Inhaltsverzeichnis



Tandem 08

Einleitung

Die Dissertation „Das gehört jetzt irgendwie zu mir“ von Corinna Fischer befasst sich mit dem Thema „Wie entwickelt sich das Engagement von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern in einem Umweltverband?“ Die Autorin bezieht sich in ihrer Untersuchung auf eine Fallstudie am Beispiel der BUNDjugend und stützt die Studie auf zwei Theorien: Grounded Theory von Strauss & Corbin (1996) und Erkenntnistheorie (vgl. Fischer 2001, S.149-150).

Offengelegtes Vorwissen

Die Studie baut nicht nur auf diese Theorien auf, sondern auch auf offengelegtes Vorwissen wie zum Beispiel, dass traditionelle Formen politischen und gesellschaftlichen Engagements unter Jugendlichen zurückgehen. Des Weiteren sinken für Jugendliche die Anziehungskraft von Verbänden und Parteien ebenso wie auch das Interesse am Umweltschutz stark abnimmt. Dazu führt die Autorin Zitate von Preisendörfer und Kuckartz an (vgl. Fischer 2001, S.1).

Fragestellung

Vor diesem Hintergrund ergibt sich folgende Fragestellung, wenn Daten aus der Vergangenheit herangezogen werden: Welche Faktoren fördern die Bereitschaft Jugendlicher, sich in einem Umweltverband zu engagieren? Die Autorin geht während ihrer Studie immer wieder auf diese Fragestellung ein und modifiziert sie. Im Laufe der Studie lag die Vermutung nahe, dass der Einstieg in eine Umweltgruppe nicht sehr stark determiniert zu sein scheint, sondern eher zufällig erfolgt. Der Fokus wurde deshalb auf eine bleibende Motivation und eine innere Bindung an den Umweltschutz gesetzt.

Forschungszugang

Mit dieser Themenstellung befasste sich unter anderem auch der „Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.“ (BUNDjugend) näher und erweiterte deshalb die Verbände regional. […] „Der Organisationsaufbau der BUNDjugend in den neuen Bundesländern hatte im Jahr 1991 begonnen. […]. So wurde das „NBL-Projekt“ konzipiert und noch von der Tutorin mit in die Wege geleitet. Alle BUND-Mitglieder unter 25 Jahren sind automatisch Mitglieder.“ Um herauszufinden, wie die Motivation bei Jugendlichen gefördert werden kann, wurden „drei –letztendlich- vier Jugendumweltgruppen über jeweils etwa ein Jahr (1996-1998) in drei Wellen befragt.“ Die Autorin selbst war vor der Befragung drei von vier Jugendumweltgruppen bereits bekannt (vgl. Fischer 2001, S.3-4).

Erhebungstechniken

Die wichtigsten Erhebungstechniken waren teilstrukturierte problemzentrierte Einzelinterviews und Gruppendiskussionen. Die Autorin benutzte dabei den problemzentrierten und diskursiven Interviewstil (vgl. Fischer 2001, S. 136 und 139). Als weitere Datenquelle dienten Gedächtnisprotokolle von mehreren länderübergreifenden Veranstaltungen. Die Autorin war als teilnehmende Beobachterin präsent (vgl. Fischer 2001, S.136). In der Umsetzung waren die Medien problematisch, da sie wenig repräsentativ waren. Viele Jugendliche erschienen aufgrund von Zeitmangel, Abiturvorbereitungen oder Auslandsaufenthalten nicht zu den Terminen. Tonbandaufzeichnungen waren außerdem im Nachhinein schwer nachvollziehbar. In diesem Zusammenhang wird auf das Problem des „Autobiographischen Gedächtnisses“ hingewiesen (vgl. Fischer 2001, S.147).

