konstruktionstätigkeit artikulieren KonstrukteurInnen? Woraus sich aus medienpädagogischer Sicht die weitere Frage ergibt: Welche Bildungspotenziale bietet die eigene Konstruktionstätigkeit mit Digitalen Medien? (vgl. Zorn S.5) Zorn beabsichtigt mit ihrer Arbeit, einen empirisch fundierten Beitrag zur Theoriebildung der Medienpädagogik/ Medienbildung zu leisten, „indem sie zum einen auf die theoretisch hergeleitete Relevanz der technologischen Eigenschaften Digitaler Medien auch für die Theorie der Medienpädagogik/Medienbildung hinweist, zum anderen anhand empirischer Analysen deren Bedeutung für medienpraktisches Handeln aufzeigt“ (Zorn, 2010: 7).

Nach Uwe Flick sollte eine Fragestellung „eine gesellschaftlich relevante Problemstellung aufgreifen“ (Flick, S.38). In Zorns Studie bezieht sich diese auf den Bildungsbedarf, der durch „die großen Veränderungen, die Digitale Medien für Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik “ (Zorn,2010, S.1) bedeuten, entsteht.

Annäherung ans Feld

Der Gedanke Konstruktionstätigkeit mit Digitalen Medien zu erforschen, entstand durch Tätigkeiten der Autorin in der Forschungsgruppe „Digitale Medien in der Bildung“ der Uni Bremen, in welcher sie bei bei der Entwicklung und Durchführung verschiedener Projekte und Workshops mitwirkte. Dabei konnte sie Hinweise auf positives Erleben von Konstruktionstätigkeit beobachten. Dabei schien ihr eine Untersuchung aus Medienpädagogischer Sicht lohnenswert (vgl. Zorn, S. 3).

Sammlung der Daten

Zorn entscheidet sich bei der Erhebung der Daten für die Grounded Theory Methodology. Sie empfindet diese als passend für ihren noch recht unerforschten Untersuchungsgegenstand, da diese Methode sich für Untersuchungen eignen, bei welchen man vermuten kann, dass „noch nicht alle Konzepte, die in Bezug zu dem jeweils interessierenden Phänomenbereich stehen, gefunden und identifiziert wurden, zumindest nicht in dieser Population oder an diesem Ort“ (Strauss & Corbin 1996: 22). Ebenso sollte die Fragestellung der Untersuchung „notwendige Flexibilität und Freiheit geben, ein Phänomen in der Tiefe zu untersuchen“ (ebd.), was Zorn bei ihrem Untersuchungsgegenstand ebenfalls als zutreffend empfindet. 
Zorn begann zunächst Leitfragenorientierte Interviews durchzuführen, welche durch ihren Abfragecharakter jedoch nur geringe Erträge brachten. Aus diesem Grund versuchte sie alternative Interviewmethoden anzuwenden, welche in diesem Falle das narrative und das problemzentrierte Interview waren. Jedoch hielt sie auch diese für eine nicht geeignete Methode für ihre Befragung (Zorn 2010,S.108). Zorn beschrieb, dass Forscher immer wieder vor abweichende Situationen gestellt werden und es deshalb keine eindeutige und leichte Entscheidung für eine theoretisch überzeugende Interviewmethode geben kann (Zorn 2010, S.108). Nach Reflexion sowie ersten Analysen der bisher geführten Interviews entwickelte sie eine Interviewmethode, welche sie als methodisch erweitertes Problemzentriertes Interview bezeichnet. Demnach begann sie ihre Interviews mit einem offenen und stimulierenden Erzählimpuls, welcher wie beim narrativen Interview auf eine möglichst lange Erzählpassage zielte. Daraufhin folgte die Nachfrage „nach spezifischen Erzählungen über Episoden, angelehnt an Flick (1996), der das sog. „Episodische Interview“ beschreibt.“ (Zorn 2010, S.114) Abschließend wurden spezifische Sondierungsfragen welche Verständnisgenerierung zum Ziel hatten, sowie Fragen nach Zukunftsvisionen gestellt. Für die Durchführung ihrer Interviews verwendete Isabel Zorn anstelle eines Leitfadens eine Frageskizze. Diese verwendete sie jedoch nur zur Prüfung, ob alle wichtigen Themenfelder angesprochen wurden (vgl. Zorn 2010, S. 115)

