====== Tandem 2 ====== * Tandempartner*in 1: Deborah Wieschemann * Tandempartner*in 2: Fatma Turgut ===== Entwurfsfassung ===== ==== Verhältnis Theorie-Gegenstand ==== ==== Fragestellung, Forschungsperspektiven ==== Ziel dieser Studie ist es zu überprüfen, ob Schülerinnen und Schüler sich selbst als Gestalter ihrer Schulkarriere begreifen, wenn es um ihren Schulerfolg geht. Desweitern wird der Frage nachgegangen, ob sie in der Lage sind, Faktoren und Einflüsse wahrzunehmen, die sie befähigen, gute Leistungen zu erzielen (vgl. Leimbach 2015, S. 6). Für die Beantwortung dieser Frage muss zunächst einmal der subjektiv gemeinte Sinn des untersuchten Gegenstandes aus der Perspektive des Beteiligten erfasst werden (vgl. Flick 2016, S. 25). Daraus kann man schließen, dass in die Erfahrungen und Erkenntnisse der Schüler, die sie in ihrer bisherigen Schullaufbahn gemacht haben, eingegangen werden muss (vgl. Leimbach 2015, S. 45). Die explorative Studie und die qualitative Forschung ermöglichen, diese zu ermitteln. Die qualitative Forschung eignet sich besonders gut zur Erforschung wenig bekannter Bereiche (vgl. Leimbach 2015, S.51). Mit der explorativen Studie wird für das Forschungsfeld neue Interviewserie aufgenommen, die bisher nicht erkannt wurden (vgl. Leimbach 2015, S.67 f.). Leimbach verzichtet in seiner Studie auf die Interviewvarianten, das themenzentrierte wie das Tiefeninterview, weil sie wegen der erkenntnistheoretisch psychoanalytischen Ausrichtung nicht geeignet sind, die in dieser Studie angestrebten Ziele zu erreichen, und entscheidet sich für das leitfadengestützte problemzentrierte Interview (vgl. Leimbach 2015, S. 72). Außerdem wird hervorgehoben, dass eine Explorativ angelegte Studie auf Erkenntnismöglichkeiten verzichtet, wenn sie sich am Vorgehen theoriegeleiteter Forschung orientiert. Sie gehen nämlich davon aus, dass im Vorfeld der Untersuchung Hypothesen formuliert werden können, die schon kausale Beziehungen vorwegnehmen. Somit würde sie die Erkenntnismöglichkeiten bei dieser Studie verringern (vgl. Leimbach 2015, S. 55 f.). Die qualitative Herangehensweise ermöglicht die Untersuchungsteilnehmer gezielt auszuwählen, damit offene Fragen spontan in eigenen Worten beantwortet werden (vgl. Flick 2016, S. 24 f.). Hierbei handelt es sich um eine homogene Gruppe: nämlich Schülerinnen und Schüler mit türkischem Migrationshintergrund an Gymnasien (vgl. Leimbach 2015, S. 80). Daraus folgt, dass mit der qualitativen Forschung Schülerinnen und Schüler, ihre Sichtweisen auf und Erfahrungen mit Schule und Elternhaus und ihre Erfahrungen im Hinblick auf die Bedingungen für einen erfolgreichen Schulabschluss näher betrachtet werden (vgl. Leimbach 2015, S. 7). ==== Annäherung ans Feld ==== Zu Beantwortung der Forschungsfrage bedarf es einer Herangehensweise, die mehrere Kriterien erfüllen muss (vgl. Leimbach 2015, S. 48). Hier sei noch einmal hervorgehoben, dass die subjektive Sichtweise des untersuchten Gegenstandes ermittelt werden muss. Daraus kann man schließen, dass die Sichtweise unverfälscht wahrgenommen werden muss (vgl. Leimbach 2015, S.48). Somit müssen die schriftlichen und mündlichen Äußerungen in ihrer Ganzheit dokumentiert werden (vgl. Leimbach 2015, S. 48). Außerdem muss der Forschende subjektive Bedeutungszuschreibungen ohne Bewertung als Datenmaterial akzeptieren. An dieser Stelle muss man besonders betonen, dass Offenheit eine Voraussetzung gegenüber Unerwartetem ist. Damit bezweckt man, dass Äußerungen nicht als wichtig oder unwichtig eingestuft werden sollen, weil die