Inhaltsverzeichnis



Tandem 15

Eine Studienanalyse von Angela Perkovic und Svenja Veith

Erster Text: Entwurfsfassung

Einleitung

„‘Das gehört jetzt irgendwie zu mir‘. Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband. Eine explorative Studie am Beispiel der BUNDjugend.“ ist eine Dissertation von Corinna Fischer, die 2002 veröffentlicht wurde und im Folgenden analysiert werden soll.

Verhältnis Theorie-Gegenstand

Die Studie thematisiert welche Faktoren die Motivation zum Umweltengagement bei ostdeutschen Jugendlichen positiv oder negativ beeinflussen. Dabei bezieht sich Fischer explizit auf theoretische Vorannahmen und Erkenntnisse bisheriger Forschung. Sie entwickelt den Untersuchungsgegenstand in kritischer Auseinandersetzung mit den bestehenden Theorien. In ihrer Studie arbeitet sie mit der Grounded Theory weiter. Fischer wandelt diese ab, sodass sie auf ihre Fragestellung angewendet werden kann, da die Forscherin z.B. „voraussetzungsloses“ Sammeln von Daten nicht für möglich hält (vgl. Fischer 2002: S. 115). Hier findet die Reflektion von Theorie und Gegenstand statt.

Fragestellung, Forschungsperspektiven, Forschungsausschnitt

In der Studie geht es um die Deskription von Lebenswelten, die Ergründung von Tiefenstrukturen und den subjektiven Sinn. Es soll auf jeden einzelnen eingegangen werden und die individuellen Sichtweisen und Meinungen festgehalten werden.

Die anfängliche Fragestellung lautete „Was treibt Jugendliche heute an, sich in einem Umweltverband zu engagieren?“ (Fischer 2002: S. 1). Fischer stützt sich bei ihrer Studie auf die Erkenntnistheorie und auf Erkenntnisse vorheriger Forschung. In Kapitel 3 stellt sie den Prozess und die einzelnen Schritte transparent dar, wie sich die endgültige Fragestellung aus der Anfänglichen entwickelt hat, erweitert und präzisiert wurde. Diese lautet „Welches sind die subjektiven Gründe, Anreize und Motive ostdeutscher Jugendlicher für ihr Engagement in einem Umweltverband? Wie werden sie in Interaktionen konstruiert? In welche sozialen Kontexte sind sie eingebettet und wie gestalten die Jugendlichen diese Kontexte selber mit? Welche Entwicklungen finden dabei im Laufe der Zeit statt?“ (Fischer 2002: S. 105).

Es handelt sich hierbei um eine Längsschnittstudie, da die gleiche empirische Studie zu verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt und letztendlich die einzelnen Untersuchungswellen miteinander verglichen wurden: „Auch bei qualitativer Forschung werden Längsschnittstudien mit mehreren Erhebungszeitpunkten durchgeführt. So werden Interviews wiederholt angewendet, oder Beobachtungen erstrecken sich über einen sehr langen Zeitraum.“ (Flick 2009: S. 85) Allerdings könnte es auch eine Momentaufnahme sein, da sich durch die Änderung der Fragestellung die Frage immer auf die augenblickliche Situation bezieht.

Die Autorin reflektiert, dass sie durch die Wahl des Ausschnitts nur einen begrenzten Zugang erhält. Beispielsweise findet in der Studie kein Vergleich zu westdeutschen Jugendlichen statt. Außerdem sind die Studienteilnehmer Positiv-Beispiele, wodurch manche Faktoren verloren gehen.

Annäherung ans Feld

Die Kontaktaufnahme zu den vier Gruppen erfolgte über die Autorin selbst und über einen Projektkoordinator. Der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses ist für die Autorin von großer Bedeutung. Deshalb führt sie die Interviews größtenteils selber und fungiert in der Gruppe als Partner (vgl. Fischer 2002: S. 139). Sie stellt sich gleichrangig dar (vgl. Fischer 2002: S. 109). Da sie selbst im Umweltschutz tätig ist und Wissen über die BUNDjugend besitzt, kennen viele die Forscherin. Hieraus ergeben sich aber Probleme, z.B. geht die Objektivität verloren. Sie sieht dies als Vorteil, da sie so die Aussagen der Jugendlichen besser deuten kann (vgl. Fischer 2002: S. 145) und „Insiderwissen, Erfahrung und Kontakte“ vorweist (Fischer 2002: S. 110). Die Objektivität geht aber auch dadurch verloren, dass Fischer die Daten selbst strukturiert. Eine genaue Erläuterung über die Vorkenntnisse Fischers, die verzerren können, wird nicht gemacht.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass der wichtige Ausgleich und das ausgewogene Verhältnis von Nähe und Distanz bzw. Innen- und Außerperspektive nicht gegeben sind (vgl. Flick 1991: S. 155).