Basisdesign

Am Anfang wurde eine Längsschnittstudie gewählt, doch mit der Zeit rückte die Momentaufnahme aufgrund der augenblicklichen Motivation in den Mittelpunkt. Die Zirkularität spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Rolle der Autorin

Die Beteiligten mussten sich erst in andere Rollen hineinversetzen. „Interviewer und Interviewter müssen sich eine gemeinsame Lebenswelt teilen und eine Interviewsituation gleich interpretieren“ (vgl. Fischer 2001, S. 146). Die Interviewerin wahrte kaum Distanz zum Interviewten, sondern tendierte zu einem Vertrauensverhältnis (vgl. Fischer 2001, S. 139 und 146). Dabei bestand die Gefahr, dass die Autorität verloren ging. Die Autorin sprach auch Verzerrungen an (vgl. Fischer 2001, S. 145 und 148). Kritisch zu hinterfragen ist, warum die Autorin nur ostdeutsche und engagierte Jugendliche („Positivbeispiele“) in die engere Wahl nahm, da diese Auswahl mit dem Ziel, motivationsfördernde und motivationshemmende Faktoren zu finden, nicht übereinstimmt. Ihre Begründungen sind nicht nachzuvollziehen, da auch „nicht engagierte“ Jugendliche auf Lösungen hinweisen können, um Umweltverbände besser zu gestalten. Auch der Vergleich zu Westdeutschland sollte gezogen werden, um gewisse Verbandsstrukturen ändern zu können (vgl. Fischer 2001, S.6). Es fiel der Autorin schwer, eigene Defizite zu erkennen. Zwar reflektiert die Autorin ihr Verhalten in der Gruppendiskussion, missachtet aber, dass sie keine Schlüsse aus ihrer Methode zieht. Darüber hinaus ist die Autorin zwar mit der Arbeit des Projektes vertraut und fachlich qualifiziert, aber aus pädagogischer Sicht sind diese Verhaltensweisen kritisch zu sehen.

Datenfixierung

Die Datenfixierung erfolgte in Form von Tonbandmitschnitten und Gedächtnisprotokollen. Einzel- und Gruppeninterviews wurden tabellarisch festgehalten und die Daten transkribiert (vgl. Fischer 2001, S.140). Die Transkription wurde von der Interviewerin selbst vorgenommen (vgl. Fischer 2001, S.149). Bei einer schlechten Tonaufnahme musste die Interviewerin aus den Mitschriften die Ergebnisse notieren. War eine Textstelle unverständlich, musste aus dem Kontext heraus interpretiert oder die Textstelle ausgelassen werden (vgl. Fischer 2001, S.149). Die Ergebnisse wurden dadurch verfälscht. Transkription beinhaltet immer einen Interpretationsspielraum. Die Forscherin gewinnt zudem neue Einblicke über das Untersuchungsfeld, die sie versucht, in die Studie mit einzubringen. Es entwickelt sich somit ein neues Realitätsbild, da auch die Interessen der Befragten berücksichtigt wurden.

Dateninterpretation

Bei der Auswertung und den Grenzen des Verfahrens stützt sich die Autorin auf die Grounded Theory, bei der eine Modifikation notwendig war, und bezieht sich auf die Kategorien und Codes. Die Codes wurden mit der Software „ATLAS/ti“ erstellt, mit der eine Datenauswertung möglich war. Durch Codes wurden gewonnene Erkenntnisse strukturiert und dokumentiert (vgl. Fischer 2001, S.140). Die Kategorien wurden geprüft und umstrukturiert. Es entstanden zwölf Kategorien. Zusätzlich wurden Ober- und Untercodes entwickelt (vgl. Fischer 2001, S.144). Danach begann das axiale Codieren, bei dem die Kategorien bestimmt und in Beziehung zu anderen gebracht wurden (vgl. Fischer 2001, S.143). Konnte ein Fall in mehrere Codes eingeteilt werden, so gewann der Fall unterschiedliche Gewichtungen in den Kategorien.

Geltung der Erkenntnisse

Die Gütekriterien „Validität“, „Verallgemeinerbarkeit“ und „Relevanz“ wurden verwendet. „Der historisch-strukturelle Verallgemeinerungstypus kommt am ehesten dem Interesse entgegen […]“ (vgl. Fischer 2001, S.124). Es wurden Grenzen der Aussagekraft thematisiert, ebenso kamen Verzerrungen von Daten und Erkenntnissen in Gruppendiskussionen und Beobachtungen vor. Der Forschungsprozess ist dahingehend transparent, da ein intensiver Austausch zwischen Interviewer und Befragten erfolgte.