Bedeutsamkeit erst im Verlauf der Studie ermittelt werden kann (vgl. Leimbach 2015, S.56). Dem Forschenden muss es gelingen ein Vertrauensverhältnis mit dem Beforschenden aufzubauen. Beiden Interviewpartnern muss ermöglicht werden über die Gesprächsinhalte mitzubestimmen, in Details einzugehen oder auch die Gesprächsführung übernehmen zu können (vgl. Leimbach 2015, S. 58). Daraus kann man folgern, dass ein Interview nur dann erfolgreich ist, wenn die Gesprächssituation von beiden als weitgehend natürlich empfunden wird (vgl. Leimbach 2015, S. 59). ==== Sammlung der Daten ==== Zur Datenerhebung verwendet Leimbach die Methode des leitfadengestützten problemzentrierten Interviews (vgl. Leimbach 2015 S.72). Diese Methode schafft einen prozessorientierten Rahmen, in dem zielführende Fragen gestellt und Abschweifungen abgebrochen werden können und gleichzeitig Raum für Erzählungen für die Befragten (vgl. Flick 2009, S.270). Die Studie stellt vor allem die Sichtweise der Befragten dar. Der symbolische Interaktionismus bildet eine Grundlage für die Erstellung des Forschungsdesigns, weil bei ihm besonders die Beziehung und Interaktion von Interviewtem und Interviewer entscheident ist für die Wortwahl der Fragen (vgl. Leimbach 2015, S. 52-55). Dadurch, dass Leimbach viel Wert auf die Offenheit gegenüber dem erworbenen Datenmaterial legt, wird versucht einer Verzerrung bei der Aufnahme der Daten zu vermeiden (vgl. Leimbach 2015, S.55). Um den Erhebungsprozess der Daten offen zu gestalten wird eine Mischform von einer induktiven und deduktiven Herangehensweise gewählt (vgl. Leimbach 2015, S.68). An Leimbachs Vorgang zu kritisieren ist, dass er aufgrund begrenzter Ressourcen den von Flick empfohlenen zirkulären Forschungsprozess (vgl. Flick 2016, S.75) nur mit zwei Interviews durchführt (vgl. Leimbach 2015, S.57). Die zentralen Fragen für das Interview werden aus dem Problem des Gegenstandes entwickelt (vgl. Leimbach 2015, S.68), was für Flick gleichzeitig eine Begrenzung der Methode darstellt (vgl. Flick 2009, S. 272). Die Fragen erstellt Leimbach in verschiedenen Durchgängen. Zuerst wird eine `Pilotphase´ durchgeführt, in der Fragen erstmal an wenigen Probanden ausprobiert werden. Anschließend folgt die eigentliche Interviewdurchführung in denen die Sondierungsfragen, Leitfadenfragen und Ad-hoc-Fragen gestellt werden (vgl. Leimbach 2015, S.69) Durch eine Tonbandaufzeichnung, die später verschriftlicht wird, werden die Daten erhoben. Gleichzeitig werden Nachinterview-Protokolle angefertigt und Kurzfragebögen von den Befragten ausgefüllt um Daten z.B. zu der Familienstruktur zu erhalten und das Interview zu entlasten (vgl. Leimbach 2015, S.69). ==== Fixierung der Daten ==== Die Daten werden von Leimbach durch eine Tonbandaufzeichnung fixiert und falls nötig im Anschluss durch Nachinterview-Protokolle ergänzt (vgl. Leimbach 2015, S.69). Flick beschreibt die Transkribtion als ein Verfahren, dass am sinnvollsten ist um ein Interview festzuhalten und einen unverfälschten Blick auf die Realität hervorzubringen (vgl. Flick 2016, S. 139). Leimbach legt nicht offen in welchen Verfahren er die Audiodateien transkribiert (vgl. Leimbach 2015, S.69), allerdings schafft er mit den Interviewtexten einen Bezug zur Realität (vgl. Leimbach 2015, S.87). ==== Interpretation der Daten ==== Mit den Worten: „Nicht Bewertung ist das Mittel zur Bedeutungserschließung, sondern nachvollziehende Interpretation auch auf den ersten Blick befremdlich erscheinender Aussagen.