Sammlung der Daten

Vier Gruppen wurden über eineinhalb Jahren in drei Phasen (mit Zwischenauswertungen und individuellen Veränderungen –> Prinzip der Zirkularität) befragt. Die Sammlung von hauptsächlich verbalen Daten erfolgte in teilstrukturierten, problemzentrierten Einzelinterviews, wovon einige Experteninterviews waren, und in Gruppendiskussionen und –interviews (vgl. Fischer 2002: S. 136). Die unterschiedlichen Formen geben die Möglichkeit viele verschiedene Eindrücke zu erfahren, da sich die Teilnehmer in Gruppen oft anders äußern als alleine.

„Der Interviewstil war diskursiv: Die Interviewerin brachte sich in die Interviews mit eigenen Stellungnahmen, Vermutungen und Vorschlägen ein […]“ (Fischer 2002: S. 139). Außerdem waren die Interviews offen gestaltet und ursprünglich festgelegte Vorgehensweisen wurden modifiziert (Fischer 2002: S. 135). Es gab vorher lediglich einen Leitfaden und die Themenfestlegung, der aber immer wieder abgeändert und angepasst wurde. Die Jugendlichen durften ebenfalls selbst entscheiden, wann und wo die Interviews stattfinden sollten (Prinzip der Offenheit).

Verzerrungen, die auf Grund der Datenerhebung hervorgerufen wurden, beschreibt Fischer in Kapitel 5.4.1: Die Einflüsse der Erhebungssituation auf die Ergebnisse, das autobiographische Gedächtnis, die Gesprächsstrukturen in der Gruppendiskussion und die teilnehmende Beobachtung.

Ob Fischer qualifiziert ist Interviews zu führen, können wir nicht beurteilen.

Fixierung der Daten

Hier geschieht die Datenfixierung via Tonbänder. Es fanden Sprechversuche statt, um eine einwandfreie Zuordnung der Personen und ihren Aussagen gewährleisten zu können. Um eine Verfälschung bezüglich der Datenauswertung zu vermeiden, wurde diese von den Interviewern selbst transkribiert. (vgl. Fischer 2002: S. 136/ 149) Der Daten- und Personenschutz wurde gewährleistet, indem nur Jugendliche teilnahmen, die zugestimmt hatten. Außerdem bekamen die Beforschten ihre Interviewergebnisse nach jeder Befragung vorgelegt (vgl. Fischer 2002: S. 139). In der Studie wurden Namen, Adressen und Orte verfälscht.

Erwähnenswert ist weiterhin, dass großer Wert darauf gelegt wurde, die Phonetik präzise zu erfassen, was sich allerdings, während des Auswertungsprozesses, als bedenklich erwiesen hat, da es einerseits für die Interpretation nicht von Nutzen war, andererseits das Lesen erschwerte, was dazu führte, dass die Schreibweise der Zitate der Rechtschreibung angepasst und verändert wurde. (vgl. Fischer 2002: S. 139)