Diskurs mit Befragten

Den Jugendlichen wurde eine alltagsnahe Situation geschaffen. Die Interviewerin gab den Befragten Feedback und Meinungen wurden untereinander ausgetauscht. Für die Befragten stellte dies einen normalen Ablauf dar (vgl. Fischer 2001, S.139). Eine Vertrauensbasis wurde geschaffen, um es den Jugendlichen zu erleichtern, ihre Meinung frei zu äußern. Durch das Eingehen auf die Jugendlichen sollte eine Veränderung der Ausgangssituation angestrebt werden mit dem Ziel, dass sich Jugendliche auch aktiv im Umweltverband engagieren und lernen, mit ihren neuen Erfahrungen besser umzugehen. „In der Folge konzentrierte sich die Erhebung daher auf die augenblickliche Motivation und deren Weiterentwicklung“ (vgl. Fischer 2001, S.138).

Literatur

Fischer, Corinna (Diss. 2002): “Das gehört jetzt irgendwie zu mir”. Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband; Eine explorative Studie am Beispiel der BUNDjugend; Berlin; 2001

Flick, Uwe; Sozialforschung. Methoden und Anwendungen; Ein Überblick für die BA-Studiengänge; 2. Auflage; Rowohlt Verlag; Reinbek; 2009

Flick, Uwe; Qualitative Forschung als Prozess- Stationen und Entscheidungen; Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung; Juni 2007

Foliensatz 01 – Sozialwissenschaftliche Methoden EW – „1. Arbeitsformen, Studienleistung und Themenaufriss“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Petra Grell – 15.04.2014

Foliensatz 02 & 03 – Sozialwissenschaftliche Methoden EW – „2. (Text Flick) & 3. Sitzung: Wozu Sozialforschung? Quantitative und qualitative Forschung.“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Petra Grell – 29.04.2014

Foliensatz 04 – Seminar Sozialwissenschaftliche Methoden EW – „4. Sitzung – Begründungen – Interpretatives Paradigma im Unterschied zum normativen Paradigma.“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Petra Grell – 29.04.2014

Seminar Sozialwissenschaftliche Methoden EW 2014 – „07 Sitzung moodle 7.Sitzung: Analysieren einer Studie“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Petra Grell – 28.05.2014

Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen

Platz 1: Tandem 15 (Version 2014/07/02 16:37)

In der Entwurfsfassung ist ein roter Faden zu erkennen. Die Übergänge im Text sind fließend und bauen aufeinander auf. Die Abschnitte sind treffend zusammengefasst. Außerdem wurden die Aussagen im Text sehr gut begründet, wie zum Beispiel bei der Beschreibung von der Art der Studie. Die Tandempartner verstanden es dabei auch, auf einer sachlichen Ebene Kritik an der Studie zu üben. Die Rolle der Frau und die Annäherung an das Feld wurden klar dargestellt. Der Punkt „Forschung als Diskurs“ diente als idealer Abschluss des Vortrags, um noch einmal auf die Fragestellung einzugehen und den Vortrag insgesamt abzuschließen. Das Gesamtbild rechtfertigt die Positionierung auf Platz 1.

Platz 2: Tandem 12 (Version 2014/06/06 01:06)

Das Tandem wählte einen guten Einstieg in die Thematik, wobei die Rolle der Frau jedoch noch stärker hätte herausgearbeitet werden können, um das Nähe-Distanz-Verhältnis deutlicher hervorzuheben. Der Punkt „Forschung als Diskurs“ war am Ende überflüssig und sollte besser in den Text eingebaut werden. Tandem 12 liegt bei uns auf Platz 2, da auch hier ein roter Faden zu erkennen ist und die einzelnen Abschnitte gut aufeinander aufbauen. Somit ist der Text für den Leser verständlicher und die Zusammenhänge können besser erkannt werden, wie das Beispiel „Sammlung der Daten“ zeigt.

Platz 3: Tandem 9 (Version 2014/06/04 19:49)

Positiv anzumerken ist, dass an der Studie Kritik geübt wurde. Die Einführung in die Thematik ist unserem Erachten nach zu ungenau, da auf das Verhältnis Theorie und Gegenstand nicht explizit eingegangen wurde. Für ein besseres Verständnis des Lesers wäre es notwendig, die Fragestellung zu benennen. Auch die Annäherung an das Feld ist den Tandempartnern gut gelungen, da auch das Nähe-Distanz-Verhältnis analysiert wurde. Die „Sammlung der Daten“ enthält zu viele aneinander gereihte Informationen. Hier wäre eine Verallgemeinerung und Reduzierung auf wesentliche Punkte angebracht gewesen. Der dritte Platz ist damit zu begründen, dass hier kein deutlicher roter Faden erkennbar ist und uns die Strukturierung der Entwurfsfassung verbesserungswürdig erscheint. Die Zusammenhänge waren nicht so gut erkennbar und Hintergründe nicht immer nachvollziehbar.