“ (Leimbach 2015, S.55) wird das Verständnis des Autoren von Interpretation beschrieben. Bei der Auswertung können jedoch keine Theorien entwickelt werden, da das Verfahren ungünstig ist und das Sample zu klein. Es handelt sich daher nur um eine explorative Studie (vgl. Leimbach 2015, S.66). Statt der Grounded Theory von Glaser & Strauß (1967) soll die `Phänomenologie´ Husserls verwendet werden um die Gemeinsamkeiten der individuellen Blickwinkel der Schüler mit türkischem Migrationshintergrund auf ihre Schulkarriere aufzuzeigen (vgl. Leimbach 2015, S.87-88). Dabei werden in induktive (im Nachhinein entstehende) und in deduktive (schon aus der Frage ableitbare) Kategorien eingeteilt (vgl. Leimbach 2015, S.88). Die Einteilung in Kategorien führt zu einer Reduktion des Materials (vgl. Flick 2016, S.147). ==== Geltungsbegründung ==== ==== Forschung als Diskurs ==== ==== Literatur ==== * Flick, Uwe (2016): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. 3 Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. * Flick, Uwe (2009): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 2 Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. * Leimbach, Burkhard (2015): Verschenkte Chancen - Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren? Optimierung der Zusammenarbeit von Schule, Eltern und ihren Kindern - eine Befragung von Schülerinnen und Schülern mit türkischem Migrationshintergrund bezüglich der Einstellung zu "schülerorientierter Elternarbeit" am Gymnasium. Dissertation. Oldenburg: Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. ===== Zweiter Text: Begründete Einschätzung anderer Analysen ===== ===Tandem 15, Platz 1=== Tandem 15 steht für uns auf dem ersten Platz, da die Analyse klar und aufmerksam beschrieben wurde. Alle Abschnitte beinhalten sinnvolle Aspekte, die inhaltlich gut nachvollziehbar sind. Die angemerkten Punkte sind hinreichend belegt und geben einen genauen Einblick in die Wichtigkeit der Entscheidungen des Autors. Die Analyse beinhaltet mehrere Quellen und wurde somit zum Teil kritisch geschrieben. Durch die Vielzahl der Quellen werden die angemerkten Punkte verstärkt. Der Abschnitt „Annährung an das Feld“ hat uns sehr gut gefallen, weil hier kurz erläutert wird, warum sich die qualitative Forschung besser eignet als die quantitative Forschung. Die Analyse zeigt in welchem Forschungskontext die Studie steht und wie sich die Studie von anderen Ansätzen abgrenzt. Alle Abschnitte stellen neue und präzise Aspekte dar und wiederholen sich inhaltlich nicht. ===Tandem 1, Platz 2=== Die Analyse von Tandem 1 steht auf dem zweiten Platz, weil sie trotz einiger formalen und rechtschreiblichen Fehlern gut gelungen ist. Es wurden einfache Formulierungen verwendet, sodass dem Lesenden der Zusammenhang verständlich gemacht wird. Vor allem die Fragestellung der Studie wurde durch passend ausgewählte Zitate von Leimbach unterstützt. Leimbachs Studie sollte etwas kritischer betrachtet werden. Auch ist es von Vorteil weitere Quellen hinzuzuziehen, wie zum Beispiel Mayring, der in der Analyse in einem Vergleich Leimbachs schon erwähnt wurde. Aufgefallen ist auch, dass die Vergleiche von Flick oft so beschrieben wurden, dass man denken könnte er habe sich direkt auf Leimbachs Studie bezogen. Alles in allem ist die Analyse auch mit der Einleitung klar strukturiert und gut zu verstehen. ===Tandem 10, Platz 3=== Tandem 10 steht für uns auf dem dritten Platz, da in der Analyse wenig auf die Merkmale der qualitativen Forschung eingegangen wurde. In dem Abschnitt „Fragestellung, Forschungsperspektiven“ ist es möglich sich kurz auf diese zu