Interpretation der Daten und Auswerrung

Für die Datenauswertung wurde das Computerprogramm „ATLAS/ti“ herangezogen und sie erfolgte anhand der Methodik der Grounded Theory nach Glaser, Strauss und Corbin, wobei hier das besondere am Konzept des kontinuierlichen Vergleiches liegt. (vgl. Fischer 2002: S. 112) Die Auswertung, Sammlung und Kodieren der Daten findet parallel statt, was den Vorteil einer präzisen Rückführung von Erkenntnissen und Daten mit sich bringt. Die oben erwähnte Grounded Theory-Methodik, zeigte allerdings Schwachstellen auf, wie bspw. das Statement der Autorin bestätigt, dass die wahllose Ansammlung von Dateien es nicht ermöglicht, präzise Dokumentation von wissenschaftlichen Konzepten darzulegen. Ebenso entstanden Schwierigkeiten bei der Auswahl an Jugendlichen, da diese spärlich vertreten waren und dies somit das „theoretical sampling“ beeinträchtigte. Des Weiteren kam ein vereinfachtes Codierparadigma zum Einsatz, welches vor allem aufgrund der Uneindeutigkeit des Ausdrucks „Kontext“ und der unüberschaubaren Informations- bzw. Datenflut eingesetzt wurde. (vgl. Fischer 2002: S. 116) Darauf folgend wurden Codes über inhaltlich ähnliche Passagen erstellt, anhand ihrer Beziehung verknüpft und ihre Anlagen und Prägnanz dargestellt. (vgl. Fischer 2002: S. 142) Um einen Unterschied zwischen den neu hinzugekommenen und den bereits erfahrenen Jugendlichen aufzuzeigen und somit zu einer Kernkategorie bezüglich des selektiven Kodierens zu gelangen, glich man ihre Motivation mit diversen theoretischen Motivationsstufen ab . Dadurch war es möglich, die Kernkategorie „Identifikation mit dem Umweltengagement“ hervorzuheben.

Geltungsbegründung

Es sind insgesamt drei Gütekriterien bei dieser Studie enthalten: Validität, Verallgemeinerbarkeit und Relevanz. (vgl. Fischer 2002: S. 119) Um diese Kriterien zu erfüllen, zieht Frau Fischer die Methoden der Multiperspektivität, Selbstreflexion, Transparenz und der argumentativen Geltungsbegründung heran. Dieses Konzept stellt eine Art Probe dar, indem es bspw. den Leser einen transparenten Einblick gewährleistet, Raum für Selbstreflexion schafft und verdeutlicht, dass die Wirklichkeit durch eine Mehrzahl an existenten Perspektiven getrübt sein könnte. Vor allem durch Verzerrungen, wie bspw. Kommunikationsschwierigkeiten, verfälschten Erinnerungen durch individuelle Wirklichkeitsstrukturen oder Schwierigkeiten bei gruppendynamischen Prozessen, haben die Auswertung und die Ergebnisse teilweise an Signifikanz verloren. Dem Leser wurde ein hoher Grad an Transparenz geboten, was sich vor allem durch die klare und eindeutige Ausführung der einzelnen Schritte, Methoden und Schwierigkeiten, sowie der empirischen Überprüfung erkennbar macht.

Forschung als Diskurs

Die beteiligten Jugendlichen hatten durch ihre aktive Teilnahme am Geschehen, wie bspw. dem Diskurs, bei dem u. a. ein Gedankenaustausch stattfand, die Möglichkeit, den Verlauf des Geschehens zu beeinflussen. Ziel war es, durch eine angenehme und intime Atmosphäre bei ihnen eine Grundlage für Offenheit und Motivation, im Hinblick auf das aktive Engagement im Umweltverband zu fördern.

Literatur

Flick, Uwe (2009): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblich für die BA-Studiengänge. Hamburg: Rowohlt. S. 62-101.

Flick, Uwe (1991): Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. In: Handbuch qualitative Sozialforschung : Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. (Hg. Flick, U.; Kardoff, E. v.; Keupp, H.; Rosenstiel, L. v.; Wolff, S.), München: Beltz- Psychologie Verl. Union. S. 147-173.

Fischer, Corinna (2002): „Das gehört jetzt irgendwie zu mir“. Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband. Eine explorative Studie am Beispiel der BUNDjugend. Berlin.

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Platz 1 – Tandem 8: (Version 2014/06/04 21:42)

Die Studienbewertung von Tandem 8 empfinden wir als sehr gut gelungen. Sie ist für uns auf Platz 1. Als erstes ist uns positiv aufgefallen, dass die Studienbewertung gut strukturiert ist, so dass alles sehr verständlich ist. Es wurden sehr viele verschiedene Aspekte behandelt und alle wichtigen Punkte sehr gut aufgeschlüsselt. Diese wurden mit Zitaten belegt und wichtige Begriffe kurz erklärt, was jeden genannten Punkt nachvollziehbar macht. Die Zitierweisen wurden fachlich korrekt angewendet und es sind keine Rechtschreibfehler enthalten. Besonders gut hat uns die Ausarbeitung des Punktes „Rolle der Autorin“ gefallen. Hier wird kritisch beleuchtet, in welchen Teilen die Autorin gut oder eher weniger gut gearbeitet hat. Dies wird klar begründet. Nur die Aussage, dass sich die Autorin keine Fehler eingesteht, konnten wir nicht ganz nachvollziehen. Dies stimmt zwar meistens, aber an bestimmten Stellen reflektiert sie teilweise ihre Arbeit (bspw. ist sie der Meinung, dass es zu wenige Jugendliche gab, um eine gute Auswahl zu treffen und dadurch das theoretical sampling beeinträchtigt wurde). Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist, dass unter dem Punkt „Fragestellung“ leider nicht die konkrete Fragestellung genannt wurde. Diese wäre für Außenstehende, die die Studienanalyse lesen, sicher wichtig. Abschließend ist uns positiv aufgefallen, dass sehr viel Literatur verwendet wurde, was uns bestätigt, dass das Tandem sich intensiv mit der Studie und den Analysekriterien auseinander gesetzt hat.