Fixierung der Daten

Die Auswertung erfolgte mithilfe „Vorschläge zur Interviewauswertung von Witzel (2000), und speziell zur Kodierung bei der GTM von Strauss/Corbin (Strauss & Corbin 1996) und von Böhm et al. (1992a)“ (Zorn, 2010, S 122). Zorn fertigte zu jedem Interview ein Postskript an, in welchem sie „Gesprächsinhalte, Besonderheiten, Gesprächsatmosphäre und -situation und Auffälligkeiten“ (Zorn, 2010, S.122) vermerkte. Dieser Auswertungsprozess stellte sich als äußerst aufwendig heraus, weshalb auch „verschiedene Personen (…) mit der Transkription der Interviews beauftragt“ (Zorn, 2010, S.122) wurden. Einem anschließenden Kodierungsprozess (vgl. Zorn, 2010, S.123-126) folgten Memos und ein 150-seitiges Forschungstagebuch (vgl. Zorn, 2010, S.129). Da „erhobene Daten (…) gespeichert, niedergeschrieben oder auf andere Art festgehalten werden“ (Schnell, Hill, Esser, 2011, S.9) müssen.

Interpretation der Daten

Zur Interpretation, wählte Isabel Zorn erst das offene Kodieren und darauffolgend eine extensive Kodierung des Interviewanfangs. Letzteres beschrieb Zorn als nützlich um den Text aufzubrechen und anschließend dazu W-Fragen aufzustellen. (Zorn 2010, S.124) Anschließend entwickelte Sie spezifischere Fragen und formulierte erste Konzepte. Für angeführte Konzepte nutzte Zorn möglichst viele In-Vivo-Kodes und entwickelte nachfolgend Vergleichsdimensionen, Achsen- und Kernkategorien. Um diese Achsen- und Kernkategorien festzulegen, nutzte sie das axiale Kodieren, für welches sie Hauptkategorien mit besonderer Aussagekraft wählte. Zusätzlich kodierte Zorn selektiv um die Kategorien „zueinander in Bezug“ (Zorn 2010, S.126) zu setzen, so die Kernkategorie zu finden und alle Kategorien „zu einer gegenstandsbegründeten Theorie“ (Zorn 2010, S.127) zusammenzusetzen. Ihr Verfahren beschreibt Zorn als zirkulär, da sie weitere Interviews nur nach ihrem „Neuigkeitswert“ (Zorn 2010, S.127) untersuchte. Des Weiteren entwickelte sie 6 Sinndimensionen als Achsenkategorien, welche sie „regelmäßig unter KollegInnen zur Diskussion“ (Zorn 2010, S.127) stellte. Anschließend folgte noch die Ausarbeitung des Modells der„tentativen Entwicklung von Selbst-, Welt- und Technologieverhältnissen bei Konstruktionstätigkeiten mit Digitalen Medien“ (Zorn 2010, S.128).

Geltungsbegründung

Die Schritte des Forschungsprozesses stellt Isabel Zorn in ihrer Dokumentation transparent und nachvollziehbar dar. Sie selbst gleicht sogar ihre eigene Studie mit Gütekriterien ab (vgl. S.90, S.449). Sowohl Flick als auch Zorn sehen die Validität als wichtiges Gütekriterium an, welchem „größte Aufmerksamkeit“ (Zorn, 2010, S. 90) geschenkt werden sollte (vgl. Flick, 2011, S.492). Um zu zeigen, dass diese vorhanden ist, nennt Zorn die „transparente Darstellung des Forschungsprozesses und die Offenlegung der forschungsleitenden Prämissen“ (Zorn, 2010, S. 90). Als weiteres Gütekriterium führt Flick die Objektivität an. Diese Objektivität besteht, sobald „zwei Forscher zu gleichen Ergebnissen (…) kommen“ (Flick, 2011, S.499). Da Zorn während ihrer Forschung immer wieder den „Austausch mit fachfremden und fachnahen KollegInnen“ (Zorn, 2010, S.452) suchte, erfüllt sie dieses Kriterium. Dies wurde außerdem, wie von Zorn beschrieben, zur „Validitätssicherung (…) (des) Vorgehens und (…) (der) Datenauswertung“ (Zorn, 2010, S.452) genutzt. Zorn gibt in ihrer Einschätzung über ihr Vorgehen an, dass ihr die Trennung der einzelnen Kategorien nicht komplett gelungen ist, dass jedoch diese „Aspekte (…) nicht zu Einschränkungen der Argumentation der entwickelten Theorie“ (Zorn, 2010, S.453) führen. Denn eine „mit der GTM entwickelte Theorie gilt als prozessuale Theorie: Eine solche Theorie ist nicht abgeschlossen, sondern gilt als erweiterbar“ (Zorn, 2010, S.453). Diese Theorie soll durch in der Zukunft stattfindende Forschungen nämlich nicht verworfen, sondern lediglich erweitert werden (vgl. Zorn, 2010, S.453).