Platz 4: Tandem 2 (Version 2014/06/05 23:29)

Bei der Beurteilung der Entwurfsfassung von Tandem 4 ist die Erläuterung der Fragestellung positiv anzumerken, da hier auf den Prozess der Fragestellung eingegangen wurde. Die sprachliche Ausdrucksform sollte jedoch noch einmal überarbeitet werden. Weiterhin negativ anzumerken ist, dass hier einige Zitate verwendet wurden, die in keinem richtigen Zusammenhang stehen und auch nicht begründet oder belegt wurden. Des Weiteren wurde im Punkt „Annäherung an das Feld“ ein Zitat übernommen (S. 109), bei dem der Quellennachweis in der Studie nochmals zitiert, aber anschließend nicht richtig offen dargelegt wurde. Allgemein ist anzumerken, dass die Art und Weise des Zitierens Fehler aufweist. Bei der Forschungsperspektive fehlt zudem der Hinweis, um welche Studie es sich handelt. Bei Abwägung aller Feststellungen ist Tandem 2 auf Platz 4.

Platz 5: Tandem 23 (Version 2014/06/05 22:51)

Die Sammlung der Daten enthält zwar wichtige Informationen und wurde gut erläutert, jedoch fehlt beim Verhältnis von Theorie und Gegenstand die Reflexion der Autorin. Außerdem wurde bei der Forschungsperspektive nicht benannt, um welche Studie es sich handelt. Wichtige Inhalte wurden genannt, allerdings fehlt die Analyse dazu. Das Verhältnis zwischen Autorin und den Jugendlichen wurde nicht genau beschrieben, so dass auch die Rollenverteilung beider Seiten nicht deutlich wird. Die Fixierung der Daten ist zu ungenau, hier fehlt es an Inhalt. Zudem ist auch das angeführte Zitat unnötig. Des Weiteren wäre es sinnvoll gewesen, bei der Interpretation der Daten auf die Grounded Theory näher einzugehen. Eine Erläuterung der Verallgemeinerung beim Punkt „Geltungsbegründung“ sollte angeführt werden. Die Forschung als Diskurs ist nicht verständlich und könnte hier weggelassen werden, da sich dieser Teil auch schon in der Fragestellung wiederfindet. Eine bessere Platzierung war aus den aufgeführten Gründen somit nicht möglich.

Dritter Text: Endfassung

Einleitung

Die Dissertation „Das gehört jetzt irgendwie zu mir“ von Corinna Fischer befasst sich mit dem Thema „Wie entwickelt sich das Engagement von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern in einem Umweltverband?“. Die Autorin bezieht sich in ihrer Untersuchung auf eine Fallstudie am Beispiel der BUNDjugend und stützt die Studie auf zwei Theorien: Grounded Theory von Strauss & Corbin (1996) und Erkenntnistheorie (vgl. Fischer 2001, S.149-150).

Die Studie baut nicht nur auf diese Theorien auf, sondern auch auf offengelegtes Vorwissen wie zum Beispiel, dass traditionelle Formen politischen und gesellschaftlichen Engagements unter Jugendlichen zurückgehen. Des Weiteren sinken für Jugendliche die Anziehungskraft von Verbänden und Parteien ebenso wie auch das Interesse am Umweltschutz stark abnimmt. Dazu führt die Autorin Zitate von Preisendörfer und Kuckartz auf (vgl. Fischer 2001, S.1). „Der Anteil derer, die es als eines der beiden wichtigsten Probleme nennen, ist von ca. 65% im Jahr 1988 auf 16% im Jahr 2000 zurückgegangen. Das sozio-ökonomische Panel wies 1990 noch 61% Befragte aus, die sich „große Sorgen um die Umwelt“ machten, 1997 nur noch 35%. Die Mitgliedschaft in „einer Gruppe oder einer Organisation, die sich für die Erhaltung und den Schutz von Umwelt und Natur einsetzt“ ist zwischen 1996 und 1998 von 5,4% auf 4,2% gesunken. Vergleichbares gilt für Beteiligung an gesellschaftlichen Aktivitäten für den Umweltschutz“ (Fischer 2001, S.1). Eine explizite Auseinandersetzung mit dem Prinzip der Offenheit fand in dieser Studie statt. Zum einen wurden vier statt drei Jugendumweltgruppen befragt und der offene Interviewleitfaden wurde um zusätzliche Fragen erweitert (vgl. Fischer 2001, S. 129-130).