Platz 2 – Tandem 9: (Version 2014/06/04 19:49)

Tandem 9 befindet sich für uns nur ganz knapp hinter Tandem 8. Auch diese Studienanalyse ist klar strukturiert. Außerdem wurde fachlich korrekt zitiert, genannte Aspekte wurden mit Textstellen belegt und es wurden Beispiele genannt. Dadurch wird die Analyse für den Leser nachvollziehbar. Leider wird auch hier die Fragestellung nicht mehr formuliert, sondern nur die Textstelle angegeben. Da aber die ganze Studie darauf aufbaut ist dies nach unserer Meinung ein wichtiger Punkt. Der Leser bekommt den Eindruck, als hätte das Tandem viel Fachwissen, da sehr viele Fachbegriffe (z.B. sukzessive Innenperspektive,…) verwendet wurden. Dies fällt einerseits positiv auf, andererseits werden diese Begriffe aber meistens nicht mehr erläutert, was das flüssige Lesen der Studie etwas erschwert. Teilweise hätte man solche Sätze einfacher formulieren können. Auch dieses Tandem beleuchtet die Arbeit der Autorin kritisch. Unter dem Punkt „Annäherung an das Feld“ wird deutlich, was Fischer besser hätte machen können. Sehr positiv ist auch hier, dass viel Literatur zu Grunde gelegt wurde. Es zeigt, dass sich das Tandem intensiv mit dem Inhalt auseinander gesetzt hat. Unserer Meinung nach hätte man besser weniger Punkte behandelt, dafür die Wichtigen aber ausführlicher (z.B. Begriffe wie Grounded Theory). Für Außenstehende wäre der Text dadurch leichter verständlich gewesen. Dies ist Tandem 8 etwas besser gelungen, weshalb wir Tandem 9 nur auf Platz 2 gesetzt haben.

Platz 3 – Tandem 23: (Version 2014/06/05 22:51)

Tandem 23 haben wir auf den 3. Platz gesetzt. Dieses Tandem hat die wichtigen Punkte beschrieben, allerdings fehlen einige Aspekte. Wichtige Begriffe wie z.B. das Sampling werden nicht genannt. Positiv aufgefallen ist uns, dass die Fragestellung, die die Grundlage für eine Studie bildet, ausführlich und präzise formuliert und erläutert wurde. Es wurden viele Zitate benutzt. Zitate sind wichtige Belege für genannte Aspekte, allerdings denken wir, dass auf Grund der Menge der Zitate besser einiges in eigenen Worten zu formuliert worden wäre. Auch ist die Zitierweise nicht fachlich korrekt. Außerdem sollte das Tandem seinen Text nochmal auf Rechtschreibfehler prüfen, besonders gegen Ende (z.B. Harmonische alltags nahe Atmosphäre; mit wenig Komplexen Gedankengängen,…). Insgesamt ist die Studienanalyse sehr beschreibend dargelegt, es fehlt das kritische Hinterfragen oder das Einbringen von eigenen Meinungen. Auch könnten manche Punkte kürzer gefasst werden, unwichtige/unbedeutende Informationen ganz weggelassen werden (bei Punkt „Fixierung der Daten“), und andere dafür etwas ausführlicher beschrieben werden. Abschließend kann man zusammenfassen, dass in der Analyse des Tandems 23 wichtige Punkte größtenteils behandelt wurden, und für den Leser verständlich formuliert sind. Insgesamt ist die Studienanalyse aber verbesserungswürdig.