beziehen. Auch hier wurde die Analyse klar und aufmerksam beschrieben. Die Analyse beinhaltet viele Quellen, die ermöglichen zu wesentlichen Punkten kritisch Stellung zu nehmen. Der Abschnitt „Annährung an das Feld“ hat uns sehr gut gefallen, weil hier im Vergleich zu anderen Analysen auf andere Aspekte eingegangen wurde. Somit hat die Analyse eine abwechslungsreiche Struktur erhalten. Die Abschnitte bauen aufeinander auf und konzentrieren sich auf das Wesentliche. Die angemerkten Punkte werden durch Zitate verstärkt. Die Zitate haben eine angemessene Länge und ermöglichen den Zusammenhang beurteilen zu können, in dem sie steht. ===Tandem 14, Platz 4=== Die Analyse von Tandem 14 steht auf dem vierten Platz. Ihnen ist es gelungen die Fragestellung anschaulich zu erklären, wobei der Zusammenhang zu dem einführenden Zitat und dem abschließenden Vergleich von Flick nicht geklärt wird. Die Analyse klärt nicht, dass es sich bei der Studie um eine qualitative Studie handelt. Auch werden Aussagen über die Studie als Vergleiche von Flick dargestellt. Hier sollte die Meinung von Flick und die Inhalte der Studie klarer voneinander getrennt werden. Teilweise werden keine Seitenangaben zu Vergleichen aus der Studie gegeben. Eine kritische Auseinandersetzung findet nicht statt. Dadurch, dass manche Sätze grammatisch oder formell nicht stimmen ist es schwierig den Sinn mancher Stellen zu verstehen. Zur Hilfe der Analyse wurde nur eine weitere Quelle hinzugezogen, was auch nicht ausreichend ist. ===== Dritter Text: Endfassung ===== ==== Einleitung ==== Im Folgenden wird die qualitative Studie "Verschenkte Chancen - Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren?" von Burkhard Leimbach (2015) analysiert. Inhalt der Studie sind Schülerinnen und Schülern mit türkischen Migrationshintergrund an Gymnasien und der Zusammenhang von deren Schulkarrieren mit der Eltern-Schule-Schüler/in Beziehung. Leimbach möchte mit seiner Studie erzielen, dass Lehrer/innen, Schulleitungen und Elternräte über die steigende Anzahl von Jugendlichen mit Migration informiert werden und somit Gestaltungsmöglichkeiten für eine bessere Zusammenarbeit aufgezeigt werden (vgl. Leimbach 2015, S.28). ==== Verhältnis Theorie-Gegenstand ==== Der Untersuchungsgegenstand von Leimbachs Studie sind die Schülerinnen und Schüler mit türkischem Hintergrund und deren Gestaltung ihrer Schulkarriere (vgl. Leimbach, 2015, S. 44-48). Nach Flick soll die Theorie am Ende der Studie entwickelt werden, indem nur ein paar Fälle betrachtet und ausführlich untersucht werden sollen (vgl. Flick, 2009, S. 25f.). Leimbach lehnt eine vorausgehende Theorie ab, da die Befragungen der Schülerinnen und Schüler zu dem Ergebnis führen sollen und hier eine Offenheit gegenüber unerwartbarem gegeben sein muss (vgl. Leimbach 2015, S. 55). Wobei eine völlige Offenheit gegenüber den Interviewpartner nicht vorliegen kann, da das gewonnene Material bei der Verarbeitung immer auch ein Stück weit interpretiert werden muss (vgl. Mayring, 2002, S. 20-22). Leimbach setzt sich also intensiv mit dem Prinzip der Offenheit auseinander. In diesem Zusammenhang wird auch erwähnt, dass ein Vorwissen des Gegenstandfeldes vorhanden ist und ebenfalls gut sichtbar gemacht werden soll (vgl. Leimbach, S. 56). Kritisch zu bewerten ist, dass Leimbach viel Wert darauf legt eine groß mögliche Offenheit gegenüber dem „Besonderen des Einzelfalls“ (Leimbach, 2015, S.74) zu haben und daher die Erstellung von Hypothesen nicht als Priorität sieht, allerdings ist allein schon der Titel der Studie `Verschenkte