Fragestellung

Vor diesem Hintergrund ergibt sich folgende Fragestellung, wenn Daten aus der Vergangenheit herangezogen werden: „Welche Faktoren fördern die Bereitschaft Jugendlicher, sich in einem Umweltverband zu engagieren?“ (Fischer 2001, S. 3). Die Autorin geht während ihrer Studie immer wieder auf diese Fragestellung ein und modifiziert sie. Im Laufe der Studie lag die Vermutung nahe, dass der Einstieg in eine Umweltgruppe nicht sehr stark determiniert zu sein scheint, sondern eher zufällig erfolgt. Damit ergibt sich für die Endversion der Fragestellung folgende Erweiterung: „Welches sind die subjektiven Gründe, Anreize und Motive ostdeutscher Jugendlicher für ihr Engagement in einem Umweltverband? Wie werden sie in Interaktionen konstruiert? In welche sozialen Kontexte sind sie eingebettet und wie gestalten die Jugendlichen diese Kontexte selber mit? Welche Entwicklungen finden dabei im Laufe der Zeit statt?“ (Fischer 2001, S. 105).

Forschungszugang

Mit dieser Themenstellung befasste sich unter anderem auch der „Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.“ (BUNDjugend) näher und erweiterte deshalb die Verbände regional. […] „Der Organisationsaufbau der BUNDjugend in den neuen Bundesländern hatte im Jahr 1991 begonnen„ (Fischer 2001, S. 4) […]. „So wurde das “NBL-Projekt” konzipiert und noch von der Tutorin mit in die Wege geleitet“ (Fischer 2001, S. 3) . „Alle BUND-Mitglieder unter 25 Jahren sind automatisch Mitglieder“ (Fischer 2001, S. 3). Um herauszufinden, wie die Motivation bei Jugendlichen gefördert werden kann, wurden „drei –letztendlich- vier Jugendumweltgruppen über jeweils etwa ein Jahr (1996-1998) in drei Wellen befragt“ (Fischer 2001, S. 129). „Die Interviewerin war vielen der Jugendlichen bereits als Unterstützerin des Projektteams bekannt“ (Fischer 2001, S. 139).

Erhebungstechniken

Die wichtigsten Erhebungstechniken waren teilstrukturierte problemzentrierte Einzelinterviews und Gruppendiskussionen. Die Autorin benutzte dabei den problemzentrierten und diskursiven Interviewstil (vgl. Fischer 2001, S. 136 und 139). Als weitere Datenquelle dienten Gedächtnisprotokolle von mehreren länderübergreifenden Veranstaltungen. Die Autorin war als teilnehmende Beobachterin präsent (vgl. Fischer 2001, S.136). In der Umsetzung waren die Medien problematisch, da sie wenig repräsentativ waren. Viele Jugendliche erschienen aufgrund von Zeitmangel, Abiturvorbereitungen oder Auslandsaufenthalten nicht zu den Terminen. Tonbandaufzeichnungen waren außerdem im Nachhinein schwer nachvollziehbar. In diesem Zusammenhang wird auf das Problem des „Autobiographischen Gedächtnisses“ hingewiesen. Das Autobiographische Gedächtnis geht auf das Erinnern der Jugendliche in bestimmten Situationen ein. Das Erinnern an den Einstieg in den Umweltschutz und in die Bundjugend war für die Jugendliche nicht besonders bedeutsam, da sich das Umweltengagement erst nach dem Einstieg in die BUNDjugend entwickelt hat (vgl. Fischer 2001, S. 147).