Platz 4 – Tandem 12: (Version 2014/06/06 01:06)

Tandem 12 setzen wir auf Platz 4. Hier ist uns erst einmal positiv aufgefallen, dass die Punkte die genannt werden, meistens auch näher beschrieben werden (gut gelungen bei „Geltungsbegründung“). Auch ist die Einleitung gelungen. Sie verschafft einen guten Überblick über die groben Inhalte und den Aufbau der Studie. Diese Punkte sind deshalb wichtig, da sie einem Leser, der die Studie nicht kennt, helfen, diese zu verstehen und nachzuvollziehen. Unserer Meinung nach fehlt allerdings ein wichtiger Punkt: Das Verhältnis von Nähe und Distanz wird nicht thematisiert. Zum besseren Verständnis könnten an manchen Stellen mehr Textstellen angegeben sein, was es einem sicherlich erleichtern würde, manche Punkte zu verstehen und nachzuvollziehen. Bei den Textstellen, die angegeben wurden, wurde meistens nicht fachlich korrekt zitiert (nicht „vgl. S. 6“, sondern „vgl. Fischer 2002: S. 6“). Ein weiterer Tipp ist, dass der Text nochmal gelesen wird mit einem besonderen Augenmerkt auf die Grammatik und eine einheitlich richtige Zeit, da uns hier einige Fehler aufgefallen sind. Auch fanden wird es irritierend, dass bei der Literatur kein Text von Flick angegeben wurde, da dieser unserer Meinung nach die Grundlage für unsere Aufgabe war. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Studienanalyse an vielen Stellen gut und verständlich ausgearbeitet wurde, an anderen Stellen aber Punkte fehlen und Informationen, die die Analyse noch besser und vollständiger gemacht hätten.

Platz 5 – Tandem 2: (Version 2014/06/05 23:29)

Tandem 2 ist für uns auf dem letzten Platz, da wichtige Punkte nicht thematisiert wurden wie bspw. der Personenschutz oder die Art der Studie. Zwar ist die Einleitung gut gelungen und sie verschafft dem Leser einen Überblick. Außerdem ist uns positiv aufgefallen, dass der Verlauf des Projektes relativ ausführlich beschrieben wird (z.B. bei „Sammlung und Geltungsbegründung der Daten“). Aber der Text ist teilweise schwer zu lesen, da Rechtschreib- und Grammatikfehler enthalten sind. Deshalb geht der Lesefluss oft verloren oder die Sätze werden erst nach mehrmaligem Lesen verständlich. Auch ist die Zitierweise weder einheitlich noch fachlich korrekt (nicht „K.3.1.1/ S. 12 ff.“ oder „S.3“, sondern „vgl. Fischer 2002: S. 3“). Außerdem wurden nach der „Interpretation der Daten“ keine weiteren Punkte behandelt. Wichtig wären noch Themen wie die „Geltungsbegründung“ oder „Forschung als Diskurs“ gewesen. Zusammenfassend kann man sagen, dass es gut ist, dass viele Beispiele und Zitate genannt werden. Ansonsten ist der Text auf Grund von Fehlern an vielen Stellen schwer verständlich und unvollständig. Wichtige Aspekte fehlen und es gibt keinen „richtigen Schluss“. Man könnte meinen, der letzte Teil sei einfach vergessen worden. Da diese Punkte den anderen Tandems insgesamt besser gelungen sind, ist diese Studie für uns auf dem letzten Platz.

Dritter Text: Endfassung

Einleitung

Die Dissertation von Corinna Fischer „‘Das gehört jetzt irgendwie zu mir‘. Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband. Eine explorative Studie am Beispiel der BUNDjugend.“, die 2002 veröffentlicht wurde und im Folgenden analysiert werden soll, beschäftigt sich mit dem Engagement der Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Thema Umweltschutz.

Theorie- Gegenstandsverhältnis

Es werden die Faktoren untersucht, die das Umweltengagement positiv oder negativ beeinflussen. Dabei bezieht sich Fischer explizit auf theoretische Vorannahmen und Erkenntnisse bisheriger Forschung. Sie entwickelt den Untersuchungsgegenstand in kritischer Auseinandersetzung mit den bestehenden Theorien. In ihrer Studie arbeitet sie mit der Erkenntnistheorie und der Grounded Theory (vgl. Fischer 2002: S149-150). Fischer wandelt letztere ab, sodass die Theorie auf ihre Fragestellung angewendet werden kann, da die Forscherin z.B. „voraussetzungsloses“ Sammeln von Daten nicht für möglich hält (vgl. Fischer 2002: S. 115). Hier findet Reflektion von Theorie und Gegenstand statt.