Chancen´ in gewisser Weise eine Wertung der Studie. Leimbach entwickelt den Untersuchungsgegenstand in kritischer Auseinandersetzung mit Theorien, was an dem qualitativen Forschungsprozess erkannt werden kann, da hier keine Hypothese oder Theorie zu Beginn des Forschungsprozess steht, sondern eine Fragestellung (vgl. Leimbach, 2015, S.51). ==== Fragestellung, Forschungsperspektiven ==== Ziel dieser Studie ist es zu überprüfen, ob Schülerinnen und Schüler sich selbst als Gestalter ihrer Schulkarriere begreifen, wenn es um ihren Schulerfolg geht. Desweitern wird der Frage nachgegangen, ob sie in der Lage sind, Faktoren und Einflüsse wahrzunehmen, die sie befähigen, gute Leistungen zu erzielen (vgl. Leimbach 2015, S. 6). Für die Beantwortung solcher Fragen muss zunächst einmal der subjektiv gemeinte Sinn des untersuchten Gegenstandes aus der Perspektive des Beteiligten erfasst werden (vgl. Flick 2016, S. 25). Daraus kann man schließen, dass auf die Erfahrungen und Erkenntnisse der Schüler, die sie in ihrer bisherigen Schullaufbahn gemacht haben, eingegangen werden muss (vgl. Leimbach 2015, S. 45). Die explorative Studie und die qualitative Forschung ermöglichen diese zu ermitteln. Die qualitative Forschung eignet sich besonders gut zur Erforschung wenig bekannter Bereiche (vgl. Leimbach 2015, S.51). Mit der explorativen Studie werden für das Forschungsfeld neue Interviewserien aufgenommen (vgl. Leimbach 2015, S.67 f.), bei denen sich Leimbach für das leitfadengestützte problemzentrierte Interview entscheidet (vgl. Leimbach 2015, S. 72). Es wird hervorgehoben, dass eine explorativ angelegte Studie auf Erkenntnismöglichkeiten verzichtet, wenn sie sich am Vorgehen theoriegeleiteter Forschung orientiert. Sie gehen nämlich davon aus, dass im Vorfeld der Untersuchung Hypothesen formuliert werden können, die schon kausale Beziehungen vorwegnehmen. Somit würden sie die Erkenntnismöglichkeiten bei dieser Studie verringern (vgl. Leimbach 2015, S. 55 f.). Die qualitative Herangehensweise ermöglicht die Untersuchungsteilnehmer gezielt auszuwählen, damit offene Fragen spontan in eigenen Worten beantwortet werden (vgl. Flick 2016, S. 24 f.). Hierbei handelt es sich um eine homogene Gruppe: nämlich Schülerinnen und Schüler mit türkischem Migrationshintergrund an Gymnasien (vgl. Leimbach 2015, S. 80). ==== Annäherung ans Feld ==== Zu Beantwortung der Forschungsfrage bedarf es einer Herangehensweise, die mehrere Kriterien erfüllen muss (vgl. Leimbach 2015, S. 48). Hier sei noch einmal hervorgehoben, dass die subjektive Sichtweise des untersuchten Gegenstandes ermittelt werden muss. Daraus kann man schließen, dass die Sichtweise unverfälscht wahrgenommen werden muss (vgl. Leimbach 2015, S.48). Somit müssen die schriftlichen und mündlichen Äußerungen in ihrer Ganzheit dokumentiert werden (vgl. Leimbach 2015, S. 48). Außerdem muss der Forschende subjektive Bedeutungszuschreibungen ohne Bewertung als Datenmaterial akzeptieren. An dieser Stelle muss man besonders betonen, dass Offenheit eine Voraussetzung gegenüber Unerwartetem ist. Damit bezweckt man, dass Äußerungen nicht als wichtig oder unwichtig eingestuft werden sollen, weil die Bedeutsamkeit erst im Verlauf der Studie ermittelt werden kann (vgl. Leimbach 2015, S.56). Dem Forschenden muss es gelingen ein Vertrauensverhältnis mit dem Beforschenden aufzubauen. Beiden Interviewpartnern muss ermöglicht werden über die Gesprächsinhalte mitzubestimmen, in Details einzugehen oder auch die Gesprächsführung übernehmen zu können (vgl. Leimbach 2015, S. 58). Daraus kann