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Tandem 25

Studienanalyse - Endfassung

Theorie – Gegenstand Verhältnis

Die Dissertation „Professionalisierung zwischen Schule und Hochschule“, ist eine „Empirische Studie über reflexive Lehrerbildung“ von Sabine Stein, veröffentlicht im Jahre 2007 an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Die Arbeit befasst sich mit Reformkonzepten zur Lehrerbildung, anders als bisherige Studien, die nach Leistungsstandards für Lehramtsstudierende suchten. Mit dieser Studie sollen empirisch qualitative Einblicke in die Alltagspraxis der Lehramtsstudierenden verschaffen werden. Überprüft werden, ob das Studium und das Schulpraktikum eine berufsqualifizierende Profesionalisierung für Lehramtsstudierende leisten (vgl. Stein, 2007, S. 399).

Fragestellung und Forschungsperspektiven

Mit dieser Studie möchte man den „berufsbezogenen Habitus von Lehramtsstudierenden mit Blick auf aktuelle Professionsforderungen […] untersuchen“ (Stein, 2007, S. 12), da sich die Aufgaben und Verantwortungen der Lehrerinnen und Lehrern aufgrund des strukturellen Wandels immer weiter ausdehnt (vgl. Stein, 2007, S. 3). Dabei soll untersucht werden, inwieweit der Habitus von Lehramtsstudierenden „innovativ“ ist. Folglich soll die Studie der reflexiven Lehrerbildung dienen, dessen zentrale Aufgabe die Reflexion beruflichen Handels darstellen soll. So wird ein komplexes Feld wie die Lehrerbildung, aus der Sicht der Studierenden und der darin agierenden Subjekte beobachtet und erklärt (Flick, S. 152). Ziel der Studie ist es eine sozialwissenschaftliche Methodologieentwicklung und die Forschungspotentiale im Forschungsfeld ´Lehrerbildung´ aufzuzeigen.

Annäherung ans Forschungsfeld

Mit der vorliegenden Studie soll ein empirischer Nachholbedarf im Forschungsfeld der Lehrerbildung und Lehrerprofessionalisierung bedient werden. Die Studie wird mit Theorien und Einzelstudien aus dem Forschungsfeld verknüpft, weshalb sie als eine Art Meta-Forschung gesehen werden soll. „Die Studie bietet insgesamt eine Theoriebildung (der Forscherin) über die Theoriebildung von Lehramtsstudierenden […] (Stein, 2007, S. 12). Hierbei soll „kein allgemeingültiges Modell für die Lehrerbildung (gesucht werden), sondern fragt nach einer lokal angemessenen Entwicklung“ (Stein, 2007, S. 9). Trotzdem werden die Ergebnisse generalisiert und typisiert.

Die Forscherin nimmt als Supervisionsleiterin didaktisch beabsichtigt am Forschungsgeschehen teil, da es einer Zusammenarbeit zwischen Forscher und Beforschter bedingt. Beforschte sind Lehramtsstudierende, deren studentische Alltagspraxis untersucht wird. Demnach werden die Studenten in einem Begleitseminar, einer Supervision und in mehreren Gruppendiskussion beobachtet. Bei dieser Studie sollen die Kompetenzen von Berufsanfängerinnen und Berufsanfängern, zum Zwecke einer nachhaltigen Schulentwicklung, erforscht werden. Den Fokus soll dabei ein Begleitseminar zum Schulpraktikum darstellen, bei dem die Studierenden Fallbeispiele bearbeiten und Gruppendiskussionen führen.