Fragestellung

In der Studie geht es um die Deskription von Lebenswelten, die Ergründung von Tiefenstrukturen und den subjektiven Sinn. Es soll auf jeden einzelnen eingegangen werden und die individuellen Sichtweisen und Meinungen festgehalten werden.

Die anfängliche Fragestellung lautete „Was treibt Jugendliche heute an, sich in einem Umweltverband zu engagieren?“ (Fischer 2002: S. 1). Für die Entwicklung der Fragestellung war das Projekt „Umweltängste von Jugendlichen in den neuen Bundesländern“ der „Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.“ ausschlaggebend (vgl. Fischer 2002: S. 3). Fischer stützt sich bei ihrer Studie auf Erkenntnisse vorheriger Forschung und auf die Erkenntnistheorie. In Kapitel 3 stellt sie den Prozess und die einzelnen Schritte transparent dar, wie sich die endgültige Fragestellung aus der Anfänglichen entwickelt hat, erweitert und präzisiert wurde. Diese lautet „Welches sind die subjektiven Gründe, Anreize und Motive ostdeutscher Jugendlicher für ihr Engagement in einem Umweltverband? Wie werden sie in Interaktionen konstruiert? In welche sozialen Kontexte sind sie eingebettet und wie gestalten die Jugendlichen diese Kontexte selber mit? Welche Entwicklungen finden dabei im Laufe der Zeit statt?“ (Fischer 2002: S. 105).

Basisdesign

Es handelt sich um eine Längsschnittstudie, da die gleiche empirische Studie zu verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt und letztendlich die einzelnen Untersuchungswellen miteinander verglichen wurden: „Auch bei qualitativer Forschung werden Längsschnittstudien mit mehreren Erhebungszeitpunkten durchgeführt. So werden Interviews wiederholt angewendet, oder Beobachtungen erstrecken sich über einen sehr langen Zeitraum.“ (Flick 2009: S. 85) Aber auch die Momentaufnahme wurde immer mehr präsent, da öfter aktuelle Themen zu wichtigen Bestandteilen wurden und die Änderung der Fragestellung sich häufig auf die augenblickliche Situation bezog.

Die Autorin reflektiert, dass sie durch die Wahl des Ausschnitts nur einen begrenzten Zugang erhält. Beispielsweise findet in der Studie kein Vergleich zu westdeutschen Jugendlichen statt. Außerdem sind die Studienteilnehmer Positiv-Beispiele, wodurch manche Faktoren verloren gehen.

Annäherung an das Feld

Die Kontaktaufnahme zu den vier Gruppen erfolgte über die Autorin selbst und über einen Projektkoordinator. Der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses ist für die Autorin von großer Bedeutung. Deshalb führt sie die Interviews größtenteils selber und fungiert in der Gruppe als Partner (vgl. Fischer 2002: S. 139). Sie stellt sich gleichrangig dar (vgl. Fischer 2002: S. 109). Da sie selbst im Umweltschutz tätig ist und Wissen über die BUNDjugend besitzt, kennen viele die Forscherin. Hieraus ergeben sich aber Probleme, z.B. geht die Objektivität verloren. Sie sieht dies als Vorteil, da sie so die Aussagen der Jugendlichen besser deuten kann (vgl. Fischer 2002: S. 145) und „Insiderwissen, Erfahrung und Kontakte“ vorweist (Fischer 2002: S. 110). Die Objektivität geht aber auch dadurch verloren, dass Fischer die Daten selbst strukturiert. Eine genaue Erläuterung über die Vorkenntnisse Fischers, die verzerren können, wird nicht gemacht.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass der wichtige Ausgleich und das ausgewogene Verhältnis von Nähe und Distanz bzw. Innen- und Außerperspektive nicht gegeben sind (vgl. Flick 1991: S. 155).

Sammlung der Daten

Vier Gruppen wurden über eineinhalb Jahren in drei Phasen (mit Zwischenauswertungen und individuellen Veränderungen  Prinzip der Zirkularität) befragt. Die Sammlung von hauptsächlich verbalen Daten erfolgte in teilstrukturierten, problemzentrierten Einzelinterviews, wovon einige Experteninterviews waren, und in Gruppendiskussionen und –interviews (vgl. Fischer 2002: S. 136). Die unterschiedlichen Formen geben die Möglichkeit viele verschiedene Eindrücke zu erfahren, da sich die Teilnehmer in Gruppen oft anders äußern als alleine.