man folgern, dass ein Interview nur dann erfolgreich ist, wenn die Gesprächssituation von beiden als weitgehend natürlich empfunden wird (vgl. Leimbach 2015, S. 59). ==== Sammlung der Daten ==== Zur Datenerhebung verwendet Leimbach die Methode des leitfadengestützten problemzentrierten Interviews (vgl. Leimbach 2015 S.72). Diese Methode schafft einen prozessorientierten Rahmen, in dem zielführende Fragen gestellt und Abschweifungen abgebrochen werden können und gleichzeitig Raum für Erzählungen für die Befragten (vgl. Flick 2009, S.270). Die Studie stellt vor allem die Sichtweise der Befragten dar. Der symbolische Interaktionismus bildet eine Grundlage für die Erstellung des Forschungsdesigns, weil bei ihm besonders die Beziehung und Interaktion von Interviewtem und Interviewer entscheident ist für die Wortwahl der Fragen (vgl. Leimbach 2015, S. 52-55). Dadurch, dass Leimbach viel Wert auf die Offenheit gegenüber dem erworbenen Datenmaterial legt, wird versucht einer Verzerrung bei der Aufnahme der Daten zu vermeiden (vgl. Leimbach 2015, S.55). Um den Erhebungsprozess der Daten offen zu gestalten wird eine Mischform von einer induktiven und deduktiven Herangehensweise gewählt (vgl. Leimbach 2015, S.68). An Leimbachs Vorgang zu kritisieren ist, dass er aufgrund begrenzter Ressourcen den von Flick empfohlenen zirkulären Forschungsprozess (vgl. Flick 2016, S.75) nur mit zwei Interviews durchführt (vgl. Leimbach 2015, S.57). Die zentralen Fragen für das Interview werden aus dem Problem des Gegenstandes entwickelt (vgl. Leimbach 2015, S.68), was für Flick gleichzeitig eine Begrenzung der Methode darstellt (vgl. Flick 2009, S. 272). Die Fragen erstellt Leimbach in verschiedenen Durchgängen. Zuerst wird eine `Pilotphase´ durchgeführt, in der Fragen erstmal an wenigen Probanden ausprobiert werden. Anschließend folgt die eigentliche Interviewdurchführung in denen die Sondierungsfragen, Leitfadenfragen und Ad-hoc-Fragen gestellt werden (vgl. Leimbach 2015, S.69). Durch eine Tonbandaufzeichnung, die später verschriftlicht wird, werden die Daten erhoben. Gleichzeitig werden Nachinterview-Protokolle angefertigt und Kurzfragebögen von den Befragten ausgefüllt um Daten z.B. zu der Familienstruktur zu erhalten und das Interview zu entlasten (vgl. Leimbach 2015, S.69). ==== Fixierung der Daten ==== Die Daten werden von Leimbach durch eine Tonbandaufzeichnung fixiert und falls nötig im Anschluss durch Nachinterview-Protokolle ergänzt (vgl. Leimbach 2015, S.69). Flick beschreibt die Transkribtion als ein Verfahren, dass am sinnvollsten ist um ein Interview festzuhalten und einen unverfälschten Blick auf die Realität hervorzubringen (vgl. Flick 2016, S. 139). Leimbach legt nicht offen in welchen Verfahren er die Audiodateien transkribiert (vgl. Leimbach 2015, S.69). Allerdings schafft er mit den Interviewtexten einen Bezug zur Realität, indem reflektiert wird, wie eine größtmögliche Offenheit zu den Interviewten gewährleistet werden kann, ohne dass zu sehr von dem Thema abgeschweift wird (vgl. Leimbach 2015, S.87). ==== Interpretation der Daten ==== Mit den Worten: „Nicht Bewertung ist das Mittel zur Bedeutungserschließung, sondern nachvollziehende Interpretation auch auf den ersten Blick befremdlich erscheinender Aussagen.