Um das Erleben der Konstruktionsfähigkeit durch Laien dazustellen, erarbeitete Isabel Zorn insgesamt sechs Sinndimensionen (vgl Zorn, 2010, S.378 f., S.444): 1. Schöpfungstätigkeit 2. Erkennen und Verstehen der technologischen Grundlagen 3. Auseinandersetzung mit Ko-Konstruktionsprozessen 4. Erfolgskriterium Funktionieren 5. Technologiebasierte Sozialitätskonstruktion 6. Herstellung von Verbindungsprozessen

Forschung als Diskurs

Da „erhobene Daten (…) gespeichert, niedergeschrieben oder auf andere Art festgehalten werden“ (Schnell, Hill, Esser, 2011, S .9) müssen, wählte Zorn als Form dieser Dokumentation ein 150-seitiges Forschungstagebuch (vgl. Zorn, 2010, S. 129).

Es gibt allerdings keinen Anhaltspunkt, inwieweit Zorn den TeilnehmerInnen Rückmeldung über ihre Ergebnisse erteilte. Obwohl die „Rückmeldung von Ergebnissen an die Teilnehmer“ (Flick, 2009, S. 254) in solchen Studien häufig erwartet wird.

Literatur

Zorn, Isabel (2010): Konstruktionstätigkeit mit digitalen Medien - Eine qualitative Studie als Beitrag zur Medienbildung

Flick, Uwe (2009): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen - Ein Überblick für die BA-Studiengänge Hamburg: Rowohlt Verlag

Schnell, Rainer; Hill, Paul B.; Esser, Elke (2011): Methoden der empirischen Sozialforschung. 9.Auflage. München: Oldenburg Verlag

Flick, Uwe (2011): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 4.Auflage. Hamburg: Rowohlt Verlag

Kommentare

Zu Eurer Studienanalyse möchten wir Euch (untergliedert) folgendes Feedback geben:

Fragestellung, Forschungsperspektive / Annäherung an das Feld: Bei Eurer Studienanalyse sind uns zu Beginn viele positive Aspekte aufgefallen. Zu benennen sind Eure kurze und knappe Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Dementsprechend habt Ihr hierbei sowohl Zorn und Flick gegeneinander abgrenzt. Eure Einleitung hat uns begeistert. Zustimmend ist zu vermerken, dass die Fragestellung direkt aus dem Textverlauf zu erlesen ist. Zum Punkt Annäherung an das Feld würden wir Euch empfehlen keine Wertigkeiten mit einzubringen und anmerken wie sich Flick dem Feld angenähert.

Sammlung der Daten / Fixierung der Daten: Anfänglich wird die „Grounded Theory Methodology“ beschrieben was uns positiv aufgefallen ist. Allerdings ist der Text um die oben verwendete Theory schwer verständlich. Anzumerken ist das sich ein Symbol im Fließtext befindet. Bei dem Punkt Fixierung der Daten ist uns aufgefallen, dass Abkürzungen verwendet werden ohne dass hierbei ein Hinweis erfolgt.

Interpretation der Daten: Erfolgreich habt Ihr es geschafft Euren Text detailliert zu beschreiben, sowie eine sprachlich, fundierte Ausdrucksweiße zu nutzen. Wir raten Euch an zukünftig nicht nur auf einen Autor einzugehen.

Letzten Endes sind wird zu dem Entschluss gekommen, dass Eure Studienanalyse uns am zweit Besten gefallen hat und vergeben hierfür den 2. Platz in unserem Ranking.