„Der Interviewstil war diskursiv: Die Interviewerin brachte sich in die Interviews mit eigenen Stellungnahmen, Vermutungen und Vorschlägen ein […]“ (Fischer 2002: S. 139). Außerdem waren die Interviews offen gestaltet und ursprünglich festgelegte Vorgehensweisen wurden modifiziert (Fischer 2002: S. 135). Es gab vorher lediglich einen Leitfaden und die Themenfestlegung, der aber immer wieder abgeändert und angepasst wurde. Die Jugendlichen durften ebenfalls selbst entscheiden, wann und wo die Interviews stattfinden sollten (Prinzip der Offenheit).

Verzerrungen, die auf Grund der Datenerhebung hervorgerufen wurden, beschreibt Fischer in Kapitel 5.4.1: Die Einflüsse der Erhebungssituation auf die Ergebnisse, das autobiographische Gedächtnis, die Gesprächsstrukturen in der Gruppendiskussion und die teilnehmende Beobachtung.

Datenfixierung

Hier geschieht die Datenfixierung via Tonbänder. Es fanden Sprechversuche statt, um eine einwandfreie Zuordnung der Personen und ihren Aussagen gewährleisten zu können. Zudem wurden Daten transkribiert und die einzelnen Gruppeninterviews in Form von Tabellen erfasst (vgl. Fischer, 2002: S. 140). Um eine Verfälschung bezüglich der Datenauswertung zu vermeiden, wurde diese von den Interviewern selbst transkribiert. (vgl. Fischer 2002: S. 136/ 149)

Der Daten- und Personenschutz wurde gewährleistet, indem nur Jugendliche teilnahmen, die zugestimmt hatten. Außerdem bekamen die Beforschten ihre Interviewergebnisse nach jeder Befragung vorgelegt (vgl. Fischer 2002: S. 139). In der Studie wurden Namen, Adressen und Orte verfälscht.

Erwähnenswert ist weiterhin, dass großer Wert darauf gelegt wurde, die Phonetik präzise zu erfassen, was sich allerdings, während des Auswertungsprozesses, als bedenklich erwiesen hat, da es einerseits für die Interpretation nicht von Nutzen war, andererseits das Lesen erschwerte, was dazu führte, dass die Schreibweise der Zitate der Rechtschreibung angepasst und verändert wurde (vgl. Fischer 2002: S. 139). Bei unkenntlichen Tonaufnahmen musste die Interviewerin den Inhalt der Aufnahme eigenständig festhalten. Außerdem wurden Tonausschnitte ausgelassen oder neu interpretiert, wodurch die Ergebnisse andere Wertung bekamen (vgl. Fischer 2002: S. 149)

Dateninterpretation und Auswertung

Für die Datenauswertung wurde das Computerprogramm „ATLAS/ti“ herangezogen und sie erfolgte anhand der Methodik der Grounded Theory nach Glaser, Strauss und Corbin, wobei hier das besondere am Konzept des kontinuierlichen Vergleiches liegt (vgl. Fischer 2002: S. 112). Es bezieht sich auf die Kategorien und Codes. Die Auswertung, Sammlung und das Codieren der Daten findet parallel statt, was den Vorteil einer Strukturierung und präzisen Rückführung von Erkenntnissen und Daten mit sich bringt. Die oben erwähnte Grounded Theory-Methodik, zeigte allerdings Schwachstellen auf, wie bspw. das Statement der Autorin bestätigt, dass die wahllose Ansammlung von Dateien, es nicht ermöglicht, präzise Dokumentation von wissenschaftlichen Konzepten darzulegen. Ebenso entstanden Schwierigkeiten bei der Auswahl an Jugendlichen, da diese spärlich vertreten waren und dies somit das „theoretical sampling“ beeinträchtigte. Des Weiteren kam ein vereinfachtes Codierparadigma zum Einsatz, welches vor allem auf Grund der Uneindeutigkeit des Ausdrucks „Kontext“ und der unüberschaubaren Informations- bzw. Datenflut eingesetzt wurde (vgl. Fischer 2002: S. 116). Darauf folgend wurden Codes über inhaltlich ähnliche Passagen erstellt, anhand ihrer Beziehung verknüpft und ihre Anlagen und Prägnanz dargestellt (vgl. Fischer 2002: S. 142). Diesen Vorgang nennt man axiales Codieren. Um einen Unterschied zwischen den neu hinzugekommenen und den bereits erfahrenen Jugendlichen aufzuzeigen und somit zu einer Kernkategorie bezüglich des selektiven Kodierens zu gelangen, glich man ihre Motivation mit diversen theoretischen Motivationsstufen ab . Dadurch war es möglich, die Kernkategorie „Identifikation mit dem Umweltengagement“ hervorzuheben.