“ (Leimbach 2015, S.55) wird das Verständnis des Autoren von Interpretation beschrieben. Bei der Auswertung können jedoch keine Theorien entwickelt werden, da das Verfahren ungünstig ist und das Sample zu klein. Es handelt sich daher nur um eine explorative Studie (vgl. Leimbach 2015, S.66). Statt der Grounded Theory von Glaser & Strauß (1967) soll die `Phänomenologie´ Husserls verwendet werden um die Gemeinsamkeiten der individuellen Blickwinkel der Schüler mit türkischem Migrationshintergrund auf ihre Schulkarriere aufzuzeigen (vgl. Leimbach 2015, S.87-88). Dabei werden in induktive (im Nachhinein entstehende) und in deduktive (schon aus der Frage ableitbare) Kategorien eingeteilt (vgl. Leimbach 2015, S.88). Die Einteilung in Kategorien führt zu einer Reduktion des Materials (vgl. Flick 2016, S.147). ==== Geltungsbegründung ==== Für die qualitative Forschung haben sich noch keine allgemeingültigen Güterkriterien durchgesetzt. Es bestehe die Möglichkeit Kriterien der quantitativen Forschung auf die qualitative zu übertragen (vgl. Steinke 2013, S.319 f.). Allerdings wird diese Anwendung für die qualitative Forschungen diskutiert (vgl. Flick 2016, S. 270 f.). Die Zentralen Güterkriterien hierbei sind Reliabilität, Validität und Objektivität (vgl. Steinke 2013, S.319). Das erste allgemeinerkannte Kriterium, Reliabilität, findet sich in Leimbachs Studie wieder, denn der Interviewer stellt immer die gleichen Leitfragen, die später angepasst werden (vgl. Leimbach 2015, S. 98 f.). Darüber hinaus wurden geplante Fragen erstellt, so dass der Interviewer sich auf die individuellen Interessen und emotional aufgeladenen Problemfelder der Interviewten einstellt und ihnen die Gelegenheit gibt, diese ausführlicher darzustellen (vgl. Leimbach 2015, S. 106). Die Objektivität ist nur teilweise in dieser Studie gegeben. Sie liegt vor, wenn verschiedene Forscher denselben Test unabhängig voneinander durchführen und die Ergebnisse identisch sind (vgl. Flick 2016, S.270). ==== Forschung als Diskurs ==== Leimbachs Studie stützt sich auf eine schmale Datenbasis. Daraus ergibt sich, dass zehn Interviews nicht ausreichen, um tragfähige Generalisierungen oder Typisierungen vornehmen zu können (vgl. Leimbach 2015, S.304). Trotzdem gewährt die Studie Vorschläge mit den Empfehlungen aus Sicht der Schülerinnen und Schüler zur Erhöhung ihrer Erfolgschancen (vgl. Leimbach 2015, S.306). Die Zusammenarbeit zwischen Schule, Eltern und Schüler*innen können nur gewährleistet werden, wenn Kommunikationswege gewählt werden, die die individuellen Interessen und Vorstellungen von Schülern*innen in Form und Inhalt berücksichtigen (vgl. Leimbach 2015, S.206). Nach Ansicht der Schüler*innen erfüllen sowohl Eltern, als auch die Schule weitgehend ihre Erwartungen (vgl. Leimbach 2015, S.304). ==== Literatur ==== * Flick, Uwe (2016): Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. 3 Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. * Flick, Uwe (2009): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 2. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. * Leimbach, Burkhard (2015): Verschenkte Chancen - Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Schulkarrieren? Optimierung der Zusammenarbeit von Schule, Eltern und ihren Kindern - eine Befragung von Schülerinnen und Schülern mit türkischem Migrationshintergrund bezüglich der Einstellung zu „schülerorientierter Elternarbeit“ am Gymnasium. Dissertation. Oldenburg: Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. * Mayring, Philipp (2016): Einführung in die qualitative Soziallehre. 6. Auflage. Weinheim und Basel: Beltz Verlag. * Steinke, Ines: Gütekriterien qualitativer Forschung. In: Flick, Uwe; von Kardoff, Ernst, Steinke, Ines: Qualitative Forschung. Ein Handbuch. 10. Auflage, Rowohlt, Hamburg 2013, S. 319-331 ===== Kommentare ===== ~~DISCUSSION~~