Basisdesign

Als Basisdesign wurde am Anfang die Längsschnittstudie gewählt, denn die Jugendumweltgruppen sollten etwa ein Jahr analysiert werden und es wurden in drei Erhebungsphasen die Meinungen eingeholt. Im Laufe der Studie stand aber immer mehr die Momentaufnahme im Mittelpunkt, da aktuelle Themen immer wieder aufgegriffen wurden und die augenblickliche Motivation zum Kernpunkt wurde. In diesem Zusammenhang spielt die Zirkularität eine wichtige Rolle. Aus bestimmtem Wissen entstehen Fragen aus denen Erkenntnisse gezogen werden, die wiederrum Fragen implizieren. Ein niemals endender Kreislauf, der es schwer macht, eine Lösung zu finden.

Rolle der Autorin

Die Beteiligten mussten sich erst in andere Rollen hineinversetzen. „Interviewer und Interviewter müssen sich eine gemeinsame Lebenswelt teilen und eine Interviewsituation gleich interpretieren“ (Fischer 2001, S. 146). Die Interviewerin wahrte kaum Distanz zum Interviewten, sondern tendierte zu einem Vertrauensverhältnis (vgl. Fischer 2001, S. 139 und 146). Dabei bestand die Gefahr, dass die Autorität verloren ging. Die Autorin sprach auch Verzerrungen an (vgl. Fischer 2001, S. 145 und 148) wie zum Beispiel „Die Erhebungssituation kann die Daten beeinflussen, Erinnerungen an die eigene Biographie können unzuverlässig sein, die Gruppendynamik kann es erschweren, bestimmte Arten von Informationen zu erhalten und die Methode der teilnehmenden Beobachtung ermöglicht nur unsystematische Erhebungen“ (Fischer 2002, S. 145). Darüber hinaus kamen Verzerrungen dabei auf, dass sich „ruhigere“ Teilnehmer sowohl in Gruppendiskussionen als auch in Einzelinterviews kaum eingebracht haben. Somit konnten ihre Sichtweisen nicht berücksichtigt werden. Kritisch zu hinterfragen ist, warum die Autorin nur ostdeutsche und engagierte Jugendliche („Positivbeispiele“) in die engere Wahl nahm, da diese Auswahl mit dem Ziel, motivationsfördernde und motivationshemmende Faktoren zu finden, nicht übereinstimmt. Ihre Begründungen sind nicht nachzuvollziehen, da auch „nicht engagierte“ Jugendliche auf Lösungen hinweisen können, um Umweltverbände besser zu gestalten. Auch der Vergleich zu Westdeutschland sollte gezogen werden, um gewisse Verbandsstrukturen ändern zu können (vgl. Fischer 2001, S.6). Es fiel der Autorin schwer, eigene Defizite zu erkennen. Zwar reflektiert die Autorin ihr Verhalten in der Gruppendiskussion, missachtet aber, dass sie keine Schlüsse aus ihrer Methode zieht, denn die Jugendlichen nehmen im Laufe der Zeit immer weniger an Gruppendiskussionen und Einzelinterviews teil. Aufgrunddessen sollte die Autorin ihre Methode überdenken. Darüber hinaus ist die Autorin zwar mit der Arbeit des Projektes vertraut und fachlich qualifiziert, aber aus pädagogischer Sicht sind diese Verhaltensweisen kritisch zu sehen, da sie auch gerade die “ruhigeren” Jugendliche miteinbeziehen sollte, damit Gleichberechtigung in der Gruppe herrscht.

Datenfixierung

Die Datenfixierung erfolgte in Form von Tonbandmitschnitten und Gedächtnisprotokollen. Einzel- und Gruppeninterviews wurden tabellarisch festgehalten und die Daten transkribiert (vgl. Fischer 2001, S.140). Die Transkription wurde von der Interviewerin selbst vorgenommen (vgl. Fischer 2001, S.149). Bei einer schlechten Tonaufnahme musste die Interviewerin aus den Mitschriften die Ergebnisse notieren. War eine Textstelle unverständlich, musste aus dem Kontext heraus interpretiert oder die Textstelle ausgelassen werden (vgl. Fischer 2001, S.149). Die Ergebnisse wurden dadurch verfälscht. Transkription beinhaltet immer einen Interpretationsspielraum. Die Forscherin gewinnt zudem neue Einblicke über das Untersuchungsfeld, die sie versucht, in die Studie mit einzubringen. Es entwickelt sich somit ein neues Realitätsbild, da auch die Interessen der Befragten berücksichtigt wurden.