Geltungsbegründung

Es sind insgesamt drei der vier klassischen Gütekriterien bei dieser Studie enthalten: Validität, Verallgemeinerbarkeit und Relevanz (vgl. Fischer 2002: S. 119). Validität meint die begründbare Forschungsperspektive von einer subjektiven Wirklichkeit, Verallgemeinerbarkeit meint die objektive Sichtweise und soll auf vergleichbare Situationen anwendbar sein, und Relevanz ist messbar und nutzt dem Forschungsgegenstand. Um diese Kriterien zu erfüllen, zieht Frau Fischer die Methoden der Multiperspektivität, Selbstreflexion, Transparenz und der argumentativen Geltungsbegründung heran (vgl. Fischer 2002: S. 128). Dieses Konzept stellt eine Art Probe dar, indem es bspw. den Leser einen transparenten Einblick gewährleistet, Raum für Selbstreflexion schafft und verdeutlicht, dass die Wirklichkeit durch eine Mehrzahl an existenten Perspektiven getrübt sein könnte. Vor allem durch Verzerrungen, wie bspw. Kommunikationsschwierigkeiten, verfälschten Erinnerungen durch individuelle Wirklichkeitsstrukturen oder Schwierigkeiten bei gruppendynamischen Prozessen, haben die Auswertung und die Ergebnisse teilweise an Signifikanz verloren.

Dem Leser wurde ein hoher Grad an Transparenz geboten, was sich vor allem durch die klare und eindeutige Ausführung der einzelnen Schritte, Methoden und Schwierigkeiten, sowie der empirischen Überprüfung erkennbar macht.

Forschung als Diskurs

Die beteiligten Jugendlichen hatten durch ihre aktive Teilnahme am Geschehen, wie bspw. dem Diskurs, bei dem u. a. ein Gedankenaustausch stattfand, die Möglichkeit, den Verlauf des Geschehens zu beeinflussen. Es fanden Feedbackrunden statt und Meinungen wurden ausgetauscht. Ziel war es, durch eine angenehme und intime Atmosphäre und die Darstellung eines normalen Ablaufes (vgl. Fischer 2002: S. 139) bei den Jugendlichen eine Grundlage für Offenheit und Motivation zu fördern, im Hinblick auf das aktive Engagement im Umweltverband. Die Datenerhebung sollte der augenblickliche Situation, sowie auch auf deren Weiterentwicklung dienen (vgl. Fischer 2002: S. 138).

Literatur

Fischer, Corinna (2002): „Das gehört jetzt irgendwie zu mir“. Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband. Eine explorative Studie am Beispiel der BUNDjugend. Berlin.

Flick, Uwe (2009): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblich für die BA-Studiengänge. Hamburg: Rowohlt. S. 62-101.

Flick, Uwe (1991): Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. In: Handbuch qualitative Sozialforschung : Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. (Hg. Flick, U.; Kardoff, E. v.; Keupp, H.; Rosenstiel, L. v.; Wolff, S.), München: Beltz- Psychologie Verl. Union. S. 147-173.

Foliensatz 02 & 03 – Sozialwissenschaftliche Methoden EW – „2. (Text Flick) & 3. Sitzung: Wozu Sozialforschung? Quantitative und qualitative Forschung.“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Grell – 29.04.2014

Seminar Sozialwissenschaftliche Methoden EW 2014 – „07 Sitzung moodle 7. Sitzung: Analysieren einer Studie“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Grell – 28.05.2014

Flick, Uwe (1995): Stationen des qualitativen Forschungsprozesses. In: Flick, Uwe; von Kardoff, Ernst; Keupp, Heiner; von Rosenstiel, Lutz; Wolff, Stephan (Hrsg.) (1995): 147-173.

Steinke, Ines (2003): Gütekriterien qualitativer Forschung. In: Flick, Uwe; von Kardoff, Ernst; Steinke, Ines (Hrsg.) (2003): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Hamburg: Rowohlt Verlag

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