Sammlung der Daten

Die Datensammlung in der Studie von Stein erfolgt überwiegend durch die Rekonstruktion der Alltagspraxis der Lehramtsstudierenden, wie zum Beispiel durch Interviews und Supervisionen. In der Studie werden die Daten zum größten Teil von den Audioaufzeichnungen jeder Seminarsitzung und der darin enthaltenen Gruppendiskussionen gesammelt. Hinzu kommen die Beobachtungsprotokolle, welche von einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Stein’s und Stein selbst als Feldforscherin geschrieben wurden. Diese Daten werden durch die teilnehmenden Studentinnen und Studenten, wie auch der Studienleiterin selbst festgehalten und am Ende des Forschungsgeschehen zusammengefasst und ausgewertet. Die Leitung der Studie übernimmt Stein selbst.

Fixierung der Daten

Die erhobenen Daten in der Studie stammen sowohl von den vier Seminarsitzungen von zwei unterschiedlichen Gruppen, also den teilnehmenden Studentinnen und Studenten, als auch von den jeweiligen „Kompakttagen“ vor und nach dem Praktikum (vgl. Stein, 2007, S. 69). Diese Daten liegen in mündlicher und in schriftlicher Form vor, sodass sie von Stein in direkte und mittelbare Daten eingeteilt werden. (vgl. Stein, 2007, S. 69 f.)

Hierbei gehören zu den direkten Daten:

Diese sonstigen Daten dienen zum begleitenden Vergleich der gesammelten Daten der Studie, jedoch wurden sie nicht dazu verwendet die Studie zu ergänzen oder anderweitig zu beeinflussen (vgl. Stein, 2007, S. 71).

Zu den mittelbaren Daten gehören:

Interpretation der Daten

Die erhobenen Daten, welche aus verschiedenen Textsorten und Beobachtungen bestehen, werden rekonstruktiv interpretiert bzw. paraphrasiert. So werden die Aussagen der Studierenden als Hinweis bzw. als Dokument für „etwas“ genommen. Bei der Interpretation wird das Vorgehen der Studierenden abhängig von der sozialen Situation gesehen, um die Einflüsse im Kollektiv als Alltagsgeschehen reproduzieren zu können. So sind die Bedingungen – Kontexte – und Strategien wichtiger Bestandteil für die Interpretation. Durch die Bedingungen, die im Vor- und Umfeld wirken, wird der Handlungskontext beleuchtet. Zudem werden die Strategien der Studierenden und letztlich auch die Konsequenzen bei der Interpretation beachtet. Die Textinterpretationen werden zur Nachvollziehbarkeit mit Zitaten der Studierenden ergänzt.

Geltungsbegründung

Die Geltungsbegründung von Daten und Interpretationen beschäftigt sich mit der Transparenz von Erkenntnis und Verallgemeinerung bei der Darstellung bzw. bei der Vermittlung an Dritte (vgl. Flick, 1995, S. 167).

Da diese Studie die Grounded Theory als Grundlage verwendet, wird eine aufwendige Aufarbeitung der Dateninterpretation bzw. der Datenanalyse vor, nämlich das Kodieren bzw. Konzeptualisieren und Kategorisieren. Durch das Kodieren werden voreilige Verallgemeinerungen vorgebeugt. So schreiben die Konzepte und Kategorien, welche aus den empirischen Daten gewonnen werden, den Daten eine Bedeutung zu (vgl. Stein, 2007, S. 72). Verwendet wurde das offene, axiale und selektive Kodieren (vgl. Stein, 2007, S. 72). Der Kodiervorgang erfolgt in der Studie von Stein sequenzanalytisch, das heißt in zeitabhängigen Vorgängen, die in bestimmter Reihenfolge erfolgen. Der expansive Charakter des offenen Kodierens zeigt sich in der Bandbreite des kodierten Textmaterials im Rahmen der Forschung, denn es werden in der Studie die Ergebnisse in ca. 350 Kategorien unterteilt, diese wiederum erneut kategorisiert. Mit der Methode des theoretischen Samplings werden die Daten gebündelt und somit reduziert. (vgl. Stein, 2007, S. 74 f.). Zur Wahrung der theoretischen Sensibilität wird bei der axialen Kodierung das Kodierschema von Strauss/Corbin verwendet, welches zwei zentrale Bedeutungen erfüllt; zum einen die Regulation der Deutungen der Forschenden und zum anderen die Strukturierung und Gliederung der Interpretationen und die Ergebnisdarstellung (vgl. Stein, 2007, S. 75 f.). Mit dem selektiven Kodieren werden letztlich nur noch Konzepte berücksichtigt, die die Kernkategorien erklären, da es für Stein wichtig ist, die Nähe zum Forschungsfeld zu wahren, um im späteren Verlauf ein reflektiertes Bewusstsein für die beforschten Subjekte zu entwickeln (vgl. Stein, 2007, S. 76). Die Erkenntnisse bzw. die entwickelte Theorie hängt also stark von der Qualität der entwickelten Kategorien, somit von der Arbeit des Forschers ab (vgl. Flick, 1995, S. 165).