Dateninterpretation

Bei der Auswertung und den Grenzen des Verfahrens stützt sich die Autorin auf die Grounded Theory, bei der eine Modifikation notwendig war, und bezieht sich auf die Kategorien und Codes. Die Codes wurden mit der Software „ATLAS/ti“ erstellt, mit der eine Datenauswertung möglich war. Durch Codes wurden gewonnene Erkenntnisse strukturiert und dokumentiert (vgl. Fischer 2001, S.140). Die Kategorien wurden geprüft und umstrukturiert. Es entstanden zwölf Kategorien. Zusätzlich wurden Ober- und Untercodes entwickelt (vgl. Fischer 2001, S.144). Danach begann das axiale Codieren, bei dem die Kategorien bestimmt und in Beziehung zu anderen gebracht wurden (vgl. Fischer 2001, S.143). Konnte ein Fall in mehrere Codes eingeteilt werden, so gewann der Fall unterschiedliche Gewichtungen in den Kategorien.

Geltung der Erkenntnisse

Die Gütekriterien „Validität“, „Verallgemeinerbarkeit“ und „Relevanz“ wurden verwendet. Die Validität ist eine begründbare Forschungsperspektive von einer subjektiven Wirklichkeit. Die Verallgemeinerbarkeit dient der Objektivität und soll auf vergleichbare Situationen anwendbar sein. Die Relevanz ist messbar und nutzt dem Forschungsgegenstand. „Der historisch-strukturelle Verallgemeinerungstypus kommt am ehesten dem Interesse entgegen […]“ (Fischer 2001, S.124). Es kamen Verzerrungen von Daten und Erkenntnissen in Gruppendiskussionen und Beobachtungen vor. Der Forschungsprozess ist dahingehend transparent, da ein intensiver Austausch zwischen Interviewer und Befragten erfolgte.

Diskurs mit Befragten

Den Jugendlichen wurde eine alltagsnahe Situation geschaffen. Die Interviewerin gab den Befragten Feedback und Meinungen wurden untereinander ausgetauscht. Für die Befragten stellte dies einen normalen Ablauf dar (vgl. Fischer 2001, S.139). Eine Vertrauensbasis wurde geschaffen, um es den Jugendlichen zu erleichtern, ihre Meinung frei zu äußern. Durch das Eingehen auf die Jugendlichen sollte eine Veränderung der Ausgangssituation angestrebt werden, mit dem Ziel, dass sich Jugendliche auch aktiv im Umweltverband engagieren und lernen, mit ihren neuen Erfahrungen besser umzugehen. „In der Folge konzentrierte sich die Erhebung daher auf die augenblickliche Motivation und deren Weiterentwicklung“ (Fischer 2001, S.138).

Literatur

Fischer, Corinna (Diss. 2002): “Das gehört jetzt irgendwie zu mir”. Mobilisierung von Jugendlichen aus den neuen Bundesländern zum Engagement in einem Umweltverband; Eine explorative Studie am Beispiel der BUNDjugend; Berlin; 2001

Flick, Uwe; Sozialforschung. Methoden und Anwendungen; Ein Überblick für die BA-Studiengänge; 2. Auflage; Rowohlt Verlag; Reinbek; 2009

Flick, Uwe; Qualitative Forschung als Prozess- Stationen und Entscheidungen; Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung; Juni 2007

Foliensatz 01 – Sozialwissenschaftliche Methoden EW – „1. Arbeitsformen, Studienleistung und Themenaufriss“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Petra Grell – 15.04.2014

Foliensatz 02 & 03 – Sozialwissenschaftliche Methoden EW – „2. (Text Flick) & 3. Sitzung: Wozu Sozialforschung? Quantitative und qualitative Forschung.“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Petra Grell – 29.04.2014

Foliensatz 04 – Seminar Sozialwissenschaftliche Methoden EW – „4. Sitzung – Begründungen – Interpretatives Paradigma im Unterschied zum normativen Paradigma.“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Petra Grell – 29.04.2014

Seminar Sozialwissenschaftliche Methoden EW 2014 – „07 Sitzung moodle 7.Sitzung: Analysieren einer Studie“ (SoSe 2014) Prof. Dr. Petra Grell – 28.05.2014

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