Die Erkenntnisse wurden durch die intensive Begleitung von externen Wissenschaftler(-innen) abgesichert, die die Auswertungen kontrollierten und ggf. korrigierten. Hinzu wurde eine computergestützte Datenverwaltung und Datenanalyse, zur Erhöhung der internen Validität der Forschung, verwendet. Mit der Software „MaxQda“ wurden die Aufgaben des Datenmanagements bewältigt (vgl. Stein, 2007, S. 77 f.). Dass eine Verallgemeinerung der Ergebnisse nicht in allen Fällen möglich ist, wird von der Forscherin nebensächlich dargestellt (vgl. Stein, 2007, S. 82).

Die Erkenntnisse werden durch die möglichst nachvollziehbare Darstellung der Kategoriengenerierung und der stringenten Verfolgung der Fragestellung vermittelt bzw. dargestellt (vgl. Stein, 2007, S. 80). Es wird zunächst eine rekonstruktive Interpretation der untersuchten Gebiete vorgenommen, in denen die Handlungskontexte beleuchtet und dazu die theoretische Perspektive dargestellt werden. Zusammenfassend kann von einer selektiven Plausibilisierung sprechen, da die forschungsrelevanten Daten im Forschungsprozess von Stein selektiert bzw. als Ausnahme- oder Einzelfälle dargestellt werden (vgl. Flick, 1995, S. 169 / Stein, 2007, S. 82).

Forschung als Diskurs

Unter diesem Aspekt werden das Subjektverständnis der Forschung und die Einbeziehung der Beforschten zum Thema (vgl. Flick, 1995, S. 170). Des Weiteren beschreibt Forschung als Diskurs verschiedene Verfahren, mit denen die Interviews den Beforschten zugänglich gemacht werden können. Hierzu gehört unter anderem die Rückmeldung nach Abschluss der Erhebung. Dazu wird die Zustimmung der Befragten zur Wiedergabe ihrer Aussagen im Interview, die Zugänglichkeit der Daten und die Rückmeldung eingeholt. Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Befragten nach der Interpretation der Daten oder nach Abschluss der Forschung einen Feedback zu geben (Vgl. Flick, 1995, S. 170).

Stein beschreibt in ihrer Studie, dass sie während des gesamten Forschungszeitraumes mit ihren Studierenden den Kontakt aufrecht hielt und alle Daten den Studierenden zugänglich machte (vgl. Stein, 2007, S.62 f.). Es ist nicht erkennbar, ob eine Rückmeldung nach Abschluss der Studie stattgefunden hat. Während der Forschung von Stein werden die Ergebnisse sowohl in mündlicher als auch in schriftlicher Form (z.B. Audioaufzeichnungen, Beobachtungsprotokolle, Reflexionsmails, Forschungstagebuch, Praktikumsberichte, Aufzeichnungen der Nachgespräche, Transkripte etc.) festgehalten (vgl. Stein, 2007, S.69 ff.). Zusammenfassend werden die Studenten unmittelbar im Untersuchungsdesign und bei der Darstellung der Ergebnisse einbezogen (vgl. Stein, 2007, S.80).

Literatur

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